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Der Wickerbach und seine Zuflüsse: Porträt eines Gewässersystems in Wiesbaden und im Main-Taunus-Kreis
Der Wickerbach und seine Zuflüsse: Porträt eines Gewässersystems in Wiesbaden und im Main-Taunus-Kreis
Der Wickerbach und seine Zuflüsse: Porträt eines Gewässersystems in Wiesbaden und im Main-Taunus-Kreis
eBook381 Seiten2 Stunden

Der Wickerbach und seine Zuflüsse: Porträt eines Gewässersystems in Wiesbaden und im Main-Taunus-Kreis

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Über dieses E-Book

Das Buch beschreibt detailiert ein Gewässersystem auf dem Gebiet der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden und des westlichen Main-Taunus-Kreises. Auf einen ausführlichen Steckbrief des Wickerbachsystems folgt die Zusammenfassung des Kenntnisstandes der geologischen Abläufe im Wickerbachgebiet während der letzten 30 Millionen Jahren und der menschlichen Einflussnahme in prähistorischer und geschichtlicher Zeit. Erläutert werden schließlich der aktuelle Zustand des Wickerbachs und seiner Zuflüsse und die Faktoren, die ihn wesentlich beeinflussen, wie z.B. die Wassermühlen, die Wassergewinnung und die Abwasserentsorgung. Die Aussagen stützen sich auf Berufserfahrungen, zahlreiche Begehungen des Geländes und auf die Auswertung von Akten der beteiligten Wasserbehörden. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Gewässerpflege und die Nachzeichnung gelungener und gescheiterter Renaturierungsvorhaben der letzten 25 Jahre und es wird aufgezeigt, in welche Richtung weitere Anstrengungen gehen sollten. Den Stillgewässern im Einzugsbereich des Wickerbachs ist das Schlusskapitel gewidmet. Über 270 Farbfotos und mehrere Kartenausschnitte illustrieren die getroffenen Aussagen.
Das Buch wendet sich an die Bewohner des Wickerbachgebiets und an die lokalen Politiker, aber ebenso an Gewässerfachleute und interessierte Laien im mitteleuropäischen Raum, denn die geschilderten Probleme und Lösungsansätze sind typisch für viele Gewässer der Mittelgebirgsregionen.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum19. Juni 2018
ISBN9783746937212
Der Wickerbach und seine Zuflüsse: Porträt eines Gewässersystems in Wiesbaden und im Main-Taunus-Kreis
Autor

Ernst Kluge

Geburtsort: Wunsiedel/Oberfranken, Jahrgang 1951, verheiratet, Schulbesuch in Wunsiedel und Marktredwitz; Wohnorte: Wunsiedel, Bad Soden, Eschborn/Ts., Frankfurt a.M.-Höchst, Ludwigsburg, Frankfurt a.M. Ausbildung und Beruf: ab 1967 Ausbildung zum Chemielaboranten bei der Hoechst AG in Frankfurt a.M. - Höchst, ab 1972 Ingenieurstudium der Chemie-Technik an der FH Darmstadt, ab 1978 Opel AG/General Motors Rüsselheim, Abt. Industrieller Umweltschutz, ab 1987 Landeshauptstadt Wiesbaden, Umweltamt: Zuständiger für die Gefahrguttransportüberwachung, Sachgebietsleiter Untere Wasserbehörde, Produktbereichsleiter Gewässerschutz (Untere Wasserbehörde, Untere Bodenschutzbehörde, Kommunaler Gewässerschutz, Indirekteinleiterüberwachung) 08/2014 Ende der Berufstätigkeit, Beschäftigung mit Fotografie, Buchprojekte, Aufbau der Website https://weltschaukasten.de mit eigenen lokalen und internationalen Fotos; Reisen in viele Länder; Fotoausstellungen mit den Schwerpunkten Baumporträts/Baumlandschaften, Spanien, Brasilien, Kapverden, Beiträge in der monatlich erscheinenden Zeitschrift "Kakteen und andere Sukkulenten" (Herausgeber: Deutsche/Österreichische/Schweizer Kakteengesellschaft), Autor von Sach- und Fotobüchern (Sachbuch: Der Wickerbach und seine Zuflüsse in - Porträt eines Gewässersystems in Wiesbaden und im Main-Taunus-Kreis; Fotobuch: Der Wickerbach - Von den Quellen bis zur Mündung; Fotobuch: Zuflüsse des Wickerbachs in Wiesbaden und im Main-Taunus-Kreis; Sachbuch: Der Salzbach und die "Wasserstadt" Wiesbaden; Sachbuch: Der Rambach und seine Zuflüsse in Rambach, Sonnenberg und Wiesbaden; in Arbeit: Fotobuch über meine Heimatstadt Wunsiedel in Oberfranken).

