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Religion - Erfahrung oder Ideologie 2: Der Baum des Lebens
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eBook539 Seiten7 Stunden

Religion - Erfahrung oder Ideologie 2: Der Baum des Lebens

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Über dieses E-Book

In den vorliegenden 3 Bänden geht es darum neu zu entdecken, was religiöse Erfahrung und Wirklichkeit sind und was andererseits als Ideologie zu bezeichnen ist. Alle drei Bände können auch einzeln gelesen werden. Im ersten Band geht es darum, ein Gespür dafür zu entwickeln, daß Religion im eigentlichen Sinne gerade nichts mit Denken zu tun hat, sondern Erfahrungen umfaßt, die allesamt auf dem Schweigen aufbauen, auf dem Abschalten jeglichen Denkens. Mit Denken verschwinden neben der Zeit, vor allem das Ich oder Ego, das auf der Identifikation mit Denken (cogito ergo sum) beruht. Wir werden daneben das Phänomen der Zeit und die Psychologie des Egos beleuchten und mit dem Tod des Egos den ersten Band beenden. Im zweiten Band geht es um die Religionen und Yoga-Systeme, die hauptsächlich zum Baum des Lebens (Monismus) gehören, nämlich Hinduismus, Buddhismus, Taoismus, der Yoga Jesu (Mystik) und der Yoga Mohammeds (Sufismus). Im dritten Band behandeln wir den Baum der Erkenntnis von "Gut und Böse" (Dualismus), den wir als "Baum des Todes" bezeichnen und thematisieren seine Folgen. Es wird nicht einfach sein zu verstehen, daß am Todesbaum keine Göttlichen Früchte wachsen, weil der Mensch, der ihm dient, sei er Jude, sogenannter Christ, orthodoxer Moslem oder Atheist, meist unwissentlich dem Denken folgt, d.h. dem Prinzip der Trennung und dahinter steht nun mal der Täuscher oder Diábolos. Insofern gibt es nur einen Weg zum EINEN, der Lebensbaum und die Praxis des Schweigens.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum20. Dez. 2021
ISBN9783347511941
Religion - Erfahrung oder Ideologie 2: Der Baum des Lebens
Autor

Govindha .

The Author was born 1960 in Germany. With nearly 18 years he went to India and visited the Sri Aurobindo Ashram, where the root of spiritual yearning was planted in his heart. All seed need time to increase and to mount, in modern times most of all a spiritual seed. So, he first studied economics but changed after the intermediate Diploma to sociology. After the degree he received a training as systemic therapist and worked in an addiction clinic and for a welfare association. After the doctorate as Ph.D., he went freelance in Düsseldorf with legal guardian-ship, life counselling and motivational training. A heavy burnout with severe depressions and lots of failed therapies led finally to an occupational disability. On the basis of his diaries, he recapitulated his life and started to travel to Asia. Meanwhile he is married with his Thai-wife, lives in a farmer village und writes about the stony and thorny way from the tree of knowledge to the tree of life. This involves the whole life and leads to a fundamental different paradigm whereby the identification with thinking (“cogito ergo sum”) ceases and in place of thinking and word the inner silence has priority. But with that also our identity is changing. The silence led to the heart as the new centre of identity. Here, the people are connected with the whole, whereas the thinking identity is separating itself from all. And still more, we find back from thinking our life to experience our life – a fundamental change! So, this spiritual revolution is not a singular event but the paradigm of the future. The last culture representing this heart-centered identity was the high culture of the Native Americans. All the troubles, the world is now facing, will lead to an overcome of the mind-centered ego to the benefit of the Divine self, or in Buddhist language, to a non-ego and the freedom of duality. All books of the author are circling around this fundamental and evolutionary step forward to a higher species, the Hyper-anthropos. Humankind will either triumph in transcendence or die out in decadence. Anyway, the victory of the light is sure, either on this wonderful earth or elsewhere in the endlessness of the Divines manifestation in space and time.

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    Buchvorschau

    Religion - Erfahrung oder Ideologie 2 - Govindha .

    1. Vorwort: Der Fall des Menschen

    Der erste Band der Auseinandersetzung mit den Religionen der Welt stand ganz in den Diensten der Einführung in die Grundlagen, wobei es um die Fragen von Denken und Schweigen, um den Baum der Erkenntnis von „Gut und Böse" (Dualismus) und den Baum des Lebens (Monismus), also letztlich um die Struktur des Egos als Resultat der Identifikation mit Denken und die Befreiung vom Ego durch eine entsprechende Desidentifikation ging. Damit war zugleich das Thema Erfahrungs-Religion (Praxis) versus Denk-Religion (Theorie bzw. Ideologie) angesprochen und von Wirklichkeit und Realität. Anschließend hatten wir Raum und Zeit sowohl wissenschaftlich als auch spirituell untersucht und gesehen, welche Wirkungen verschiedene Zeitkonzepte - Jetztheit, Zirkularität und Linearität -, auf die Beschaffenheit der menschlichen Identität haben. Wir sahen, wie die Linearität entstanden ist und daß sie zur Degenerationsspirale gehört, aber als Progression erscheint und mit Fortschrittsmanie und Akkumulationszwang einhergeht. Der dazugehörige Egowahn verhindert die Selbsthingabe des Menschen an das Unaussprechliche und führt zur Verwechslung des Sterblichen (das Ego) mit dem Ewigen (der Seele). Die Konsequenzen für die Menschheit sind verheerend und werden entweder in die Zerstörung münden oder in einen Übergang zu einer höheren Gattung.

    Für den Leser ist es in aller Regel einfach zu begreifen, daß Denken kein Instrument ist, welches auch nur ansatzweise das Göttliche und die Wirklichkeit erkennen könnte. Schwieriger wird es zu begreifen, daß Denken kein Erkenntnisinstrument ist, sondern eine schöpferische Macht, d.h. wir erschaffen mithilfe des denkenden Mentals die Realität (für uns), eine zwiespältige und ambivalente Realität. Die denkerische Erkenntnisfähigkeit entspricht seiner dualistischen Grundverfassung, sodaß Wahrheit und Falschheit in einem Mischungsverhältnis auftreten, welche die Wissenschaft durch das Prozedere aus „Versuch und Irrtum zu bereinigen sucht. Wenn wir von „wissenschaftlichen Erkenntnissen sprechen, so werden heute immer mehr Menschen in die Irre geführt, weil sie in einer Weise an die Wissenschaft glauben wie früher ein Katholik an den Papst. Sie können weder selber nachvollziehen, was Wissenschaft postuliert, noch wissen sie etwas über den engen Rahmen wissenschaftlicher Gültigkeit.

