Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Wer macht was wann warum: Wenn Motivation auf Verhaltenspräferenz trifft
Wer macht was wann warum: Wenn Motivation auf Verhaltenspräferenz trifft
Wer macht was wann warum: Wenn Motivation auf Verhaltenspräferenz trifft
eBook308 Seiten4 Stunden

Wer macht was wann warum: Wenn Motivation auf Verhaltenspräferenz trifft

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Motivation - ein allgegenwärtiger Begriff. Egal, ob es um Erfolg im Beruf geht, das Durchhalten der nächsten Diät, die guten Silvestervorsätze - überall scheint Motivation der Schlüssel zum Erfolg zu sein.

Aber jeder Mensch ist anders, jeder hat eine individuelle Art, Dinge an zu gehen und zu erledigen. Es gibt viele unterschiedliche Wesensmerkmale und diverse Verhaltenspräferenzen.

Was passiert nun, wenn Motivation auf Verhaltenspräfrenz trifft? Wie entscheiden wir, was wir tun und wie wir handeln? Welche Rolle spielt dabei unsere eigene Sicht der Dinge und was kann Motivation bewirken?

Diesen Fragen wird in diesem Buch auf anschauliche Art auf den Grund gegangen. Sie lernen sich selbst kennen, Sie lernen Ihr Umfeld besser kennen und am Ende des Buchs wissen Sie, warum manche Menschen in fünf Minuten ein paar Hosen und zwei paar Schuhe kaufen können, wohingegen andere jedes Kleidungsstück einmal in der Hand gehabt haben müssen, um dann doch ohne etwas gekauft zu haben, den Laden wieder verlassen.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum23. Okt. 2017
ISBN9783743957886
Wer macht was wann warum: Wenn Motivation auf Verhaltenspräferenz trifft

Ähnlich wie Wer macht was wann warum

Ähnliche E-Books

Technik & Ingenieurwesen für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Wer macht was wann warum

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Wer macht was wann warum - Sascha Rudolph

    Vorwort

    Was beeinflusst unser Verhalten wirklich und wie treffen wir Entscheidungen? Warum kommen Menschen in identischen Situationen zu unterschiedlichen Reaktionen und Handlungen? Ist es Zufall oder besser gesagt eine Art situationsbedingte Intuition, wie wir uns verhalten oder folgt unser Verhalten einem bestimmten Muster? Und welche Informationen oder Anreize brauchen wir, um uns für eine Handlung oder Aktivität zu entscheiden? Sind es Fakten, sind es Gefühle, sind es Erwartungen oder Erfahrungen, die uns dabei leiten? Oder gibt es vielleicht sogar noch einen weiteren Aspekt, einen ganz anderen Ansatz, mit dem wir unser Verhalten erklären könnten: die Motivation. Ist nicht vielleicht sogar die Motivation die Triebfeder unseres Handelns und kann ohne Motivation überhaupt so etwas wie eine nachhaltige und zielgerichtete Handlung oder Aktion möglich sein? Den meisten Menschen ist der Gedanke, dass ein Muster, eine gewisse Logik hinter unserem Tun steckt, sehr vertraut. Der Mensch ist ein rationales Wesen, also müssen wir uns auch rational verhalten. Wenn wir aber Motivation als Faktor in unsere Überlegungen mit einbeziehen, dann erscheint es auch möglich, dass sich unser Verhalten situativ, durch die Motivation etwas Bestimmtes zu tun, ergibt. Aber müsste eine solche Handlung dann zwingend Logisch sein?

    Schaut man sich an, welche Angebote es im Bereich der Motivation gibt, von Motivationsseminaren über Motivationsbücher, von hochwissenschaftlichen Studien und Forschungen bis hin zu den teilweise sehr bekannten Motivationsgurus, dann erscheint es zumindest so, als wenn Motivation ein sehr zentraler Baustein für das menschliche Handeln ist. Nicht wenige dieser Publikationen legen nahe, dass „die Motivation der entscheidende Schlüssel zum Erfolg ist und unser Handeln damit ursächlich davon abhängt, wie unsere Motivationslage ist. Zudem finden wir die Motivation in ganz vielen alltäglichen Fragen, wie zum Beispiel bei dem Erreichen „der Traumfigur oder dem „Erfolg im Berufsleben", wieder. Ist jemand erfolgreich, sprechen wir ihm gerne eine besondere Motivation zu, bleibt der Erfolg aus, dann oft wegen der mangelnden Fähigkeit immer wieder diese berühmten 100 % zu geben. Die Motivation (was immer damit genau gemeint ist) scheint somit der Schlüssel zum Erfolg zu sein.

