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Paula und die Pferde: Magische Reise
Paula und die Pferde: Magische Reise
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eBook308 Seiten4 Stunden

Paula und die Pferde: Magische Reise

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Über dieses E-Book

Seit ein paar Wochen wohnt Paula nun schon mit ihrer Familie auf der Pferdeinsel Seaney. Während sie jeden Tag heimlich ihren Freund Gustav im sagenumwobenen Regenbogental besucht, das von allen nur als Mythos betrachtet wird, nehmen ungeahnte Rätsel und auftauchende Probleme immer mehr zu. Paula und Gustav müssen sich mit ihren Pferden auf eine Reise voller Gefahren begeben, um das Regenbogental zu retten...
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum30. Okt. 2020
ISBN9783347178342
Paula und die Pferde: Magische Reise
Autor

Elisa Schön

Elisa Schön wurde 2005 geboren und lebt mit ihrer Familie in Niedersachsen. Schon im Alter von acht Jahren schrieb sie mit Begeisterung einzelne Geschichten. Das führte sie fort, und so wurden aus den Drei-Seiten-Geschichten von damals immer längere, ausführlichere und geplantere Geschichten, in denen teilweise komplett neue Welten entstanden. In der Grundschule schrieb sie eine Geschichtenreihe, die aus insgesamt vier einzelnen Geschichten bestand. Ab der fünften Klasse trat sie in die AG "Kreatives Schreiben" ein, in der Geschichten komplett ohne Bedingungen geschrieben und freiwillig auch vorgelesen werden. Diese AG begleitete sie durchgehend. "Paula und die Pferde - Schicksalhafte Wendung" wurde am 24.7.2019 als ihr Debütroman veröffentlicht, womit sich ihr Traum vom Bücherschreiben verwirklicht hat. Nachdem sie die Kinderbuch-Trilogie im August 2021 abgeschlossen hat, schrieb sie begeistert weiter und veröffentlicht ihre zweite Reihe "Split", dieses Mal eine Dilogie für Jugendliche und junge Erwachsene. Der zweite Band "In den Tiefen von Luminaris" erscheint 2023.

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    Buchvorschau

    Paula und die Pferde - Elisa Schön

    Die Mädchen aus dem Reitclub

    Emily: Emily ist ein Mädchen mit blonden, langen Haaren, die tierlieb ist und schnell neue Freunde findet.

    Luna: Luna ist ein kleines, neugieriges Mädchen, was Witze liebt und kurze, blonde Haare mit braunen Strähnen hat.

    Jana: Jana ist unsympathisch, hat schwarze, lange Haare, trägt gerne schwarz und ist meistens schlecht gelaunt und verschlossen.

    Charlotte: Charlotte ist ein großes Mädchen mit dunkelbraunen Haaren und immer hilfsbereit und abenteuerlustig.

    Milly: Milly ist schnell reizbar, hat schwarze Haare, die ihr bis zu den Schultern reichen und ist ängstlich.

    Jamie: Jamie hat hellblonde Haare, die sie an den Spitzen blau gefärbt hat. Sie ist nett und offen für alles, kann aber auch sehr verrückt sein.

    Miriel: Miriel ist die große Schwester von Emily. Sie hat dunkelblonde Haare und ist sehr geduldig. Sie kann allerdings auch sehr streng werden, wenn jemand nicht auf sie hört.

    Kapitel 1

    „Beeil dich, Paula! Du musst gleich los, sonst schaffst du es nicht mehr rechtzeitig zum Bus!", drang die Stimme ihrer Mutter Sadie durch die geschlossene Badezimmertür zu Paula.

    Aufgeschreckt glitt Paulas Blick zu einer kleinen Standuhr auf der Ablage vom Waschbecken. 6: 22 Uhr leuchtete dort in gelben Ziffern. „Verdammt!", fluchte Paula.

