Die Tore nach Thulien - 8. Episode - Tränen der Herrin: Leuenburg
Von Jörg Kohlmeyer und Diana Rahfoth
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Über dieses E-Book
In Leuenburg regt sich inzwischen Widerstand. Asenfried, der Schmied vom Alten Markt, ist nicht untätig und erneuert alte Kontakte zur Leuenburger Unterwelt. Aus alten Feinden werden Verbündete und gemeinsam nehmen die letzten Herzogtreuen den Kampf gegen das Protektorium auf.
TRÄNEN DER HERRIN ist die achte Erzählung der "Tore nach Thulien", mit der wir euch in die phantastische, glaubwürdige und erwachsene Welt von Thulien entführen möchten. In den drei Buchreihen Wilderland, Leuenburg und Schlachtgesänge geben wir euch die Möglichkeit, aktiv an der Entstehung der Geschichten und dem Ausbau der Welt teilzuhaben. Wir schreiben Geschichten … und ihr könnt mitmachen! Wie genau das funktioniert, und noch weit mehr, erfahrt ihr auf der Website Tore-nach-Thulien.de
1. Auflage
Null Papier Verlag
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Rezensionen für Die Tore nach Thulien - 8. Episode - Tränen der Herrin
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Buchvorschau
Die Tore nach Thulien - 8. Episode - Tränen der Herrin - Jörg Kohlmeyer
Jörg Kohlmeyer
Die Tore nach Thulien
Fantasy Roman
Jörg Kohlmeyer
Die Tore nach Thulien
8. Episode – Tränen der Herrin
(LEUENBURG)
Coverhintergrund und Logogestaltung: Diana Rahfoth
Published by Null Papier Verlag, Deutschland
Copyright © 2015 by Null Papier Verlag
1. Auflage, ISBN 978-3-95418-573-3
www.null-papier.de/290
Das Flüchtlingslager erweist sich schnell als zweischneidiges Schwert. Mildreth, die Anführerin und letzte Tochter derer von Hirschingen, hat den Verstand verloren. Sie herrscht mit brutaler Gewalt und führt das Lager nur noch zu einem einzigen Zweck: dem persönlichen Wunsch nach Rache. Als ihre Pläne immer irrwitziger werden, beschließt Liam zu handeln und bringt sich und seine Familie damit in höchste Gefahr.
In Leuenburg regt sich inzwischen Widerstand. Asenfried, der Schmied vom Alten Markt, ist nicht untätig und erneuert alte Kontakte zur Leuenburger Unterwelt. Aus alten Feinden werden Verbündete und gemeinsam nehmen die letzten Herzogtreuen den Kampf gegen das Protektorium auf.
Zum Buch
Danke, dass du mit dem Kauf dieses ebooks das Indie-Literatur-Projekt »Tore nach Thulien« unterstützt! Das ist aber erst der Anfang. Lass Dich von uns zu mehr verführen…
Was sind die »Tore nach Thulien«?
Die „Tore nach Thulien" sind Dein Weg in die phantastische, glaubwürdige und erwachsene Fantasy-Welt von Thulien. Sie werden Dir die Möglichkeit geben, mit uns gemeinsam an den großen Geschichten zu arbeiten und der Welt mehr und mehr Leben einzuhauchen.
Unter www.Tore-nach-Thulien.de kannst du uns besuchen und Näheres erfahren. Wir freuen uns auf Dich!
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Autor
Jörg Kohlmeyer, geboren in Augsburg, studierte Elektrotechnik und arbeitet heute als Dipl.-Ing. in der Energiewirtschaft. Schon als Kind hatte er Spaß am Schreiben und seine erste Abenteuergeschichte mit dem klangvollen Namen »Die drei magischen Sternzeichen« passt noch heute bequem in eine Hosentasche.
