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Sieben Jahre, sieben Meere und drei Ozeane: SUBEKI Logbuch  Weltumsegelung 1999 – 2011   Anleitung zum Blauwassersegeln, Vorbereitung, Erfahrungen und Ausrüstung
Sieben Jahre, sieben Meere und drei Ozeane: SUBEKI Logbuch  Weltumsegelung 1999 – 2011   Anleitung zum Blauwassersegeln, Vorbereitung, Erfahrungen und Ausrüstung
Sieben Jahre, sieben Meere und drei Ozeane: SUBEKI Logbuch  Weltumsegelung 1999 – 2011   Anleitung zum Blauwassersegeln, Vorbereitung, Erfahrungen und Ausrüstung
eBook814 Seiten8 Stunden

Sieben Jahre, sieben Meere und drei Ozeane: SUBEKI Logbuch Weltumsegelung 1999 – 2011 Anleitung zum Blauwassersegeln, Vorbereitung, Erfahrungen und Ausrüstung

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Über dieses E-Book

Der erste Buchteil, der Reisebericht einer Weltumsegelung 1999 bis 2011 basiert auf dem Logbuch der Segelyacht SUBEKI (https://subeki.de). Ihr Kurs führt via Karibik und Panama in den Pazifik bis nach Neuseeland. Nach gut zwei Jahren Südsee pur geht es weiter nach Australien. Über Inseln und Länder Asiens und des Indischen Ozeans, durch die Fährnisse der Arabische See und des Roten Meeres erreichen Boot und Crew nach insgesamt sieben Jahren wohlbehalten das Mittelmeer und nach weiteren fünf Jahren den Heimathafen. Der Reisebericht, aus der Feder von Sybille Uehr, beschreibt Menschen, Orte, Ereignisse und Gefühle, Pech und Glück, Erkenntnisse und Erfahrungen, Fehler, Lust und Last, kurzum sieben Jahre pralles Blauwasserleben. Neben der Beschreibung des Seefahrterlebnisses, den Eindrücken fremder Länder und Kulturen steht die supranationale Familie der Blauwassersegler im Vordergrund. Auch das Leben an Bord, einschließlich vieler praktischer Hinweise, kommt nicht zu kurz. Im zweiten Teil des Buches ergänzt Christian Uehr den Reisebericht für diejenigen, die mit der Idee spielen, eine Weltumsegelung oder eine Langfahrt in außereuropäische Gewässer zu unternehmen oder auch nur alles ganz genau wissen wollen. Er greift die Fragen auf, die sich die beiden vor dem Losfahren gestellt und Probleme oder Sachverhalte, mit denen sie sich während ihrer Reise auseinandergesetzt haben. Dabei reflektiert er die Ausrüstung des Bootes und warum sich diese im Laufe der Zeit verändert hat. Für den aufmerksamen Leser werden sich naturgemäß Überschneidungen mit dem Erlebnisteil ergeben. Diese sind gewollt. Sie unterstreichen die Wichtigkeit, die die Autoren einem Sachverhalt zu messen. Die Anleitung zum Blauwassersegeln beschreibt auch den Weg der Autoren bis zum Losfahren. Sie enthält aus eigenen Erfahrungen abgeleitete Vorschläge zur Vorbereitung von Crew und Schiff. Eine mögliche Ausrüstungsausstattung wird am Beispiel ihres modernen 12 Meter Segelboots, einer Sun Odyssey 42.2, detailliert erläutert, begründet und bewertet. Eine Übersicht über Ausfälle und Reparaturen sowie eine Passagenstatistik runden das Bild ab. Kurzum, die Autoren haben versucht, ein Buch zu machen, das sie gerne für ihre Vorbereitung gehabt hätten und das alle Segler, die von einer Weltumsegelung träumen, ermuntern soll. Alles in allem ein Buch, das nicht nur zum Träumen, sondern auch zum Handeln einlädt!
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum19. März 2015
ISBN9783732332205
Sieben Jahre, sieben Meere und drei Ozeane: SUBEKI Logbuch  Weltumsegelung 1999 – 2011   Anleitung zum Blauwassersegeln, Vorbereitung, Erfahrungen und Ausrüstung

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    Buchvorschau

    Sieben Jahre, sieben Meere und drei Ozeane - Sybille Uehr

    Endlich geht es los

    Von Schleswig über die Biskaya nach Bayona

    Unsere Reise beginnt am 11. Juni 1999 in Schleswig, als wir den Hafen „Auf der Freiheit" für die Familienregatta unseres Klubs vor Olpenitz verlassen. Ein langes Signal mit der neuen Tröte, meine Augen sind ganz feucht, Christian hebt winkend die Hand, aber alle anderen Boote sind schon ausgelaufen. Es geht die Schlei hinunter. Bis zur Stexwiger Enge schweigen wir uns an. Wegfahren ist jetzt endgültig, man hat die merkwürdigsten Gedanken und wir hoffen beide, dass wir in ein paar Jahren wohlbehalten unseren Liegeplatz wieder einnehmen können.

    „Rasmus, altes Rübenschwein, schick’ uns guten Wind und Sonnenschein", wir opfern einen tüchtigen Schluck aus unserer Sherry Flasche und hoffen, dass alle, die da oben für das Wetter zuständig sind, etwas abbekommen. Es scheint nicht sofort zu helfen, es ist windstill und regnet.

    Die Familienregatta beschert uns keine Lorbeeren, aber was soll’s, wir stiften ein Abschiedsfass und bekommen vom Vorstand einen Klubstander mit Tischständer, um diesen angemessen in der Fremde repräsentieren zu können.

    Am Sonntagmorgen setzt Christian neben der gewohnten Clubflagge den Trans-Ocean Stander und den Wimpel der Seven Seas Cruising Association. Er kommt sich ein bisschen wie ein Hochstapler vor. Alles nur Absichtserklärungen, nichts mehr.

    Unsere Clubfreunde verabschieden uns mit guten Wünschen und Geschenken. Der Tränendruck ist ziemlich hoch. Ein Bettlaken wird entrollt: „Auf Wiedersehen SUBEKI". Wir werden unter Ohren betäubendem Tuten aus dem Hafen begleitet. Lange wird noch gewinkt, wir schlucken, ein Abschied für mehrere Jahre ist schon merkwürdig. Auf was haben wir uns da nur eingelassen! Die trüben Gedanken sind jedoch bald verflogen und machen einer freudigen Furcht vor kommenden Abenteuern Platz.

    Aber zunächst geht es durch den Nord-Ostsee-Kanal nach Rendsburg. Dort vergehen die nächsten drei Tage wie im Fluge. Unser Bootsbauer arbeitet bis zum letzten Augenblick an Verbesserungen am Schiff. Wir schleppen Berge von Ausrüstung und Verpflegung an Bord. Es bleibt keine Zeit für Sentimentalitäten. Unsere Töchter helfen, wo sie können. Bank, Pässe, Geld, letzte Ermahnungen. Dann feiern wir Abschied von unseren Rendsburger Freunden und Nachbarn mit einem zünftigen Mahl und viel Bier. Es werden Reden gehalten, die zu Herzen gehen, es gibt Flaschen, Pakete und viel Abschiedsschmerz.

    Am nächsten Morgen, es ist der 17. Juni 1999, geht es wirklich los. Zwei unserer Töchter, Bettina und Susanne, stehen am Steg und winken. Alle heulen. Die Zukunft erscheint ungewiss.

