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L.A. MOON: Die Verwandlung des Brad Bateman
L.A. MOON: Die Verwandlung des Brad Bateman
L.A. MOON: Die Verwandlung des Brad Bateman
eBook554 Seiten6 Stunden

L.A. MOON: Die Verwandlung des Brad Bateman

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Über dieses E-Book

Los Angeles. Am frühen Morgen des 4. Mai 2015, einer Vollmondnacht, werden an verschiedenen Plätzen in Los Angeles drei tote männliche Körper gefunden. Alle drei Opfer weisen die gleichen krallenartigen Wundmale auf. Sie wurden bestialisch ermordet. Ihre Körper wurden bis zur Unkenntlichkeit zerfetzt. Nach Aussagen des Gerichtsmediziners befand sich Hunde DNS und Spuren von Hundefell in den Wunden der Opfer. Die Medien sprechen sofort vom Werwolf von Los Angeles.

Brad Bateman, ein Versicherungsangestellter der Mutual Life Insurance Consolidated in Los Angeles, wurde 29 Tage zuvor, ebenfalls eine Vollmondnacht, bei einem Betriebsausflug am Silverwood Lake von einem Wolf gebissen. Ab diesem Zeitpunkt verspürt Bateman immer wenige Tage vor Vollmond eine Veränderung seiner Persönlichkeit.

Ist Brad Bateman ein Tiermensch, ein Wolfsmensch, ein Werwolf, und verwandelt er sich immer bei hellen Vollmondnächten in eine reißende Bestie, die nur ein Ziel kennt, Blut?

Glauben Sie an Werwölfe, oder ist dies nur ein alter überholter Mythos?

Können Menschen sich in reißende blutdurstige Wesen verwandeln oder steckt vielleicht ein ganz anderer Grund hinter dem Mythos der Wolfsmenschen, der Werwölfe?

Haben Sie Mut? Dann begleiten Sie Brad Bateman in die hellen Vollmondnächte. Erleben Sie seine Verwandlung und erfahren Sie das wahre Geheimnis hinter dem Mythos des Werwolfes.

Werden Sie Zeuge dieser unwahrscheinlichen Geschichte.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum19. Sept. 2016
ISBN9783734556760
L.A. MOON: Die Verwandlung des Brad Bateman

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    Buchvorschau

    L.A. MOON - Barry Jünemann

    Kapitel 1 – Meeting, pünktlich 9:00 AM

    Wollen Sie mit mir eine kleine Reise machen, eine Reise in eine unbekannte Welt zwischen dem Wahrscheinlichen und dem Unwahrscheinlichen, zwischen Realität und Möglichkeit, zwischen Wahrheit und Phantasie? Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass ich selbst einmal Teil dieser Welt zwischen den Welten sein würde. Wenn Sie bereit sind das Unwahrscheinlich als Teil der Realität, Ihrer Realität, zu akzeptieren, dann möchte ich Ihnen eine Geschichte erzählen, die sich eigentlich überall hätte abspielen können.

    Unsere Geschichte beginnt in Los Angeles Kalifornien, genauer gesagt in der 440 West Maple Street in Compton, einem eher schmuddelig wirkenden Teil von Los Angeles.

    Jeder, der es sich auch nur eben leisten kann, würde Compton eher den Rücken zukehren, als dies als seine Wohnadresse angeben zu müssen.

    Compton ist nicht nur ein Schmelztiegel verschiedenster Ethnizitäten, sondern auch eine bevorzugte Wohngegend für alle, deren wöchentlicher Gehaltsscheck eben nicht regelmäßig mit der Post kommt.

    Die Häuser in der West Maple Street sind eher zweckdienlich als komfortable und einladend. Die Vorgärten würden mit Sicherheit nie einen Preis im Royale Gardener, einem beliebten Magazin für Hobbygärtner, bekommen. Sie dienen eher als Abstellkammer ausgedienter Schränke, Stühle und Polstergarnituren.

    Eine kleine Ausnahme bildet das Grundstück mit der Nummer 440 in der West Maple Street auf dem das Haus der Hauptfigur meiner Geschichte steht.

    Das Haus hat in etwa eine Grundfläche von 58 m² und besteht aus einer offenen Küche, die gleichzeitig die Diele darstellt und einem Wohnzimmer mit Schlafnische.

    Im rechten Winkel angeordnet hat man hier zumindest aus wenigen Quadratmetern ein bewohnbares Haus mit einer pragmatischen Aufteilung gemacht.

    Der Vorgarten ist umzäunt mit einem Drahtzaun, der so zumindest dafür sorgt, dass niemand seine ausgedienten Möbel oder gar Unrat dort abstellt.

    Ein verschließbares Eingangstor und ein versschließbares Tor für die Garagenzufahrt, vermitteln zumindest den Eindruck eines geschützten Grundstückes.

    Wenn man das Haus durch die Dielenküche betritt, eröffnet sich einem eine fast neue Welt. Alles erscheint nicht nur in einem sauberen Anblick, sondern ist bis in die kleinste Ecke gepflegt und modern.

    Die Küche besteht aus hellem Weichholz und würde jeder noch so kritischen Hausfrauenkritik standhalten können. Zum Wohnbereich ist die Küche mit einem Bartresen geteilt an dem 2 Hocker stehen. Der Tresen dient gleichzeitig als Bar. Reich bestückt mit allem, was man sich an alkoholischen Getränken so denken kann. Vor dem Küchenfenster hängen sogar zwei strahlend weiße fast spießig wirkende Küchengardinen.

