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USBEKISTAN: Notizen zu einer Reise im Herbst 2019
USBEKISTAN: Notizen zu einer Reise im Herbst 2019
USBEKISTAN: Notizen zu einer Reise im Herbst 2019
eBook163 Seiten1 Stunde

USBEKISTAN: Notizen zu einer Reise im Herbst 2019

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Über dieses E-Book

Im November 2019 brach Katharina Füllenbach für einen Monat nach Usbekistan auf. Exakt einen Monat, weil die Reiseliberalisierungen des aktuellen Präsidenten dreißig Tage als Limit für einen visafreien Grenzübertritt nennen und ihr dieser Zeitraum ausreichend erschien, um einen ersten Eindruck zu gewinnen über das Land, die Menschen und vor allem die Umbruchsituation, die dem Vernehmen nach besonders seit dem Präsidentenwechsel 2016 herrscht.
Sie hat in vieler Hinsicht ein einzigartiges Land kennengelernt. Einzigartig was seine historischen und kulturellen Hotspots angeht, einzigartig aber auch, weil man - im Gegensatz zu manchen anderen ehemaligen Sowjetrepubliken - in Usbekistan bei vielen Menschen eine große Aufbruchstimmung und immense Energie wahrnehmen kann, die allgemeine und die persönliche Lebenssituation zu verbessern.
Das auf der Grundlage dieser Reise entstandene Buch ist kein Reiseführer. Es gibt dem Leser keine Ratschläge, wo man am besten schläft, isst und trinkt und welche Sehenswürdigkeiten auch bei kürzestem Aufenthalt niemals verpasst werden dürfen. Die Aufzeichnungen sind vielmehr persönliche und damit subjektive Notate zu Beobachtungen und Erlebnissen, die in den Momentaufnahmen als die sie gemeint sind eventuell Fingerzeige und Hinweise geben auf kleine, nicht unwichtige Aspekte des täglichen Lebens, die bei einer Reise durch das Land und bei der Begegnung mit seinen Bewohnern für ein besseres Verstehen eventuell hilfreich sind. Und vielleicht geben sie auch all denjenigen einen Eindruck über das Leben in diesem wundervollen Land, für die eine eigene Reise aus welchen Gründen auch immer nicht in Frage kommt, deren Neugierde aber groß genug für diese Lektüre ist.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum13. Jan. 2020
ISBN9783746990842
USBEKISTAN: Notizen zu einer Reise im Herbst 2019
Autor

Katharina Füllenbach

Geboren 1959 in Bonn. Nach dem Abitur endete ein Studium der Politikwissenschaften, Philosophie und osteuropäischen Geschichte in Bonn und Genf mit einem MA-Abschluß und es begann ein bunter beruflicher Lebenslauf zwischen Politik und Kultur. Nach erfolgreichen Jahren als Unternehmerin ist Katharina Füllenbach mittlerweile im Ruhestand und mehrere Monate im Jahr als alleinreisende Frau in der Welt unterwegs. Die von Katharina Füllenbach herausgegebene Buchreihe REISEPOSTILLEN umfasst inzwischen zwölf Bände. Bisher erschienen sind Reiseberichte zu: OSTTÜRKEI - Frühjahr 2016, IRAN - Herbst 2016, TOGO - Winter 2016, KIRGISTAN - Frühjahr 2017, die KRIM - Herbst 2017. RUSSLAND - Herbst 2018, UGANDA - Winter 2018, USBEKISTAN - Herbst 2019, KATAR - Winter 2019, ERITREA - Winter 2020, Finnland - Herbst 2020 und Dubai - Frühjahr 2022. Für die zweite Jahreshälfte 2022 ist neuerlich eine Reise in ein afrikanisches Land geplant.

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    Buchvorschau

    USBEKISTAN - Katharina Füllenbach

    Hamburg/ Istanbul/ Taschkent,

    8. November 2019

    Ich kann mich an keinen einzigen Flug erinnern, an dem der online Check-in auf der Internetseite von Turkish Airlines tatsächlich funktioniert hätte. Natürlich wird dieser Service angeboten, aber aus immer wieder neuen und anderen Gründen ist es dann im konkreten Einzelfall doch nicht möglich.

