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Paula und die Pferde: Geheimnisvolle Mission
Paula und die Pferde: Geheimnisvolle Mission
Paula und die Pferde: Geheimnisvolle Mission
eBook307 Seiten4 Stunden

Paula und die Pferde: Geheimnisvolle Mission

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Über dieses E-Book

Gerade erst sind Paula, Gustav und ihre Pferdefreunde von ihrer Reise zurückgekehrt, da stellt sich ihnen bereits das nächste Rätsel: Was ist auf einmal mit ihrer Reitlehrerin Miriel passiert? Als diese auch noch spurlos verschwindet, wird die Insel Seaney auf einmal zusätzlich von mysteriösen Geschehnissen heimgesucht. Während Paula und ihre Freunde also allerhand mit ihrer Reitlehrerin zu tun haben, bahnt sich langsam eine Katastrophe an, die die Zukunft des gesamten Regenbogentals aufs Spiel stellt...
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum20. Aug. 2021
ISBN9783347383562
Paula und die Pferde: Geheimnisvolle Mission
Autor

Elisa Schön

Elisa Schön wurde 2005 geboren und lebt mit ihrer Familie in Niedersachsen. Schon im Alter von acht Jahren schrieb sie mit Begeisterung einzelne Geschichten. Das führte sie fort, und so wurden aus den Drei-Seiten-Geschichten von damals immer längere, ausführlichere und geplantere Geschichten, in denen teilweise komplett neue Welten entstanden. In der Grundschule schrieb sie eine Geschichtenreihe, die aus insgesamt vier einzelnen Geschichten bestand. Ab der fünften Klasse trat sie in die AG "Kreatives Schreiben" ein, in der Geschichten komplett ohne Bedingungen geschrieben und freiwillig auch vorgelesen werden. Diese AG begleitete sie durchgehend. "Paula und die Pferde - Schicksalhafte Wendung" wurde am 24.7.2019 als ihr Debütroman veröffentlicht, womit sich ihr Traum vom Bücherschreiben verwirklicht hat. Nachdem sie die Kinderbuch-Trilogie im August 2021 abgeschlossen hat, schrieb sie begeistert weiter und veröffentlicht ihre zweite Reihe "Split", dieses Mal eine Dilogie für Jugendliche und junge Erwachsene. Der zweite Band "In den Tiefen von Luminaris" erscheint 2023.

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    Buchvorschau

    Paula und die Pferde - Elisa Schön

    Kapitel 1

    „Gebt mir das Amulett!", hallte Miriels fordernde Stimme in Paulas Gedanken nach.

    Sie spürte ihr Herz rasen, während Gustav, Lilly, Silver und Starshadow hinter ihr aufsprangen und Paulas Reitlehrerin kollektiv entgegenstarrten. Diese ging bedrohlich langsam auf die vier zu, sodass Paula noch besser sehen konnte, wie ihre sonst so tiefbraunen Augen leicht lila funkelten. Ihr lief ein Schauer über den Rücken. Was war mit Miriel los? Gerade waren sie erst von ihrer gefährlichen Reise zur Höhle des Pegasus zurückgekehrt, da war ihre eigentlich so nette Reitlehrerin um die Ecke gekommen. Ganz im Gegensatz zu Paulas Äußerem, das sie nicht ansatzweise bewegte, rasten ihre Gedanken. „Miriel, bitte. Lass uns das in Ruhe erklären", startete der ebenfalls verängstigte Gustav einen Versuch, Miriel zu beruhigen.

    Doch das sorgte eher dafür, dass Miriel noch wilder wurde und rief: „Erklären? Ich brauche keine Erklärung! Gib mir einfach das Amulett! Sofort!"

