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Die Zeit ist der Liebe Tod
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eBook359 Seiten6 Stunden

Die Zeit ist der Liebe Tod

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Über dieses E-Book

Eine deutsche Durchschnittsfamilie hat sich mit dem Bau eines Hauses finanziell, körperlich und seelisch übernommen. Für Familienleben und persönlichen Freiraum bleibt weder Zeit noch Lust. Da schlägt das Schicksal zu. Mit einem der größten Lottogewinne die bis dato zur Auszahlung gekommen sind, macht unsere Familie den Reibach. Träume und Sehnsüchte werden wahr. Es ist der Ausstieg aus unserer Konsumgesellschaft. Eine Insel in der Südsee, aber ohne Entbehrung und Verzicht. Der Luxus geht mit. Dazu kommt unverhofft noch mehr Geld. Unvorstellbar. Warum soll man verzichten, selbst wenn der Reichtum nicht gebraucht wird? Doch bald erfahren sie, dass dieser Landstrich seine eigenen Gesetze hat. Alles wiederholt sich. Seinem Schicksal entgeht niemand und jeder nimmt das Seine mit.
Dieses Buch entführt dich auf eine Reise, die in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts beginnt und über einen längeren Zeitraum spielt. Es wird dich in die Welt von Miriam Sander versetzen, welche die früher geltende Rolle der Frau verinnerlicht hat. Die brav in allen Dingen ihrem Mann folgt, bis Fortuna in ihr Leben tritt und alles auf den Kopf stellt. Von unsagbarem Glück, über die außergewöhnlichsten Abenteuer, Einsamkeit, Verzweiflung und bis in die Nähe des Todes. All das bestimmt nun ihr Leben und verändert sie. Kann das eine Partnerschaft auf Dauer aushalten?
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum12. Okt. 2020
ISBN9783347123427
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    Buchvorschau

    Die Zeit ist der Liebe Tod - Elisabeth Kothe

    EINLEITUNG

    Eine deutsche Durchschnittsfamilie hat sich mit dem Bau eines Einfamilienhauses finanziell, körperlich und seelisch total übernommen. Für Familienleben und persönlichen Freiraum bleibt weder Zeit noch Lust. Da schlägt das Schicksal zu. Mit einem der größten Lottogewinne, der jemals zur Auszahlung gekommen ist, macht unsere Familie den Reibach. Träume und Sehnsüchte werden wahr. Für unsere Familie ist es der Ausstieg. Weg aus unserer Konsumgesellschaft. Eine Insel in der Südsee. Aber ohne Entbehrungen und Verzicht? Der Luxus geht mit. Dazu kommt noch mehr Geld, unverhofft und unerwartet. So reich. Unvorstellbar. Warum sollte man verzichten, auch wenn der Reichtum nicht gebraucht wird. Doch bald, sehr bald erfahren sie, dass dieser Landstrich seine eigenen Gesetze hat. Alles wiederholt sich. Seinem Schicksal entgehet niemand. Jeder nimmt das Seine mit.

    Mit diesem Buch habe ich begonnen, als ich selbst in einer schweren finanziellen und persönlichen Krise war. Meine Gedanken; was wäre wenn ich jetzt reich wäre? Da das nicht der Fall war, wollte ich mir eine Geschichte schön schreiben. Ich fing an und mein Vorhaben schien zu gelingen. Auf einmal entwickelte mein Buch ein Eigenleben. Nichts wurde so, wie ich es geplant hatte. Im Laufe des Schreibens kam mir die Erkenntnis, dass man nicht weglaufen kann und egal wo man sich befindet, im Endeffekt lebt man sein Leben. Dieses Buch hat mir die Kraft gegeben mein Schicksal endlich anzunehmen und mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln zu leben.

    Alles in diesem Buch ist frei erfunden. Nur Länder, Städtenamen habe ich verwand. Die örtlichen Gegebenheiten entsprechen meiner Phantasie. Sollten Namen oder Geschehnisse irgendeiner Person ähnlich sein, ist es reiner Zufall.

    DIE FAHRKARTE IN EINE ANDERE WELT

    Heute ist wieder so ein Tag, nur Stress und Hetze. Der Boss ist schlecht gelaunt, die Kunden nörglerisch und ich muss ehrlich gestehen, auch ich bin nicht besonders gut in Form. Heute beginnt wieder einmal das von so vielen geliebte Wochenende. Ich kann dies nicht verstehen, von wegen Erholung und Vergnügen. Nichts von dem erwartet mich. Neidisch höre ich meinen Kolleginnen zu. Sie erzählen vom Ausgehen vom Wochenendurlaub mit tollen Männern. Wie sie verwöhnt werden usw. Ich kann es schon nicht mehr hören. Was erwartet mich? Wäsche waschen, sauber machen, Eltern besuchen, mit den Kindern spielen und im Garten arbeiten.