    Aber andererseits berücksichtigt diese Sichtweise nicht die unterschiedlichen Gemütszustände, die unterschiedlichen Werte, die individuelle Weltanschauung, den persönlichen Wertekompass oder die bisherigen Erfahrungen der jeweilig handelnden Person. Die meisten Motivationstheorien sehen diese Aspekte eher als nachgelagert an und stellen die Motivation in den Mittelpunkt bei der Frage nach dem „warum" jemand etwas tut. Aber wer sagt, dass die Anhänger der Motivationstheorien Recht haben? Wäre das nämlich so, dann wäre unser Verhalten weitestgehend abhängig von eben jenen Einflüssen und Reizen, aus denen diese Motivation dann erzeugt wird. Wenn nämlich mehr diese Reize und (externe) Einflüsse, als unser eigener Wille ausschlaggebend für unser Verhalten wäre, dann wären wir meist mehr Passagier als Pilot auf dem Weg hin zu unserem Handeln. Kann man so ein Szenario wirklich glaubhaft finden?

    Bevor Sie diese Sichtweis nun aber zu schnell ablehnen, überlegen Sie kurz, welchen Einfluss Werbung und Marketing auf unsere Entscheidungen haben können. Es gibt genügend Werbeexperten, die uns genau diesen eben beschriebenen Zustand attestieren und sich täglich den Umstand der äußeren Beeinflussung zunutze machen wollen, um unser Verhalten entsprechend zu beeinflussen, damit wir dieses oder jenes Produkt kaufen. So sind wir dann, zumindest bei einigen Entscheidungen, trotz allem wieder etwas mehr Passagier als Pilot. Aber trotzdem gibt es natürlich den eigenen Willen, eigene Werte und Ideale, die unser Handeln in irgendeiner Art beeinflussen. Wie treffen wir also final unsere Entscheidung? Ist es Motivation? Ist es Einstellung? Ist es Intuition? Ist es Berechnung? Ist es ein bisschen von allem? Ist ein bisschen von allem am Ende nicht auch wieder Beliebigkeit und damit Chaos?

    Diese Fragen gilt es zu klären, wenn wir wissen wollen „Wer was wann warum macht".

    Ich möchte Sie in diesem Buch mitnehmen auf diesen Weg, an dessen Ende wir diese Fragen beantwortet haben werden. Wir werden sehen, wie wir Entscheidungen treffen, warum unser Verhalten trotz aller Komplexität und unterschiedlicher Einflüsse bestimmten Logiken und Mustern folgt und wie Sie diese erkennen können. Wir werden lernen, welchen Einfluss unsere individuellen Erfahrungen, Erwartungen, unsere Weltanschauung und unser Wertekompass auf unser eigenes Verhaltensmuster hat und wie sich diese Faktoren auf das Verhaltensmuster einer anderen Person auswirken. Und zu guter Letzt werden wir sehen, welche Rolle „die Motivation" bei dem ganzen spielt und wie diese Einfluss auf unser Handeln nehmen kann.

    Am Ende unseres Weges werden wir dann wissen „wer was wann warum macht und werden Instrumente kennengelernt haben, mit denen Sie dieses Wissen künftig für sich im Alltag aber auch dem Berufsleben nutzen können, um sich selbst aber auch Ihre Umwelt entsprechend einzuschätzen. Sie werden überrascht sein, wenn Sie erkennen, warum Ihr Nachbar seinen Rasen immer samstagsmorgens mähen muss, warum Ihre Freundin immer die neuesten Schuhe und Handtaschen braucht, warum Ihr Bekannter immer alles persönlich nimmt und warum Ihre Schwiegermutter gerne mal „fünfe gerade sein lässt. Wir werden sehen warum Onkel Albert immer die schrillsten Krawatten und die buntesten Hosen trägt, warum manche Menschen in fünf Minuten ein paar Schuhe und zwei paar Hosen kaufen können, während andere jedes Teil in einem Geschäft einmal in der Hand gehabt haben müssen, um dann doch ohne etwas gekauft zu haben aus dem Laden gehen. Und warten Sie mal ab wie überrascht Sie sein werden, wenn Sie sich das erste Mal selbst begegnen….