    Der elegante Friese Blacky, der bisher nur im Hintergrund gestanden hatte, wurde nun, da sich seine Reiterin so komisch verhielt, ebenfalls unruhig. Sein Blick huschte von Miriel über den Pegasus zu Paula und wieder zurück. Paula versuchte, ihm mit Blicken zu verstehen zu geben, dass er irgendwas tun sollte, ganz egal was, aber er schien sie nicht zu verstehen. Zudem schien ihn die Situation ebenso zu überfordern. Während Miriel sich langsam weiter näherte, traten Gustav, Paula, Lilly, Silver und Starshadow den Rückzug an und gingen langsam rückwärts, die Blicke ununterbrochen auf Miriel gerichtet. Sie streckte fordernd die Hand aus und hielt sie ihnen offen hin. Plötzlich stieß Paula mit dem Rücken gegen etwas und schnellte herum. Sie war gegen Silver gestoßen, denn er war aufgrund einer Wand direkt hinter ihnen stehen geblieben. Es ging nicht weiter. Sie saßen in der Falle. Der einzige Weg führte an Miriel vorbei. „Gebt mir das Amulett!", forderte sie nochmals lautstark.

    Nicht ihr fordernder Tonfall oder die Tatsache, dass Miriel den Pegasus sah, obwohl sie das auf keinen Fall wissen durfte, jagten Paula wirklich Angst ein. Viel mehr erschütterte sie die Tatsache, dass Miriel nicht wie Miriel klang. Sondern… anders. Als wäre sie nicht sie selbst, sondern als würde eine abgedrehte, andere Version der Reitlehrerin vor den Freunden stehen. Das lila Funkeln in ihren Augen machte das nicht besser, sondern unterstützte die Wirkung nur. Was sollten sie jetzt tun? Wieder spürte sie etwas in ihrem Rücken und drehte sich zu Silver um. Der graue Hengst blickte sie eindringlich an und bedeutete ihr mit einem kaum sichtbaren Kopfnicken, dass sie sich neben ihn stellen sollte. Paula verstand nicht, wozu das gut sein sollte, tat es aber durch seinen fordernden Blick langsam. Schritt für Schritt setzte sie einen Fuß hinter den anderen, in der Hoffnung, dass ihre Reitlehrerin die kleinen Bewegungen nicht bemerkte. Miriel war ihnen nun ganz nah und ihr Blick heftete sich auf das Amulett, was hell leuchtend um den Hals des Pegasus hing. „AUFSTEIGEN!", schrie Gustav plötzlich so abrupt, dass Paula zusammenzuckte.

    Ohne zu zögern, schwang sie sich mit einem Ruck auf Silvers Rücken. Keine Sekunde später bäumte er sich auf und galoppierte knapp an Miriel vorbei. Paula, die sich fest um seinen Hals klammerte, drehte den Kopf, um sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen. Gleichzeitig mit ihnen ritt Gustav auf Lilly an Miriels anderer Seite vorbei, während der Pegasus sich kräftig vom Boden abstieß und in die Lüfte flog. Kurz aus der Fassung gebracht wirbelte Miriel orientierungslos herum, dann fixierte sich ihr Blick wieder auf das Amulett, das einen Wimpernschlag lang genau über ihr war. Sie sprang hoch und streckte ihre Hand so weit, dass sie mit den Fingerspitzen das Amulett berührte, auch wenn der Pegasus gerade versuchte, ihr auszuweichen. Dann schien alles in Zeitlupe abzulaufen. Das Amulett glühte unter Miriels Berührung noch mehr auf. Deren Fingerkuppen begannen ebenfalls von dem Leuchten ergriffen zu werden. Dies breitete sich, während Miriel noch in der Luft war, weiter aus, über ihren Arm, dann durch ihren Körper, bis sie von innen zu leuchten schien. Paulas Augen weiteten sich entsetzt, während Miriel zurück auf den Boden aufsetzte. Auch, wenn alles nur den Bruchteil einer Sekunde gedauert hatte, war es ein erschreckendes Ereignis. Der Pegasus flog mit erschrockenem Wiehern einen Schlenker und landete schließlich bei den anderen, die auf Höhe von Blacky beim Eingang der Schlucht Halt gemacht hatten und zu Miriel blickten. Diese drehte sich zu ihnen um. Ihre Haut leuchtete nicht mehr so stark wie eben, trotzdem konnte Paula ein leichtes Glimmen erkennen, das von ihr ausging. Ihre Augen glänzten immer noch lila und ihr Mund verzog sich zu einem Grinsen, während sie an sich heruntersah. Jedoch war es kein glückliches oder schadenfrohes Grinsen, nachdem sie gut hätte sagen können: „Haha, eure Blicke waren grandios! Ihr habt wirklich gedacht, ich wäre verrückt."

