Parker taucht die U-Boot-Fahrer: Butler Parker 270 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
Josuah Parker stand stocksteif und hochaufgerichtet auf den Teakholzplanken der schnittigen Yacht. Die Schräglage des Bootes und das stetige Heben und Senken des Rumpfes schien er nicht wahrzunehmen. »Mylady sind mit der Technik der sogenannten Wende vertraut?« erkundigte er sich. »Ich bitte Sie, Mister Parker! In meiner Jugend habe ich an Segelregatten teilgenommen und war damals recht gut. Meine Mitbewerber wurden schon nervös, wenn sie meinen Namen auf der Teilnehmerliste entdeckten.« »Eine durchaus verständliche Reaktion«, fand Parker. »Es geht eben nichts über einen netten kleinen Segeltörn. Allerdings ist es etwas kühl geworden, finde ich.« »In der Tat, Mylady.« Parker hatte den Hinweis verstanden und entfernte sich in Richtung des schmalen Schotts, das ins Innere der Yacht führte. Wenige Augenblicke später kam er zurück und hielt ein silbernes Tablett in Händen. »Wenn man Mylady etwas zum Aufwärmen anbieten darf?« wandte er sich an seine Herrin, die ein Fernglas an die Augen preßte und angestrengt aufs Meer blickte. »Ein Wal, Mister Parker, ein Riesenmonstrum«, rief sie plötzlich und nickte energisch. »Ich habe ihn genau gesehen.« »Dann wurde Mylady ein außergewöhnliches Erlebnis zuteil«
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Parker taucht die U-Boot-Fahrer - Günter Dönges
Butler Parker
– 270 –
Parker taucht die U-Boot-Fahrer
Günter Dönges
Josuah Parker stand stocksteif und hochaufgerichtet auf den Teakholzplanken der schnittigen Yacht. Die Schräglage des Bootes und das stetige Heben und Senken des Rumpfes schien er nicht wahrzunehmen.
»Mylady sind mit der Technik der sogenannten Wende vertraut?« erkundigte er sich.
»Ich bitte Sie, Mister Parker! In meiner Jugend habe ich an Segelregatten teilgenommen und war damals recht gut. Meine Mitbewerber wurden schon nervös, wenn sie meinen Namen auf der Teilnehmerliste entdeckten.«
»Eine durchaus verständliche Reaktion«, fand Parker.
»Es geht eben nichts über einen netten kleinen Segeltörn. Allerdings ist es etwas kühl geworden, finde ich.«
»In der Tat, Mylady.« Parker hatte den Hinweis verstanden und entfernte sich in Richtung des schmalen Schotts, das ins Innere der Yacht führte. Wenige Augenblicke später kam er zurück und hielt ein silbernes Tablett in Händen.
»Wenn man Mylady etwas zum Aufwärmen anbieten darf?« wandte er sich an seine Herrin, die ein Fernglas an die Augen preßte und angestrengt aufs Meer blickte.
»Ein Wal, Mister Parker, ein Riesenmonstrum«, rief sie plötzlich und nickte energisch. »Ich habe ihn genau gesehen.«
»Dann wurde Mylady ein außergewöhnliches Erlebnis zuteil«, gratulierte der Butler. »Diese Tiergattung kommt in der Regel in den hiesigen Gewässern nicht vor.«
Man befand sich in der Irischen See zwischen der Isle of Man und Irland. Lady Agatha hatte die Einladung eines ihr bekannten Industriellen angenommen und stattete ihm am Wochenende einen Besuch auf seinem Besitz ab.
Zu diesem gehörten auch ein eigener kleiner Hafen und die Yacht, auf der sie sich gerade aufhielt. Lady Agatha hatte ihrem Bekannten angeboten, ihm die wahre Segelkunst zu zeigen, aber der Mann hatte abgelehnt und sich auf wichtige unaufschiebbare Arbeiten berufen. Deshalb hatte Agatha Simpson beschlossen, ohne ihn in See zu stechen und Butler Parker in den Genuß ihrer Segelkünste kommen zu lassen.
»Er wird sich verirrt haben, Mister Parker«, überlegte die ältere Dame und zog die Stirn kraus. »So was soll gar nicht so selten vorkommen. Erst kürzlich las ich in der ›Times‹ von einem ähnlichen Fall. Ich werde dem Tier helfen und es in seine heimatlichen Gewässer zurückgeleiten.«
»Ein außerordentlich löbliches Unterfangen, Mylady«, lobte Parker, ohne eine Miene zu verziehen. »Meine Wenigkeit fürchtet allerdings, daß die an Bord befindlichen Vorräte keinesfalls für eine längere Reise reichen dürften.«
»Dann fahre ich noch mal zu Sir Basils Anwesen zurück und ergänze sie«, überlegte die passionierte Detektivin. »Dann komme ich zurück und kümmere mich um den Wal. Ich werde ihn in seiner Not nicht allein lassen.«
»Mylady denken sicher auch an entsprechende Kleidung«, erinnerte Josuah Parker sie gemessen. »Wale pflegen bisweilen recht kalte Orte aufzusuchen.«
»Zum Beispiel, Mister Parker?« Die ältere Dame sah den Butler forschend an und hob belehrend den Zeigefinger. »Natürlich weiß ich, wo diese Tiere zu Hause sind«, fuhr sie hastig fort. »Aber was wissen Sie darüber?«
»Es könnte sich zum Beispiel um die Antarktis handeln, Mylady«, vermutete Parker. »Dort soll es dem Vernehmen nach sehr kalt sein.«
»Brauche ich lange bis dorthin, Mister Parker?« erkundigte sie sich nachdenklich. »In diesem Fall sollte ich vielleicht doch besser vorher in London anrufen und die Kinder verständigen.«
Mit den Kindern meinte Mylady Kathy Porter, ihre Gesellschafterin und Sekretärin, sowie Mike Rander, ihren Anwalt und Vermögensverwalter. Es war Lady Agathas sehnlichster Wunsch, die beiden miteinander zu verheiraten und den losen Bund zu legalisieren.