Der faszinierende Gedanke mit Bücher interagieren zu können ließ ihn seit seinem ersten Kontakt mit den Abenteuer Spielbüchern nicht mehr los und gipfelte im Dezember 2012 in seinem ersten Literatur-Indie-Projekt »Die Tore nach Thulien«. Immer dann wenn neben der Familie noch etwas Zeit bleibt und er nicht gerade damit beschäftigt ist, seinen ältesten Sohn in phanatasievolle Welten zu entführen arbeitet er beständig am Ausbau der Welt »Thulien«.
www.Tore-nach-Thulien.de
In den Untergrund
Die Zeit, endlich mal wieder Farbe zu bekennen, war gekommen. In seinem Alter vielleicht etwas spät, aber immer noch besser als nie. Vor allem, wenn es gegen die verhassten Brüder des Protektoriums ging. Diese Mordbrenner und Halsabschneider brauchten nicht zu glauben, dass sie jetzt, da Herzog Grodwig tot war, einfach so, mir nichts, dir nichts, die Macht in Leuenburg an sich reißen konnten. Und wenn sie es doch versuchen sollten, dann hatten sie eben die Rechnung ohne den Wirt gemacht. In seinem Fall wohl eher ohne den Schmied, aber das spielte jetzt keine Rolle. Am Ende lief es nämlich aufs Selbe raus: Er würde ihnen gehörig in die Suppe spucken. Noch war Leuenburg nicht in der Hand dieser Verräter in Mönchsgestalt, und Asenfried kannte, der Herrin sei Dank, ein paar Leute, die wollten, dass das auch so blieb.
Aufgewühlt und voller Sorge, aber deswegen nicht weniger fest entschlossen, hastete der Schmied vom alten Markt durch die schmalen und verwinkelten Gassen nach Sieben Schänken. Er wollte zum Goldenen Erker und hatte es eilig. Zwar zählte ihn schon so mancher, wie etwa der Söldner vor ein paar Wochen, zum alten Eisen – vielleicht sogar mit Recht, denn ganz so gut zu Fuß wie früher war er tatsächlich nicht mehr – aber zuschlagen konnte er noch genauso hart und präzise wie in jungen Jahren. Wenn nicht gar härter. Schwielige Hände und dicke Arme, über Jahre vom Ringen mit dem Amboss gehärtet, spürten das Gewicht einer Klinge kaum mehr. Außerdem war das verrufene Viertel der Herzogstadt lange sein Zuhause gewesen, und er konnte die altersbedingt müden und leicht eingerosteten Knochen durch seine hervorragende Ortskenntnis mehr als wettmachen.
Grimmig bog Asenfried an der nächsten Ecke scharf nach links. Das direkt dahinter quer über die Gasse gespannte Wäscheseil zwang ihn nicht nur blitzschnell auszuweichen, sondern sagte ihm auch, dass er die unsichtbaren Grenzen nach Sieben Schänken überschritten hatte. Die Häuser wurden schlagartig kleiner, standen dichter beieinander und hatten fast alle etwas Ruinöses an sich. Eitrigen Warzen gleich pressten sie sich hier dicht an dicht auf das Antlitz der alten Herzogstadt. Hässlich und verkommen, gleichzeitig aber auch authentisch und wahrhaftig. Egal ob windschiefe Bretterbude oder verfallenes Herrenhaus, sie alle verpassten Sieben Schänken am Ende seinen unnachahmlich schäbigen Charakter. Für die meisten der widerwärtiger Graus der Stadt, für manche hingegen gerade deswegen ihr süßlich herber Charme.
Asenfried musste schmunzeln. Heruntergekommen, dreckig und unglaublich stolz, so hatte er seine Heimat einst kennen und lieben gelernt. Gut möglich, dass das Lieben auf viele, wenn nicht gar alle, befremdlich und anrüchig wirkte, er aber fühlte sich nun mal wohl dabei. Bei der Herrin, so war Sieben Schänken eben!
