Die weiße Göttin: Der exzellente Butler Parker 77 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
»Wir sind uns also einig, daß Mike Rander und dieser komische Butler Parker ermordet werden müssen«, sagte Lefty Claim zusammenfassend. »Fragt sich nur, wie wir das anstellen. Wie denkt ihr darüber?« Lefty Claim sah sich in der Runde um. Claim, etwa fünfundvierzig Jahre alt, mittelgroß und mit leichtem Bauchansatz, hatte das gerötete Gesicht eines Trinkers. Seine wasserblauen Augen wirkten leicht trübe. Sie spiegelten den Whisky wider, den er bereits konsumiert hatte. Claim gegenüber saßen Joe Hyman und Lew Strapetta. Joe Hyman war knapp dreißig Jahre alt, sah aber wesentlich älter aus. Sein schütteres braunes Haar war kurz geschoren. Tiefe Falten durchzogen sein Gesicht. Wenn er redete, waren seine bräunlich gefärbten, schadhaften Zähne zu sehen. Seine grauen Augen wirkten kalt und berechnend. Wesentlich erfreulicher hingegen wirkte Lew Strapetta. Lew konnte seine italienischen Vorfahren nicht verleugnen. Er war eher klein als mittelgroß, fast überschlank und hatte pechschwarzes Haar. Die olivbraune Hautfarbe und sein schneeweißes Raubtiergebiß verliehen ihm ein draufgängerisches Aussehen. Strapetta war knapp fünfunddreißig Jahre alt und kleidete sich stets eine Spur zu modisch. Er bevorzugte lebhaft gestreifte Krawatten.
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Der exzellente Butler Parker
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Die weiße Göttin - Günter Dönges
Der exzellente Butler Parker
– 77 –
Die weiße Göttin
Günter Dönges
»Wir sind uns also einig, daß Mike Rander und dieser komische Butler Parker ermordet werden müssen«, sagte Lefty Claim zusammenfassend. »Fragt sich nur, wie wir das anstellen. Wie denkt ihr darüber?«
Lefty Claim sah sich in der Runde um. Claim, etwa fünfundvierzig Jahre alt, mittelgroß und mit leichtem Bauchansatz, hatte das gerötete Gesicht eines Trinkers. Seine wasserblauen Augen wirkten leicht trübe. Sie spiegelten den Whisky wider, den er bereits konsumiert hatte.
Claim gegenüber saßen Joe Hyman und Lew Strapetta.
Joe Hyman war knapp dreißig Jahre alt, sah aber wesentlich älter aus. Sein schütteres braunes Haar war kurz geschoren. Tiefe Falten durchzogen sein Gesicht. Wenn er redete, waren seine bräunlich gefärbten, schadhaften Zähne zu sehen. Seine grauen Augen wirkten kalt und berechnend.
Wesentlich erfreulicher hingegen wirkte Lew Strapetta. Lew konnte seine italienischen Vorfahren nicht verleugnen. Er war eher klein als mittelgroß, fast überschlank und hatte pechschwarzes Haar. Die olivbraune Hautfarbe und sein schneeweißes Raubtiergebiß verliehen ihm ein draufgängerisches Aussehen. Strapetta war knapp fünfunddreißig Jahre alt und kleidete sich stets eine Spur zu modisch. Er bevorzugte lebhaft gestreifte Krawatten.
Joe Hyman und Lew Strapetta hatten bisher schweigend zugehört. Das hing damit zusammen, daß man einfach den Mund hielt, wenn Lefty Claim redete. Das war kein Akt der Höflichkeit, sondern eine Frage der Gesundheit. Claim duldete niemals Widerspruch. Er war der unbestrittene Chef der Runde.
»Na also, laßt euch was einfallen«, forderte Lefty Claim seine Zuhörer auf. »Wie können wir Rander und Parker umbringen. Und zwar so, daß wir keinen Ärger mit der Polizei bekommen.«
»Na ja, ich meine, Mord müßte man uns erst mal nachweisen«, ließ Joe Hyman sich vernehmen.