    Wir hängen unseren Gedanken nach und tuckern den Nord-Ostsee-Kanal entlang Richtung Nordsee:

    Vor neun Jahren, ich war 42, konnte ich kaum aus einem Sessel aufstehen. Meine Gelenke waren schmerzhaft geschwollen: Rheuma. Zwei Jahre später gab es endlich eine gesicherte Diagnose, welche Art Rheuma es war. Es dauerte weitere zwei schmerzhafte Jahre, bis die richtigen Medikamente gefunden waren und ich wieder ein normales Leben führen konnte. Ich werde nie vergessen, wie ich in einem schwachen Moment tränenüberströmt vor meinem Rheumatologen saß, ihm von unseren Weltumsegelungs-Träumen erzählte und meinte, dass wir diese ja nun begraben müssten. Seine klare Antwort: „Sie werden bestimmt noch um die Welt segeln!" erschütterte mich, da mir das zu diesem Zeitpunkt völlig absurd erschien. Ich nahm es ihm übel, mir solche Hoffnung zu machen! Am Ende hat er recht gehabt: Es geht tatsächlich los!

    Die Stimmung bleibt nachdenklich, geprägt vom Schmerz der vielen Abschiede. Ich bin mir nicht mehr so sicher, ob das, was wir vorhaben, wirklich richtig ist. Die Sorge um unsere Mädchen und unsere alten Eltern beunruhigt mich. Klappt auch alles zu Hause? Ich stelle erstaunt fest, dass ich vor dem, was vor uns liegt, weniger Angst habe, als um das, was wir zurücklassen. Auch das Wetter passt zu der trüben Stimmung: Es regnet in Strömen.

    Aber zunächst scheint ja alles in Ordnung zu sein; so beschließe ich, mich weniger dem Augenblick, als der Zukunft zu widmen. Im Kopf habe ich schon eine lange Liste aller vergessenen Sachen.

    Bald ist Brunsbüttel passiert und die Elbe holt uns mit Starkwind, Seegang und Tidenstrom in die raue Wirklichkeit zurück. Alles fällt unter Deck durcheinander. Wir müssen viele Sachen neu stauen und verzurren.

    Vor Cuxhaven holen wir vorsichtshalber unseren neuen TO-Stander ein, um dort nicht gefragt zu werden, welche Ozeane wir schon überquert hätten.

    „Woher kommt nur das Salzwasser in der Bilge?" Christian ist verzweifelt, er kann nicht herausfinden, woher diese schwappende Soße stammt. Es ist gerade so viel, dass alle Dinge, die dort gestaut sind, gut durchfeuchtet werden. Es macht viel Arbeit alles wieder trocken zu legen.

    Zum ersten Mal empfangen wir Wetterinformationen mit dem neuen BONITO Wetterprogramm „Bordterminal 98", eine aktuelle Wetterkarte und einen Wetterbericht in Textform.

    Wir setzen Segel und SUBEKI rauscht nach Helgoland, dann Borkum und schließlich Den Helder. Es ist wirklich pure Freude, ein gut segelndes Schiff zu haben, das das Gewicht der zusätzlichen Ausrüstung nicht übel nimmt.

    Mit der Tide haben wir Dank des MACMILLAN Almanachs und drei Jahren Segelerfahrung im Englischen Kanal keine Probleme. Manchmal geht es schon bei Dunkelheit los, um den Tidenstrom auszunutzen, dafür zeigt die Logge dann erfreuliche Werte.

    Wir versuchen das neue CD-Radio anzuschließen, aber irgendetwas müssen wir falsch machen, weder das neue noch das alte spielen jetzt.

    Der Gasfernschalter in der Gaskiste gibt seinen Geist auf. In 15 Jahren hat uns so ein Ding noch nicht im Stich gelassen! Wir erstehen einen neuen, holländischen, der entspricht nicht der deutschen Norm und hat einen anderen Anschluss.

    „Ich dachte immer, dass man mit einem neueren Schiff weniger Reparaturen hat!" schimpfe ich und breche mir fast die Finger beim Versuch die Kabel zu verbinden.

    Es folgen Scheveningen und dann Breskens, unser ehemaliger Heimathafen für drei Jahre, von 1987 bis 1990. Schließlich erreichen wir nach einem heißen Ritt mit Winddrehung und Aufkreuzen bei 7 Windstärken, den Mercator Hafen in Oostende. Wieder sind ein paar Eimer Wasser in der Bilge. Wir hatten eine Luke nicht vollständig verriegelt und müssen lernen, die neuen Lüfter zuzudrehen. Wir schuften abermals eine Stunde, um die Bilge trocken zu legen. Christian bestellt einen Elektriker fürs Radio und probiert ein letztes Mal die Kabel anders zusammenzustecken, nämlich so, wie ich das von Anfang an vorgeschlagen habe und siehe da, das Ding spielt! Gerade ist noch Zeit, den Elektriker wieder abzubestellen.

    So rechte Aufbruchsstimmung ist noch nicht eingekehrt. Ich leide sehr unter dem Abschied von unseren drei Mädchen. Der arme Christian, der selber nicht so ausgeglichen ist, muss das auch noch ertragen. Mindestens einmal täglich sitze ich tränenüberströmt in der Ecke und fühle mich miserabel. Jeder hängt seinen Gedanken nach, wir brauchen dringend ein positives Erlebnis.

    Mein heißer Wunsch, einmal den St. Kathrin’s Hafen in London mit dem Boot zu besuchen, scheint in weiter Ferne, denn der Wind kommt genau aus London und der Wetterbericht macht uns so gar keine Hoffnung.

    Doch am nächsten Morgen gibt’s ein Wetterloch, zwar Süd-Süd-West 6, aber dafür einen Tag später wieder West! Ölzeug an und nichts wie los! Der Westwind kommt leider früher als vorhergesagt und die Nordsee hat alle ihre Schlaglöcher für uns bereit. Beide Segel sind zweifach eingerollt und unsere tapfere SUBEKI stampft unermüdlich hoch am Wind nach Nordwesten. Wir nehmen bei der Krängung tüchtig Wasser über und ich sehe entsetzt aus der Pantryspüle eine Nordseewelle direkt in unsere saubere, trockene Bilge laufen! Ab sofort bekommt jeder seine Aufgaben zugeteilt, was vor dem Auslaufen alles zugedreht und abgestellt werden muss. Über die Flämischen Sände, durch den dichten Verkehr im Englischen Kanal und zwei Verkehrstrennungsgebiete geht es nach Ramsgate. Hier hat sich in den letzten 10 Jahren nichts verändert und wir erholen uns von der holprigen Nordsee.

    Einen Tag später laufen wir um Mitternacht wieder aus, segeln ein Stück nach Norden und motoren die endlos lange Themse hinauf. Mit dem Handy gelingt es Christian, uns in St. Kathrin’s anzumelden. Irgendwann kippt die Tide, doch, anstatt zu ankern, quälen wir uns mit 2 bis 3 Knoten weiter die Themse hoch. Wir sollten es eigentlich besser wissen! Schließlich, nach 16 Stunden erreichen wir London. Vor der Tower Bridge warten mit uns sieben andere Schiffe vor dem winzigen Schleusentor zum St. Kathrin’s Hafen, der zwischen hohen Häuserzeilen kaum zu erkennen ist. Die kleinen Touristendampfer fahren rücksichtslos zwischen die wartenden Schiffe, die mit dem Tidenstrom kämpfen und versuchen, nicht unter die geschlossene Tower Bridge geschwemmt zu werden.

