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Rough Ride - Rauer Ritt ins Glück
Rough Ride - Rauer Ritt ins Glück
Rough Ride - Rauer Ritt ins Glück
eBook233 Seiten3 Stunden

Rough Ride - Rauer Ritt ins Glück

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Über dieses E-Book

Heath Arlington lebt mit seinem Vater und seinen Angestellten auf einer Ranch in Montana. Er ist ein einsamer Wolf, der gern allein in der Natur unterwegs ist - bis Cam bei ihm anheuert. Der neue Cowboy zieht ständig seine Blicke auf sich, interessiert ihn mehr, als er sich zunächst eingestehen will. Erst ein Unglück öffnet Heath die Augen und er lässt sich auf eine Affäre ein. Doch ist Cam der richtige Mann für ihn?
SpracheDeutsch
Herausgeberdead soft verlag
Erscheinungsdatum13. Apr. 2015
ISBN9783945934074
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    Buchvorschau

    Rough Ride - Rauer Ritt ins Glück - Máili Cavanagh

    Màili Cavanagh

    Rough Ride –

    Rauer Ritt ins Glück

    Impressum

    © dead soft verlag, Mettingen 2015

    http://www.deadsoft.de

    © the author

    Cover:Irene Repp

    http://www.daylinart.webnode.com/

    Bildrechte:

    © outdoorsman – fotolia.com

    © underdogstudios – fotolia com

    1. Auflage

    ISBN 978-3-945934-06-7

    ISBN 978-3-945934-07-4 (epub)

    Sämtliche Figuren und Handlungen dieses Romans sind frei erfunden. Alle Ähnlichkeiten mit Lebenden und Verstorbenen sind deshalb rein zufällig und nicht beabsichtigt.

    Für Petra

    Wie würde Ray sagen?

    Do me a favor – and smile!

    Inhaltsangabe:

    Heath Arlington lebt mit seinem Vater und seinen Angestellten auf einer Ranch in Montana. Er ist ein einsamer Wolf, der gern allein in der Natur unterwegs ist – bis Cam bei ihm anheuert. Der neue Cowboy zieht ständig seine Blicke auf sich, interessiert ihn mehr, als er sich zunächst eingestehen will. Erst ein Unglück öffnet Heath die Augen und er lässt sich auf eine Affäre ein. Doch ist Cam der richtige Mann für ihn?

    Kapitel 1

    Montana, Frühjahr 1985

    Als Heath die Augen aufschlug, dämmerte es noch nicht einmal. Es war still auf der Ranch, von ein paar Vögeln, die fröhlich zwitschernd den Tag begrüßten, und Pete, dem Koch, der unten in der großen Küche mit den Töpfen und Pfannen klapperte, einmal abgesehen. Pete und seine Frau Rosita kümmerten sich bereits seit über achtzehn Jahren um den Haushalt. Heaths Vater Henry hatte die beiden eingestellt, damals, in den 1960ern. Der mittlerweile 57jährige Pete war verwundet aus dem Vietnamkrieg gekommen und zog seitdem sein steifes linkes Bein nach, und Rosita, die damals kein Wort Englisch, sondern nur Spanisch gesprochen hatte … Nun, Henry Arlington interessierte die Vergangenheit oder Hautfarbe seiner Leute nicht, solange sie gut arbeiteten. Er fragte nicht nach Religion, nach politischen Ansichten oder Vorstrafen. Manche nannten dies tolerant und zu gutmütig, andere einfach gefährlich oder blind. Sein alter Schulfreund Ben Ashcroft hatte sogar einmal prophezeit, dass ihn das eines Tages das Leben kosten würde.

    Seit dem Tod von Heaths Mutter Mary war Rosita die einzige Frau auf der Ranch, eine resolute, etwas füllige Mexikanerin mit schwarzen Haaren, die mittlerweile von grauen Strähnen durchzogen waren, und deren herzliches Lachen schon früh morgens durch das ganze Haus klang. Doch das war selten geworden in den letzten Monaten.

    Rosita hatte nie versucht, Heaths Mutter zu ersetzen, aber sie war seit ihrem Tod die so genannte ‚gute Seele‘ im Haus.

