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Heilung der Spaltung
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eBook257 Seiten3 Stunden

Heilung der Spaltung

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Über dieses E-Book

Die zunehmende Spaltung in der Welt lässt sich durch die vom gängigen Verständnis abweichenden Überlegungen der »Singulären Psychologie« erklären. Dabei handelt es sich um eine neue psychologische Bewertung, die in diesem Buch beschrieben wird. Die »Singuläre Psychologie« geht von einem »psychologischen Determinismus« des menschlichen Willens aus und beweist, dass unsere Denkprozesse zu etwa gleichen Teilen bewusst und unterbewusst entstehen. Bewusstes und Unterbewusstes werden als zwei gemeinsam aktive Hälften unseres Denkvermögens angesehen, wobei die Einflussnahme des Unterbewussten in der Regel unbemerkt aus der Verdrängung erfolgt und zur Aufspaltung der globalen Meinungsvielfalt aus multikausalen Wertvorstellungen führt. »Singuläre Psychologie« stellt irrtümlich verdrängte Inhalte des Unterbewussten wieder her und erreicht damit eine neue rationale Ganzheit, die beide Hälften unseres Denkvermögens zu nutzen versteht. Auf diese Weise lassen sich multikausale Wertvorstellungen, die vielen Wahrheiten der zahlreichen unterschiedlichen Interessen, auf die monokausale Singularität reduzieren. Bei Akzeptanz singulärer Überlegungen entwickelt sich eine monokausale Lebensauffassung, welche das Verdrängte zum Positiven befreit hat und bevorzugt für Friedfertigkeit, eigenes Wohlbefinden und Gesundheit steht, was als Heilung der Spaltung bezeichnet werden kann. Die Heilung der Spaltung beginnt beim einzelnen Menschen, der durch sein Beispiel zur Weiterverbreitung beiträgt.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum8. Nov. 2018
ISBN9783746979748
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    Buchvorschau

    Heilung der Spaltung - Burkhardt von der Kall

    Einleitung

    Heilung der Spaltung stellt den Versuch dar, meine geistige Entwicklung zu beschreiben, welche zu einer neuen Denkweise geführt hat, die ich Singuläre Psychologie genannt habe. Singuläre Psychologie interpretiert die zweite Hälfte unseres Denkvermögens, das Unterbewusste. Dieses wird abweichend vom gängigen Verständnis als das verloren gegangene oder nicht genutzte Verdrängte angesehen. Das Unterbewusste kann durch Überlegungen wiederhergestellt werden, wenn die Spaltung als trennende Schwelle zwischen dem Unterbewussten und dem Bewussten erkannt ist. Es ist schwierig, sie geistig zu überwinden, aber nur so kann gelernt werden, das neue Verständnis zu nutzen. Singuläre Denkweise unterscheidet zwischen vernünftigen und unvernünftigen Inhalten des Unterbewussten und stellt das verdrängte Vernünftige wieder her. Die vernünftigen Inhalte des Unterbewussten sind deshalb verdrängt, weil sie früher irrtümlich als falsch eingeschätzt worden sind. Ihre berichtigte Wiederherstellung geht mit dem Verständnis einher, dass das Bewusste und das Unterbewusste zwei ständig aktive Hälften bilden, die unsere Denkprozesse gemeinsam hervorbringen. Die singuläre Denkweise erzielt durch die Bewusstmachung der unterbewussten Hälfte unseres Denkvermögens eine neue rationale Ganzheit, die auch den Wert der zweiten Hälfte unserer Denkkapazität erkannt hat, ihre unvernünftigen Inhalte meidet und den geistigen Zuwachs monokausal zu verarbeiten versteht.