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    Buchvorschau

    Der Wickerbach und seine Zuflüsse - Ernst Kluge

    Mein Buch ist allen Menschen gewidmet, die sich um die Wiederherstellung und Verbesserung der einheimischen Gewässer und ihrer Umgebung redlich bemühen.

    Ernst Kluge

    Der Wickerbach

    und seine Zuflüsse

    Porträt eines Gewässersystems

    in Wiesbaden und im Main-Taunus-Kreis

    © 2018 Ernst Kluge

    Umschlaggestaltung: Ernst Kluge

    Fotografien: Ernst Kluge (Ausnahmen sind gekennzeichnet)

    Kartengestaltung mit dem Geografischen Informationssystem (GIS) Geomedia®:

    UMGIS Informatik GmbH, Darmstadt

    ISBN

    Paperback    ISBN    Paperback 978-3-7469-3719-9

    Hardcover    ISBN    Hardcover 978-3-7469-3720-5

    e-Book         ISBN    e-Book 978-3-7469-3721-2

    Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

    Inhaltsverzeichnis

    1Wissenswertes über das Wickerbachsystem

    2Zur Entwicklung der Landschaft des Wickerbachgebiets

    2.1 Vom Tertiär bis zum Ende der letzten Eiszeit

    2.2 Vom Ende der letzten Eiszeit bis zur Gegenwart

    3Mühlen am Wickerbach und Klingenbach

    3.1 Konflikte um die Wasserrechte der Obermühle (Traisermühle) in Flörsheim

    4Wassergewinnung im Einzugsgebiet des Wickerbachsystems

    4.1 Die historische Trinkwassergewinnung von Naurod

    4.2 Die historische Trinkwassergewinnung von Breckenheim

    4.3 Die historische und aktuelle Trinkwassergewinnung von Wildsachsen und Bremthal

    4.4 Die historische Trinkwassergewinnung von Auringen und Medenbach

    4.5 Die historische Trinkwassergewinnung von Delkenheim und ihre neue Nutzung für landwirtschaftliche Beregnung

    4.6 Brauchwasser aus dem Wickerbach: Wasserrechte für Paul´s Bauernhof in Wallau

    5Einleitungen in die Bäche des Wickerbachsystems

    5.1 Zur Geschichte der Kanalisation und Abwasserreinigung in Wiesbaden

    5.2 Kanalisationen und Abwasserreinigungsanlagen im Einzugsgebiet des Wickerbachs

    5.3 Auswirkungen der Kanalentlastungsanlage in Naurod auf den ökologischen Zustand des Wickerbachs

    6Gewässerpflege, Verkehrssicherung und Gewässerrenaturierung

    6.1 Pflege und Verkehrssicherung der Gewässergrundstücke

    6.2 Projekte zur Renaturierung des Wickerbachsystems

    7Tümpel, Teiche und Kiesseen

    7.1 Die Teiche am Thierbach

    8Quellenangaben

    Vorbemerkung

    Ursprünglich sollte dieses Buch ein Fotobuch mit Fotografien vom Wickerbach, seinen Zuflüssen und der umgebenden Landschaft werden. Auch eine Einführung mit einem Umfang von ca. 20 Seiten war geplant. Es ist anders gekommen: Viel interessantes Material war zu berücksichtigen und so wurde aus dem Textvorspann ein eigenes Buch, illustriert mit 273 Fotografien und 6 Kartenausschnitten.

