Annekathrin hat Krebs: Hört nicht auf mit mir zu lachen
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Über dieses E-Book
den anderen stellt diese ihr Leben, das ihres Gatten und das der Töchter auf den Kopf. Und was nun?
Annekathrin, eine Krankenschwester auf einer Palliativstation, hat
Lungenkrebs. Gerade sie, die immer gesund, mit Leib und Seele für die Kranken da war. Nun wird sie selbst operiert, bestrahlt, erhält eine Chemotherapie und braucht Pflege.
Im Wirrwarr der Umstände und Gefühle taucht am Himmel ein leuchtender Stern auf.
Das erste Enkelkind kündigt sich an.
Wird sie für das Kind da sein können? Es folgt eine
wechselvolle Zeit von Krise und Verzweiflung, in der aber auch Hoffnung, Mut und Trost keimen.
Annekathrin ist selbstbewusst und lässt sich so schnell nicht unterkriegen.
Sie ist ein Springbrunnen von Heiterkeit. Humor ist ihr Stoßdämpfer und eine geistige Leuchtpatrone, auch wenn Tumor und Schmerzen sie aus der Bahn werfen.
Mit Humor und Mut durchbricht sie die bedrückende
Sprachlosigkeit. Selbstbestimmung und Reden helfen ihr und der Familie, das Unvermeidbare zu bejahen und anzunehmen.
Karl Heinz Kristel
Der Autor lebt in Bayern. Als ehemaliger Krankenpfleger betreute er Krebspatienten. Die hautnahen Erlebnisse mit seiner krebskranken Gattin hat er in diesem Erfahrungsbericht authentisch niedergeschrieben. Als Lehrer an Krankenpflegeschulen in Deutschland und in der Schweiz unterrichtete er Themen, die im Zusammenhang mit Krebs, Krise und Sterben standen. In seiner Funktion als Schulleiter pflegte er Kontakte zu ambulanten als auch stationären Einrichtungen der Palliativmedizin und des Hospizwesens. Seine Fachbücher und Fachbeiträge handeln von Pflege, Pflegepädagogik und Gesundheit.
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Buchvorschau
Annekathrin hat Krebs - Karl Heinz Kristel
Nachdem der Regenbogen verblasste
kam der Albatros und trug mich
mit sanften Schwingen weit über das Meer.
Behutsam setzte er mich an den Rand des Lichts.
Ich trat hinein und fühlte mich geborgen.
Ich bin zwar von euch gegangen,
ich bin euch letztendlich aber nur ein Stück voraus.
Buchbeschreibung
Annekathrin attackieren urplötzlich heftig Schwindel und Übelkeit. Eine Unpässlichkeit, glaubt sie. Da die Beschwerden nicht vergehen, muss sie ins Krankenhaus. Die Diagnose schockt: Krebs. Von einem Moment auf den anderen stellt diese ihr Leben, das ihres Gatten und das der Töchter auf den Kopf. Und was nun?
Annekathrin, eine Krankenschwester auf einer Palliativstation, hat Lungenkrebs. Gerade sie, die immer gesund, mit Leib und Seele für die Kranken da war. Nun wird sie selbst operiert, bestrahlt, erhält eine Chemotherapie und braucht Pflege. Im Wirrwarr der Umstände und Gefühle taucht am Himmel ein leuchtender Stern auf. Das erste Enkelkind kündigt sich an. Wird sie für das Kind da sein können? Es folgt eine wechselvolle Zeit von Krise und Verzweiflung, in der aber auch Hoffnung, Mut und Trost keimen.
Annekathrin ist selbstbewusst und lässt sich so schnell nicht unterkriegen. Sie ist ein Springbrunnen von Heiterkeit. Humor ist ihr Stoßdämpfer und eine geistige Leuchtpatrone, auch wenn Tumor und Schmerzen sie aus der Bahn werfen. Mit Humor und Mut durchbricht sie die bedrückende Sprachlosigkeit. Selbstbestimmung und Reden helfen ihr und der Familie, das Unvermeidbare zu bejahen und anzunehmen.
INHALTSVERZEICHNIS
Warum dieses Buch?
Der Anfall
1.1 Erst zum Hausarzt
1.2 Überweisung ins Krankenhaus
1.3 Der diagnostische Prozess
1.4 Die Angst vor der Diagnose
Die Diagnose
2.1 Wie sage ich`s meinen Kindern?
2.2 Krebs - ein Saboteur und Amokläufer
2.3 Psychologische Unterstützung für Angehörige
2.4 Die Operation
2.5 Die schlechte Nachricht überbringen
2.6 Schuldgefühle der Krebskranken
Chemotherapie – ja oder nein?