    Das Wohnzimmer, das sich längs zur linken Seite des Bartresens befindet, vermittelt eher den Eindruck einer Log Cabin, einer Holzhütte, wie man sie in den Wäldern Montanas vermuten würde. Die Wände und auch die Decke sind verkleidet mit hellem Naturholz. Alle Möbel sind aus hellem Pinienholz. In der rechten hinteren Ecke befinden sich ein großes Bett und ein gut 2,50 Meter langer Schrank. Vor dem Bett, direkt am Fußende steht eine kleine Sitzbank.

    Der Wohnbereich ist eher spartanisch aber doch gemütlich eingerichtet. Eine große Polsterlandschaft mit dicken beigen Kissen, ein kleiner

    Schreibtisch, ein vollgestopftes Bücherregal und ein fast 1,30 Meter in der Diagonalen großer Flatscreenfernseher. Daneben eine kleine Musikanlage mit einem alten Plattenspieler.

    Auf den alten Holzdielen liegen verschiedene relativ bunte Läufer, die aber keineswegs kitschig aussehen, sondern dem Wohnbereich eher eine besondere Note geben. Zwischen Schlaf und Wohnbereich liegt ein großes Rinderfell. Alles in allem würde man hier eher einen naturverbundenen Holzfäller erwarten, als unsere eher schüchterne Titelfigur.

    Ja, unsere Titelfigur. Brad J. Bateman, J. steht für Jasper. Er ist am 22.12.1969 in Logan, New Mexico geboren. Er führte als Kind, gemeinsam mit seiner 15 Jahre älteren Schwester, eher ein langweiliges und introvertiertes Leben auf der Ranch seiner Eltern in New Mexico. Seine Eltern, Jasper und Muriel Bateman, waren ein typisches Rancherpaar. Während Muriel sich um die Kinder, das Haus und um das Essen kümmerte, arbeitete Jasper mit den Rindern. Es war keine große Ranch. Der Jahresviehbestand betrug gerade mal 300 Rinder. Aber es ernährte die Familie. Man selbst war so durch das eigene frische Fleisch versorgt und den Viehüberhang verkaufte man und konnte so alle Rechnungen bezahlen.

    Brad arbeitete nach der Schule mit den Rindern. Es gab immer etwas zu tun. Die Stallungen mussten gereinigt und gewartet werden, Heu musste verteilt, Wasser nachgefüllt, das Futter aufbereitet werden. Er musste auch regelmäßig die Zäune abreiten, um sie auf Schäden zu überprüfen.

    Seine Schwester Rose arbeitete mit der Mutter im Haus. Als Brad 18 wurde, heiratete sie den Ladenbesitzer, Samuel Finebaum. Sie war bei ihrer Hochzeit bereits 33 Jahre und hatte bis zu diesem Zeitpunkt noch keinen festen Freund gehabt. Der Vater sagte mindestens einmal am Tag, dass er Angst hätte, sie würde mit 60 noch als Jungfrau bei ihm im Haus leben.

    Die Ehe von Rose und Samuel dauerte ganze 26 Jahre. Vor zwei Jahren erlag ihr Mann Samuel einem tragischen Autounfall und war sofort tot. Rose ist heute 61 Jahre und führt ein einsames Leben als Witwe. Ihr Mann hatte ihr den Laden, ein kleines Geschäft für Landwirtschaftliches Zubehör, und einen Fuhrpark von 7 John Deere Aufsitzrasenmäher hinterlassen, die er je nach Saison an die umliegenden Rancher und Farmer vermietete.

    Nach seinem Tod verkaufte sie das Geschäft und lebt nun in einem kleinen Haus in der Cameron Road in Logan, New Mexico.

    Das alles ist schon eine Weile her und seine Eltern sind nun beide bereits lange Jahre tot. Die Ranch existiert nicht mehr. Sie hat einer Rinderzuchtstallung Platz gemacht.

    Zu seiner Schwester hat er kaum noch Kontakt, da sie sehr zurückgezogen lebt. Sie telefonieren vielleicht zweimal im Jahr. Ansonsten geht jeder seiner Wege.

    Brads Weg sollte ihn mit 29 Jahren nach Los Angeles führen.

    Nachdem Brad die Schule beendet hatte, arbeitete er noch lange Jahre bei seinem Vater als Rancher. 10 Jahre, nachdem seine Schwester geheiratet hatte, zog es ihn jedoch weg von Zuhause.

    Er machte eine Ausbildung als Versicherungskaufmann bei der Life & Cattle Insurance & CO. in Logan. Nach dem Ausbildungsjahr nahm er mehrere Stellen in Los Angeles an, bis er schließlich vor 4 Jahren eine feste Anstellung bei der Mutual Life Insurance Consolidated in Los Angeles auf der 7th Street antrat, bei der er heute noch arbeitet.

    Als Schadensachberater führt er mit 318 Dollar und 18 Cent in der Woche ein zufriedenes Leben. Abzüglich der Miete, von 120 Dollar wöchentlich, bleiben ihm noch 198,18 USD wöchentlich zur Verfügung.

    Er geht nicht aus, besucht keine Clubs oder Spielcasinos und hat keine teuren Hobbies. Seine Hobbies beschränken sich aufs Lesen, alte TV Serien und Internetplattformen, insbesondere Flirtbörsen.

    Das einzige, was ab und an zu einer größeren Ausgabe führt ist sein 1965er Pontiac GTO in blaumetallic. Der Pontiac GTO ist ein Auto des US Herstellers General Motors. Die Bezeichnung GTO steht für Gran Turismo Omologato. Diese Bezeichnung war eine vorherige Bezeichnung von Ferrari. Er war mit seiner Fahrleistung von 200Km/h Höchstgeschwindigkeit und seinem günstigen Anschaffungspreis der Verkaufsschlager und wurde allein im Jahr 1966 schon 95.000 Mal verkauft. Der Erfinder des GTO war kein geringerer, als der bekannte John DeLorean, der zu dieser Zeit als Chefingenieur bei Pontiac war. Ausgestattet war dieses Kraftpaket mit einem V8 Motor, der durch das typische Coke Bottle Design der Karosserie, seine ganze Kraft auf der Straße ausspielen konnte. Mitte 1974 wurde die Produktion dann letztlich doch wegen zu geringem Absatz eingestellt. Heute würde man dafür bereits wieder ein vermögen hinlegen. Reparaturen, Austauschteile und Wartung. Da können gut und gerne schnell einige hundert Dollar im Jahr zusammenkommen.