    Schließlich dürfen wir einlaufen und bekommen als angemeldetes „large boat den besten Platz zwischen der wunderschön, mit Blumenampeln geschmückten, „Dicken’s Inn und der GRAND TURK, einer kleinen, dreimastigen Korvette aus dem 18. Jahrhundert mit Stückpforten und Kanonen. Sie ist ein ganz „realer" Filmnachbau von Hornblowers erstem Schiff als Kommandant, wer kennt ihn nicht aus C. S. Fosters spannenden Büchern!

    Christian schlürft seinen Gin Tonic, die Züge entspannt, den zufriedenen Blick auf die Umgebung geheftet, die Sonne scheint und gegenüber schlendern die Londoner durch die Geschäfte des Ivory House, eine wunderbare Atmosphäre. Wir genießen den Tower, Londons Sehenswürdigkeiten, Feuerwerk und Kneipen aber eigentlich nur am Rande; es zieht uns immer wieder nach St. Kathrin’s in unser Cockpit. Glücklicherweise ist gerade nichts defekt oder Wasser im Schiff. So werden wir immer ruhiger, freuen uns an dem, was rundherum los ist und begreifen, dass wir Zeit haben. Keiner drängelt uns, wir müssen nicht irgendwann irgendwo sein, wir können den Moment genießen, ohne bereits Pläne für die nächsten Tage im Kopf haben zu müssen. Wir glauben, wir haben es endlich begriffen!

    Christian kauft sich für 40 Pfund einen echten Tilly-Hut. Der Gentleman Verkäufer erklärte genau, wie man ihn aufsetzt und den Kinn Gurt trägt. Er verleiht Christian das unverkennbare Flair eines älteren englische Kolonial Obersts (nachdem er sich vermutlich lange gesehnt hat). Es gibt für den Hut eine lebenslange Garantie, er sei vererbbar und eine fünf Seiten lange Gebrauchsanweisung wird mitgeliefert. Darin steht unter anderem. „der Tilly-Hut ist unsinkbar - wie die Titanic". Wir stellen später fest, dass sich Leute mit einem Tilly-Hut sogar grüßen!

    Schließlich verlassen wir London und fahren Themse abwärts. Nach ein paar Stunden Schlaf vor Anker, als die Tide kippt, setzen wir Segel. Ein frischer Wind bläst uns Richtung Eastborne.

    Beim Brötchen Aufbacken explodiert plötzlich das innere Glas unseres Backofens. Wir bestellen Ersatz beim Hersteller ENO in Paris; geliefert werden soll es zu unseren englischen Freunden, die wir noch besuchen wollen, die Rechnung käme per Email.

    Wie über einen Ententeich bei Nebel motoren wir weiter nach Brighton und zum Hamble River. Alte englische Freunde, Margo und Geoff, empfangen uns in Warsash, als wären nicht 10 Jahre seit unserem letzten Treffen vergangen. Wir werden in den örtlichen Segelclub eingeführt und bekommen einen sehr guten Liegeplatz. Hemmungslos werden wir verwöhnt, gefüttert, gebadet, dürfen ihr Dinghy benutzen und die Wäsche wird gewaschen! Margo fährt mit uns nach Southampton zu einer maritime Buchhandlung, die alles vorrätig hat, was uns noch fehlt. Wir schleppen viele wichtige Karten und Handbücher an Bord. Schließlich sind wir um viele Pfunde erleichtert. Überhaupt ist England mit seinem starken Pfund (1999) für uns sehr teuer. Besonders die Hafengebühren lassen unsere Bordkasse schnell dahin schmelzen. Alles ist perfekt, nur das Ofenglas kommt nicht.

    Es geht weiter zum Beaulieu River, der befahren werden darf, obwohl er zum „Privatbesitz" von Lord Montague gehört. Das enge Fahrwasser ist ausgeprickt, aber gespickt mit Bojenfeldern. Wir fischen eine uns zugewiesene Boje und fahren mit dem Dinghy zu Buckler’s Hard, dem Museum der historischen Werft, die unter anderem Nelsons Schiffe gebaut hat.

    Den Solent verlassen wir durch die Needles und stellen gleich den direkten Kurs nach Cherbourg an der Selbststeueranlage ein: Süd, 60 sm; die Tide versetzt uns gleichmäßig einmal nach Westen und wieder zurück nach Osten, dann stehen wir vor den mächtigen Mauern des riesigen Vorhafens. Wir ankern vor der Marina, da spart man das Hafengeld. Wir können auch hier, wie in England, unsere leere 5-Kilo-Propangasflasche weder tauschen noch füllen. Ein richtiges Problem tut sich auf, da weder die englischen noch die französischen 5 kg Behälter passen. Schließlich kaufen wir wieder eine blaue Camping-GAZ Flasche und hoffen, dass es in Spanien wieder Gas für unsere grauen Flaschen gibt.

    Wir kämpfen uns durch eine miese, kurze See nach Alderney. Immer wieder spritzt Gischt übers Deck. In unser Ölzeug vermummt, ducken wir uns hinters schützende Sprayhood. Beide Segel sind gerefft, die Schoten dicht geknallt. Unser Windmesser zeigt ungemütliche 25 Knoten von vorn.

    Es ist schlicht zum Abgewöhnen! Der einzige Lichtblick ist unsere elektrische Selbststeueranlage, die unbeirrt vor sich hin schnurrt und unbeeindruckt Kurs hält.

    Gleich am nächsten Tag geht es weiter nach St. Peter Port auf Guernsey. Wieder ist ein Trocken- und Reparaturtag fällig: Durch einen offenen Lüfter sind die Bücher neben meiner Koje aufgeweicht und trocknen in der Sonne. Die obere Mastplatte mit Windex und Dreifarbenlaterne hat sich gelockert, der Arm der Autohelm Selbststeueranlage wackelt auf dem Ruderquadranten. Außerdem ist wieder Wasser in der Bilge! Wir können uns nicht erklären, woher es kommt. Per Email mahnen wir unser Ofenglas an und geben unsere Handynummer an. Prompt kommt der Rückruf mit vielen Entschuldigungen: Der Paketvertrieb hat das Ding verbaselt und es wird ein neues nach Brest geliefert.

    Windstille! Wir tuckern über blankes Wasser nach Trebeurden in der Bretagne. Nachts ist es dann vorbei mit der Stille, der Wind fegt übers Bojenfeld und die Schiffe zerren an den Leinen. Morgens ergattern wir eine Box im Yachthafen, wo uns ein kräftiger Westwind fünf Tage festhält. Der Ort ist idyllisch gelegen, ein kleiner Strand und malerische Kletterfelsen. Die Solarpaneele werden installiert, der Wassermacher elektrisch angeschlossen, das Fach mit den Gemüsedosen trockengelegt.

    L’Aberwrach, an einem Fluss gelegen, ist sehr hübsch mit vielen Segelaktivitäten. Wir motoren mit dem Schlauchboot zwei bis drei Meilen den Fluss hoch, ein paar Häuser eine Brücke, wir drehen wieder um. Plötzlich röchelt der Außenborder und ist aus. Alles Ziehen und Zureden hilft nichts. Ohne Sprit läuft er nicht und mein Christian muss rudern! Es geht kaum voran. Er lauscht grimmig meinen Berechnungen, wann wir wieder an unserem Liegeplatz ankommen und dass mittlerweile die Tide kentern wird. Schließlich schleppen uns drei nette Franzosen zurück und geben uns bei einem Bedankungsdrink wertvolle Tipps für die Weiterfahrt.

