Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Mein Jahr auf Planet Bali: Von balinesischer Lebenskunst, deutschem Bierernst, inmitten einer Pandemie
Mein Jahr auf Planet Bali: Von balinesischer Lebenskunst, deutschem Bierernst, inmitten einer Pandemie
Mein Jahr auf Planet Bali: Von balinesischer Lebenskunst, deutschem Bierernst, inmitten einer Pandemie
eBook248 Seiten2 Stunden

Mein Jahr auf Planet Bali: Von balinesischer Lebenskunst, deutschem Bierernst, inmitten einer Pandemie

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Der Inhalt der Asia-Verpackung Dian ist hundert Prozent made in Germany. Aber was ist mit ihren indonesischen Wurzeln?

Im abgeschiedenen Landleben fühlt sie sich in Oberbayern mehr und mehr wie ein Fremdkörper. In der Mitte ihres Lebens beginnt sie, mit einem Deko-Holzaffen Zwiegespräche zu führen und Fragen zu stellen. Wer bist du, Asian Avatar? Woher kommst du? Er ermutigt sie, ihr Superleben hier in Deutschland für eine Weile fest im Herzen abzuspeichern und ihr Herkunftsland zu entdecken. Sie beschließt, mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern für ein Jahr abzutauchen und nach Bali zu reisen. Dort will sie herausfinden, ob sie deutscher ist, als ihr lieb ist - und wieviel indonesisches Gen noch in ihr steckt.

In Bali kommt sie in Berührung mit einer unsichtbaren Welt aus Gut und Böse. Sie lässt uns humorvoll teilhaben an der Leichtigkeit des Seins, aber auch an traurigen und tiefsinnigen Lektionen während der unausweichlichen Pandemie. Bali ist für sie eine gute Schule. Sie lernt vor allem sich selber kennen.

Eine blog-artige, erhellende Liebeserklärung an Bali und das Leben. Mitreißend für alle, die sich ebenfalls auf den Weg machen wollen.

Von der Autorenprovision spendet Dian Adhini Flügel 20% an nachhaltige Entwicklungsprojekte von chanceforchange e.V.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum14. Jan. 2021
ISBN9783347214125
Mein Jahr auf Planet Bali: Von balinesischer Lebenskunst, deutschem Bierernst, inmitten einer Pandemie

Ähnlich wie Mein Jahr auf Planet Bali

Ähnliche E-Books

Biografie & Memoiren für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Mein Jahr auf Planet Bali

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Mein Jahr auf Planet Bali - Dian Adhini Flügel

    Intro

    Wer bin ich?

    Ich habe festgestellt, dass ich mit Mitte vierzig immer noch ein Latebloomer bin. Ein tolles Wort finde ich, viel schmeichelnder als Spätzünder.

    Latebloomer sind stille Beobachter und dennoch im akkuschonenden Stand-by-Modus voll da. Durch die intensive Beobachtung ihrer Umgebung sind sie manchmal ihrer Zeit voraus. Paradoxerweise erkennen sie diese Gabe oftmals ein bisschen spät. Das späte Erwachen hat aber den Vorteil, dass sie in der Zwischenzeit an Alter und Weisheit gewonnen haben. Also kein Wunder, dass ich erst jetzt hinterfrage, was mein asiatisches Aussehen eigentlich soll. Schließlich ist der Inhalt der Asia-Verpackung doch hundert Prozent Made in Germany und ich bin seit mehr als einem Jahrzehnt wohnhaft in Bayern.

    Wer bist Du, mein fremder Asian Avatar?

    Ein Avatar ist ein künstlicher, grafischer Stellvertreter einer echten Person. Quasi die Hülle, die Verpackung, das Aussehen, der Körper. In meinem Fall legt der Avatar meine indonesischen Wurzeln frei, die Heimat meiner Eltern. Aber nun mal der Reihe nach.