    Stattdessen war es eines dieser Art, die in Filmen immer die Bösen draufhaben, wenn sie überlegen ihre Opfer betrachten. Und genau den Eindruck machte Miriel gerade. Sie lachte böse und sagte: „Lauft ruhig weg! Lauft, solange ihr könnt. Das Amulett werde ich trotzdem bekommen!"

    Bevor sie noch mehr tun oder sagen konnte, drehten sich die Pferde um und rannten, so schnell sie konnten, davon. Hinter sich hörte Paula nur noch Miriels furchteinflößendes Lachen und Blackys erschrockenes Wiehern, doch sie wagte nicht, sich umzuschauen. Stattdessen hatte sie ihre Augen fest auf Silvers Mähnenansatz gerichtet, als könnte sie so ignorieren, was geschehen war. Sie galoppierten bis zum Sternensee, der hinter einer immer noch vertrockneten Hecke versteckt war. Zwar war der See nicht der optimale Rückzugsort, falls Miriel ihnen folgen sollte, doch er war auf der anderen Seite des Regenbogentals und somit ihr spontan einzig in Frage kommender Fluchtort. Dort trauten sie sich, nach einigen prüfenden Blicken nach hinten, anzuhalten. Schwer atmend glitt Paula von Silvers Rücken, woraufhin der Hengst, der genau so außer Atem war wie sie alle, den Kopf senkte und vom See trank. „Was… was ist gerade passiert? Geht’s euch allen gut?", keuchte Gustav, der mittlerweile auch auf dem Boden stand und die Hände auf seine Beine gestützt hatte.

    „Mir geht’s gut. Also, bis auf den Schock und die hundert Fragen in meinem Kopf", stöhnte Paula und sah, in der Hoffnung, dass der Pegasus etwas wusste, diesen an.

    Der schwarze Hengst verstand ihre stumme Frage und wieherte. Daraufhin vernahm Paula dank der Magie wie üblich eine Stimme in ihrem Kopf, die ihr übersetzte, was er meinte: Das Amulett ist mächtig. Es steckt voller Magie, so wie es mir Magie verleiht. Zwar umgibt Magie alles, sie ist überall, auch außerhalb des Regenbogentals, doch normalerweise nur in sehr geringen Mengen, kaum bis gar nicht wahrnehmbar, vor allem nicht für Lebewesen, die keine Verbindung zu magischen Dingen haben. In und um dieses Amulett herum ist so viel Magie, dass sie für gewöhnliche Menschen und Tiere zu stark ist. Durch diese Mengen kann ich überhaupt erst als Pegasus existieren und einige Zauber ausführen und das alles, was mich von normalen Pferden unterscheidet. Ich wusste nie genau, was passiert, wenn doch mal jemand mit geringer Magiedieser Macht zu nahekommt. Doch scheinbar macht das irgendwas mit ihnen. Beunruhigt schluckte Paula. Wenn nicht mal der Pegasus genau wusste, was mit Miriel geschehen war, wer dann? Gustav meldete sich zu Wort: „Und wie lang hält ihr… Zustand, oder was das ist, wohl an?"

