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Zum Teufel mit dem Teufel und zur Hölle mit der Hölle
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Zum Teufel mit dem Teufel und zur Hölle mit der Hölle
eBook223 Seiten2 Stunden

Zum Teufel mit dem Teufel und zur Hölle mit der Hölle

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Über dieses E-Book

Der Autor setzt sich in Briefform philosophisch-kritisch mit dem Theologen und Psychiater Dr. Manfred Lütz auseinander, der in seinen Büchern ein orthodoxes Christentum vertritt, welches beansprucht, über die allein gültige Moral zu verfügen, da – nach einem Wort von Dostojewskij – ohne Gott „alles erlaubt sei – sogar die Menschenfresserei“. Lütz scheut sich nicht, Abrahams Sohnesopfer als einen »heilbringenden Mordversuch« zu preisen, der über jede Kritik unter dem Gesichtspunkt der allgemeinen Menschenrechte erhaben sei. Dieses Buch zeigt auf, in welch archaisch-desaströse Moral sich ein Christentum verstricken muss, welches auch heute noch dogmatisch die gesamte Bibel als absolute veroffenbarte Wahrheit eines »Gottes« vertritt, dessen Taten in der Weltgeschichte (selbst dem Holocaust) ein »höherer« heilsgeschichtlicher Sinn zugeschrieben wird. Demgegenüber kommt es darauf an, die Welt nicht (weil angeblich von einem ‚gerechten‘ Gott geschaffen) als die »beste aller möglichen« zu betrachten, sondern moralisch (nach aufgeklärten modernen Standards) davon auszugehen, dass eine bessere Welt möglich ist.

Hermann Oetjens wurde im Jahr 1942 in Hamburg geboren, wo er seine ganze Schulzeit und anschließende kaufmännische Lehre absolvierte. Nach dem Abendabitur 1961 studierte er Philosophie, Mathematik, Soziologe und Geschichte an den Universitäten Hamburg, Göttingen, Kiel und Saarbrücken, wo er zunächst ab 1971 als wissenschaftl. Assistent arbeitete und von 1975-1981 als Assistenzprofessor Philosophie lehrte. Danach verdiente er seinen Lebensunterhalt außerhalb der Universität, zunächst als Lehrer, ab 1987 als Geschäftsführer in sozialen Einrichtungen sowie in der freien Wirtschaft. Seit seinem Ruhestand 2001 widmet er sich wieder vollumfänglich der Philosophie mit den Schwerpunkten Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie, Ethik und Rechtsphilosophie. Er ist verheiratet, seine Frau und er leben in Freiburg i.Br. und haben 2 erwachsene Kinder.
 
SpracheDeutsch
HerausgeberEuropa Edizioni
Erscheinungsdatum31. März 2023
ISBN9791220138772
Zum Teufel mit dem Teufel und zur Hölle mit der Hölle

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    Buchvorschau

    Zum Teufel mit dem Teufel und zur Hölle mit der Hölle - Hermann Oetjens

    Vorwort

    Theologische Streitereien sind, wie man weiß, wenig ergiebig und die Philosophie sollte sich da raushalten. Im 18. Jahrhundert gab es den umfänglichen Fragmenten-Streit, der durch Lessings (anonyme) Veröffentlichung einiger Fragmente des Hermann Samuel Reimarus (1694 – 1768) ausgelöst wurde und die eine Brief-Kontroverse zwischen Lessing und dem Hauptpastor Johann Melchior Goeze (1717-1786) zur Folge hatte. In diesem Streit ging es u.a. um die Frage, wie die Rolle der Vernunft in Bezug auf die Religion zu bestimmen sei. 

    In seinem Buch »GOTT. Eine kleine Geschichte des Größten« hat der Psychiater und Theologe Manfred Lütz für die Vernunft der Aufklärung und die Allgemeinen Menschenrechte nur Hohn und Spott übrig, weil es »in (seiner) Wirklichkeit« auf etwas ganz anderes ankomme. Einem späteren Buch gibt er den reißerischen Titel: BLUFF! Die Fälschung der Welt. In einem Interview dazu¹ erklärt der Autor, er wolle mit seinem Buch darauf hinweisen, dass es eine „wichtigere existenzielle Welt" gäbe. 