    Das zuerst geplante Fotobuch folgt demnächst als zweiter Band.

    1 Wissenswertes über das Wickerbachsystem

    Quellen

    Der namensgebende Quelllauf entspringt im Buchenmischwald im Distrikt Köpfchen auf 390 Meter Höhe über Normalnull (ü. NN.) in der Gemarkung Naurod von Wiesbaden (Abb. 14). Die häufig anzutreffende Angabe der Quellhöhe mit 330 m gilt für eine Teichanlage, aus deren Abfluss der Wickerbach zu entstehen scheint (Abb. 21). In Wirklichkeit wird die Schüttung der Wickerbachquelle größtenteils von einer ehemaligen Trinkwassergewinnungsanlage (Abb. 16, 17 & 19) aufgenommen, von der das Wasser über eine unterirdische Leitung entlang der Gewässertrasse der Teichanlage zufließt. Eine zweite Quelle hat der Wickerbach in Naurod oberhalb der Dörrwiese. Ihr Abfluss wird ebenfalls von einer ehemaligen Trinkwassergewinnungsanlage gesammelt (Abb. 20, 23 & 24) und über eine Rohrleitung in besagte Teichanlage eingeleitet (1 - 5). Die gefasste Rudolf-Dietz-Quelle (ca. 390 m ü. NN.) nordöstlich des Kellerkopfs ist die dritte Wickerbachquelle. Ihre geringe Schüttung versickert im Wald (Abb. 18).

    Gewässerlauf des Wickerbachs

    Die Länge des Gewässerlaufs von der Quelle am Köpfchen in Naurod bis zur Mündung in den Main im Stadtteil Keramag-Falkenberg von Flörsheim auf 83 Meter ü. NN. beträgt ca. 24 Kilometer. Dabei überwindet der Wickerbach eine Höhendifferenz von 302 Metern. Ursprünglich machte der Wickerbach oberhalb der heutigen Mündung eine Linkskurve und floss tangential zum Main entgegen dessen Fließrichtung. Um den Betrieb der Hopfenmühle, der letzten Mühle vor der Mündung, zu optimieren, wurde der Lauf des Wickerbachs 1836 in südwestlicher Richtung verlegt (6).

    Von der Einmündung des Medenbachs in der Gemarkung Breckenheim bis zur Mündung in den Main wurde der Wickerbach im dreistufigen Eingruppierungssystem des Wasserrechts als Fließgewässer 2. Ordnung eingestuft. Oberhalb der Medenbach-Mündung ist der Wickerbach ein Gewässer 3. Ordnung, das gilt auch für alle anderen Bestandteile des Gewässersystems.

    Zuflüsse zum Wickerbach

    Die Hauptzuflüsse zum Wickerbach hinsichtlich Fließweg und Abfluss sind der Klingenbach (8,7 km), der bis zur Einmündung des Hollerbachs in Wildsachsen Seyenbach heißt, und der Medenbach (7,25 km). Weitere Zuflüsse heißen Läusbach, Aubach, Alsbach, Querbach, Auslage, Nordenstädter Bach und Landgraben. Die wichtigsten Zuflüsse zum Klingenbach sind der Hollerbach, Lotzenbach und Rohrgraben, die bedeutsamsten Zuflüsse zum Medenbach kommen aus den nordöstlichen Seitentälern Bornwiese und Pfingstwiese, sie sind in den Karten namenlos. Darüber hinaus wurden im Wickerbachsystem mehr als 35 Quellbäche und kleinere, z. T. temporäre Fließgewässer kartiert, die in den Kartenwerken ebenfalls ohne Namen geblieben sind. Die Gesamtlänge aller Fließgewässer des Systems beträgt ca. 84 km (7).