    Einen Tag vor meinem Abflug nach Taschkent via Zwischenstopp in Istanbul versuche ich es mal wieder. Die Turkish Airlines Seite fragt Buchungsnummer und Nachnamen des Reisenden ab, stellt mich dann vor die überraschende Aufgabe, eine neue Abflugzeit zu buchen und bietet dafür unter anderem den Flug an, den ich im September bereits gekauft habe. Nach der erneuten Auswahl dieser Reiseverbindung sagt das türkische Internet, dass die gewählte Abflugzeit bereits bestätigt sei, und bittet im Übrigen, doch eine andere Abflugzeit auszuwählen.

    Ich bewege mich in dieser ausweglosen Runde drei Mal, dann greife ich zum Hörer, um die Servicenummer des Buchungsportals anzurufen. In dessen Warteschleife ist gerade besonders viel los, denn das Lufthansapersonal streikt und die Gesellschaft hat für den heutigen Tag mehr als tausend Flüge gestrichen. Man kann den Horror, vor diesem Hintergrund in einem Telefonservice der Reiseindustrie zu arbeiten, nur ahnen.

    Die im Internet kommunizierte Kontaktnummer hat eine Berliner Vorwahl. Der sich, nach vielen elektronischen Ansagen, schließlich als Mensch zu erkennen gebende Callcenter Mitarbeiter spricht im Gegensatz dazu Deutsch in einer Mundart, die seinen Arbeitsplatz irgendwo in Mumbai oder Neu-Delhi vermuten lässt. Er ist ein höflicher und aufmerksamer junger Mann. Die fruchtlose Eingabe der von mir genannten Buchungsnummer in seinem System führt ihn allerdings messerscharf und irrigerweise zu dem Ergebnis, dass es diese Buchung nicht gibt und die - ebenfalls ergebnislose - Überprüfung der Turkish Arlines Referenznummer bestätigt ihm die Schlussfolgerung auch noch einmal.

    Ehrlich gesagt, so was verunsichert mich für einen Moment. Habe ich eine E-Mail übersehen, die mich über irgendein Problem hätte unterrichten sollen? Ich kann mich nicht erinnern. Auch eine Rückbuchung des Ticketpreises auf die Kreditkarte wäre mir aufgefallen. Aber da war nichts. Es dauert elend lange zehn Minuten, bis über den Nachnamen (beim dritten Buchstabieren endlich richtig eingegeben, von wegen Umlaut) meine Flugdaten auf seinem Bildschirm auftauchen. Animiert von diesem Erfolgserlebnis bestätigt der junge Inder in den nächsten Minuten noch einmal alle Flugangaben und beschließt das Telefonat mit dem Hinweis, ich könne nun - nachdem er so schön helfend und konstruktiv eingegriffen hat - selbstverständlich auch online den Check-in bei Turkish Airlines vornehmen.

    Das klingt gut. Allein auf der Internetseite dreht immer noch die sinnlose Aufforderung zur Umbuchung mit gleichzeitiger Bestätigung der bereits gebuchten Abflugzeit fröhliche Digitalpirouetten. Es folgt daher ein zweiter Anruf in Indien. Diesmal meldet sich eine junge Frau, deren freundliche

    Stimme meine Standortvermutungen bestätigt und die nochmal alle Daten aufnimmt, nicht findet, dann doch findet und schließlich erklärt, dass aufgrund all des Hin- und Her‘s ein Check-in online nun nicht mehr möglich sei und deswegen direkt am Schalter vorgenommen werden müsse.

    Keine Ahnung, wie es anderen Menschen bei solch einem Vorlauf geht. Mich zumindest provoziert er zu doppelter Vorsicht und folglich bin ich am kommenden Morgen drei Stunden vor Abflug am Terminal, um bei eventuell neuerlicher Unauffindbarkeit meiner Flugdaten genügend Zeit zum Streiten und Wedeln mit der ausgedruckten Buchungsbestätigung aus dem vergangenen September zu haben.

