Die Bunkerjugend Emeralds: Eine Science-Fiction Dystopie
Von Allan Rexword
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Über dieses E-Book
Eines Tages, mitten in den Nachrichten, schreit der Kriegsberichterstatter plötzlich: "Ich kann das nicht mehr. Alles ist in Ordnung! Sie lügen! Sie..." Und dann bricht das Signal ab.
Ist seine Jugend im Bunker nichts als eine große Lüge?
Und was zur Hölle befand sich wirklich vor den Toren ihrer Zuflucht?
Allan Rexword
Als begeisterter Leser und Autor liegt meine Leidenschaft in Fiction und Thrillern mit fantastischen Elementen, die in der nahen Zukunft angesiedelt sind. Dabei ist es mir besonders wichtig, die Geschichten immer aus dem sehr persönlichen Blickwinkel der Protagonisten zu erzählen. Newsletter mit Neuerscheinungen und Gratisaktionen: https://rexword.de/newsletter Geboren wurde ich 1976 in Bremen. Heute lebe ich mit meiner Frau, unseren zwei Kindern und unserer Katze Susi im Münchner Süden, wo ich auch meine ersten Schritte als Schriftsteller unternahm. Beruflich und schriftstellerisch lebe ich meine Leidenschaft für neue Technologien aus. Ich arbeite an der Entwicklung cloudbasierter Softwaresysteme und innovativer Technologien. In meinen Geschichten fließen diese Erfahrungen und Perspektiven ein, während ich die nahe Zukunft aus gesellschaftlicher, politischer sowie technischer Sicht beleuchte.
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Buchvorschau
Die Bunkerjugend Emeralds - Allan Rexword
Krachende Erkenntnis
Bang! Schwarz-rotes Flackern und blitzende Sterne flogen mit einem Knall durch seinen Kopf, als ihm die Faust wie ein Vorschlaghammer an die Schläfe krachte. Wie ein Betrunkener torkelnd, hob er unbeholfen die Arme zur Abwehr, während seine Füße auf den Planken nach Halt suchten.
„Melvin!, drang der Befehl des Ausbilders in seinen nebeligen Geist. Die Umgebung gewann langsam wieder scharfe Konturen und die Sterne verblassten. „Na los, Deckung hoch! Draußen würde der Feind dich in diesem Moment abschlachten.
Links, rechts, links. Eine rasante Folge weiterer Schläge pfefferte auf seine malträtierten Unterarme. Zum Antworten blieb keine Zeit. Sein Fokus lag auf dem Gesicht des alten Mannes. Nicht auf die Fäuste schauen, das wäre tödlich. Mit einem trockenen geraden Tritt versuchte er, dessen Deckung zu durchbrechen. Vorbei. Einen Augenblick hing er in der Schwebe, als ihm sein Gegner die Beine wegtrat. Krachend landete seine Seite auf dem harten Boden. Das Knie des Ausbilders drückte schmerzhaft auf seinen Hals, während ihm das unverwechselbare Aroma von Blut und Schweiß, die jahrzehntelang in den Holzbohlen eingesickert waren, in die Nase stieg. Verflucht! Wie konnte ein alter Mann dermaßen gute Reflexe haben?
„Aufstehen! Zurück in die Reihe."
Ein Stöhnen unterdrückend erhob er sich. Mit einem ausreichend laut genuschelten „Ja, Sir" schleifte er seinen zerbeulten Körper in die Linie mit den anderen zwanzig strammstehenden Kadetten zurück. Der Ausbildungsraum war ein enger Betonkasten, wie im Grunde alle Räume. Von den vergitterten Neonröhren an der niedrigen Decke war jede zweite defekt. Auf Ersatz warteten sie, solange er sich erinnern konnte. Zum Glück waren sie nur auf wenige Waren von außen angewiesen, ansonsten wäre ihre Bunkergemeinschaft schon vor Jahrzehnten ausgelöscht worden.