    Eine solche Behauptung klingt abgehoben und vermessen, sie ist es aber keineswegs. Singuläre Psychologie hat nämlich ein entscheidendes Problem, sie gräbt absolut Ungewohntes aus der Verdrängung aus und erreicht damit auf Anhieb Verständnislosigkeit und Abwehr. Dazu kommt die unübliche vereinfachende Ausdrucksweise, die als falsch oder auch zu schwer verständlich empfunden werden kann, weil sie sich nicht anpasst. Die singuläre Bewertung filtert die Fehler aus anerkannten Wertvorstellungen, stellt wissenschaftliche Modellvorstellungen bloß und hält sich nicht an die Spielregeln diplomatischer Kunst. Sie kann nicht anders, weil es zu viel Fehlerhaftes, zu viel irrtümlich Verdrängtes in der Welt gibt. Bei Auseinandersetzungen wird aber das Respektieren anderer Meinungen verlangt, zu viel Widerspruch verhindert die erhoffte Akzeptanz. Aus diesem Grund werden die aus der Singulären Psychologie gewonnenen Schlussfolgerungen von den Experten in der Regel nicht als wegweisend, sondern als verletzend und naiv oder sogar als Spinnerei eingeschätzt. Die monokausale Ganzheitsvorstellung und die unterschiedliche Meinungsvielfalt widersprechen sich zu sehr und Unsinniges gibt es schließlich mehr als reichlich in der Welt. Somit kommt auch leider die Folgerung zu kurz, dass durch singuläres Verständnis die ständig zunehmende negative Entwicklung des Weltgeschehens erklärbar wird und sich zum Positiven verändern lassen könnte. Wer denkt schon bei der Aufspaltung unserer wechselhaften Meinungsvielfalt mit ihren ständig neuen Botschaften und schnell bedeutungslos werdenden Inhalten daran, dass sich die Neuheiten, die als bahnbrechende Ideen in die Welt kamen und sich für immer behaupten konnten, nie an den Rahmen der zeitgenössischen Wissenschaft gehalten haben und deshalb mehrheitlich Startschwierigkeiten hatten.

    Singuläre Psychologie ist zu wichtig, um gegenüber Ablehnung und Widerstand zu resignieren, weil sie die Ursachen für die Spaltung unserer Denkweisen und die hierdurch verursachte Spaltung des Weltgeschehens erklären kann. Die Zunahme von Terrorismus, Gewaltbereitschaft, Populismus, frevelhaftem Umgang mit der Natur und weltweiter Unsicherheit lassen sich durch den Unverstand unterbewusst wirkender Inhalte erklären. Das singuläre Denken hat bei mir zu einer unerschütterlichen Sicherheit des Weltverständnisses geführt, zu einer monokausalen Denkweise, die für Naturschutz, Gesundheit und Friedfertigkeit steht. Es geht in erster Linie um die Gestaltung eines angenehmen Lebens, welches das Richtige und das Falsche, das Vernünftige und Unvernünftige erkennt und den bestmöglichen Weg für sich selbst und den Umgang mit Mensch und Natur findet. Eine solche Denkweise richtet sich mit geballter Kraft gegen die Spaltung und die Ablehnung singulärer Bewertungen.

    Bevor die Spaltung geheilt werden kann, müssen ihre oft verkannten Auswirkungen begriffen und ihre Ursachen verstanden sein. Im ersten Kapitel werden die spaltenden Unterschiede der Philosophie und Religion vereinheitlicht. Es wird erklärt, dass das Bewusstsein der Willensfreiheit ursächlich für die Verdrängung von Inhalten in das Unterbewusste ist. Durch den Verlust dieser Inhalte kann nur selten monokausal fertig gedacht werden. Das heißt, es wird meist nur ein Denkvorgang von übertragender Bedeutung erreicht. Monokausale Erledigung setzt das Verständnis der Verdrängung voraus. Bei Willensfreiheit fehlt dieses Verständnis; das Begreifen muss sich deshalb im Regelfall wegen der bewusst anerkannten Meinungsvielfalt auf erlernte oder durch Erfahrung gewonnene multikausale Ersatzvorstellungen beschränken. Singulär betrachtet drücken sich solche Ersatzvorstellungen in einer verkörperlichten metaphorischen Sprachform aus, welche das Erreichen singulärer Denkweise zum bisher nicht gefundenen Ziel hat.