    Wie so oft, geht die Wirklichkeit auch bei diesem Plan neue und eigene Wege und entwickelt ein vollständig anderes Szenario: Bei Ankunft am Flughafen hat sich am hinteren Ende der Abflughalle vor den sechs fest verschlossenen Turkish Airlines Schaltern bereits eine Warteschlange zu bilden begonnen, in die es sich vor allem Weiteren einzureihen gilt. Es vergeht rund eine Stunde, bis als erster und einziger der ‚priority desk‘ besetzt wird, an den anderen Schaltern verrät eine Digitalanzeige derweil, man plane dort demnächst auch mit der Arbeit zu beginnen. Als ich mich nach gut neunzig Minuten - problemlos im System gefunden und eingecheckt - zum Kaffeetrinken abwende, sind mittlerweile drei der sechs Schalter geöffnet und die Warteschlange bandwurmt sich in sanften Kurven ca. fünfzehn bis zwanzig Meter lang fast bis zum Halleneingang zurück. -

    Fünf Stunden später: Istanbul

    Es gibt Flughäfen auf der Welt, wenn man die im Transit auf dem Weg von einem Gate zum anderen durchqueren muss, dann ist man ungefähr so lange unterwegs wie einmal quer durch die Fußgängerzone einer Stadt in der Größe von sagen wir mal: Bonn.

    Solch einen Flughafen hat der türkische Präsident, in Ausmaß und Proportion seinem tausend Zimmer Palast ebenbürtig, in vier Jahren an den Stadtrand von Istanbul bauen lassen. Ein kleiner Zwischenstopp, wie der heutige, gibt selbstverständlich keinen Überblick über das große Ganze, aber allein der Transitbereich für internationale Flugverbindungen ist schon beeindruckend. Verschiedene stumpfe Grautöne wurden in sanft geschwungenem Dekor mit zarten Eierschalnuancen gepaart, riesige Fensterfronten und verglaste Deckenkuppeln mischen das Tageslicht mit einem ausgefeilten artifiziellen Beleuchtungskonzept, welches die Hallen und Gänge unaufdringlich und gleichmäßig ausleuchtet. Nicht so edel wirkt im Gegensatz dazu der abschnittweise verlegte graue Teppichboden, dessen Ränder gut ein Jahr nach Eröffnung schon mächtig ausfransen und nicht an allen Stellen im Wechsel mit den gefliesten Laufstraßen sauber abschließen. Aber derartige Kleinigkeiten lassen sich ja leicht beheben.

    Im Gegensatz zu solch lässlichen Details ist es wirklich ärgerlich, dass auch auf diesem Airport, wie früher auf dem alten Atatürk Flughafen, das kostenlose Wi-Fi nur unter Angabe einer Mobilfunknummer zugänglich ist. Vorgeblich wird dorthin eine Bestätigungs-SMS geschickt, mit der man dann unter

    Angabe von allerlei zusätzlichen persönlichen Informationen eventuell Zugriff auf das Internet bekommt. Von solch einem Austausch persönlicher Daten gegen eine eigentlich selbstverständliche Dienstleistung halte ich nichts und breche alle meine diesbezüglichen Versuche sofort ab.

    Ein russischer Reisender - ebenfalls vom Wunsch nach Kontaktaufnahme mit der Heimat getrieben - ist da weniger empfindlich und gibt unermüdlich Telefon- und Reisepassnummer, Pins und sonstige Details in die diversen Abfragemasken ein, die im Verlauf des Anmeldevorgangs auf seinem Telefondisplay erscheinen. Als ich zu meinem Gate Richtung Taschkent aufbreche, ist er immer noch dabei, sein Datenleben dem unbekannten Rest der Welt mitzuteilen. Zugang zum Internet hat er indessen nicht. -

    Taschkent

    Pünktlich um zwei Uhr morgens landet der Flieger in der usbekischen Hauptstadt. Passkontrolle und Einreisestempel sind in wenigen Minuten erledigt, das Gepäckband spuckt nach kurzer Zeit meinen Koffer aus und am Flughafenausgang hält ein freundlicher, älterer Russe ein Schild mit meinem Namen über seinen Kopf. Um drei sind die Anmeldeformalitäten im Hotel beendet und ich bin angekommen. ▬