    Bateman´s Kennzeichen ist 4BATEMAN172. Wobei 4 Bateman, also four BATEMAN, als für Bateman steht. Die Zahl 172 hat für ihn wohl eine private Bedeutung.

    Ansonsten lebt Brad eher sparsam und seine Garderobe macht eher einen zweckdienlichen Eindruck, wobei er bei der Auswahl schon auf Qualität achtet. Obwohl er nun seit Jahren in L.A. lebt, konnte er bislang seine etwas verstaubte ländliche Erscheinung nicht ablegen. Nun trägt er nicht gerade Jeans und Cowboy Boots, aber dennoch ist sein Äußeres eher das eines Geschichtsprofessors einer verstaubten Universität. So trägt er z.B. ein dunkelblaues Sakko mit einem hellblauen Hemd und einer blaugestreiften Krawatte von Hugo Boss zu einer braunen Bundfaltencordhose. Dazu dann aber braune Halbschuhe von Red Wings.

    Sein ganzer Stolz ist ein brauner original Herbert Johnson Fedora Hut, den er eigentlich nie absetzt. Bekannt geworden ist der Hut ursprünglich als das Modell Der Poet, aber richtig Populär wurde er erst durch Filme wie z.B. Indiana Jones.

    Für Bateman ist er fast zu einer zweiten Haartracht geworden. Sein Fedora ist das erste, was er morgens nach dem Erwachen auf… und was er kurz vor dem zu Bett gehen absetzt.

    Am linken Handgelenk trägt er eine alte Rolex Submariner mit Nylonband aus den 65er Jahren, die er einmal für 1.100 Dollar bei Rimsky´s Pawnshop in der Cortland Street günstig kaufen konnte.

    Am rechten Handgelenk trägt er einen Armreifen aus reinem Kupfer, der sein Handgelenk ab und an schon mal etwas grünlich aussehen lässt.

    In einem Bericht las er einmal, das Kupfer ein sehr altes Therapeutikum ist. Schon seit langem wird dem Kupfer eine entzündungshemmende Wirkung nachgesagt. Aus Erzählungen weiß man, dass die Ägypter bereits vor gut 4.000 Jahren eine Mischung aus Kupferspäne, Kuhfett und Honig zur Wundheilung einsetzten. Der Urvater aller Ärzte, Hippokrates, soll Krampfadern und Geschwüre mit Kupfer behandelt haben. Und der Schweizer Arzt und Philosoph Paracelsus soll sogar Hysterie und Geisteskrankheiten damit behandelt haben.

    Selbst bei den alten Griechen, Römer, Perser und selbst bei den Azteken kannte man die wohltuende Wirkung. Im China der Vorzeit benutzte man aus diesem Grund Kupfernadeln zur Akupunktur. Es gab Epochen, wo man im alten China sogar aus diesem Grund Papiergeld verbot und stattdessen Kupfermünzen einführte. Man wollte so die Ausbreitung von Krankheiten vorbeugen.

    In vielen Ländern benutzt man auch heute noch Kupfergefäße zur Aufbewahrung von Trinkwasser.

    Unterstützung findet dieses Wissen auch bei der Wissenschaft. So hat man festgestellt, dass Bakterienkulturen, aufgetragen auf einer Edelstahlfläche, sich länger halten als auf einer Kupferoberfläche, wo sie nach wenigen Minuten absterben. Und das selbst bei den hochgefährlichen Krankenhauskeimen.

    Nach Eisen und Zink ist Kupfer für den Organismus das drittwichtigste Spurenelement.

    Neben seinen vielen positiven Eigenschaften, z.B. Versorgung der Haut mit Feuchtigkeit, Ankurbelung der Kollagenproduktion, Aktivierung der Enzyme, die altes Bindegewebe abtransportieren, wird es auch in der Kosmetik eingesetzt. Zum Beispiel als Antifalten und Anticellulitis Wirkstoff. Im medizinischen Bereich ist man heute noch bei der Untersuchung, welche Eigenschaften Kupfer noch auf den menschlichen Körper haben kann. So hat man zum Beispiel festgestellt, dass Alzheimer Patienten sehr oft einen sehr niedrigen Kupferspiegel haben.

    Kupfer war in der Vergangenheit somit nicht nur ein Schmuck, sondern vielmehr auch ein gesundheitlicher Begleiter der Menschen.

    So ist es nicht verwunderlich, dass man Kupferarmbänder gerade in Sportlerkreisen sehr oft antrifft. Selbst in Kreisen der Adelshäuser sieht man es nicht nur bei Prinz William oder Prinz Harry des englischen Königshauses.

    In vielen Internetforen kann man von Erfahrungen lesen, dass ein Kupferarmband bei Entzündungen, Muskelverspannungen, Gelenkschmerzen und rheumatischen Beschwerden gute Dienste leisten soll. Wobei die Aussagen sich nun nicht nur auf das Armgelenk beziehen, an dem der Kupferarmreif getragen wird, sondern auf den ganzen Körper. Die Erklärung zur Wirkung liegt im direkten Kontakt des Kupfers mit der Haut. Durch die Diffusion, also dem physikalischen Prozess zur Durchmischung zweier Stoffe, gelangt das antibakterielle Kupfer in kleinsten Mengen durch die Haut und somit in die Blutbahn. Nun gibt es dafür keinem wissenschaftlichen Beweise. Jedoch spricht die Geschichte des Kupfers und seine weltweite Verwendung für sich. Man kann sich gut vorstellen, dass Pharmakonzerne lieber selbstproduzierte Medikamente verkaufen würden.