»Eben, und damit das nicht geschieht, müssen wir ein erstklassiges Alibi haben«, antwortete Lefty Claim. »An wen wird sich die Polizei wenden, wenn Rander und Parker ins Gras gebissen haben? Doch erst mal an uns, oder?«
»Warum eigentlich, Lefty?« erkundigte sich Lew Strapetta naiv. Er hörte einen Augenblick damit auf, sich um seine Fingernägel zu kümmern, die er sich am Revers seines Jacketts unentwegt blankrieb.
»Dumme Frage, Lew«, meinte Lefty Claim und schüttelte erstaunt den Kopf. »Wer hat denn unseren Laden hochgehen lassen? Wem verdanken wir es, daß wir kurztreten müssen? Doch nur Parker und sein Boß. Wir können noch von Glück sagen, daß wir frei herumlaufen. Und wenn wir uns nicht etwas beeilen sind auch wir noch an der Reihe. Wenn das einer schafft, dann dieser verdammte Parker. Der ist gefährlicher als die Polizei.«
»Können wir uns nicht ein anständiges Alibi kaufen?« warf Joe Hyman ein. Dazu grinste er und legte sein schadhaftes Gebiß frei. Er sah in diesem Augenblick wie ein altes Pferd aus.
»Ist nicht …!« Lefty Claim schüttelt nachdenklich den Kopf. »Wir dürfen nicht das geringste Risiko eingehen.«
»Ja, wie wollen wir die dann aber umbringen?« Lew Strapetta sah ratlos und geistig überfordert aus.
»Mit anderen Worten, wir brauchen ein Alibi, müssen gleichzeitig aber zulangen. Keine Ahnung, wie wir das schaffen wollen.« Joe Hyman sah seinen Chef ratlos an. Dann kam ihm so etwas wie eine Erleuchtung. Er grinste und leckte sich nervös die Lippen. »Können wir nicht ein paar Killer besorgen?«
»Die hauen ab, wenn sie hören, wen sie aufs Korn nehmen müssen«, antwortete Lefty Claim. »In unserer Branche hat es sich inzwischen herumgesprochen, was mit Parker und seinem Boß los ist.«
»Dann lassen wir es also, oder?« Lew Strapetta zuckte resigniert die Schultern.
»Damit wir mit Sicherheit auffliegen?« Lefty Claim schüttelte energisch den Kopf. »Nee, Jungens, so schnell gibt ein Lefty Claim nicht auf. Rander und Parker müssen noch in dieser Woche von der Bildfläche verschwinden, damit wir endlich Weiterarbeiten können. Die Kunden werden schon verdammt ungeduldig. Wir müssen bald wieder mit den Lieferungen loslegen, sonst schaltet sich die Konkurrenz ein. Die wartet doch nur darauf, daß wir einpacken und abhauen.«
Joe Hyman und Lew Strapetta sahen sich hilflos an. Sie wurden hier mit einem Problem konfrontiert, das sie ohne fremde, wohlwollende Hilfe nicht zu lösen vermochten.
Lefty Claim hatte inzwischen wohl eingesehen, daß von seinen beiden Partnern nichts mehr zu erwarten war. Er füllte sich sein Glas und nahm einen erstaunlich tiefen Schluck. Nachdem er sich ausgiebig geschüttelt hatte, schien ihm so etwas wie eine Erleuchtung gekommen zu sein. Sein Gesicht nahm einen gerissenen, fuchsschlauen Ausdruck an. Er beugte sich vor und dämpfte unwillkürlich seine Stimme, als er zu reden begann.
Er setzte seinen beiden Mitarbeitern den Plan auseinander, den er gerade gefaßt hatte. Und während Lefty Claim redete, klärten sich gleichzeitig seine Gedanken. Vage Vorstellungen wurden zur Gewißheit. Und er las es an den Gesichtern seiner Freunde und Mitarbeiter ab, daß er auf dem richtigen Weg war.
»Genauso bringen wir sie um«, meinte Lefty Claim abschließend. »Und ich gehe jede Wette ein, daß das hinhauen wird. Man muß nur die richtigen Leute vor seinen Karren spannen, oder …?«
*
»Die Abendpost, Sir …!«
Josuah Parker war lautlos in den großen Salon der Dachgartenwohnung gekommen und schritt würdevoll auf den großen Schreibtisch zu, hinter dem Anwalt Mike Rander saß und in einer Akte arbeitete.