    Innerhalb der geschlossenen Bebauung sind die Gewässerbetten und -ufer mehr oder weniger stark geschädigt: Durch Verrohrungen in Naurod und Medenbach, den Ausbau mit Rasengittersteinen in Breckenheim, Ablagerungen von Gartenabfällen an den innerörtlichen Uferstrecken, Verbau vieler Uferbereiche mit Mauern, Holz, Schrott, Müll, Klohäuschen und Hütten durch die Anlieger.

    Verrohrte (verdolte) Gewässerabschnitte

    Neben den vom Köpfchen und von der Dörrwiese herkommenden Quellbächen sind weitere Gewässerabschnitte des Wickerbachs und Läusbachs in Naurod, der untere Rohrgraben in Breckenheim, der Zulauf zum Klingenbach aus der Prügelwiese in Breckenheim, ein Abschnitt des Medenbachs in Medenbach, der untere Abschnitt des Fließgewässers „In der Hohl" in Wildsachsen und das letzte Stück des Ablaufgrabens der Kiesteiche in Massenheim verrohrt. Verrohrt sind darüber hinaus zahlreiche namenlose Quellzuläufe in den Innen- und Außenbereichen zu den Bächen.

    Stillgewässer

    Im Einzugsgebiet des Wickerbachs gibt es mindestens 71 Stillgewässer sehr unterschiedlicher Größe und ökologischer Relevanz. Abgesehen von einigen Quelltümpeln im Wald sind sie nicht natürlichen Ursprungs, sondern angelegt. Die größten Wasserflächen besitzen die Kies- und Kalksandstein-Abbauteiche in Delkenheim, Massenheim und Flörsheim (insgesamt über. 220.000 m²), gefolgt von den großen Teichen am Thierbach in der Gemarkung Langenhain. Der zahlenmäßig große Rest verteilt sich auf Rückhalteteiche für Niederschläge von Verkehrsanlagen, aus 2 bis 3 Teichen bestehende Teichanlagen, Einzelteiche, Aufstauungen und Tümpel im Forst (7).

    Einzugsgebiet

    Am Einzugsgebiet des Wickerbachs mit einer Fläche von rund 65 km² sind die Ortsbezirke Naurod, Auringen, Kloppenheim, Medenbach, Breckenheim, Delkenheim und Nordenstadt der Landeshauptstadt Wiesbaden (kreisfreie Stadt) beteiligt. Zum Main-Taunus-Kreis zählt der Ortsbezirk Bremthal der Stadt Eppstein, die Ortsbezirke Wildsachsen, Langenhain und Wallau der Stadt Hofheim/Ts., der Ortsbezirk Massenheim der Stadt Hochheim und die Ortsbezirke Wicker und Keramag-Falkenberg der Stadt Flörsheim. Mit einer Ausdehnung kleiner als 100 km² wird das Wickerbachsystem zu den kleinen Gewässersystemen gerechnet.

    Naturraum

    Die Quellen des Wickerbachs entspringen am Südrand des Taunuskamms, die Quellbäche durchqueren von Norden nach Süden den teilweise von Laubmischwäldern bewachsenen und anderenteils landwirtschaftlich genutzten Vortaunus (Höhenlage ca. 350 bis 160 m ü. NN.). Südlich von Breckenheim schließt sich das intensiv landwirtschaftlich genutzte Main-Taunus-Vorland an, das sich bis zur Mainaue erstreckt (Höhenlage 160 bis 100 m ü. NN.). Anschließend erreicht der Wickerbach die Main-Aue, die Bestandteil der Untermainebene ist.

    Die Ergiebigkeit der Niederschläge ist im Jahresmittel am Taunuskamm mit ca. 700 mm am größten, in südlicher Richtung fallen die Niederschläge bis auf 550 bis 650 mm in der Untermainebene ab.

    Siedlungen

    Mit Ausnahme der Quellbereiche an den nach Süden abfallenden Taunushängen ist das Einzugsgebiet des Wickerbachs im Taunusvorland seit der Jungsteinsteinzeit von Kelten, Germanen und Römern besiedeltes und ackerbaulich genutztes Kulturland.

