Tagebuch einer Oma: Der verzweifelte Kampf um meinen Enkel
Von Ilka Jung
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Über dieses E-Book
Es ist eine sehr traurige Geschichte.
Der Weg zur Oma war beschwerlich aber Oma sein zu dürfen, war dann noch beschwerlicher.
Es war ein Cocktail aus Sorge, Angst, Wut, Zweifel, Freude, Liebe, Glück und vor allem Hoffnung.
Es beschreibt eine Oma, die um ihren Enkel kämpft, die sich mit ihrem Enkelkind liebevoll beschäftigt, ihm Zeit, Liebe, Zuneigung und Aufmerksamkeit schenkt.
Liebe kommt und Liebe geht.
Doch die Liebe zwischen einer Oma und ihrem Enkel bleibt für immer.
Omas wurden geschaffen, um ihre Enkel glücklich zu machen.
Großeltern, die sich mit Ihren Enkelkindern liebevoll beschäftigen, Ihnen Zeit und Aufmerksamkeit schenken und sie an Ihrem großen Erfahrungsschatz teilhaben lassen, sind eine große Bereicherung für die Enkelkinder. Vor allem in der heutigen, schnelllebigen Zeit sind Großeltern unersetzlich. Sie haben viel Geduld, geben viel Liebe und vermitteln Geborgenheit.
Tagebuch einer Oma, beschreibt genau so eine Oma.
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Buchvorschau
Tagebuch einer Oma - Ilka Jung
Inhalt:
Es ist eine Geschichte über das Leben einer Oma auf dem Weg dorthin mit allen Höhen und Tiefen. Es ist eine traurige Geschichte. Der Weg zur Oma war beschwerlich, aber Oma sein zu dürfen, war dann noch beschwerlicher. Es war ein Cocktail aus Sorge, Angst, Wut, Zweifel, Freude, Liebe, Glück, aber vor allem Hoffnung.
Es beschreibt eine Oma, die um ihren Enkel kämpft, die sich mit ihrem Enkelkind liebevoll beschäftigt, ihm Zeit, Liebe, Zuneigung und Aufmerksamkeit schenkt. Liebe kommt und Liebe geht. Doch die Liebe zwischen einer Oma und ihrem Enkel bleibt für immer. Omas wurden geschaffen, um ihre Enkel glücklich zu machen.
Mein Weg – wie alles begann
Es gibt Menschen, die werden auf der Sonnenseite geboren. Ich und auch meine Mutter gehörten definitiv nicht dazu.
Meine zwei Jahre ältere Schwester Gudrun war ein Sonntagskind.
Meine Mutter hatte kein einfaches Leben. Ihre Mutter starb bei der Geburt, und so wuchs sie bei ihrer Stiefmutter auf. Aus Filmen kennt man ja die böse Stiefmutter. Aber es gibt sie wirklich, meine Mutter hatte so eine. Mutti erzählte nie viel über ihre Kindheit. Wenn doch, dann war sie dabei traurig und weinte sehr viel.
Ich erinnere mich an eine Geschichte, die sie mir und Gudrun einmal erzählte. Die Stiefmutter war so bösartig, dass sie meine Mutter mehrere Tage auf Stühlen schlafen ließ. Gudrun und ich waren entsetzt, als wir das hörten, und wollten es gar nicht glauben. Mutti erzählte uns weiter, dass sie von ihrer Stiefmutter überhaupt keine Liebe bekam. Sie musste immer nur putzen, und das den ganzen Tag. Diese Geschichte hörte sich an wie die von Aschenputtel. Mutti erlebte bei ihrer Stiefmutter seelische Grausamkeit.
Dies bekam irgendwann die Oma meiner Mutter väterlicherseits mit und nahm Mutti einige Jahre bei sich auf. Leider verstarb die Oma viel zu früh. Mutti war gerade mal 18 Jahre alt - und schon von meinem Vater schwanger.