    Kapitel 1

    Was ist Motivation?

    1.1. Motivation – ein allgegenwertiger Begriff

    In unserem Wortschatz und Sprachgebrauch gibt es immer wieder Begriffe, die wir als Synonym für bestimmte Situationen oder Gefühlszustände, für Lebenslagen oder Zustandsbeschreibungen verwenden. Oft tauchen diese Begriffe dann wie aus dem Nichts auf, keiner weiß genau woher diese kommen oder wie diese in das Licht der Öffentlichkeit geraten sind. Nur wenn diese dann erstmal dort sind, dann ist es fast ein Bildungsdefizit, wenn man diese nicht kennt oder gar selbst gebraucht. Natürlich wird ein solcher in der öffentlichen Wahrnehmung stehender Begriff, der auch noch zudem ein Stück des aktuellen Zeitgeistes erfasst oder erklärt, sehr inflationär gebraucht. Er wird solange gedreht, gewendet, interpretiert und angepasst, bis dieser zu diesem oder jenem Phänomen passt oder zu einer gewünschten These oder Aussage führt. Der Vorteil dieser Begriffe ist, dass diese sehr bekannt sind, viel genutzt werden und damit auch vielen Menschen vertraut sind. Die Begriffe erfreuen sich einer großen Bekanntheit und sind fast allgegenwärtig. Der Nachteil hingegen ist, dass durch diese weitläufige Anwendung eines Begriffs, die ursprüngliche Bedeutung immer mehr verblasst und in Vergessenheit gerät. Der Begriff wird zur Verwendung immer mehr an die gewünschten Aussagen oder Thesen angepasst und so seine ursprüngliche Bedeutung immer mehr in den Hintergrund gerückt. Für eine gewisse Zeit mag es der Popularität des Begriffs dienen in aller Munde und weit verbreitet zu sein. Nur mit der Zeit zeigen sich deutliche Abnutzungserscheinungen, der Begriff wird schnell uncool und man wird auch überdrüssig über den Begriff zu reden oder davon zu hören.

    Eines meiner liebsten Beispiele für das Aufkommen und die Weiterentwicklung eines solchen Begriffs in der Öffentlichkeit und der öffentlichen Wahrnehmung ist der Begriff des „Burnout – Syndroms. Lassen Sie uns diese Entwicklung des „Burnout – Begriffes anschauen und dann sehen, in wie weit diese Erkenntnisse auf den Motivations – Begriffes übertragbar sind.