    Der Pegasus schwieg nachdenklich, bevor er antwortete: Ich weiß es leider nicht. Aber eigentlich war sie dem Amulett ja nicht allzu lange nah. Und berührt hat sie es auch nur kurz mit den Fingerspitzen. Auch, wenn das Berühren von so viel Magie als unmagisches Wesen nicht gut sein kann, war es ja nur kurz. „Okay… und was machen wir jetzt? Ich muss eigentlich dringend nach Hause und Lilly muss in den Stall, aber Miriel ist noch im Regenbogental und wir wissen nicht, was jetzt mit ihr ist, fasste Paula zähneknirschend die Situation zusammen und warf einen Blick auf die Sonne, die schon weit fortgeschritten war. Ihre Eltern gingen davon aus, dass sie bei ihrer Freundin Jamie übernachtet hatte und am Nachmittag zurückkehren würde. Sie machten sich sicher langsam Gedanken, wo ihre Tochter blieb, zumal sie nicht zu erreichen war, schließlich war ihr Handy durch ein Hindernis auf dem Weg zum Pegasus zerstört worden. „Dann geht ihr doch am besten erstmal nach Hause und passt auf, dass ihr Miriel auf dem Weg nicht begegnet. Und wir schauen mal, was wir machen, schlug Gustav zögernd vor.

    Nach einem prüfenden Blick in die Runde stimmte Paula zu: „Na gut. Tut mir wirklich leid, dass wir jetzt gehen. Ich würde ja bleiben, um irgendwie zu helfen…"

    Da unterbrach der Pegasus sie: Alles gut, wir schaffen das schon. Macht euch keine Sorgen.

    „Und es bringt uns auch nichts, wenn du dann Ärger und womöglich wieder Reitverbot bekommst. Also geht lieber, wir sehen uns dann morgen, oder?", schlug Gustav sich auf seine Seite und Silver wieherte ebenfalls zustimmend.

    „Okay, wir sehen uns morgen. Ich komme, sobald es geht, nach der Schule", beschloss Paula und stieg auf Lilly, die mittlerweile genug getrunken hatte und startbereit dastand.

    Bevor sie losritten, bat Paula noch mit mulmigem Gefühl: „Passt auf euch auf, ja?"

    Als daraufhin zustimmende Antworten kamen, ritt sie los. Auf dem Weg vom See zum Ausgang behielten sowohl Lilly als auch Paula wachsam die Umgebung im Auge. Sollte Miriel auftauchen, würden sie sie aufgrund der offenen Landschaft früh sehen können. Alles andere würde nicht gut ausgehen. Paula war die ganze Zeit angespannt und wurde erst einigermaßen entspannter, als sie am Anfang der Höhle angelangten, die sie aus dem Regenbogental herausführte. Wo auch immer Miriel gerade war und was auch immer sie tat, immerhin war sie nicht hier. Paula öffnete ihre Tasche und tastete mit der Hand nach ihrer Scherbe, die ihnen den Weg durchs Tunnellabyrinth weisen würde. Doch sie fand sie nicht. Dann fiel es ihr plötzlich siedend heiß ein: Ihre Scherbe befand sich im Amulett, seit die vier Teile sich verbunden hatten, und das Amulett hing um den Hals vom Pegasus. Fluchend fragte sie: „Oh man, was sollen wir denn jetzt tun? Zurückreiten und den Pegasus bitten, uns nach Hause zu bringen?"

    Lilly wieherte leise und schielte nach oben zu Paula. Den Wink verstehend beugte sich Paula vor und nahm Augenkontakt mit Lilly auf. Während jeder von ihnen jederzeit den Pegasus hören und verstehen konnte, funktionierte die Gedankenübertragung bei Lilly und Paula sowie Gustav und Silver natürlich nach wie vor nur durch Blickkontakt und nur ein Mal pro Tag. Nach einem Blick in Lillys runde Augen durchströmte sie ein Gedanke, der nicht von ihr selbst kam: Starshadow meinte doch, dass wir unsere Kräfte auch ohne Scherbe einsetzen können. So sollten wir hier rauskommen.

    „Ja, stimmt. Aber wie setzen wir unsere Kräfte ein? Das hat er uns nicht gesagt. Und er hat auch gesagt, dass wir das lernen können. Heißt, wir können es noch nicht zwingend. Ich meine, wir haben nicht mal einen Ansatz, wie wir das machen sollen!", antwortete Paula leicht verzweifelt.