    Der Wickerbach durchfließt Naurod und Delkenheim (Ortsteile von Wiesbaden), Wallau (Ortsteil von Hofheim/Ts.) und Keramag-Falkenberg (Ortsteil von Flörsheim). Der Seyenbach bzw. Klingenbach quert Wildsachsen (Ortsteil von Hofheim/Ts.) und Breckenheim (Ortsteil von Wiesbaden). Der Medenbach fließt durch die Ortslage von Medenbach (Ortsteil von Wiesbaden). Die Bevölkerungsdichte im Wickerbachsystem beträgt ca. 458 Einwohner pro km².

    Gewässertyp und Fischregion

    Nach dem Bewertungssystem der Europäischen Wasserrahmen-Richtlinie (EU-WRRL) wurde der Gewässertyp des Wickerbachs als feinmaterialreicher, karbonatischer Mittelgebirgsbach (Typ 6) klassifiziert (8 & 9). Die höheren Lagen des Einzugsgebiets sind durch metamorphe Gesteine wie Serizitgneis, Phyllit und Quarzit geprägt und neigen, daher neigen die Quellen und Oberläufe, verstärkt durch den sauren Regen, zur Versauerung. Aus den Taunusgesteinen besteht überwiegend das Geschiebe (in Fließrichtung transportiertes Gestein) in den Bachbetten. Die Böden in den Talmulden unterhalb der Gipfellagen sind großenteils Löss- und Lösslehm-Ablagerungen. Aus dem Löss und Lösslehm nehmen die Bäche Kalk-Mineralien auf, dadurch verschiebt sich der in den Quellenläufen leicht saure pH-Wert in den alkalischen Bereich.

    Als dominante Fischregion (Fischregion mit längstem Streckenanteil im Hauptgewässer) wird vom Land Hessen für den Wickerbach die obere Forellenregion angegeben (8 & 9).

    Naturschutzgebiete

    Der Wickerbach durchfließt in der Gemarkung Kloppenheim das Naturschutzgebiet Wickerbachtal bei Kloppenheim und in den Gemarkungen Wicker und Flörsheim das Naturschutzgebiet Wickerbachaue von Flörsheim und Hochheim (strukturreiche Hecken- und Gebüschvegetation, Teile des ehemaligen Abbaus Am Geisenberg, Sandrasen und Trespen-Halbtrockenrasen am Geisberg) sowie das 2012 ausgewiesene Flora-Fauna-Habitat-(FFH-) Gebiet Falkenberg und Geisberg bei Flörsheim. Die teilweise unter Naturschutz stehenden Massenheimer Kiesgruben zählen zum Einzugsgebiet des Wickerbachs.

    Überschwemmungsgebiete

    Entlang des Wickerbachs und seiner Zuflüsse sind eine Reihe kleinerer, gewässerbegleitender Überschwemmungsgebiete ausgewiesen (Verordnung vom 01. Januar 2004). Die Grenzen gelten für 100-jährige Hochwasserereignisse (10 & 11).

    Aktive Trinkwasserbrunnen und Trinkwasserschutzgebiete

    Die Trinkwassergewinnung in Bremthal (Brunnen 1 und 2 am Seyenbach) und Wildsachsen (Brunnen 1 bis 4) reduziert den Abfluss im Seyenbach und Hollerbach. Der obere Seyenbach und mehrere Zuflüsse werden annähernd ganzjährig ausgetrocknet. Die Trinkwasserschutzgebiete erstrecken sich auf die Einzugsgebiete des Seyenbachs und Hollerbachs (12 & 13).

    Eine weitere, ohne gründliche hydrologische Untersuchungen schwer zu quantifizierende Beeinflussung, geht von der Wasserentnahme durch den vom Wasserversorgungsunternehmen Hessenwasser GmbH & Co. KG, Groß-Gerau, betriebenen Tiefstollen Kellerskopf in Wiesbaden aus.

