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UGANDA: Notizen zu einer Reise im Winter 2018
UGANDA: Notizen zu einer Reise im Winter 2018
UGANDA: Notizen zu einer Reise im Winter 2018
eBook173 Seiten1 Stunde

UGANDA: Notizen zu einer Reise im Winter 2018

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Über dieses E-Book

Vor mehr als hundert Jahren bezeichnete Winston Churchill Uganda in seinem 1908 veröffentlichten Reisebericht als die Perle Afrikas. Seitdem ist viel Wasser den Nil hinunter geflossen und das Land hat nach seiner Unabhängigkeitserklärung 1962 eine wechselvolle und häufig genug weniger erfreuliche Geschichte erlebt. Erst seit einigen Jahren ist der Bürgerkrieg im Norden Ugandas weitgehend beendet und das Land rückt seitdem bei westlichen Reisenden wieder mehr ins Blickfeld des Interesses. Zahlreiche Nationalparks und die Möglichkeit des Gorillatrackings machen es zudem zu einem attraktiven Reiseziel nicht nur für ausgewiesene Liebhaber afrikanischer Sehnsuchtslandschaften.

Die Autorin Katharina Füllenbach legte im Gegensatz dazu den Schwerpunkt ihrer Reise im Januar und Februar 2018 auf die Lebensumstände der Bevölkerung. Es war daher naheliegend, dass sie bei ihrer Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln in erster Linie Städte und Dörfer besuchte und sich mit den Lebensgewohnheiten der unterschiedlichen Ethnien und Volksstämme beschäftigte, die dem heutigen Nationalstaat Uganda seine große ethnische Vielfalt bescheren. Die Geschichten und Erlebnisse dieser rund sechswöchigen Reise durch das Land beschreibt sie mit Humor und scharfer Beobachtungsgabe, ebenso wie die Erfahrungen wenn man unverschuldet Opfer einer Straftat wird und bei den örtlichen Sicherheitsbehörden darauf besteht, dass das Verbrechen nicht nur in einem pro forma Protokoll erfasst wird, sondern tatsächlich auch Ermittlungen aufgenommen werden. Aus all diesen Episoden und Begebenheiten hat sie ein faszinierendes und lesenswertes Reisetagebuch gemacht, das nicht nur Afrikareisende interessieren wird.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum19. März 2018
ISBN9783746907536
UGANDA: Notizen zu einer Reise im Winter 2018
Autor

Katharina Füllenbach

Geboren 1959 in Bonn. Nach dem Abitur endete ein Studium der Politikwissenschaften, Philosophie und osteuropäischen Geschichte in Bonn und Genf mit einem MA-Abschluß und es begann ein bunter beruflicher Lebenslauf zwischen Politik und Kultur. Nach erfolgreichen Jahren als Unternehmerin ist Katharina Füllenbach mittlerweile im Ruhestand und mehrere Monate im Jahr als alleinreisende Frau in der Welt unterwegs. Die von Katharina Füllenbach herausgegebene Buchreihe REISEPOSTILLEN umfasst inzwischen zwölf Bände. Bisher erschienen sind Reiseberichte zu: OSTTÜRKEI - Frühjahr 2016, IRAN - Herbst 2016, TOGO - Winter 2016, KIRGISTAN - Frühjahr 2017, die KRIM - Herbst 2017. RUSSLAND - Herbst 2018, UGANDA - Winter 2018, USBEKISTAN - Herbst 2019, KATAR - Winter 2019, ERITREA - Winter 2020, Finnland - Herbst 2020 und Dubai - Frühjahr 2022. Für die zweite Jahreshälfte 2022 ist neuerlich eine Reise in ein afrikanisches Land geplant.

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    Buchvorschau

    UGANDA - Katharina Füllenbach

    VORBEMERKUNG

    The Kingdom of Uganda is a fairy tale. The scenery is different, the climate is different and most of all, the people are different from anything elsewhere to be seen in the whole range of Africa… what message I bring back… concentrate on Uganda.

    Uganda is from end to end a ‘beautiful garden’ where ‘staple food’ of the people grows almost without labour. Does it not sound like a paradise on earth? It is the Pearl of Africa." W.S. Churchill in „My African Journey" 1908.

    Vieles hat sich seit der Reise Churchills vor mehr als hundert Jahren verändert und ob man nach einem Besuch Ugandas zu dem gleichen schwärmerischen Ergebnis kommt wie der spätere britische Premierminister liegt natürlich im Auge des Betrachters. Ganz sicher aber muss man feststellen, dass die heutigen Lebensumstände der Bevölkerungsmehrheit ausgesprochen schwierig und weit entfernt sind von einem „fairy tale" oder „paradise on earth".