    Aufgrund dieser chemischen Reaktion können Kupferarmbänder beim Tragen auf der Haut eine leichte Grünverfärbung verursachen. Dies hat nichts mit mangelnder Hygiene oder einer negativen Reaktion oder gar einer vorhandenen Krankheit zu tun, sondern ist eher ein gutes Zeichen. Ein Zeichen, dass der Körperschweiß Kupfer ablöst und in die Haut transportiert. Die grünliche Verfärbung ist also ganz natürlich und wen es stören sollte, der kann es mit Wasser und Seife einfach abwaschen. Bateman interessierte dies jedoch wenig. Er wusste, dass es so sein musste.

    Weiter hat er leicht graues gewelltes mittellanges Haar mit blonden Strähnen. Dazu trägt er ein schmales Oberlippenbärtchen im Stil der 20er Jahre. Das Gesamtbild rundete eine Moscot Brille, Modell Lemtosh Tortoise, ab. Moscot ist ein altes eingesessenes amerikanisches Unternehmen, das im Jahre 1899 die ersten Fertigbrillen auf den amerikanischen Markt brachten. Heute gehört Moscot zu den High Class Brillenmarken in den USA.

    Wer Brad Bateman sieht, hat zwangsläufig das Gefühl einem Zeitreisendem gegenüberzustehen. Er war ein Mix aus den 20er Jahren und der Neuzeit.

    Die Flasche seines Parfums ziert eine kleine Lilie. Er gehört noch zu den Männern, die sich entgegen modernster Parfumeurnasen, für den alten Duft von Knize Sec aus Österreich entschieden haben.

    Trotz allem wirkt Bateman dabei nun nicht zurückgeblieben oder gar antiquiert. Es passte einfach alles zu seiner stattlichen Größe von gut 1,90 Meter.

    Was jedoch nicht passte, war seine zurückhaltende und schüchterne Persönlichkeit. Einerseits könnte man ihn nun als den wahrhaftigen letzten Gentleman auf Erden bezeichnen, andererseits jedoch auch als ein eingeschüchtertes verängstigtes Kind, was jeden Tag freiwillig sein Pausenbrot an die bösen Jungs abgibt. Das seltsame bei Brad Bateman war die Tatsache, dass er dieses Problem nur hatte, wenn er einem Menschen gegenüber stand. Aber wir werden Brad im Laufe meiner Geschichte noch näher kennenlernen. Heute ist Montag. Es ist gerade 6:00 AM und Brad beginnt seinen Tag wie jeden Morgen.

    Wie jeden Morgen erwacht Bateman wie aus einem tiefen Koma. Orientierungslos tastet seine linke Hand zum Radiowecker, der ihm seinen schnarrenden Brummton wie einen Nagel ins Gehirn hämmert.

    Mit einem langgezogenen und lautem Gähnen und ausgestreckten Armen richtet Bateman sich auf und greift zu seiner Brille. Dann der allmorgendliche Blick zum Fenster, gefolgt von einem tiefen Seufzer.

    Wieder ein Tag, wieder ein neuer Tag. Und wieder die gleichen Gesichter, der gleiche Job, die gleichen Arbeiten, die gleichen unzufriedenen Kunden.

    Bei vielen Menschen endet mit der Nacht und dem Erwachen aus dem Schlaf der Albtraum. Bateman´s Albtraum beginnt jedoch jeden Tag erst mit dem Erwachen.

    Mit noch halbgeschlossenen Augen greift er zu seinem alten zerschlissenen blauweiss gestreiften Frotteebademantel, der quer über das Fußende seines Bettes liegt.

    Gleich wird er schlaftrunken zum Plattenspieler gehen und die Platte anschalten, die er nun schon seit einem Jahr ununterbrochen hört, immer und immer wieder. Sam Cooke´s A Change is gonna come.

    Man könnte fast meinen, dass dieser Song als Stoßgebet für Bateman´s Leben geschrieben wurde.

    Dann wird er, wie jeden Morgen, in die Küche gehen und Kaffee aufsetzen, zwei Scheiben Toast in den Toaster stecken und sich ein Glas Orangensaft einschütten. Dann geht er ins Badezimmer. Er stellt die heiße Dusche an und setzt sich dann zum morgendlichen Wasserlassen auf die Toilette, während der heiße Wasserdampf das Badezimmer in einen dichten Nebel einhüllt.

    Wie jeden Morgen, wischt er dann mit seiner linken Hand den beschlagenen Spiegel frei, während er sein Gesicht mit der rechten Hand zum Rasieren einschäumt. Wie in Trance rasiert er sich dann mit seinem alten Einklingenrasierer, den er noch von seinem Vater hatte, sein Gesicht.

    Nach einem prüfenden Blick in den Spiegel steigt er in die Dusche. Hier steht er nun eine Minute regungslos und lässt das heiße Wasser auf sich niederregnen.

    Nach dem Duschen kämmt er sich seine Haare nach hinten, zieht sich seinen alten Bademantel wieder an und geht in die Küche. Der Kaffee ist inzwischen durchgelaufen und flutet das ganze Haus mit dem köstlichen Duft frischgebrühten Kaffees. Die Toastscheiben belegt er sich, wie jeden Morgen, mit Salami, Käse und einem Salatblatt. Dann beißt er ein zweimal in sein Toast, nimmt einen Schluck Kaffee, und geht zur Haustür, um die Morgenzeitung zu holen. Die Los Angeles Daily News.

