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Zeitenbrand: Roman
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eBook253 Seiten2 Stunden

Zeitenbrand: Roman

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Über dieses E-Book

Wilhelm hat, was ein Mann braucht. Er ist jung, gut aussehend und mit einflussreichen Beziehungen ausgestattet. In einer Zeit des politischen Umbruchs begleitet er die junge Marie auf eine Reise, in der Traum und Realität verschwimmen.

Kann sich Geschichte wiederholen? Dieser Frage geht Elisabeth Waterfeld in ihrem zweiten Roman nach: Die Schauplätze Berlin, Paris und Kassel bieten die Kulisse für eine Zeitreise der besonderen Art.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum16. Okt. 2016
ISBN9783734565779
Zeitenbrand: Roman

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    Buchvorschau

    Zeitenbrand - Elisabeth Waterfeld

    Teil I

    HITZE

    Berlin – Paris

    Eins

    Der Ausblick ist gigantisch. Ich kann nicht sagen, welche Wüste es ist, aber es muss wohl eine sein, die nach allen Seiten kein Ende hat. Am Horizont sehe ich das Licht, wie es auf den hellen Sand sowie auf seine kleinen und großen Hügel trifft.

    Nur wenn ich ganz genau hinschaue, erkenne ich noch etwas von dem Blau, das der Himmel offensichtlich hat. In weiter Ferne unterscheidet sich der Sand nicht mehr vom Himmel. Ich blinzele und fühle, wie meine Augen schmerzen. Heiße Tränen rinnen an meinen Wangen hinab.

    Wüsten kenne ich aus dem Atlas. Dort sind die Flächen im direkten Vergleich zu den anderen Gegenden relativ große, aber überschaubare Flecken in beige. Ich drehe mich um und sehe nichts außer dieses Licht.

    Was ist der nächste Schritt? Welche Richtung muss ich einschlagen? Meine Füße stecken im Sand. Auch wenn die Sonne brennt, sind meine Zehen angenehm kühl. Ich stehe im Sand, nicht direkt darauf. Er fühlt sich klebrig an und ich spüre, wie sich in der Bewegung meiner Zehen die Körner an meinen Füßen festsetzen.

    Jetzt, als ich einen Schritt nach vorn wage, begehe ich einen folgenschweren Fehler. Meine rechte Fußsohle durchfährt ein stechender Schmerz. Zuerst eiskalt aufblitzend, fühle ich, wie die Hitze in meine Haut schneidet. So beschließe ich, meinen Fuß wieder an seinen ursprünglichen Ort zu stellen.

    Wie komme ich weiter? Ich sehe an mir herunter und erkenne, dass ich helles Leinen trage, gerade richtig für eine solche Expedition. Ich warte ab in der Hoffnung, dass mir jemand zur Hilfe kommt. Ein Nomadenvolk vielleicht oder zumindest ein einsamer Reiter auf einem Kamel.

    Kann ich hoffen auf menschliches Leben und auf Unterstützung in dieser Ödnis? In meinen Hosentaschen befindet sich nichts, das mir helfen könnte. Zwar trage ich einen kleinen Kompass immer bei mir, aber was helfen nun die Himmelsrichtungen?

    Erfahrungsgemäß ist es im Süden wärmer. Ich drehe mich um und beiße die Zähne zusammen. Die ersten Schritte gen Norden schmerzen so, wie ich mir die Glut der Hölle vorstelle. Nach einigen Metern meines Weges werden die Stiche erträglicher. Dafür habe ich nun ein neues Problem.

    Wer von Wüsten schon gehört hat, ahnt, wie ich mich fühle. Da ich keine Kopfbedeckung trage, spüre ich ein stetiges Pochen in meinem Kopf, das sich mit nahezu jedem Schritt verstärkt. Als wäre mein Kopf eingezwängt in einer Schraubzwinge, zieht sich das Gewinde stärker zu. Mit meinen Händen versuche ich, die Sonne abzuhalten, was mir nicht gelingt. Ich erwarte zudem unsäglichen Durst, auch wenn er mich jetzt noch nicht plagt. So gehe ich mit den Händen über dem Kopf durch den heißen Sand, überquere mühevoll einige kleinere Berge in der Hoffnung, den rechten Weg eingeschlagen zu haben.