„… Nahkampffähigkeiten sichern euch das Überleben, falls ihr eure Waffe verliert, oder die Munition ausgeht. Ich kann es nicht oft genug wiederholen: Wenn du töten musst, töte. Diskutiere nicht. Zögere nicht. Denke nicht. Lass dich von deinen Reflexen leiten. Der Feind kennt keine Gnade. Der Feind nimmt keine Gefangenen. Ihr wisst …"
Die Worte plätscherten vorbei und versickerten im Sumpf seiner trüben Gedanken. Das alles hatte er tausendmal gehört. Bis heute kapierte er nicht, warum er im Nahkampf versuchen sollte, zu überleben. Draußen würde er ohne Waffe sofort sterben. In den letzten 100 Jahren des Krieges war es noch keinem der eingezogenen Soldaten gelungen, in den Schutz des Bunkers zurückzukehren.
„Abmarsch! Das Training ist für heute beendet! Morgen üben wir mit dem Bajonett."
Endlich. Es war schon fast Abend und sein Magen knurrte. Hoffentlich hatte Lena ihre Rationen bereits abgeholt. Die derben Sprüche seiner Kameraden über seine Unfähigkeit einen alten Opa auf die Bretter zu legen ignorierend, wusch er sich zügig mit Seife und Lappen den Schweiß des Trainings herunter. Im gesprungenen Spiegel der Gemeinschaftswaschbecken betrachtete er den blauen Fleck an der Schläfe. Ein bleiches Gesicht mit kurz geschorenem dunkelbraunem Haar, Dreitagebart und braunen Augen schaute zurück.
Am Ende packte er den olivgrünen Rucksack mit seinen Klamotten und machte sich auf den Weg durch die finsteren Gänge. Zwischen den einzelnen Funzeln an der Decke lauerten teils meterweite pechschwarze Abschnitte darauf, die Bunkergänger zu verschlucken. Feuchtigkeit sickerte aus den Kanten und bildete bemooste Flächen, die dreieckig zum Boden wuchsen.
Als Kind war er vor den moderigen Flecken fasziniert stehen geblieben, war mit dem Auge ganz nahe herangegangen und hatte versucht, die einzelnen Halme zu erkennen. Lange Stängel mit grünen Kuppen waren es. In seiner Fantasie war er durch diesen Zauberwald gewandert. So hatte er sich die Welt außerhalb ihres Bunkers vorgestellt: Eine endlose saftige Waldlandschaft, aus der die Rufe bunter Vögel und kreischender Tiere schollen. Ähnlich wie auf den Zeichnungen der alten Bücher, die in der Bibliothek lagerten. Die dortigen Sachbücher und Romane, die Kriegsberichterstattungen aus den Lautsprechern und seine Fantasie – das waren seine einzigen Möglichkeiten, sich ein Bild von der Außenwelt zu machen.
„Hey, pass auf!" Der Ruf eines entgegenkommenden Bunkergängers holte ihn ins Jetzt zurück. Die Wege kannte er im Schlaf, aber falls man nicht aufpasste, krachte man in den Schwarzbereichen mit anderen Bewohnern zusammen.
„Entschuldige, Erik", rief er im Vorbeigehen.
Heute war ihm bewusst, dass draußen kein Regenwald wartete, sondern der Tod durch Strahlung, Granaten und Geschosse, wie die Kriegsberichterstatter täglich verdeutlichten.
Er verdrängte die finsteren Gedanken. Die schwarzen Zeiger der Uhren, die an zentralen Kreuzungen hingen, zeigten kurz vor sieben. An der nächsten Abzweigung bog er zum Erziehungstrakt ab. Zwischen lieblos mit roter, grüner und blauer Farbe bepinselten Betonwänden wuselten Kinder jeden Alters. In abgetragenen Klamotten spielten sie mit abgewetzten Holzspielzeugen, kreischten und zofften sich. In einem der Seitenräume stand eine blonde Lehrerin vor einer schwarzen Schiefertafel. Sie bemühte sich, den Erstklässlern auf ihren wackeligen Blechstühlen das Einmaleins beizubringen. Lena und ihr gemeinsamer Sohn Kim waren jedoch nicht zu finden, vermutlich hatte sie ihn heute früher abgeholt.
Kurzerhand schwang er sich in einen der mannbreiten endlostiefen Wartungsschächte. Geschickt ließ er sich an der abgegriffenen, nahezu blank polierten Leiter drei Ebenen hinuntergleiten. Als Wartungstechniker war er dazu befugt und die Treppen bedeuteten einen deutlichen Umweg. Nur vergreifen sollte man sich nicht. Er wäre nicht der erste Unvorsichtige, der zwanzig Stockwerke tiefer als zerplatzter Fleischsack endete.