    Dabei hatten wir wirklich einmal ein recht schönes und gemütliches Leben. Als ich meinen Mann Rolf kennen lernte, war ich süße siebzehn und mein Mann zwanzig Jahre. Drei Jahre gingen wir zusammen. Wir waren in einer großen Klicke und hatten viel Spaß. Mit neunzehn hatte ich meine Lehre als Bürokauffrau abgeschlossen und verdiente gutes Geld. Ein bisschen legte ich neben hin. Das meiste wurde aber verbraten, wie man so schön sagt. Rolf hatte eine Stelle als Dreher in einer großen Firma. In seiner Freizeit motzte er mit Freunden Autos auf um sich nebenher noch ein paar Mark zu verdienen. Rolf dachte anders als ich. Er war sehr sparsam, plante für die Zukunft. Er wollte eine Familie, ein Haus und sich beruflich selbstständig machen, indem er seine Meisterprüfung ablegen wollte. Ich wollte gerade das Gegenteil. Leben, genießen, feiern und reisen. Die große Welt sehen und erleben.

    Als ich zwanzig war, meldete sich unser Sohn Micha an. Wir beschlossen zu heiraten. Eine kleine Wohnung war schnell gefunden und unter Mithilfe der Eltern richteten wir uns unser kuscheliges Nest ein. Unsere Hochzeit traumhaft. Ich war glücklich.

    Nach der Geburt unseres Sohnes ging ich weiter halbe Tage arbeiten. Vier Jahre später meldete sich unsere Tochter Tina an. Nun wurde es etwas eng in unserer Wohnung. Meine Schwiegermutter war mit der Pflege von zwei Kindern überfordert und meine Mutter ging selber noch arbeiten. So beschlossen wir, dass ich vorerst zu Hause bleibe. Wir suchten uns eine größere Wohnung und fanden sie auch. Die Kosten stiegen und das Geld wurde knapper. Es gab keinen Urlaub mehr und auch die Einladungen von Freunden und Bekannten wurden weniger. Mit fadenscheinigen Ausreden sagten wir ab. Meistens hatten wir keinen Babysitter, kein Geld für Geschenke oder Rückeinladungen. So wurde ein Traum meines Mannes immer unwahrscheinlicher. Der Traum vom Eigenheim. Ich hatte vor einigen Jahren in einen kleinen Ort, nahe unserer Wohnung, von einer Großtante ein Baugrundstück geerbt. Hatte ich ganz vergessen. Als dieses erschlossen wurde, beschlossen mein Mann und meine Eltern, sowie Schwiegereltern, dass, wo sowieso Kosten auf uns zukommen würden, nun gebaut werden sollte. Ich wurde eigentlich gar nicht gefragt. Rolf rechnete mir vor, es kommen kaum mehr Kosten auf uns zu, als wir eh bezahlen. Das Grundstück ist da, außerdem ein entsprechender Bausparvertrag mit sehr niedrigen Zinsen. Zu dem wollten uns unsere Eltern unterstützen. Rolf und ich sind Einzelkinder. Also konnten wir bauen, ohne große Probleme, dachten wir.

    Es kommt immer alles anders als man denkt. Kosten kamen auf uns zu an die wir im Traum nicht gedacht hatten. Erschließung, Kanal und Anliegergebühren, Architektenkosten sowie Material und Lohnkosten. Von der drastischen Zinserhöhung ganz zu schweigen. So kam es, dass unser geplantes Geld, trotz aller Sparsamkeit, nicht reichte. Der Baukredit musste erhöht werden. Um die Rückzahlungsverpflichtungen tragen zu können, mussten wir in ein halbfertiges Haus ziehen. So sparten wir die Miete ein. Da es finanziell noch immer ziemlich eng war, beschloss ich wieder arbeiten zu gehen. Mit einer Halbtagsstelle war es nicht getan. Ich musste eine Ganztagsstelle annehmen und hatte Glück. Ich konnte wieder in meiner alten Firma arbeiten. Meine Mutter erklärte sich bereit, da sie nun nicht mehr arbeitete, in der Woche auf meine beiden Kinder aufzupassen.

    Mutter kam in den ersten Jahre schon morgens um sieben, wenn ich aus dem Haus musste, zu uns und brachte die Kinder in die Schule bzw. in den Kindergarten. Inzwischen gehen sie beide zur Schule und Micha nimmt seine kleine Schwester, zwar unter meckern und murren, mit. Die Schule ist nur ein Straßenzug von der Wohnung meiner Eltern entfernt. Tina findet inzwischen den Weg zur Omi alleine. Wenn ich von der Arbeit komme, hole ich die beiden dort ab. Da weder Rolf noch ich in der Kantine essen, koche ich immer abends noch ein volles Essen. Diese gemeinsame Mahlzeit ist für uns alle sehr wichtig. Danach kommt spülen, Hausaufgaben nachsehen und was sonst noch so anfällt. Zeit für meine Kinder habe ich kaum. Auch die Gespräche zwischen mir und meinem Mann sind auf das Nötigste beschränkt. Für mich ist überhaupt keine Zeit mehr vorhanden. Ein Bummel mit Freundinnen, Kaffeeklatsch oder gar regelmäßige Friseurbesuche, daran ist überhaupt nicht zu denken. Und dann das dauernde schlechte Gewissen gegenüber meinen Kindern und meinem Mann. Ich glaube, sie vermissen mich auch sehr. Die doppelte Belastung forderte von mir Tribut. Ich bin gereizt und nervös, schreie die Kinder, oft ohne ersichtlichen Grund, an oder breche einen Streit um Belanglosigkeiten mit Rolf vom Zaun. Dieser versteht es nicht. Meistens verlässt er postwendend die Wohnung und kehrt später mit einer leichten Fahne wieder zurück. Dann bin ich erst recht sauer. All diese Gedanken gehen mir spontan durch den Kopf.