    Karl Popper stellte zurecht klar, daß allgemeine Gesetzesaussagen zwar wahr sein können, aber doch nicht verifizierbar sind. Sein berühmtes Schwanen-Beispiel beginnt mit der Hypothese, daß alle Schwäne weiß seien. Solange wir weiße Schwäne antreffen, kann die Hypothese als bislang beste beibehalten werden. Da aber die Möglichkeit bestehen bleibt, andersfarbige Schwäne zu finden und damit die Chance der Falsifikation fortbesteht, kann die Hypothese weißer Schwäne tatsächlich nicht verifiziert werden. Wissenschaftliche Erkenntnisse sind ganz allgemein das Ergebnis von Experimenten auf der Basis von Hypothesen und Bedingungen (wie der Schwerkraft etc.), von Experiment und „Trial-and-Error" und dem Einsatz von Methoden wie Logik oder der Kombination von Methoden und nicht zuletzt, der Intuition. ¹

    Noch schwieriger wird es für den modernen Menschen, wenn er begreifen muß, daß seine Wahl zwischen „Gut und Böse zwar eine innergesellschaftliche Relevanz „für uns besitzt, aber „an sich gar nicht greift, sondern sehr fiktiv ist, weil beide unauflöslich miteinander amalgamiert sind. Was ich „gut nenne, kann beim Gegenüber als „böse" verstanden werden und umgekehrt. Man kann sogar sagen, das Gute erschafft das Böse, weil die Struktur des Denkens prinzipiell dualistisch oder trennend, urteilend und separierend ist.

    Es gibt Schönes nur vor dem Hintergrund von Häßlichem. Das heißt die Negation ist jeder Setzung immanent. Folglich führen unsere besten Absichten oft genug zu Resultaten, die jenseits unserer Intentionen liegen, im Extremfall sind sie diesen sogar entgegengesetzt. Aufgrund dieses Dilemmas haben Krishna, Buddha, Laozi und viele andere uns das absichtslose Handeln ans Herz gelegt, den Karma-Yoga oder das Nicht-Tun, welches ohne karmische Folgen bleibt.

    Die meisten Menschen sind es gewohnt, den sogenannten Fall des Menschen an zwei Personen, den biblischen Gestalten Adam und Eva, festzumachen. Mit dieser Einfältigkeit muß Schluß sein. Der „Fall des Menschen, der Verlust des Bewußtseins der Einheit durch die Identifikation mit Denken (Ego), war und ist kein plötzliches Event und schon gar kein unabänderliches Gattungsschicksal, sondern erst im Verlaufe eines langen Degenerationsprozesses zu einem Massenphänomen geworden. Zunächst einmal ist zu dem „Fall des Menschen festzuhalten, daß dieser innerhalb der historisch unbegriffenen Weite menschlicher Erderfahrungen zu den natürlichen und zyklisch-elliptischen Bewegungen des evolutionären Prozesses gehört und zu jedem Zeitpunkt persönlich revidierbar ist. Eben dies beweisen die Erleuchteten aller Zeiten und Kulturen. Gäbe es diese nicht, dann, und nur dann, könnte man von einer Limitierung der Gattung sprechen.

    Der letzte Erleuchtete, dem ich persönlich im Jahre 2014 in Thailand, Wat Amphawan, Singburi, begegnet bin, war der Lehrer meiner Gefährtin und Abt des Klosters, der Savakabuddha oder Arhat Phra Jarun (Caran) Thitadhammo, auch Luang Po Jarun genannt. Er wurde am 15. August 1928 geboren und hat am 25. Januar 2016 um 8.37 in Parinibbāna Eingang gefunden. Er ist nicht der einzige jener Begnadeten gewesen, denen zu begegnen mir geschenkt wurde.

    Aus all diesen Begegnungen und aus eigener Erfahrung ist mir eines sehr bewußt geworden, daß nämlich die Spannweite des menschlichen Daseins viel größer ist, als es uns die ums bürgerliche Ego kreisenden Schulen des „aufgeklärten Denkens oder des „Baumes der Erkenntnis vormachen. Sie reicht vom Tier-Dasein bloß materialistisch gesinnter Menschen bis hinauf zum erleuchteten Gott-Menschen und weiter zu den ungeahnten Höhen supramentalen Seins und auch darüber hinaus in Sphären des Unsagbaren, von denen niemand zu künden vermag.

    Der „Fall des Menschen hat mich in allen meinen Schriften beschäftigt. Natürlich weiß ich nicht, wie und wann er sich historisch zugetragen hat, aber ich bin davon überzeugt, daß auch Einsichten nicht endgültig sind, sondern wachsen müssen. Ich werde darum frühere Aussagen als Bausteine betrachten, die nun zu einem stringenteren Gebäude beitragen können. Zu den vielen Fragen gehörte auch, wie ein „Fall vonstattengeht, und da blieb letztlich nur die Annahme, die von allen alten Hochkulturen übermittelt wurde, nämlich die Tatsache fallender Zeitalter, und damit keines abrupten Sturzes, sondern eines langen Prozesses der Dekadenz. Und dabei ist die Tatsache am schwierigsten zu verstehen, daß nämlich all der postulierte Fortschritt, den die Wissenschaft und Technik uns vorgaukelt, blanke Regression ist, weil Fortschritt nicht an einem Ego und seinen ambivalenten Errungenschaften festzumachen ist, sondern an der Überwindung des Egos, nicht an der Größe seiner Gebäude, sondern an der Demut des Herzens, nicht an Waffensystemen und Weltraumflügen, sondern an der Liebe zum Leben und zur Erde. Fortschritt beginnt mit Liebes- und Friedensfähigkeit und d.h. der Ächtung von Waffen aller Art.

    Die Dekadenz beginnt mit und bei Einzelnen während des Übergangs in ein Treta-Yuga und nimmt mit jedem Zeitalter weiter zu, bis es schließlich im dunklen Zeitalter zum Massenphänomen wird und letztlich zu lokalen oder globalen Kataklysmen kommt. Nach einer Phase der Regeneration von Mutter Erde beginnt dann wieder neues Leben. Es kann aber auch während eines Kali-Yugas zu einer Transformation der bestehenden Evolution in höhere Formen und damit zu einer höheren Ellipse mit neuartigen Zyklen kommen, wie das beim Übergang vom Leben zum Mental der Fall gewesen ist. Der „Fall des Menschen stellt gegenwärtig, obschon er individuell aufgehoben werden kann, ein Massenphänomen dar. Die absolute Mehrheit der Menschen sind derart entfremdet, daß sie ihre falsche Identität, das Ego, für ihre einzig mögliche Weise des In-der-Welt-Seins halten. In diesem Sinne verwirklichen sie das, was im biblischen Mythos von „Adam und Eva erzählt wird.