    Nach seinem Toast und einem weiteren Becher Kaffee zündet er sich erst einmal eine Zigarette an. Vor einigen Jahren ist er von seiner Stammmarke, Pall Mall, auf die leichte Paiute ohne Zusätze umgestiegen. Nachdem er anfänglich sogar etwas Entzugserscheinungen verspürte, hat er sich nun an den Geschmack reinen Tabaks gewöhnt. Auch sein morgendlicher Raucherhusten ist verschwunden, was er auf die ganzen chemischen Zusatzstoffe der klassischen Zigaretten zurückführte, die er nun nicht mehr inhalierte.

    Nachdem er die Daily News durchgeblättert hat, nimmt er seinen Kaffeebecher und geht in den Wohnbereich. Dort setzt er sich auf die Couch und schaltet das Fernsehgerät an. Good Morning America. Seit 1977, als Sandy Hill noch das Morgenmagazin moderierte, sieht sich Bateman jeden Morgen das Morgenmagazin an. Inzwischen haben die Moderatoren schon 9 Mal gewechselt. Seit 2014 moderiert es nun Lara Spencer. Aber er ist immer noch Bateman, immer noch der gleiche, nichts hat sich geändert.

    Das ist meist der Moment, bei dem Bateman ins Überlegen kommt. Wie gern würde er sein Leben ändern. Einfach alles anders machen. Ja wenn es möglich wäre, auch ein ganz anderer Mensch sein.

    Wie jeden Morgen lehnt er sich dann für 5 Minuten zurück und konzentriert sich auf den Text der Schallplatte, die unermüdlich jeden Morgen ihre Runden im Plattenspieler dreht.

    I was born by the river in a little tent

    Oh, and just like the river I've been running ever since

    It's been a long, a long time coming

    But I know a change gon' come, oh yes it will

    It's been too hard living, but I'm afraid to die

    'Cause I don't know what's up there beyond the sky

    It's been a long, a long time coming

    But I know a change gon' come, oh yes it will

    I go to the movie and I go down town

    Somebody keep telling me don't hang around

    It's been a long, a long time coming

    But I know a change gon' come, oh yes it will

    Then I go to my brother

    And I say, Brother, help me please.

    But he winds up knockin' me

    Back down on my knees

    There been times that I thought I couldn't last for long

    But now I think I'm able to carry on

    It's been a long, a long time coming

    But I know a change gon' come, oh yes it will

    »Oh yes it will«, sagt Bateman laut, nachdem sich der Arm des alten Plattenspielers hebt, wieder zum Anfang der Platte geht, und sich erneut auf den Anfang der Platte absenkt.

    Oh nein, heute ist wieder Meeting. Nicht schon wieder. Jede Woche die gleichen Gesichter, das gleiche Gerede. Sie müssen freundlicher sein, Mr.

    Bateman, sie müssen mehr auf die Kunden eingehen, Mr. Bateman, kriechen sie ihren Kunden doch gleich in den Hintern, Mr. Bateman.

    Allein wenn ich dieses lispelnde Heimchen im Sekretariat schon sehe. Miss Winegarten. Misster Krakowsski, ssoll ich alless fürss Meeting zussammensstellen? Ssie ssind ja sso ssuperssüß, Mr. Krakowsski. Man sollte der den Mund verbieten.

    Und Krakowski, Blake Krakowski. Wie kann man für einen Chef arbeiten, der Krakowski heißt?

    Und dann warten sie alle wieder wie die Geier, dass Krakowski kommt und sie ihm alle wieder in den Hintern kriechen können.

    Frobisher, Bender, Hannycut. Spengler, Eppstein, Raddig, Jalloh, Simpson und Spooner. Bitte alle in eine Reihe stellen, wer zuerst kommt, kriecht zuerst. Und ich mittendrin. Jeden Montag. Jeden beschissenen Montag. Und dazu gibt es jedes Mal die gleichen trockenen Kekse, dünnen Kaffee und billiges Wasser in Plastikflaschen. Die Stühle sind bequem, mit Wippfunktion, das ist aber auch bereits alles. Wie ich das die ganzen Jahre ausgehalten habe weiß ich nicht. Und wie ich es überhaupt noch in Zukunft aushalten soll erst recht nicht. Warum kann ich nicht einmal in der L.A. Lottery gewinnen, nur einmal, nur einmal, um aus diesem Laufstall der Dekadenz und Oberflächlichkeit ausbrechen zu können?

    Ich bekomme 318,18 USD in der Woche, ok. Aber ist es das wert? Ich habe mich verkauft, ich habe mich für 318,18 USD in der Woche an den Meistbietenden verkauft. In meinem wöchentlichen Lohnscheck ist ein Meeting enthalten, bei dem ich mich zu Tode langweile und ich mir anhören muss, wie toll die Karriere eines Mr. Krakowski ist, wie er die Karriereleiter emporgestiegen ist und das wir es ihm doch nur nachmachen müssen. Dann erzählen die anderen wider welche tollen

    Umsätze sie eingefahren haben und mit welcher verkäuferischen Raffinesse sie diesmal wieder um sich geworfen haben.

    Die Frauen werden wie immer zu viel Make up aufgelegt und in ihrem Parfum gebadet haben. Sie werden wieder wie die Schaufensterpuppen dasitzen und Krakowski anhimmeln.