    Ehemalige Trinkwassergewinnungsanlagen

    In der Gemarkung Naurod legen 2 ehemalige Trinkwasserstollen am Köpfchen und oberhalb der Dörrwiese die Wickerbachquellen trocken. Das Stollenwasser wird über unterirdische Leitungen einer Teichanlage zugeführt. 4 Sickergalerien trocknen die beiden Läusbachquellen aus. Ein Flachstollen mit Sickergalerie legt die Quelle des Aubach-Flutgrabens trocken (1 – 5, 14 – 17 & 18 - 19).

    In Breckenheim trocknen 4 alte Brunnen in einem Quellgebiet den Abschnitt eines Zuflusses zum Rohrgraben aus.

    Die Tiefbrunnen in Auringen (Wellinger) und Medenbach (Brunnen 4) werden von Hessenwasser nicht mehr zur Trinkwasserversorgung genutzt. Der Brunnen Wellinger dient jetzt als Notbrunnen für Katastrophenfälle, über den Brunnen 4 wurde nicht entschieden (20).

    Grundwasserförderung für landwirtschaftliche und gartenbauliche Bewässerung

    Die 3 Brunnen der ehemaligen Trinkwassergewinnungsanlage Delkenheim wurden von der Jugendwerkstatt Mechtildshausen für die Beregnung gartenbaulicher und landwirtschaftlicher Flächen übernommen (21 - 23).

    In Wallau unterhält Paul´s Bauernhof 3 Brunnen in der Nähe des Wickerbachs für die gartenbauliche und landwirtschaftliche Bewässerung (24).

    Bachwasserentnahme für landwirtschaftliche und gartenbauliche Bewässerung

    In Wallau und Delkenheim werden am Wickerbach 4 Entnahmestellen von Paul´s Bauernhof genutzt (24). Wasser zum Gießen, Beregnen und diverse andere Zwecke wird auch, zulässig oder ordnungswidrig, von vielen Gewässeranliegern und Hinterliegern entnommen und genutzt.

    Abwassereinleitungen und Einleitungen aus Dränagen

    An 26 Stellen wird bei Stark- oder Dauerregen Mischwasser aus den Kanalisationen des Abwasserverbands Main-Taunus, der Entsorgungsbetriebe Wiesbaden (ELW), der Stadtwerke Hochheim und des Abwasserverbands Flörsheim in den Wickerbach, den Klingenbach, den Medenbach und den Landgraben eingeleitet (25 - 27). Das gereinigte Abwasser aus den Kläranlagen Wildsachsen und Flörsheim fließt in den Klingenbach bzw. den Wickerbach kurz vor dessen Mündung (28).

    Viele ursprünglich feuchte Auenbereiche und zu den Bächen abfallende Hänge sind dräniert, das Dränage-Wasser wird meist unter der Wasseroberfläche in die Bachbetten abgeschlagen. Aus den Dränagen in gartenbaulich oder ackerbaulich genutzten Bereichen gelangen Düngemittel und Pflanzenbehandlungsmittel (Pestizide) in die Bäche.