    Im zweiten Kapitel wird die Restitutionstheorie vorgestellt. Sie beweist die monokausale Aussagekraft Singulärer Psychologie auch für die Naturwissenschaft und ist das Ergebnis singulärer Interpretation des gewaltigen technischen Fortschritts bei der Erforschung unseres Sonnensystems. Ihre Ausarbeitung hat ein Weltbild ergeben, das diametral den Modellvorstellungen der Schulastronomie gegenübersteht. Das Verständnis der Entwicklung der Bestandteile unseres Sonnensystems lässt sich durch monokausale Bewertung ihrer Oberflächenstrukturen singulär herleiten.

    Was haben Religion, Philosophie und sogar Astronomie mit der Psychologie zu tun? Diese Frage zeigt, wie erheblich die Anfänge unserer geistigen Entwicklung verdrängt sind. Singuläres Denken beginnt am Anfang der Spaltung und arbeitet die Entwicklung zu ihrem heutigen Ausmaß auf. Vor der Ära der Psychologie war die Seelsorge und Gesundheitsfürsorge ausschließlich Aufgabe der Kirche. Auch die Astronomie wurde vor der Kopernikanischen Wende von der Kirche verwaltet. Heute gilt der Solarnebel als entwicklungsgeschichtlicher Beginn unseres Sonnensystems und lässt sich auf den Philosophen Immanuel Kant zurückführen, der die sogenannte Urnebelwolke erdacht hat. Singuläre Psychologie verfolgt mit der Hilfe des Unterbewussten die Entwicklung zu den verdrängten Anfängen zurück und erklärt, wie sich durch die zunehmende Spaltung spezialisierte Wissenschaften mit einer unübersichtlichen Vielfalt von fragwürdigen Modellvorstellungen aufgebaut haben.

    Als ich in den 1970er Jahren angefangen habe, mich mit unserem Sonnensystem zu beschäftigen, häuften sich in den Medien Nahaufnahmen bisher unbekannter Oberflächen von Planeten und Monden, die mit der seinerzeit neuen Technologie der Raumsonden gewonnen wurden. Die singuläre Bewertung der Oberflächenstrukturen erwies sich als Erfolgserlebnis und das anwachsende Begreifen des ständigen Zutreffens der eigenen Vorstellungen hat durch Verarbeitung zur Restitutionstheorie geführt. Das ausnahmslose Rechthaben und Voraussein war mit einem besonders positiven Gefühlswert verbunden. Ein Erlebnis, das ich nur weiterempfehlen kann. Es macht einfach Freude, zum einsamen Entdecker und Besserwisser zu werden. Deshalb habe ich auf Abbildungen zum erklärenden Text verzichtet und nur einen Rahmen aufgezeigt. Die eigentliche Wirklichkeit unseres Sonnensystems will entdeckt und unser aktuelles Wissen kritisch beurteilt werden. Jeder kann sich das Verständnis durch Betrachtung der entsprechenden Oberflächen selbst erarbeiten und entscheiden, wo die Kausalität zu finden ist. Eine Fülle von Abbildungen aus unserem Sonnensystem gibt es im Internet, dem Fernsehen und entsprechenden Sachbüchern. Das neue Wissen ist dort abgebildet und lässt sich als eigenes Puzzle zusammensetzen. Etwas, das man sich selbst erarbeitet, bleibt etwas Nachhaltiges und der sich dabei ständig steigernde positive Gefühlswert ist nicht zu vergleichen mit der Aneignung eines Lehrstoffs, der gelernt werden muss. Die Restitutionstheorie liefert das monokausale, singuläre Weltbild im Widerspruch zu astrophysikalischen Formeln der höheren Mathematik. Und es mahnt zum Aufwachen, zu mehr Bescheidenheit und Umweltbewusstsein.