    Und ich kann dann wieder von meinen Misserfolgen berichten. Ich bekomme die Kündigungen und die Schadensmeldungen. Das was die Creme de la creme der Mutual Life Insurance Consolidated verbockt haben, kann ich wieder geradebiegen. Bei den Kündigungen gelingt mir das immerhin bei 3 von 10 Kunden. Bei der Schadensregulierung ist es schon problematischer. Hier zeigt sich, dass die Halbgötter des Versicherungsolymps wieder nur über den Preis verkauft haben. Tritt ein Schaden auf, kommt dann erst zum Vorschein, dass man sich auf eine viel zu hohe Selbstbeteiligung eingelassen hat und man nun entweder nichts oder eben nur einen Bruchteil des eigentlichen Schadens bekommt. Man kann sich vorstellen, dass die Kunden ihre Versicherung meist an Ort und Stelle noch kündigen, bei mir. Ich komme dann mit der frohen Botschaft ins Büro zurück, dass der Verkäufer mit einem Storno zu rechnen hat, was einfach nur weniger Geld auf dem wöchentlichen Lohnscheck bedeutet.

    Das verkünde ich dann jeden Montag. Es gibt keinen Montag, wo es mal keine Stornomeldung gibt. Natürlich liegt der Fehler bei mir. Ich konnte den Kunden von dem grandiosen Service der Mutual Life Insurance Consolidated nicht überzeugen. Ich konnte ihm nicht vor Augen führen, dass er bei der Mutual Life Insurance Consolidated am besten aufgehoben ist. Ich konnte ihm nicht klar machen, dass alle Herzen der Mitarbeiter der Mutual Life Insurance Consolidated nur für ihn schlagen. Mutual Life Insurance Consolidated, Mutual Life Insurance Consolidated. Niemand sagt ehrlich, dass er einfach über die Höhe der Prämie verkauft hat, dass er seine Kunden nur bequatscht hat. Jeder will sich mit seinem Mutual Life Insurance Consolidated Gequatsche nur lieb Kind bei Krakowski machen.

    Ok, es ist bereits 8:00 AM. Ich werde mir ein paar Sandwiches machen und dann losfahren. Der Verkehr ist morgens ziemlich zähfließend. Und gerade die Route, die ich bis zur East 7th Street nehmen muss, ist immer voll. Von der West Rosecrans Ave die I-710 N, bis zur Ausfahrt Los Angeles folgen, auf den I-5 N/Santa Ana Freeway Ausfahrt 133, dann die Atlantic Street folgen bis East 7th Street. Ich brauche für diese relativ kurze Strecke immerhin 25 Minuten.

    Und doch genieße ich jeden Morgen und jeden Abend die Fahrt ins Büro und auch dem Heimweg. Denn ich sitze in meinem 65er Pontiac. Ich liebe mein Auto. Ich lege meine Kassette ein und bin für 25 Minuten mit The Very Best of Al Green in alten Zeiten. Die Songs 1 bis 9 höre ich auf dem Hinweg und die Songs 10 bis 18 auf dem Heimweg.

    Ich rauche mir zwei Paiute auf dem Hinweg und zwei auf dem Rückweg. Während der Hinfahrt esse ich dann meine Sandwiches. Im besten Fall erreiche ich das Büro mit einer sauberen Hose. In manchen Fällen war mein erster Gang nach dem Erreichen des Büros jedoch die Herrentoilette, um mir die Remouladenflecke von der Hose zu waschen. Über die Gesichter meiner Kollegen und Kolleginnen muss ich nichts sagen. Henry Frobisher konnte es sich bislang noch nie verkneifen, einen seiner dummen Sprüche anzubringen. Meist ging es in die Richtung; Bateman, hast du dir wieder in die Hosen gemacht beim Kunden, oder auch, hast du dir vor Angst, wir würden dich wegen neuer Stornos steinigen, auf der Fahrt hierher in die Hosen gemacht?

    Und trotzdem werde ich wegen dieser Anspielungen nicht auf meine Remoulade verzichten. Nun erst recht nicht.

    Heute Abend werde ich einen Videoabend machen. Ich werde mir ein paar Quarterpounder bei Moll´s Diner, dem besten Burgerladen in L.A., holen und mir die alten Folgen der TV Serie Invasion von der Wega ansehen. Ich liebe die alten Serien in schwarzweiß. Hier geht es um einen Architekten. David Vincent. Er beobachtet die Landung eines UFOs und wird Zeuge, wie Außerirdische die Erde unterwandern und übernehmen wollen. Er ist eigentlich mit seinem Wissen genau so allein wie ich. Vielleicht mag ich die Serie genau aus diesem Grund.

    Nein, ich denke nicht. Letzte Woche habe ich mir alle Folgen der alten Serie der Brady Bunch angesehen. Und da sind es gleich 9 Hauptdarsteller. Mom und Dad Brady, die drei Mädchen und die drei Jungen und die Haushälterin. Einfach mal eine heile Welt mit den trivialen Problemen die jeder von sich kennt. Mir gefiel diese Serie sehr gut. Also nichts, von wegen Einsamkeit. Ach wie auch immer, ich werde auch dieses Meeting hinter mich bringen und auch die 2 Schadensfälle, die ich heute besuchen muss, werden mir den Tag nicht vermiesen.

    Na, habe ich Ihnen unsere Romanfigur nicht treffend beschrieben? Irgendwie lebt er in seiner kleinen eigenen Welt aus TV Serien und dem immer wiederkehrenden Selbstzweifel seines Lebens. Er hat es gelernt, sich mit seinen Missständen und seinem monotonen Leben zu arrangieren. Er ist immer der der schuld ist, der der alles abbekommt. Wenn jemand gesucht wird, dem man die Verantwortung für die Missgeschicke der Welt auferlegen kann, dann steht er immer in der ersten Reihe. Eigentlich sichert ihm diese Rolle seinen Arbeitsplatz. Niemand würde gern die Verantwortung für einen geplatzten Versicherungskunden übernehmen, niemand will auch irgendwie den Hauch einer Mitschuld tragen. Dafür gibt es Bateman.

    Auch an diesem Morgen sollte es wieder seine Paraderolle werden.

