Selbstevolution: Die Antwort auf eine globale Herausforderung
Von Andreas Koch
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Schriftenreihe des Forschungsinstituts für politisch-historische Studien der Dr. Wilfried-Haslauer-Bibliothek Das kommt von oben, da können wir nichts machen!: Wenn Ehrlichkeit und Gerechtigkeit nicht zählen. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
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Buchvorschau
Selbstevolution - Andreas Koch
Andreas Koch
Selbstevolution
Andreas Koch
SELBSTEVOLUTION
Die Antwort auf eine
globale Herausforderung
1. elektronische Ausgabe: Februar 2016
Gedruckte Ausgabe: September 2012
© zeitgeist Print & Online, Ingelheim am Rhein 2012
© Andreas Koch 2012
Dieses E-Book ist für den persönlichen Gebrauch des Käufers bestimmt, jede anderweitige Nutzung bedarf der vorherigen schriftlichen Genehmigung des Verlags oder Autors. Jegliche Form der Vervielfältigung oder Weitergabe, auch auszugsweise, verstößt gegem das Urheberrecht und ist untersagt.
Übersetzungen aus dem Englischen durch den Autor
Redaktionsschluss: August 2012
Satz: Hoos Mediendienstleistung, Landau
Coverdesign: nielsendesign, Mönchaltorf (Schweiz)
ISBN 978-3-943007-06-0 (E-Book)
ISBN 978-3-943007-02-2 (Taschenbuch)
Für Hinweise auf Fehler sind wir dankbar, um sie in künftigen Ausgaben beseitigen zu können. Schreiben Sie uns: redaktion@zeitgeist-online.de
www.selbstevolution-dasbuch.de
»Das Geheimnis des Lebens liegt darin, unseren Geist
auf Wachstum auszurichten.«
Bruce H. Lipton,
amerikanischer Molekularbiologe
SELBSTEVOLUTION
Die Antwort auf eine globale Herausforderung
INHALTSÜBERSICHT
Vorwort
ERSTER TEIL
Weshalb die Welt so wurde, wie sie ist,
und ein Blick in die Zukunft
Bewusstsein als schöpferische Kraft
Bewusstsein und Geist
Die Evolution des Bewusstseins
Selbstevolution
ZWEITER TEIL
Die Fünf Gebote: ein selbstevolutionäres Konzept
Einige Worte vorab
Es gibt nur ein »Göttliches« −
Aufgehobensein im Selbst
Der Mensch ist verantwortlich −
Bewusst die Welt neu entstehen lassen
Achte und liebe jedes Wesen wie dich selbst −
Glück und Kraft durch Verbindung
Das Leben ist ewig −
Zeit und Raum anders denken
Alles hat Sinn −
Höhere Ordnung erkennen und nutzen
Nachwort
Anmerkungen
Literatur- und Quellenverzeichnis
Bildnachweis
Der Autor
Vorwort
Immer wieder geistert der Begriff durch die Medien: die »Weltformel«, Traum vieler Naturwissenschaftler, insbesondere Physiker, das gesamte Universum durch eine einzige Theorie, ja letztlich eine einzige mathematische Formel fassen und erklären zu können. Dahinter steckt die Vorstellung vom Universum als etwas Berechenbarem, eine Sichtweise, die ins 17. Jahrhundert zurückreicht, ins Zeitalter der Mechanik. Doch selbst wenn eine solche Formel je definiert werden könnte – ließe sich damit etwas beweisen? Endgültig, unverrückbar, für alle Ewigkeit? Wäre sie nicht vielmehr eine Schöpfung des menschlichen Geistes, präziser: des Bewusstseins? Und zwar nur für Physik und Mathematik, um innerhalb ihrer Denk- und Sichtweise, ihres Formalismus »die Welt« beschreiben zu können?
»Die einzigen Veränderungen von Bedeutung – die einzigen, aus welchen die Erneuerung der Kulturen hervorgeht – vollziehen sich innerhalb der Anschauungen, der Begriffe und des Glaubens. Die bemerkenswerten Ereignisse der Geschichte sind die sichtbaren Wirkungen der unsichtbaren Veränderungen des menschlichen Denkens.« Diese Aussage stammt von Gustave Le Bon, dem Verfasser des Ende des 19. Jahrhunderts erschienenen Klassikers DIE PSYCHOLOGIE DER MASSEN. Vieles in dem Buch ist diskutierbar und muss aus Perspektive der Zeitepoche gesehen werden, in der es entstand, der Denkweise, die damals bestimmend war. Doch das ist ja auch gerade die Aussage Le Bons: dass jedes Weltbild Ausdruck des jeweiligen Zeitgeistes ist und somit vorübergehenden Charakter hat. Und das gilt ebenso für jede Hypothese, jede wissenschaftliche Theorie und Erkenntnis, jedes Paradigma.