    Taschkent, 9. November 2019

    Eine meiner größten Reisemacken ist der jedes Mal bei der allerersten Ankunft notwendige Zimmerwechsel. Es gelingt mir einfach nicht, das Vorgefundene zu akzeptieren und ich ruckele es mir mit Umzügen vom ersten ins zweite - und in besonders schweren Fällen - vom zweiten ins dritte Zimmer einer Unterkunft zurecht. Das liegt nicht an den Unterkünften. Es ist vielmehr meine Art, mich von der heimischen Komfortzone in die Lebensumstände des Unterwegsseins hineinzufinden und solange ich noch mit einer häuslich bebilderten Grundhaltung irgendwo ankomme, gibt es in diesem Stadium unweigerlich Stress. ‚Übers meckern sich anpassen‘ könnte man den Prozess eventuell formelhaft zusammenfassen.

    Letzte Nacht bei der Ankunft um drei Uhr morgens habe ich also wieder mal lamentiert, auf einen Umzug angesichts der Uhrzeit allerdings dann großzügig verzichtet. Am nächsten Morgen bin ich schon viel friedlicher, denn eigentlich ist das Zimmer vollkommen in Ordnung. Mein nächtlicher Zwergenaufstand hat sich jedoch bereits herumgesprochen und ich werde zum Frühstück mit dem Versprechen begrüßt, dass nicht heute, aber morgen ein schöneres, größeres und komfortableres Zimmer für mich bereitstehe. Keine Beteuerung meinerseits, das jetzige Zimmer sei vollkommen ausreichend und ein Umzug nicht nötig, wird akzeptiert und offenbar kann ich meine eigene erste Reaktion durch nichts mehr ungeschehen machen oder zurückholen. -

    Das kleine Gästehaus liegt in der Altstadt und fünf Minuten fußläufig zum Chorsu, dem größten und ältesten Markt Taschkents. Auf wundersame Weise hat dieses Viertel das schwere Erdbeben 1966 überstanden und besteht immer noch in nennenswertem Maße aus ein- bis zweigeschossigen Lehmbauten ohne Fenster zur Straßenseite, dafür aber ausgestattet mit reich geschnitzten Eingangstüren und dahinterliegenden großzügigen Innenhöfen.

    Auf dem Marktareal hat auch die Nationalbank von Usbekistan eine Filiale, in der man Euro gegen Som tauschen kann. Die Bank ist sieben Tage in der Woche und zehn Stunden täglich geöffnet, mittags unterbrochen von einem ausgeschilderten ‚technical break‘, während dem die Kunden zwar ins Gebäude gelassen werden, die Schalter selbst jedoch verwaist sind und man hinter den dünnen Stellwänden die Stimmen der Bankangestellten und das Klappern von Geschirr und Besteck hören kann.

    Samstags wird am Ende dieser technischen Mittagspause lediglich der Valuta-Schalter wieder geöffnet. Zwei Frauen arbeiten hier. Die eine nimmt das Geld entgegen und druckt Wechselkursquittungen. Die zweite prüft die hier ausnahmslos vorgelegten Dollarnoten auf ihre Echtheit und rechnet die Auszahlungssumme in Som aus. Ihre diesbezügliche Routine wird diesmal unterbrochen durch meine eingereichten Hunderteuroscheine. Diese bedürfen einer umfangreicheren Überprüfung, für die Maschinen eingeschaltet werden, die offenbar sonst im Alltag keine Verwendung finden und vor deren Einsatz erst einmal eine Stromversorgung organisiert werden muss.

    Sehr genau werden dann Wasserzeichen, eingelegte Silberfäden und aller sonstiger Sicherheitsschnickschnack untersucht, und erst nachdem die offenbare Echtheit der Scheine nachgewiesen ist, wird der Gegenwert in einem dicken Packen druckfrischer Fünfzigtausend-Som-Scheine unter der Schalterglasscheibe durchgeschoben. Für einen Euro oder einen Dollar werden zurzeit etwas mehr beziehungsweise etwas weniger als zehntausend Som bezahlt. Selbst bei einer Fünfzigtausend-Som-Stückelung ist das ausgegebene Geldscheinbündel also groß und Usbeken haben, ob der zuweilen gigantischen Papiergeldmengen, eine fabelhaft blitzschnelle Technik entwickelt, mit Daumen und Zeigefinger die Scheine zu zählen. Ich bin diesbezüglich eher unbeholfen und

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