    Lilly schnaubte und schloss angestrengt die Augen. Paula, die verstand, dass Lilly versuchen wollte, sich die Situation genau vorzustellen, um den Weg herauszufinden, tat es ihr nach. Konzentriert versuchte sie, sich ein Leuchten oder irgendwas, was ihnen den richtigen Weg wies, vorzustellen. Vor ihrem inneren Auge sah sie die beiden Tunnelabzweigungen vor sich und versuchte zu ermitteln, welcher der richtige war. Doch als nach einigen Augenblicken immer noch nichts passiert war, gab sie auf und öffnete enttäuscht die Augen. Auch Lilly schien es nicht besser zu gehen, denn die Stute hatte auch wieder ihre Augen auf und blickte unsicher vom einen zum anderen Tunnel. „Das funktioniert schonmal nicht. Und was machen wir jetzt?", murrte Paula.

    Sie hatte doch erst ein Abenteuer mit vielen Rätseln hinter sich. Neue Rätsel konnte sie, zusätzlich zu Miriel, erst recht nicht gebrauchen, vor allem nicht, wenn sie Zeitdruck hatte, da ihre Eltern sicherlich schon auf sie warteten. „Ich glaube, wir müssen in den linken Gang, da sind wir sonst auch immer lang gegangen, wenn ich mich richtig erinnere", mutmaßte Paula deshalb und ließ Lilly in einen zögerlichen Trab fallen.

    So betraten sie die Höhle und Paula hoffte, dass sie sich nicht geirrt hatte. Nach nur wenigen Schritten waren sie, ohne leuchtende Scherbe oder funktionierende Taschenlampe, von Dunkelheit umgeben. Beides war ihnen schließlich auf ihrer zweitägigen Reise genommen worden. Das einzige Geräusch kam von Lillys Hufen, die sie langsam, um nirgends gegenzustoßen, voreinander setzte. Irgendwann stoppte die Stute nervös schnaubend. „Was ist los?", fragte Paula beunruhigt und streichelte sie.

    Lilly wieherte und drehte den Kopf nach hinten, dann zur Seite und zur anderen Seite, was Paula nur fühlen konnte. Soweit sie jedoch verstand, wollte sie sagen, dass sie so nicht weiterkamen, weshalb Paula zustimmte: „Du hast ja Recht, so wird das nichts. Aber was sollen wir tun, wie sollen wir hier rauskommen?"

    Als Lilly ratlos schnaubte, musste Paula ein Stöhnen unterdrücken. Sie wollte einfach nur hier raus, nach Hause. Sie sehnte sich nach einer erfrischenden Dusche, ihrem weichen Bett und Essen. Sie wollte nicht wieder Ärger mit ihren Eltern bekommen oder nochmal lügen müssen, weil eben diese vielleicht schon bei Jamie angerufen hatten, um zu fragen, wo Paula blieb. Denn bei ihrer fast immer gut gelaunten Freundin war Paula ja nach eigenen Angaben zum Übernachten. War es denn so schwer, auch mal nur ein ganz normales Mädchen zu sein, ohne ständig in Probleme zu geraten und ihre Freunde und Familie anlügen zu müssen? Frustriert gab Paula Lilly, die mit hilflosem Gesichtsausdruck in die Dunkelheit sah, einen Schenkeldruck, sodass die Stute sich umdrehte, um zurückzureiten. Doch durch die Erkenntnis, dass Lillys Gesichtsausdruck hilflos war, stockte Paula und blickte nochmals auf Lilly. Und tatsächlich, sie konnte ihr Pferd erkennen, auch wenn es nach wie vor schwierig durch die Dunkelheit war. Schnell kombinierte Paula, während Lilly scheinbar nun auch bemerkte, dass sie nicht mehr in völliger Schwärze standen: „Wenn wir etwas sehen können, muss von irgendwo her Licht kommen."