    Das Gehen im Sand ist schrecklich. Ich habe das Gefühl, überhaupt nicht vorwärts zu kommen, weil meine Füße immer wieder verrutschen.

    Nach weiteren etwa hundert Metern bleibe ich wieder stehen. Warum bin ich so töricht, zu glauben, dass sich am Horizont ein Ort, eine Stadt oder Menschen ausmachen ließen? Dieselbe Kulisse wie noch vor einigen Minuten. Das Licht ebenso grell und ermüdend. Und doch ist da etwas.

    Ich reibe meine Augen und vermute eine Sinnestäuschung. Vielleicht ist mein Bewusstsein schon völlig ausgeschaltet oder meine Schmerzen sind einfach zu stark.

    In einigen Metern Entfernung steht ein Tisch. Mitten in der Wüste. Sein Fuß ist gusseisern verziert. In Paris hatte ich solche in kleinen Bistros gesehen. Damals, als ich mich mit Marie dort getroffen hatte. Auch der Tisch damals hatte eine weiße Decke aus Damast. Ich weiß noch, wie wir uns daran gegenüber saßen und wie die Hors d´ Oevres uns auf der Zunge zergingen.

    Ich gehe näher zu dem Tisch und berühre das gestärkte Tischtuch. Ich spüre unter meinen Fingerspitzen, wie die Fäden sorgfältig zu einem Stoff verwoben wurden. Darunter fühle ich noch etwas.

    Er ist kühl. Eigentlich hätte der Tisch die Temperatur der Umgebung haben müssen. Ich glaube deshalb, dass man ihn erst vor kurzem hierher gestellt hat. Also nutze ich die Gelegenheit, mich auf seine Oberfläche zu setzen und atme tief ein. Meine Füße lasse ich locker baumeln und spüre, wie der Schmerz unter meinen Sohlen nachlässt.

    Noch immer kann ich nicht sagen, wie ich hierher gekommen bin. Noch mehr interessiert mich aber die Frage, ob ich denselben Weg nehmen könnte, den der Tisch hierher geführt hat und ich sehe mich um. Der Horizont sieht aus wie vorhin. Die Sonne scheint und kein Baum zeichnet sich in der Ferne ab.

    Ich lehne mich zur Seite, um den Kompass aus meiner Hosentasche zu ziehen und schüttele ihn leicht. Ich muss tatsächlich einige hundert Meter gen Norden gelaufen sein. Die Nadel schlägt noch immer aus.

    Während ich auf meinen Kompass sehe, bin ich froh über den günstigen Schatten, sodass ich lesen kann.

    Schatten?

    „Entschuldigen Sie, dass ich mich verspäte. Hier ist Ihr Stuhl. Was darf ich Ihnen bringen? Kaffee? Tee? Eine heiße Schokolade mit Sahne?"

    Vor mir steht ein Kellner mit einem Stuhl. Er ist gut gekleidet, trägt ein weiß gestärktes Hemd zu schwarzer Weste. Ich möchte mich gerade über sein Angebot wundern, als ich sehe, wie seine Gesichtszüge verschwinden. Vorher sehe ich noch, wie sich sein freundliches Kellnerlächeln zu einem tiefen, hämischen Grollen verändert.

    Mein Bein verlängert sich gen Norden.

    Zwei

    Ich bin schuldig im Sinne der Anklage." Starkes Husten durchfuhr den Körper des jungen Mannes, das sich zu einem gefährlichen Anfall steigerte. Seine Krankheit hatte ihn sichtlich geschwächt. Das weiße Bettlaken tat sein Übriges, um die Blässe und Kraftlosigkeit seines Körpers zu unterstreichen.

    Wilhelm wusste nicht, wie er diesem armen Menschen helfen sollte.