    Ihr blieben genau acht Minuten zum Haare trocknen, Zähne putzen, Frühstücken und zur Bushaltestelle gehen, dann würde der Bus ohne sie zur Schule fahren. Es war Mittwoch, drei Tage, nachdem Lena wieder von ihrem Überraschungsbesuch bei Paula zu sich nach Hause, in die Großstadt Toffeyground, gefahren war. Vor wenigen Wochen war Toffeyground auch Paulas Zuhause gewesen, bis sie aufgrund der zu teuren Miete umziehen mussten und seitdem auf der Insel Seaney wohnten. Eine große Umstellung für alle, da die Insel mehrere 100 Kilometer von Toffeyground entfernt lag und das komplette Gegenteil zur Großstadt war: Wenig Bebautes, viel Natur, wenig Verkehr, unbekannte Gebiete, Legenden und – das Beste am Leben hier – jede Menge Tiere. Es passierte nicht selten, dass Paula Mäusen, herumstromernden Katzen und Waldtieren begegnete. Doch am meisten gab es hier Pferde, was kein Wunder war, da Seaney auch als Pferdeinsel bekannt war. Hier hatte sich Paulas größter Wunsch erfüllt: Sie durfte Reitunterricht nehmen und be saß sogar ein eigenes Pferd. Sie liebte ihre weiße Isländerstute Lilly über alles. Am Nachmittag, sobald sie um 15 Uhr von der Schule zurückkommen würde, würde sie zu ihr in den Stall gehen und mit ihr Gustav besuchen. Gustav war mit der Zeit ein sehr guter Freund von Paula geworden. Anfangs war Paula nur zu ihm ins geheime Regenbogental gekommen, da beide mit Lilly und Gustavs Wildpferdfreund Silver auserwählt waren, einen Pegasus zu retten. Daher konnten sie vier Scherben sehen, die alle verschiedene magische Kräfte hatten und zusammen ein Amulett ergaben, mit dem man den Pegasus befreien sollte. Kein anderes Lebewesen konnte diese sehen, soweit sie wussten. Paula und Gustav hatten ihre Scherben bereits gefunden, Lillys und Silvers waren noch verschollen. Je mehr sie also zusammen Zeit verbracht haben, umso mehr sah Paula in ihm nicht mehr nur den schnell reizbaren, alleinlebenden Jungen, sondern einen Freund und Verbündeten. Bevor Paula vollends in ihre Gedanken versinken konnte, schreckte sie auf. Sie putzte sich in Windeseile die Zähne, verzichtete aufs Haaretrocknen und nahm ihr Frühstücksbrot mit auf den Weg zum Bus. Da es Sommer war, war es nicht schlimm, dass ihre Haare noch komplett durchnässt vom Duschen waren. Atemlos kam Paula an der Bushaltestelle nahe am Reiterhof Sonnengrün, oder von allen nur Emilys Hof genannt, an. Dort warteten schon ihre Freundinnen Charlotte und Jamie auf sie, die ihr fragende Blicke zuwarfen. Paula wurde kurzzeitig um eine Antwort erleichtert, da in dem Moment der Bus kam und sie einstiegen. Doch sobald Paula sich zu Jamie und Charlotte gesetzt hatte, fragte Charlotte mit einem verschmitzten Grinsen: „Hi Paula, hast du etwa verschlafen, oder warum kamst du mal wieder total außer Atem und mit nassen Haaren hier an?"

    Mit einem tiefen Seufzen ließ Paula ihre Busfahrkarte in ihren Schulrucksack rutschen, bevor sie antwortete: „Nein, ich habe nicht verschlafen. Ich bin sogar genau pünktlich aufgestanden! Aber ich habe wohl ein paar Minuten zu lange geduscht und dann hatte ich noch acht Minuten übrig. Aber hey, ich habe es noch rechtzeitig zum Bus geschafft!"

    „Ja, das hast du wohl gerade so. Aber du bist es ja schon gewohnt, dass du dich beeilen musst, kicherte Jamie: „Was soll das denn jetzt heißen?, fragte Paula und verschränkte empört die Arme.