Reflexartig tauchte er unter dem ausgefransten Seil hindurch und hielt auf die nächste, kaum erkennbare Seitenstraße zu, die Plundergasse. Dort angekommen, sah er im Vorbeilaufen an der gegenüberliegenden Hauswand den großen, stinkenden Müllhaufen, dem die Gasse ihren Namen verdankte. Jede Menge zerfetzter Kleidungsstücke, Küchenabfälle, zerschlagenes Mobiliar und allerlei sonstiger Unrat türmten sich zu einem halbhohen Berg auf. Ganz oben lag der verweste Kadaver eines Hundes. Mit verfilztem Fell und Myriaden von Fliegen darüber faulte er langsam und gemächlich vor sich hin. Asenfried hielt den Atem an. Es stank erbärmlich.
Von den Bewohnern Sieben Schänkens ständig gefüttert, wurde der Müllberg Tag für Tag größer. Jede Nacht kam neuer Unrat dazu, und wären die Karrenkinder nicht gewesen, würde er den Menschen wohl irgendwann über die Köpfe wachsen. Einzig den verwahrlosten Waisen und Straßenkindern der Stadt war es zu verdanken, dass es bisher nicht so weit gekommen war. Die Arroganz und Unbarmherzigkeit der gutbetuchten Bürger in den anderen Stadtvierteln schwemmte diese armen Seelen immer wieder zielsicher nach Sieben Schänken zurück. Von dort zogen sie dann mit kleinen Handwägelchen los und machten selbst aus dem letzten Verwertbaren noch etwas Geld. Manchmal, wenn gar nichts dabei war, warfen sie den Müll auch einfach in einen Graben vor der Stadt und bekamen mit Glück einen Groschen von den Wachen. Kein besonders schönes System, aber zumindest eins, das funktionierte.
Kaum hatte Asenfried den Müllhaufen passiert, nahm er auch schon den nächsten Abzweig nach rechts. Die Gasse hier war noch schmaler und durch den weiten Überstand der Dächer in ständiges Dämmerlicht getaucht. Dass er auch hier richtig war, verriet ihm ein Blick nach oben. Die alte, handtellergroße Heiligenikone hing noch immer in gut drei Schritte Höhe an der Hauswand. In ihrer halb herausgerissenen Verankerung ragte sie windschief in die Gasse und machte keinen guten Eindruck. Das verwitterte Ding hatte schon bessere Zeiten gesehen und Asenfried fragte sich ernsthaft, warum es noch keiner abgenommen hatte. Für ihn markierte der heilige Cuthbert, dessen Gesicht inzwischen bis zur Unkenntlichkeit verrottet war, seit jeher den Eingang zur Dunklen Gasse, und wenn der Zahn der Zeit nicht bald energischer an ihm nagte, würde das wohl noch eine ganze Weile so bleiben.
Wie immer lag die Gasse in absoluter Ruhe da. Nichts rührte sich und niemand war zu sehen. Einzig ihrem, selbst für Sieben Schänken, schlechten Ruf war es zu verdanken, dass Asenfried und die unzähligen stinkenden Pfützen aus nur langsam versickernden menschlichen Ausscheidungen unter sich blieben. Er wusste genau, dass die Gäste des Goldenen Erkers ihre Notdurft mangels Alternativen allesamt auf der Gasse verrichteten und niemand auf deren Bekanntschaft erpicht war. Die Kloake füllte sich jeden Abend aufs Neue und schwängerte die Luft mit ihrem süßlich herben Gestank.
Als Asenfried, neben all den anderen wenig appetitlichen Eindrücken, der Geruch von Bier in die Nase stieg, hatte er sein Ziel erreicht. Für Fremde war der schmale Hintereingang des Goldenen Erkers kaum zu sehen. Vollkommen unscheinbar fügte er sich zwischen den brüchigen und verwitterten Fassaden und den verschlossenen und mit groben Holzbrettern zugenagelten Fenstern in das trostlose Bild der übrigen Gebäude mit ein. Mehr als das hatte die Dunkle Gasse nicht zu bieten, und mehr brauchte sie auch nicht zu bieten. Sie war Teil von Sieben Schänken und hatte gefälligst auszusehen wie Sieben Schänken: heruntergekommen, verwahrlost und dreckig.