    Werfen wir einen Blick in die Chefetage der Mutual Life Insurance Consolidated Versicherung. Es ist pünktlich 9:00 AM. Alle Mitarbeiter sitzen, wie immer, in gewohnter Sitzordnung am Tisch des Konferenzraumes. Man kann sich den Tisch wie ein T vorstellen. Ich möchte nicht sarkastisch sein und es als einen doppelseitigen Galgen beschreiben, wobei dies als Symbolik durchaus zutreffen würde.

    Am Kopf des Tisches thront Blake Krakowski, der Chef des Außendienstes und Vorstandvorsitzender der Mutual Life Insurance Consolidated. Er ist 59 Jahre, in zweiter Ehe verheiratet und hat 4 Kinder. 3 aus erster Ehe und ein Kind mit seiner jetzigen Frau Trisha, die 31 Jahre jünger ist als er. An Wochenenden wohnt er in den Palisades bei seiner Frau. In der Woche bewohnt er ein Appartement direkt in L.A. Nicht selten sieht man ihn mit irgendwelchen minderjährigen Gespielinnen in den feinsten Restaurants. Es sieht dann immer so aus, als würde Harrison Ford mit seiner Tochter essen gehen. Wie diese Lovetoys ihre Rechnung begleichen kann sich jeder selbst ausmalen. Seiner Frau scheint dies wenig auszumachen, solange sie mit der goldenen Kreditkarte ihres Mannes dekoriert ist. In der Firma hält er sich allerdings zurück. Zumindest was die Angestellten angeht. Zwar flirtet er mit der weiblichen Angestellten, zieht es jedoch vor nicht in der Firmenkantine zu speisen. Allerdings bleibt es niemandem verborgen, dass sich immer wieder sehr junge Praktikantinnen bei ihm persönlich vorstellen, die jedoch nie ein wirkliches Praktikum innerhalb der Firma antreten.

    Um im Uhrzeigerlauf weiterzumachen, sitzt links neben Krakowski, Mary Winegarten. Ihr Alter ist eigentlich allen unbekannt. Ob das für sie ein Vorteil ist, möchte ich bezweifeln. Sie kann ihre Ende vierzig nicht verheimlichen. Rein äußerlich wirkt sie eher wie eine getunte Version von Meryl Streep als Bibliotheksangestellte. Sie ist das Gedächtnis von Blake Krakowski. Mitarbeitertermine, Konferenzen, Schulungen, Geburtstage oder Vorstandsgespräche. Sie hat alles im Kopf und erinnert Krakowski mindestens dreimal täglich an jeden Termin. Es ist für jeden offensichtlich, dass sie hoffnungslos in Krakowski verliebt ist. Sie hat einen kleinen Sprachfehler, sie lispelt leicht. Wenn sie jedoch mit Krakowski spricht scheint sie ihre Zunge nicht mehr kontrollieren zu können. Aus einem leichten Lispeln wird so schnell ein stolperndes Gezische. Trotz ihrer jungfräulichen Erscheinung, was sie immer wieder mit ihrem Sternzeichen Jungfrau erklärt, scheint sie es faustdick hinter den Ohren zu haben. Während eines Meetings entschuldigte sich Eileen Simpson, eine Kollegin von Bateman, um zur Toilette zu gehen. In der Pause zwischen dem Meeting erzählte sie ihren Kolleginnen, Jalloh und Spooner, dass sie aus der Nachbartoilette deutliche Stöhngeräusche gehört hätte. Da hatte jemand selbst Hand an sich angelegt. Als sie wenige Sekunden später zum Waschbecken ging, nachdem sie abgewartet hatte, bis die Person die Nachbartoilette verlies, stand dort Mary Winegarten. Sie soll sehr entspannt ausgesehen haben.

    Direkt neben Mary Winegarten, auf einer der Längsseiten des Tisches sitzt Henry Frobisher. Würde man einen Prototyp eines äußerlich perfekten Versicherungsvertreters anfertigen, so würde man Henry Frobisher erhalten. Er ist Mitte 30, modisch gekleidet, rhetorisch gebildet. Er ist das, was man einen Frauenheld oder auch einen idealen Verkäufertyp nennen würde. Dazu, er ist Single. Er ist seit gut einem Jahr bei der Mutual Life Insurance Consolidated. So richtig weiß man von ihm noch nichts. Er ist nun nicht introvertiert, er hält nur sein Privatleben aus der Firma raus. Seine Umsatzzahlen steigen langsam aber stetig. Wenn Sie mir meinen Vergleich mit den Hollywood Stars weiter erlauben, würde ich sagen, dass er eine etwas kleinere Version von Hugh Grant wäre.

    Kommen wir zu Keanu Reeves, besser gesagt zu unserer preisgünstigeren Ausgabe, Brody Bender. Er ist sportlich, was sich auch in seinem sportlichen Outfit zeigt, Gesundheitsbewusst und voller Energie. Er ist Ende 20, verlobt und ganz fest entschlossen mit seiner Freundin Betrisha eine Familie zu gründen. Er unterliegt noch der Illusion, sich durch Fleiß bis in die Vorstandsebene zu arbeiten. Nun ja.

    Neben Bender sitzt Steven Hannycut. Er ist Ende 30. Er ist das, was man einen zahlenverliebten Buchhaltertypen nennen würde. Er hat eine eher unscheinbare Erscheinung. Wenn Ihnen Edward Norton etwas sagt, Der rote Drache, mit Anthony Hopkins, er war der Ermittler, oder auch der zweite Teil des Hulks, da spielte er den Hulk, der sieht unseren Steven Hannycut. Trotz seiner unscheinbaren Erscheinung hat er etwas gewitztes, etwas berechnendes. Das rätselhafte bei ihm ist die Tatsache, dass er immer etwas notiert, selbst wenn Krakowski nichts gesagt hat, was es wert wäre notiert zu werden.