»Mylady könnten in Ausübung ihrer noblen Mission durchaus einige Wochen unterwegs sein«, gab Josuah Parker zu bedenken. »Zumal in jenen Breiten jetzt heftige Stürme zu erwarten sind, die Myladys Vorwärtskommen stark behindern dürften. Vielleicht sollte man auch überprüfen, ob diverse Karten des Zielgebiets sich an Bord befinden.«
»Ich brauche keine Karten, Mister Parker«, winkte Lady Agatha ab und schüttelte den Kopf. »Ich weiß genau, wo die Antarktis liegt.«
»Daran zu zweifeln, würde sich meine bescheidene Wenigkeit nie und nimmer erlauben, Mylady«, versicherte Parker höflich. »Allerdings möchte man auf die Eisberge verweisen, die die dortigen Gewässer durchwandern. Auch diese könnten Myladys Reise mit Verlaub behindern.«
»Eisberge, Mister Parker?« Lady Agatha drehte sich um und blickte über die graue See. »Vielleicht reicht es auch, wenn ich das Tier aus den hiesigen Gewässern hinausgeleite«, überlegte sie. »Den Rest des Weges wird der Wal dann schon allein finden.«
Sie griff nach dem Fernglas und hob es an die Augen. »Vielleicht hat der Wal inzwischen seinen Irrtum bemerkt und ist umgekehrt«, fuhr sie fort, während sie das Wasser absuchte.
»Wenn Mylady gestatten, wird man sich unter Deck begeben und die Zubereitung einer Erfrischung vornehmen«, bemerkte Josuah Parker und steuerte den Durchgang zu den Räumlichkeiten der Yacht an.
»Tun Sie das, Mister Parker«, murmelte Agatha Simpson und schwenkte das Fernglas herum. »Und denken Sie daran, etwas mehr Rum zu nehmen, ich möchte kein heißes Wasser trinken.«
»Sehr wohl, Mylady.« Parker öffnete das Schott, als ihn ein Aufschrei seiner Herrin stoppte. »Da ist er wieder, Mister Parker, kommen Sie mal und sehen Sie selbst!«
Josuah Parker begab sich gemessenen Schrittes zu Mylady hinüber und sah in die angegebene Richtung. Er spähte am ausgestreckten Arm der älteren Dame vorbei und erkannte voraus an der Steuerbordseite einen großen dunklen Schatten dicht unter der Wasseroberfläche.
»Dürfte man Mylady um das Fernglas bitten?« wandte sich Parker an seine Herrin.
Agatha Simpson reichte ihm schweigend das Glas. Parker setzte es an die Augen und regulierte die Okulareinstellung. Er richtete es auf den dunklen Schatten und musterte ihn aufmerksam. Dann setzte er das Glas wieder ab und reichte es zurück.
»Na, was sagen Sie jetzt?« Die Detektivin sah ihn triumphierend an. »Ist das ein Brocken, Mister Parker?«
»In der Tat, Mylady«, bestätigte der Butler. »Man fragt sich allerdings, ob es sich nicht auch um etwas anderes handeln könnte. Auch Mylady dürften sicher Überlegungen dieser Art angestellt haben.«
»Nun ja, Mister Parker, das stimmt natürlich«, räumte sie zögernd ein und richtete das Fernglas wieder auf den Schatten. »Natürlich könnte es auch zum Beispiel ein U-Boot sein.«
»Sehr richtig, Mylady«, bestätigte Parker gemessen.
Agatha Simpson ließ das Fernglas sinken und wandte sich überrascht an ihren Butler. Sie sah ihn nachdenklich an und runzelte die Stirn.
»Ich meine also, es ist ein U-Boot?« vergewisserte sie sich mit zweifelnder Stimme.
»Davon sollte man in der Tat ausgehen, Mylady«, antwortete Parker ruhig.
*
»Man hat ein Sehrohr ausgefahren, Mister Parker«, sagte die ältere Dame, als der Butler den Grog servierte.
Parker nahm das Fernglas entgegen und setzte es an die Augen. Er hatte umgehend den dunklen Schatten im Blickfeld und bemerkte das Periskop des Bootes, das aus dem Wasser ragte und in ihre Richtung zu blicken schien. Darüber hinaus gewann der Butler den Eindruck, daß der Schatten inzwischen erheblich gewachsen war, was nur bedeuten konnte, daß er sich der Yacht näherte.
Nachdenklich setzte er das Glas ab und sah seine Herrin an. »Nun, haben Sie es gesehen?« erkundigte sich die ältere Dame.
»Man scheint Myladys Schiff in Augenschein zu nehmen«, gab Parker gemessen zurück. »Eine gewisse Annäherung dürfte nicht abzustreiten sein.«
»Sicher wird man mich begrüßen wollen«, vermutete Agatha Simpson und nickte nachdrücklich. »Das Boot taucht jeden Moment auf, und der Kommandant bittet mich zum Tee. Ich werde natürlich annehmen, Mister Parker. Ich bin noch nie auf einem U-Boot gewesen. Vielleicht lädt man mich sogar zu einer Tauchfahrt ein.«
»Mylady gehen davon aus, daß die Besatzung weiß, daß sich Mylady an Bord