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Von Schatten heimgesucht
Von Schatten heimgesucht
Von Schatten heimgesucht
eBook329 Seiten4 Stunden

Von Schatten heimgesucht

Von Kel

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Über dieses E-Book

Einst jagte ich Hexen. Jetzt lebe ich mit ihnen.

Meine Vergangenheit als Kopfgeldjägerin der Übernatürlichen macht es nicht mir leicht und mich in den neuen Kreisen, in denen ich mich bewege, nicht unbedingt beliebt.

Schockierend, ich weiß!

Jemand will mich tot sehen. Zu schade, denn ich bin gut darin, am Leben zu bleiben. Das hält Ronan jedoch nicht davon ab, ein Alpha-Arschloch zu sein. Er will, dass ich in Nathalies Apartment und in Sicherheit bleibe, während er sich in Gefahr begibt und mir Brees Zukunft vorhält. Aber das wird nicht passieren. Zu sagen, ich sei am Arsch, ist eine Untertreibung. Aber ich war schon in schlimmeren Situationen.

Luzifer mag nicht mehr da sein, aber der Zusammenbruch der Magie ist es nicht.

Meine Feinde lauern überall. Und dieses Mal werden sie wissen, was es heißt, zu brennen. Manche Dinge sind schlimmer als der Teufel. Um Bree zu retten, werde ich zu einem von denen.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum20. Juni 2023
ISBN9786197713824
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    Buchvorschau

    Von Schatten heimgesucht - Kel

    Von Schatten heimgesucht

    Von Schatten heimgesucht

    MAGISCHE KRIEGE

    DÄMONEN VON NEW CHICAGO

    BUCH ZWEI

    KEL CARPENTER

    Übersetzt von

    ARIANA LAMBERT

    Edited by

    TATJANA BECIJOS

    Inhalt

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    3. Ronan

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    6. Ronan

    Kapitel 7

    Kapitel 8

    Kapitel 9

    Kapitel 10

    11. Ronan

    Kapitel 12

    Kapitel 13

    Kapitel 14

    15. Ronan

    Kapitel 16

    Kapitel 17

    Kapitel 18

    19. Ronan

    Kapitel 20

    21. Lucifer

    Kapitel 22

    Kapitel 23

    Kapitel 24

    Eine Woche

    Zwei Wochen

    Drei Wochen

    Vier Wochen

    Fünf Wochen

    25. Ronan

    Kapitel 26

    Kapitel 27

    Kapitel 28

    Kapitel 29

    Kapitel 30

    Anmerkung des Autors und Danksagung

    Von Schatten heimgesucht

    Kel Carpenter

    Veröffentlicht von Kel Carpenter

    Urheberrecht © 2021, Kel Carpenter LLC

    Herausgegeben von Tatjana Becijos

    Titelbild von Covers by Juan

    Übersetzt von Literary Queens, Ariana Lambert

    Alle Rechte gemäß den internationalen und panamerikanischen Urheberrechtskonventionen vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln, elektronisch oder mechanisch, einschließlich Fotokopie, Aufzeichnung oder durch ein Informationsspeicher- und -abrufsystem, reproduziert oder übertragen werden. Dies ist ein Werk der Fiktion. Namen, Orte, Personen und Ereignisse sind entweder der Phantasie des Autors entsprungen oder werden fiktiv verwendet, und jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen lebenden oder toten Personen, Organisationen, Ereignissen oder Orten ist rein zufällig. Warnung: Die unbefugte Vervielfältigung oder Verbreitung dieses urheberrechtlich geschützten Werks ist illegal. Kriminelle Verstöße gegen das Urheberrecht, einschließlich Verstöße ohne finanziellen Gewinn, werden vom FBI untersucht und können mit bis zu 5 Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe von 250.000 Dollar geahndet werden.

    Vellum flower icon Erstellt mit Vellum

    Es gibt zwei Arten von Schuld – die Art, die einen ertränkt, bis man zu nichts mehr nutzt, und die Art, die die Seele zum Handeln anregt.

    Sabaa Tahir – Elias und Laia: Die Herrschaft der Masken, Band 1

    Auf das zukünftige Wir.