    „Matthias, es tut mir unendlich leid, aber in dieser Angelegenheit kann ich Dir keine bessere Nachricht mitteilen. Das deutsche Recht ist sehr streng bei allem, was als so genannte Unzucht bezeichnet werden kann."

    Vorsichtig nickte der Kranke und lächelte dazu verschmitzt. Ihm und seinem Anwalt war die Nutzlosigkeit ihres Gespräches längst klar geworden - ob er nun Recht bekam oder ob man ihn einsperren würde.

    Die Frage, ob der junge Goldberg es noch bis zu seiner Verhaftung schaffte, drängte sich beiden unter vielen anderen am stärksten auf. Wilhelm wusste, dass die Familie Goldberg alles daran setzte, die Schande ihres Sprosses zu verbergen. Er war gebildet und kultiviert. Ein einmaliger Fehltritt sollte nun für seinen gesellschaftliches und körperliches Sterben sorgen.

    Schon lange hasste Wilhelm die Gesellschaft dafür. Schon oft hatte er mit seinem Vater Streit darüber gehabt. Er war ein Anwalt, der die Kanzlei treu im Sinne seiner Vorfahren weiterführte. Trotzig und Ehrfurcht gebietend blickten sie noch von den Wänden auf das, was Vater und Sohn besprachen.

    Wilhelms Vater wusste stets, was sich gehörte. Ein Klient wie dieser junge Goldberg vertrug sich nicht mit dem Renommee der Kanzlei. Wilhelm war sich darüber bewusst, aber warum sollte er sich nicht für jemanden einsetzen, der wegen schwerer Krankheit in ein Gefängnis musste? Sein Husten und seine fiebrig glänzende Haut verhießen nichts Gutes.

    Es war klar, dass Matthias sterben würde. Warum durfte er dies dann nicht in Würde tun? In der letzten Woche hatte Wilhelm lange mit seinem Vater über diesen Fall gestritten und sein Vater hatte sich eindeutig dagegen positioniert.

    Früher, als Wilhelm noch dem Wunsch seines Vaters, die Kanzlei zu übernehmen, entsprechen wollte, hatte er vorgehabt, den Menschen zu helfen, denen ihr Recht zustand. Jetzt war davon nicht mehr viel übrig.

    „Danke, Matthias, ich finde allein heraus."

    Der junge Mann nickte leicht und ließ seinen Anwalt gehen. Er hoffte, der Zuchtanstalt entkommen zu können, schätzte seine Situation aber realistisch ein.

    Wilhelm ging zurück durch das fallende Laub. Die Sonne stand jetzt im Herbst sehr tief und schien noch stärker als im regnerischen Sommer. Er betrachtete die vielen leuchtenden Farben der Blätter, die ihn an seine eigenen Tiegel erinnerten und die schon länger unberührt an ihrem Platz standen.

    Eher heimlich hatte Wilhelm in letzter Zeit seine ersten Gehversuche in der Malerei gemacht. Zuerst hatte er noch ungelenk mit seinem Kohlstift die Zeichnungen seiner Kindheit und Jugend heraufbeschworen und seine Ansichten waren ihm leidlich gelungen.

    Mit etwas Übung, so dachte er, würde er eine ansehnliche Beschäftigung verfolgen können. Sein Steckenpferd war die Natur. Die getreue Darstellung verschiedener Pflanzenarten und einiger Tiere, die sich unter seinem Fensterbrett zeigten, hatte er sehr realitätsnah abbilden können. Ihm gefiel diese Arbeit und was sich nicht mit Talent bestreiten ließ, musste er mit einem soliden Handwerk ausgleichen.

    Wilhelms bestem Freund Simon Schmidt waren die kleinen Zeichnungen bereits aufgefallen und so machte er schnell Bekanntschaft mit Personen, die laut Schmidt seine Entwicklung als Maler und seinen intellektuellen Horizont erweitern sollten.