    Endlich ist Feierabend. Ich muss mich beeilen. Schnell raffe ich meine Sachen zusammen, die Tür vom Büro ist offen, nichts als raus. „Au, verdammt", beinahe hätte ich laut geflucht. Gerade konnte ich einen Fluch noch unterdrücken. Um ein Haar wäre ich mit unserem Nesthäkchen Kati zusammengestoßen, die es eben so eilig hatte wie ich. Stattdessen kommt mir: „Ich wünsche dir ein schönes Wochenende. Fährst du wieder zu deinem Freund?", wie geschmiert über die Lippen. „Nein ich fahre zu Bekannten in den Vogelsberg. Die haben sich da ein altes Bauernhaus gekauft und machen jetzt einen auf Aussteiger. Wenn es meinem Tommi und mir gefällt, machen wir dort mit. So richtig, mit Kühe melken und so. „Du unter ner Kuh, das kann ich mir so richtig vorstellen. Bei dem Gedanken muss ich unwillkürlich lachen, obwohl so etwas wie Neid in mir aufkommt. Ich habe gar nicht gewusst, dass ich zu solchen negativen Gefühlen überhaupt fähig bin. Julia ist so frei und unkompliziert. Sie sagt was sie denkt, fühlt und tut auch das, was sie für richtig hält. Wenn ihr halt ihr jetziges Leben keinen Spaß mehr macht, steigt sie einfach aus und fängt was Neues an. Ob ich auch den Mut zu solch einer Entscheidung hätte? Ich weiß nicht. Heute ist vielleicht ein komischer Tag. Mir gehen so viele dumme Gedanken im Kopf herum, dabei bin ich sonst doch eher eine Optimistin.

    Man, es ist schon sehr spät geworden. Ich muss mich ganz schön beeilen, aber nicht nur denken, sondern es auch tun! Der Fahrstuhl ist übervoll, wie immer. Dann nichts wie die Treppe runter. Gymnastik für die Figur. Gott sei Dank habe ich heute mal das Auto bekommen und muss nicht noch auf Rolf warten, damit er mit mir einkaufen fährt.

    Es ist nicht einfach das Auto aus der engen Parklücke herausgefahren. Ich bin ganz schön ins Schwitzen gekommen. Mit meinen Fahrkünsten ist es nicht so weit her, ich fahre zu selten. Eingekauft wird auf dem Nachhauseweg liegenden Supermarkt. Mutti hat mir gestern Abend auch noch ihren ellenlangen Einkaufzettel zugesteckt. Das hält mich zusätzlich auf, aber absagen, das ist nicht drin. Mutti wäre ganz schön beleidigt. Endlich angekommen geht die Suche nach dem Parkplatz los. Da will einer wegfahren. Ich stelle mich schnell mit dem Auto so, dass mir niemand den Platz streitig machen kann. Hinter mir hupt jemand wie verrückt. Na ja, ist mir auch zu blöd. Immer toben lassen, hat bestimmt auch Frust gehabt auf der Arbeit. Den muss er nun wohl irgendwie loswerden. Drauf auf den Parkplatz, raus aus dem Auto und rein ins Gewühl. Hoffentlich vergesse ich nichts. Gemüse, Fleisch, Wurst usw. Irgendetwas fehlt mir noch. Was war es nur? Es will mir einfach nicht einfallen. An der Kasse lasse ich mir noch was zum Naschen für meine beiden und für mich geben. Ich nasche auch für mein Leben gern. An manchen meiner Körperstellen kann man das auch schon recht gut sehen. Weiter geht es mit dem Auto in Richtung Heimat. Mutti steht schon am Fenster und erwartet mich. Ganz vorwurfsvoll schaut sie mir entgegen. Jetzt darf ich sie nicht zu Wort kommen lassen, sonst bekomme ich wieder etwas zu hören?" „Hallo Mama." Küsschen auf beiden Wangen. „Wie war es denn heute mit den beiden? Waren sie verträglich oder haben sie sich wieder gezankt?" Aha, die Stirnfalten glätten sich. Jetzt gibt es wenigstens keine dummen Fragen mehr und auch keine Vorwürfe, weil ich etwas spät bin. Alles nur Taktik. „Komm rein." Sie dreht sich um und geht in die Küche. „Die Kinder waren ausgesprochen brav. Micha hat noch nicht einmal Tinchen geärgert und das soll schon was heißen. Außerdem hat Micha eine zwei in der Mathearbeit bekommen, was sagst du dazu? „Das finde ich großartig. Dafür bekommt er was von mir. Ich strahle, als ob ich diese gute Leistung erbracht hätte. Micha besucht das Gymnasium. Er ist ein guter Schüler. Das kann ich sagen, ohne aufzuschneiden. „Möchtest du eine Tasse Kaffee und ein frisches Stück Streuselkuchen. „Nein danke Mama, ich würde ja gerne, aber Rolf kommt heute früher nach Hause. Wir wollen noch die Bäume pflanzen. Vielleicht gibst du mir etwas Kuchen mit. Mutti stimmt zu.