    „Lass mich mal nachdenken, startete Charlotte ihre Überlegungen, „Du gehst jetzt seit… genau zwei Wochen und drei Tagen auf diese Schule. Das wären dann insgesamt 17 Tage. Und von diesen 17 Tagen bist du an, soweit ich weiß, 8 Tagen fast zu spät gekommen. Das ist fast die Hälfte deiner Schulzeit hier!

    „Na gut, das stimmt schon, lenkte Paula ein, „aber ich bessere mich. Gestern zum Beispiel war ich relativ pünktlich.

    „Stimmt. Dann lassen wir das mal so stehen. Mal schauen, wie das morgen ist", schmunzelte Charlotte.

    Den Rest der Fahrt verbrachten die drei schweigend, während jeder für sich Musik hörte. Sobald der Bus an der Schule angekommen war, waren Paulas Haare trocknen, wie sie gehofft hatte. In den ersten beiden Schulstunden würden sie und ihre Klasse Physik haben. Es war zwar nicht gerade ihr Lieblingsfach, aber dafür war ihr Lehrer Herr Letum sehr offen und nett, weshalb sich Paula immer auf den Unterricht bei ihm freute. Kaum hatte sie den Physikraum betreten, winkte Julie, eine gute Freundin von Paula, ihr zu. Lächelnd winkte Paula zurück und setzte sich auf ihren Platz zwischen Julie und Charlotte in der letzten Reihe.

    „Hi Paula, hi Charlotte!", begrüßte Julie ihre Freundinnen, sobald sie am Platz angekommen waren.

    „Hey", erwiderte Paula, setzte sich hin und begann, ihre Sachen auszupacken.

    Gerade rechtzeitig lag alles auf dem Tisch, da betrat Herr Letum schon den Raum. Seine schwarzen Haare passten perfekt zu seiner schwarzen, runden Brille, die seine freundlich blickenden, grünen Augen größer aussehen ließ. Sobald er seine Tasche auf den Tisch gelegt hatte und alles Wichtige auf den Lehrertisch abgelegt hatte, verstummten alle Gespräche. „Guten Morgen zusammen! Ich schlage vor, wir beginnen direkt mit dem Vergleichen der Hausaufgaben, schließlich seid ihr, wie ich euch kenne, noch zu müde, um richtigen Unterricht mitzumachen. Und womit vertreibt man Müdigkeit besser als mit Hausaufgaben, um langsam wieder in das Thema zu kommen? Also dann, schlagt mal auf, was ihr Zuhause gemacht habt!"

    „Oh Gott, es gab Hausaufgaben?!", flüsterte Charlotte, die sonst immer jede Hausaufgabe hatte, entsetzt, und auch Paula hatte keine Ahnung, wovon Herr Letum redete.

    Paula blickte sich im Raum um. Julie neben ihr kramte hektisch in ihrer Mappe und die anderen Schüler unterhielten sich verwirrt. „Na, hat etwa keiner von euch die Hausaufgaben gemacht? Kein Wunder, es gab nämlich gar keine! Aber zumindest seid ihr jetzt durch diesen kleinen Schreck wach genug, um dem Unterricht zu folgen, korrekt? Na dann, schlagt bitte das Buch auf Seite 25 auf", lachte Herr Letum amüsiert.

    Durch die Klasse ging ein kollektives Aufatmen der Erleichterung, bevor sie ihre Bücher aufschlugen und mit dem Unterricht begannen.

    Kapitel 2

    Der Schultag zog sich wie Kaugummi in die Länge. Das Gefühl hatte zumindest Paula, was einerseits daran lag, dass sie die Unterrichtsfächer nicht mochte, aber auch daran, dass sie nur auf das Ende der Schule wartete, um dann zu Gustav reiten zu können. Als nach der neunten Stunde endlich die Schulglocke läutete, packte Paula erleichtert ihre Bücher und Hefte wieder in ihren Rucksack, verabschiedete sich von Julie und ging mit Charlotte zur Bushaltestelle, an der nach der neunten Stunde immer nur wenig los war. Im Bus fragte Charlotte: „Was machst du heute noch so?"

    „Nicht viel, außer Hausaufgaben. Warum fragst du?", log Paula beiläufig, da sie ja niemandem erzählen durfte, dass das Regenbogental existierte, geschweige denn dass die fast täglich dort hineinritt.