Parker trug zu den schwarzen Hosen die unvermeidliche gestreifte Weste, wie sie nur Butlern zustand. Auf den hochgestellten, gespreizten Fingern seiner rechten Hand balancierte er ein silbernes Tablett, auf dem die Post lag. Parker kam an dem breiten Fenster vorbei, von dem aus man einen phantastischen Blick auf die Wasserfront des Michigan-Sees hatte. Kurz vor dem Schreibtisch blieb er abwartend stehen, bis sich der Blick seines jungen Herrn hob.
»Legen Sie das Zeug dorthin«, meinte Mike Rander zerstreut. Ihn beschäftigte ein juristisches Problem. Er war nicht in der Stimmung, sich mit seinem Butler zu unterhalten.
»Gewiß, Sir, wie Sie befehlen«, antwortete Parker höflich. »Wenn mir eine Bemerkung gestattet ist, möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf jenen Brief lenken, den ich zuoberst des Briefstapels deponiert habe.«
»Nehmen Sie den Brief weg und schmeißen sie ihn in den Papierkorb«, gab Mike Rander zurück.
»Wie Sie befehlen, Sir …!«
Josuah Parker nahm den Brief und ließ ihn in den Papierkorb flattern. Statt zu gehen und den Salon zu verlassen, dessen Wände mit wohlgefüllten Bücherregalen bedeckt waren, blieb er jedoch stehen.
»Was ist denn noch?« Mike Randers Stimme klang leicht gereizt. Wie gesagt, er war mit einem juristischen Problem beschäftigt und wollte nicht abgelenkt werden.
»Darf ich Sie höflichst darauf aufmerksam machen, Sir, daß besagter Brief, den ich auf Ihr Geheiß hin in den Papierkorb warf, eine Mordandrohung enthielt?«
»Wie bitte …?« Mike Rander sah erstaunt hoch.
»Eine Mordandrohung«, wiederholte Josuah Parker. »Sie dürfen versichert sein, daß ich diesen an Sie gerichteten Brief nicht geöffnet habe.«
»Woher wissen Sie dann, daß es sich um eine Mordandrohung handelt?«
»Ich erhielt einen ähnlichen Brief, Sir, das heißt, Aufmachung und Papiermaterial dieses Schreibens dürften identisch sein.«
»Lassen Sie mal sehen …!«
Josuah Parker bückte sich und fischte den Brief aus dem Papierkorb. Als Mike Rander danach greifen wollte, schüttelte Parker fast unmerklich, aber dennoch irgendwie vorwurfsvoll den Kopf, legte den besagten Brief zuerst auf das Silbertablett, um ihn dann an Mike Rander weiterzureichen.
Der junge Anwalt zog den Brief vom Tablett, riß den Umschlag auf und entfaltete das Schreiben, auf dem nur wenige Zeilen Text zu lesen waren.
Diese wenige Textzeilen hatten es allerdings in sich.
Mike Rander wurde zuerst einmal als gemeiner, hinterhältiger Polizeispitzel und Schnüffler bezeichnet. Dann wurde ihm mitgeteilt, die »Langen Messer« hätten beschlossen, ihn aus dem Verkehr zu ziehen. Und das innerhalb der kommenden drei Tage. Flucht sei sinnlos, so wurde weiter mitgeteilt. Die Wurfmesser stünden schon bereit. Statt einer Unterschrift waren die Umrisse eines langschneidigen Messers zu sehen.
»Alberner geht’s wohl nicht«, sagte Mike Rander und warf den Brief auf den Tisch. Dann sah er zu Parker hoch, der stumm und stocksteif vor dem Schreibtisch stand. »Haben Sie auch solch einen Wisch erhalten, Parker?«
»In der Tat, Sir …!«
»Na, und was halten Sie davon?«
»Ich erlaube mir, Sir, Ihnen beizupflichten«, erwiderte Josuah Parker. Mit spitzen Fingern nahm er