Wenn nun kulturelle Entwicklungen letztlich auf »Veränderungen des menschlichen Denkens« zurückzuführen sind, wodurch entstehen dann diese? Infrage kommt hier nur eines: die Evolution des Bewusstseins. Unter Evolution ist die umfassende Entwicklung und Entfaltung von Lebewesen zu verstehen, vom Einfachen hin zum Komplexen¹, die bestimmt wird von natürlichen Gesetzmäßigkeiten. Heute sind drei aufeinanderfolgende Phasen der Evolution erkennbar: die anorganische, die biologische und diejenige des Bewusstseins. Letztere gehört genauso zur Kategorie des »Natürlichen«, als sie nicht vom Menschen geschaffen oder veranlasst wurde.
Durch die Evolution des Bewusstseins werden alte Denkstrukturen und -formen und die mit ihnen verbundenen Anschauungen, Begriffe und Glaubenssysteme abgelöst: Die Welt erscheint in neuem Licht. Und Quelle dieses Lichtes ist das veränderte Bewusstsein. Sprache, Worte, Begriffe sind seine »Produkte«, um die Welt, ihre Dinge und Phänomene, geistig zu erfassen, zu definieren (lat. definitio = Abgrenzung) und so zu »be-greifen«. Konsequentermaßen stellte der Mitbegründer der Kybernetik Heinz von Foerster in den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts folgende Anforderung an die Wissenschaft: Eine Beschreibung der Welt und des Universums bedürfe zuallererst eines Verständnisses des »Schöpfers« dieser Beschreibung, des Menschen also und – denkt man von Foerster weiter – seines Bewusstseins, welches die Vorstellung von der Welt bestimmt und deren Beschreibung kreiert. Wenn aber der »Schöpfer«, dessen Art zu denken und die Welt wahrzunehmen, »in den Mittelpunkt jedes Wirklichkeitsverständnisses« gestellt werden muss (Foerster), liegt dann nicht auch die »Weltformel« im Betrachtenden und Beschreibenden selbst? Sind nicht gar, überspitzt formuliert, letztlich wir selbst die Weltformel – respektive unser Bewusstsein? Gemeint ist, dass der Mensch die »Wirklichkeit« in dem Sinne und Umfang bestimmt und definiert, den sein Bewusstsein wahrnimmt − und dies »die Welt« nennt. Bevor wir deshalb auch nur daran denken können, jemals ein tatsächliches Verständnis des Universums, unseres Planeten oder des Lebens zu erreichen, müssen wir uns selbst verstehen: unser Denken, unsere Art und Weise die Welt wahrzunehmen, sie zu definieren, zu beschreiben – wir müssen unser Bewusstsein verstehen.
Menschen, Völker, Staaten, Regierungen, aber auch Unternehmen oder politische, Wirtschafts-, Finanz- und Religionssysteme sind Resultate eines bestimmten Weltbildes. Und sie sind als Bewusstseinskomplexe (lat.completere = zusammenflechten, zusammenfassen, vereinen) zu sehen. Um für den Menschen dienlich funktionieren zu können, müssen sie alle die Umwelt korrekt wahrnehmen, in der sie existieren, um den daraus resultierenden Anforderungen gerecht werden zu können. Wir erkennen heute immer deutlicher, dass dies bei unseren aktuellen Systemen weitgehend nicht der Fall ist. Darin sind die Ursachen zu suchen, weshalb in immer kürzeren Abständen Krisen auftreten, welche das Vertrauen der Menschen in die Zukunft nachhaltig untergraben. Es wird nur noch kurzfristig gedacht, geplant und gehandelt, und Symptome werden verschoben statt Ursachen behoben, was sich langfristig negativ auf Prosperität und ganzheitliche Lebensqualität auswirkt. Und es verursacht ökologische Probleme, die nicht nur den Lebensraum des Menschen bedrohen, sondern die natürliche Vielfalt insgesamt.
