Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Der Salzbach und die "Wasserstadt" Wiesbaden: Wie der Salzbach in Wiesbaden unter die Erde kam. Und wie man ihn wieder herstellen kann.
Der Salzbach und die "Wasserstadt" Wiesbaden: Wie der Salzbach in Wiesbaden unter die Erde kam. Und wie man ihn wieder herstellen kann.
Der Salzbach und die "Wasserstadt" Wiesbaden: Wie der Salzbach in Wiesbaden unter die Erde kam. Und wie man ihn wieder herstellen kann.
eBook310 Seiten2 Stunden

Der Salzbach und die "Wasserstadt" Wiesbaden: Wie der Salzbach in Wiesbaden unter die Erde kam. Und wie man ihn wieder herstellen kann.

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Beschrieben und dokumentiert wird die Geschichte der Tilgung des Salzbachs und seiner Zuflüsse in Wiesbaden von der Oberfläche und seine anhaltende Verschmutzung. Erörtert werden die Optionen für die Renaturierung des Salzbachs. Weitere Themen betreffen die ehemaligen Mühlen am Salzbach, die Geschichte und aktuelle Situation des Wiesbadener Thermal- bzw. Heilquellengebiets mit ihren einst frei ausfließenden heißen Quellen, die Geschichte der Wiesbadener Trinkwasserversorgung und der Abwasserreinigung seit der Zeit der Römer.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum3. Nov. 2022
ISBN9783347771482
Der Salzbach und die "Wasserstadt" Wiesbaden: Wie der Salzbach in Wiesbaden unter die Erde kam. Und wie man ihn wieder herstellen kann.
Autor

Ernst Kluge

Geburtsort: Wunsiedel/Oberfranken, Jahrgang 1951, verheiratet, Schulbesuch in Wunsiedel und Marktredwitz; Wohnorte: Wunsiedel, Bad Soden, Eschborn/Ts., Frankfurt a.M.-Höchst, Ludwigsburg, Frankfurt a.M. Ausbildung und Beruf: ab 1967 Ausbildung zum Chemielaboranten bei der Hoechst AG in Frankfurt a.M. - Höchst, ab 1972 Ingenieurstudium der Chemie-Technik an der FH Darmstadt, ab 1978 Opel AG/General Motors Rüsselheim, Abt. Industrieller Umweltschutz, ab 1987 Landeshauptstadt Wiesbaden, Umweltamt: Zuständiger für die Gefahrguttransportüberwachung, Sachgebietsleiter Untere Wasserbehörde, Produktbereichsleiter Gewässerschutz (Untere Wasserbehörde, Untere Bodenschutzbehörde, Kommunaler Gewässerschutz, Indirekteinleiterüberwachung) 08/2014 Ende der Berufstätigkeit, Beschäftigung mit Fotografie, Buchprojekte, Aufbau der Website https://weltschaukasten.de mit eigenen lokalen und internationalen Fotos; Reisen in viele Länder; Fotoausstellungen mit den Schwerpunkten Baumporträts/Baumlandschaften, Spanien, Brasilien, Kapverden, Beiträge in der monatlich erscheinenden Zeitschrift "Kakteen und andere Sukkulenten" (Herausgeber: Deutsche/Österreichische/Schweizer Kakteengesellschaft), Autor von Sach- und Fotobüchern (Sachbuch: Der Wickerbach und seine Zuflüsse in - Porträt eines Gewässersystems in Wiesbaden und im Main-Taunus-Kreis; Fotobuch: Der Wickerbach - Von den Quellen bis zur Mündung; Fotobuch: Zuflüsse des Wickerbachs in Wiesbaden und im Main-Taunus-Kreis; Sachbuch: Der Salzbach und die "Wasserstadt" Wiesbaden; Sachbuch: Der Rambach und seine Zuflüsse in Rambach, Sonnenberg und Wiesbaden; in Arbeit: Fotobuch über meine Heimatstadt Wunsiedel in Oberfranken).

Ähnlich wie Der Salzbach und die "Wasserstadt" Wiesbaden

Ähnliche E-Books

Geowissenschaften für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Der Salzbach und die "Wasserstadt" Wiesbaden

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Der Salzbach und die "Wasserstadt" Wiesbaden - Ernst Kluge

    1 Naturraum und Gewässersystem

    1.1. Naturraum

    Der Salzbachs durchquert den Nordostrand des Mainzer Beckens, eine ehemalige Meeresbucht im Main-Taunus-Vorland. Sein Fließweg beginnt am Südrand des Taunusanstiegs und reicht bis zum Main. Das Gewässerbett und die nähere Umgebung weisen heute keine naturbelassenen oder naturnahen Bereiche auf.