    Die Singuläre Psychologie beschäftigt sich auch mit den Gründen, die zu Krankheiten führen. Diesem Inhalt ist das dritte Kapitel gewidmet. Es wird über den Begriff der autogenen Krankheit ein neues Vorsorgedenken entwickelt. Gesundheit, Wohlbefinden und Frieden sind Wertvorstellungen, die zu der Vision einer neuen Welt des Weltfriedens determinieren könnten. Das Endverständnis der Singulären Psychologie führt zu der abgeschlossenen Überzeugung eines ganz gewordenen Menschen, der sich selbst in Bezug auf ein neues Weltbild und eine neue Mitmenschlichkeit verstanden hat. Er kann den Grund für das Positive und das Negative unserer bisherigen Entwicklung erklären, zu einem neuen Weltverständnis der Friedfertigkeit und Gesundheit umdenken und weiterverbreiten.

    Das Verständnis singulärer Denkweise ist gewöhnungsbedürftig und gelingt nur mit Unvoreingenommenheit. Ich habe mit der Vermittlung selbst meine Schwierigkeiten. Singuläre Bedeutungen als Sprache zu formulieren, ist mit einer Übersetzung von verdrängten zu bewussten Inhalten zu vergleichen und ausgesprochen schwer. Zum Beispiel werden im Text plötzlich Selbstverständlichkeiten auftauchen, deren Erwähnung überflüssig wirken kann. Das liegt an der vielschichtigen Bedeutung von Begriffen und Wortinhalten, die singulär vereinheitlicht werden können. Worte, wie zum Beispiel Einfachheit, Eindeutigkeit, Einvernehmlichkeit, Einfalt, Einsamkeit, Einstellung, Einigkeit, Einsicht und Einzigartigkeit, lassen sich zu einem geistigen Sammelbegriff zusammenfassen. Ein solches Umdenken öffnet die verloren gegangene Bedeutung des instinktiven, singulär gewollten Ursprungs der Einfachheit. Ursprünglich war der Sinn auf das Eine beschränkt. Durch die Entwicklung der Aufspaltung zu vielen von einander abgegrenzten Begriffen wurde der Ursprung des Einen in das Unterbewusste verdrängt. Auf eine solche Weise erhält jeder der genannten Begriffe über den singulären Sinn des Einen hinaus seine eigene Bedeutung. Ein Beispiel, welches die Spaltung des Verständnisses zwischen Einzigartigkeit und widersprüchlicher Unterschiedlichkeit zeigt und die Entwicklung zur Vieldeutigkeit der heutigen Meinungsvielfalt und der damit verbundenen Deutungsunsicherheit veranschaulicht. Ein solches Verständnis mag unwichtig oder gar lächerlich erscheinen, ist aber auch zum Beispiel dazu in der Lage, den geistigen Hintergrund von Bibeltexten zu verstehen. Die Singuläre Psychologie gewinnt ihre Logik aus dem zu Unrecht kollektiv Abgelehnten. Das muss auf viele Menschen unangenehm wirken, weil es nicht zum Gefühl der heilen Welt der Vielfalt und Willensfreiheit passt. Scheut man sich vor den vermeintlichen Unantastbarkeiten, entgeht aber auch das Anspruchsvolle und die erreichbare Steigerung der Lebensqualität; es lassen sich auch nicht die schöpferischen Möglichkeiten singulärer Überlegungen erreichen.