    Du, ich und alle anderen, die im Moment Probleme haben. Haltet durch!

    Es wird besser werden.

    Kapitel 1

    Das elektrische Knistern in meinem Ohr machte mich wahnsinnig. Ich schob meine Hände in die Taschen meiner neuen Lederjacke, obwohl ich Handschuhe trug. Nur um nicht nach dem Ding zu schlagen, als wäre es eine unerwünschte Fliege.

    »Was auch immer du da drüben machst, du musst damit aufhören. Ich kann nicht nach Ronan Ausschau halten, wenn dieses Ding wie eine Plastiktüte in meinem Ohr knistert«, sagte ich leise.

    »Tut mir leid, ich versuche nur, die richtige Frequenz zu finden. Wenn ich nur Barry fragen könnte …«

    »Nein!«, sagte ich und unterbrach sie. Wir hatten dieses Gespräch in den letzten drei Tagen schon ein Dutzend Mal geführt. »Es ist schlimm genug, dass du die Technik von ihm bekommen hast. Ich will nicht, dass er sich in meine Angelegenheiten einmischt.«

    Nathalie seufzte in das Mikrofon, das mit dem winzigen Lautsprecher in meinem Ohr verbunden war. »Habe ich schon mal gesagt, wie sehr mir deine Vertrauensprobleme auf den Sack gehen?«

    »Nur ein bis zwanzig Mal«, antwortete ich. »Und jetzt sei still! Ich habe Ronan noch nicht gesehen, aber wenn er sieht, wie ich mit mir selbst rede, kommt er vielleicht nicht.«

    »Irgendwie bezweifle ich, dass es eine Rolle spielt, ob du verrückt bist. Ihm geht es wohl eher darum, in deine Hose zu kommen«, kommentierte Nat trocken, bevor sie das Mikrofon abschaltete und damit endlich das Rauschen aufhörte, das mich so verrückt machte.

    Meine Stiefel verursachten keine Geräusche, während ich den Navy Pier entlanglief. Um diese Tageszeit war es wunderschön hier. Der Himmel hatte die gleiche Farbe wie das Eis, das Bree und ich gegessen hatten, als wir Seite an Seite mit unseren Eltern hier entlang spaziert waren. Diese rosigen Erinnerungen wurden leider bis heute von den Bisswunden am Hals meiner Mutter und dem glänzenden metallenen Holster an der Hüfte meines Vaters getrübt, aber es war trotzdem eine bessere Zeit.

    Eine, die lange vorbei war.

    Es gab noch das eine oder andere Licht aus der Stadt, aber die meisten Straßenlaternen waren entweder kaputt oder funktionierten nicht. Der gepflasterte Gehweg war mit Graffiti und Vogelkacke übersät. Es gab keine flanierenden Paare oder Kinder, die sich dort tummelten. Jeder, dem ich um diese Uhrzeit begegnete, gehörte sicher nicht zu jenen, mit denen ich mich anfreunden wollte.

    Ich drehte mich auf dem Absatz um und wollte den Pier wieder zurückgehen, als eine Gestalt am Ende des Weges meine Aufmerksamkeit erregte.

    Mein Puls beschleunigte sich. Ich ging auf ihn zu und meine Finger juckten, als ich nach den beiden Pistolen griff, die an beiden Seiten meiner Hüften befestigt waren. Ein langes Jagdmesser steckte in meinem Stiefel. Meine Lederjacke hatte nicht all die raffinierten Fächer, die mein alter Trenchcoat vorzuweisen hatte, also müsste ich auf das Seil und den Haken verzichten, die mir oft aus der Klemme halfen. Nicht, dass ich mir vorstellen konnte, dass beides bei Ronan zum Einsatz käme. Außerdem gehörte das nächstgelegene Dach zu einem Museum, das schon lange geschlossen war. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich so weit kam, war nicht groß, sodass ich direkt auf Ronan zusteuerte.

    Genau wie er es wollte.

    »Du bist gekommen«, sagte er, seine Stimme war wie das Grollen des Donners in der Nacht. Allein der Klang streichelte meine Haut und verursachte eine Gänsehaut auf meinen Armen.