    Gewässereigentümer, Gewässerpflege und Gewässerrenaturierung

    Eigentümer der Fließgewässerbetten (des bei mittlerem Abfluss von Wasser bedecktem Geländestreifens) und - soweit ausgewiesen - der Gewässerparzellen (Uferstreifen wechselnder Breite) sind in der Regel die jeweiligen Gemeinden. Im Falle des Wickerbachsystems sind das Wiesbaden (Naurod, Auringen, Kloppenheim, Igstadt, Delkenheim, Nordenstadt, Breckenheim, Medenbach), Eppstein (Bremthal), Hofheim/Ts. (Wildsachsen, Langenhain, Wallau), Hochheim (Massenheim) und Flörsheim (Wicker, Keramag-Falkenberg). Die Verkehrssicherung (einschließlich der Gewässerparzellen mit ihrem Gehölzbestand), die Gewässerunterhaltung bzw. Gewässerpflege und die Gewässerrenaturierung obliegen dem Gewässereigentümer (29 & 30). Kleinere Renaturierungsmaßnahmen können im Rahmen der Gewässerpflege erfolgen, größere (Bau-) Maßnahmen müssen aufwändig von der oberen Wasserbehörde genehmigt werden. Auf Antrag kann der Gewässereigentümer für im Programm zur Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtline vorgesehene Maßnahmen Fördermittel in Höhe bis zu ca. 75% der förderfähigen Kosten erhalten. Der bürokratische Aufwand für Genehmigungs- und Fördermittelanträge ist allerdings enorm und angesichts der schlechten Personalsituation der Stadtverwaltungen eher kontraproduktiv.

    Verpachtete Fließgewässerabschnitte und Stillgewässer

    Der Angelsportverein 1937 Hochheim hat neben seinen eigentlichen Vereinsgewässern, die zum Einzugsgebiet des Käsbachs zählenden Kiesgruben Silbersee und Schlund, den Abschnitt des Wickerbachs von Wallau bis Massenheim als Fischereigewässer gepachtet. Die Kollegen vom Angelsportverein Gutfang Flörsheim halten neben dem Dyckerhoff-Kiessee in der Flörsheimer Gemarkung Die Kelb, einen Mainabschnitt, und den Wickerbach in Wicker und Flörsheim als Fischereipachtgewässer.

    Angelsportvereine sind Pächter der Teiche am Hauptlauf des Thierbachs vom Landesbetrieb Hessenforst (31). Der Golfclub Main-Taunus-Wiesbaden besitzt ein ausgedehntes Gelände mit Grundwasserseen (ehemaligen Kiesgruben) in Massenheim und Delkenheim.

    Abflussermittlung und Abflussmessung

    Der Wasserabfluss im Wickerbach und seinen Zuflüssen wird durch eine Reihe von Trinkwasser- und Brauchwassergewinnungsanlagen reduziert. Nur aus der Kläranlage von Wildsachsen fließt gereinigtes Abwasser zurück in den Klingenbach. Alle anderen Abwasserströme werden aus den Ortsbezirken den Großklärwerken von Wiesbaden und Flörsheim zugeleitet (Trockenwetterabfluss von insgesamt ca. 1,45 Mio. m³), das gereinigte Abwasser des Hauptklärwerks von Wiesbaden gelangt über eine Leitung in den Rhein, das gereinigte Abwasser aus der Anlage in Flörsheim fließt kurz vor seiner Mündung in den Main in den Wickerbach.

    Die rechnerische Ermittlung der Abflussmenge des Wickerbachs an der Mündung in den Main ergibt bei Zugrundelegung der Abflussspende Mq (ermittelt aus Einzugsgebietsgröße, Niederschlagsmenge und Evaporation (Verdunstung) folgende Werte (11):

    Abflussspende Mq:

    5,4 l/s km² 19,44 m³/h km² 466,56 m³/d km²

    Durchschnittliche Abflussmenge MQ (langjähriger Durchschnitt)

    350,9 l/s 1.264 m³/h30.326 m³/d11,069 Mio. m³/a

    Der mittlere Niedrigwasserabfluss (MNQ) wird grundsätzlich durch Abflussmessungen ermittelt.

    Mittlere Niedrigwasser-Abflussmenge MNQ:

    75 l/s 270 m³/h6.480 m³/d2.365.200 m³/a

    Der für den Wickerbach angegebene Wert resultiert aus Messungen am Schwarzbach im Main-Taunus-Kreis und wurde nie durch Messungen am Wickerbach überprüft. Besonderheiten im Einzugsgebiet wie die Wassergewinnungen und die Herausleitung des Abwassers (0,56 Mio. m³/a Trockenwetterabfluss gelangen zum Hauptklärwerk Wiesbaden) blieben unberücksichtigt.