    Sie blickte sich suchend um und stellte dabei fest, dass die beiden sich vor einer weiteren Weggabelung befanden. Dann blieb ihr Blick an einem kleinen, kaum sichtbaren blauen Licht hängen, welches im linken der beiden Tunnel etwa auf Kopfhöhe von Paula leuchtete. Paula deutete stumm dorthin und Lilly ging zögernd darauf zu. Das kleine Licht flackerte und Paula fürchtete, es würde ausgehen, doch es blieb flackernd an Ort und Stelle. Lilly näherte sich weiter und weiter, bis sie schließlich vor einer kleinen Kugel mit blauem Licht standen, die keinen Ursprung zu haben schien. Vorsichtig streckte Paula die Hand aus, denn es schien sie anzuziehen. Sobald ihre Finger die Strahlen berührten, kribbelte es in ihren Fingerspitzen. Aber es war kein unangenehmes Kribbeln, sodass Paula nicht zurückzuckte. Es breitete sich aus, während das Licht gleichzeitig schrumpfte. Offensichtlich nahm ihr Körper das Licht auf, und trotzdem wurde es nicht dunkler. Paulas ganzer Körper kribbelte nach wenigen Sekunden, als würden hunderte von Ameisen darüber rennen, dann ließ es langsam nach. Das kleine Licht war nicht mehr vorhanden, doch die Umgebung schien noch genau so hell zu sein, wie unter Bestrahlung des Lichts, denn Paula erkannte immerhin Umrisse. „Wow, was war das?", fragte sie erstaunt.

    Lilly blickte sich orientierungslos um und schnaubte ahnungslos. Auf einmal stieg in Paula ein Gefühl auf, das ihr sagte, dass sie in den linken Gang mussten. Ein Ziepen in ihrem Inneren zog sie förmlich dahin.

    „Spürst du das auch, Lilly? Wir müssen hier lang, ich merke es. Ich glaube, ich habe irgendwie meine Kraft eingesetzt!"

    Lilly rührte sich nicht von der Stelle.

    „Na los, Süße, geh doch. Wir sollten zusehen, dass wir langsam nach Hause kommen", forderte Paula sie auf.

    Daraufhin setzte sich Lilly zögernd in Bewegung, wobei sie sehr unsicher wirkte, doch als der Gang eine Biegung machte, ging sie weiter geradeaus, und hätte Paula nichts gesagt, wäre sie geradewegs gegen die Wand gelaufen. „Halt! Was ist denn los, Lilly? Siehst du nicht, dass da eine Kurve ist?"

    Lilly wieherte genervt und schwenkte ihren Kopf in alle möglichen Richtungen. Verwirrt fragte Paula: „Siehst du etwa nichts?"

    Die Stute schüttelte den Kopf und wieherte frustriert. „Oh! Ich nämlich schon, wie komisch. Vielleicht liegt es an dem Licht, dass ich nur etwas sehen kann und ich nur spüre, wo wir langmüssen? Schließlich war es ja meine Kraft, die ich eingesetzt habe."

    Lilly schnaubte als Zustimmung und schien auch so zu denken. „Wir müssen auf jeden Fall morgen mit dem Pegasus darüber reden, damit wir mehr über unsere Kräfte erfahren. Aber für den Moment muss das so gehen. Sonst lass mich vorgehen, ich führe uns hier raus", plante Paula, stieg ab, legte Lilly eine Hand an den Hals und ging voraus.