    Das „Burnout – Syndrom" beschreibt einen bestimmten Zustand der (emotionalen) Erschöpfung, welcher dann bei längerem Anhalten auch zu psychosomatischen Erkrankungen und Depressionen führen kann. Über viele Jahrzehnte wurden psychische Leiden oder Krankheiten aber praktisch nicht wahrgenommen und waren nur einem kleinen Kreis von Spezialisten und Fachleuten bekannt und zugänglich. Hat jemand einen Arm in Gips sieht man diesem direkt an, dass er eine Beeinträchtigung oder Schmerzen hat, nur eine psychische Erkrankung erkennt man eben nicht so ohne weiteres. Jahrzehnte lang galt es als Schwäche eine psychische Krankheit zu haben und man sah sich schnell dem Vorwurf zu weich zu sein ausgesetzt, wenn man psychische Überforderung oder mentale Erschöpfung zugab. In einer sich immer schneller drehend Welt, welche durch das Internet und das Telekommunikationszeitalter immer weiter zusammenwuchs, die Anforderungen an Arbeitsplatz und Zeiteinsatz immer intensiver wurden, war eine solche Grundhaltung der Öffentlichkeit aber nicht wirklich zeitgemäß und hilfreich. Die Wahrnehmung und Haltung der Öffentlichkeit zu diesem Thema, hing weit hinter den tatsächlichen Anforderungen und Gegebenheiten zurück. Längst waren der Anspruch und die Erwartungshaltung an den Einzelnen so hoch, dass immer mehr Menschen Probleme bekamen diesem permanenten Druck gerecht zu werden. Es waren auch nicht mehr nur die Manager oder die sogenannten Führungseliten, welche sowohl am Feierabend wie auch im Urlaub durch Handy und Laptop ständig erreichbar waren, sondern dieses Phänomen setzte sich auch immer mehr bis in die untersten Regionen der normalen Arbeiter und Angestellten durch. Dadurch sanken die möglichen Ruhe – und Regenerationsphasen weiter, was einen zusätzlichen Druck auf die so belasteten Menschen ausübte. Es war also nicht sehr verwunderlich, dass immer mehr Menschen mit mentalen und psychischen Problemen zu kämpfen hatten und die Diagnosen von Krankheiten in diesen Bereichen deutlich anstiegen. Was aber zunächst trotzdem nichts an der vorherrschenden öffentlichen Wahrnehmung änderte, nämlich dass psychische Krankheiten nicht als echte Krankheiten galten. Die Betroffenen in diesem Bereich sahen sich immer noch schnell dem Vorwurf ausgesetzt, dass sie Simulanten oder Drückeberger seien und es so immer noch als schwach und praktisch als persönliche Verfehlung angesehen wurde, wenn man von solchen Befunden betroffen war. Außerdem wäre es nicht auszudenken gewesen, wenn der eigene Chef auf die Idee käme, man wäre der Belastung nicht gewachsen und könnte den Anforderungen am Arbeitsplatz nicht standhalten. Dann lieber krank bleiben und unwohl fühlen, als arbeitslos zu sein. Sicher war die Dunkelziffer der Betroffenen, welche sich krank und angeschlagen durch das Leben quälten, eben weil man sich nicht den bekannten Vorwürfen aussetzen wollte, deutlich höher als die wenigen bekannten Fälle.

    Das war natürlich ein insgesamt unguter Zustand, der den Betroffenen in keinem Fall gerecht wurde. So war aber zu Beginn des Jahrtausends die Ausgangslage. Die Anforderungen und die Erwartungshaltung an die Menschen durch die digitalisierte und globalisierte Welt wuchs immer mehr, die öffentliche Wahrnehmung und die Einstellung zu diesen Entwicklungen passten sich nur sehr langsam an die neuen Gegebenheiten an und orientierten sich immer noch an dem Weltbild des letzten Jahrhunderts. So war der Zustand, bis irgendwann der Begriff des „Burnouts aufkam. Interessanter Weise ist dieser Begriff keine neue Wortschöpfung aus den 1990er oder 2000er – Jahren, wie man meinen könnte, sondern der Begriff stammt aus dem Roman „a Burn-Out Case von dem britischen Schriftsteller Graham Greene aus dem Jahre 1960¹. In dem Roman geht es um einen Architekten, der durch seine Arbeit keine Erfüllung mehr verspürt und so eine Sinnentleerung wahrnimmt, die im zusehends zu schaffen macht, so dass er am Ende seinen Beruf aufgibt und ins Ausland auswandert. Der Begriff fand mit der Zeit Zugang in die wissenschaftliche Diskussion und beschrieb dabei meist einen psychischen Belastungszustand, der hauptsächlich in Berufen im Gesundheitswesen auftrat. Es dauert dann weitere 14 Jahren, bis der amerikanische Psychologe Herbert Freudenberger in einer seiner Publikationen den Begriff „Burnout einem breiteren Publikum zugänglich machte, auch indem er bei sich selbst „Burnout diagnostizierte². In Deutschland wurde das Phänomen „Burnout ab den 1980er Jahren von Sozialpsychologen erforscht und aufgegriffen. Es wurde in dem Zuge auch ein Fragenkatalog entwickelt, mit dem man versuchte den Begriff des „Burnouts weiter zu bestimmen und erkennbar zu machen. Auf der Basis wurden dann in den weiteren 1980er Jahren auch zunehmend Forschungen zu dem Thema „Burnout betrieben und angestoßen. Das Abendblatt veröffentlichte dann 1986 eine Studie unter dem Titel „Leiden Sie auch vielleicht an Burnout?. In diesem Artikel wurde das Phänomen „Burnout jedoch als mehr oder weniger amerikanische Erscheinung dargestellt. Damit hatte das Phänomen „Burnout aber nun auch Deutschlands Medienlandschaft erreicht. Es gab in den folgenden Jahren immer mehr Publikationen zu dem Thema, in welchen die betroffenen Berufsgruppen hauptsächlich in den helfenden Berufen wie Ärzte, Pfleger, Lehrer oder Altenpfleger angesiedelt wurden. Weitere Forschungen und Studien zeigten dann, dass „Burnout" jeden treffen und auch auf keine bestimmte Berufsgruppe oder ein bestimmtes Arbeitsprofil festgelegt werden kann.