    „Du schaffst mehr als diese kleinen Vögelchen, bist doch kein Botaniker." Schmidt glaubte an sein Talent und schmückte sich dazu gern mit Personen, die seine eigenen Fähigkeiten in ein besseres Licht rückten.

    Drei

    Äh, vielleicht ein Wasser mit Eis und Zitrone? - „Gern. Der junge Kellner notiert die Bestellung auf einem kleinen Block, wahrscheinlich, damit er sie nicht vergisst. Mich wundert das, denn es sind keine weiteren Gäste in der Nähe, deren Wünsche seine Erinnerung trüben könnten. Der Stuhl ist angenehm kühl und die Sitzfläche fühlt sich weich an. Die Tischplatte ist aus Marmor. Mit dem Finger zeichne ich die vielen kleinen Adern nach, die der kühle Stein aufweist.

    Jetzt, wo ich sitze und die Aussicht auf ein kühles Getränk habe, fühlt sich die Sonne nicht mehr so brennend an. Ich blicke vorsichtig nach vorn in der Hoffnung, dass der Horizont mir eine neue Offerte macht. Aber die Aussicht bleibt karg. Dünen reihen sich in jetzt sanftem Licht aneinander. Einige sind größer als andere und wirken wie hohe Alpen mit tiefen Tälern.

    Wo bleibt mein Kellner? Ob er doch nur Einbildung war und ich einfach halluziniere? Die Adern meines Tisches und die Tatsache, dass ich auf dem Stuhl sitze, spüre ich jedoch wie eine tiefe Bestätigung.

    Mein langes Bein kribbelt und vorsichtig kratze ich mich. Vielleicht wird das Laufen noch gehen. Morgen sollte ich mich dazu beraten lassen. Was wohl die anderen denken werden? Schmidt hat immer Interesse an Außergewöhnlichkeiten. Unpraktisch ist es allemal.

    Ich sehe wieder nach vorn. Langsam scheint die Sonne zu sinken und fällt in hellem Saum zu Boden. Es ist ein schöner Anblick und ich freue mich über das Feuer, das die Giraffe mit sich führt. Ihr langer Hals wiegt sich sanft auf ihrem mächtigen Körper. Ihre Beine müssen noch einen langen Weg zurücklegen, ehe ich sie genau betrachten kann.

    „So, einmal Wasser mit Eis, der Herr."

    „Vielen Dank."

    Die Flecken in ihrem Fell leuchten wie ein orientalisches Mosaik in vielen Farben, bleiben aber harmonisch. Ihr Kopf weist in meine Richtung und ich hoffe, dass sie zu mir hersieht. Sachte hebe ich mein Glas, um sie anzulocken. Die Flammen in ihrer Mähne bilden einen Kranz um ihren Körper und sie scheinen sich mit dem Saum der Dünen zu verbinden. Sie beugt sich langsam zu Boden und sucht nach Futter. Ihre Vorderbeine hat sie nun leicht zur Seite gestellt.

    Wie wird es mir ergehen, wenn ich mich nach unten beugen möchte? Wird sich mein Bein bewegen lassen? Lässt es sich noch beugen? Wie wird es aussehen?

    Die Giraffe streckt sich und kommt in meine Richtung. Vielleicht sieht sie das Wasserglas? Ob sie überhaupt Durst hat? Das Feuer auf ihrem Rücken scheint sie nicht zu stören. Vermutlich hat sie keine Schmerzen, obwohl die Flammen in alle Richtungen züngeln.

    Das Tier ist wirklich erstaunlich. Noch immer bückt es sich und schnobert nach Futter. Leider ist in der Nähe weder Strauch noch Baum, sodass sie nichts finden kann. Sie schwingt ihren Kopf wieder nach oben und blickt erneut in meine Richtung.

    Mein Wasser ist kühl. Ich trinke in kleinen Schlucken und fühle, wie es mir die Kehle hinabrinnt. Zuhause trinke ich mein Wasser immer ohne Eis. Vielleicht muss ich mir angewöhnen, Eis dazu zu geben. Aber was wird Marie über diese Verschwendung sagen? Zuhause ist es ja ohnehin gerade kalt. Wie komme ich nur auf solche Ideen?