    »Du hast mir nicht gerade eine Wahl gelassen.«

    Seine Hände lösten sich vom Geländer, von wo aus man auf den Michigansee blickte, als er sich zu mir umdrehte. Seine silbernen Augen waren umrandet von schwarzem Feuer und streiften hungrig über meine Gestalt. Während es in New Chicago eiskalt war, berührte mich in diesem Moment die Hitze.

    Ich hasste sie.

    »Doch, habe ich. Du hast gesagt, wenn ich so weitermachte, wie ich es getan habe, würde es nicht mit uns funktionieren. Du hattest keine Wahl, also habe ich dir eine gegeben. Du bist aus freien Stücken hier, obwohl du am liebsten weglaufen würdest.« Seine Augen konzentrierten sich auf den Ausschnitt meines langärmeligen Shirts. Ich trug ausnahmsweise keinen Rollkragenpullover. Die Ränder eines meiner Brandzeichen lugten aus dem verblichenen schwarzen Stoff hervor.

    »Gut. Du hast mich dazu gezwungen. Wie auch immer, ich bin nur wegen Bree hier. Wo ist sie?« Ich tat so, als würde ich mich umsehen, obwohl ich mir verdammt sicher war, dass sie nicht in der Nähe war.

    »In Sicherheit«, sagte Ronan, und in seinen Augen blitzte ein Hauch von Wut auf. Er streckte eine Hand nach mir aus.

    Ich ergriff sie nicht.

    »Komm! Wir unterhalten uns beim Essen.«

    Ich stolperte zurück und meine Hand griff instinktiv nach der Pistole an meiner Seite. Ich hatte schon einmal auf ihn geschossen und er war wieder auferstanden. Vielleicht würde er, wenn ich einfach immer und immer wieder auf ihn schoss, lange genug am Boden bleiben, damit ich einen Weg finden konnte, ihn für immer außer Gefecht zu setzen. Ein Knistern in meinem Ohr ließ mich innehalten. »Wenn du nach deiner Waffe greifst, wäre das dumm.« Die Tatsache, dass sie genau wusste, was ich vorhatte, mich aber nicht sehen konnte, war ärgerlich. »Du musst mehr Informationen aus ihm herausbekommen, wenn wir Bree finden wollen. Geh mit ihm zu Abend essen! Sprich mit ihm!«

    Ronan wartete geduldig, während ich unentschlossen war. »Ein Abendessen«, beharrte ich. »Das war’s. Wir essen und du sagst mir, wo Bree ist.«

    Seine Lippen verzogen sich zu einem grausamen Lächeln, als er mich ansah. »Wir werden sehen. Wir haben viel zu besprechen.«

    Diese Antwort gefiel mir nicht, aber welche Wahl hatte ich denn? Entweder ich ging und unsere Chancen, Bree zu finden, standen gleich null, oder ich begleitete ihn.

    Ich streckte meinen Rücken durch und nahm seine Hand. Anstatt seine Finger durch meine zu führen, wie ich es erwartet hatte, schob er mich leicht vor sich, ließ meine Hand los und legte seine besitzergreifend auf meinen Rücken. Ich zog eine Augenbraue hoch, und er ahmte die Bewegung spöttisch nach, während er mich um den Pier herumführte.

    »Für jemanden, der sagt, wir hätten so viel zu besprechen, sagst du nicht viel.«

    Seine Mundwinkel zogen sich nach oben. »Ich staune nur, dass meine Atma endlich bereitwillig zu mir gekommen ist. Was soll ich sagen? Nachdem ich dich wochenlang gejagt habe, genieße ich meinen Sieg.«

    Und das wird das letzte Mal sein, wenn es nach mir geht. »Gewöhne dich nicht daran!«, sagte ich stattdessen.

    Er brummte. »Du bist mir gegenüber sehr misstrauisch. In gewissem Maße verständlich, nach dem, was du durchgemacht hast …«

    »Du hast keine Ahnung, was ich durchgemacht habe«, sagte ich scharf. Ronan hielt inne und seine Hand verschwand. Ich drehte mich um, nachdem ich ein paar Meter gegangen war.