    „Burnout war also weder neu, noch eine deutsche Erfindung, war keine junge oder unbekannte Thematik und innerhalb der Experten - und Fachwelt längst bekannt. Nur die Öffentlichkeit hatte das Thema bis jetzt noch nicht für sich entdeckt, was an sich nicht weiter verwunderlich war, denn „Burnout passte so gar nicht zu dem bis dahin vorherrschenden Meinungsbild, dass psychische Krankheiten keine echten Krankheiten und eher ein Zeichen von Schwäche sind. Wie so oft änderte sich die öffentliche Einstellung zu diesem Thema ab dem Zeitpunkt, wo sich die Repräsentanten des Phänomens und über diese dann auch die Berichterstattung in den Medien veränderten. Galt „Burnout zunächst als Phänomen in den helfenden Berufen wie Altenpfleger oder Krankenschwester, wurde es später dann zur „Managerkrankheit. Nun wurde der Begriff mit dieser elitäre Klasse an multifunktionalen Machern assoziiert, die an so vielen Fronten kämpfen und so viele Hebel gleichzeitig in Bewegung setzen, dass es normal ist, dass man dies nur eine begrenzte Zeit machen kann ohne Verschleißerscheinungen zu zeigen. Das Phänomen ist zwar das gleiche, jedoch ist die Verpackung jetzt wesentlich interessanter. Wo es einem vielleicht am Verständnis für den Altenpfleger fehlte, dass er psychisch gestresst ist, wenn er Omi und Opa versorgen muss, kann man sich es hingegen gut vorstellen, dass diese omnipotenten Machtmenschen natürlich dem enormen Druck und der Wichtigkeit ihrer Arbeit Tribut zollen müssen. Eine Arbeit, die so wichtig ist und so viel Kraft kostet, dass man das natürlich nur begrenzt aushalten kann. Mit dieser neuen „Verpackung von „Burnout änderte sich auch die grundsätzliche Wahrnehmung zu der Thematik von Unverständnis zu Verständnis. Dieser Wandel in der Wahrnehmung des Phänomens wurde dann noch durch das Outing einiger Sportgrößen und Prominenten, die unumwunden zugaben an „Burnout zu leiden, verstärkt. So erreichte das Phänomen „Burnout spätestens durch das Outing von Ralf Rangnick, damals Chef – Trainer des Kultklubs FC Schalke 04 auch die Bundesliga. Rangnick war zwar nicht der Erste, der sich in der Bundesliga zu einer „Burnout – Erkrankung bekannte, jedoch war er der bis dahin bekannteste Vertreter. Im Zuge der Erkrankung gab er sogar mitten in der Saison seinen Cheftrainerposten bei S 04 auf und schaffte es so, dass „Burnout nun ein zentrales Thema in der Berichterstattung über Fußball wurde. Und spätestens ab jetzt war es ein Phänomen für die Massen über das jeder redete und über das auch jeder Bescheid wusste. Dadurch hatte das Burnout - Phänomen einen nicht zu unterschätzenden Beitrag geleistet, indem die bisher verkannten und belächelten psychischen Erkrankungen nun ernst genommen wurden. Plötzlich konnte man darüber reden gestresst zu sein, konnte man zugeben unter den Belastungen in Beruf und im Leben zu leiden, konnte man für sich selbst erkennen, dass es eine Belastungsgrenze gibt, über die man nicht gehen kann. All das was Betroffene von psychischen Belastungsproblemen vorher nur bedingt oder hinter vorgehaltener Hand mitteilten, konnte nun offen ausgesprochen werden. Und dadurch, dass man es offen aussprechen konnte und darüber geredet wurde, gab es nun auch Therapieangebote und fachliche Hilfestellung, gab es anstatt der befürchteten Kündigung durch den Chef die Unterstützung vom Arbeitgeber. Das Phänomen „Burnout hatte ein fast tabuisiertes Thema nun gesellschaftsfähig gemacht und ins Rampenlicht der Öffentlichkeit gestellt. Das war ein großer Beitrag und eine riesen Leistung, den die „Burnout-Diskussion für die Betroffenen geleistet hat und konnte zu diesem Zeitpunkt nicht genug gewürdigt werden.