    Sie kümmerte sich um die Wäsche, bügelte, putzte, bezog einmal in der Woche die Betten, fütterte die Hühner, molk die Kühe und half Pete in der Küche. Doch sie war weitaus mehr als nur eine Haushaltshilfe. Immer hatte sie ein offenes Ohr, für jeden auf der Ranch, egal welche Sorgen oder Nöte derjenige hatte.

    Heath sah aus dem Fenster, nahm sich die Zeit, die noch herrschende Ruhe zu genießen, die Wärme seines Bettes, bis ihm die Einsamkeit darin wieder bewusst wurde.

    Mit einem frustrierten Seufzen drehte er sich auf den Rücken und starrte an die Zimmerdecke.

    Die Katze, die auf seinen Beinen geschlafen hatte, protestierte dagegen laut maunzend, sah ihn beleidigt an, sprang vom Bett und verließ mit hochgerecktem Schwanz das Zimmer durch die nur angelehnte Tür. Heath vermutete, dass sie die Treppe runter direkt in die Küche gehen würde, um Pete anzubetteln. Wie jeden Morgen seit jenem Tag, an dem sie hier struppig und abgemagert aufgetaucht und einfach geblieben war.

    Heath seufzte erneut, diesmal genervt, als er seine Morgenlatte spürte. Es war über ein halbes Jahr her, dass er das letzte Mal Sex gehabt hatte. Doch es war nicht mehr gewesen, als die Befriedigung eines Bedürfnisses, schnell und anonym in seinem Auto auf einem Parkplatz, mit einer Rothaarigen, die zu betrunken gewesen war, um sich seinen Namen zu merken.

    Es war schwer, eine Frau zu finden, die hier draußen mit ihm leben wollte, auf einer Rinderranch, die weit ab vom Schuss lag. Die nächste Stadt, Broadus, war 30 Meilen entfernt und hatte gerade mal 497 Einwohner. Es gab eine Bank, einen Friseur, den alten Arzt George Weston, der ihn auf die Welt geholt hatte, eine kleine Schule, eine Postfiliale, zwei Diner, Phils Drugstore, einen größeren General Store, zwei konkurrierende Tankstellen, Andys Autowerkstatt, die Town Hall, drei Bars, einige weitere Läden und natürlich das Sheriff Office. Dazu noch die kleine katholische Kirche St. David Parish, denn die meisten Menschen in Montana waren Katholiken.

    Ein Kino oder Theater suchte man jedoch vergebens und wenn man in der örtlichen Bücherei eine Neuerscheinung ausleihen wollte, musste diese erst einmal bestellt werden und war, wenn sie endlich ankam, eigentlich bereits ein alter Schinken.

    Das gesellschaftliche Highlight des Jahres war für die Einwohner dieses Nestes das Feuerwerk zum 4. Juli.

    Daneben gab es noch die Crazy Days, das Chokecherry Festival, einige Rodeos und das Buffalo Shoot, ein Preisschießen, bei dem er bereits drei Mal als Sieger hervorgegangen war.

    Aber ansonsten bot die Stadt nicht viel. Sie hatte keine Touristenattraktion, wenn man vom Powder River Historical Museum und den dort ausgestellten Stücken aus der Pionierzeit sowie den extra für die Pferdekutschen zum Wenden breit angelegten Straßen absah, die immer noch erhalten waren, und die ab und zu Touristen anzogen, die es in diese Gegend verschlagen hatte.

    Wie alle Kleinstädte hatte Broadus mit der Überalterung der Einwohner zu kämpfen.

    Die Stadt lebte von den Farmen und Ranches der Umgebung, denn die Landwirtschaft war in  Montana der wichtigste Wirtschaftszweig. Im Nordosten wurden hauptsächlich Weizen, Gerste und Mais angebaut, im Süden hatten sich die Viehzüchter angesiedelt. Im Nordwesten beherrschten weitläufige Wälder das Bild.

    Viele junge Leute verließen die Gegend, wenn sie ihren Schulabschluss hatten. Sie begannen irgendwo zu studieren und nur die wenigsten kehrten zurück.

    Heath war hier aufgewachsen auf der Ranch, die bereits sein Großvater erbaut hatte. Damals noch ohne Strom und fließend Wasser, ohne Telefon und Heizung. Es waren harte Zeiten gewesen Ende des 18. Jahrhunderts, jeder Tag ein Kampf um das Überleben, obwohl der Boden der Gegend fruchtbar war und der Powder River die lebensnotwendige Wasserversorgung für Mensch und Tier sicherstellte.