    Die Voraussetzungen für eine Perle Afrikas sind durch eine atemberaubende Natur und die Freundlichkeit der Menschen im Überfluss vorhanden. Die Lebensbedingungen der Bevölkerung nachhaltig zu verbessern und damit der Perle ihren Schimmer zu verleihen muss jedoch und wird hoffentlich die vornehmste Aufgabe zukünftiger politischer Eliten sein.

    Katharina Füllenbach im März 2018

    UGANDA 15. Januar 2018

    Der Vorteil eines zeitig gekauften Flugtickets ist sein meistens sehr günstiger Preis. Der Nachteil einer solchen Frühbuchung ist die carte blanche für die Fluggesellschaft, die Abflugzeiten aus der ursprünglich avisierten Komfortzone von sagen wir mal 9.ooh früh, auf Biorhythmus zerstörende 6.ooh morgens zu verschieben, ohne dass beim bereits gebuchten Passagier die geringste Chance auf Gegenwehr besteht.

    Abflugzeiten um 6.ooh morgens wiederum bedeuten einen Weckruf zwischen 3 und 4 Uhr. Diese Zeiten verstoßen in meinem Alter gegen elementares Menschenrecht und greifen außerdem tief in die Gestaltung des Vorabends ein, denn natürlich geht man früh zu Bett und hofft, Körper und Geist zu ausnahmsweise ungewohnt früher Nachtruhe zu bringen.

    Bei mir funktioniert das nie. In der Nacht vor Beginn einer Reise schlafe ich immer schlecht bis gar nicht und spiele, von Yogaatmung oder autogenem Training gänzlich unbeeindruckt, in stundenlanger Endlosschleife das Pflichtenheft der Abreise durch. Und eine Nachtruhe, die vom gedanklichen Durchdeklinieren letzter Haushaltshandgriffe durchdrungen ist, führt diese Bezeichnung zu Unrecht und findet in der Realität eigentlich gar nicht statt.

    So auch diesmal. Beim Tatort noch zweimal eingenickt (ok, das lag vielleicht auch an der Folge) ist nach dem Löschen der Nachttischlampe an Schlaf nicht mehr zu denken. Stattdessen wird im Kopf mindestens fünf Mal der Restmüll heruntergetragen, Dutzende Male Heizung und Elektrizität kontrolliert und ebenso oft ein Knoten ins Kopfkissen gemacht, die Wohnungsschlüssel bei den Nachbarn in den Briefkasten zu werfen.

    Der so angesammelte fehlende Schlaf führt bei Reisebeginn zu einer massiven Unterversorgung an geistiger Klarheit. Sie entlädt sich um 4.ooh unter anderem in einem nicht aufzuhaltenden Redefluß auf den Erstkontakt des anbrechenden Tages: Einen Taxifahrer (Ein weiterer unangenehmer Nebeneffekt der nächtlichen Abflugzeit sind die quasi nicht verfügbaren öffentlichen Verkehrsmittel). Seine Schicht hat gerade begonnen und als erstes bekommt er eine verbal inkontinente Tante auf den Beifahrersitz. Der arme Mann.

    Ich schlafe auf dem Gate in Hamburg und auf dem Flug nach Brüssel. Am Flughafen Brüssel gibt es nur einen Kaffeeautomaten, der für zwei Euro vier cl Milchschaum mit Kaffeeflecken ausspuckt. Wenn man den Preis bei dieser Abgabemenge hochrechnet kommt man auf ca. 50 Euro den Liter; d.h. am Brüsseler Flughafen kann man schwarzes Gold am Kaffeeautomaten kaufen.

    Das Flugzeug Richtung Afrika ist mit ein paar Hundert Menschen komplett ausgebucht und fliegt über Kigali nach Entebbe. In Kigali lädt man die Menschen mit Reiseziel Ruanda aus, reinigt die Kabine - zwischen den verbliebenen Passagieren für Entebbe herumwuselnd - tankt das Flugzeug komplett auf (Dafür dürfen anwesende Passagiere -ACH-TUNG- nicht! angeschnallt sein) und boarded anschließend weitere Fluggäste nach Entebbe und -nochmal ACH-TUNG- zurück nach Brüssel. In Entebbe steigen dann alle aus, die dorthin wollten und eine gute Stunde später fliegt die Maschine mit einer neuen Besatzung zurück nach Europa. Ohne in Ruanda nochmal zu halten, denn da hat man ja schon alle Gäste eingesammelt. Marx würde das System Profitmaximierung nennen, in der Sprache der heutigen Betriebswirte und Logistiker heißt diese nahezu hundertprozentige Maschinenausnutzung Prozessoptimierung. ■

    KAMPALA 16. Januar 2018

    Die Taxifahrt vom Flughafen zum Hotel in der vergangenen Nacht ließ die Vermutung aufkommen, dass die bei booking.com angegebene Entfernung des Hotels zum Stadtzentrum die längsten drei Kilometer sein könnten, die ich je erlebt habe.

