Die falsche und die echte Liebe: Sophienlust 407 – Familienroman
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Über dieses E-Book
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.
»Bitte, Frau Dorn, Ihr Sohn!« Der Portier reichte Mareike den Hörer mit einer Geste der Verlegenheit hin, als bedauere er, sie mit diesem Gespräch aus ihrer Arbeit zu reißen. »Ja, Uwe, was gibt es denn?« »Kommt Papa heute gar nicht mehr zu mir? Spannst du ihn jetzt auch noch so sehr ein, dass er keine Zeit mehr für mich hat?« Der Vorwurf in der Knabenstimme war unüberhörbar. »Ich habe ihn nicht abgehalten, Uwe, ich dachte, er wäre längst bei dir! Ich kümmere mich sofort darum!« Mareike Dorn legte den Hörer auf und holte tief Luft. Nicht einmal diese für Uwe so ungeheuer wichtige Stunde nahm Jürgen ernst. Im Hotel legte er sowieso keine Hand an, außer dass er an der Bar vor weiblichen Gästen seinen Charme versprühte. Ach, sie hätte diese Ehe ja längst beendet, aber das konnte sie dem Jungen nicht antun. Seit Uwe an den Rollstuhl gefesselt war, bedeutete die Zeit, die sein Vater ihm widmete, den einzigen Lichtblick in seinem behinderten Leben. Wie gern hätte sie sich selbst mehr um ihr Kind gekümmert, aber sie musste ihre ganze Kraft darauf verwenden, das Hotel, das ihre Eltern ihr vererbt hatten, auszubauen und lukrativ zu machen, denn nur das würde einmal Uwes Leben sichern. Natürlich konnte das ein Dreizehnjähriger nicht nachempfinden. Für Uwe war sie die kalte gewinnsüchtige Karrierefrau. Der Vater aber mit seiner leichtfertigen Lebenseinstellung erschien wie der Sonnenstrahl in seinem ziemlich eintönigen Leben. Mareike wandte sich mit hängenden Schultern um. »Ist mein Mann nicht im Haus?« Der Portier druckste einen Moment herum.
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Rezensionen für Die falsche und die echte Liebe
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Buchvorschau
Die falsche und die echte Liebe - Lotte Brügmann-Eberhardt
Sophienlust
– 407 –
Die falsche und die echte Liebe
Findet Uwe heraus, wer es wirklich gut mit ihm meint?
Lotte Brügmann-Eberhardt
»Bitte, Frau Dorn, Ihr Sohn!« Der Portier reichte Mareike den Hörer mit einer Geste der Verlegenheit hin, als bedauere er, sie mit diesem Gespräch aus ihrer Arbeit zu reißen.
»Ja, Uwe, was gibt es denn?«
»Kommt Papa heute gar nicht mehr zu mir? Spannst du ihn jetzt auch noch so sehr ein, dass er keine Zeit mehr für mich hat?« Der Vorwurf in der Knabenstimme war unüberhörbar.
»Ich habe ihn nicht abgehalten, Uwe, ich dachte, er wäre längst bei dir! Ich kümmere mich sofort darum!« Mareike Dorn legte den Hörer auf und holte tief Luft. Nicht einmal diese für Uwe so ungeheuer wichtige Stunde nahm Jürgen ernst. Im Hotel legte er sowieso keine Hand an, außer dass er an der Bar vor weiblichen Gästen seinen Charme versprühte. Ach, sie hätte diese Ehe ja längst beendet, aber das konnte sie dem Jungen nicht antun. Seit Uwe an den Rollstuhl gefesselt war, bedeutete die Zeit, die sein Vater ihm widmete, den einzigen Lichtblick in seinem behinderten Leben.
Wie gern hätte sie sich selbst mehr um ihr Kind gekümmert, aber sie musste ihre ganze Kraft darauf verwenden, das Hotel, das ihre Eltern ihr vererbt hatten, auszubauen und lukrativ zu machen, denn nur das würde einmal Uwes Leben sichern. Natürlich konnte das ein Dreizehnjähriger nicht nachempfinden. Für Uwe war sie die kalte gewinnsüchtige Karrierefrau. Der Vater aber mit seiner leichtfertigen Lebenseinstellung erschien wie der Sonnenstrahl in seinem ziemlich eintönigen Leben.