    Die beiden Figuren wurden von ihren Erfindern in eine Zeit versetzt, die zu ihrer auf Kreationismus beruhenden Story passen sollte. Freilich hatten sie keine Ahnung von der faktischen Länge der Zeitalter, noch von deren Qua-litäten. Adam und Eva waren jedenfalls keine Repräsentanten der Goldenen Zeit, sondern gehörten zu den ersten Erscheinungen der Dekadenz, die beim Übergang vom Satya-Yuga in ein Treta-Yuga aufkamen ². Freilich waren diese ersten Anfänge eines vom Einen getrennten Lebens noch keine abrahamitischen Egos. Sie lebten psychologisch noch in zyklischer Zeit, was wenigsten temporäre spirituelle Erfahrungen ermöglicht. Wenn sich diese Reduktion von Bewußtsein aber festsetzt, dann wird sie zu einem „denkenden Mental, welche eine mental gefilterte Perzeption mit dem Resultat selektiver Wahrnehmung bedingt. In solchen Fällen entsteht ein „Virus der Degeneration, welcher andere infiziert. Die dem Virus erlegene Minderheit unterschied sich von den erleuchteten Mächten durch eine permanente Identifikation mit Denken, was gleichbedeutend ist mit der Bildung eines Egos, dem Verlust der Einheit und der Getrenntheit vom Einen.

    Allerdings haben diese Ego-Wesen im Treta-Yuga keine Machtposition, schon allein, weil ihr Anteil nie über ein Viertel anwachsen kann. Die Symbolfiguren „Adam und Eva" sind demnach in ihrer Zeit noch keine Egos im heutigen Sinne, vor allem fehlte ihnen die Macht, ihre eigene Realität in der Form einer universalen Matrix zu gestalten. Dennoch starteten sie und ihre Nachfahren das Projekt der Absonderung und Trennung vom Göttlichen und waren als solche Anhänger des Baumes der Erkenntnis und damit Schüler des Diábolos. Dagegen gehörte Methusalem zur spirituellen Elite des Treta-Yugas und wurde 969 Jahre alt, Noach war ein Erleuchteter im Dvapara-Yuga und starb mit 950 Jahren. Noach, der sumerische Ziusudra und babylonische Utnapischtim, ragt in seiner Zeit heraus, wobei die Zeitangaben der Historiker für die Sintflut zwischen 4000 und 6.700 vor Christi schwanken, und natürlich realistischer sind als die biblischen Angaben. In toto übernimmt die jüdische Genealogie mit dem Ausgangspunkt des Paradieses die hinduistische Vorstellung fallender Zeitalter als Vorgeschichte des Judentums, und zwar bis zur Figur des in Babylon erfundenen Abraham (Kali-Yuga). ³

    Diese Dekadenzspirale hinab in dunklere Zeitalter, welche durch die Fokussierung der trennenden Aspekte entstanden ist, kann keineswegs schuldhaft an Bewohnern paradiesischer Zeiten festgemacht werden, zumal das sumerische Vorbild der Garten-Eden-Geschichte eine Darstellung von Verfehlung und Heilung ist. Wir fragen uns: Warum erfinden die Führer der Exiljuden, die in Babylon das Judentum auf sehr intellektuelle Weise komponiert haben, einen „Fall des Menschen, der die Menschen „böse (Judentum: der böse Trieb) oder schuldig (Saulismus: Erbsünde) macht? Zweitens aber stellt sich die Frage, warum der Dekadenzbogen (sozusagen ein Fall mit dem Fallschirm) nur bis zu Abraham reicht und dieser zu einer Art Umkehrpunkt gemacht wird? Wir wissen nicht, was die Herren im Babylonier Think Tank vorhatten, eines dürfte aber klar sein, sie wollten den Menschen in ihrer Situation einerseits Mut machen, andererseits aber als Führer auftreten. Sie waren ja selbst, zumindest subjektiv, sozusagen kleine verzweifelte Egos, welche als Trost eine gewaltige Kompensation bedurften. So suchten sie nach einem Anfang im Glück, zweitens nach einer Bruchstelle mit Verlust des Glücks, drittens nach einem Bund mit einem Retter allmächtiger Natur und zu guter Letzt nach einem von diesem gesandten, irdischen Erlöser oder Messias.

    Die erste Frage läßt sich schon hier beantworten. Ein groß angelegter Versuch, die Menschen zu beherrschen, bedeutet natürlich, daß man etwas in der Hand haben muß, mit denen man sie klein halten und dominieren kann. Schuld und Angst eignen sich dafür sogar noch besser als die Vorstellung des bösen Triebes (Yetzer hara), letztlich können aber beide die Aufgabe der Unterdrückung erfüllen. Für die zweite Frage müssen wir uns die Dekadenz in Erinnerung rufen. Mit jedem Zeitalter verliert die Masse an spirituellem Glanz, aber erst im Kali-Yuga kehren sich die Vormacht und damit die Gewaltverhältnisse um. Nunmehr sind mindestens 75 Prozent der Menschen zu Egos geworden und sie werden nicht mehr von den spirituellen Eliten geführt, sondern von profanen Herrschern. Damit aber kehrt sich auch das Heldenbild um, waren zuvor die Seher und Eingeweihten das Ideal, und damit die Überwindung des Egos, so wird jetzt das Ego hofiert, und eben diese Umkehrung findet durch die Figur des Abraham statt.

    Mit dem Ego allein ist es nicht getan, es soll ja - egotypisch - glorifiziert werden, darum will man weder auf akkadisch-sumerische noch babylonische oder ägyptische Helden verzichten, auch sie sollen einverleibt werden, was zu einem großen Teil im Rahmen der Vorgeschichte geschehen ist. Dann erst tritt ein volkseigener Gründer- oder Ur-Vater auf, ausgestattet mit Erwählung und Versprechungen, alle besonderer Art, und dieser wird mit der Figur des Abraham, eines Ur-Patriarchen und Mega-Egos (A-Brahman) geliefert. Die spirituelle Degeneration soll verleugnet und vergessen werden, denn nun sind ja die Machtverhältnisse gerade umgekehrt, darum muß das göttliche Element verdrängt und das Ego, die Trennung vom Göttlichen, als von „Gott" erwählt erscheinen. Erst nach dieser Verkehrung der spirituellen Tatsachen erscheint die Degeneration als Progress und wird im Zuge der Erzväter-Erzählungen vervollkommnet. Danach kommt der stabilisierende Faktor durch einen Gewaltmenschen und Tyrannen, der aber die Macht hat, Gesetzgeber zu werden, Moses. Dieser hatte, so erzählen es die Asylanten Babylons, seinerzeit das Volk aus der Fremde bis an die Tore des gelobten Landes geführt, bis zum Berg Nebo in Jordanien, wo er mit 120 Jahren starb.