    „Mama, Mama, schau mal was wir heute in der Schule gemacht haben!" Meine süße Tina kommt auf mich zu gerannt und hält mir einen Kartoffeldruck unter die Nase. „Sehr schön mein Engelchen"; ich hebe sie hoch und drücke ihr ein Küsschen auf die rosigen Wangen. „Komm, räum schnell deine Sachen zusammen. Papi wartet sicher schon auf uns. „Ist Papi schon zu Hause? Wie ein Wirbelwind ist die Kleine verschwunden. Manchmal könnte man richtig eifersüchtig werden. Tina und Rolf sind ein Herz und eine Seele. Dafür hängt Micha wieder mehr an mir. Das soll ja angeblich normal sein, habe ich gehört. Tina ist schnell wieder zurück und Mama drückt mir die Sachen der Kinder in die Hand und einen Kuss auf die Wange. „Danke Mutsch, wenn ich dich nicht hätte. Ich wünsche dir und Paps ein schönes Wochenende. Komm Tinchen, Micha wartet schon unten auf uns."

    Micha steht schon beim Auto und winkt zur Omi hoch. Ein schlimmer Verkehr ist das heute. Wir brauchen lange um durch die Stadt zu kommen. Um halb fünf kann ich endlich die Haustüre aufschließen. Die Kinder helfen mir noch die eingekauften Sachen in die Küche zu tragen. Rolf ist noch nicht zu Hause. Jetzt wird erst mal ein guter Kaffee aufgestellt, die Zeitung und die Post rein geholt. Hoffentlich ist keine Post da. Meistens sind es doch nur Rechnungen. Wie gedacht, ein komisches Ziehen macht sich im Bauch breit, außer Werbung liegt ein Brief vom Stromversorger im Briefkasten. Dieser Brief kann nichts Gutes verheißen. Die Jahresabrechnung für Strom ist fällig. Wir haben eine Elektroheizung und hatten in diesem Jahr einen sehr kalten Winter. Ich wende den Brief hin und her, als könnte ich damit was an dessen Inhalt ändern. Bevor ich das Schreiben öffne, werde ich mir einen Kaffee einschenken und dann erst den Brief öffnen.

    Meine Angst war berechtigt. Das Ergebnis haut mich glatt vom Hocker. Zweitausenddreihundert DM beträgt die nächste Rate. Zweitausenddreihundert DM. Wo soll das Geld denn herkommen? Meine Gedanken drehen sich im Kreis. Immer wieder um dieselbe Frage, nur eine Antwort finde ich nicht. In meinem Kopf fängt es an zu prickeln. Meine Nerven versagen mir den Dienst und ich fange an zu weinen. Ausgerechnet jetzt muss es auch noch klingeln. „Ich geh schon Mama, es ist bestimmt der Papi. Hat wieder den Schlüssel vergessen." Micha stürzt schon zur Tür um sie zu öffnen. Ich wische mir schnell die Tränen ab. Aber nicht schnell genug. Meine Männer haben sie gesehen. Sie wollen wissen, was los ist. Ich reiche Rolf das verhängnisvolle Schreiben. Er nimmt es und liest. Micha hat den Arm um mich gelegt und möchte mich trösten. Auch an Rolf geht die Sache nicht vorbei. Er wird weiß wie die Wand. Schnell setzt er sich hin. Ich stelle auch ihm eine Tasse Kaffee hin. Langsam finden wir unsere Fassung wieder. Das Geld ist Ende November fällig. Bis dahin bekommen wir beide unser Weihnachtsgeld. Es war eigentlich schon verplant, aber das können wir nun nicht mehr berücksichtigen.