    Auf die Frage des Reporters, wie man denn dazu kommen könne, diese existenzielle Welt zu erfahren, antwortet er: Indem der Zuschauer sich z.B. frage, was er denn machen würde, wenn er jetzt erfahren würde, dass er in zwei Wochen sterben müsste. Er würde dann gewiss nicht „Fernsehen gucken, sondern vielleicht Freunde einladen, noch einmal den Sonnenuntergang genießen, Menschen helfen, vielleicht sich mit Feinden versöhnen. Er werde Existenzielles" tun. In diesem Sinne hoffe er, dass sein

    Buch wahrhaft lebensrettend sein könne, indem es den

    Menschen dazu verhelfen könnte, ihr Leben nicht zu verplempern, sondern sich – „wenigstens ab und zu - für existenzielle Momente" zu sensibilisieren. 

    Man sollte dem Autor jedoch nicht auf den Leim gehen. 

    Die so lebensnah und psychologisch einfühlsam beschriebenen "existenziellen Momente" (einmal mehr Freunde einzuladen oder mal wieder einen Sonnenuntergang zu genießen - gegen die gewiss niemand etwas haben wird) sind nicht das eigentlich Lebensrettende, worauf der Autor abzielt. 

    Worauf es ihm letztlich als (seine) »wahre Wirklichkeit« ankommt, formuliert er in dem Buch BLUFF am Ende folgendermaßen:

    Wer die Fälschungen der Welt hinter sich lässt und sich der existenziellen Welt zuwendet, der kann wirklich leben, aber er kann auch der Frage nach dem Sinn des Lebens nicht mehr ausweichen, er muss mit seinem ganzen Leben höchstpersönlich darauf antworten, und er muss die Konsequenzen seiner Antwort tragen. (..) Existenziell Atheist zu sein und existenziell Christ zu sein, ist nicht irgendeine lustige Rolle im großen Welttheater, sondern es ist zweifellos eine ernste Sache, die jeder für sich entscheiden muss und die eindeutig in der Wirklichkeit stattfindet, es ist eine Sache auf Leben und Tod (182).

    Diese "Sache auf Leben und Tod, die auch in seinem Buch »GOTT« die Hauptrolle spielt, bedeutet für ihn die immer wieder bußpredigerisch beschworene Gefahr der ewigen Verdammnis, der man eingedenk sein solle und der man nur auf eine Weise entkommen könne: nämlich dadurch, existenziell Christ zu sein".

    Demgegenüber wäre auf die ganz andere Möglichkeit hinzuweisen, diese Gefahr zu bannen: indem man nämlich deren dogmatisch-metaphysische Voraussetzung streicht

    14

    und sich der freundlichen Empfehlung des gesunden Menschenverstandes anschließt: Zum Teufel mit dem Teufel und zur Hölle mit der Hölle.

    Und: wenn man sich existenziell für etwas sensibilisieren sollte, dann dafür, welch desaströse moralische Konsequenzen mit dem Narrativ des despotisch-inhumanen »GOTTes des Dr. Lütz« verbunden sind. Dessen ihm zugeschriebenes Handeln in der Weltgeschichte dürfte wohl schwerlich als die „längste Liebesgeschichte aller Zeiten" angesehen werden können, wie der Autor uns weiszumachen versucht. Schon gar nicht sollte irgendein weltlicher Herrscher sich die Taten dieses »GOTTes« zum Vorbild nehmen.

    1 Warum ich Ihnen schreibe

    Sehr geehrter Herr Lütz, eigentlich hatte ich gedacht, spätestens im Alter von 19 die Gottesfrage endgültig für mich erledigt zu haben. Ich hatte mich damals von dem Gedanken verabschiedet, Theologie zu studieren. Unter dem Einfluss von Karl Jaspers erschien es mir offener, mich unter der Wahrheitsfrage lieber auf das weitere Feld der Philosophie zu begeben. Da ich bereits einen kaufmännischen Brotberuf erlernt hatte, mit dem ich notfalls meinen Lebensunterhalt verdienen konnte, ging ich das existenzielle Risiko ein, ein Studienfach zu wählen, von dem ich nicht wusste, wie damit außerhalb der Universität Geld zum Leben zu verdienen wäre. Selten habe ich mich in meinem Leben freier gefühlt, als ich dann mit 21 zum ersten Mal die Universität betrat. Hinter mir eine ärmliche Jugend in der Nachkriegszeit des zerbombten Hamburgs, vor mir das offene Universum des Wissens.