    In langsamen Schritten kommt die Giraffe vorsichtig auf mich zu. Ich habe etwas Respekt. Angst habe ich eigentlich nicht, obwohl ich in Strausberg einmal von einem riesigen Hannoveraner gebissen wurde. Er hatte mich abgeworfen und irgendwie hatten wir auch später keine Sympathien füreinander. Aber Giraffen sind Pferden natürlich überlegen. Sie werden sich doch nicht die Mühe machen, einen Menschen zu beißen?

    Ach, was spinne ich! Auf mich kommt schließlich eine riesige Giraffe zu, die im Dunkeln leuchtet und aus deren Mähne Flammen schlagen. Was davon ist wohl gefährlicher? Ein Biss wird wohl das kleinere Übel sein. Wahnsinn!

    Wo bin ich hier gelandet? Selbst wenn ich unbeschadet an diesem Biest vorüberkomme, werde ich trotzdem verdursten. Ich finde keinen Ausweg!

    Die Giraffe kommt näher und ich kann sehen, dass das Tier größer sein muss als die Prachtbauten in Wilmersdorf. Im Zoo habe ich noch nie Giraffen gesehen, aber sicher lässt sich behaupten, dass dieses Tier eine ungeheuerliche Größe hat, auch wenn Giraffen grundsätzlich schon sehr groß sind. Aus einiger Entfernung sehe ich die Bewegung ihrer Nüstern und erkenne, dass sie in meine Richtung schnobert. Trotz ihrer kolossalen Größe ist sie doch wohl eine Pflanzenfresserin? Insgesamt ist der Körper des Tieres nicht so groß, vielmehr sind es ihre abnormen Extremitäten, die sie so groß erscheinen lassen.

    Es scheint ihr vielleicht wie mir selbst zu gehen. Mein Bein hat mehrere Kniegelenke und genau weiß ich nichts damit anzufangen. Ihr Hals bildet jetzt einen weiten Bogen, der bis zu meinem kleinen Tisch reicht, an dessen Ende der kleine Kopf nach etwas Essbarem sucht. Mir wird sehr warm, aber ich kann nicht begründen, ob dies an meiner Angst oder an der Hitze liegt, die durch die nun intensiv züngelnden Flammen in ihrer Mähne entstanden sind.

    Mein Respekt wandelt sich in Angst. Ihr Kopf kommt näher, ihre Augen sehen nun direkt in meine. Es ist aber nicht der bissige Hannoveraner, sondern die Güte eines Wesens, das stärker ist als ich. Diese Güte strahlt mir entgegen. Zaghaft schiebe ich mein Glas zu ihr, damit sie nicht erschrickt. Die Öffnung des Glases ist schmal, ihr Maul ist groß und ich habe schon viel getrunken.

    Sie riecht an dem Glas und taucht ihre Zunge hinein. Während sie den für sie kleinen Schluck trinkt, schließt sie ihre Augen. Sie scheint froh über das kühle Wasser zu sein.

    Der Kellner ist mittlerweile fort. Auch als ich mehrfach nach ihm rufe, erscheint er nicht. Dankbar und gütig sieht mich das Tier jetzt an und ich streiche über seine samtige Wange. Leicht wirft es seinen Kopf zur Seite und es ist, als wolle sie nun ihren massigen Körper hinlegen. Das Mosaik auf ihrem Leib wirkt jetzt angestrengt und die Farben schillern mannigfach.

    Sie beugt ihre Knie und kippt ihren Körper nach vorn. Es ist mir für einen Moment, als fiele sie vor Erschöpfung um. Die Flammen wirbeln jetzt noch

    heißer um ihren Kopf. Ich sehe an ihr hinauf und muss wegen der enormen Hitze wieder blinzeln. Als ich zu meinem Tisch zurück sehe, fällt mir auf, dass der Kopf der Giraffe beständig auf ihren

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