    Ich bin Dian Adhini Flügel. Indonesierin, mit deutschem Pass, in Norddeutschland geboren. Schon seit langem lebe ich in Bayern und seit sieben Jahren mit meiner Familie in Lakecity am Starnberger See. Starnberger See. Ja genau, bei den Boatpeople. Nur mit dem Unterschied, dass diesen Boatpeople das Boat gehört und zudem noch ein Häusle, mehrere Autos, Hund, Katze, Pferd…

    Dank meines Mannes geht es uns auch nicht schlecht. Also nicht falsch verstehen, ich bin nicht voll des Neides oder so, überhaupt nicht. Nur fühle ich mich hier manchmal fehl am Platz.

    Es heißt, Home is where the heart is! Toll. Kind und Kegel (also my heart) sind in Lakecity happy, muss ich dann auch zwangsläufig hier happy sein?

    Was aber, wenn my heart in einem Avatar steckt, der mir permanent die Rückmeldung gibt, dass er so überhaupt nicht happy mit dem home ist?

    Dafür eine kleine Retrospektive in die Vergangenheit, um Euch den Einstieg zu erleichtern.

    Vor zirka fünf Dekaden sind mein indonesischer Vater und meine indonesische Mutter einfach mal so von Yogyakarta, das ist auf der Insel Java und Java ist eine von 17508 Inseln in Indonesien, nach Deutschland geflogen. Vom Äquator in die Hansestadt Bremen.

    Wenn ich aus Spaß im Internet von Yogyakarta nach Bremen eingebe, errechnet es mir eine Flugstrecke von ungefähr 11.480 km und es erscheint keine Map, sondern gleich die ganze Weltkugel. Die Strecke ist leicht gebogen, als ob sie sich vor dem langen Weg respektvoll verneigen möchte, bis zum rot markierten Zielfähnchen, das fröhlich auf der anderen Seite winkt. Ziemlich kurze Route im Vergleich zur Realität.

    Ich finde meine Eltern beeindruckend mutig.

    Mein Vater arbeitete damals auf einer richtigen Tabakplantage, Hands-on pflückte er sich fleißig hoch – kann ich wohl so sagen, denn eines Tages bekam er das Angebot, für Indonesien in die Deutsch-Indonesische Tabak-Handelsgesellschaft nach Bremen zu gehen. Er nahm an und meine Mutter einfach mit. Sie ließ dafür alles stehen und liegen, ihr Studium zum Beispiel. Damals hatte ich nicht die leiseste Ahnung davon, welch abrupte Entwurzelung meine Mutter erlitt. Und sie hat nie gejammert, was einerseits gut war, andererseits auch nicht gut. Vielleicht braucht es eine ganze weitere Generation als Sprachrohr.

    Meine Eltern sprachen zu dem Zeitpunkt kein einziges deutsches Wort.

    1970 landeten sie tatsächlich mit unbefristeter Aufenthaltsdauer in Bremen und blieben bis heute.

    Zack – kurze Zeit später, als sollte es so sein, kamen erst ich und dann meine Schwester zur Welt.

    Niemals hätten meine Eltern gedacht, dass sie fast ein ganzes Leben in Deutschland leben. Es geschah einfach. Wie so vieles im Leben.

    Um das Heimweh zu lindern, flogen meine Eltern mit uns regelmäßig in die Heimat nach Fernost. Darauf sparten sie fleißig.

    In Erinnerung sind mir vor allem die vielen, unendlich langen und langweiligen Flüge geblieben:

    Die Spucktüten der indonesischen Airline Garuda, die ich leider auf jedem Flug in Gebrauch nehmen musste, die hübschen Stewardessen, die meine vollgespuckten Tüten lächelnd entsorgten. Sie sahen meiner Mutter alle so ähnlich. Schwarzhaarig mit beneidenswertem Teint, der Königsfarbe der Nylon-Strumpfhosen: Hasel.

    Der üble Geruch von Kerosin, die brutale Hitze, die uns wie ein Schlag ins Gesicht im Flughafen von Jakarta begrüßte. Ein wunderschöner Open-Air-Flughafen, der so anders war als alle Gebäude, die ich als Kind bislang in Deutschland gesehen hatte. Keine Wände, dafür verrückte Pflanzen, Wasserspiele, verspielte Dächer, Gold und riesige Ventilatoren, die beruhigend summten.