    Dieser Verdacht bestätigt sich heute Vormittag. Meine Unterkunft steht inmitten eines ärmeren Wohnviertels, in welchem ganze Familien in Wellblechhütten oder Miniatursteinhäusern mit jeweils einem Zimmer leben, deren Kleinkinder und Hühner sich auf den staubigen, unbefestigten Trampelpfaden zwischen den Behausungen unter den Wäscheleinen tummeln. Aus diesem Umstand ergibt sich zumindest für heute, dass ich mich Luftlinie keine 200 Meter vom Hotel entferne, weil es in einer solchen Umgebung viel zu viel zu sehen gibt, was nicht im Reiseführer steht.

    Lunch Pray Zelte Kampala

    Lunch Pray Detail, Kampala

    In dieser Nachbarschaft findet auf einer Fußballplatz-großen Fläche gerade eine religiöse Massenveranstaltung statt, deren Sicherheitskontrollen am Eingang extrem penibel sind: Taschen werden genau kontrolliert und Laptop und Kamera müssen eingeschaltet werden, um ihre reguläre Funktion nachzuweisen.

    Das Areal ist für ca. 2000 Menschen mit Hockern unter Schatten spendenden Zelten bestuhlt. Heute Mittag sind vielleicht fünfhundert Besucher anwesend, die den Moment voller Inbrunst leben. Auf der Bühne wechseln Predigten zu Gesängen und Gesänge zu Predigten, während die Zuschauer sämtliche spirituellen Botschaften mit immer wieder aufbrandendem Jubel begrüßen und rhythmisch beklatschen. Manch einer scheint, laut betend auf und ab laufend und von seiner Umgebung nichts mehr wahrnehmend, in einer Art Trance. Zwischendurch schütteln alle ihrem jeweiligen Nachbarn die Hand und wünschen sich gegenseitig ein gutes Leben; davon bekomme ich freundlicherweise auch jedes Mal etwas ab.

    Die Besucher sind überwiegend jung, vielleicht zwischen zwanzig und dreißig. Vorstellbar, dass es sich um Studenten der nahegelegenen Makerere Universität handelt, jedenfalls deuten die Collegetaschen und das ein oder andere elektronische Lesegerät darauf hin. Die Bühne ist überdacht, hinter den Rednern hängen die Transparente der Glaubensgemeinschaft House of Prayers Ministeries International und des Senders Saltmedia, der die Veranstaltung für Radio und Fernsehen mitschneidet.

    Der gesamte Platz ist an drei Seiten von einer Mauer umgeben, in deren Schatten nebeneinander aufgereiht fliegende Händler stehen und kleine Flaschen mit Olivenöl verkaufen. Meine Sitznachbarin klärt mich auf, dass dieses Öl während der Feierlichkeiten gesegnet und anschließend für besondere Momente im täglichen Leben, einschließlich des Essens, benutzt wird.

    Später höre ich außerdem, dass diese Veranstaltung fünf Mal in der Woche als lunch pray von 10.oo- 14.30h stattfindet, von den bereits erwähnten House of Prayer Ministeries organisiert wird und sich vor allem an Berufstätige richtet, die hier ihre Mittagspause verbringen. Die Predigten werden zu fünfzig Prozent auf Luganda gehalten, sind also für mich unverständlich, aber eine Botschaft des heutigen Hauptpredigers hallt mir lange im Kopf nach „I am here to remind you that there is hope". Vielleicht fasst dieser Satz den Sinn und die Notwendigkeit einer solchen täglichen Zusammenkunft besser zusammen als die meisten soziologischen Untersuchungen zum Phänomen und Erfolg afrikanischer Prediger.

    Nur eine Ecke von dieser Veranstaltung entfernt befindet sich der Gebetsraum einer kleinen christlichen Gemeinde. Die drei anwesenden Kirchenmitglieder sind gerade mit der Umsetzung eines neuen Regierungsprogramms beschäftigt, jeden Bürger Ugandas mit einem Moskitonetz auszustatten, um so der dramatischen Ausbreitung der Malaria entgegenzutreten. Hierfür wird zurzeit eine Erhebung durchgeführt und in jedem Haushalt die Anzahl der Personen abgefragt, die später ein Netz erhalten sollen. In dem hiesigen Viertel werden diese Daten von Mitgliedern der Kirchengemeinde zusammengetragen, die von Hütte zu Hütte und Tür zu Tür gehen, um den konkreten Bedarf zu ermitteln. Von der Kirchenleitung werden die Daten an die zuständige Behörde weitergeleitet und später dazu verwendet, gemäß der gleichzeitig erstellten Namenslisten für eine korrekte Verteilung der Netze zu sorgen.

    In einem dritten, heute besuchten Kirchenraum, einer mit Wellblech auf Kopfsteinpflaster errichteten größeren Hütte, sitzt ein älterer Priester und erteilt Jungen zwischen acht und dreizehn Jahren Bibelunterricht. Eigentlich

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