    Wir können dies auch die erste Heilsgeschichte nennen, wobei zu beachten ist, daß Moses nie das gelobte Land betreten hat, während die Gebeine Josephs nach Kanaan gebracht wurden. Darin liegt ein Hinweis für das Judentum, denn das Bild des Joseph zeigt, im Gegensatz zu den anderen Heroen, echte spirituelle Kapazitäten. Das Symbol der Gebeine fordert zur „Auferstehung" auf, es ruft danach, Joseph mit neuem Leben zu erwecken, das heißt den Fokus auf die Gegenwart zu richten, sich weit für das Fremde zu öffnen, wie Joseph, und sich durch Preisgabe der Ideologie der Erwähltheit zu spiritualisieren. Darum nennen wir diese erste Heilsgeschichte (der Exodus) eine unvollendete, und wenn wir dann von einer Wiederholung oder einer zweiten Geschichte sprechen, dann ist damit der Messianismus gemeint. So wie einst Moses das Volk heimgeführt habe, so werde noch vor dem jüdischen Jahre 6000 (das jüdische Jahr 6000 währt vom Sonnenuntergang, 29. September 2239 bis zum Einbruch der Dunkelheit am 16. September 2240) der Messias erscheinen und die ganze Welt beherrschen. Es ist klar, daß der Messias so wenig auf Erden ankommen wird, wie Moses in Kanaan. Wird aber das Jetzt als Messias realisiert, dann bedeutet das die Spiritualisierung des Judentums.

    Abraham wird im großen Gerüst der Heilsgeschichte zum vermeintlichen Umkehrpunkt der menschlichen Dekadenz hochstilisiert und damit zum Übervater jüdischer Vortrefflichkeit. Was hier ganz mächtig nach vorne drängt, das ist das Ego in Gestalt des jüdischen Narzißmus. Abraham schließt den Bund mit Gott, ohne zu wissen, um wen es sich handelt. Klar ist, es handelt sich nicht um das Eine, sondern um einen Einzigen. Was wir wissen ist, daß in Babylon längst das Ego herrschte und aus einer Ego-Gesellschaft käme man nur heraus, wenn man selber so stark würde, daß man sich als Ego über die Gesellschaft hinaus entwickeln kann, ohne von dieser einverleibt zu werden. Dieser Weg beinhaltet als Krönungdie Bereitschaft zur. Dazu waren aber die Exiljuden mit Sicherheit nicht fähig, sie fühlten sich klein, verloren und verlassen, also mußte die Figur des Abraham von mächtiger Natur und mit einem allmächtigen Verbündeten ausgestattet sein. Dessen Natur kann demnach nur asurisch gewesen sein, ein Gott des Egos.

    Wenn man, wie die Exiljuden, aus vielerlei Mythen und Quellen anderer Völker einen eigenen Mythos erschaffen will, einen der alle anderen inkorporiert und übertrumpft, einen Super-Mythos, dann hakt es hinten und vorne. Mythen bergen wie Muscheln Perlen in sich, Elemente menschlicher Freiheit im Unsagbaren, aber keine Geschichten über epochale Großmäuler. Derartige Ge-schichten und Sagen sind zwar Volksgut und werden aufgebauscht ins Übernatürliche, aber ein echter Mythos, eine ahistorische Wirklichkeit und Wahrheit, kann nur vom spirituellen Spezialisten verlebendigt und ins Verstehen gehoben werden. Wo jedoch, wie in Babylon, das narzißtische Basissyndrom (Verlorenheit und Erwählung) eine Art Gefängnis bildet, welches Denken, Fühlen und die gesamten Lebensumstände der Menschen in überwältigender Weise bestimmt, dort werden die wesentlichen Momente eines Mythos verkannt. Während nämlich die Mythen den Helden bzw. das Ego untergehen lassen, um ihn als Göttliches Selbst - wie ein Phönix - auferstehen zu lassen, wird Abraham in seiner Person und als Ego zum Auserwählten gemacht.

    Mit der Figur des Abraham ist den Asylanten in Babylon der ureigene Entwurf gelungen, kein Mythos, aber eine Sage für den geschundenen Selbstwert eines schwächelnden Volkes. In Babylon herrschte das Ego schon seit geraumer Zeit und sein erster Repräsentant war der Mann, der von 2292 bis 2236 v. Chr. König gewesen ist, Sargon von Akkad. Wir sagten schon, daß dieser die Religion mißbrauchte, indem er einen spirituellen Ruf (als Erwählter der Göttin Inanna) bloß vortäuschte. Er war nämlich kein spiritueller Führer, sondern ein Asura, ein Führer von egoistischer Macht und Herrlichkeit. Eben jenes Vortäuschen von Spiritualität (das Prinzip des Verkehrens) geschah nun auch durch die Erfinder des Judentums. Sie machten das Nicht-Göttliche (A-Brahman) in Form von Abrahams Ego zum Erwählten eines noch „unbekannten Gottes. Dieses Bildnis, Projektion erhoffter Größe, repräsentiert das Dauer-Ego, welches durch die Identifikation mit Denken, die Übernahme linearer Zeit (Versprechen) und den Narzißmus (Erwähltheit) hervortrat. Jetzt erst macht die Geschichte vom Baum der Erkenntnis Sinn. Es durfte in Eden (anders als in Sumer und anders als im Islam) nicht zu einer ausgleichenden, heilenden Episode kommen, sonst hätte man den Menschen den „Fall nicht als dauerhaft einreden können, schon gar nicht als Gattungsevent. Die Folgen waren gravierend, auch im Judentum, das sich ja erst im Exil konstituierte. Danach sollte es keine Propheten mehr geben, keine Gottesmänner, anders gesagt keine Erleuchteten mehr. Die exilischen genau wie die postexilischen Arbeiten im Rahmen der Komposition am Judentum konzentrierten sich auf die Macht des Denkens und schlossen die größere Macht des Schweigens aus. Entsprechend verschwand das Prophetentum, welches immer ein irrationales Gesicht trug, in der Zeit nach dem Exil sehr schnell. Die Schrift und der Glaube an sie ersetzten sie. Dieser Rationalisierungsprozeß war bis dato für eine sogenannte Religion nicht nur neu, sondern er führte dazu, daß nun Religion genannt wurde, was ehedem keine war, eben ein denkerisches Konstrukt, Theorie statt Erfahrung, Dogma statt Praxis.

    Damit wurde Abraham zum Gründer der ersten Denk-Religion oder des Egotheismus schlechthin. Für das exilierte Volk bedeutete dies ein massiver Schub an Aufwertung oder Narzißmus und damit ein inflationärer Selbstwertboom. In der Folge bewährte sich die Ideologie der Erwähltheit sogar als ein Mittel willkürlichen Ausschließens nach innen - Verrat am erstgeborenen Ismael, Bevorzugung von Isaak; Betrug an Esau durch Jakob, Verkauf des Joseph durch seine Brüder), kurzum das Prinzip willkürlichen Ausschließens und vorsätzlicher Verkeh-rungen wird zum Gütesiegel des Judentums. Diese Willkürherrschaft der Erzväter wird fürs Volk durch den Tyrannen Moses in eine Herrschaft des Gesetzes verwandelt. Das Gesetz appelliert ans Ego, dessen Identität ja Denken ist und das nicht etwa zur Disposition steht, wie in den echten Religionen, wo es sterben muß, sondern welches nun - eben durch Gesetze - zu veredeln sei. Jetzt erst kann der Think Tank in Babylon den Gott benennen, den „Gott der Väter, Jahve".