    Ihre Stute folgte ihr vertrauensvoll. So folgten sie lange Zeit dem verschlungenen Weg durch den Berg. Der Weg kam Paula viel länger vor als sonst, und sie hoffte, dass das einfach nur war, weil sie ungeduldig war und nicht, weil sie vielleicht doch den falschen Weg genommen hatten. Als sie nach einer ganzen Zeit mit dem Gedanken spielte, doch lieber zurückzugehen und den Pegasus um Rat zu fragen, wieherte Lilly freudig. Verwirrt fragte Paula, was los sei, als sie um eine Biegung bogen und Paula den Ausgang der Höhle vor sich sah. Dessen Licht hatte Lilly in der Dunkelheit schon früher erkennen können als sie selbst. Jubelnd beschleunigte sie ihre Schritte, während ihre Stute an ihr vorbei galoppierte und außerhalb der Höhle stoppte, um auf Paula zu warten. Sobald diese auf dem schmalen Grasstreifen zwischen Höhle und Meer, dessen Wellen durch die Sonne glitzernd gegen das Ufer schlugen, ankam, seufzte Paula: „Endlich, und fügte hinzu, „Nicht mehr lange und wir sind zu Hause.

    Sie schwang sich auf ihre Stute und ritt den restlichen Weg im leichten Galopp zum Hof. Dort verlangsamte Lilly ihr Tempo und die beiden Wiederkehrer blickten sich wachsam um. Von Miriel war keine Spur und auch sonst schien niemand in der Nähe zu sein. Also stieg Paula ab und ging, gefolgt von Lilly, in den Stall, aus dem sie eine Trense und einen Führstrick holte, um Lilly vor dem Stall anzubinden und zu putzen. Dabei warf sie einen Blick in Blackys Box. Entweder war Miriel noch nicht zurück oder sie hatte ihren Friesen auf die Koppel gebracht, denn seine Box war leer. Was auch immer davon der Fall war, Paula betete, dass ihre Reitlehrerin sie nicht sehen würde. Denn selbst wenn sie innerhalb der kurzen Zeit wieder sie selbst war, war Paula auf ein so rasches Wiedersehen mit ihr nicht allzu scharf. Sie putzte wie geplant ihre Stute kräftig durch, denn sie war von ihrer Reise sehr dreckig und zerzaust. Kein Wunder, nachdem sie zwei Tage unterwegs waren und fast gestürzt, ertrunken, weggeweht und angefackelt worden wären, woraufhin sie auch noch eine Zeitreise unternommen und geflogen waren. Bei der Vorstellung, ihre Reise so stupide zusammenzufassen, musste Paula unwillkürlich grinsen. Zwar war die Stute nach ein paar Minuten nach wie vor nicht die Sauberste, doch das musste reichen. Paula wollte nicht unnötig viel Zeit hier verbringen, zu groß war ihre Angst, Miriel zu treffen und zu spät nach Hause zu kommen. Deshalb brachte sie ihre Stute in ihre Box, in der sie ihr noch schnell eine große Menge Futter gab, auf das sie sich hungrig stürzte und verabschiedete sich dann mit dem Versprechen, eine ordentliche Wellnesspflege nachzuholen. Das ungute Gefühl, dass sich auf Paulas Heimweg in ihr ausbreitete, versuchte sie möglichst zu ignorieren. Sie fühlte sich nicht wohl dabei, Lilly Miriel praktisch auszusetzen, doch was sollte sie tun? Sie konnte Lilly schlecht mit nach Hause nehmen. Aber Miriel würde ihr sicher nichts tun, denn auch wenn sie in ihrem komischen unter Magie stehenden Zustand auf dem Hof ankam, was sollte sie schon mit Lilly anstellen? Sie war ja nicht auf einmal ein Superschurke, der es nur darauf abgesehen hatte, seine Feinde einzufangen und als Geiseln zu benutzen. Sie brauchte sich also keinerlei Sorgen zu machen. Das versuchte Paula sich zumindest einzureden. Kurze Zeit später stand sie vor ihrer Haustür und wollte gerade klingeln, als ihr einfiel, dass sie ihre Übernachtungssachen am Vortag im Gebüsch versteckt hatte, um nicht aufzufallen. Deshalb ließ sie ihren Finger, der schon auf der Klingel lag, rasch wieder sinken und rannte gebückt um den Garten, damit ihre Eltern, sollten sie aus dem Fenster schauen oder im Garten sein, sie nicht entdeckten. An der Stelle mit ihrem Gepäck angekommen, zerrte sie ihre Sachen zwischen Hecke und Zaun hervor und rubbelte die Blätter und die Erde ab. Schließlich schleppte sie das alles gebückt zurück vor die Tür und klingelte. Kurz darauf öffnete sich die Tür und ihre Mutter Sadie begrüßte sie: „Oh, hallo Schatz! Ich habe mich schon gewundert, wo du bleibst. Komm rein."