    »Oh, aber die habe ich«, sagte er leise. In seiner Stimme lag ein dunkler Klang. Ein gefährlicher Klang. »Was glaubst du, was ich tue, wenn ich dich nicht gerade jage? Claude Lewis’ Erinnerungen haben mir einen Anhaltspunkt gegeben. Ich bin diesen Informationen wie einer Spur von Brotkrumen gefolgt und habe Leute gefunden, mit denen oder für die du gearbeitet hast. Ich habe Orte gefunden, an denen du gewesen bist. Menschen, die dir wehgetan haben. In den letzten Wochen bin ich für dich in deine Welt getaucht.« Er trat einen Schritt vor und ich blieb stehen. »Ich weiß, dass die Magischen Kriege dich und deine Familie verletzt haben. Das hat dich machthungrig gemacht. Verzweifelt. Du würdest alles tun, um sie und dich selbst zu retten. Du warst schon immer so initiativ, und das hat dich auf den Weg geführt, auf dem du jetzt bist.«

    »Rede nicht, als würdest du mich kennen!«, spuckte ich aus. »Du hast Leute gejagt, die nichts über mich wissen. Was sie gesehen haben, war eine Phase meines Lebens. Eine Maske. Ein Kind. Du bist in meine Privatsphäre eingedrungen …«

    »Das müsste ich nicht, wenn du nicht so stur wärst«, sagte er leise, aber nicht schroff. Ronan hob eine Hand und fuhr mit einem Finger über meine Wange.

    »Richtig! Ich bin starrköpfig. Eigensinnig. Ich mag keine Veränderungen, und Magie mag ich noch weniger. Sie hat mein Leben ruiniert, und das kannst du nicht ändern. Du kannst mich nicht dazu bringen, Magie oder dich zu lieben. Deshalb verstehe ich nicht, warum du es immer wieder versuchst.«

    »Es geht nicht um Liebe. Darum ging es nie. Liebe ist für Menschen.«

    »Worum geht es dann?«

    »Du gehörst mir«, sagte er, als ob es so einfach wäre. »Ich existiere schon seit sehr langer Zeit, Piper. Die Welt, aus der ich komme, ist anders, und das bis heute, nachdem ich aufgehört habe, mich darum zu scheren. Es hat keine Rolle gespielt, wo ich war oder mit wem ich zusammen war. Aber als du die Tür geöffnet und nach mir gerufen hast, war ich wie betäubt. Ich spürte deine Magie, und zum ersten Mal seit langer Zeit war ich wieder lebendig. Ich habe dich gerochen und wusste, dass dieser Duft mich berauschen konnte. Du bist ein Rätsel und das finde ich faszinierend. Ich will dich kennenlernen. Ich will dich besitzen. Nicht aus unsinniger Liebe, sondern weil ich vom ersten Moment an wusste, dass es kein Zurück mehr gibt. Ich könnte nicht, selbst wenn ich es wollte – und das tue ich nicht.«

    Meine Lippen öffneten sich schockiert, denn er hatte nicht gelogen. Er glaubte wirklich daran, und ich wusste in diesem Moment, dass es auch für mich kein Zurück mehr gab. Ronan würde mich niemals in Frieden lassen.

    »Habe ich dich überrascht?«, sinnierte er und ein grausames Grinsen umspielte seine Lippen. Dann griff er um meine Taille, legte seine Hand auf meinen Rücken und führte mich Richtung Wasser. »Komm! Lass uns essen!«

    Ich lief mechanisch an seiner Seite, als er mich auf ein Boot führte. Es war das einzige, das im Hafen lag. Ein Holzbrett führte vom Steg über das Wasser bis zum Schiff. In meinem Ohr knisterte es wieder und das erinnerte mich daran, dass Nathalie immer noch da war und jedes Wort gehört hatte.

    »Verdammt, bist du sicher, dass du diese Sache mit der Verbindung nicht noch einmal überdenken willst?«, fragte Nathalie. »Er ist vielleicht ein Dämon und ein Klammeraffe der Stufe fünf, aber …«

    Ich griff nach oben und drückte auf den Knopf in meinem Ohr, weil ich wusste, dass ich damit meinen Standpunkt klarstellen würde.