    Jetzt habe ich mich aufgrund meiner Auseinandersetzung mit Ihrem Buch wieder ausführlicher mit einigen Büchern der Bibel, mit dem Katechismus der Katholischen Kirche (KK) sowie mit einigen religions-, speziell auch christentumskritischen Schriften beschäftigt, die allesamt schon seit Jahren in den hinteren Fächern meiner Bücherregale abgetaucht waren. Ich muss gestehen, dass es mir nicht besonders gut ging mit dieser Lektüre.

    Zu eng und absurd erscheint mir nach wie vor die Perspektive der Gottesfrage, unter der hier die Geistigkeit und die Geschicke der Menschheit behandelt werden. Als ob es keine anderen Probleme als das eigene Seelenheil unter der Drohung des Jüngsten Gerichts nach der Auferstehung von den Toten gäbe. Sie mögen das für die alles

    entscheidende ‚Frage auf Leben und Tod‘ ansehen. Mir kommt das alles ziemlich engstirnig vor.

    Dass die teilweise weit über 2000 Jahre alten Texte (denen eine längere mündliche Überlieferung vorausgegangen sein dürfte) als angebliches Wort Gottes unfehlbar alle Wahrheiten dieser Welt enthalten sollten, ist angesichts der modernen Naturwissenschaften natürlich nicht auch nur eine Sekunde lang in Betracht zu ziehen.

    Für mich steht eindeutig fest:

    Weder ist alles, was in der Bibel steht, wahr, noch steht alles in der Bibel, was wahr ist.

    So hat denn auch Ihre Kirche inzwischen, wenn ich das recht verstehe, ihren Unfehlbarkeitsanspruch auf Fragen der Sittlichkeit und des Glaubens eingeschränkt.

    Was den Glauben betrifft, mag das noch hingehen. Schließlich kann jeder Verein sich die Satzung geben, die er für richtig hält, und jede politische Partei kann ihre Statuten, auf die ihre Mitglieder verpflichtet sind, aufstellen, wie sie will. Niemand ist gezwungen, in einem Verein zu verweilen, wenn ihm dessen Satzung nicht mehr gefällt, wie auch niemand gezwungen ist, eine Sportart zu spielen, deren Regeln ihm nicht gefallen.

    Anders sieht die Sache aus in Bezug auf die Sittlichkeit, also in Bezug auf Recht und Moral. Hier stehen die Maximen der Religion (wie natürlich auch die Zielsetzungen anderer Gemeinschaften) in Konkurrenz zu den Gesetzen, die in einem Staat und im Völkerrecht nach modernen Maßstäben als verbindlich angesehen werden.

    Dazu haben mich wieder die Details in dem Buch Denn sie wissen nicht, was sie glauben von Franz Buggle erschüttert, durch die die brutalen archaisch-inhumanen

    Strafandrohungen in Erinnerung gerufen werden, die unübersehbar auch noch durch das Neue Testament für die Ungläubigen in Aussicht gestellt werden. Die sadistischen Folterungen, die in diesen Texten als Gerechtigkeit eines angeblich göttlichen Strafgerichts vorgesehen sind, sprechen jeder auch nur einigermaßen aufgeklärten Humanität Hohn. 

    In der Offenbarung des Johannes ist dazu zu lesen:

    Und aus dem Rauch kamen Heuschrecken auf die Erde; und ihnen ward Macht gegeben, wie die Skorpione auf Erden Macht haben. Und es ward ihnen gesagt, dass sie nicht beschädigen das Gras auf Erden noch ein Grünes noch einen Baum, sondern allein die Menschen, die nicht haben das Siegel Gottes an ihren Stirnen. Und es ward ihnen gegeben, dass sie sie nicht töteten, sondern sie quälten fünf Monate lang; und ihre Qual war wie eine Qual vom Skorpion, wenn er einen Menschen schlägt. Und in den Tagen werden die Menschen den Tod suchen, und nicht finden; werden begehren zu sterben, und der Tod wird vor ihnen fliehen. Und die Heuschrecken sind gleich den Rossen, die zum Kriege bereitet sind; und auf ihrem Haupt wie Kronen, dem Golde gleich, und ihr Antlitz gleich der Menschen Antlitz; und hatten Haare wie Weiberhaare, und ihre Zähne waren wie die der Löwen; und hatten Panzer wie eiserne Panzer, und das Rasseln ihrer Flügel wie das Rasseln an den Wagen vieler Rosse, die in den Krieg laufen; und hatten Schwänze gleich den Skorpionen, und es waren Stacheln an ihren Schwänzen; und ihre Macht war, zu beschädigen die Menschen fünf Monate lang (Offb 9, 3-10).