    Warum jetzt erst? Wir dürfen nicht vergessen, daß der Baum der Erkenntnis, den man besser als den Baum des Todes bezeichnet, den Menschen symbolisiert, der die Kunst des inneren Schweigens verloren hat, sich mit Denken identifiziert und sich damit nicht nur vom Einen getrennt hat, sondern auch den Verlockungen des Verführers (zu sein wie Gott) erlegen war. Der Verführer wurde nicht sofort zum neuen Gott, man kannte ihn auch nicht, sondern nur sein Symbol, die Schlange. Sie steht im Judentum für Lust und Begehren, da diese aber Zeichen von Ananke sind, sind sie Teil der egoistischen Verfassung. Welcher Gott steht denn hinter der Schlange? Es muß ein Asura sein und da bleibt nur der erste Archon, Jaldabaoth. Aber die Ergebenheit vor dem ersten Archon und seinem Advokaten Ha-Satan⁴ mußte erst wachsen, und sie wuchs mit der Zunahme der Dekadenz, sie wur-de über die fallenden Zeitalter immer tiefer, sie wuchs in einer Weise, daß sie dem kleinen Ego (gemessen am Nicht-Ich und dem Verlust der Göttlichen Natur) immer mächtiger erschien, sozusagen als sein einziger Retter, als die für seine Winzigkeit notwendige Kompensation. Abraham kannte noch keine Demütigung und kein Exil, er lebte von der Hoffnung auf die Versprechen eines Gottes, der ihm als sein Einziger galt. Erst bei Moses, wo das Volk unter der Gefangenschaft in Ägypten leidet und es um den Exodus geht, kann sich Jahve an den Mann bringen. Der Archon Jahve, der als ein Asura besonderer Macht und Stärke gilt, verkauft sich als der Gott der Israeliten, und die Juden selbst sagen, weil ihn sonst keiner haben wollte. Dieser besondere Wendepunkt in der Geschichte von Religion – das Nichtgöttliche, ein Asura, wird zum Göttlichen - zeigt, wie die Identifikation mit Denken an die Macht gelangt, wie das Schweigen zurückgedrängt wird, und wie der Sinn von Religion verkehrt wird, statt der Befreiung vom sterblichen Ego durch Selbsthingabe an das Eine, geht es nunmehr um die Veredelung des Egos, um seine Verwirklichung und Verherrlichung durch moralische Rechtschaffenheit oder Gesetzestreue.⁵

    Für uns heute ist die Frage entscheidend, wie der mit Denken identifizierte Mensch wieder Herr seines Mentals werden und das Ego überwinden kann. Die Antwort ist simpel: Indem er sich vom Baum der Erkenntnis (d.h. des Todes) abwendet und sich dem Baum des Lebens zuwendet. Diese Zuwendung gelingt nur durch Stillesein oder inneres Schweigen. Erst wenn alles Denken in uns stoppt, entsteht die Stille, der schweigende Raum, die Leere, in dem das Eine sich offenbaren und wir wieder Teil der Einheit sein können. Diese erste Stille-Erfahrung nennen wir Erwachen und wird sehr schön von Buddha unter dem Bodhi-Baum symbolisiert. Sein anschließender Kampf mit dem Asura Devaputra Mara weist uns auf den endgültigen Sieg über das Ego hin und damit auf die Erleuchtung.

    Der Weg vom Denken ins Schweigen wird von uns als Religion im engeren Sinne oder als echte Religion bezeichnet. Wenn wir also den herkömmlichen Begriff und das historisch gewachsene Verständnis von Religion aufheben, so um das wirkliche Wesen der Religion zu bewahren. Nur mit Schweigen als Basis gelingt die Selbst-hingabe, der Tod des Egos und die Auferstehung zur Wirklichkeit.

    Das menschliche Mental verfügt also über zwei Kapazitäten, Denken ist seine schöpferische Kraft und Schweigen seine eigentliche Erkenntniskraft. Im Idealfall hat der volle Mensch beide Kapazitäten entwickelt und erschafft seine Realität in Übereinstimmung mit der in der Stille geschauten Wirklichkeit. Das bedeutet, sobald der Mensch mit Kant begreift, daß das „Ding an sich" für das Denken unerkennbar ist, wenn er realisiert, daß auch das erhabenste Denken das Göttliche weder beweisen noch nicht beweisen kann, dann ist es höchste Zeit, sich ins Schweigen zu begeben. Dann erst begreift er seine Wahlfreiheit, er kann entweder dem trennenden Denken weiterhin folgen, und damit dem Prinzip der Getrenntheit, Diábolos und dem Baum des Todes, huldigen oder er kann die Praxis der Schweigeexerzitien (Baum des Lebens) auf sich nehmen und damit dem Weg zum Bewußtsein der Einheit, zum Unsagbaren und Göttlichen folgen. Eine andere Wahl hat er nicht.

    Wir sehen hier schon, wie weise die Evolution arbeitet, sie hat in einem Teil der Welt, im Westen, das Denken zur vollen Blüte gebracht und im anderen Teil, im Osten, zusätzlich das religiöse Spezialistentum auf der Basis des Schweigens geschaffen. Im Osten hatte sich dadurch eine Balance zwischen Innen- und Außenwelt stabilisiert und das Zeitkonzept blieb, teilweise bis heute, zirkulär. Der gesamte Mainstream indischer Weisheit widerspricht einer Hervorhebung des menschlichen Egos und sieht es als das an, wovon man sich zu befreien hat. Gerade darum entstand im 19. Jahrhundert als Reaktion und Folge auf die westlichen Invasionen und Verschmutzungen des Welt-Innenraums und alles Heiligen durch die furchtbaren saulistischen Barbaren eine neue Hochzeit hinduistischer Religion, von denen wir hier nur einige nennen: Ramakrishna Paramahamsa, Swami Vivekananda, Mohandas Karamchand Gandhi, Rabindranath Tagore, Sri Aurobindo und die Mutter, Ramana Maharshi und Jiddu Krishnamurti.