    „Weil du ständig während des Unterrichts auf die Uhr geschaut hast! So, als würdest du darauf warten, dass die Schule zu Ende ist, um dann etwas Tolles zu machen. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass du dich so auf die Hausaufgaben freust", erwiderte Charlotte, die sich mal wieder nicht so einfach täuschen ließ.

    „Naja, tue ich auch nicht. Aber irgendwie kam mir der Schultag heute viel länger vor als sonst", versuchte Paula innerlich aufseufzend, die Situation zu retten.

    „Ah ja. Na wenn du meinst", gab Charlotte zögerlich nach.

    Zuhause angekommen setzte sich Paula allerdings natürlich nicht an die Hausaufgaben, wie Charlotte glaubte, sondern ging zu ihrer Mutter Sadie und fragte: „Ich gehe ein bisschen mit Lilly ausreiten. Ich bin dann wahrscheinlich gegen 18 Uhr wieder zurück, passt das?"

    „Hast du denn Hausaufgaben auf, Schatz?", stellte Sadie die Gegenfrage, während sie damit beschäftigt war, die Spülmaschine auszuräumen.

    „Ja schon, aber die kann ich auch morgen noch machen. Und es ist auch nicht viel, beruhigte Paula ihre Mutter: „Okay, du musst es ja wissen. Ich kann das schließlich schlecht beurteilen. Aber sei wirklich pünktlich um 18 Uhr wieder hier!, erlaubte Sadie ihr den Ausflug.

    „Werde ich, bis später", rief Paula ihr noch zu, als sie schon die Haustür öffnete und das Haus verließ.

    Zum Stall brauchte sie nur knapp fünf Minuten, und da Lilly mittlerweile Paula gehörte, konnte sie immer dort hingehen, ganz egal wann. Sobald sie angekommen war und die große Stalltür geöffnet hatte, sahen ihr direkt ein paar Pferdeköpfe entgegen. Viele waren es nicht, da bei diesem guten Wetter viele auf der Weide standen. Paula blickte sich im Stall um und ging zu Lilly`s Box, die sich fast genau neben der Tür befand. Sie lag jedoch verlassen da. Also verließ Paula den Stall wieder und ging zur Koppel, auf der sie auch direkt Lilly entdeckte. Ihr weißes Fell schimmerte in der Sonne, während die Isländerstute genüsslich neben Luisa, einer Füchsin, graste. Auch einige Pferde, die Paula vom Reitunterricht kannte, wie Diamondstar, Donner und Sternchen, standen auf der Koppel, genauso wie noch ein paar andere Pferde, die sie nicht kannte. Paula schnalzte einmal, woraufhin Lilly sofort ihren Kopf hob und sich umsah. Als sie Paula entdeckte, wieherte sie freudig und galoppierte an den Koppelzaun. „Na meine Süße? Freust du dich schon auf unseren kleinen Ausritt zu Gustav?", begrüßte Paula sie lächelnd und streichelte ihr über das warme, flauschige Fell.

    Wie zur Bestätigung warf Lilly den Kopf in den Nacken und schnaubte bereit. „Wusste ich es doch", grinste Paula, gab Lilly eine Karotte, band ihr einen Führstrick um und führte sie auf den Hof zu einer Anbindestange, um sie zu putzen und ihr ein Zaumzeug umzumachen.

    Auf den Sattel und die Satteldecke verzichtete sie, da sie von Gustav gelernt hatte, wie man ohne Ausrüstung ritt und es eindeutig zu warm war für eine Decke. Sie wollte lieber nicht wissen, was passierte, wenn Miriel sie mit nichts weiter als einem Zaumzeug sah, denn ihre Reitlehrerin fand das sicher nicht allzu gut. Sobald Lilly bereit war, stieg Paula auf und sagte zufrieden: „Dann wollen wir mal."