    Nathalie stöhnte in mein Ohr und Ronan warf mir einen Blick zu. Ich machte mir nicht die Mühe, einem von ihnen eine Antwort zu geben.

    Das Schiff war eines der Luxusklasse. Auf dem Deck gab es nur ein halbes Dutzend Zweiertische. Blinkende Lichter liefen am Rand der Reling entlang. An einem der Tische stand bereits eine Kellnerin, die eine neutrale Miene aufsetzte. Sie war ein paar Zentimeter kleiner als ich, aber sie hatte spitze Ohren. Halb-Fee, wenn ich raten müsste. Das würde erklären, wie sie es geschafft hatte, einen Job in einem Lokal wie diesem zu bekommen.

    Ronan und ich saßen uns gegenüber und hatten nur einen halben Meter Tisch zwischen uns.

    Ich straffte die Schultern, als sie die Speisekarten auf den Tisch stellte und jedem von uns ein Glas Wasser einschenkte. Der Wind peitschte über den See und schlug gegen die dicke Verkleidung des Decks, die das Schlimmste der Kälte abhalten sollte.

    »Willkommen, Mr. Fallon«, begann sie. Den Rest ihrer Rede hörte ich nicht mehr.

    Meine Augen verengten sich und Ronan grinste breit. Als ob er meinen aufkommenden Zorn spürte, hob er eine Hand und sagte: »Danke, aber wir brauchen einen Moment, um die Speisekarte durchzusehen.«

    Die Kellnerin neigte höflich den Kopf und ging.

    »Du hast meinen Nachnamen angenommen«, sagte ich. Meine Hände waren auf dem Tisch zu Fäusten geballt, damit sie nicht nach meinen Waffen griffen.

    »Ich hatte keinen«, erklärte er achselzuckend. »Wo ich herkomme, nennt man uns den Sohn oder die Tochter unserer Eltern. In deiner Welt ist das aber nicht so, also habe ich mich angepasst.«

    »Wie gnädig von dir.«

    »Das fand ich auch.«

    Meine Finger zuckten, und es war, als wüsste er, was ich tun wollte, auch wenn ich mich dagegen wehrte. »Wenn ich glauben würde, dass ich dich oft genug erschießen könnte, um dich am Boden zu halten, würde ich es tun.«

    Er legte den Kopf schief, ohne sich an meiner Todesdrohung zu stören. »Aber dann würdest du Bree nie finden, vorausgesetzt, es funktioniert – was nicht der Fall ist.«

    »Leider.«

    Die Kellnerin wählte diesen Moment, um wieder aufzutauchen. »Hatten Sie bereits Gelegenheit, sich die …«

    »Ich nehme das Teuerste, was auf der Karte steht«, sagte ich. »Da Mr. Fallon zahlt.«

    Die Kellnerin öffnete den Mund und schloss ihn dann wieder. Ronan lächelte einfach weiter. Ich fragte mich, ob er wusste, dass mich das verärgerte.

    »Zweimal«, sagte er, »und eine Flasche Ihres besten Rotweins.«

    Sie nickte einmal, ging, um unsere Bestellung aufzugeben, und ließ uns allein.

    Ich rollte mit den Schultern, als würden wir gleichen in einen Kampf geraten und nicht beim Abendessen sein.

    Wenn ich daran dachte, dass er meine Schwester als Geisel hielt, um mich zu ihr zu locken, war die Annahme nicht so weit hergeholt.

    Deshalb rechnete ich auch nicht mit seiner nächsten Aussage.

    »Erzähl mir von deinem Leben!« Er verlangte es. Erwartete es. Es war überhaupt keine Frage.

    »Wenn du schon alles weißt, sehe ich keinen Sinn darin.«

    »Ich kenne Teile. Dinge, die ich aufgeschnappt habe und mit denen ich dann die Lücken gefüllt habe. Ich möchte es von dir hören. Ich möchte dich kennenlernen.«

    »Du willst mich besitzen«, korrigierte ich. »Ich verstehe nicht, was es bringen soll, mich kennenzulernen.«

    Er lachte. »In diesem Fall ist es ein und dasselbe. Das hast du mir gezeigt. Ich kann dich nur besitzen, wenn du es auch willst. Also sei nachsichtig mit mir! Ich will alles wissen.« Er lehnte sich zurück und legte einen Arm locker auf den Tisch, den anderen auf seinen Schoß. Drei Zentimeter rechts von meiner linken Hand lag ein silbernes Messer. Ich könnte es ihm in die Hand stoßen, wenn ich wollte. Es würde ihn nicht umbringen, aber es würde höllisch wehtun. Vielleicht könnte ich seine Hingabe testen, von der er behauptete, sie zu besitzen.