    Im Okzident hat die Evolution die Identifikation mit Denken vorzugsweise bei den Griechen nach Hesiod, Heraklit, Sokrates und Platon, durch Aristoteles vorangetrieben. Eine Ausnahme bildet Epiktet. Die Römer (Cicero, Seneca, Marc Aurel und Tertullian), das Judentum (Philon von Alexandria, Saadia Gaon, Maimonides, Isaak Luria) und der Saulismus (Saulus, die Kirchenväter, die Staatskirche und Thomas von Aquin) waren Vorbereiter der Philosophie, welche die Identifikation mit Denken durch Descartes („cogito ergo sum), Kant („Unerkennbarkeit des Dinges an sich) und Hegel (Vollendung der Philosophie) de facto zuende gebracht hat. Idealerweise hätte die Zeit des Kolonialismus die einseitige westliche Entwicklung beendet und durch eine allseitige mentale und vitale Evolution ersetzen müssen, zumal sie mit Völ-kern ganz unterschiedlichster Identitäten mit teils außerordentlichen Fähigkeiten bekannt wurden, so den Chinesen mit dem Zentrum in der Leibesmitte, Ki, den Indianern mit dem für echte Christen bedeutsamsten Zentrum überhaupt, dem Herzzentrum, den Indern und Südostasiaten mit zwei Zentren, dem Purusha im Herzen und dem Atman über dem Haupt. Der Westen hat diese Chance geschichtlichen Lernens und Einfügens verpaßt und stattdessen sein ewiges Barbarentum durch endlose Genozide und Massenmorde „im Namen Gottes" bestätigt. Daneben betäubte sich dieser egomane Popanz durch die Spitzfindigkeiten reformatorischer und aufklärerischer Wahnetitüden. Luther und Calvin zwängten das Denken der Menschen mit einem letztlich protestantisch verbrämten Kapitalismus in die Bahnen von Erfolgssucht und Investition und erfanden dabei einen Arbeitsbegriff, dessen Irrationalität Max Weber entlarvte:

    „Jener eigentümliche, uns heute so geläufige und in Wahrheit doch so wenig selbstverständliche Gedanke der Berufspflicht, einer Verpflichtung, die der einzelne empfinden soll und empfindet gegenüber dem Inhalt seiner „beruflichen Tätigkeit, gleichviel worin sie besteht, gleichviel insbesondere ob sie dem unbefangenen Empfinden als reine Verwertung seiner Arbeitskraft oder gar nur seines Sachgüterbesitzes (als „Kapital) erscheinen muß – dieser Gedanke ist es, welcher der „Sozialethik der kapitalistischen Kultur charakteristisch ist […] „Die Fähigkeit der Konzentration der Gedanken sowohl als die absolut zentrale Fähigkeit, sich der Arbeit gegenüber verpflichtet zu fühlen, finden sich hier besonders oft vereinigt mit strenger Wirtschaftlichkeit, die mit dem Verdienst und seiner Höhe überhaupt rechnet und mit einer nüchternen Selbstbeherrschung und Mäßigkeit, welche die Leistungsfähigkeit ungemein steigert. Der Boden für jene Auffassung der Arbeit als Selbstzweck, als „Beruf, wie sie der Kapitalismus fordert, ist hier am günstigsten (Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus, 1904/05)

    Die Reformation hat einen starken jüdischen Impetus im Hintergrund, der von Saulus in das sogenannte Christentum hereingetragen und von Luther fokussiert wurde:

    „Und da wir bei euch waren, geboten wir euch solches, daß, so jemand nicht will arbeiten, der soll auch nicht essen." (2. Thessalonicher 3, 10)

    „Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Dinge beschicken; aber am siebenten Tage ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes; da sollst du kein Werk tun noch dein Sohn noch deine Tochter noch dein Knecht noch deine Magd noch dein Vieh noch dein Fremdling, der in deinen Toren ist. Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten Tage. (2. Mose 20, 9-11)

    Die jüdisch-saulistische Haltung war zu jener Zeit unbekannt, denn arbeiten oblag nur jenen, die nichts hatten. Außerdem sagte Jesus:

    „Darum sage ich euch: Sorget nicht für euer Leben, was ihr essen und trinken werdet, auch nicht für euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr denn Speise? und der Leib mehr denn die Kleidung? Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr denn sie?" (Matthäus 6, 25-26)

    Es ist überdeutlich, wie sehr Saulus und Luther das Werk Jesu hintertrieben haben. Aber so wortgewaltig sie auch sein mögen, keiner von ihnen, auch nicht der Vatikan, war dazu fähig, die Wirklichkeit und das EINE, die aus dem ewigen Quell des Schweigens fließen, zu erfahren.

    Auch die Antike und das Mittelalter besaßen ein grundständig anderes Verständnis von Arbeit. Die alten Griechen betrachteten körperliche Arbeit als etwas Minderwertiges, sie wurde entsprechend an die Sklaven dele-giert. Philosophieren setzt Muße voraus, eine fast universal und im Grunde vom Taoismus stammende Hochsicht. Im alten Rom wurden Arbeiten von den unteren Schichten und einer großen Anzahl von Sklaven ausgeführt, während die Oberschicht ein Leben der Muße und des Spiels führte. Im Katholizismus und im Mittelalter wurde Arbeit als Mühsal oder als Strafe angesehen und wer Geld besaß oder Land, kam gar nicht auf die Idee zu arbeiten. Entsprechend betrachtete Augustinus den Himmel als einen Ort, an dem Arbeit keine besondere Rolle spiele, während in der Hölle die Strafe aus einer ewigen Arbeit bestünde.

    Die ideologischen Änderungen der allgemeinen Haltung und Einstellung zur Arbeit waren notwendig geworden, weil schon die Zeit des Kolonialismus viele Menschen aus ihren heimischen Gefilden in die Ferne trieb, weil das Bankenwesen schon im 13., dann aber richtig im 15. Jahrhundert prosperierte und expandierte und die Vorboten einer neuen Zeit, die später als Industrialisierung und ursprüngliche Akkumulation sichtbar wurden, teils erkennbar waren oder zumindest eine ungeheure Aufbruchstimmung in diese Richtung herrschte. Insgesamt begann eine Zeit der Neuordnung Europas, die alle Lebensbereiche erfaßte. In gewisser Weise destillierte sich das Neue, das mit dem Kolonialismus begonnen hatte und später zur Neuordnung Europas führte, in der Überbetonung des eigenen Ichs und Egos, in einer durch mehr und mehr Eroberungen und Niederschlagungen scheinbar bestätigten Größe und Macht, ohne das Blut zu sehen, mit dem es erkauft wurde. Insofern besteht der zentrale Satz, der die Gewalt des Abrahamismus, seine Fundamentalarroganz gegen die Natur (untertan machen) und der unbändige Haß gegen alles Fremde am besten kennzeichnet, im „cogito ergo sum" von René Descartes. Er brauchte das Ego zwar nicht auf den Thron zu setzen, das hatten schon die Juden getan, aber er konnte nun diesen Herrscher als bürgerliche Identität und sein Wahn als den eigentliche Genius der menschlichen Geschichte betrachten. Ähnlich hatte schon Augustinus (354–430) argumentiert:

    „Si enim fallor, sum. Nam qui non est, utique nec falli potest. („Selbst wenn ich mich täusche, bin ich. Denn wer nicht ist, kann sich auch nicht täuschen.)⁶

    Mit den Begriffen des Ichs respektive des Denkens und der Idee von Arbeit als Beruf und menschlicher Pflicht im Zentrum, begann eine Zeit der Manipulation, besonders der Leugnung des Göttlichen und der Betonung von Rationalität, Erfolg und Macht (Kapital) sowie ein Materialismus, der bis heute anhält: Die Denkfetischisten und egozentrierten Aufklärer Jean-Jacques Rousseau (Demokratie, Gemeinwille, Volkssouveränität), François-Marie Arouet, genannt Voltaire (Meinungsvielfalt, Bürgerrechte, Religionskritik), David Hume (Empirist, amoralischer Atheist) und Immanuel Kant (Mündigkeit, Moral) verhexten die Menschen mit ihren politischen, mehr oder weniger gott- und religionsfeindlichen „idées fixes".

