Alter Verwalter, dat is Island: Ausm Pott ins Land aus Feuer und Eis
Von Sascha Sabath
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Buchvorschau
Alter Verwalter, dat is Island - Sascha Sabath
Tag 0
Es ist der 29. September 2015, der Tag auf den ich seit Jahren hin gefiebert habe, der Tag der mir die letzten Wochen gar Monate schlaflose Nächte bereitet.
Mein Flug geht erst um 21:25 und ich bin bereits am frühen Mittag bei meinen Eltern.
Da sitz ich nun, in der Küche, so aufgeregt wie in meinem Leben noch nie.
»Einschulung? Kann ich mich eh nicht mehr drann erinnern.
»Der Moment, wo man von 30 neuen Menschen in der Klasse angestarrt wird? Lächerlich.
»Der mit Ach und Krach geschaffte FOR-Q Abschluss? Pipifax
»Musterungsbescheid? Ach, ich bitte dich ...
»Erster Tag der Wehrpflicht? Kindergarten.
»Ausbildungsbeginn? Lachhaft
»Abschlussprüfung? Chilli Vanilli
»Festvertrag unterschreiben? Lockereasy
Aber dieser Tag hat es so was von in sich.
Eigentlich hält sich alles in Grenzen, ich hab an alles gedacht. Der Koffer ist gepackt, die Akkus geladen, hab mich vorher um das Nötigste und Wichtigste gekümmert. Kreditkarte, Führerschein, reicht der Nationale? Reicht ein neuer Perso, denn der alte war bereits seit 2 Jahren abgelaufen, oder muss auch ein Reisepass her?
So aufgeregt, dass nichtmal mein geliebter MischMasch vom CityGrill runter gegangen wär.
Dann kommt der Moment, indem besorgte und ebenso nervöse Eltern am besten einfach nur den Bäbbel halten sollten, ehe sie einem den nervlichen K.O. geben.
»Hast du alles dabei? Deinen Reisepass? Den Internationalen Führerschein?«
Annefürsich kein großes Dingen, ik bin mir sicher, dassich dat nich brauch.
Aber als dann die Frage kommt, ob ich mir wirklich sicher bin, da machse nix mehr, da guckste nur noch beschäppert da.
Dann beginnen die Zweifel. Aber auch die eigentliche persönliche Selbstsicherheit.
»Ja klar! Ich hab alle Unterlagen vom ADAC dabei über Island, da stehts, Perso und nationaler Führerschein.«
Aber beim ADAC ist ja auch nicht alles Gelb was glänzt.
Dann beginn ich doch nochmal im Internet zu suchen und finde gefühlte drei Millionen verschiedene Meinungen. Reisepass ist Pflicht, internationaler Führerschein. Dies, das und Ananas mit Senf.
Und dann isset vorbei. Ramazzotti her, Beruhigungspillen! nachspülen mit Ramazzotti, und das ganze gleich von vorn. Soll mein langersehnter Traum schon vorbei seinJ bevor ich überhaupt im Flieger sitze?
Drei oder vier Ramazzotti später überkommt mich der Gedanke
»Wat solls, wird schon allet jut gehn, ich hab dat Papierzeuch vom ADAC, solln mir nich aufn Senkel gehn am Flughafen."
Leichter gesagt als getan.
Die Abfahrt rückt also immer näher, und so langsam beginn ich zu begreifen, dass es gleich wirklich los geht.
Dann ist es 17 Uhr, der späteste Zeitpunkt, wo ich los fahren wollte.
Die Strecke von Duisburg - Düsseldorf ist jetzt nicht die Größte, aber ich will auf Nummer doppelt und dreifach sicher gehen.
Hier im Pott weisse ja nie walte kriss.
Kurzerhand entschließen wir uns dazu, die Frauen lieber zuhause zu lassen, das emotionale Geblädder der Mutter und der Freundin am Flughafen will ich mir ersparen. Nicht weil ich es nicht mag, aber warum schwerer machen als es ohnehin schon ist?
Oder um ehrlich zu sein, will ich nur schnell weg, da ich weiss, am Flughafen sich zu verabschieden wird nochmal ne Schüppe schlimmer. Da würd ich mich dood und dusselig bläddern.
Also gehts mit meinem Vater los.
Keine S Minuten auffe Achse gehts auch schon los.
STAU
Fängt ja sauber an oder gehts einfach nur genau so bescheiden weiter, wie es angefangen hat?
Nicht ganz am Flughafen angekommen geht das Gefühlskarnssell weiter, zweimal verpassen wir die Ausfahrt, wo wir parken können. Und wer den Düsseldorfer Flughafen kennt, weiss, dass man nicht mal eben wenden kann oder die Nächste mal eben wieder abbiegt.
Inzwischen ist es auch schon 18:30 Uhr, solange braucht man sonst nur, wenn man hier mit der D-Bahn fährt.
Aber am Ende aber dann doch noch Lockereasy geschafft.
Der Rest läuft dann Ausnahmsweise mal halbwegs wie geschmiert, am SB-Terminal den Sitzplatz ausgesucht, Boardingpass ausgedruckt, den Vater in den Arm nehmen und drücken als wiirde ich fürs nächste Jahr nicht mehr wieder kommen, dabei sind es nur 9 bzw. 10 Tage, die ich fern der Heimat bin.