    Trotz aller Neuerungen war es hier draußen immer noch ein einsames Leben, fernab von Kultur und dem, was sich junge Leute wünschen.

    Auch Heath hatte es nach der High School weggezogen. Ein paar Wochen hatte er das Leben fern des Elternhauses genossen. Partys, durchfeierte Nächte, Fast Food.

    Aber sein Entschluss wieder zurückzukehren, hatte von vornherein festgestanden.

    Heath mochte das Leben auf der Ranch, in der Natur, mit all den Tieren und der Abgeschiedenheit. Er konnte sich einen Bürojob mit festen Arbeitszeiten und dem Blick auf ein Hochhaus nicht vorstellen. All diese verhärmten Anzuggestalten, die ihre Aktentaschen umklammerten, durch die Schluchten der Stadt hetzten, immer dem Geld oder dem nächsten Auftrag hinterher.

    Nein, das war nichts für ihn. Er brauchte den Anblick von grünen Weiden, die Sonnenauf- und -untergänge, sternenklare Nächte, in denen er auf der Veranda saß und dem Zirpen der Grillen lauschte. Er liebte es, mit seinem ungebärdigen Hengst über das Land zu preschen. Zog die kaum gezügelte Wildheit und Lebendigkeit des Tieres unter sich jedem Jeep vor, die sich viele der anderen Rancher der Bequemlichkeit wegen angeschafft hatten. Das raue Land, die Jahreszeiten, die er hautnah spürte. In der Stadt hatte er manchmal das Gefühl gehabt, keine Luft mehr zu bekommen, zu ersticken. Diese Enge, der Lärm der Autos …

    Die ersten Nächte waren der Horror gewesen. Ein Mehrbettzimmer im Studentenwohnheim, das ständige Türengeklapper, die Schritte auf dem Gang, dieses Nie-zur-Ruhe-kommen. Er hatte kaum ein Auge zugetan und sich am nächsten Tag wie gerädert gefühlt.

    Mit seinen guten Noten hätte er das Studium wahrscheinlich erfolgreich abgeschlossen. Aber es war alles anders gekommen.

    Seine zweite Freundin Linda McKinsey hatte er in der Mensa der Montana State University Billings kennengelernt. Sie war genauso alt wie er gewesen, hatte jedoch Jura studiert, während er sich der Land- und Agrarwirtschaft gewidmet hatte, um später effektiver auf der Ranch wirtschaften zu können.

    Doch ihre Beziehung hatte nicht lange gehalten, gerade mal sechs Wochen. Dann war Heaths älterer Bruder Alex bei einem Autounfall gestorben. Auf dem Weg zurück von der Geburtstagsfeier eines Freundes war er bei strömendem Regen mitten in der Nacht mit einem entgegenkommenden Fahrzeug zusammengestoßen. Er hatte getrunken, nicht viel, aber offenbar genug, um die Kontrolle über seinen Wagen zu verlieren. Vielleicht war er einen Moment unaufmerksam gewesen – oder kurz eingeschlafen. Der einzige Trost, den Heath hatte, wenn er an ihn dachte, war, dass der Sheriff gesagt hatte, er sei sofort tot gewesen.

    Er hatte am Telefon davon erfahren, am Morgen. Sein Vater hatte ihn angerufen. Ein einziges geflüstertes Wort: „Alex …"

    Heath wäre fast der Hörer aus der Hand gefallen, er hatte gezittert und natürlich versprochen, sofort loszufahren.

    Und so war Heath auf die Ranch zurückgekehrt. Restlos überfordert mit der Trauer seiner Eltern, mit seiner eigenen Trauer. Seine Mutter war nur noch ein Schatten ihrer selbst gewesen, nicht mehr in der Lage, den Haushalt zu führen oder irgendetwas für die Beerdigung zu organisieren. Sie hatte seine Ankunft kaum wahrgenommen und Heath war beim Blick in ihre Augen erschrocken, so leer waren sie gewesen.