Zwei Jahre später kam ich zur Welt, obwohl ich gar nicht geplant war. Nur wenige Jahre später ließmein Vater meine Mutter mit zwei kleinen Kindern einfach sitzen. Meine Schwester war damals vier Jahre und ich gerade mal zwei Jahre alt.
Von da an war Mutti alleinerziehend und kämpfte sich mit zwei kleinen Kindern durchs Leben. Meine Kindheit war sehr einfach und bescheiden. Mutti hatte sehr wenig Geld, und so versuchte sie sich mit zwei Jobs über Wasser zu halten. Gudrun musste sehr oft auf mich aufpassen.
Ein paar Jahre später heiratete meine Mutter dann wieder, und wir zogen gemeinsam nach Brandenburg. Meine Schwester und ich waren sehr traurig, denn wir mussten unsere Heimat mit all unseren Freunden verlassen.
In Brandenburg bekamen wir einen Stiefvater und eine Stiefschwester. Das Zusammenleben in dieser Konstellation war oft sehr schwierig.
Unser Stiefvater war oft sehr böse und ungerecht, vor allem zu meiner Schwester.
Gudrun war in dieser Zeit sehr traurig, denn sie hing mehr an unserem Vater. Da aber die Entfernung zu weit war, konnte sie ihn immer nur in den Ferien besuchen. Ich dagegen kam ganz gut mit unserem Stiefvater und der Stiefschwester aus.
Nach ein paar Jahren entschied sich Gudrun, zu unserem Vater nach Thüringen zurück zu ziehen. Sie ließ mich einfach alleine. Ich war sehr traurig über ihre Entscheidung, war zugleich aber auch sauer auf meine Schwester.
Wie konnte sie mich nur so im Stich lassen!
Meine Mutter war sehr streng und übertrieben sauber, wir nannten sie immer Putzteufel. Und so musste ich jetzt alleine jeden Tag mit meiner Mutter putzen.
Gemeinsam mit Gudrun hatte ich das Putzen besser ertragen können.
Geteiltes Leid ist bekanntlich halbes Leid.
Andere Kinder spielten oft draußen, aber wir verbrachten die meiste Zeit nicht mit Spielen, sondern mit Putzen.
Als Kinder fanden wir dies immer furchtbar, und insbesondere zu putzen, wo kein Dreck war, war für uns ganz schrecklich. Aber Putzen stand für unseren Putzteufel an oberster Stelle.
Wie haben wir das immer verflucht, teilweise sogar gehasst. Ich ganz besonders. Zu Gudrun sagte ich oft, später werde ich ein Dreckschwein und werde nie wieder putzen. Als Kind hatte man eben noch ganz andere Vorstellungen vom Leben.
Und so bekam Mutti, als sie viele Jahre später starb, einen Putzlappen von meiner Schwester mit ins Grab. Gudrun meinte am Grab unserer Mutter, nun könnte Mutti im Himmel weiterputzen. Das war schon ein wenig makaber, aber auch sehr passend.
Wenn ich mich heute an meine Mutter erinnere, dann sehe ich sie immer mit einem Putzlappen in der Hand.
Es gab nie Kindergeburtstage oder Freunde, die bei uns spielen durften. Wir fuhren nie in den Urlaub, dafür hatte meine Mutter einfach kein Geld.
Aber Gudrun und ich liebten uns, hielten zusammen und wir gingen gerne zur Schule.
Schließlich waren wir Jungpioniere und trugen stolz unser rotes Halstuch.
Die Ferien verbrachten wir dann oft im
Ferienlager, gemeinsam mit anderen Kindern.
Als ich älter wurde, beschloss ich, alles anders zu machen, wenn ich mal selbst Kinder haben sollte.
Und so vergingen die nächsten Jahre.