    Die singuläre Ausdrucksweise kann wegen ihrer unüblich einfachen und doch so schwer zu verstehenden Formulierungen nur hinderlich in die anerkannten Werte eingeordnet werden. Was ich als einfach ansehe, kann schließlich nicht für jeden gelten. Die Rückführung von unterschiedlichen Begriffen auf ihre Einzigartigkeit oder Einfachheit ist nämlich bisher völlig unbekannt. Weil eine solche Ausdrucksweise etwas ganz Neues ist, hat sie auch Probleme mit der Akzeptanz eines Textes, der zwischen wissenschaftlicher Form und Umgangssprache variiert. Das kann als störend empfunden werden und war beim Schreiben nicht zu ändern. Ich konnte auch nicht vermeiden, ständig beide Seiten der Spaltung zu berücksichtigen, was zu Sätzen mit häufigen Wiederholungen gleicher Begriffe geführt hat. Die Wiederholungen ließen sich aber auch nicht löschen, weil das wiederum das Verständnis verhindert hätte. Abwertende Kritik könnte vom Wiederholungszwang einer Schizophrenie sprechen, zumal auch manches als scheinbarer Widerspruch aufgefasst werden kann. Das trifft es aber nicht, sondern es handelt sich um etwas ganz Neues, um die Öffnung der instinktiven Möglichkeiten des Verstandes zum Verständlichmachen der Ursache der Spaltung bei Schizophrenie und geistiger Fehlentwicklung überhaupt. Singulärer Psychologie geht es bevorzugt auch um das Erreichen der Kontrolle über die unvernünftigen Inhalte des Unterbewussten und die Überwindung krankhafter Vorstellungen. Um die Spaltung zu erklären, lässt sich das zweigleisige Formulieren nicht vermeiden. Der Doppelsinn muss erst erklärt werden, bevor die Heilung der Spaltung zur Einfachheit der rationalen singulären Denkweise gelingen kann.

    Ich habe lange überlegt, ob ich meine schwer verständlichen Überlegungen tatsächlich öffentlich anbieten soll. Schließlich hat mein Gewissen gesiegt; die Welt hat ein Anrecht darauf. Wegen der schwer zu erreichenden Akzeptanz wird sich zunächst nur eine Minderheit überzeugen lassen. Das ist auch gut, die Singuläre Psychologie soll sich behutsam einführen und nur langsam herumsprechen. Das Ziel des Weltfriedens kann wegen der notwendigen Umstellung der Vielfalt gespaltener Wertvorstellungen nur langfristig und auf keinen Fall radikal erreicht werden. Nur eine Minderheit, der die Verbreitung freigestellt bleibt, könnte friedlich und zögerlich die erforderliche geistige Evolution anstoßen.

    Mein Vater

    Mein Vater hatte sein Schlüsselerlebnis während eines Gottesdienstes in den ersten Tagen der Nachkriegszeit im Jahre 1945. In den Ruinen des zerbombten Berlins herrschte das Chaos der Obdachlosigkeit und aus den Trümmern wurden noch Leichen ausgegraben. Er war in die Kirche gegangen, um wieder zu sich selbst und der Motivation zu einem Neuanfang als niedergelassener Arzt in einer eigenen Praxis zu finden.

    Der Pfarrer predigte mit zahlreichen Beispielen über die Nächstenliebe und endete mit den schmetternden Worten des zentralen christlichen Gebots: „Du sollst lieben deinen Nächsten wie dich selbst! Während der nachfolgenden Schweigepause murmelte ein Unbekannter, der neben meinem Vater saß: „Nächstenliebe ist doch nur die halbe Wahrheit, die Schattenseite der Wahrheit ist doch das Primäre. Wegen der Schattenseite gab es doch diesen Krieg. Wird die verhängnisvolle Spaltung denn nie enden?

    Nach dem Gottesdienst ging mein Vater dem Fremden hinterher und sprach ihn vor der Kirche an: „Wie haben Sie das gemeint, Nächstenliebe, halbe Wahrheit?" Später schilderte mein Vater immer wieder das Erlebnis, das ihn tief beeindruckt und geprägt hat, zumal der Fremde auch seine Erwartung steigerte, weil er lange gemustert wurde, bevor Verständnisfähigkeit für möglich gehalten wurde.