    Durch einen sanften Schenkeldruck setzte sich Lilly langsam in Bewegung, und sie ritten zum Eingang des Regenbogentals, der versteckt hinter dem Seaberg am Wasser lag. Paula liebte diesen Ort. Er war genauso unentdeckt wie das Regenbogental und war somit umgeben von Moos und Ranken, die den Blick in die dunkle Höhle, die ins Regenbogental führte, schmückten. Es roch nach Meer, alten Steinen, Pflanzen und Natur und strahlte eine beruhigende Wirkung aus. Paula holte die magische Scherbe, die bei ihrem ersten Besuch im Regenbogental gefunden hatte, aus ihrer Hosentasche. Sofort brachte die Nachmittagssonne die blaue Scherbe zum Leuchten. Diese war mit einem goldenen Rand und Pferdekopf verziert, welche in dem Sonnenlicht besonders strahlten. Die Scherbe würde Paula und Lilly den richtigen Weg durch das Labyrinth der Höhle weisen. Nach einem weiteren, kurzen Blick auf die idyllische Landschaft vor der Höhle, ritt Paula mit Lilly in die dunkle Höhle. An jeder Abzweigung wies die Scherbe ihnen den Weg, indem sie an den Abzweigungen, die ins Regenbogental führten, aufleuchtete. So standen die beiden nach einer Weile auf dem frischen Gras des Regenbogentals zwischen Apfel- und Birnbäumen. Entspannt trottete Lilly zwischen den Bäumen durch, bis zu der Schlucht, die zu Gustavs Hütte führte. Gustav saß vor seiner Hütte auf einer der vier kleinen Holzbänke, die um ein erloschenes Lagerfeuer herumstanden, und spielte Flöte. Lilly blieb stehen und Paula lauschte einen Moment der wunderschönen Melodie, bis Gustav sie entdeckte, aufhörte zu spielen und empört fragte: „He, Paula! Beobachtest du mich etwa? Wie lange steht ihr da schon?"

    „Nicht lange, aber du spielst so schön. Da muss man doch zuhören", verteidigte sich Paula.

    „Ach, und das gibt dir das Recht, mich heimlich zu beobachten, ohne dass ich davon weiß?", schnaubte Gustav und legte seine Flöte weg.

    „Wenn ich direkt auf mich aufmerksam gemacht hätte, hättest du doch sofort aufgehört. Also ja", konterte Paula grinsend und ließ sich von Lillys Rücken gleiten.

    „Vielleicht sollte ich mir doch ein oder zwei dieser komischen Überwachungskameras aus eurer Welt anschaffen, damit du dich nicht mehr wie ein Spion anschleichen kannst, murmelte Gustav vor sich hin und wechselte dann das Thema, „Die Wildpferde kommen gleich. Du kannst doch sicher mit deiner Wasserkraft den Wassertrog am Eingang der Schlucht füllen, damit sie was zu Trinken haben, oder?

    „Wir leben also in verschiedenen Welten, ja? Aber klar, kann ich machen! Das ist auf jeden Fall einfacher als wieder so viele, schwere Wassereimer zu schleppen", antwortete Paula grinsend.