    „Weißt du, man müsste auswandern können, dahin wo man unabhängig ist von solchen Sachen wie Heizung, Stromgeld, Wassergeld, Steuern und all die anderen Sachen die einem das Leben so schwer machen. Aber wo wird es so ein Paradies noch geben? Vielleicht in Australien oder in Kanada im tiefsten Busch? Ich glaube, da gibt es so etwas auch nicht mehr." Ich sehe meinen Mann fragend an. „Wenn ich viel Geld hätte, ich würde mir eine Insel in der Südsee kaufen. Palmen, weißer Strand, blaues Meer und immer Sommer." Mein Rolf ist am Träumen und ich träume mit. „Vielleicht gewinnst du mal im Lotto, du spielst doch noch, oder?" Mein Mann schaut mich fragend an. Nun fällt es mir heiß und kalt ein. Das Lotto, das habe ich vergessen. Lotto spielen ist mein Hobby. Obwohl ich noch nie etwas gewonnen habe, spiele ich jede Woche für ein paar Mark. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass nicht mehr viel Zeit ist. Die Lottoannahmestelle schließt bald. „Micha, Micha." Ja Mama!" Micha kommt um die Ecke gestürmt und rennt mich fast um. „Hier, bring den Zettel noch schnell weg. Beeil dich, die machen gleich zu." Ich halte ihm den Zettel und unsere Karte fürs Lotto hin. „Wird gemacht Mama." Micha reißt mir fast den Zettel und die Karte aus der Hand, und schon ist er weg. Rolf und ich unterhalten uns noch ein wenig. „Mama, ich habe großen Hunger. Mach bitte Spagetti. Bitte Mama." Tina hüpft von einem Bein aufs andere. „Mal sehen Kleine." Ich stelle noch schnell eine Maschine Wäsche auf und mache mich dann ans Kochen. Endlich sind alle satt und zufrieden. So kann ich mich an den einzigen ruhigen Platz in unserem Haus zurückziehen, ins Bad. Mit einem dicken Schmöker genieße ich das wunderbare warme Wasser.

    Als ich das Bad verlasse, stelle ich fest, in der Wohnung ist total ruhig. Rolf liegt schon im Bett und wartet auf mich. Ich kuschle mich verliebt in seine Arme und genieße seine zärtlichen Hände auf meiner Haut, aber irgendwie bin ich heute nicht ganz bei der Sache. Die Südsee spukt mir als im Kopf herum. „Du Rolf, meinst du, solche unbewohnten Inseln in der Südsee gibt es noch? Ich meine solche, die wirklich groß genug sind, auf denen man auch wirklich gut leben kann, wo es trinkbares Wasser gibt und was zum Essen und ohne das einem schon die kleinste Flut wegspült." Rolf hört verdutzt mit seinen Streicheleinheiten auf und guckt mich intensiv an. „Es muss doch auch sehr einsam sein, wenn man dort leben muss. Was ist, wenn man mal wirklich krank ist und so. „Also, wenn ich mal auf so eine Insel ziehen würde, müsste ich mich finanziell schon so gut stehen, dass ich mir allen gewohnten Luxus gönnen könnte. Ein schönes Haus, natürlich im Südseestil. Waschmaschine, Fernseher Videos, die würden wir mitnehmen, Funkgerät, Hochseejacht und auch ein Wasserflugzeug damit man auch mal weg kann, wenn einem die Decke auf den Kopf fällt und man sich so langweilt, wie du sagst. Vieh und Hilfspersonal, alles was man braucht um eine Plantage zu bewirtschaften. Ach was soll`s, warum sich Gedanken um Sachen machen die ja doch nie eintreten werden. So reich werden wir nie sein, um uns so etwas leisten zu können. Damit ist für Rolf das Thema anscheinend erledigt und ich gebe mich wieder ganz seiner Zärtlichkeit hin. Morgenfrüh darf ich endlich länger schlafen. Morgen Nachmittag sind wir bei unseren besten Freunden zum Grillen eingeladen. Darauf freue ich mich sehr. Wir haben immer viel Spaß. Zufrieden und müde schließe ich die Augen und träume von Sonne, Wärme und endlos langen Sandstränden. Ein Meer, welches so blau und klar ist, dass man die Fische auf dem Grund hin und her flitzen sehen kann.

    Der gestrige Abend bei unseren Freunden, ist recht schön, aber auch sehr anstrengend gewesen. Ich hatte ein bisschen zu tief ins Glas geschaut und zu viel mit Werner geflirtet, glaube ich. Mir ist heute hundeelend und einen mächtigen Kater hab ich auch noch. Noch zwei Stunden habe ich an Schlaf zu gelegt, aber es ist mir immer noch nicht besser. Der Kopf tut mir weh. Ich habe Durst und ich kann nicht schlucken. Ich glaube, mein Kater ist eine ausgewachsene Angina. Ich bringe es nicht fertig aufzustehen, obwohl ich Micha und Tina in deren Küche rumoren höre. Endlich ist Rolf wach. Seine Hand tastet nach mir. Er setzt sich erschrocken auf. „Du glühst ja! Was ist los mit dir? Hast du Fieber? „Ich glaube ja, krächze ich mühselig und krame dabei in meiner Nachttischschublade nach dem Fieber-Thermometer. 39° Grad. Das Fieber ist ziemlich hoch und das schon am Morgen. Rolf ruft ohne zu zögern den Arzt. Dieser diagnostiziert, wie ich auch schon vermutet habe, eine ausgewachsene Halsentzündung und verordnet feste Bettruhe und ein Antibiotika. Gegen Mittag holen meine Eltern die Kinder ab und Rolfs Mutter will mich ab morgen pflegen. Ich brauche mir also um nichts und niemanden Sorgen machen. So mache ich ganz einfach die Augen zu und verschlafe den Tag.