    Sie hatte unbedingt einen offenen Sarg gewollt, aber nachdem Heath mit dem Bestatter gesprochen und selbst einen letzten Blick auf seinen Bruder geworfen hatte, hatte er so lange auf sie eingeredet, bis sie davon irgendwann abließ.

    Und dafür hatte sie ihn gehasst.

    Er war geblieben, da es seiner Mutter von Tag zu Tag schlechter gegangen war. Ein Teil von ihr war mit ihrem ältesten Sohn gestorben.

    Sie hatte nicht mehr gesprochen, nicht mehr gegessen und ihre Tage nur noch damit verbracht, in ihrem Lieblingssessel zu sitzen und aus dem Fenster zu starren, eines von Alex’ Hemden in den Händen, das nass war von ihren Tränen.

    Weder Heath noch sein Vater waren an sie herangekommen, auch wenn sie stundenlang neben ihr gesessen und mit ihr geredet hatten.

    Auch heute noch schmerzte es ihn, wenn er an diese Zeit dachte. Seine Ohnmacht, sein Unvermögen, ihr helfen zu können, seine eigene Trauer, die ihm Albträume bescherte, in denen er seinen Bruder sterben sah. Ohne ihm helfen zu können, ohne noch einmal mit ihm sprechen zu können, Ungesagtes zu sagen, sich für Fehler zu entschuldigen, Abschied zu nehmen. Und immer wieder Alex in diesem Sarg, sein zerschmettertes Gesicht …

    Und ja, er war auch verletzt gewesen. War er gar nichts wert? Waren er und sein Vater es nicht wert gewesen, dass sie weiterleben wollte?

    Jedes Mal, wenn er seine Mutter umarmte, hatte er ihren Widerstand gespürt.

    „Nimm es nicht persönlich", sagte sein Vater – und er hatte es doch getan. Daran hatten auch Henrys Hand und der verstehende Druck auf seine Schulter nichts geändert.

    Nur in der Kirche, in die sie jeden Sonntag fuhr, fand sie Trost. Stets in schwarz, mit dem Gesangbuch ihrer Großmutter, dessen Seiten im Laufe der Jahrzehnte abgegriffen und vergilbt waren und dessen Ledereinband mit den goldenen Lettern brüchig geworden war.

    Aber auch die langen Gespräche mit Father Joshua Donaghue hatten ihr nicht den Lebensmut zurückbringen können. Keine Gebete, kein stundenlanges Beichten nicht vorhandener Sünden.

    Henry hatte mit ihr wegfahren wollen, doch sie weigerte sich.

    Er hatte sie angefleht, wieder am Leben teilzuhaben, er hatte geschrien, geflucht, gebettelt, gebeten. Am Ende jedoch hatte ihre Verzweiflung gesiegt.

    Sie war sechs Monate nach der Beerdigung an Herzversagen gestorben. Oder eher an ihrem gebrochenen Herzen, wie der Arzt beim Ausstellen des Totenscheins es ausgedrückt hatte.

    Natürlich hatte sie ihre letzte Ruhe neben ihrem geliebten Sohn gefunden. Ein kleiner Engel schmückte ihren Grabstein aus Granit.

    Die ganze Stadt war zur Beerdigung gekommen, ein Meer aus Kränzen und Gestecken hatte ihren Sarg bedeckt. Vor allem Lilien, ihre Lieblingsblumen.

    In der Zeit danach hatten er und sein Vater sich gegenseitig Halt gegeben. Sie schwelgten in Erinnerungen, redeten nächtelang miteinander und versicherten sich immer wieder, dass niemand Schuld hatte, auch wenn ihre Gefühle ihnen das Gegenteil vermittelten. Eine doppelt getragene Trauer, die sie nur gemeinsam schultern konnten. Eine Trauer, die Vater und Sohn als letzte Überlebende einer Familie enger zusammenschweißte als die glücklichen Jahre vorher.

    Heath war nicht mehr auf die Universität zurückgekehrt.

    Er hatte noch ein paar Mal mit Linda telefoniert, dann hatte sie die Beziehung mit einem kurzen Brief beendet.

    Sein Vater hatte einige Zeit gebraucht, um über den Verlust seiner Frau, so kurz nach dem Tod seines Sohnes, hinwegzukommen. Heath hatte ihn unterstützt, wo er nur konnte und dabei das eigene Leid zurückgedrängt, es so gut als möglich verdrängt, da er die emotionale Labilität seines Vaters spürte. Er wusste, einer musste stark sein, sollte das Leben weitergehen.