Dann sitz ich da bereits seit 19:00 Uhr am Terminal.
Mit der Freundin am whatsen und gerade als das Schreiben mit ihr meinen Puls so langsam wieder ins Gleichgewicht bringt, der nächste Schritt vom Traum zum Alptraum.
Das kann doch alles nicht wahr sein. Ich hab doch an jeden Bockmist gedacht. Und mit das Wichtigste für meine Reise vergesse ich!
Ok, Ladegerät für die Kamera wär noch schlimmer gewesen.
Also bin ich gleich noch mehr am Ende mit den Nerven.
Darauf erstmal nen großes Bierchen am Flughafen.
Zwar nur Dröppelbier Plörre, aber was solls, hauptsache irgendwas!
Mit jeder Minute die vergeht steigt die Aufregung ins Unermessliche. Zitternde Hände, Beine, als wenn man durchgefroren wär. Was bei Unterhemd, T-Shirt und Pullover so ziemlich unmöglich ist.
Dabei ist es nichtmals 20 Uhr.
Dann ist es so weit, das Boarding beginnt und alles klappt dann auch zum Glück ohne weitere Komplikationen. Da sitz ich da im Flugzeug und selbstverständlich legt sich die Nervosität. Nicht!
Schliesslich wird das jeden Moment mein erster richtiger Flug. Den 1-Stunden Flug mit ner Proppellermaschine nach Berlin oder nen Rundflug um Borkum lass ich jetzt mal dezent ganz weit weg.
Dann sitzt du das erste Mal in so nem Flugzeug, denkst dir okay wir rollen, dann wird es ja jeden Moment so weit sein. Denkste!
Gefühlte Stunden eiert man dumm über die Rollbahn vor sich hin, ehe es dann endlich zum Schub kommt und in die Luft geht, da werd schon wat Datterich bei.
Wenn man dann einmal den Boden unter den Füßen oder eben Reifen verliert, geht es alles ziemlich entspannt voran.
Ich schau also aus dem Fenster und bin begeistert vom Anblick der Städte und Straßen bei Nacht aus der Luft.
Ganz nach Westemhagen
»Gold findet man bekanntlich im Dreck, und Straßen sind aus Dreck gebaut«
Wie in Gold gehüllt glänzen die Straßen der Städte unter mir, ziehen sich ihre Wege, ziehen Kreise, bilden Formen.
Und wenn ich genau hinschau, erkenne ich noch den grün leuchtenden Duisburger Stadtwerke Turm - Heimat. So nah und doch so fern.
Im nächsten Moment geht es dann auch schon über die Nordsee, der Anblick ist auch der Wahnsinn, bei wolkenlosem Himmel, wenn sich der Vollmond in der Nordsee spiegelt.
Von hier oben sieht die See so spiegelglatt, so ruhig und friedlich aus, so dass sich der Mond fast eins zu eins im Meer wieder findet.
Wie soll das alles werden, wenn ich erst in Island bin?
Der Flug vergeht, ja wortwörtlich wie im Flug.
Plötzlich, als ich aus dem Fenster blicke, die Küste Islandssehe, seh‘ ich weit am Horizont etwas Grünes schimmern.
Dat isses doch nich schon? Nichtmals gelandet und die ersten Polarlichter? Das Phänomen wovon ich schon immer geträumt habe? Oder ist es nur Einbildung? Dann wird das Grün aber immer intensiver, ich kleb‘ an der Scheibe wie ‘n Kaugummi. Ist das jetzt echt? Oder dreh ich langsam komplett durch vom Schlafmangel, Alkohol und den Beruhigungstropfen und Tabletten?!
Dann bekomm ich das erste Mal mit voller Wucht zu spüren wie schnell sich das Wetter in Island ändern kann, ohne auch nur einen Schritt auf Isländischen Boden gemacht zu haben.
Ich sehe nichts mehr außer Grau, Wolken, Regen. Und wackelnde Tragflächen.
Die Landung beginnt, ständig Druck auf den Ohren, zwischendurch das Gefühl vom freien Fall und sehen tu ich draußen noch genau so viel. Nichts.
Irgendwann seh ich dann Straßenlichter und so langsam auch die Rollbahn. Und Regen. Regen. Regen.
Ich kann es förmlich fühlen wie das Flugzeug vom Wind von Links nach Rechts gedrückt wird. Einen Moment sehe ich noch die Landebahn, im nächsten Moment fliegen wir 5 Meter daneben.
Aber ehe ich großartig über irgendwas nachdenken kann sind wir auch schon gelandet.
Das war mit Sicherheit nicht die erste Landung des Piloten hier in Island.
Das wohl schlimmste ist also vorerst geschafft.
Jetzt heißt es für mich einfach nur noch genießen, egal was kommt, egal welches Wetter!
Ich bin in Island! Mein Traum! Ich kann es immer noch nicht so wirklich wahr haben.
Da lauf ich also, völlig fasziniert von einem simplen, riesigen beleuchteten WELCOME Banner mit Bildern der Blauen Lagune drauf, gehe die Rolltreppe runter und warte auf meinen Koffer. Auf der Bank neben mir fünf Deutsche Jugendliche. Vielleicht mein