    Es ist Mittwochmorgen. Rolf hat mir das Telefon ans Bett gestellt, damit ich anrufen kann, wenn irgendetwas nicht in Ordnung ist. Meine Schwiegermutter kann erst gegen Nachmittag kommen. Nun habe ich Durst. Die Wasserflasche neben meinem Bett ist leer. Außerdem habe ich einen schlimmen Geschmack im Mund. Zähneputzen und mich waschen kann sicher nichts schaden. So schleiche ich erst ins Bad. Danach fühle ich mich schon erheblich besser. Der Schritt in die Küche ist schon viel besser. Mit einer Flasche Wasser unter dem Arm, mache ich mich wieder in Richtung Schlafzimmer und Bett. Da schlafen immer noch das beste Heilmittel ist, tue ich es. Aus den tiefsten Träumen reißt mich das wiederholte Klingeln des Telefons. Es dauert etwas bis ich begreife wo ich bin. Wird sicher Rolf oder meine Mutter sein. „Ja, hier Sander", krächze ich in das Telefon. Dabei bin ich mir nicht sicher, ob der oder die Teilnehmer am anderen Ende der Leitung mich überhaupt verstehen können. Eine männliche Stimme antwortet. „Ist dort Frau Miriam Sander, Frankenweg 13?" Irritiert antworte ich, „ja hier ist Miriam Sander und wer sind sie und was wollen sie? „Oh entschuldigen sie, ich muss mich erst vergewissern, ob ich auch die richtige Person am Telefon habe. Mein Name ist Wulff von der staatlichen Lotteriegesellschaft. Frau Sander, darf ich gleich bei ihnen vorbei kommen. Ich denke, sie warten schon auf uns? Ich bin ganz aufgeregt. „Nein warum, hab ich was angestellt?" Herr Wulff lacht. „Sie wissen also noch nicht, dass sie gewonnen haben, Frau Sander. Ich glaube alle weiteren Erklärungen bekommen sie gleich von mir persönlich. Wir haben ja ihre Adresse durch ihre Spielkarte. In einer halben Stunde bin ich bei ihnen." Damit hat der Herr aufgelegt. Ist wohl ein dummer Scherz. Da will mich jemand hochnehmen, oder doch nicht? Ach was soll`s. Ich kann ja mal einen Spaß mitmachen. Langsam ziehe ich mich an. Ich bin gerade dabei mit zitterigen Fingern meine Bluse zuzuknöpfen, da klingelt es auch schon. Man bin ich langsam. Mit wackeligen Beinen wanke ich an die Türe um zu öffnen. Ein leicht untersetzter, älterer Herr steht vor mir. „Frau Sander? Ich bin Herr Wulff." Er hält mir einen ziemlich echt aussehenden Ausweis unter die Nase. „Darf ich hereinkommen?" Ich bitte ihn ins Wohnzimmer, wo er gleich auf den Sessel zusteuert, seine Aktentasche auf den Tisch platziert und selbst Platz nimmt. „Frau Sander, sie können sich doch sicher denken, warum ich heute hergekommen bin?" Fragend schaut er mich an. Stumm schüttele ich den Kopf. „Dann setzen sie sich bitte gut hin. Ich habe eine Nachricht für sie die sie sicher umwerfen wird." Ich setze mich auf die Sofakante. „Nun, Frau Sander, ich habe die große Freude ihnen mitteilen zu können, dass sie einen der größten Lottogewinne als alleinige Gewinnerin gewonnen haben, der je zur Ausspielung gekommen ist. Es sind sage und schreibe, 17 Millionen DM." erzählt der Herr ganz aufgeregt. Ans Lotto habe ich überhaupt nicht mehr gedacht. Was ein Glück, dass ich über die Kontokarte gespielt habe. Da gehen die Gewinne automatisch auf mein Bankkonto, wenn ich sie nicht vorher abhole. Wie das mit so großen Gewinnen ist, weiß ich nicht, aber dadurch ist mein Name bekannt. Ich träume! Mir wird ganz schlecht. Ich glaube ich muss mich übergeben. „Frau Sander! Um Gotteswillen, so kommen sie wieder zu sich!" Von ganz weit her höre ich diese Stimme. Ich habe nicht geträumt. Dieser Herr Wulff ist noch da. Nun wird er sicher erklären, wer ihn zu diesem Streich angestiftet hat. Ich und Lottogewinn und dann soviel, das ist ganz unmöglich. Ich öffne die Augen. Dieser Wulff hat sich über mich gebeugt und tätschelt mir im Gesicht herum. „Mein Gott, haben sie mir einen Schrecken eingejagt, einfach umzukippen, als ich ihnen von ihrem schönen Gewinn erzählt habe. Geht es ihnen jetzt wieder besser?" Ich nicke noch immer benommen mit dem Kopf. „So dann wollen wir einmal zum Ende kommen. Ich brauche nochmals ihre Kontonummer zur Bestätigung der Richtigkeit unserer Daten und ihre Unterschrift damit sie ihr Geld bekommen. Oder möchten sie es in bar?" Noch immer kann ich nicht sprechen. 17 Millionen in bar? Ich schüttele nur den Kopf und fülle die mir vorgelegten Formulare aus. „Und nun bekommen sie noch ihre Gewinnbestätigung, damit können sie zur Bank gehen." Es ist alles wie im Traum. Sicher schlafe ich und gleich weckt mich jemand. Ein sicheres Zeichen ist das ich nichts sagen und fragen kann. „Kann ich noch etwas für sie tun, sie sehen so blass aus. Ich möchte sie nicht alleine lassen. „Danke Herr Wulff, ich habe die Grippe. Ich möchte mich bei ihnen bedanken für diese umwerfende Nachricht. Wo und wie darf ich ihnen was zukommen lassen? Endlich habe ich meine Stimme wiedergefunden. „Vielen Dank Frau Sander, aber wir dürfen nichts annehmen. Es ist so viel Freude, Überbringer einer guten Nachricht zu sein. Wenn es ihnen recht ist werde ich mich nun verabschieden. Ich wünsche ihnen und ihrer Familie viel Glück und weise Voraussicht. „Vielen Dank, Herr Wulff, bitte sind sie mir nicht böse, wenn ich hier sitzen bleibe. Meine Beine sind wie Gummi.