    Mit gutem Wind geht es weiter nach Brest, herrlich! Die Stärke und die Richtung stimmen, die Sonne wärmt und SUBEKI stürmt dahin, dass uns das Herz übergeht. Im Hafen bekommt unser Boot ein Schaumbad, wir und unsere Wäsche auch. Seit ein paar Tagen spinnt das Log und wir finden eine Trennstelle, an der die feinen Drähte einfach mit etwas Isolierband zusammengedreht sind.

    Nach einem Rieseneinkauf mit Fahrservice kommt endlich das Ofenglas und wir segeln nach Camaret. Wunderschön liegt es in einer Bucht mit einem kleinen Fort und einer alten Kirche auf der Landzunge. Wir gehen zum Essen aus, es gibt Fisch und Krustentiere. An Bord werden die ersten Flaschen unseres Großeinkaufs entkorkt. Morgens ist unsere Bojenleine durchgescheuert; wir hängen nur noch an der Sorgleine und das bei kräftigem Wind um 20 bis 25 Knoten im engen Bojenfeld!

    Wunderschönes Segelwetter bringt uns nach Benodet, malerisch gelegen an einem Fluss, überall unzählige Segelboote an Bojen. Am weißen Sandstrand drängeln sich die Sonnenhungrigen und es herrscht Urlaubsstimmung. Der Strom ist hier besonders stark. Wir liegen längsseits am Steg und uns wird klar, dass man hier nur bei Stillwasser unbeschadet ablegen kann. Ein Boot knallt beim Versuch, während der laufenden Tide abzulegen, gegen die Hecks von drei anderen Booten. Schließlich kracht es an die Seite unseres Nachbarn.

    Petrus meint es gut mit uns, das Wetter ist herrlich. Wir setzen den Spi, der Wind bläst uns nach Concarneau und dann weiter zur Ile de Groix. Die Atmosphäre ist überall französisch: das Essen, der Wein, die Märkte und natürlich die Menschen. Die alten Männer den Kaffees haben diesen festgewachsenen Zigarettenstummel im Mundwinkel, spielen Boule oder trinken Espresso. Die Frauen in ihren Kittelschürzen feilschen am Fischstand oder ermahnen lautstark ihre herumtobenden Kinder.

    Wir segeln weiter zur Belle Ile nach Le Palais, dem Haupthafen der Insel. Der Hafenmeister dirigiert uns, das Heck voran, in die zweite Bojenreihe und macht unsere Heckleine an einer Kette an der hohen Kaimauer fest. Im Laufe des Nachmittags füllt sich das Bojenfeld und wir sind regelrecht eingemauert. Die mächtige, stark befestigte Zitadelle beherrscht Le Palais, daneben alte Häuser mit Butiken und Restaurants. Wir besichtigen die Festung samt Museum.

    Traumhaftes Segeln hinüber nach Port Crousty, am Eingang zum Golf de Morbihan, wo wir wegen des überfüllten Gästestegs eine freie Box belegen. In Frankreich kann man nicht so ohne weiteres in eine freie Box gehen, wie bei uns! Das System ist mir unbegreiflich, aber alle vermieteten Plätze werden nicht an Gäste vergeben und so drängelt man sich am Gästesteg in einem völlig leeren Hafen. Diese Marina ist neu, künstlich aus dem Boden gestampft und hat etwas von Damp 2000. Wir machen einen Ausflug ins nahe gelegene St. Gildas mit Kloster und alter Kirche. Vor der Kirche ist ein bretonischer Markt, mit grauslich aussehenden Käse- und Wurstsorten, die man bei uns wegwerfen würde, weil sie so verschimmelt sind, aber das ist es ja gerade! Alles ist hausgemacht und sehr eigenartig. Wir erstehen eine Gedärmewurst, die wir am nächsten Tag nach einer Probe wirklich wegwerfen, was wir mit den hervorragenden Käsesorten in Form von schwarzen Ziegenbrüsten oder weichen, mit Blauschimmel durchzogenen Stinkstücken nicht tun. Zum Abendessen gibt es Seezunge vom Markt mit Pellkartoffeln, Creme fraiche und Salat. Hmmm!

    Wir bunkern noch mal tüchtig und segeln durch den engen Durchlass in den Golf de Morbihan. Hier herrschen Tidenströme bis zu 8 Knoten und man kann den Golf nur mit Spezialkarten befahren, auf denen die Stromverhältnisse genau eingezeichnet sind. Ein großer Teil fällt trocken, es gibt aber unzählige Ankerplätze für jede Windrichtung. Wir werden hinein gesogen und schaffen gerade noch die Kurve, bevor uns der Strom auf die Felsen setzt. Plötzlich ist das Wasser völlig ruhig. In einiger Entfernung schießt eine Jolle mit atemberaubender Geschwindigkeit vorbei. Wir klappern vorsichtig einige empfohlene Ankerplätze ab, überall ist es voll aber es gibt Bojenfelder. Wir entscheiden uns endlich für einen idyllischen Platz hinter einer bewaldeten Insel, mit nur wenigen anderen Ankerliegern. Gegen Abend kentert die Tide und zu unserem Entsetzten entsteht direkt hinter unserem Heck ein regelrechter Wirbel, in dem unser Dinghy Karussell fährt. Es kommt etwas Wind auf und wir hören die ganze Nacht, wie unsere Ankerkette über die Felsen hin und her rutscht. Jetzt wissen wir, warum man hier besser an einer Boje liegt!

    Gegen Mittag ist in Vannes, am nördlichsten Ende des Golfs, Hochwasser und wir entschließen uns, durch die Schleuse in den Hafen zu gehen, da eine ausgedehnte Gewitterfront weiteres Ankern im Morbihan nicht ratsam erscheinen lässt. Wir müssen nicht lange warten, die Brücke öffnet und wir rutschen vorsichtig durch den engen Kanal mit nur 2 Meter Wassertiefe in den lang gestreckten Hafen. Vannes ist eine schöne, alte Stadt mit Stadtmauer und gut erhaltenem historischen Stadtkern. Die dauernden Gewitterschauer lassen Stadtgänge nur mit Regenschirm zu, doch es ist warm und die ein- und auslaufenden Segler tragen meistens nur eine Badehose.

    Christian sitzt täglich in einem der vielen Kaffees, steckt seine Nase in ein spannendes Buch oder eines der Handbücher und wartet auf gutes Biskayawetter, das sich nicht einstellen will. Neben unseren eigenen Wetterdaten greifen wir gerne auf die französischen MACIF Wetterblätter zurück, die bei den meisten Hafenmeistern aushängen und manchmal auch als Kopie mitgenommen werden können. Neben Wetterkarten für 2 Tage gibt es eine recht gute 5-Tage-Vorhersage und Angaben über Schwell, Wellenhöhe und Temperaturen.

    Schließlich nach fünf Tagen Vannes, am 10. August, stabilisiert sich das Wetter; von der Windrichtung nicht ideal, aber ruhig. Durch die Schleuse und den Morbihan motoren wir, doch die Tide schiebt uns teilweise mit 12 Knoten über Grund. Christians Augen leuchten!

    Wir verzurren das Dinghy auf dem Vordeck, verschließen alle Luken und Borddurchlässe. Ich trage ein paar Wegepunkte in die Karte. Zwischen Wegepunkt 3 und 4 liegen 348 sm. Biskaya wir kommen!

    Schon spuckt uns der Golf aus, wir setzen Segel und SUBEKI rauscht mit 6 bis 8 Knoten bis zur Südspitze der Belle Ile. Dann geht es bei Nordwest 5 und mit 228 Grad munter in Richtung Spanien.