Die Welt gerät heute mehr und mehr aus den Fugen, weil sie allzu materialistisch aufgefasst und definiert wird. Die Wahrnehmung der Wirklichkeit erfolgt verzerrt, denn der Wahrnehmungshorizont ist zu beschränkt und kann der wachsenden Komplexität nicht mehr gerecht werden. Bruce Lipton vertritt die These: Je besser ein Organismus seine Umgebung wahrnimmt, desto größer sind seine Überlebenschancen. Wenn nun ein Lebewesen im Zuge seiner Evolution die Einwirkungsmöglichkeiten auf seinen Lebensraum wesentlich erhöht − wie beispielsweise der Mensch −, bedarf es einer umfassenderen und differenzierteren Wahrnehmung der Komplexität dieses Lebensraumes. Andernfalls besteht die Gefahr, ihn durch grobe Einwirkungen nachhaltig zu schädigen. Die Fähigkeit dazu erfolgt allein über die Entwicklung einer neuen Art von Bewusstsein, denn das Bewusstsein bestimmt nicht nur, wie wir unsere Welt sehen, sondern auch, wie wir mit ihr umgehen: wie wir unsere Umwelt formen und gestalten.
Damit kommen wir zur zentralen Frage: Wie soll das gehen? Sind wir überhaupt befähigt, unser Bewusstsein zu verändern? Die Antwort lautet ja, unbedingt – im Grunde können wir gar nicht anders, als den überfälligen Schritt zu gehen, der uns auf die nächste Stufe der Evolutionsleiter hieven wird. Und im Zuge dessen werden wir in der Lage sein, die von uns hervorgebrachten Gedankenkonstrukte und Ordnungsversuche wie Weltbilder, Theorien sowie religiöse, politische und wirtschaftliche Systeme zu verändern, »mutieren«, um einer folgenreichen Selektion zuvorzukommen.
Jean Gebser postulierte bereits 1949 in seinem Werk URSPRUNG UND GEGENWART die Entstehung eines neuen Bewusstseinstypus: Sind wir aktuell noch primär im durch Rationalität geprägten »mentalen Bewusstsein« gefangen, zeigt sich am Horizont bereits die neue, »integrale Bewusstseinsstruktur«. Die Absicht dieses Buches ist keine geringere, als eine Anleitung anzubieten, wie man selbstständig zu einer daran geknüpften neuen Denk- und Sichtweise gelangen kann, zu bewusstem qualitativem Wachstum − eben zur »Selbstevolution«. Dahinter steht der feste Glaube an den Menschen, seine mentalen Fähigkeiten und seinen seelisch-geistigen Entwicklungsweg, welcher Bedeutung für die gesamte Schöpfung hat.
Der erste Teil des Buches widmet sich der aktuellen sowie der vergangenen kollektiven Entwicklung des Menschen und seines Bewusstseins, darüber hinaus wird ein Blick in die Zukunft gewagt, zu der soeben im Entstehen begriffenen integralen Bewusstseinsstruktur. Im zweiten Teil wird dann ein Denk- und Handlungskonzept vorgestellt, »Die Fünf Gebote« genannt, das den Weg weisen soll zur Selbstevolution, zur bewussten seelisch-geistigen Weiterentwicklung. Sie ermöglicht uns, mit den Anforderungen der sich abzeichnenden »neuen Welt« umzugehen, und befähigt dazu, uns darin konstruktiv integrieren zu können − individuell wie kollektiv. In eine Welt, deren Möglichkeiten, wie Erich Jantsch betont, nur durch unsere Fantasie und die Bereitschaft, dem Fantastischen zu begegnen, begrenzt werden sowie durch die moralisch-ethischen Qualitäten unseres Bewusstseins.
Ich bedanke mich an dieser Stelle bei all jenen, auf deren Erkenntnisse ich bei der Verfassung dieses Buches zurückgreifen konnte – und deren Intelligenz und Weisheit mir in meinem Leben generell geholfen haben. Sie zeigten mir den Weg, um Denken und Erfahrung, Glaube und Wissen, Physik und Metaphysik als komplementäre Werkzeuge des Erkenntnisprozesses zu verstehen.
Ein besonderer Dank gilt meinem Verleger Thomas Röttcher für sein zeitgeistiges Engagement, das sich nicht nur darin ausdrückt, dieses Buch herauszubringen, sondern auch in der konstruktiv-kritischen Mitarbeit am Inhalt.