    Ein wenig beruhigt betrat Paula das Haus. Ihre Mutter schien noch nicht bei Jamie angerufen zu haben oder sonstiges. Immerhin das blieb ihr erspart.

    „War es schön?, fragte Sadie, während Paula alles notdürftig am Rand des Flurs abstellte und ihre Schuhe auszog. Sie müffelten unangenehm, schließlich war Paula ja lange genug darin rumgelaufen, sodass sie sie schnell außer Reichweite stellte. „Ja, es hat sehr viel Spaß gemacht, murmelte Paula ausweichend.

    Gefährlich und mühsam, das beschrieb ihre Reise wohl eher. Und magisch, das definitiv. Aber auch wenn es nicht die schlimmste Reise gewesen war, würde man sich sicher streiten können, ob man das als Spaß betiteln konnte. „Das freut mich. Du hast meine neue Nachricht gar nicht beantwortet, ich hatte gefragt, wann du wohl wieder da wärst, erzählte Sadie und fügte nach einem Blick auf ihr Handy hinzu, das zufällig gerade in ihrer Hand war, „Die Nachricht ist nicht mal angekommen! Stutzig blickte sie ihre Tochter an und schien darauf zu vertrauen, dass Paula eine Antwort darauf hatte. Und leider hatte sie diese. Paula holte tief Luft, bevor sie herumdruckste: „Ähm, also… vielleicht… ich muss dir glaube ich etwas sagen."

    „Was ist los?", fragte ihre Mutter und folgte Paula, die aufstand, in die Küche ging und sich ein Glas aus dem Schrank angelte, um sich etwas zu Trinken einzuschenken.

    Das diente zwar größtenteils dazu, ihre Mutter nicht bei ihrer Beichte ansehen zu müssen, denn schließlich entsprach nicht alles an der Geschichte der Wahrheit, aber das frische Wasser würde ihr sicher guttun. „Nun jaaaaa… also es könnte sein, dass ich aus Versehen mein Handy geschrottet habe", rückte Paula schließlich zerknirscht mit der Sprache raus und trank schnell einige große Schlucke, während sie abwartend ihre Mutter ansah.

    Deren Augen weiteten sich und sie hakte verdutzt nach: „Wie ist das denn passiert?! Zeig mal her."

    „Wir waren vorhin noch am Strand, weil es so warm war, und wir hatten unsere Handys für Fotos dabei. Aber dann ist es mir leider aus der Hand gerutscht und ins Wasser gefallen. Und danach ging es nicht mehr an", erklärte Paula die Situation mithilfe ihrer Notlüge und fischte ihr Handy aus ihrer Umhängetasche, um es ihrer Mutter in die Hand zu drücken.

    „Oh je, rief diese aus und inspizierte das Gerät, „vielleicht bekommen wir das ja noch irgendwie gerettet. Und wenn nicht, musst du eben überlegen, ob du ein neues willst und wer wie viel bezahlt. Ich kann ja sonst mit deinem Vater reden, ob wir dann einen Teil mitbezahlen würden, antwortete Sadie und fügte streng hinzu, „Allerdings musst du dann natürlich gut aufpassen, dass das nicht auch wieder kaputt geht."

    „Ja, mach ich", stimmte Paula zu und schluckte ihren Ärger darüber, dass Sadie ihr das sagte, als wüsste sie nicht, wie man mit einem Handy umgeht, hinunter.

    Sie meinte es ja nur gut, und andere Eltern hätten bei so einer Nachricht sicher ganz anders reagiert. Als

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