    Endlich würde sie wieder ihre magische Kraft einsetzen können. In den letzten Tagen war sie nicht dazu gekommen, da erst all ihre Gedanken um Lena gekreist waren, und am Wochenende Lena dann bei ihr zu Besuch gewesen war. Nun würde sie ihre Kraft zum zweiten Mal einsetzen. Ein bisschen mulmig war ihr schon zu Mute, da es sehr… gewöhnungsbedürftig und unnormal war. Mit Gustav und Lilly im Schlepptau ging sie zum Anfang der Schlucht, stellte sich vor den Wassertrog und legte ihre Scherbe in ihre offene Hand. Gustav und Lilly gingen sicherheitshalber ein paar Schritte zurück und beobachteten aus ein paar Metern Entfernung, was passierte. Paula schloss die Augen, um sich besser konzentrieren zu können und stellte sich vor, wie der Wassertrog bis zum Rand mit Wasser gefüllt vor ihr liegen würde. Sobald sie sich es komplett vorgestellt hatte, ertönte ein Donnern über ihr, das aber zum Glück nicht so laut wie beim ersten Mal war. Paula öffnete die Augen und machte sich auf den blauen Blitz gefasst, der im nächsten Moment in die Scherbe einschlug. Dieses Mal ließ Paula sie nicht vor Schreck fallen, sondern zuckte nur ein paar Zentimeter zurück. Die Scherbe fing an, immer heller zu Leuchten und blauer Nebel, durch den man nichts erkennen konnte, zog auf und umkreiste Paula und den Wassertrog. Als die Scherbe so hell leuchtete, dass Paula nicht mehr hinschauen konnte, kniff sie die Augen zusammen und wartete ab. Ein paar Sekunden später lichtete sich der Nebel und die Scherbe wurde wieder dunkler, bis ihr Leuchten ganz erlosch. Der Wassertrog vor Paula war voll, genauso wie sie es sich vorgestellt hatte. Gustav und Lilly kamen wieder näher. „Super, danke Paula! Zum Glück war dieser Donner dieses Mal leiser. Sonst wären die Wildpferde vielleicht doch nicht gekommen. Vielleicht ist das nur beim ersten Mal so laut?", mutmaßte Gustav.

    „Das kann sein", stimmte Paula zu.

    Bevor sie jedoch weiter über die Vermutung nachdenken konnte, vernahm sie das schnell nähernde Geräusch von Hufen. Also gingen Lilly, Paula und Gustav ein paar Meter vom Wassertrog weg, um die Wildpferde erstmal ungestört ankommen zu lassen. In dem Moment kam die Herde, geführt von dem kräftigen, wunderschönen Rappen Wolke, dem Herdenführer, am Eingang der Schlucht an. Sie bremsten ab und Wolke sah sich kurz um. Dabei glitt sein Blick nicht nur über die Herde, um zu schauen, ob alle da waren, sondern auch über Paula, Lilly und Gustav. Er schwenkte kurz seinen Kopf, was wie eine kleine Begrüßung wirkte und wieherte dann seiner Herde zu, woraufhin sie sich entspannt verteilten und grasten oder tranken. Paula entdeckte zwischen den muskulösen Pferden das kleine Fohlen Blatt, das sich bei ihrer ersten Begegnung mit Lilly angefreundet hatte. Es wieherte Lilly freudig zu, woraufhin Lilly zurückwieherte und zu Blatt galoppierte. Ein paar Sekunden später tobten die beiden zusammen über die Wiese. Aus der Menge grasender Pferde hob plötzlich ein Apfelschimmel mit seidig glänzender Mähne den Kopf und fixierte Gustav und Paula. Es war Silver, der vierte Auserwählte, und Gustavs Lieblingspferd unter den Wildpferden. „Komm, wir gehen zu Silver. Er sieht so aus, als würde er uns erwarten", schlug Gustav vor und so folgte Paula ihm zwischen den Pferden entlang zu Silver.

    „Hey, mein Großer. Wie geht’s dir?", fragte Gustav fürsorglich und streichelte durch Silvers Mähne.

    Der Apfelschimmel schnaubte als Antwort glücklich. Gustav reichte ihm einen Apfel und wandte sich dann an Paula: „Lust auf einen Ausritt?"

    „Gerne. Vielleicht finden wir ja unterwegs auch eine weitere Scherbe", willigte Paula ein, rief Lilly zu sich und kletterte auf ihren Rücken.

    Gustav stieg auf Silver und die beiden Pferde setzten sich langsam in Bewegung. „Wo hast du eigentlich deine Scherbe gefunden?", fragte Gustav unvermittelt.

    „In dieser Schlucht, in der Charlotte und ich Jamie wiedergefunden hatten, nachdem die Wildpferde an uns vorbeigedonnert sind. Da kommt man nach einer Weile an ein Waldstück, in dem die Scherbe jenseits des Weges im Gebüsch lag", antwortete Paula, während sie bei der Erinnerung an diesen kühlen, dunklen, unbekannten Ort fröstelte.