    1.2 Gewässersystem

    Das Gewässersystem des Salzbachs wird aus den Teilgewässersystemen des Rambachs, des Schwarzbachs, des Wellritzbachs und des Wäschbachs gebildet. Das Einzugsgebiet umfasst ca. 89 km².

    Abb. 1: Übersichtskarte des Salzbachsystems mit Überarbeitungen des Autors (1).

    Aus Norden fließen dem Salzbach der Schwarzbach mit dem Dambach zu, aus Westen der Wellritzbach mit Kesselbach und Kältebach, aus Nordosten der Rambach mit Kellersbach und Goldsteinbach und aus Osten der Wäschbach mit dem Lindenbach (Abb. 1). Lediglich die Quellen des Kesselbachs befinden sich außerhalb der Stadtkreisgrenzen im Rheingau-Taunus-Kreis. Der Warmbach oder Warme Bach, der einst den Abfluss der Thermalquellen dem Salzbach zugeführt hat und der als der eigentliche „obere Salzbach" betrachtet werden kann, wurde beseitigt; die letzte Eintragung für den nördlichen Warmbachast, der die Thermalquellen am Kranzplatz abgeführt hat, ist im historischen Spielmann-Krake-Atlas im Blatt für 1810 zu finden (2). Ursprünglich dürfte sich das Thermalwasser im Bereich der Grabenstraße gesammelt haben, um von dort über den heutigen Standort des Landtags nach Südosten zum Salzbach abzufließen. Der namensgebende kochsalzhaltige Abfluss aus den ursprünglich 26 Thermalquellen und den zwei kalten, schwefelwasserstoffhaltigen Mineralquellen Faulbrunnen und Faulweidenborn von etwa 2.000 m³/Tag (ca. 0,73 Mio. m³/Jahr) erreicht den Salzbach nicht mehr. Alle Quellen zusammen haben eine Kochsalzfracht von täglich 16 bis 17 Tonnen. Im Jahr 2008 waren von den 28 Quellen noch 15 vorhanden, der Rest war überbaut oder zugeschüttet, keine fließt frei aus.

    In der Innenstadt von Wiesbaden ist von den Bächen des Salzbachsystems, die für das Stadtbild prägend sein könnten, nichts mehr zu sehen. Der Rambach fließt offen bis in den Kurpark, sein letzter Abschnitt ist verrohrt. Der Schwarzbach passiert noch offen die Nerotalanlagen und tritt unterhalb der Nerotalstraße/Franz-Abt Straße in einen Gewölbetunnel ein, der unter und teilweise seitlich der Taunusstraße zum Salzbachkanal führt. Der Dambach gelangt offen bis zur Ecke Freseniusstraße/Thomae-Straße; im Zusammenhang mit der Sanierung der Mischwasserkanalisation in der Taunusstraße wurde er von den Wiesbadener Entsorgungsbetrieben (ELW) von der Mischwasserkanalisation abgetrennt und wird seitdem in einem Bachkanal dem Schwarzbach zugeführt (Anm. 1). Der Kesselbach fließt ausgebaut, aber offen, durch die Albrecht-Dürer-Anlagen und tritt an deren Südende in die reaktivierte historische Verrohrung zum Wellritzbach ein. Der offene Lauf des Wellritzbachs endet am Kurt-Schumacher-Ring in einem Geschiebesammler, von hier gelangt der Trockenwetterabfluss (ca.70 Prozent des Gesamtabflusses) im reaktivierten Bachkanal („Spülleitung") zum Salzbachkanal.

    Abb. 2: Bachläufe in Wiesbaden; der Kartenausschnitt zeigt u.a. die beiden Arme des Warmbachs (siehe rotes Oval), die den Abfluss der Thermalquellen vom Kranzplatz über den Kesselbachkanal (Dendelbach) zum Salzbach abgeleitet hat (Mitte rechts), der östliche Warmbacharm bestand bis etwa 1810, der westliche Arm verschwand 1690 und 1790 aus dem Stadtbild (3). Weitere Thermalquellen (z.B. die Schützenhofquelle) dürften an der Wagemannstraße in den Kesselbachkanal geflossen sein.