Im Wohntrakt angekommen, grüßte er bekannte Gesichter. Meist verschlossene rostige Stahltüren zu Privaträumen reihten sich aneinander. Auf dem Weg ließen die Anspannung und Schmerzen vom nachmittäglichen Nahkampftraining langsam nach. Die Vorfreude auf einen entspannten Abend mit seiner kleinen Familie durchströmte ihn wie ein warmer Quell.
Quietschend öffnete sich die Tür mit der Nummer „21-345" zu ihrem Refugium. Das private Quartier durften sie so lange nutzen, wie sie ihr Kind aufzogen. Es bot alles, was sie für ihr kleines Glück brauchten: ein breites Nachtlager mit Matratze und kuscheligen Decken, ein Klapptisch und drei Blechstühle. Die letzten zwölf Jahre seines Lebens, nachdem seine Eltern für eine der vorherigen Großoffensiven eingezogen wurden, hatte er sich eine Gemeinschaftsunterkunft mit elf Kameraden teilen müssen. Daher war er mehr als dankbar für die Ruhe und Privatsphäre.
„Hallo, Schatz!", begrüßte ihn Lena. Sie hatte den weißlaminierten Tisch von der Wand heruntergeklappt und holte das Blechgeschirr vom Regal. Vor ihr stand ein geschlossener Thermobehälter. Mit Glück gab es Suppe und Brot, das sich vermutlich in dem braunen Stoffbeutel daneben befand. Sein Magen knurrte vernehmlich.
„Papaaa! Ihr Sohn Kim kam aus der Ecke auf ihn zugestürmt und warf sich an seine Beine. Als er ihn auf die Arme hob, betrachtete dieser aus hellblauen Augen skeptisch sein Gesicht und zeigte mit dem Finger auf die Schläfe: „Tu aua macht?
„Keine Sorge, Spatz, das ist nichts. Der Ausbilder war nur der Meinung an mir ein Exempel statuieren zu müssen."
Lena schaute ihn mit einem ähnlichen Gesichtsausdruck an: „Oh, Mann. Du bist echt unfähig. Lässt dich ständig von einem Opa vertrimmen. So wirst du es nie zum Offizier schaffen."
„Habe ich auch nicht vor. Als Wartungstechniker werde ich mit etwas Glück irgendwann den alten Konrad beerben, seinen Job übernehmen und hier einen gemütlichen Lebensabend verbringen."
Ihre Stirn legte sich in Falten und die Augenbrauen zogen sich verdächtig zusammen. Ein deutliches Zeichen, dass ihr seine Antwort missfiel: „Hör auf mit solchen Reden. Würden alle so denken, wie du, besiegen wir niemals den Feind und Kim würde ebenfalls bis an sein Lebensende in diesem finsteren Verlies dahinvegetieren."
„Wäre das denn so schlimm?"
„Natürlich! Wir leben und kämpfen für eine freie Zukunft unserer Kinder! Je eher der Krieg vorbei ist, desto schneller können wir wieder raus in die normale Welt."
Das waren die Worte der Bunkerführung. Manchmal hatte er das Gefühl, dass sich hier niemand selbstständig Gedanken machte.
„Lena, mach dir nichts vor. Da draußen gibt es nichts als Strahlenwüste und Tod. Keiner der Eingezogenen kommt zurück. Diese Diskussion hatten sie schon hundertmal geführt. „Und selbst, falls wir gewinnen: Die Strahlung hält die nächsten … keine Ahnung … bestimmt tausend Jahre.
„Sei nicht so negativ. Die Führung hat einen Plan zur Evakuierung in der Schublade, wie du weißt. Sobald wir gewonnen haben, bringt man uns in die Wälder im Norden. Dort lässt es sich gut leben."
„Ich … Hilflos warf er die Arme in die Luft. „Ach, Lena, ich will jetzt nicht mit dir streiten, lass uns lieber Essen. Ich verhungere.
Mit 17 war sie knapp ein Jahr jünger als er, durchlief aber wie alle Bunkergänger die gleiche militärische Ausbildung. Im Gegensatz zu ihm war sie überzeugt, dass nur Kampf und Sieg ihre Kinder retten konnte.
Den Rest des Essens verbrachten sie