    Das einzige Problem: Wenn sie nicht so stark war, wie er behauptete, war ich am Arsch. Schon wieder.

    »Alles ist wohl zu viel verlangt«, sagte ich und griff stattdessen nach meinem Glas Wasser. Ich nahm einen Schluck; die knackige Kälte traf meine Kehle und erdete mich.

    »Dann fang einfach am Anfang an. Was ist deine früheste Erinnerung?«

    Ich versteifte mich und Ronan hob eine Augenbraue.

    Ich könnte es zwar verdrängen und stur sein, aber das hätte nicht viel Sinn. Er wusste es bereits, zumindest bis zu einem gewissen Grad.

    »Der Tag, an dem wir erfuhren, dass es Magie gibt.«

    »›Wir‹ – das sind die Menschen?«

    »Ja«, antwortete ich leise. Ronan sah aus, als wollte er etwas dazu sagen, tat es aber nicht. »Ich saß neben meiner Schwester auf dem Boden in unserem Wohnzimmer und spielte mit Barbies. Wir sahen uns gerade Zeichentrickfilme an, als der Fernseher anfing zu dröhnen. Meine Eltern rannten ins Wohnzimmer, als der Ton ausfiel und der Bildschirm wechselte. Die dreiundvierzig Sekunden, die danach abliefen, veränderten die Welt.«

    Ich sagte ihm nicht, was ich gesehen hatte. Wenn er in meine Vergangenheit geschaut hat, hatte er es sicher selbst gesehen. Jeder hatte es an diesem Tag gesehen. Nie zuvor hatte ein solches Massaker im öffentlichen Fernsehen stattgefunden. Verdammt, ich war noch ein Kind gewesen. Ich wusste kaum etwas über solche Dinge. Meine Eltern waren von der Art, die nicht einmal vor uns fluchte. Sie hatten uns nicht unbedingt behütet erzogen, aber wir waren den dunklen Seiten der Welt nie ausgesetzt worden. Wir waren ja schließlich Kinder.

    »Du sprichst von der öffentlichen Hinrichtung eures Anführers und seiner Wachen.« So könnte man es auch formulieren. Obwohl ich vermutete, dass es vielleicht keine Präsidenten gab, wo er herkam.

    »Ja«, sagte ich, obwohl das eigentlich nicht nötig gewesen wäre. Er hatte es verstanden.

    »Ich habe gehört, dass er es sich selbst eingebrockt hatte, indem er ein Sklavenlager für Magier eröffnet hatte«, fuhr Ronan fort. Vor Jahren hätte ich ihm vielleicht widersprochen. Die Andeutung, dass wir das, was danach gekommen war, irgendwie verdient hätten, war für mich … Ich hatte keine Worte, nur Wut.

    Aber ich war kein Kind mehr, und ich hatte diese Rechtfertigungen oft genug gehört, um mich nicht in der Wut zu verlieren.

    »Gerüchte«, sagte ich steif und zuckte mit einer Schulter. »Die Beweise waren dürftig, und so oder so, die Verbrechen an ein paar Hunderten rechtfertigen niemals die Verbrechen an Millionen.«

    Er legte den Kopf schief. »Das habe ich nie behauptet.«

    Ich öffnete den Mund, um ihm zu sagen, dass er es wenigstens angedeutet hatte, aber die Kellnerin kam mit zwei Tellern in den Händen zurück.

    »Confit von der Ente auf einem Gemüsebett«, sagte sie – nicht gerade kurz und knackig, aber doch höflich. Sie stellte die Teller vor uns ab, und Ronan entließ sie mit einer Handbewegung, bevor sie fragen konnte, ob wir noch etwas brauchten. Ich griff nach meiner Gabel und war dankbar für die Gelegenheit, nicht mehr reden zu müssen.