    Wir gehen Wachen. Am besten für uns hat sich folgender Wachplan bewährt: zwischen 20 und 11 Uhr, Drei-Stunden-Rhythmus (die letzte Wache, von 5 Uhr bis 8 Uhr, darf vor dem Frühstück noch mal ins Bett). Von 11 bis 12 Uhr gemeinsames „Frühstück" und von 19 bis 20 Uhr warmes Essen. Dazwischen zwei Wachen zu je dreieinhalb Stunden. So wechselt man durch, bekommt aber jede Nacht mindestens 6 Stunden Schlaf. Für die Nachtwachen werden belegte Brote, Kaffee und Tee vorbereitet.

    Der Nordwest steht bis nachts durch. In der Dämmerung werfe ich einen Blick durch mein „Küchenfenster" und traue meinen Augen nicht, direkt davor hüpft ein Delfin! Draußen eine Schule von 10 bis 15 Tieren, die das Boot fast eine halbe Stunde begleiten, man kann sich gar nicht satt sehen! Zum Schlafen haben wir in der steuerbord-Achterkammer ein Leesegel geriggt, das geht sehr gut während gesegelt wird, unter Motor schläft man besser im Vorschiff. Gegen morgen ist es leider mit der flotten Fahrt vorbei, der Wind schläft fast ein und der Motor brummt. Im Cockpit gibt es ein ordentliches Frühstück mit Eiern, Brötchen, Müsli usw.

    Zweiter Tag auf See. Wir kreuzen auf, bei Südwest 2, und das, bei solchen Entfernungen! Zwischendurch, wenn der Schwell zu unangenehm wird, läuft der Motor. Christian, der sonst nicht gerade der begeisterte Angler ist, hat aus Langeweile die Schleppangel ausgerollt, freiwillig!

    Endlich am 3. Tag, nachmittags wieder Nordwest. Das Wasser ist glatt, es ist ein angenehmes Segeln mit etwas Sonne und es ist wunderbar warm, für uns Nordlichter völlig ungewohnt. Um 20 Uhr entdeckt Christian zwei mächtige Buckelwale, die gemächlich am Bug vorbei schwimmen und uns ein Stück begleiten. Sie sind leicht auszumachen, wenn sie zunächst mal blasen, dann kurz den Buckel zeigen, den mächtigen Rücken und schließlich die Schwanzflosse. Sie hinterlassen einen regelrechten Wasserwirbel, wenn sie wieder eintauchen. Ein tolles Erlebnis! Gegen Morgen brummt wieder der Motor.

    Bevor Spaniens bergige Küste in Sicht kommt, kann man die Eukalyptus Bäume schon riechen. Die Wolken fließen von den Hängen, ergießen sich über tiefer liegendes Gelände und erreichen schließlich das Meer, auf dem sie liegen zu bleiben scheinen. Die Sicht ist miserabel aber wir schaffen es, gerade noch, vor einer dichten Nebelwand eine freie Boje in La Coruna zu fischen. Auf dem Log stehen 380 sm und wir waren genau drei Tage unterwegs. Die gefürchtete Biskaya ist geschafft, wir freuen uns.

    Drei Tage La Coruna, wir laufen uns die Füße wund nach Seekarten und Propangas. Jeden, den wir fragen, schickt uns erfolglos in verschiedene Winkel der Stadt. Schließlich kaufen wir eine zweite blaue Camping-GAZ-Flasche. Überhaupt, Schiffszubehör! Meine Lieblingsläden, mit all den schönen Niroschäkeln, Leinen und teuren Dingen, die man irgendwann mal brauchen könnte, gibt es offenbar in ganz Spanien und Portugal nicht, außer vielleicht in Vigo und Lissabon. Was man nicht an Bord hat, kann man auch nirgends kaufen, das schließt sogar Seekarten ein. Es gibt Angel- und Fischereiläden mit ein paar wenigen Schäkeln, wunderschönen Blinkern, Netzen, Garn und grünen Gummistiefeln, in allen anderen Dingen ist man Selbstversorger. Eine andere Schwierigkeit ist die Sprache, kaum jemand spricht Englisch, Französisch oder Deutsch. Nach Camarinas und Finisterre segeln wir Richtung Ria de Muros. Draußen auf See kommen wir eine der gefürchteten Fischerbojen mit Netz in die Schraube. Was wir greifen können, wird abgeschnitten. Der Tauwerkcutter auf der Propellerwelle befreit uns durch vorsichtiges Vor- und Zurückfahren von weiteren Fetzen, sodass wir langsam nach Muros humpeln können. Dort taucht Christian und schneidet den Rest los. Es scheint keine weiteren Schäden gegeben zu haben.

    In Sanxenxo finden wir eine riesige neue, leere Marina vor, 14 Tage alt, die uns 50 DM Hafengeld abknöpft. Für das viele Geld wird SUBEKI ausgiebig mit Süßwasser geschrubbt und der Skipper und sin Fru auch!

    Bisher haben uns die spanischen Häfen nicht sehr überzeugt, deshalb segeln wir zu den Islas de Cies, gegenüber von Vigo. Ein Foto aus dem Handbuch „Atlantik, Spain and Portugal" (braucht man unbedingt!), lockt uns dorthin mit blauem Meer, weißen Sandbuchten und hohen Felsen.

    Bei strahlendem Sonnenschein liegen zwischen den Inseln dichte Nebelfelder, unwirklich! Was für ein Naturschauspiel!

    Wir verbringen drei Tage in einem Paradies! Schon vor dem Frühstück gibt es ein Bad, dann Frühstücken bis 12 Uhr, danach Siesta. Nach dem Kaffeetrinken wird das faule Leben jäh durch Bootsausflüge und Wanderungen bis hoch zum Leuchtturm auf der Nachbarinsel unterbrochen. Wieder zu Hause, noch ein erfrischendes Bad und ein lukullisches Mahl. Faul und satt fallen uns dann bald die Augen zu, noch ein Fläschchen und ab in die Koje. So haben wir uns das immer vorgestellt!

    Eines Tages jedoch, bei einem Blick in die Bilge entdecken wir wieder den vertrauten Eimer Salzwasser. Systematisch gehen wir noch einmal alle Möglichkeiten durch und entdecken schließlich eine lose Niroschelle am neuen Dreiwegehahn für den Wassermacher am Seewasserschlauch zur Toilette! Bei jedem Pumpenhub plätscherte ein kleines Bächlein unbemerkt, weil tief im Schrank unter dem Waschbecken versteckt, in unseren „Keller. Alles wandert zum Trocknen in die Sonne und die Weinflaschen werden wieder mit den Etiketten beklebt. Damit ist das ewige „Wasser-in-der-Bilge-Problem endlich behoben!

    Von den Cies motoren wir hinüber zum hübschen Bayona, gelegen in einer natürlichen weiten Bucht mit feinen Sandstränden, die gegen alle Windrichtungen geschützt ist. Die Festung sieht etwas neu aus, wie aus einer Filmkulisse und beherbergt ein Hotel. Die Stadt ist besonders schön mit schmalen Gassen und vielen Restaurants. Wir essen Pulpas, Tintenfischtentakel in Knoblauchsoße. Am Freitag, dem 27. August fliegen wir von Vigo aus für zehn Tage nach Hause, um den 80. Geburtstag von Christians Mutter zu feiern. SUBEKI bleibt in Bayona an einer Boje, wo wir sie nach unserer Rückkehr aus Deutschland wohlbehalten vorfinden.