    Am meisten freute ich mich aber auf die Inlandflüge. Da stiegen kurz vor Abflug indonesische Stewardessen ein. Lächelnd, in indonesischer Tracht in der Garuda-Firmenfarbe Türkis, balancierten sie einhändig souverän ein kleines Tablett. Darauf lagen in durchsichtiger Folie eingewickelte Bonbons in allen Farben, auf der Folie war zart das Logo der indonesischen Fluggesellschaft aufgedruckt, der Garuda-Adler.

    Ich liebte es, die grünen Bonschen (Bonbons auf Norddeutsch) herauszupicken und strahlte mit den Stewardessen um die Wette. Traurig war ich nur immer, weil die Stewardessen nie mitflogen. Sie stiegen vorne mit vollem Tablett ein und hinten einfach wieder mit dem leeren Tablett aus.

    Alle Stewardessen waren mir völlig fremd, doch ich konnte mich immer auf ihren Auftritt im Flugzeug verlassen. Für uns damals kleinen Kinder in der großen, weiten Welt war das wichtig. Ich habe sie immer darum beneidet, dass sie wieder aussteigen durften und ihnen vom Flugzeugfenster aus zugewunken.

    Die indonesischen Bonschen-Stewardessen…

    Das ist eine der ersten Berührungen mit Indonesien, an die ich mich erinnern kann.

    Meine Eltern, Vollblut-Indonesier, gaben stets ihr Bestes, uns Kindern Indonesiens Kultur, Indonesiens Religion, Indonesiens Werte zu lehren. Und so flogen meine Schwester und ich jedes Jahr einmal zusammen mit unseren Eltern in eine Heimat, die nicht unsere war. Und meine Eltern lebten zusammen mit meiner jüngeren Schwester, mir und zwei Reiskochern ein für sie damals fremdes Leben in einem fremden Land.

    Von meiner Mutter habe ich die indonesische Craziness, eine abenteuerliche und unternehmungslustige Verrücktheit, nach dem Motto: Klappt schon irgendwie. Sie selber konnte diese Eigenschaft leider nie beruflich ausleben. Selbstverwirklichung oder gar Individualität - davon träumen junge Menschen in Indonesien selbst heutzutage noch. Das Leben der Indonesier ist auf die Familie ausgerichtet und den Glauben, in unserem Fall auf eine sehr traditionelle, katholische Erziehung. So hat auch meine Mutter sich komplett uns hingegeben.

    Sie hat ein sehr ausgeprägtes Bauchgefühl. Ich beschreibe das gerne als den siebten Sinn, also der Blick zu etwas hin, wo wir etwas sehen. Ich meine damit nicht das wissenschaftlich erklärte Sehen. Nicht das, was ausschließlich über die Augen in unseren Kopf findet. Meine Mutter sieht und spürt. Und zwar immer alles als Erste. Das ist eine fast mystische Gabe, die viele Indonesier haben. Manche Situationen waren für uns Kinder nicht unbedingt einfacher mit dieser Gabe unserer Mutter. Sie sah halt Dinge, die für uns unsichtbar bis absurd waren. Doch oftmals lag sie nicht ganz falsch.

    Ich habe ihre orakelnde Art übernommen und manchmal wünsche ich mir, ich hätte mehr stoische Züge. Ich will nicht immer alles sofort spüren und sehen. Auf der anderen Seite wusste ich an den zahlreichen Gabelungen des Lebens dadurch immer recht schnell, welchen Weg ich nehmen musste und welche Wege ich lieber meide, welche Menschen mir guttun, welche weniger. Schon seltsam, wie wir oftmals erst zuletzt begreifen, was wir zuerst gesehen haben. Kuss, Mama.

    Ich gebe zu, in mir bekannten Gefilden kann ich ganz schön bossy sein. Das habe ich von meinem Vater. Sorry Papa, Du warst ein ziemlicher Tyrann für Mama und uns Kids. Aber neulich habe ich in einem schlauen Artikel einer Anthropologin gelesen, dass Mamas dafür da sind, ihre Kinder zu bemuttern und damit zu beschützen, und Papas sich eher in der Rolle sehen, ihre Nachfolger liebevoll anzuschubsen. Das liebevoll hast Du zwar manchmal übersehen, aber es sei Dir geschenkt. Aus der Retrospektive und unter Deinen Voraussetzungen damals hast Du unser Leben mit eigenen Händen auf Deine Art vergoldet.