3.1 Anlage eines Portkatheters
3.2 Zeit für Besuche
3.3 Nebenwirkungen der Chemotherapie
Aufwühlende Weihnachten
Tumorschmerzen
5.1 Freude über das erste Enkelkind
5.2 Der übermächtige Feind
5.3 Schmerzbehandlung auf der Palliativstation
5.4 Achterbahn der Gefühle
Palliative Sedierung
6.1 Das Wiederaufwachen
6.2 Palliative Medizin und Pflege sind ein Segen
6.3 Die Selbständigkeit bewahren
6.4 Kontrollierte Besuchsregelung
Das letzte Aufblühen
7.1 Tierbesuche auf der Palliativstation
7.2 Abschiednehmen vom geliebten Arbeitsplatz
7.3 Wünsche für den Weg in die letzte Wohnung
7.4 Nochmals im Drogeriemarkt einkaufen
7.5 Verwirrtheit
7.6 Ein letztes Mal nach Hause
7.7 Humor statt Drama
Das Hospiz – ein Ort des Sterbens
Die Leere danach
9.1 Das Zuhause als Folterkammer
9.2 Ausgelaugt und müde
9.3 Broken-Heart-Syndrom
9.4 Auf die Sprünge geholfen
Zurück ins Leben
Nach vorne blicken
Nachwort
Krebsberatung
13.1 Krebsberatung in Deutschland
Deutsche Krebshilfe
Krebsinformationsdienst
Deutsche Krebsgesellschaft
Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (Nakos)
Deutscher Palliativ- und Hospiz-Verband
Deutsche Palliativstiftung
Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin
13.2 Krebsberatung in Österreich
Österreichische Krebshilfe
13.3 Krebsberatung in der Schweiz
Weiterführende Literatur
Warum dieses Buch?
Annekathrin übt ihren Beruf als Palliativkrankenschwester mit vollem Einsatz und Begeisterung aus. Zusammen mit ihrem Ehemann plant sie eine Hausrenovierung. Sie freut sich auf die bevorstehende Fernreise zu den Kapverdischen Inseln und auf die Geburt ihres ersten Enkels. Annekathrin ist voller Tatendrang, Lebenslust und Energie. Sie fühlt sich gesund, und ist doch krank. Nur weiß sie nichts davon. Vor einigen Jahren hat sich die Krankheit heimtückisch in ihren Körper geschlichen. Gut getarnt verbirgt sie ihr wahres Gesicht bis zu jenem Tag, an dem sie plötzlich, wie aus heiterem Himmel, nebelhafte Signale sendet: Schwindelattacken, Übelkeit und Brechreiz. Nichts Besonderes, möchte man glauben. Symptome also, die jeden mal piesacken. Doch bei Annekathrin verschwinden diese Zeichen nicht und nehmen an Heftigkeit zu. Widerwillig unterzieht sich meine Frau einer medizinischen Diagnostik. Ich bin dabei und halte ihre Hand, als der Arzt die Diagnose mitteilt: Bronchialkarzinom mit einer Hirnmetastase. Ein Albtraum. Noch nie in unserem Leben haben Annekathrin und ich einen solchen Tag erlebt. Unsere kleine und heile Welt zerbricht unmittelbar vor unseren Augen.
Dabei trifft die Diagnose „Krebs" jedes Jahr rund 500.000 Menschen in Deutschland. Fast die Hälfte der Bevölkerung erkrankt in ihrem Leben an Krebs. Die Betroffenen selbst, aber auch ihre Angehörigen, geraten nicht selten in einen Schockzustand und stürzen in eine Krise, der sie sich nicht gewachsen sehen, besonders bei schlechten Heilungsaussichten. Das gesamte Umfeld ist überfordert, steht der Krankheit mit ihrem Verlauf, ihren Folgen und Bedrohungen häufig hilflos und verzweifelt gegenüber. In etwa 100.000 Fällen handelt es sich bei den Erkrankten um ein Elternteil, wodurch auch Kinder mit Ängsten, Leid sowie dem Tod konfrontiert werden und Unvorstellbares durchleben und verkraften müssen. Ziele und Lebenspläne lösen sich von einem Moment auf den anderen in Luft auf.
Dieses Buch ist ein authentischer Bericht über die Krebserkrankung meiner Frau und kein Ratgeber. Ich habe ihn geschrieben als ehemaliger Krankenpfleger, der einige Jahre Krebskranke gepflegt hat. Meine Erzählung ist deshalb eine Mischung aus subjektiv Erlebtem und sachlichen Informationen. Sie, liebe Leserinnen und Leser, durchleben gemeinsam mit mir eine wechselvolle Zeit, die von Verzweiflung, Ängsten, Unsicherheiten, Trauer und Krisen, aber auch von Hoffnung, Trost und Mut geprägt war.