    Wer ein neues System etablieren will, der muß wissen, wer davon profitiert und wer darunter leidet. Betrachten wir den Kreislauf der Verfassungen bei Platon, so sehen wir, daß auf die Aristokratie, die Timokratie und Oligarchie folgen, bevor die Dekadenz in Form von Demokratie und der in ihr angelegten Tyrannis folgt.

    Bei Aristoteles beginnt der Kreislauf mit der Monarchie, führt über die Tyrannis zur Aristokratie und von dort zur Oligarchie. Darauf folgt die Herrschaft der Vernünftigen, Politie, welche von der Demokratie abgelöst wird. Diese ist bei Aristoteles aber als Herrschaft des Pöbels verstanden worden, gespeist aus Armen, und wird auch Ochlokratie genannt und manchmal als Laokratie oder Volksherrschaft bezeichnet. Schließlich beginnt es mit einer neuen Monarchie von vorne, wobei nach Aristoteles ein König auf das Wohl seiner Untertanen bedacht ist. Darum soll nur König sein, wer sich selbst genügt und wessen Besitz den der andren überragt. Auf diese Weise bedarf er nichts und niemand, sondern sucht danach, was den Untertanen frommt. Daraus folgt: Einem Volk geht es unter einem Monarchen am besten.

    Was ist nun die wirkliche Bedeutung des Begriffs „Monarch", denn er hat nichts mit äußerem Reichtum zu tun?

    „Many are standing at the door, but the monachos are the ones who will enter the bridal chamber." (Logion 75)

    So Monachos in Jesus’ mouth certainly means not solitary, monotropes, but the simple, the unique, the undivided, the seamless one, the man who has attained to the summit of being, oneness of self, liberation. Seeing this we can understand what Jesus meant when he said:

    Blessed are the Monachos for you shall find the kingdom; because you come from it and you shall go there again. (Logion 49)" (Medhananda: Immortal Wisdom, 110 f., er nimmt hier Bezug auf das Thomas Evangelium)

    Die Alten, weit vor Aristoteles, wußten, warum der Monarch zugleich eine spirituelle Größe und irdische Macht darstellt. Er hat das Ego überwunden, das wirkliche oder Göttliche Selbst oder Nicht-Ich verwirklicht, er lebt in der Einheit und nur deshalb kann er die Geschicke der Welt lenken, und zwar in Übereinstimmung mit dem Willen des Einen. Das macht ihn für die Asuras zum Feind.⁷ Das Volks- und Gemeinschaftswohl erfordert also, um das in aller Klarheit festzuhalten, einen spirituellen oder weisen Monarchen, aber niemals den Betrug einer politischen Demokratie, die an der Basis nicht ankommt und im Überbau Politik für Lobbyisten bewirkt.

    Schon die Erfinder der amerikanischen Demokratie haben nie an das Volk gedacht, was man schon am Wahlrecht ablesen und erkennen kann, denn ausgeschlossen waren für mehr als 150 Jahre alle Indianer, Farbigen und Frauen. Das System hat nur einen einzigen Sinn, eine neue und weitgehend unbewußte Form der Ausbeutung zu kreieren, eine, gegen die man sich nicht wehren kann, weil sie angeblich auf Mehrheit beruht. Dabei installiert man ein System unter falschem Namen, aus „Kapitalismus wird „freie Marktwirtschaft und durch „freie Wahlen" wird ein Parlament in scheinbar zwei Lager gespalten, von denen eines der Sieger ist. Nun sind aber beide, Sieger wie Verlierer, Marionetten des Puppenspielers im Hintergrund – und das ist das Kapital oder das Bankensystem mit seinen Alliierten. Das Volk bemerkt leider nicht die Einheit aus Koalition und Opposition, ganz gleich aus wie vielen Parteien sie sich konstituieren, und so bleibt das Entscheidende dunkel, daß nämlich beide, Koalition und Opposition, Diener desselben Finanz- und Bankenwesens oder des Digital Financial Complex sind. Diese Tyrannen organisieren sich in Untergruppen, so als Bilderberger, CFR und Trilaterale, welche jenseits parlamentarischer Kontrollen wirken.

    Einzig die Anhänger des Lebensbaumes, die für alle Formen der Spiritualität stehen, symbolisieren die Verbindung zwischen „Erde und Himmel". Sie wollen die Harmonie aller Welten bewahren und damit die Einheit, die vom Allerkleinsten bis zum Allergrößten reicht, und von den trennenden Mächten ignoriert wird, wieder ins Bewußtsein bringen. Allerdings sind sie nicht organisiert. Darum werden sie von Asuras und Archonten, den Ego-Herrschern angefeindet, gehaßt, verfolgt und getötet.

    Die Jünger des Todesbaumes wissen, daß die Kraft des Schweigens all ihre Projekte zerstört. Wer nämlich dem Schweigen folgt, der sieht in aller Klarheit, daß eine spirituelle Welt eine Umwertung aller materialistischen und politischen Werte nach sich zieht, gerade der Vermögens- und Besitzwerte. Die bürgerliche Ideologie, d.h. ihr Egowahn benutzt die von ihnen erlassenen Besitzrechte, um einen Teil der Sklaven in den Hungertod zu treiben und den anderen Teil in Angst zu halten. Das läßt sich sehr einfach nachweisen:

    Laut der britischen Wohlfahrtsorganisation Oxfam „haben die reichsten ein Prozent Menschen mehr als die restlichen 99 Prozent der Menschheit zusammen" (Zeit online vom 19.01.2015). Allein dieses Faktum müßte genügen, um die 99 Prozent dazu zu bewegen, endlich wachzuwerden, aufzustehen und jenes Prozentlein ein für alle Mal zu entmachten. Wer es nicht begreifen will, der muß sich das simple Faktum klar machen, daß immer nur verteilt werden kann, was zu einem bestimmten Zeitpunkt de facto vorhanden ist - so ist es in der Ehe, in der Familie, im Clan, der Sippe, im Volk und überall. Wo das Prinzip des Teilens außer Kraft gesetzt und durch den entarteten Pakt aus Fortschritt und Akkumulation substituiert wird, da herrscht eine bitterböse Ideologie.