Mareike wandte sich mit hängenden Schultern um. »Ist mein Mann nicht im Haus?«
Der Portier druckste einen Moment herum. »Ich habe ihn heute noch nicht gesehen, Frau Dorn!«, rang er sich dann ab. Sie merkte ihm an, wie unangenehm es ihm war, der von allen geliebten Chefin sagen zu müssen, dass ihr Mann wieder einmal eine Nacht nicht nach Hause gekommen war. Aber Mareike hatte es längst aufgegeben, sich über die Seitensprünge ihres Mannes aufzuregen. Mochte er sich amüsieren, wo er wollte, solange er den Jungen nicht darunter leiden ließ.
In diesem Moment öffnete sich die Drehtür, und Jürgen spazierte herein. Er spazierte wirklich: Den Hut schräg auf dem Kopf, den Stock unternehmungslustig schwingend, betrat er das Foyer. Mareike sah ihm regungslos entgegen.
»Mir scheint, ich werde schon vermisst?« Es klang eher herausfordernd als entschuldigend.
Sie trat einen Schritt auf ihn zu. Leise, aber umso eindringlicher flüsterte sie: »Hier im Hotel wirst du gewiss nicht vermisst, aber deine Pflicht Uwe gegenüber solltest du nicht so leichtfertig versäumen! Das ist das Geringste, was du als Wiedergutmachung tun kannst!«
»Musst du mir das immer aufs Butterbrot schmieren?«, begehrte er auf.
»Wenn du es nicht immer wieder vergessen würdest, bräuchte ich es nicht!«, gab sie ungerührt zurück. »Du weißt sehr gut, wie sehr der Junge auf dich wartet. Du bist heute wieder eine ganze Stunde zu spät!«
»Ja, ja, ich gehe ja schon!« Er wandte sich verärgert um. Schließlich kann ich mir Interessanteres vorstellen, als einen Dreizehnjährigen zu bespaßen!«
»Und für einen Dreizehnjährigen ist es auch kein Vergnügen, im Rollstuhl zu sitzen, weil ihn ein verantwortungsloser Erwachsener in Volltrunkenheit ins Verderben lockte und nach dem Unfall hilflos liegen ließ«, erwiderte sie hart. »Sei froh, dass er noch nicht ahnt, wem er diese Behinderung zu verdanken hat.«
»Dann sag’s ihm doch, dann kannst du mich endlich nicht mehr unter Druck setzen damit!«, fauchte er sie an.
Ein hartes Lächeln spielte um ihre Lippen.
»Du weißt ganz genau, dass ihn das auch noch seelisch kaputt machen würde, und darum muss es unter uns bleiben.«
»Vielleicht sag ich es ihm ja selbst!«, trumpfte er auf.
»Zuzutrauen wäre es dir. Es würde deiner Gewissenlosigkeit nur noch die Krone aufsetzen.«
Mareike wandte sich um und verließ das Foyer. Sie schämte sich ein wenig, es war sonst nicht ihre Art, sich wie eine Furie aufzuführen, aber Jürgens Selbstgefälligkeit und sein mangelndes Schuldbewusstsein raubten ihr die Beherrschung.
Jürgen fuhr indessen ins obere Stockwerk, in dem sich die Privaträume befanden.
Als Uwe hörte, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte, richtete er sich auf und sah seinem Vater mit leuchtenden Augen entgegen.
»Papa, ich hatte schon Angst, du kämst heute überhaupt nicht mehr!«
»Tut mir leid, Uwe, aber ich wurde unterwegs aufgehalten. Weißt du, manches Mal trifft man Leute, die kann man nicht einfach stehen lassen, und oft hören die sich so gern reden, dass sie gar nicht wieder aufhören.« Er zwinkerte dem Jungen vertraulich zu.