    Nur war es damit leider nicht zu Ende. Wie ich zu Beginn des Kapitels geschrieben habe, ist „Burnout" eines der Beispiele, wie Begriffe oder Phänomene Einzug in die Öffentlichkeit halten, damit dann zwar eine Bekanntheit erlangen, gleichzeitig dadurch aber auch ihre ursprüngliche Bedeutung immer mehr verlieren. Denn so wie Burnout nun in aller Munde war, so wusste natürlich jeder was darüber zu berichten. Jeder kannte sich – natürlich – mit Burnout aus, kannte mindestens einen Arbeitskollegen oder hatte einen Freund im Bekanntenkreis, der das schon mal erlitten oder erlebet hatte. Wenn man nicht sogar selbst schon gewisse Anzeichen für ein Burnout bei sich bemerkt hatte. Schließlich war Burnout ja ein klares Anzeichen dafür, dass man wichtig war, gebraucht wurde, ständig erreichbar und leistungsfähig sein musste und somit einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Arbeitswelt leistet. Bedeutete dies nicht im Umkehrschluss auch, dass wenn ich nicht zumindest ein gewisses Gefährdungspotential für Burnout habe, dass ich dann diesen Beitrag nicht leiste? Und könnte die stressige letzte Woche, die Überstunden am Wochenende oder die Tatsache, dass das letzte Projekt nicht so lief wie gedacht schon ein Vorbote einer Burnout – Gefährdung sein?

    So wie Burnout plötzlich in das Licht der Öffentlichkeit kam, Einzug in den alltäglichen Sprachgebrauch und die Berichterstattung fand, so schnell wurde der Begriff auch völlig inflationär benutzt. Seine wichtige Bedeutung der Enttabuisierung eines sensiblen Themas wurde schnell ersetzt durch eine Art Lifestyle – Benutzung zur Darstellung und Dokumentation der eigenen Wichtigkeit und des Anspruchsgrads der eigenen Arbeit, des eigenen Projekts oder des eigenen Lebens. Es ging ab einem bestimmten Punkt nicht mehr darum, den erkrankten Menschen zu helfen, diese ernst zu nehmen und für diese da zu sein, sondern der Begriff Burnout hatte sich nun weiterentwickelt. Er beschrieb nicht mehr das Krankheitsbild als solches, sondern vielmehr ein Lebensgefühl, definierte die Komplexität einer Sache oder eines Vorgangs und wurde dadurch in vielerlei mehr Zusammenhänge benutzt, wie das ursprünglich der Fall gewesen wäre. Spätestens an der Stelle stellt sich nun die Frage, was einem Begriff oder einem Phänomen aber die öffentliche Wahrnehmung und Aufmerksamkeit nutzt, wenn die ursprüngliche Bedeutung dabei verloren geht. Was nutzt die Bekanntheit, wenn nicht auf das eigentliche Problem verwiesen wird, sondern vielleicht im besten Fall gerade noch Teilaspekte der eigentlichen Kernbotschaft transportiert werden? Wie profitieren die erkrankten Menschen nun in dieser Phase von der Aufmerksamkeit, wie kann man sie ernst nehmen und ihre Erkrankung als wichtig ansehen, wenn doch jeder damit zu tun hat, jeder einen kennt der davon schon fast einmal betroffen war und man selbst ja zumindest auch schon gewisse Gefährdungstendenzen bei sich selbst sieht? Die anfänglich positive Entwicklung in der Wahrnehmung psychischer Krankheiten und der Beitrag, den der Begriff des Burnouts den psychischen Erkrankungen zu Beginn gebracht hat, ebenso wie die Sensibilisierung und die Hinwendung der Öffentlichkeit zu diesem Thema, wurde nun durch die Inflationäre Verwendung des Begriffs genau wieder ins Gegenteil verkehrt. Dadurch dass der Begriff sehr präsent war und viel gebraucht wurde, dadurch dass er Zugang in den täglichen Sprachgebrauch fand, verlor er auch seine Besonderheit. Die anfängliche Sensibilisierung ging in eine gewisse Abstumpfung über, das Thema verlor an Strahlkraft, die eigentliche Bedeutung, nämlich dass hier ein komplexes Krankheitsbild beschrieben wurde, was dem Zeitgeist einer sich immer schneller drehenden und globaleren Welt entsprang, änderte sich zunehmend in eine Beschreibung eines Gemütszustandes. Ein Gemütszustand, der durchaus auch die Darstellung der eigenen Beanspruchung, der Aufwertung der eigenen Tätigkeit und der Definition des Anspruchsgrads an die eigene Belastbarkeit sein konnte. Und so wie die Strahlkraft nachließ und der Begriff nach und nach für den täglichen Gebrauch assimiliert wurde, so verschwand das Thema auch wieder in der Versenkung. Oder wann haben Sie das letzte Mal an exponierter Stelle in den Medien einen größeren Bericht zu dem Thema Burnout gesehen?