    Mit solchen Aussichten schrecken Sie Ihr armes Mütterchen (die Vetula des Thomas von Aquin) und kleine Kinder. Es bleibt für mich unerklärlich, wie ein Christentum, welches auch Sie als eine Religion der Liebe darzustellen versuchen, weiterhin derartige Texte unkorrigiert als göttliche Offenbarung bezeichnen kann.²

    Der neue Katholische Katechismus von 1997 (KK) bekennt sich zwar noch zur Realität des Teufels und der Hölle, hält sich aber mit der Ausmalung von Höllenqualen vornehm zurück. In Ihrem Buch kommen die Wörter ‚Teufel‘ und ‚Hölle‘ überhaupt nicht mehr vor. Sollte das bereits eine Frucht des Buches von Franz Buggle sein, dass man das heutige Publikum mit derartigen Abscheulichkeiten nicht mehr zu behelligen wagt?

    Das sollte mir recht sein, es bliebe dann nur noch die Frage nach der intellektuellen Redlichkeit, mit der es kaum vereinbar sein dürfte, derlei Texte einfach mit Schweigen zu übergehen.

    In meinem Buch Zwischen Gott und Atom (GuA) behandle ich die Gottesfrage nur kurz und verwende mehr Mühe darauf, mich mit dem weltanschaulichen Naturalismus auseinanderzusetzen. 

    Nichts gegen die Naturwissenschaften, wie sollte man auch ‚dagegen‘ sein können? Die philosophische Frage ist nur, ob es Sinn macht, die Methodologie der Naturwissenschaften in dem Sinne zu verallgemeinern, dass alles, was dieser Methode nicht folgt, als Unfug abgetan werden könnte. In diesem Sinne entstand Anfang des 20. Jh. die Position des sog. Physikalismus. Allen Ernstes vertraten namhafte Naturforscher die Allzuständigkeit der Physik nach dem Motto: Da letztlich alles auf der Bewegung der Atome beruhe, müsste auch eine umfassende Theorie der Atome eine Theorie von allem ergeben. Heutzutage treten manche Hirnforscher mit einer ähnlich anmutenden Allzuständigkeit auf: Da alles Denken letztlich auf gewissen

    Gehirnfunktionen beruhe, müsste – so die Idee - eine vollständige Theorie des Gehirns schließlich auch ein Gedankenlesen ermöglichen.

    Ich halte derartige Spekulation für einen völlig überdrehten Nonsens, was mich dazu bewogen hat, meinem Buch den Titel „Zwischen Gott und Atom" zu geben. Ich möchte dadurch Raum schaffen für eine angemessene Reflexion auf das, was das spezifische Humanum des Menschen ausmacht: dass der Mensch nämlich der Wahrheit und der Gerechtigkeit (in einem noch zu klärenden Sinne) fähig ist. Die Thematisierung dieser Ideale eröffnet (in der Tradition der Aufklärung) einen säkularen Humanismus, den ich mit Entschiedenheit gegen alle religiösen Verballhornungen des Menschen vertrete, aber auch gegen jede Art von szientistischen Verkürzungen, wie sie von einem sich weltanschaulich gebärdenden Naturalismus unterschiedlicher Prägungen gern vertreten werden.

    »Theodizee« und »Kosmodizee«

    Was den weltanschaulichen Naturalismus betrifft, so führt dieser analog zum theologischen Problem der Theodizee geradezu in eine Kosmodizee, in der die menschliche Verantwortung unter der (metaphysischen) Idee einer deterministischen Natur zu verschwinden droht. Einen personhaft vorgestellten allmächtigen »Gott« kann man, wie wir noch sehen werden, immerhin noch für seine Schöpfung verantwortlich machen, eine deterministische Natur natürlich nicht. Deshalb war es sinnlos, dass Xerxes das Meer auspeitschen ließ, nachdem es seine Flotte zerstört hatte. Ebenso sinnlos war es natürlich, dass Jesus einen Feigenbaum ‚auf ewig‘ verdorren ließ, weil dieser keine Blätter trug (Mt 21, 19).

    So auch beim Menschen. Wenn man, wie manche Hirnforscher vorschlagen, das Gehirn an die Stelle des Ich setzt, hört alle Verantwortlichkeit auf. Verantwortung schreibt man einer Person zu, nicht einem (materiellen) Gehirn. In dieser Frage werden wir vielleicht sogar einig werden können. Vielleicht aber weniger darüber, was in diesem Zusammenhang unter einer ‚Person‘ zu verstehen

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