    Ich wiederhole die Antwort des Fremden, der das Leben meines Vaters verändert hat, sinngemäß aus meinem Gedächtnis, so wie es mir mein Vater weitergegeben hat: „Also gut, ich versuche es mit Ihnen. Passen Sie auf, es ist schwer zu verstehen! Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Dieser Satz ist einfach nur Ausdruck angewandter Psychologie zur bestmöglichen Lebensbewältigung und setzt das Wissen als Selbstverständlichkeit voraus, dass der Mensch mit der primären Eigenschaft erschaffen wurde, sich selbst zu lieben. Selbstliebe ist angeboren und bestimmt den Willen eines jeden Menschen ein Leben lang. Der Begriff lässt sich als Urinstinkt, als gemeinsames Erbgut zur Selbsterhaltung verstehen. Also ist es wegen dieser naturgegebenen Grundvoraussetzung klug, auch seinen Nächsten zu lieben, weil der die gleiche Determinante des Erbguts besitzt. Nächstenliebe zu empfehlen, ist ein gut gemeinter Ratschlag, das Primäre in der Welt des Menschen, die angeborene Selbstliebe für sich selbst praktisch zu berücksichtigen. Durch die Praxis einer vernünftigen Nächstenliebe entsteht auf diese Weise ein Verhalten, mit dem das bestmögliche zwischenmenschliche Verhältnis auf Gegenseitigkeit zu erreichen ist, weil die Selbstliebe beider Seiten angesprochen wird. Es ist eine geistige Botschaft, ein praktischer Hinweis, wie sich das tägliche Leben am besten meistern lässt. Angewandte Nächstenliebe erzielt in der Regel eine positive Rückantwort und dient damit der eigenen Selbstliebe. Die christliche Lehre bezieht sich auf die Kausalität der Psychologie des Friedens, weil alle profitieren sollen. Der ursprüngliche Inhalt wird aber meist nicht verstanden und nicht ausgelebt, denn mit den verkörperlichten Ritualen und Dogmen der Kirchen hat diese bis heute missverstandene Botschaft nichts zu tun. Sie bleibt auch dem Allgemeinverständnis verschlossen, deshalb wird sich das Selbstverständnis und damit auch das Weltgeschehen in Zukunft noch weiter von der Nächstenliebe und dem Demokratie- und Freiheitsverständnis entfernen. Die Spaltung wird wegen der Unwissenheit zunehmen, Diktaturen und totalitäre politische Systeme werden sich weltweit aufs Neue entwickeln und die Massen aufbegehren!"

    Mein Vater reagierte auf diese widersinnige, absolut ungewöhnliche und düstere Formulierung erschreckt und ungläubig und wollte mehr wissen, aber eine abwehrende Handbewegung bremste ihn: „Wer es fassen kann, der fasse es! Wer es lassen will, der lasse es!" Der Fremde ging davon, ohne sich noch einmal umzudrehen.

    Solche Betrachtungen können unangenehm wirken. So ist die Singuläre Psychologie, sie meint es gut, aber sie provoziert leider und fordert dazu auf, auch auf die Hintergründe der negativen Entwicklung des Weltgeschehens zu sehen. Die Selbstliebe als monokausale Motivation für jede Handlung lässt sich auf Anhieb auch nicht vorstellen, weil diese verdrängte Erkenntnis erst nach langer Überlegung entstehen und wiederbelebt werden kann. Das Verständnis der positiven Inhalte der Singulären Psychologie kann sich nur langsam entwickeln und muss auf das Negative aufbauen. Die Spaltung des Liebesbegriffs in eine bewusste und eine unterbewusste, verdrängte Hälfte gilt nicht nur für die christliche Religion, sondern steht am Anfang jeder die Spaltung der Mitmenschlichkeit betreffenden singulären Überlegung.