    Seine Erinnerungen hinter sich lassend schälte Heath sich gähnend aus dem Bett und stand auf.

    Nachdem er geduscht hatte, zog er sich an. Eine Jeans, ein Hemd, darüber eine Weste. Maßangefertigte Stiefel, damit er nicht bei der Arbeit aus dem Steigbügel rutschte, und ein aufwendig verzierter Ledergürtel mit einer breiten Schnalle, mehr Schmuck als Notwendigkeit, bildeten den Abschluss. Was fehlte, war der breitkrempige Hut, der ihn vor der Sonne schützen sollte, aber der lag unten auf der Kommode hinter der Eingangstür.

    Ehe er hinunterging, um zu frühstücken, sah er kurz in das Schlafzimmer seines Vaters. Die Tür war offen. Für den Notfall.

    Das leichte Heben und Senken der Bettdecke zusammen mit den Schnarchgeräuschen verriet, dass sein Vater noch schlief.

    Gut.

    Heath würde sich später zusammen mit Rosita um ihn kümmern, wenn er Hilfe benötigte. Jetzt sollte er noch seinen wohlverdienten Schlaf genießen.

    Erst einmal folgte er dem Kaffeeduft runter ins Esszimmer. Pete hatte bereits den Tisch für ihn gedeckt. Eier und Speck, Toast, ein Glas Saft und Kaffee. Genau das Richtige für einen langen und harten Tag im Sattel.

    In der Küche lief leise das Radio. Er lauschte dem Wetterbericht, der einen sonnigen Tag versprach. Die Regenwahrscheinlichkeit lag bei unter zehn Prozent.

    Nach dem Frühstück besprach er sich draußen auf dem Hof mit Sam Campell, der der Vormann und sein Freund war, seine rechte Hand, sein schlechtes Gewissen, sein lebender Terminkalender …

    Heath hatte seit einigen Monaten gänzlich die Führung der Ranch übernommen, nachdem sein Vater vor einigen Jahren nach einem Unfall bereits kürzergetreten war. Es war schwer gewesen, in seinem Alter von den Männern als Boss anerkannt zu werden, auch wenn er genau so viel Ahnung von der Arbeit hatte wie sie. Aber die meisten waren mindestens zehn Jahre älter als er gewesen und hatten ihn für neunmalklug und besserwisserisch gehalten. Das hatte sich erst im Laufe der letzten Jahre gebessert. Heath war sich nicht zu schade, mit anzupacken oder den Stall auszumisten. Er verlangte nichts von den Männern, was er nicht selbst tun würde und so hatte er sich langsam den Respekt der anderen verdient.

    Sam hatte ihm immer zur Seite gestanden, ihm aber auch auf den Kopf zugesagt, wenn er eine Entscheidung für Bockmist hielt. Er war loyal und kannte die Ranch wie seine Westentasche. Dafür ließ Heath ihm freie Hand. Er wusste, er konnte sich blind auf ihn verlassen. Und wenn die Zeit es erlaubte, spielten sie sogar zusammen eine Partie Schach.

    Sam war schon auf vielen Ranches gewesen und dort mit seiner direkten und manchmal verletzenden Art angeeckt. Aber genau das war etwas, das der alte Henry Arlington an ihm schätzte.

    Ringo, der Hofhund, eine nicht mehr nachvollziehbare, aber umso beeindruckendere Mischung, den Heath letztes Jahr beim Pokern gewonnen hatte, lag schläfrig auf der Veranda und sah zu den beiden rüber.

    Als Heath wieder ins Haus ging, kam er mit – vermutlich mit der Hoffnung, die Reste des Frühstückes zu bekommen.

    Heath holte tief Luft, stieg dann langsam die Treppenstufen hoch und klopfte an die Tür.

    Sein Vater sah auf, lächelte. Es ging ihm gut, heute brauchte er keine Hilfe beim Waschen oder Anziehen. Im Stillen dankte Heath dafür – Gott, dem Schicksal oder wer auch immer dafür zuständig war.

    Es war für ihn eine Qual zu sehen, wie der Körper seines Vaters von Tag zu Tag zerfiel, wie

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