    Eine vom städtischen Umweltamt Wiesbaden bereits an der Wickerbachbrücke in der Wilhelm-Dietz-Straße in Delkenheim installierte Messstation wurde wieder aufgegeben, bevor ausreichend Daten gesammelt werden konnten (32).

    Physikalische und chemische Gewässergüte

    In den Jahren 2003 bis 2006 führte die Stadt Wiesbaden in den kommunalen Fließgewässern, darunter die Wiesbadener Abschnitte des Wickerbachsystems, vierteljährlich physikalische und chemische Gewässeruntersuchungen durch. Die Probenahmestellen befanden sich im Alsbach, Aubach, Medenbach und Klingenbach jeweils kurz vor der Mündung in den Wickerbach. Der Wickerbach wurde unterhalb von Wallau und unterhalb von Delkenheim beprobt. Die physikalischen Parameter bestimmten die Probenehmer vor Ort, die chemische Analytik erfolgte im kommunalen Umweltlabor.

    Festgestellt wurden u.a. erhöhte Nitrat- und Ortho-Phosphat-Konzentrationen im Aubach, Klingenbach, Medenbach und Wickerbach, deutliche Hinweise auf Düngemittel-Einleitungen aus der Landwirtschaft (Abschwemmungen bei Niederschlägen, Einleitungen aus den zahlreichen landwirtschaftlichen Dränagen), auf Emissionen aus der Kläranlage Wildsachen am Klingenbach (unzureichend gereinigtes Abwasser) und den Entlastungsanlagen der Mischwasserkanalisationen entlang der Bäche (33).

    Beeinträchtigend auf den Abfluss in den Bächen und die Wasserqualität wirken sich auch größere Wasserflächen von Teichen und Grundwasserseen im Einzugsgebiet durch Aufwärmung, Verdunstungsverluste und die Alkalisierung des Wassers bei sommerlich erhöhten Wassertemperaturen (Bikarbonat-Atmung der Wasserpflanzen) aus.

    Physikalische und chemische Untersuchungen können nur zum Zeitpunkt der Probenahme vorhandene Belastungen der Fließgewässer erfassen. Im Gegensatz dazu ermöglichen biologische Untersuchungen Aussagen über längerfristig wirkende Faktoren.

    Biologische Gewässergüte und ökologischer Zustand

    Im Auftrag des Umweltdezernats der Landeshauptstadt Wiesbaden führte ERPELDING 1988 bis 1989 erstmals eine Limnofaunistische Grundlagenerhebung und Gewässergütekartierung der Fließgewässer in Wiesbaden, darunter des Alsbachs, Aubachs, Klingenbachs, Medenbachs, Nordenstädter Bachs, Thierbachs und Wickerbachs, durch (34). Auf Grund vielfältiger Veränderungen an den Bächen des Wickerbachsystems ist das Gutachten veraltet.

    Im Frühjahr 2011 unternahm SCHWARZ im Auftrag des kommunalen Umweltamtes die Bestimmung der biologischen Gewässergüte und des ökologischen Zustands der Wiesbadener Fließgewässer einschließlich des Wickerbachsystems innerhalb der Stadtkreisgrenzen von Wiesbaden. Die Entnahme und Bearbeitung der Proben erfolgte nach dem Methodischen Handbuch Fließgewässerbewertung und die Auswertung der Ergebnisse nach dem Bewertungsverfahren PERLODES (35) für die Ziele der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie.

    Die Ergebnisse von 5 Probenahme-Orten im Wickerbachsystem wurden 2011 im Umweltbericht Nr. 21 der Landeshauptstadt Wiesbaden veröffentlicht. Dem Alsbach und Aubach wird ein uneingeschränkt naturnaher Zustand attestiert. Die geringe Besiedlung mit sensitiven Arten im Medenbach und Klingenbach führte bei der Qualitätsklasse Ephemeroptera-Plecoptera-Trichoptera (EPT, Eintagsfliegen-Steinfliegen-Köcherfliegen-Wert) zur Bewertung

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