    2 Gewässerlauf und Zuflüsse

    2.1 Gewässerlauf

    Der 5,7 km lange Lauf des Salzbachs entsteht aus dem unterirdisch kanalisierten Zusammenfluss des Rambachs mit dem Schwarzbach unter der Wilhelmstraße auf Höhe des Hessischen Staatstheaters auf 116 m Höhe über dem Meeresspiegel. Der namensgebende Kochsalzgehalt des Salzbachs resultierte aus dem Zufluss des Warmbachs, der das warme Wasser der Thermalquellen und das kalte Wasser der Mineralquellen Faulbrunnen und Faulweidenborn dem Salzbach zuführte. Der Warmbach oder Warme Bach wurde zwischen 1810 und 1817 beseitigt; das salzhaltige Wasser gelangte aber weiter über diverse Einleitstellen in den Salzbach. Nach der Inbetriebnahme des Salzbachkanals mit getrennten Fließwegen für Abwasser und Bachwasser erfolgte der Anschluss des Thermalwassers an das Abwassersystem; die Salzfracht wird seitdem als nicht entfernbarer Bestandteil mit dem gereinigten Abwasser über eine Leitung in den Rhein abgeführt; der Salzbach ist annähernd frei von Kochsalz.

    Der 3,1 km lange Salzbachkanal, etwa 7 m unter die Erdoberfläche gelegt, verläuft östlich seitlich unter der Wilhelmstraße, entlang der Friedrich-Ebert-Allee, unterquert den 2. Ring (Gustav-Stresemann-Allee) östlich des Hauptbahnhofs, hält sich dann an den Ostrand des Gleiskörpers der Bahn und endet unterhalb der Böschung der Konrad-Adenauer-Allee am Nordrand des Klärwerksgeländes.

    Unterhalb des Konrad-Adenauer-Rings tritt der Salzbach aus dem begehbaren Kanal aus und ist jetzt in ein massives Doppelgerinne zwischen den Anlagen des Hauptklärwerks und der Trasse der Deutschen Bahn eingepfercht, das dem historischen Lauf des Mühlbachs folgt. Das Doppelgerinne besteht aus einer schmalen Trockenwetterabflussrinne, eingebettet in ein unterschiedlich breites, durch Ufermauern begrenztes Hochwassergerinne mit ausgebauter Sohle (vergl. Abb. 12). So kanalisiert unterquert der wichtigste Wiesbadener Bach die das Salzbachtal überspannende Brücke der A66, und auf seinem weiteren Weg Bahntrassen und Straßenbrücken. An der Kasteler Straße beginnt das Werksgelände von Infraserv, hier ist das Gewässerbett weiter hart und hässlich in Beton gefasst, großenteils auch verrohrt. Unterhalb der Rheingaustraße, die das Werksgelände schneidet, mündet er 81 m über Normalnull bei Stromkilometer 502 in den Rhein. Kein Abschnitt des Salzbachs besitzt auch nur annähernd naturnahen Charakter.

    Abb. 3: Einmündung des Kanals für Wellritz- und Kesselbach in den Salzbachkanal in der Verlängerung der Luisenstraße unter der Wilhelmstraße (4).

    Abb. 4: Führung im Salzbachkanal am Tag des offenen Denkmals durch einen ELW-Mitarbeiter im Jahr 2003 (5).

    Abb. 5: Reisinger Anlage: Der Salzbach fließt seit 1908 im Kanal unter der Friedrich-Ebert-Anlage östlich der Grünanlage.

    Abb. 6: Die 1963 fertiggestellte Brücke der A 66 über das Salzbachtal musste nach erheblichen Setzungsschäden des östlichen Pfeilers der südlichen Brücke am 6. November 2021 gesprengt werden; der Salzbach ist zwischen den Bahngleisen und den Anlagen des Hauptklärwerks der Entsorgungsbetriebe eingeklemmt (6).

    Abb. 7: Blick von der Brücke der A 66 auf das Hauptklärwerk von Wiesbaden und daneben den eingeengten Salzbach mit dem Zulauf des Wäschbachs (7).

    Abb. 8: Portal des Salzbachtunnels unterhalb des Theodor-Heuss-Rings zwischen Hauptklärwerk und Bahntrasse.

    Abb. 9: Portal des begehbaren Salzbachtunnels; das Betreten ist Unbefugten nicht gestattet.

    Abb. 10: Unappetitlich: Hinterlassenschaften im Salzbachgerinne nach Abwasserentlastung bei Regen in den Bach.