»Versteh ich doch, Papa!« Uwe gab sich ganz cool. »Aber jetzt hast du doch Zeit für mich?«
»Na klar, Uwe, ich freu mich doch auch auf unsere gemeinsame Stunde!« Es fiel Jürgen keineswegs schwer, seinen Charme so spielen zu lassen, dass Uwe überzeugt war, der Vater liebe ihn ebenso heiß wie er den Vater.
»Was möchtest du denn heute spielen?«, erkundigte sich Jürgen.
»Papa, ich hab eine ganz große Bitte!« Uwe sah den Vater mit zaghaftem Blick an.
»Nur zu, wenn es irgend geht, ist es schon erfüllt!«, ermunterte Jürgen ihn.
»Papa, ich hab im Radio gehört, der VfB Stuttgart kommt nach Maibach und spielt hier gegen den 1. FC. Ich möchte so furchtbar gern einmal im Stadion dabei sein. Kannst du nicht mit mir hingehen?«
Jürgen schluckte einmal tief. Hier im Haus gab er sich ja mit Uwe ab, aber den Rollstuhl auf den Fußballplatz zu schieben? Wenn ihn da eine von seinen Freundinnen sah! Das Bild passte so gar nicht zu seinem Sonnyboy-Image!
Uwes Blick hing immer noch flehend am Vater.
»Ja, Uwe«, begann er zögernd, »ich fürchte, da werden wir kaum noch Karten bekommen!«
»Die kann uns Herr Warter besorgen«, fiel Uwe ihm ins Wort. »Ich habe ihn schon gefragt!«
Jürgen zog die Brauen zusammen. Es passte ihm gar nicht, dass Uwe sich hinter seinem Rücken bereits mit dem Portier verständigt hatte. Nun gab es keine Ausrede mehr für ihn. Er gab sich einen Ruck.
»Du bist echt clever! Also, wenn da keine Schwierigkeiten sind, dann steht der Erfüllung deiner Bitte nichts im Wege!«
»Danke, Papa!« Uwe strahlte über das ganze Gesicht. »Ich wusste doch, dass du der liebste, beste Papa bist und alles für mich tust!«
Ein Anflug von schlechtem Gewissen ließ Jürgen dem Jungen übers Haar streicheln, und Uwe schmiegte sich zärtlich in seine Hand.
*
Drei Tage später fand das Fußballspiel statt.
Jürgen biss die Zähne zusammen, als er den Rollstuhl aus dem Auto hievte und Uwe auf den Platz schob. Heimlich suchten seine Blicke die Umgebung ab, hoffentlich war niemand hier, der ihn kannte.
Sie hatten Karten für die überdachte Tribüne. Jürgen schob den Rollstuhl neben sich, rückte aber ein Stückchen ab. Die mitleidigen Blicke, die den Jungen trafen, wollte er nicht auf sich bezogen sehen.
Uwe merkte nichts davon, er war selig, einmal mittendrin zu sein im lebendigen Leben. Jedes Tor quittierte er mit lauten Rufen und war regelrecht heiser, als der Abpfiff kam.
»Du, Papa, das war der schönste Nachmittag in meinem Leben!«, jubelte er.
»Freut mich, mein Junge, dass es dir gefallen hat!«
»Das machen wir doch noch einmal wieder, Papa, nicht wahr?« Uwe blickte den Jungen erwartungsvoll an.
»Mal sehen!«, wich er aus. »Weißt du, solche Sachen darf man nicht zu oft machen, sonst verlieren sie ihren Reiz!«
Uwe schüttelte ernsthaft den Kopf. »Mir wird es jedes Mal wieder Spaß machen. Es ist so, als wenn man nach langem Schlafen plötzlich aufgewacht ist.«
Jürgen brachte den Jungen in die Wohnung zurück und verabschiedete sich rasch. »Ich muss dringend noch etwas erledigen!«
Als Mareike später kurz heraufkam – sie versuchte immer,