Die Krankheit: Eine Erzählung
Von Klabund
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Klabund
Alfred Georg Hermann „Fredi“ Henschke, genannt Klabund (* 4. November 1890 in Crossen an der Oder; † 14. August 1928 in Davos) war ein deutscher Schriftsteller. Henschke wählte das Pseudonym Klabund – nach ersten Veröffentlichungen – im Jahr 1912. In Anlehnung an Peter Hille gab er vor, ein vagabundierender Poet zu sein. Der Name Klabund geht auf einen in Nord- und Nordostdeutschland geläufigen Familiennamen (Apothekersname) zurück und wird vom Autor unter anderem als Zusammensetzung aus den beiden Wörtern Klabautermann und Vagabund erklärt. Ab 1916 gab er dem Pseudonym eine weitere Bedeutung, nämlich „Wandlung“. Damit spielte er auf seinen Gesinnungswandel im Ersten Weltkrieg an. Nachdem er den Krieg anfänglich begrüßt hatte, wandelte sich seine Einstellung unter dem Einfluss seiner Lebensgefährtin (und späteren Ehefrau) Brunhilde Heberle.
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Buchvorschau
Die Krankheit - Klabund
Klabund
Die Krankheit
Eine Erzählung
Sharp Ink Publishing
2023
Contact: info@sharpinkbooks.com
ISBN 978-80-282-7231-9
Inhaltsverzeichnis
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.
X.
XI.
XII.
XIII.
XIV.
XV.
XVI.
XVII.
XVIII.
XIX.
XX.
XXI.
I.
Inhaltsverzeichnis
„Sie sind also nur deshalb hierhergekommen, um zu sterben?" sagte der junge Deutsche und lief, die Hände in den unteren Taschen seiner kamelhaarbraunen Sportweste, aufgeregt und hustend durch den Zigarettenqualm.
„Weshalb sonst?" sagte Sybil, die rauchend auf dem Bett lag, schlank und blond.
„Scharmant, scharmant", wisperte der kleine Japaner, der oben im Sanatorium Beaurivage Assistentendienste versah, und hielt ein blaues Speiglas, auf dem eine sonderbare Tabelle angebracht war, gegen das Licht.
„Zehn Kubikzentimeter Auswurf", lächelte er, von irgendeiner inneren Fröhlichkeit betroffen.
Er sprach fließend Deutsch und fließend Portugiesisch und gab sich zuweilen, wenn es nötig schien, als Portugiese aus. Er unterhielt geheime Beziehungen zu dem Dienstmädchen des portugiesischen Konsuls. Das war eine dicke Schwyzerin aus Bern, die wie geknetet aussah. An Stelle einer Kuhglocke trug sie eine Doublémedaille um den fettigen Hals, die das Bild des kleinen Japaners — in seiner seidenen und faltenreichen Nationaltracht — in sich verbarg.
„Ich habe früher nur dunkle Frauen geliebt, sagte der junge Deutsche und sah durch die Balkontür in den stürmenden Schnee, „Frauen mit schwarzen Haaren und schwarzen Augen. Als ich selber noch im Dunkeln tappte mit meinen neunzehn, zwanzig Jahren. Dann wurde es licht in mir. Ich liebte eine Frau mit braunen Haaren und Hirschaugen. Dann eine mit roten Haaren und beinah blauen Augen, die violett glänzten. Meine Freunde verspotteten mich mit ihr und meinten, sie hätte neben ihren roten Haaren auch rote Augen, und ich liebte ein Kaninchen. — Endlich wurde es ganz hell um mich. Die Sonne ging auf. Rasend blond aus einem Himmel blauer Blicke. Ich sah in den Mittag meines Lebens. Blauer Himmel, holde Sonne, warum wollen Sie mir nicht glauben, Sybil, daß Sie mein Tag sind?
„Oh!" Sybil wehrte leise ab. Sie schlug die Asche ihrer Zigarette auf den Bettvorleger.
Der kleine Japaner stellte die blaue Flasche auf den Nachttisch und tanzte in eine dunkle Ecke des Zimmers. Man hörte ihn lachen: wie einen fremdartigen Wasservogel.
Er unterhielt sich in seiner zischenden Sprache mit dem ausgestopften Papagei.
Der bleiche bulgarische Offizier, der gekrümmt auf einem Hocker saß und in den Boden starrte, räusperte sich.
Er hatte beide Balkankriege mitgemacht; die Schlacht bei Lüleburgas; die Belagerung von Adrianopel; den Stellungskampf an der Tschataldschalinie. Niemand durfte in seiner Anwesenheit vom Krieg sprechen. Ihm trat sofort der Schaum auf die Lippen.
Als Professor Ronken, der Weißbart mit dem Rotkehlchenkopf, ihn das erstemal untersuchte und mit seinem eleganten weichen Hammer beklopfte, fiel er in Ohnmacht in dem Augenblick, als Dr. Froidevaux von einer