    Für einen waschechten Indonesier ist mein Vater, ein Werder-Bremer-Fan übrigens, extrem extrem Deutsch. Aber was soll ich sagen, außer dass ich jetzt sehr dankbar dafür bin. Ich mag Disziplin, ich mag Ehrgeiz, ich mag Fleiß, ich mag Perfektion. Halt nicht alles immer so übertrieben, Mann …!

    So tyrannisch und bestimmerisch mein Vater in dem einen Moment sein konnte, so wahnsinnig lustig war er im nächsten. Auch diese Erfahrung habe ich bei Indonesiern gemacht: Der Humor rettet sie alle – und mich übrigens auch. Kuss, Papa.

    Meine Schwester und ich haben uns in unserer Jugend ein bisschen aus den Augen verloren. Unsere Charaktere sind sehr verschieden, unsere Interessen waren anders, unsere Freunde kamen nicht aus der gleichen Hood. Und - sie blieb auch länger in Bremen bei meinen Eltern und damit auch der indonesischen Kultur länger treu als ich. Während ich, auf meinem jugendlichen Egotrip, davon driftete, ohne mir im Klaren darüber zu sein, dass ich dabei meine kostbaren Wurzeln immer tiefer vergrub. Nun, meine Schwester ist auch definitiv die liebere von uns beiden. Kann ruhig mal gesagt werden.

    Heute, als Mutter von Ti und Le, bin ich die Patentante und der größte Fan von der kleinen Tochter meiner Schwester. Die Kleine verbindet uns. Kuss, Sister.

    Rückblickend sehe ich glasklar, wie schwierig es für meine Eltern gewesen sein muss, sich permanent zwischen den beiden Welten zu bewegen: Ihre eigene Erziehung fortlaufend uns zuliebe an die westliche Erziehung anzupassen. Trotz aller Bemühungen, die indonesische Fahne in unserer Familie hochzuhalten, haben es weder meine Eltern noch die zwei Reiskocher geschafft, mich tiefer zu indonesiensieren. Ich war damals nicht bereit dazu. Ich wehrte mich innerlich. Lernte Indonesisch, aß Indonesisch, besuchte Indonesien, sang die indonesische Nationalhymne, umarmte die indonesische Familie meinen Eltern zuliebe, ohne echtes Interesse. Insgeheim wollte ich hundert Prozent Made in Germany werden – sein, ohne ansatzweise zu ahnen, welch wunderbares Geschenk die Doppelwurzeln doch sind.

    Erst heute als fortgeschrittene Erwachsene führe ich Zwiegespräche mit meinem indonesischen Avatar, lasse meine Fragen zu und versuche Antworten zu finden.

    Kürzlich habe ich mir das indonesische Wappen, den Garuda-Adler ganz bewusst genauer angeschaut. Ein Menschtier, seine 17 Flug- und 8 Schwanzfedern stehen für den 17. August 1945. Der Tag der Unabhängigkeit Indonesiens. Darunter die fünf Grundsätze des Staats und ganz unten das Motto Indonesiens: Einigkeit in der Vielfalt.

    Aktueller denn je.

    Mein persönlicher Schnelldurchlauf

    Um 1980 durch die Zaubertür ins Millennium.

    Klein Dian aufgeregt trippelnd über den Laufsteg der Bremer Glocke, das Zentrum für kulturelle Begegnungen in Bremen. Bremisch-asiatische Deern (Plattdeutsch für junges Mädchen), barfüßig und aufgehübscht in recht einschnürender indonesischer Tracht.

    Auf der einen Seite applaudierendes deutsches Publikum, auf der anderen Seite indonesische Frauen des indonesischen Vereins für Indonesier im Ausland, Dharma Wanita, und meine stolze indonesische Mutter. Ich wusste nicht, wem ich mich mehr zuwenden sollte und fühlte mich in erster Linie verkleidet. Aus Unsicherheit bemühte ich mich um ein Allerweltsgesicht, etwas müde, doch am Ende des Abends auch nicht ohne Stolz im Gesicht.