    Die Seebeine wachsen

    Von Bayona zu den Kanarischen Inseln

    Wir sind kaum wieder an Bord, als Utz Müller-Treu (vierfacher Weltumsegler) von der FRAUKEN angedinghyt kommt. Er erzählt uns von einem fürchterlichen Gewittersturm mit 10 Windstärken, in dem viele Boote auf Drift gingen und ein 42 Fuß Alu-Boot sogar auf die Molensteine getrieben wurde. Gott sei Dank blieb SUBEKI unversehrt.

    Wir richten uns wieder häuslich ein, arbeiten noch ein bisschen herum, kaufen ein und verlassen das schöne Bayona mit Kurs Süd. Draußen haben wir tüchtig Wind, später Flautenlöcher mit pottendickem Nebel. Wir sortieren die Gefahren nach der Frequenz der Nebelhörner um uns herum. Da müssen ein paar größere Pötte unterwegs sein.

    Von der Hafeneinfahrt von Leixoes, dem Hafen von Porto, ist nichts zu sehen, nur zu hören. Wir unterscheiden zwei Nebelsignale, die auf den äußeren Molen - tief - und dazwischen piept - hoch - auch der kleine Leuchtturm auf der inneren Hafenmole eifrig mit. Plötzlich reißt der Nebel für Sekunden auf, wir sehen eine hohe, schwarze Steinmole, an der sich der Schwell bricht, circa 50 Meter voraus, dann ist alles wieder weg; die Sicht wieder absolut null. So etwas haben wir noch nicht erlebt! Wo geht es rein? Christian taucht wieder nach unten ans Radar. Im fast totalen Blindflug, mit Radar und GPS, und wackeligen Knien tasten wir uns durch die zwei Einfahrten in den riesigen Hafen. Schließlich ankern wir in der dicken weißen Suppe, hoffentlich außerhalb des Fahrwassers und nicht vor der Ölpier.

    Der nächste Morgen offenbart unseren perfekten Platz, neben einigen anderen Ankerliegern, ganz in der Nähe der Yachthafeneinfahrt. Wir besteigen unser Beiboot und begeben uns an Land. Ein freundlicher Portugiese setzt uns, mit vielen guten Tipps versehen, in den richtigen Bus. Porto ist eine Stadt auf Hügeln, mit breit angelegten Prachtstraßen und einer steilen, engen, verwinkelten Altstadt. Über den Duro führt die berühmte Brücke mit zwei Etagen (erbaut von Herrn Eiffel), zu den Portweinkellern. Wir besichtigen das Haus Sandeman, dürfen kosten und fahren, wie alle anderen, mit ein paar Flaschen wieder nach Hause.

    Die 100 sm nach Peniche fegt uns ein kräftiger Nordwind von 6-7 Beaufort. Es ist stockdunkel, als wir vergeblich im vollen Hafen einen Platz am Steg suchen und schließlich draußen vor der Einfahrt, noch halbwegs im Schutz der Mole, auf 12 Meter ankern. Der Wind heult mächtig und der Schwell wiegt uns in einen tiefen, festen Schlaf.

    Unser Dinghy Ausflug zur Marina gegen den kräftigen Wind endet damit, dass ich, nass wie ein Pudel, auf dem Steg kurzerhand mein T-Shirt ausziehen und auswringen muss. Der Ort ist nicht umwerfend und wir legen einen Lesetag ein, bis Rasmus sich ausgetobt hat.

    Es ist Mitte September, als wir den Tejo hinauf segeln nach Lissabon. Es geht vorbei am Torre de Belem, dem Monument von Heinrich dem Seefahrer und unter der großen Brücke hindurch in den Porte de Alcantara, wo wir uns einen Stegplatz gönnen. Hier fährt die Straßenbahn Richtung Innenstadt vorbei und ein großer Supermarkt ist auch in der Nähe. Wir steigen in die berühmte Linie 28, die an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten vorbeifährt. Besonders eindrucksvoll ist die Fahrt durch die Gassen der Altstadt, wo immer wieder angehalten wird, um mit lautem Gebimmel den Fahrer eines auf den Gleisen parkenden Wagens herbeizuholen. Wir gehen Essen, es gibt Straußensteak, sehr lecker!

    Neben uns liegt Charterskipper Wolfgang mit seiner GALATEA. Wir betrachten voller Bewunderung, wie die alte Crew fröhlich und mit guter Laune das ganze Schiff ausräumt und gründlich schrubbt. „Alle 14 Tage werden bei mir die Bodenbretter von unten abgeseift!" vermeldet Wolfgang. Toll!

    Eine Front nach der anderen geht über uns hinweg mit Gewittern und Regenschauern, es dauert 9 Tage, bis der Wettergott uns Richtung Porto Santo und Madeira grünes Licht gibt.

    Inzwischen machen wir SUBEKI seefest: Unsere „Garage", die Backbord Achterkabine, wird aufgeräumt, Netze werden vorbereitet für Obst und Gemüse, Seenotpack, Mastcheck, die Segel werden durchgesehen und repariert. - Platsch! Das war die Niroschelle zur Befestigung unseres Radarspargels! Christian steigt in seine Tauchsachen und wühlt vergeblich in 10 Meter Tiefe im Hafenschlamm. Das dumme Ding können wir in Lissabon nicht auftreiben. Dafür finden wir Zubehörteile fürs Schlauchboot. Nach einem letzten Großeinkauf legen wir ab.

    Draußen können wir Porto Santo, die Nachbarinsel Madeiras, beinahe anliegen, doch es flaut immer mehr ab. Der Wind bleibt wechselhaft und pendelt zwischen Süd- und Nordwest, der Strom versetzt uns nach Süden. Immer hoch am Wind, heftige Schiffsbewegungen, reffen, ausreffen. Wir sind recht erschöpft. Ich bin voller blauer Flecke, als wir nach 480 Meilen und gut dreieinhalb Tagen in Porto Santo einlaufen. Wir machen an einer Mooringtonne fest. Hafenmeister Miguel, mit mächtigem gezwirbeltem Schnauzer, begrüßt uns in vorzüglichem Englisch. Wir müssen zum Zoll, zur Einwanderung, zur Polizei und zum Hafenbüro und wir dachten wir wären noch in der EU! Sind wir auch, aber die Seegrenzen sind Außengrenzen. Doch es geht alles reibungslos und wir erholen uns langsam. Die kahlen, durch Erosion stark zerklüfteten Berge dieser fast regenlosen Insel schimmern in allen Rot-, Braun- und Gelbtönen.

    Nach fest kommt ab! Beim Überprüfen des Thermostaten zerbricht der Deckel aus Aluspritzguss in zwei Teile. Wir haben ja alle möglichen Ersatzteile mit, aber natürlich keinen Thermostatdeckel! Ohne den läuft die Maschine nicht. Es gibt eine YANMAR Vertretung, 30 Meilen weiter, auf Madeira. Die verspricht uns, der Deckel kommt in vier Tagen, also Samstag, mit der Fähre.

    Wir genießen das schöne Wetter, packen unsere Fahrräder aus, gehen Baden und besuchen den kleinen Ort mit Palmen bestandenem Rathausmarkt. Das Columbus Museum wird besichtigt und wir machen eine Inselrundfahrt mit dem Taxi durchs Gebirge. Immer wieder bieten sich wunderschöne Ausblicke auf Gischt umtoste Felsen und Inselchen. Wind zerzauste niedrige Bäumchen gibt es hier, mühsam angepflanzt und bewässert, etwas Wein und Gemüse, sonst nur Sand und Felsen, Ziegen und Schafe und ein wunderschöner feiner Sandstrand.