    Was hat das nun alles mit unserem Begriff der Motivation zu tun? Ich denke, dass gewisse Parallelen schon auf den ersten Blick festzustellen sind. Genau wie der Begriff „Burnout ist auch Motivation ein Begriff, der breit in der Gesellschaft verankert ist. Er kommt nicht nur in dem Wortschatz von Personalleitern oder Führungskräften vor, sondern wird praktisch quer durch die Gesellschaft verwendet. Er lässt sich auch nicht auf eine bestimmte Situation oder vordefinierte Lebenslagen einschränken, sondern Motivation ist praktisch allgegenwärtig. Im Beruf, um die Karriere voranzutreiben, im privaten, um das Nichtrauchen oder die Diät durchzuhalten, in der Schule, um die Noten zu erklären und bei vielen, vielen weiteren Gelegenheiten. Gleichzeitig ist Motivation aber, ähnlich wie wir das bei dem Burnout – Begriff gesehen haben, einer jener Begriffe, der viel gebraucht und oft interpretiert, angewendet und verformt wird. Je nach Situation oder Lebenslage, je nach dem Ziel, welches ich mit einer bestimmten Aussage erreichen möchte, wird Motivation als Begriff völlig unterschiedlich benutzt und eingesetzt. Aber ist das immer die gleiche Art von Motivation, die in den unterschiedlichen Lebenslagen zum Einsatz kommt? Oder gibt es verschiedene Arten von Motivation? Und handelt es sich in all diesen Fällen auch um Motivation oder ist es nicht doch etwas Anderes? Hat sich der Begriff „Motivation am Ende so verändert und angepasst wie wir das eben bei dem „Burnout – Begriff gesehen haben oder ist das nach wie vor „die Motivation in Reinform?

    Bevor wir damit beginnen, uns über die Rolle der Motivation bei unseren Handlungen und Aktivitäten Gedanken zu machen, sollten wir erstmal die Begrifflichkeit klären. Reden wir bei Motivation auch alle vom selben Phänomen oder ist es wie beim Burnout – Begriff so, dass es verschiedene Bedeutungen gibt? Lassen Sie uns deshalb erstmal die Begrifflichkeit „Motivation als solches Anschauen und klären, wie dieser Begriff aktuell gebraucht wird und wo er uns überall begegnet. Es wird uns im weiteren Verlauf des Buches deutlich zugutekommen, wenn wir wissen worüber wir reden, wenn wir über „die Motivation reden. Dieser Grundsatz gilt übrigens für überraschend viele Lebenslagen.

    Um zu verstehen wie zentral das Thema „Motivation in unserer Gesellschaft verankert ist, möchte ich Sie mal auf folgenden Sacherhalt aufmerksam machen: ist Ihnen mal aufgefallen, dass Eltern bei schlechten Noten Ihrer Kinder grundsätzlich zuerst mal die These „er / sie ist zu faul in den Raum stellen? „Natürlich könnte er / sie besser sein, aber dafür müsste man mehr lernen und nicht so faul sein oder „Er / Sie hat überhaupt keine Motivation zu lernen, lauten dann häufig die Begründungen für die mäßigen schulischen Leistungen. Diese Analyse ist auch nachvollziehbar, denn immerhin wird der Stoff im Unterricht erklärt, mit Übungen

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1