    Schnell verdrängte sie den Gedanken daran, dass sie fast nicht mehr zurückgefunden hatte und fragte: „Wo hast du denn eigentlich deine gefunden? Das weiß ich auch noch nicht."

    „Meine Scherbe hing hoch oben in den Ästen eines Apfelbaumes, die da vorne am Ausgang des Regenbogentals stehen. Als ich dich an dem Tag, an dem ich dich hier erwischt habe, zum Ausgang begleitet habe, wollte ich mir noch schnell ein paar Äpfel pflücken. Also bin ich den Baum ein Stück hochgeklettert und habe ein paar gesammelt. Und weil dann die Sonne so auf die Scherbe schien, dass sie mich geblendet hat, habe ich sie hoch oben im Baum hängen gesehen. Und glaub mir, es war gar nicht leicht, bis in die Baumkrone zu klettern, ohne abzustürzen oder die Scherbe aus den Augen zu verlieren", erzählte Gustav.

    „Ich hatte es auch nicht gerade leicht, schließlich hätte ich mich fast verlaufen. Meinst du, das hat auch was damit zu tun?", überlegte Paula.

    „Was hat was damit zu tun? Dass wir es nicht leicht hatten, an die Scherben dranzukommen?", fragte Gustav verwirrt nach.

    „Ja, überleg doch mal! Ich brauchte guten Orientierungssinn, um wieder zurückzufinden. Du brauchtest Koordination zum Klettern. Vielleicht ist es gewollt, dass man für die Scherben seine Fähigkeiten beweisen muss. Wie so ein kleiner Test. Könnte doch sein, oder?", dachte Paula laut nach.

    „Hört sich gar nicht mal so dumm an, sagte Gustav. „Na, dankeschön. Wundert dich das etwa?, fragte Paula forschend und hob eine Augenbraue.

    „Nein, nein, du bist schließlich nicht dumm, lenkte Gustav ein, „aber einen Haken gibt es an der Theorie.

    „Der wäre?"

    „Das Amulett ist doch aus sehr großer Höhe auf einen Stein gefallen, nachdem ein Mensch das Band mit einem Pfeil durchschossen hatte, und ist dort in vier Scherben zerbrochen. Die Teile sind einfach irgendwo hingefallen, das wurde ja nicht beeinflusst. Wenn es beabsichtigt gewesen wäre, unsere Fähigkeiten zu beweisen, dann hätte ja jemand die Scherben genau an die Orte legen müssen. Und so war das ja nicht. Bestimmt war das nur Zufall. Wer weiß, wo die anderen beiden Scherben liegen. Vielleicht stolpern wir irgendwann drüber, weil sie hier im Gras liegen", erklärte Gustav.

    „Aber wie hoch muss denn dieser Stein gelegen haben, dass die Scherben so weit fliegen? Ich meine, die Apfelbäume sind doch am komplett anderen Ende des Regenbogentals. Soweit fliegen Scherben doch bei Weitem nicht, wenn etwas zerbricht", hielt Paula dagegen.

    „Aber genauso steht es in der Legende. Das Amulett ist auf einen spitzen Stein gefallen und zerbrochen", beharrte Gustav.

    Plötzlich wieherte Lilly und blieb stehen. Verwundert beugte sich Paula sich vor, sodass ihr Kopf neben Lillys Kopf war. „Was ist denn, Süße?", fragte sie die Stute. Lilly sah Paula geradewegs in die Augen und plötzlich zuckte ein Gedanke durch Paulas Kopf: Vielleicht fehlt ein Teil der Legende. Irritiert sah Paula Lilly an. Es war schonmal vorgekommen, dass Lilly Paula in die Augen gesehen hatte und Paula plötzlich etwas dachte, worauf sie nicht gekommen wäre. Damals hatte sie sich gefragt, was mit Blacky, Miriels Friesen, los war, der traurig in der Ecke gestanden hatte. Und als Lilly ihr in die Augen gesehen hatte, hatte sie es gewusst. Konnte es sein, dass sie irgendwie Gedanken übertragen konnten? „Was ist denn? Du schaust so verwirrt", fragte Gustav, als er Paulas Blick bemerkte, die sich wieder aufgerichtet hatte.