    Am Sonntag ruft ein Schiff, ANITA II, in vorzüglichem Kapitänsenglisch die „Harbour Control und bittet um Erlaubnis, einzulaufen. Da das Büro am Wochenende geschlossen und im Hafen noch genug Platz ist, will Christian dem Skipper grünes Licht geben. „Und wenn das nun ein großer Schoner ist, wo soll der denn hin, das kannst Du doch nicht machen sage ich. Der Rückruf unterbleibt und wir sehen nichts von dem großen Schiff. Am nächsten Tag läuft ANITA II ein: Es ist ein 32 Fuß Stahlboot aus Australien mit zwei rüstigen Siebzigern in weißer Segelkleidung an Bord, die uns sehr an die Hiscocks erinnern.

    An der hohen Wand des Wellenbrechers hinterlassen wir unser „Wallpainting", SUBEKI im Passat rollend, mit Klub, unseren Namen und ARC 99, so wie all die anderen Langfahrtsegler aus aller Welt. Es ist schon toll, SUBEKI neben den vielen, z. T. sehr kunstvollen Logos von bekannten Seglern zu sehen. Nun gehören wir auch schon ein bisschen dazu, obwohl wir kaum etwas vollbracht haben, aber immerhin Mainland Europa liegt schon achteraus im Kielwasser.

    Samstag kommt unser Deckel natürlich nicht! Viele fahren mit der Fähre nach Madeira, leider muss man, wegen des Fahrplans der Fähre, drei Tage bleiben, deshalb warten wir lieber erst mal auf unser Ersatzteil. Sicher kommt es Montag oder spätestens Dienstag! Beide sind wir ganz locker und ärgern uns fast gar nicht! Der Wassermacher wird nach Gebrauchsanweisung in Gang gesetzt und – er macht kein Wasser! Alle Schlauchschellen werden nachgezogen, vorsichtig, wir geben uns die größte Mühe, und wirklich, es kommt ein dünner Strahl. Es sind zwar nur 4,5 l/h aber wir sind glücklich. Das Wasser schmeckt köstlich und erspart uns die Schlepperei von Wasser in Flaschen. Dienstag: Heute kommt der Deckel, hat man uns versprochen. Natürlich kommt er nicht! Christian fragt am Mittwoch energisch bei YANMAR Lissabon nach, nun soll er hundertprozentig am Donnerstag mit dem Flugzeug kommen. Inzwischen sind wir sauer! Wehe, er kommt nicht! Da wir keinen Strom und sonst nichts zu tun haben, nehmen wir unseren BOSCH 2-Takt (Not) Generator in Betrieb. Er funktioniert und so laden wir die Batterien mit 25 Ampere über unseren 230 V Landanschluss.

    Es stellt sich heraus, dass bereits neun Boote der ATLANTIC RALLYE FOR CRUISERS (ARC), an der wir auch teilnehmen wollen, in Porto Santo sind. Die Engländer organisieren spontan einen netten Kennenlernabend im Ort. Es wird gesungen und erzählt, wir lernen viele Teilnehmer kennen und freunden uns mit einigen gleich an. Da sind der Ire Pat, von ALDEBARAN, der das Kurzwellennetz für die ARC aufbaut und betreibt, sowie MALO aus Holland, mit einer sehr netten, jungen Familie, die eventuell nach Australien auswandern will, mit ihren reizenden, siebenjährigen strohblonden Zwillingsmädchen.

    Die Einhandsegler ankern mit ihren kleinen Booten draußen vor dem Strand, das kostet nichts! Es hat sich herumgesprochen, dass es bei uns den Schlüssel für die Duschen gibt. So lernen wir Kay Hauske mit seiner TREANNA kennen: Bootsbauer, 26 Jahre und bereits sechsmal über den Atlantik gesegelt, das erste Mal davon allein, als er 16 war! Oder Dick, aus Holland, Lungenfacharzt auf Weltumsegelung auf GLADYS, oder den Baggerfahrer Heinz mit seiner MEKONG, einem 8-m-Stahlschlachtschiff, der schon viel in der Welt herumgekommen ist und interessant erzählen kann. Auch die Selbstbauer sind häufig Gast auf SUBEKI, wie Physiker Gerd und Journalistin Bettina mit ihrem Kat MANUA SIAI.

    Donnerstag, wir sehen das Flugzeug landen und sind in zweifelnder Erwartung, na? Wieder nichts! Christians Anruf gestaltet sich diesmal weniger freundlich. Man teilt ihm schließlich mit, dass der Deckel noch gar nicht aus Lissabon abgeschickt wurde! Christian tobt! Er ruft bei seiner alten Firma in Norderstedt an, die organisiert das Ersatzteil sofort und liefert es innerhalb von drei Stunden nach Anruf zum Flughafen, Eintreffen in drei Werktagen. Es ist Freitag, Dienstag ist hier ein Feiertag, also Donnerstag! Jetzt streikt plötzlich auch noch unser Außenborder! Er lässt sich nicht mehr zum Starten anreißen und ein Zerlegen bringt auch keine Besserung. Es scheint was Ernstes zu sein, na toll!

    Inzwischen hat uns Baggerfahrer Heinz eine Packung Flüssigmetall gegeben, das unsere zwei Thermostatdeckelteile wunderbar zusammen klebt. Wir verholen uns an den Steg der Marina mit Elektrizität und Wasser. Unsere amerikanischen Stegnachbarn (drei Weltumsegelungen) auf SUNDOWNER betreiben mit ohrenbetäubendem Lärm einen Generator zum Laden ihrer Batterien. Sie haben ein 230-V-Ladegerät, wie sie stolz berichten, aber ihr Stecker passt hier nicht! Christian montiert ihnen aus unseren Beständen einen passenden und wir haben Ruhe.

    Donnerstag kommt der Deckel nicht, aber Freitag ist er da, na endlich! Wir kaufen ein, verzichten auf Madeira, das mit seiner völlig überfüllter Marina (1999) und dem unsicheren Warte-Ankerplatz bei der Windrichtung, sowieso besser mit der Fähre zu besichtigen wäre, und segeln gleich Richtung Lanzarote. Fast drei Wochen waren wir im kargen Porto Santo festgenagelt und gehörten schon fast zu den Einheimischen.

    Ein leichter Wind schiebt uns nach Südosten und am nächsten Nachmittag sind wir auf unserem Ankerplatz auf Graciosa, einer kleinen Insel im Norden von Lanzarote. Hier treffen wir den halben Hafeninhalt aus Porto Santo wieder. Abends feiern wir, etwa zehn Ankerlieger (35 Personen), Geburtstag auf der englischen TROUBADUR. Es ist voll und gemütlich. Wir merken an den Gesprächen, dass unsere Erfahrungen in Sachen Langfahrtsegeln winzig sind, verglichen mit manchen anderen, die, deutlich älter als wir und mit viel kleineren Booten, schon an allen Ecken der Welt waren.

    Nach den morgendlichen Schwimmrunden ums Schiff gehen wir Anker auf und segeln nach Arrecife, Lanzarote. Der Hafen ist sehr voll, schmutzig und hat einen besonders schlechten Ankergrund. Nach dem dritten Versuch streikt unsere Ankerwinsch. Das Baro fällt und Christian hievt nach der ersten unruhigen Nacht das schwere Ankergeschirr mit der Hand hoch und wir verlegen an den Steg.