ERSTER TEIL
Weshalb die Welt so wurde, wie sie ist,
und ein Blick in die Zukunft
Bewusstsein als schöpferische Kraft
Das Wort »Bewusstsein« entstammt dem lateinischen conscientia, was wörtlich »Mitwissen« bedeutet. In diesem Sinne verwendet es auch der französische Philosoph und Mathematiker René Descartes (1596−1650). Zuvor meinte es eher »Gewissen«. Als allgemeine Definition kann hier am ehesten die »Gesamtheit der psychischen Vorgänge, durch die sich der Mensch der Außenwelt und seiner selbst bewusst wird«² gelten, doch variieren Gebrauch und inhaltliche Bedeutung stark, Letztere überschneidet sich teilweise mit der von »Geist«, oftmals auch von »Psyche« oder »Seele«. In der Philosophie wird unter Bewusstsein meist die Summe der Sichtweisen, Meinungen und Theorien verstanden, die ein Mensch persönlich vertritt. Im Vergleich etwa zu »Seele« ist der Terminus nicht theologisch oder metaphysisch konnotiert und wird deshalb auch in den Naturwissenschaften benutzt. Für das Verständnis ist die Übersetzung des lateinischen Ursprungsbegriffs jedoch am besten geeignet, denn »Mit-Wissen« umfasst den Geist ebenso wie Psyche oder Seele. Bewusstsein ist ganzheitlich, das heißt: die kognitive, körperliche, emotionale und seelische Dimension integrierend, also sowohl Gedanken und Erinnerungen als auch Emotionen.
Nimmt ein Lebewesen Reize nicht nur auf, sondern erlebt sie auch bewusst, spricht man vom »phänomenalen Bewusstsein«. Naturwissenschaftlich ist heute anerkannt, dass alle Tiere mit einer komplexeren Gehirnstruktur darüber verfügen, z. B. alle Haus- und die sogenannten Nutztiere. Sie können, ebenso wie der Mensch, Schmerz, Hitze oder Kälte wahrnehmen und Freude oder Enttäuschung ausdrücken. Lebewesen, die denken, sich erinnern, planen und erwarten können, werden zur Bewusstseinsstufe »gedankliches Bewusstsein« gezählt, so etwa Primaten oder Wale. Ganz oben steht nach allgemeiner Sichtweise der Mensch, welcher sowohl der Kategorie phänomenales als auch gedankliches Bewusstsein zugeordnet werden kann und darüber hinaus auch noch weiß, dass er darüber verfügt. Die Analytische Tiefenpsychologie geht sogar von einem Bewusst-werden-Wollen aus, ja einem Instinkt, der den Einzelnen wie auch die Menschheit insgesamt in diese Richtung drängt. Im Entwicklungsverlauf würden die reinen Instinktreaktionen allmählich zugunsten bewusster, überlegter Handlungen unterdrückt: Rein triebhaftes Handeln wird ersetzt durch wissendes Tun.
Die amerikanische Biologin Lynn Margulis (geb. 1938) sieht indes Bewusstsein als generelles Phänomen bei allem Lebendigen. Besonders die Einzeller haben es der Forscherin angetan: Mit ihrer ungeheuren Vielfalt an Sinnesorganen nähmen sie Dinge wahr, die für uns unsichtbar bleiben, etwa die Schwerkraft oder elektromagnetische Felder. Darüber hinaus ordnet Margulis Bakterien eine »soziale Ader« zu, immer wieder habe sie Hinweise darauf durch das Mikroskop beobachtet. Gern provoziert sie ihre Fachkollegen mit dem Statement: »Für jede Lehrbuchdefinition von Bewusstsein kann ich ein Bakterium vorweisen, das diese Definition erfüllt.«
Margulis steht mit ihrer Sichtweise nicht allein. Gerald S. Wilkinson, ebenfalls Biologe, machte Mitte der 1980er-Jahre bei Fledermäusen eine ungewöhnliche Entdeckung: Waren die Tiere bei Beutezügen erfolgreich, halfen sie bevorzugt denjenigen Artgenossen, von denen sie in der Vergangenheit gefüttert worden waren, als sie selbst erfolglos blieben. Sie erinnerten sich also an die großzügigen unter ihnen. Manche Verhaltensforscher sehen in solchen Beispielen aus dem Tierreich die Anfänge eines moralischen Bewusstseins.
Auch Roger Payne (geb. 1935) von der Rockefeller-Universität New York sieht ein entwickeltes Bewusstsein nicht als Privileg des Menschen. Seit einem Vierteljahrhundert studiert der renommierte Biologe das Leben der Buckelwale und stellte fest, dass diese Meeressäuger nicht nur ein hochkomplexes Spiel- und Paarungsverhalten zeigen, sie betrauern auch den