    „Alles gut. Ich habe nur gerade überlegt, ob nicht vielleicht ein Teil der Legende fehlt. Das könnte sein, oder? Schließlich macht das mit den Scherben sonst keinen Sinn", antwortete Paula.

    Sie nahm sich vor, erstmal mehr darüber herauszufinden, bevor sie Gustav vor noch ein Rätsel stellen würde. Darüber nachzudenken, ob Lilly und Paula vielleicht Gedanken übertragen konnten und warum, konnte sie auch später noch. Aber jetzt hatte erstmal die Legende Priorität. Gustavs Augen weiteten sich und er fragte erstaunt: „Du meinst, das was in dem Buch steht, ist nicht vollständig? Es gibt noch etwas, was wir nicht wissen?"

    „Möglich ist es. Schließlich passen die einzelnen Teile, die wir haben, nicht wirklich zusammen. Wie bei einem Puzzle. Uns fehlen noch Teile, um es vollständig zu haben", überlegte Paula.

    „Aber warum sollte denn etwas fehlen? Und selbst wenn Teile fehlen, wie sollen wir die bekommen?", fragte Gustav.

    „Weiß ich doch auch nicht. Ist ja auch nur eine Vermutung", gab Paula achselzuckend nach.

    „Wir sollten unseren Fokus jetzt erstmal darauf legen, alle Scherben zu finden. Mit der Legende können wir uns dann immer noch beschäftigen", bestimmte Gustav. Da Paula wusste, dass eine Diskussion eh aussichtslos war, sobald Gustav sie als abgeschlossen betrachtete, erwiderte sie darauf nichts und nickte nur. Sie nahm sich jedoch vor, trotzdem mehr über die Legende zu erfahren.

    Kapitel 3

    Nach dem Abendessen ging Paula an den Computer im Arbeitszimmer ihres Vaters und startete das Internet. Sie hatte Hoffnung, dort etwas über die Legende des Pegasus zu erfahren und vielleicht auch den fehlenden Teil zu finden. Auch, wenn es sehr unwahrscheinlich war, da Paula und Gustav die Legende schließlich auch nur aus dem Buch im Regenbogental kannten. Aber schaden konnte es ja nicht, mal im Internet nachzuschauen. Da war schließlich irgendwie alles zu finden. Paula tippte ‚Die Legende des Pegasus‘ in die Suchleiste ein und bekam direkt eine Menge an Ergebnissen. Hoffnungsvoll überflog sie die Suchergebnisse. Doch ihre Hoffnung schrumpfte immer weiter, da sie nichts Brauchbares fand. Hauptsächlich wurden ihr Kinderbücher, in denen es um einen Pegasus ging, Kaufartikel oder Definitionen für den Begriff „Pegasus" vorgeschlagen. Aber so schnell wollte sie nicht aufgeben. Also ging sie zurück und suchte nach Regenbogental Seaney, wo sie jedoch nur die normale Insellegende fand und hier und da Spekulationen über das Regenbogental, die jedoch natürlich alle nicht bewiesen waren, da eigentlich niemand den Eingang kannte. Daraufhin versuchte Paula es mit einigen, weiteren Suchbegriffen, wurde jedoch trotzdem nicht fündig. Resigniert beendete sie nach einiger Zeit ihre erfolglose Suche und schaltete den Computer aus. Ein Blick auf die Uhr ließ sie aufschrecken. Es war bereits weit nach 22 Uhr und sie musste morgen zur Schule wieder um 6: 30 Uhr aufstehen – dabei kam sie morgens eh schon furchtbar schlecht aus dem Bett. Schnell knipste sie das Licht des Arbeitszimmers aus und huschte die Treppe hinauf, um sich bettfertig zu machen. Als sie dann endlich im Bett lag, war es schon fast 23 Uhr. Paula hörte die Schritte ihrer Mutter, die die Treppe hochkam, schaltete schnell das Licht aus und stellte sich schlafend, da sie hoffte, ihre Eltern hätten nicht bemerkt,

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