    >>>fast forward

    Als naiver Teenie ahnungslos auf der Toilette, mit erster Periode, dachte ich wirklich, es sei etwas ganz Schlimmes passiert. Und meine Mutter hatte nichts anderes zu tun, als jubelnd in die Küche zu rennen und Reis in einem der zwei Reiskocher zu kochen. Gelben Reis. Ein Zeichen großer Dankbarkeit, Freude und Demut! Mir war nicht nach Feiern zumute. Ich hatte zwar keine Schmerzen, doch viele, viele Fragen, die in dem Moment unbeantwortet blieben. Es musste etwas Gutes geschehen sein, so wie sich meine Mutter gefreut hatte, und etwas Besonderes, Einmaliges. Wohl doch nichts Schlimmes. Keine Sorge. Inzwischen weiß ich, was los war.

    >>>fast forward

    Als zahnspangiger, nordischer Backfisch war Bremen für mich damals weder Großstadt noch Dorf. Es war genau richtig, für die ersten Male meines jungen, hungrigen Lebens, eingebettet in eine Clique im Stadtteil Schwachhausen von Bremen. Schwachhausen … Ja, von wegen … Unsere Stärke war es, unterschätzt zu werden. Zugegeben, optisch hatten wir keine Chance gegen die Jugend aus dem Speckgürtel Münchens, wir waren modisch eher sehr bemüht, und Maddins Partykeller trug auch nicht unbedingt dazu bei, den Ruf des Stadtteils Schwachhausen zu widerlegen. Als ob die Zeit schon 1990 stehen geblieben wäre, standen in Reih und Glied staubige Fußballpokale neben Wanderpokalen aller Art, Bacardi-Cola-Flaschen neben gesammelten kleinen Feiglingen, schiefe Fußball-Star-Poster, Unmengen an Fanartikel vom damals großen Hoffnungsträger Werder Bremen. Musikalisch untermalt wurde das Ganze von Take That, a-ha und Nicole. Ein bisschen Frieden – ja, das war es.

    Im Partykeller von Maddins Eltern war ich weg von Zuhause und doch behütet. Die Clique teilte die Liebe zu Bremen und Schwachhausen, den gleichen Humor, den Wahnsinn, die Hoffnung, dass Werder Bremen an der Spitze bleiben würde. Und an ganz schlechten Abenden teilten wir sogar unser Pils.

    Der Partykeller war für mich nicht nur ein bisschen Frieden, sondern auch Freiheit zugleich. Maddins Partykeller verpasste mir unwiderruflich die norddeutsche Note und prägte mich bremischer und bremischer und bremischer.

    >>>fast forward

    Dian, die Abiturientin.

    Ich kann mich nicht daran erinnern, dass mich die Schule und das Abitur in Bremen so aus der Rolle gebracht hätten. Aber der wilde Cocktail aus Pickeln, ersten Küssen, engem Schwofen, indonesischen Eltern und deutschen Freunden machte mich ziemlich schwindelig. Keine Chance, meiner Identität auf die Spur zu kommen.

    In meiner jugendlichen Verirrung und Verwirrung war ich deshalb umso dankbarer für die ach so simple Bremer Schule und das ach noch so simplere Bremer Abitur. Denn dadurch blieb im Pubertätsnebel genügend Zeit für eine Flucht in ein Tagträumchen meiner Wahl. Das Abitur war Nebenprogramm und mit 18 Jahren irgendwie plötzlich in meiner Tasche.

    >>>fast forward

    Dann kam der Moment, als sich mein Vater - in Indonesien der Patron der Familie - wieder vehement einmischte und mich mit Vitamin B in eine renommierte Bremer Werbeagentur steckte. Rückblickend gesehen, hatte ich dort eigentlich nichts zu suchen. Ich bin ihm dennoch dankbar für diesen kurzen Abstecher, denn bekanntlich ist der Weg das Ziel und da ich noch nicht ansatzweise mit den Füßen auf irgendeinem Weg war, stimmte ich der Fremdbestimmung nickend zu.

    Die Ausbildung zur Druckvorlagenherstellerin in dieser Werbeagentur war sicher der falsche Kanal für meine noch fest in mir schlummernde Kreativität. Der Druck,

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1