Froh darüber, dem schlimmsten Gestank entgehen zu können, drückte Asenfried den groben Riegel der windschiefen Tür nach unten und trat in den dahinter liegenden Dunst. Die flackernden Kerzen und Öllampen verbreiteten sofort eine schummrige Stimmung und vom Tageslicht drang nur noch wenig nach innen. Zielstrebig ging er durch den Flur in Richtung Wirtsstube. Auf halbem Weg kam ihm Olda, die nur spärlich bekleidete Bedienung entgegen. Als sie ihn bemerkte, zog sie sich rasch das zerschlissene Kleid über die halb heraushängenden Brüste, nickte ihm fahrig zu und verschwand in einem der wenigen Nebenzimmer.
Sigurd, der Wirt, stand hinter dem Ausschank und wischte mit einem speckigen Tuch über den hölzernen Tresen. Mit seinem wild wuchernden Schnurrbart und dem gewaltigen Bauch sah er aus wie ein großes, an Land gespültes Walross. Man konnte also sagen, er hatte sich kaum verändert.
»Schau dir das an!«, rief Sigurd überrascht aus und schlug mit der flachen Hand auf den Tresen. »Erst lässt er sich jahrelang nicht blicken, und dann hat er es auf einmal ganz besonders wichtig.« Ungläubig schüttelte er kurz den Kopf. »Stapft der Kerl doch glatt zweimal in einer Woche durch meinen Schankraum.« Misstrauisch beäugte er Asenfried. »Springt beim Hammerklimpern nichts mehr raus, oder warum treibst du dich schon wieder hier rum?«
»Ich freu mich auch dich zu sehen, Sigurd«, brummelte Asenfried im Vorbeigehen und stellte genervt fest, dass das alte Walross von einem Wirt noch genau derselbe Idiot wie früher war. »Ich will zu meinem Bruder. Mach auf!«
Sigurd stieß einen leisen Pfiff aus. »Na, das ist mal was. Vangar wird sein Glück kaum fassen können.« Er beugte sich weit über den Tresen und gaffte Asenfried mit einem hinterhältigen Lächeln an. »Bist jetzt wohl doch nichts Besseres mehr, hm? Kommst, um alte Familienbande wieder aufzuwärmen oder was?«
Asenfried blieb vor der Theke stehen. Er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Meine Familie geht dich nichts an. Bleib bei deinem Bier und grüble über die nächste Gärung nach. Davon verstehst du wenigstens was.«
Sigurds Lächeln verschwand. »Täusch dich bloß nicht Schmied! Ich hab noch ein bisschen mehr auf der Pfanne. Da kannst du Gift drauf nehmen.« Seine Augen spuckten Feuer. »Glaubst du etwa, dein Bruder hat vergessen was geschehen ist? Glaubst du, WIR haben vergessen was geschehen ist? Wenn ja, bist du sogar noch dümmer als ich dachte.«
Asenfried seufzte. Das Walross fing jetzt doch an zu nerven. Ein allerletztes Mal zwang er sich ruhig zu bleiben. »Hör mit dem Scheiß auf, Sigurd!« Er winkte ab. »Das ist lange her und die alten Zeiten sind vorbei, das weißt du genau. Außerdem bist du hier der Letzte, der sich zu beschweren braucht. Wer hat denn dein Bier in höchsten Tönen gelobt und dir damit immer wieder ahnungslose Reisende zugeschoben, hm?«
Sigurd rümpfte die Nase und stieß empört die Luft aus. »Von wegen ahnungslos. Der letzte war ein Berg von einem Mann. Der hätte mir die halbe Mannschaft in der Luft zerrissen! Ich brauch zahme Lämmer, keine wilden Bären!«