Sie übte ihren Beruf wahrhaftig aus Berufung auf einer Palliativstation aus. Ihr Wissen und ihre Erfahrungen wirkten sich auch auf ihr Verhalten als Patientin aus. Ihr Beruf und ihre selbstbewusste und humorvolle Art ließen außergewöhnliche Situationen entstehen, die für andere Menschen in dieser Lage sehr hilfreich sein können. Nie werde ich diese für sie typischen Aussprüche vergessen: „Ein bisschen noch Witze machen und lachen, wenn es im Leben so richtig kracht, ist wie Brause auf der Zunge oder „Der Krebs raubt mir die Haare, aber nicht den Humor
. Sie vermochte es sogar, unseren zwei erwachsenen Kindern und mir in vielerlei Hinsicht eine Stütze zu sein.
Dies ist ein Buch für alle, die in der Pflege, Hospizarbeit und Trauerbegleitung tätig sind. Vor allem Familienangehörigen von Krebskranken bietet dieser Erfahrungsbericht die Möglichkeit, ihre Situation mit der in meiner Familie zu vergleichen und zu erfahren, wie wir damit umgegangen sind und wer uns wie in den jeweiligen Situationen geholfen und unterstützt hat. Ich teile mit Ihnen meine Erfahrungen, verschone Sie nicht mit der Wahrheit, zeige meinen persönlichen Weg aus der Krise auf und möchte Ihnen sagen: Haben Sie trotzdem Mut!
1 Der Anfall
Die Krankheit kündigte sich plötzlich und unerwartet an, sozusagen aus heiterem Himmel. Die medizinischen Untersuchungen steigerten die Angst vor der Diagnose.
Es war Donnerstag, der Tag der Deutschen Einheit, im Jahr 2013. Annekathrin, meine Frau, stand gerade aus dem Bett auf. Sie hätte noch länger schlafen können – ihren Dienst als Krankenschwester auf der Palliativstation musste sie erst abends antreten - aber dieses Temperamentsbündel hielt es im Bett nie lange aus. Umso mehr hielt sie von der Morgenstunde, die hatte für sie sprichwörtlich Gold im Munde. Flink zog sie sich den Morgenmantel über und schlüpfte in ihre Pantoletten. „Schon wieder auf dem Weg in den Garten?", fragte ich noch schlaftrunken.
„Du kennst mich doch. Sie lächelte und öffnete die Tür. Plötzlich fasste sie sich an die rechte Stirnseite. Ich sah, wie sie die Augenlider schloss und leicht wankte. Besorgt sprang ich aus dem Bett, lief zu ihr und hielt sie fest. „Ist dir schwindlig?
.
Aber sie winkte ab: „Nur etwas schummrig vor den Augen." Ich sah sie skeptisch an.
„Der niedrige Blutdruck, du weißt doch. Ein doppelter Espresso, und ich bin wieder ganz die Alte", versicherte sie.
Sie hatte Recht: Leichte Schwindelanfälle kamen bei ihr immer wieder mal vor. Irgendwie aber beunruhigte mich dieser, weswegen ich sie vorsichtshalber die Steintreppe ins Erdgeschoss hinunterbegleitete. Gestern und vorgestern schon hatte sie einige Male Schwindelanfälle gehabt.
In der Küche brühte sie sich einen Espresso auf. Sie gab sich überzeugt: „Kaffee weckt doch die Lebensgeister und ist wie ein nettes Morgenküsschen." Sie öffnete die Tür zur Terrasse, um sich im morgendlichen Garten umzusehen.
Ich folgte ihr auf die Veranda, setzte mich mit meinem Tee auf einen Stuhl und beobachtete sie. Normalerweise huschte meine Frau immer leichtfüßig dahin. Aber heute war sie schwerfälliger unterwegs.
„Mir ist heute so, als wenn mein Kreislauf schlapp machen würde, trotz des Kaffees. Das muss am baldigen Wetterwechsel liegen. Sie steckte sich ihren gewohnten morgendlichen Glimmstängel an. Selten blieb es bei einer Zigarette, meistens rauchte sie zwei oder drei hintereinander. „Nicht mal die schmecken mir heute
, beschwerte sie sich, während sie durch den Garten streifte. Doch auch dafür hatte sie eine Erklärung. „Das muss am Kopfweh liegen. Die nächsten Tage wird es regnen. Sie sah mich an: „Kaum hat man die 50 überschritten, wird man wetterfühlig. Das hat uns doch früher nichts ausgemacht.
Sie machte eine kurze Pause. „Aber da wollen wir mal nicht so empfindlich sein. Jeder Tag ist ein Geschenk, auch wenn er heute ein wenig schlampig verpackt ist", scherzte