    Endlich hat sich Herr Wulff verabschiedet. Ich sitze immer noch an der gleichen Stelle und bin nicht fähig zu denken oder zu begreifen was da wirklich geschehen ist. Im Lotto gewonnen, 17 Millionen DM. Unvorstellbar, das kann doch gar nicht wahr sein, so was gibt doch nicht. Hier auf dem Zettel steht es schwarz auf weiß. Dicke Tränen laufen mir unaufhaltsam übers Gesicht und meine Nase läuft kräftig mit. Endlich, ich weiß gar nicht wie viel Zeit vergangen ist, fällt mir ein, dass ich Rolf anrufen muss. Nach einer mir endlos erscheinenden Zeit habe ich Rolf am Telefon. Ich kann kaum sprechen. „Rolf, bitte komm sofort nach Hause, es ist was passiert." Ich kann nicht weitersprechen. „Um Gotteswillen, was ist los, sag schon. „Nein, nein, ich kann nicht, bitte komm sofort nach Hause, schluchze ich und lege schnell auf. Im Nachhinein kapiere ich, was für eine riesen Eselei ich da begangen habe. Rolf denkt nun sicher, dass etwas fürchterlich Schlimmes vorgefallen sein muss. Hoffentlich fährt er trotzdem vorsichtig. Ich weiß nicht, wie lange ich nun hier schon sitze. Ich habe keinen Zeitbegriff mehr. Ich weine und weine, vielleicht vor Freude, oder vor Angst. So wahnsinnig viel Geld kann auch bedrohlich sein. Endlich kommt Rolf ins Wohnzimmer gestürzt. Er nimmt mich sofort in den Arm und spricht beruhigend auf mich ein. Noch weiß er nicht was überhaupt los ist. „Mein Kleines, was ist denn passiert? Sag schon, ist was mit den Kindern, oder den Eltern?" Ich schüttele erst mal den Kopf, putze meine Nase, atme tief durch und endlich kann ich wieder sprechen. „Du, Rolf", ich flüstere es fast, als könnte mir etwas verloren gehen, wenn ich es zu laut sagen würde. „Wir haben im Lotto gewonnen, stell dir mal vor, über 17 Mio. Es ist wirklich wahr. Ich glaub ich werde verrückt, aber hier ist die Bestätigung der Lottogesellschaft", platzt es aus mir heraus und dabei halte ich Rolf das Papier unter die Nase. Jetzt ist es an Rolf blass zu werden. „Ich werde nicht mehr. Kneif mich mal." Ich tu es und von Rolf kommt ein verdutztes. „Au." Er hat es bestimmt nicht so wörtlich gemeint wie ich angenommen habe. Rolf geht zum Wohnzimmerschrank und gießt sich und mir erst mal einen doppelten Cognac ein. Ich halte ihn in der Hand, mag aber nicht trinken. Immerhin habe ich heute Morgen schon starke Medikamente eingenommen. Ich habe mich nun doch beruhigt, wahrscheinlich durch Rolfs Anwesenheit. Dafür ist nun mein Mann ein wenig mehr neben der Spur. Hoffentlich werden wir nicht größenwahnsinnig. „Dass wir so viel Geld haben, dürfen wir niemanden sagen, hörst du!" Rolf scheint mich für ziemlich blöde zu halten. Ich hoffe er verrät nichts. Ich halte ihn nämlich für genauso blöd. Auf alle Fälle wird es uns beiden nicht leicht fallen zu schweigen. „Auch den Eltern und Kindern können wir es noch nicht sagen. Wir machen erst einmal so weiter wie bisher. So wie wir das Geld haben, bezahlen wir erst einmal alle unsere Verpflichtungen und dann werden wir einen richtigen Einkaufsbummel machen. Sich Wünsche erfüllen ohne auf die Mark zu schauen", sinniert Rolf. „Du, Rolf, ich möchte nicht mehr arbeiten gehen. Bitte kündige für mich, unter irgendeinem Grund. Bitte, ja."