    Die Ankerwinsch nehmen wir kaltblütig selber auseinander und siehe da, ein simples Innenleben hat das teure Ding, nur der Bolzen der Antriebswelle ist herausgefallen: Wieder Einsetzen, Öl auffüllen, eine Flüssigdichtung und alles ist wie neu! Den Rest des Tages erkunden wir die vielen Werkstätten hinter der Seefahrtsschule. Hier gibt es wirklich alles! Unser Außenborder wird preiswert repariert (Lagerschäden trotz korrekter Ölbeimischung). Wir erstehen eine sehr teure Angel mit allem Zubehör bester Qualität; hier gibt es auch die in Lissabon versenkte Niroschelle und viele wichtige Kleinteile.

    Mit dem Mietauto erkunden wir Lanzarote, das sehr durch den einheimischen Künstler Manrike geprägt ist. Sein ehemaliges Wohnhaus, erbaut in vier großen Vulkanblasen und der Feuerberg Timanfaya sind besonders beeindruckend. Am letzten Abend kommt Weltumsegler Utz Müller-Treu direkt aus Bayona angesegelt. Er beschwert sich noch beim Einlaufen lauthals über den neumodischen Kram, wie sein GPS-Gerät, das nicht einmal die Zeit richtig wisse, und will es gleich über Bord werfen. Wir können ihn gerade noch bremsen und erklären ihm bei uns im Cockpit, wie das Menü funktioniert, über das er nicht herausgekommen war. Er bekommt etwas zu essen und zieht zufrieden mit unserem Brot ab, weil ihm das Mehl ausgegangen ist, nachdem er mit unserem Handy nach Hause telefoniert hat.

    In den nächsten Tagen haben wir die Ankerbuchten in Fuerteventura für uns. Es steht etwas Schwell hinein, der das Boot ganz übel rollen lässt. Aber mithilfe eines Hahnepots auf der Ankerkette drehen wir das Boot so, dass der Schwell schräg von vorn kommt und damit erträglich wird. Hornblower lässt grüßen.

    Ende Oktober machen wir SUBEKI an der Mauer mit den vielen Wallpaintings in Las Palmas fest. Neben uns liegt Wolfgang mit seiner GALATEA. Gerade wird wieder geputzt, es ist Crew Wechsel. Wir teilen uns mit Wolfgang für eine Woche ein Auto. Er kennt sich vorzüglich hier aus und so finden wir alle Ersatzteile, machen Einkäufe und Ausflüge.

    Wolfgangs Vater kommt mit etwa 20 Gepäckstücken per Flugzeug und wir staunen nicht schlecht, was man so alles als „Sportgepäck" mitnehmen kann: Außenborder, Auspuff, Lichtmaschine etc. Gleich macht sich Vater Dieter daran die GALATEA auseinander zunehmen und der sonst so souveräne Wolfgang wird zum Handlanger. Dieter, ursprünglich gelernter Bauschlosser und daher nie um eine Problemlösung verlegen, arbeitete zuletzt in der Kunststofffertigung bei DEHLER. Dieter ist wahnsinnig hilfsbereit, liebt Technik und traut sich an alles sogleich lustvoll heran. Man muss ihm nur erzählen, dass ein Seeventil rettungslos klemmt und auf die Frage: Darf ich mal? „Ja" sagen und schon ist das Problem behoben. So werden wir eine Menge kleiner Sorgen los!

    Am 5. November steigen wir ins Flugzeug nach Hause, um den 90. Geburtstag meines Vaters zu feiern.

    Nach einer Woche kehren wir mit 100 kg „Tauchgepäck" zurück, in Form von Gulaschdosen, Pinne für ein noch zu bauendes Notruder, entsprechendem Holz dafür und einer neuen elektrischen Nähmaschine. Wir bringen auch ein SCS Pactor II Modem mit, ein kleines teures Kästchen, das, verbunden mit unserem Computer und Kurzwellengerät, (kostenlos für Amateurfunker) Emails in die ganze Welt verschicken soll, auch auf See!

    Unsere Rieseneinkäufe werden ans Boot geliefert, sortiert und mit Proviantliste verstaut. Unmengen von Obst werden gewaschen, an Deck getrocknet und später in sechs Netzen unter der Salondecke gestaut.

    Astrid und Wilhelm Greiff vom deutschen ARC-Stab, die wir schon von einem Blauwasserseminar in Hamburg kennen, besuchen uns an Bord.

    Es erscheint Kay Hauske, der junge Bootsbauer aus Porto Santo. Gleich wird er angestellt, ein Notruder für uns zu bauen, damit wir nicht bei einem eventuellen Ruderschaden auf dem Atlantik (Christians Albtraum) unsere Bodenbretter zersägen müssen.

    Es entsteht eine ambulante Werkstatt auf der Pier vor unserem Schiff und viele Neugierige rätseln, was dort wohl entsteht. Kay kennt Gott und die Welt und gibt bereitwillig Auskunft in fünf Sprachen, sodass sich die Bauarbeiten bis zum letzten Augenblick verlängern.

    Peter Förthmann von WINDPILOT schlägt sein Hauptquartier auf SUBEKI auf. Er gibt gute Tipps und Zubehörteile für unser Notruder, das an dem Windpilotbock befestigt werden soll.

    Wir werden mehrfach interviewt, gefilmt und fotografiert und haben ständig eine Menge Zuschauer, die von der Promenade direkt ins Boot gucken. Zwischendurch schaffen wir es noch unser SUBEKI-Logo, wie es Brauch ist, auf die Hafenmauer zu pinseln.

    Bei der ARC hören wir Vorträge über Wetter im Atlantik, Verproviantieren, Navigation und die Abwicklung der täglichen Positionsmeldung über Funk, den Roll-call. Der Gruppeneinteilungsliste, die nach Yardstick ähnlichen Kriterien aufgestellt ist, entnehmen wir, dass unser Schwesterschiff, die norwegische HILDRINGE, 50 Zentimeter kürzer ist als wir!?

    Auch das „social life" kommt mit vielen Veranstaltungen nicht zu kurz und dient neben dem Spaß auch dem gegenseitigen Kennenlernen. Schließlich gibt es eine große Parade aller 1000 Teilnehmer, mit Musik und Fahnen vorweg, um den Hafen herum zu den Flaggenmasten auf der Mole, an denen die Flaggen der 22 teilnehmenden Nationen gesetzt werden. Nach den Engländern bilden die Deutschen die zweitstärkste Gruppe bei der ARC 1999.

    Zwei Mechaniker von YANMAR machen eine große Motorinspektion und bauen noch zwei Instrumente ein, Öldruck und Kühlwasser Temperatur. Der eine der beiden wiegt fast drei Zentner, wie er uns stolz erklärt, und wir fürchten um unsere selbst konstruierte „Mittelmeer" Gangway, die hier zum ersten Mal zum Einsatz kommt.

    Der Skipper von SECOND LIFE aus Kiel, einer nagelneuen Swan 56, sitzt geschlagene zwei Stunden vor uns auf der Pier, um die beiden sofort auf sein Schiff abzuschleppen - sie sind die gefragtesten Leute, denn Probleme gibt es überall.

    Als Schamfielschutz umwickeln wir die Salinge mit Schaumstoff zum Isolieren von Heizungsrohren, das hat sich bestens bewährt. Der örtliche Segelmacher macht uns ein preiswertes Bimini, das SUBEKIs Aussehen völlig verändert und dem Boot sofort, ohne die Zahl der gesegelten Meilen zu vergrößern, das nötige „Blauwasser-Tropenflair" gibt.

    Inzwischen sind alle da. Unsere Spaziergänge rund um den Hafen zeigen, dass SUBEKI eher zu den kleineren Booten gehört. Da kommen Riesen bis zu 30 Metern, deren Crews als Erstes die Satellitenschüsseln auf der Pier ausrichten! Die Glücksschule hat

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