    Was bedeutet das im Falle der vielen Millionen Hungernden? Nun, ein immenser Reichtum in einer Hand ist mit dem Hungertod vieler anderer erkauft worden. Da wir als Menschen nicht Teile von Staaten sind - Staaten sind ontologisch inexistent, sie sind die Ideologien der Mächtigen -, sondern Teile von Gruppen, Völkern und Reichen⁸ und als Menschheit eine einzige Gattung bilden, ist der Hungertod keineswegs ein Epiphänomen in Krisenregionen, für die wir keine Verantwortung tragen, sondern der Verhungernde am anderen Ende der Welt stirbt, weil der Reiche hier unwillig ist, sein Übermaß zu transferieren. Das Zuviel der Wenigen ist das Zuwenig der Vielen, eine Relation direkter Kausalität, die durch keine Ideologie geleugnet werden kann.

    Daher ist es unsere Aufgabe als Menschheit, einen Ausgleich zwischen Surplus und Defizit herzustellen, und zwar unter Einsatz aller Mittel.

    Der Hunger ist ein furchtbares Massendrama, das noch verheerender wirkt als Kriege. Angesichts von fast 1 Milliarde (900 Millionen) Hungernden und 9 Millionen Hungertoten jährlich werden die Besitzer großer Vermögen (ab 1 Millionen Dollar) genau wie die Einkommensmillionäre und Befürworter der kapitalistischen Eigentums- und Besitzbegriffe infolge der Unwilligkeit zu teilen, zu Massenmördern und als solche werden sie künftig auch behandelt werden, nämlich als asoziale und herzlose Psychopathen, die nicht wissen, daß die Erde dem Einen gehört.⁹

    Wissen Sie, wie viele Menschen in der angeblichen Friedenszeit seit dem 2. Weltkrieg verhungert und verdurstet sind? Wir wissen es nicht. Wenn wir aber die 9 Millionen, den Durchschnitt der letzten Jahre, zugrunde legen, dann müssen wir von 9 Millionen x 75 Jahre ausgehen, das sind 675 Millionen Hungertote, um die kein westlicher Bewohner jemals auch nur eine Träne vergießt.¹⁰

    Angesichts solcher Zustände ist klar, daß die bürgerliche Definition der Eigentums-, Besitz- und Zinsrechte nicht nur de jure hohle Begriffe von und für die Mächtigen sind, Hirngespinste zugunsten von Ausbeutung und Herrschaft, sondern sie sind realiter und de facto das größte Verbrechen seit Menschengedenken, milliardenfache Hunger-Folter und millionenfacher Mord durch vorsätzliches Verhungernlassen. Es gehört zum Terror materialistisch-kapitalistischer Normalität, daß die Verbrechen des Systems denen angelastet werden, die darunter leiden, denn die Armen sind immer selber schuld, erst recht die Faulen, die Niedergeschlagenen, Kranken – alles Massen aus schuldhafter Unfähigkeit. Dagegen werden die eigentlichen Mörder exkulpiert und bewundert ob ihrer Macht, die nichts anderes ist als Egowahn und herzlose Unmenschlichkeit. Offenbar forciert eine kapitalistische und nach Außen orientierte Gesellschaft den Egowahn und ersetzt das echte Mitempfinden durch ein falsches, das auf Sentimentalität und unbewußtem Selbstmitleid beruht und zur Aktivierung auf Katastro-henbilder angewiesen ist. Die große Hilfswelle beim Tsunami in Asien 2004 hatte einen doppelten sentimentalen Boden, das unterbewußte Selbstmitleid und das Weihnachtsgefühl, jene emotionale Lügenorgie, bei der die guten Wünsche so voller Falschheit triefen, daß der Empfindsame meint, von ihnen erdolcht zu werden.

    Um den Hungertod zu beenden, wäre nicht einmal ein echtes Mitempfinden notwendig, denn in Wirklichkeit besteht die ontologische, ja biologisch verankerte Pflicht des Menschenwesens im Teilen, mehr noch, was dem Geparden-Rudel - wir erinnern an die Erfahrungen des Matto E. Barfuss! - Recht ist, muß dem Menschen billig und oberstes Gebot sein, eben das Teilen. Wo das nicht der Fall ist, kann von Zivilisation nicht gesprochen werden, sondern nur von tiefster Barbarei und dem brutalen Terror der Niedrigkeit. Eine Weltzivilisation, welche die Hitlers und Stalins geißelt, aber die Milliardäre wie Jeff Bezos (200 Milliarden), Elon Musk (165), Bernard Arnaud (160), Bill Gates (125), Warren Buffet (100,3) oder den Spekulanten Soros hofiert, ist unheilbar geistesgestört. Mit einem Dollar täglich kann ein Mensch in Indien überleben, oftmals genügen weniger. Das bedeutet, daß ein Mensch in Asien mit 365 Dollar im Jahr überleben könnte, mehr schlecht als recht, aber eben überleben, das aber heißt, daß allein von den 200 Milliarden des Mr. Bezos 547 Millionen Menschen 1 Jahr überleben würden oder daß es die nächsten 60 Jahre keine Hungertoten mehr gibt.

    Sinnvollerweise wird das Problem nicht dadurch gelöst, daß man den Hungernden einen Dollar gibt, sondern daß das gesamte System dezentralisiert und auf Bedarfsdeckung umgestellt wird. Indien hatte jahrtausendelang eine solche Bedarfdeckungs-Landwirtschaft, bis amerikanische Spezialisten kamen und auf industrielle Produktion umstellten, was zum einen Monokultur bedeutet, Zerstörung der Böden und das Ausbluten der Kleinbauern zugunsten der Großgrundbesitzer. Nichts hindert uns, überall auf der Welt Bedarfsdeckung einzuführen und jede auf Verlangen, Begehren und Gier beruhende Bedarfsweckungswirtschaft unter Strafe zu stellen. Wir sind nicht auf Erden, um Gewinne zu machen, sondern um qualitativ zu wachsen, und das heißt eben spirituell.

    Wer hier mit Sozialismusdebatten daherkommt, ist angesichts des Hungers in der Welt ein boshafter und ideologischer Psychopath, es geht nicht um Egalität, denn Unterschiede dürfen und müssen sein, aber keine mörderischen und wir halten simpel fest, daß ein Erwachsener mit einer Millionen Dollar auch ohne bezahlte Arbeit 50 Jahre auskommen kann. Deshalb liegt für uns die Vermögens-Obergrenze bei einer Million Dollar, die Einkommens-Obergrenze sollte bei 120.000 Dollar jährlich und das garantierte Jahresgrundeinkommen bei 24.000 Dollar liegen. Damit wäre eine faire und der Vielfalt Rechnung tragende Spannweite vorhanden, die je nach Wertentwicklung angeglichen werden kann. Würde dann der Überschuß bei den Superreichen qua Zwangsabgabe abgeschöpft und in die Bekämpfung des Hungers oder anderer Projekte des Gemeinwohls investiert, dann wären wir auf dem Weg,

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