    Das geht leider nicht, das musst du selber tun. Tut mir leid. Im Moment bist du eh krankgeschrieben. Das hat also Zeit." Rolf nickt mir zu und verlässt das Zimmer. Langsam kommt es mir wieder zu Bewusstsein wie mies ich mich fühle. Mein Hals tut sehr weh. Meine Augen bekomme ich auch kaum auf. Ich brauche dringend Ruhe. Mich ins Bett verkriechend, geht mir erst noch einmal alles durch den Kopf. Irgendwie ist das ein toller Gedanke so viel Geld zu haben. Es schläft sich gut damit. Ohne Sorgen.

    UNERWARTET IN FREUDIGER ERWARTUNG

    Fast eine ganze Woche lang hat mich die Grippe mit hohem Fieber fest im Griff. Habe meine Stelle gekündigt, was mein Chef mit, angeblich großem Bedauern zur Kenntnis genommen hat. Ich wusste gar nicht, dass ich solch einen Stellenwert in unserer Firma hatte. Er hat noch mal angerufen und nachgefragt, ob es mir mit der plötzlichen Kündigung wirklich ernst ist? Rolf und ich haben beschlossen über das Geld und was wir damit anfangen werden, erst zu sprechen, wenn wir es auf unserem Konto haben. Dann sollen auch unsere Eltern und Kinder von unserem Wohlstand erfahren. Das Schweigen fällt uns sehr schwer.

    Das Geld ist nun endlich da. Nun glaube ich es wirklich. Es ist kein Traum mehr, sondern Realität. Die Leute von der Bank haben angerufen und gefragt, ob der Direktor persönlich bei uns vorbeikommen soll. Wir lehnen dankend ab und teilten mit, dass wir vorbeikommen. Wie freundlich die Leute auf einmal sind. Was ein Glück, dass es ein Bankgeheimnis gibt, sonst könnten wir uns vor freundlichen Leuten nicht mehr retten. In der Bank angekommen, werden wir sofort zum Direktor geführt. Sehr zuvorkommend empfängt uns der oberste Chef. (Sicher sind wir nun seine reichsten Privatkunden.) „Bitte nehmen sie Platz, darf ich ihnen einen Kaffee bringen lassen?" Dankend nehmen wir an. „Hm", räuspert sich Direktor Knapp. „Sehr geehrte Familie Sander, tja wie soll ich anfangen. Sie verfügen nun über sehr viel Geld, wissen sie schon was sie damit anfangen wollen? Unsere Bank hat ausgezeichnete Möglichkeiten ihnen bei der gewinnbringenden Anlage ihres Vermögens zu helfen. „Vielen Dank, wir werden demnächst auf ihr Angebot zurückkommen. Vorerst haben wir unsere eigenen Pläne. Ich hoffe es gelingt uns, sie in die Tat umzusetzen. Rolf blinzelt mir zu, wie ein Verschwörer. Ich verstehe nicht was er meint. Er wird es mir bestimmt erklären. Der Bankchef rechnet uns aus, wie viel Geld wir jeden Monat an Zinsen bekommen. Uns stockt der Atem. Kein Wunder, nun verstehe ich auch das alte Sprichwort „Wo Geld ist, kommt Geld zu." Wir können von den Zinsen alleine schon sehr gut leben. Nach freundlicher Verabschiedung begeben wir uns in den Schalterraum. Endlich ist der große Tag da. Wir bezahlen alle unser Schulden auf einen Schlag. Mir kribbelt es richtig im Bauch. Es ist ein unbeschreibliches Glücksgefühl. Eigentlich möchte ich es jedem zu rufen. He, du, ich bin reich und ohne Schulden. Ich muss mir richtig auf die Zunge beißen. Eine größere Summe lassen wir uns auszahlen für den Familieneinkaufsbummel am Wochenende. Ein neues Auto für sich und eins für mich haben wir auch nicht gekauft und weder unsere Freunde noch Familie wissen etwas

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