    Der Fremde hat das Leben meines Vaters verändert. Die Begegnung bestimmte von nun an seine Denkweise, wurde zum ‚Aha-Erlebnis’. In der Folgezeit entwickelte er aus dem Schlüsselerlebnis seine Überlegung des Psychologischen Determinismus. Die Begriffe des Psychologischen Determinismus und der Singulären Psychologie werden in diesem Buch ständig wiederholt. Deshalb will ich sie mit einer kurzgefassten Beschreibung erklären. Der Psychologische Determinismus sagt aus, dass der Wille des Menschen naturgesetzlich durch Selbstliebe bestimmt wird und zieht daraus die entsprechenden Schlussfolgerungen. Singuläre Psychologie beschäftigt sich mit der Schwierigkeit bei der Vermittlung des Psychologischen Determinismus und erklärt seine schwer zu erreichende Akzeptanz durch das Begreifen der Funktionen des Unterbewussten. Die ausgereifte singuläre Denkweise reicht über die psychologische Aufarbeitung hinaus und führt zu monokausalen Wertvorstellungen.

    Mein Vater hatte sich nach einem abgebrochenen Studium der Philosophie für die Medizin entschieden und arbeitete zur Zeit des Schlüsselerlebnisses als angestellter Arzt im Krankenhaus. Wenig später eröffnete er seine eigene internistische Praxis. Die schreckliche Nachkriegszeit bewirkte eine aus dem Rahmen fallende Zunahme von Krankheiten. Er hatte von morgens bis abends und oft auch noch in der Nacht zu tun. Zu der beruflichen Auslastung kam eine aufreibende Freizeitbeschäftigung hinzu, die Suche nach der verkannten Bedeutung der Selbstliebe in der Philosophie und Religion. Der Fremde musste Menschenkenntnis besessen haben. Er hatte gezielt das Unterbewusste meines Vaters angesprochen und damit ein besonders ausgeprägtes Interesse geweckt. Mein Vater stürzte sich in seiner Freizeit in die Geistesarbeit, besorgte sich entsprechende Literatur und wurde fündig, aber in der Regel nur zwischen den Zeilen. Der Fremde hatte recht, der Begriff „Selbstliebe" war verdrängt, dem Allgemeinverständnis fehlte der auf die Nächstenliebe bezogene Sinn.

    Wenn der Mensch naturgesetzlich vorbestimmt sich selbst lieben sollte, wie war dann diese abartige Entwicklung während der Zeit des Nationalsozialismus zu dem Schrecken des Krieges möglich? Der hinterlassene Scherbenhaufen zeigte, was ein narzisstischer Psychopath anrichten konnte, wenn ihm das Volk die Macht gegeben hatte. Der anfängliche Jubel hatte dem Horror der bitteren Wahrheit weichen müssen. Adolf Hitler hatte sich selbst und sein Volk mit Perfektion falsch geliebt. Wie sollte so etwas naturgesetzlich erklärbar sein?

    Wenn Selbstliebe als Naturgesetz den Willen des Menschen determinieren sollte, warum gab es dann so viele Gegensätze und Schlechtes in der Welt? Feindbilder, Populismus, Protektionismus, Narzissmus, Egoismus, Habsucht und Machtgier hatten das deutsche Schicksal bestimmt. Ging man von determinierender Selbstliebe aus, dann offenbarten solche Tatsachen, dass durch Selbstliebe auch Boshaftigkeit und Unvernunft entstehen konnten. Sowohl gute als auch böse oder schlechte Taten mussten durch Selbstliebe erklärlich sein. Es kam auch auf den Verstand an, auf die vom Verstand entwickelten Wertvorstellungen. Die Motivation durch Selbstliebe beeinflusste den Verstand zu Wertvorstellungen, die zu Handlungen führten. Motivation und Verstand mussten Meinungen und Handlungen immer gemeinsam erzeugen und konnten nicht isoliert funktionierten. War die Selbstliebe die Naturkonstante der Motivation des menschlichen Willens, dann war es der Verstand, der für die Spaltung, für das Gute und das Böse

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