    »Du fühlst dich wegen der Ereignisse auf einer sehr persönlichen Ebene benachteiligt, aber es klingt, als ob beide Seiten letztlich benachteiligt wurden. Magische Wesen haben sich hunderte Jahre versteckt, weil die Menschen versucht haben, sie bis zur Ausrottung zu jagen. Erst als sie es vergaßen, hatten sie genug Zeit, um zu wachsen. Der Angriff auf ihre Existenz lebte erneut auf, und sie rächten sich an dem Mann, den sie für verantwortlich hielten.«

    Ich stach härter als nötig in meine Ente und der Teller klirrte, als die Metallzinken meiner Gabel darauf trafen.

    »Vielleicht war er verantwortlich. Vielleicht wurde ihnen ein Unrecht getan, in gewisser Weise. Aber danach haben sie die Menschheit getötet oder versklavt.«

    »Haben sie das?«, fragte er und meine Wut entfachte. »Es überlebte der Stärkere, und das waren die Menschen einfach nicht. Ist das so viel anders als das, was die Menschen noch vor nicht allzu langer Zeit mit anderen Lebewesen angestellt haben?«

    Ich knirschte mit den Zähnen, weil ich Appetit darauf bekam, ihn zu erstechen. »Auf wessen Seite stehst du?«

    »Auf keiner.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich bin nicht betroffen. Das macht es einfacher, die Sache unvoreingenommen zu betrachten, und so wie ich das sehe, habt ihr alle Verbrechen gegen den jeweils anderen begangen. Diese Hexe war hinter jemandem her, von dem sie glaubte, dass er sie und ihre Familie verletzt hat. Das ist nicht viel anders als bei dir und deiner Jagd auf Claude. Ihre Art hat einen Hass auf die Menschen entwickelt, weil man ihnen etwas aufgezwungen hat, und in der Unwissenheit deiner Art wiederum wurden sie verletzt. Und dann schlugen sie in ihrer Wut um sich und du wurdest verletzt.«

    »Du hast Mitleid mit ihnen«, warf ich ein.

    »Nein, nicht wirklich. Ich verstehe sie einfach, so wie ich dich verstehe. Deine Vorurteile sind aus rationaler und irrationaler Wut aus der Kindheit entstanden. Es sagt viel aus, dass es deine früheste Erinnerung ist. Das hat dich geprägt.«

    Ich nahm einen Bissen, um eine Chance zu haben, mir eine gute Antwort zu überlegen. Ich war nicht scharf darauf, auf diese Weise psychoanalysiert zu werden. Nathalie war schon schlimm genug.

    Als hätte sie mich gehört, knisterte das Rauschen in meinem Ohr. »Er hat recht, weißt du?«

    Die wahrscheinlich köstlichste Mahlzeit, die ich je gegessen hatte, wurde in meinem Mund zu Asche.

    Ich legte meine Gabel ab und bemerkte, dass Ronan sein Essen nicht einmal angerührt hatte.

    »Du hast recht. Es hat mich geprägt. Ich bin ein wütender Mensch. Ich bin voreingenommen. Speziesistisch. Ich bin nicht nett …«

    »Du bist auch über alle Maßen loyal. Du stellst andere über dich selbst, wenn du glaubst, dass sie es wert sind. Dein Vertrauen musst man sich hart erarbeiten, aber wenn man es einmal hat, würdest du alles für sie tun.«

    Mir entglitt mein Gesicht, und ich musste mich zusammenreißen, um nicht zu stottern. »Woher weißt …«

    »Du sitzt jetzt hier und isst mit mir zu Abend. Ich musste nicht in deine Vergangenheit schauen, um das zu erraten. Du bist wegen Bree hier, und das sagt mir alles, was ich wissen muss.«

    Ich schaute auf meinen Teller und atmete tief ein. »Du wirst mich nicht verändern«, sagte ich schließlich. »Mich retten. Mich heilen. Das wird nicht geschehen. Das wird es nicht.«

    Ich wartete darauf, dass er das abstreiten würde. Dass er mir

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