    Am Ende der rechten Tischlängsseite sitzt George Spengler. Unser Kurt Russell. Ehemaliger Soldat mit akkuratem Armyhaarschnitt. Er ist Mitte 40. Bei ihm hat man den Eindruck, als wäre er direkt von der Front des letzten Golfkrieges zum Dienst bei der Mutual Life Insurance Consolidated abkommandiert worden. Er wirkt etwas grobmotorig, wobei man erkennt, dass er gelernt hat seinen Körper als Waffe einzusetzen. Eine unschöne Eigenartig ist seine offensichtlich rassistische Einstellung, die er erst gar nicht versucht zu verbergen. Für ihn gibt es nur Amerikaner und Ausländer, egal in welchem Land er sich gerade selbst befindet. Bei Afroamerikanern kommt er schon ins stottern und disqualifiziert sich selbst, sehr zur Belustigung aller, indem er dann meist antwortet, dass es in hundert Jahren wahrscheinlich nur noch Amerikaner gibt, da man ja jeden ins Land ließe. Manche lernen es anscheinend nie.

    An der kurzen Seite des Tisches sitzt Mardechai Eppstein, unser Woody Allen. Er ist der einzige Sohn einer jüdischen Einwandererfamilie, die lange Zeit ein Leihhaus, einen sogenannten Pawn Shop, betrieben haben. Er ist Anfang 40. Er ist verheiratet, vorsorgend und sehr freundlich. Die Hälfte seines wöchentlichen Gehaltsscheck geht ohne Umwege zu seinen Eltern, die er, seit sie das Geschäft verkaufen mussten, unterstützt. Seine Mutter ist an Krebs erkrankt und nicht mehr in der Lage den Haushalt zu führen. Er ist für Bateman, der direkt an seiner linken Seite sitzt, fast wie ein Freund. Wahrscheinlich liegt es an seiner Familienbande, an die Fürsorge zu seiner Familie, die Mardechai Eppstein lebt, die ihn an seine eigene Familie erinnert.

    Wie bereits erwähnt kommt dann unsere Hauptfigur, Brad Bateman. Um Ihnen hier keinen Vergleich aus unserer Hollywood Star Reihe zu unterschlagen, würde ich hier in die Richtung des alten Leinwandhelden, Errol Flynn, gehen. Würde man Bateman´s Geschichte verfilmen wollen, wäre er wohl ein Schwarzweißfilm.

    Kommen wir zu unserem Paradiesvogel. Nelson Raddig. Unsere homosexuelle blonde Antwort auf Kevin Bacon. Er ist Anfang 30, wobei er es immer wieder betont, dass man Ladies nicht nach dem Alter fragt. Er macht aus seiner Homosexualität auch kein Geheimnis. Ganz im Gegenteil. Als er zur Mutual Life Insurance Consolidated kam, stellte er sich allen als Nelson Raddig vor, aber Freunde würden ihn auch Nelly nennen. Alles in allem muss man sagen, dass der Frauenwelt mit Nelson ein Prachtstück an Männlichkeit verloren geht. Er ist modisch, schon fast ausgeflippt gekleidet, was seinen athletischen Körper nur noch mehr betont. Er ist einer mit den stärksten Verkäufern im Team. Was sicherlich auch daran liegt, dass seine Kundschaft sich aus sehr vielen Angestellten verschiedenster Vergnügungsetablissements aus L.A. zusammensetzt. Da lässt man sich die Vorsorge, aber vor allem das Absichern der edelsten Körperteile etwas kosten. Seine tuckige Art ist dabei jedoch nicht aufdringlich, sondern hat eher etwas Liebevolles, Verständnisvolles. Und sein Schätzchen statt des eigenen Namens nimmt ihm niemand übel. Das ist eben Nelly. Sein Liebesleben ist weitgehend unbekannt. Was jedoch auffällt ist die Tatsache, dass er sehr oft von großen Limousinen nach Büroschluss abgeholt wird. Er versteht es zu leben.

    Dann haben wir noch unsere drei Amazonen.

    Direkt neben Nelson sitzt Abena, Abena Jalloh, eine Afroamerikanerin. Sie ist Anfang 30 und das Urbild an Weiblichkeit. Angela Bassett würde neben ihr verblassen. Sie ist mit ihrem schwarzen Riemchen High Heels gute 1,70 Meter. Sie ist schlank und doch an den richtigen Stellen mit der Üppigkeit gesegnet, die jede Frau neidisch machen würde. Und dazu ist bei ihr alles echt, was man in der heutigen Zeit nicht mehr von allen Frauen behaupten kann. Hier verschlägt es an warmen Sommertagen selbst Krakowski die Stimme, wenn man Abena im knappen Kleid sieht, bei dessen Oberteil sich ihre Brustwarzen deutlich abzeichnen. Dabei muss man erwähnen, dass sie keineswegs provokative Hintergedanken hat. Sie ist einfach die ungebändigte Natürlichkeit. Dazu ihr leicht orientalisches Parfum, was sie allein vom Duft unverwechselbar macht. Es ist wie ein Lockstoff, wie ein Köder, der die Beute anlockt und dann erbarmungslos zuschlägt. Wäre Bateman nicht so schüchtern, würde er als der Großwildjäger in die Geschichte der Mutual Life Insurance Consolidated eingehen, der die schwarze Raubkatze erlegt hätte. Sie hat ihm mehr als nur einmal Avancen gemacht.

    Ein ganz anderes Kaliber ist Eileen Simpson, unsere Charlize Theron der Mutual Life Insurance Consolidated. Sie ist das, was man schlechthin als männermordenden blonden Vamp bezeichnen würde. Gute 1,75 Meter ohne ihre Stilettos. Mit, kommt sie auf gute 1,85 Meter. Bei ihr hat man den Eindruck, als würde sie gerade

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