    Abb. 11: Offene Einmündung eines Entlastungskanals der Mischwasserkanalisation in den Salzbach auf Höhe Klärwerk.

    Abb. 12: Blick von einer Brücke auf dem Gelände des Hauptklärwerks auf das Doppelgerinne des ausgebauten Salzbachs mit schmalem Trockenwetterrinne (an der linken Böschung) und weitem Hochwasserbett.

    Abb. 13: Nach Starkregen wird der Salzbach für wenige Stunden zu einem gefährlichen, reißenden Fluss, der bereits Todesopfer gefordert hat (8).

    Abb. 14: Ausgebaute Einmündung des Wäschbachs in den Salzbach.

    Abb. 15: Salzbach im Mühltal unterhalb des Hauptklärwerks zwischen Kleingärten, der Bach und der Ausbau einschließlich der Ufermauern befindet sich in der Verwaltung des Umweltamtes, das für die Stadt die Aufgaben des Gewässereigentümers wahrnimmt.

    Abb. 16: Salzbach An der Hammermühle zwischen den Mauern der Betriebsflächen von Kies-Menz.

    Abb. 17: Salzbachtunnel unter der Verbindungskurve der Bahn.

    Abb. 18: Beginn der Verdolung auf dem Betriebsgelände von Infraserv.

    Abb. 19: Salzbach auf dem Gelände von Infraserv.

    Abb. 20: Offener Gewässerkanal auf dem Gelände von Infraserv.

    .

    Abb. 21: Mündung des Salzbachs in den Rhein auf dem Betriebsgelände von Infraserv.

    2.2 Zuflüsse

    Der Salzbachkanal nimmt nacheinander den Schwarzbach, Rambach und Wellritzbach auf. Es folgen weitere, weniger bekannte Zuflüsse: Bautechnische Untersuchungen an einem verbliebenen, sich verformenden Teilstück eines älteren Salzbachkanals unter der Zufahrt zum Dorint-Hotel, führten zur Wiederentdeckung eines kleinen Fließgewässers, des Hainer Grabens, der verrohrt aus der Lessingstraße kommt, den alten Kanal quert und in den „neuen" Salzbachkanal mündet. Ausweislich des Spielmann-Krake-Atlas begann die abschnittsweise Verrohrung des Hainer Grabens vor 1888. Südlich parallel zum Hainer Graben ist ein weiterer kleiner Zufluss des Salzbachs aus östlicher Richtung aus den Karten zu entnehmen, der sukzessive unter die Erdoberfläche kam. Der Wäschbach mündet neben dem Hauptklärwerk über ein Absturzbauwerk in den Salzbach. Die Römerquelle, eine stark schüttende Quelle auf dem Gelände des Hauptklärwerks, die einst für die Wasserversorgung von Wiesbaden von großer Bedeutung war (vergl. Kap. 8.6.1), wird von den Entsorgungsbetrieben für Brauchwasserzwecke genutzt, ihr Abfluss erreicht nur selten den Salzbach.

    2.3 Stillgewässer

    Der Weiher in der Parkanlage Am Warmen Damm ist das einzige Stillgewässer am Salzbach. Er wird mit Bachwasser aus dem Salzbachkanal gespeist, der Abfluss des Weihers fließt an der Frankfurter Straße in den Salzbachkanal zurück.

    Abb. 22: Weiher in der Parkanlage Am Warmen Damm.

    2.4 Überschwemmungsgebiet

    Das Gebiet um den Weiher am Warmen Damm wurde am 2.1.2003 vom Regierungspräsidium Darmstadt als Überschwemmungsgebiet festgestellt (9). Dieser Bereich liegt über dem Salzbachkanal. Die Überschwemmungsgefahr geht hier vom Schwarzbach und vor allem vom Rambach aus. Die bisher letzten größeren Überflutungen waren 1999 und 2014 zu verzeichnen.

    2.5 Wasserkörpersteckbrief nach Europäischer Wasserrahmenrichtlinie

    Bei der Bundesanstalt für Gewässerkunde wird der Salzbach als „unterer Salzbach unter der Kennung DE_RW_DEHE_2512.1 geführt; der Rambach wird als „oberer Salzbach betrachtet und die Quelle des Kellersbachs gilt auf Grund eines Kartierungsfehlers als Rambachquelle (Stand 2021). Die Hessische Landesanstalt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) hat die Herausgabe einer aktualisierten Gewässergütekarte angekündigt; es bleibt abzuwarten, ob die Fehler dann endlich korrigiert werden.

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1