Mit 17 Jahren absolvierte ich eine Ausbildung in einem schönem Hotel in der Nähe von Berlin. In dieser Zeit lernte ich Klaus kennen. Klaus war vier Jahre älter und in seiner Familie fühlte ich mich sofort wohl. Die Mutter von Klaus war so herzlich und liebevoll zu mir.
Aber vor allem konnte sie sehr gut kochen.
So kannte ich das gar nicht von meiner Mutter. Meine Mutter arbeitete sehr viel, putzte für ihr Leben gern, hatte wenig Zeit für mich, und hielt sich mit Liebkosungen sehr zurück.
Und so zog ich, obwohl ich noch nicht volljährig war, zu Klaus. Seine Familie nahm mich mit offenen Armen auf. Sie lebten auf dem Land in einem schönen Haus, mit einem wunderschönen Garten. Und so freute ich mich, als ich mit Sack und Pack bei Klaus einzog.
Ich war noch so jung, voller Hoffnung und voller Träume. Ich hielt mich schon für so erwachsen und wollte sehr bald meine eigene Familie gründen. Wir heirateten sehr schnell und nur ein Jahr später kam meine Tochter Sofie zur Welt.
In dieser Zeit und in diesem Land war es normal, dass Frauen ihre Kinder mit gerade mal 20 Jahren bekamen. Sofie war ein Wunschkind.
Später erschien es undenkbar, so früh schon Kinder zu bekommen. Ich war ja selber noch ein Kind. Und so hatte ich mit 20 Jahren meine eigene kleine Familie. Ich wollte alles anders machen, aber leider hielte dieser Vorsatz nicht lange.
Klaus veränderte sich, er trank sehr viel und war oft jähzornig. Er beleidigte mich sehr oft vor seinen Freunden, war sehr eifersüchtig und wurde dann auch handgreiflich. Seine Eifersucht wurde immer schlimmer. Dies lag wohl in der Familie, denn sein Vater war auch sehr eifersüchtig und schlug seine Frau. Einige Jahre später erschoss er sogar den
Liebhaber seiner Frau und dann sich selbst.
Dies war eine sehr tragische Geschichte, die sogar in den Medien zu sehen war.
Nach nicht mal fünf Jahren hielt ich das Zusammenleben mit Klaus nicht mehr aus, und so zerbrach meine kleine Familie.
Ich suchte mir eine neue Wohnung und zog mit Sofie aus. Die Wochenenden verbrachte Sofie weiter bei ihrem Vater und den Großeltern.
Einige Zeit später traf ich dann meine große Jugendliebe wieder. Wir hatten uns ein paar Jahre aus den Augen verloren. Holger, so hieß er, kannte ich aus der Schulzeit. Wir gingen drei Jahre zusammen in eine Klasse. Mit 15 Jahren war ich unsterblich in Holger verliebt gewesen, aber er nicht in mich.
Meine Mutter war sehr streng, und so durfte ich mich nicht oft mit Holger treffen. Holger dagegen hatte eine total coole Mutter, sie erlaubte alles. Und so durfte Holger immer schon in den Nachbarort zur Disco fahren, ich leider nicht.
Später begann Holger eine Ausbildung 200 km entfernt, und so verloren wir uns aus den Augen.
Erst ein paar Jahre später sahen wir uns wieder.
Da war ich schon eine geschiedene Frau mit einem Kind. Wir verliebten uns sofort ineinander und Holger zog dann relativ schnell zu uns. Er verstand sich so gut mit Sofie, worüber ich sehr glücklich war. An den Wochenenden besuchte Sofie weiterhin ihren Vater und ihre Großeltern, denn Sofie hing sehr an ihnen.
Nach kurzer Zeit beschlossen Holger und ich, die ehemalige DDR zu verlassen.
Und so schmiedeten wir unseren Plan.
Wir zogen mit einem Rucksack auf dem Rücken los, in den gerade mal ein paar Wechselsachen, ein bisschen Kleidung für Sofie und ein paar Spielsachen hineinpassten.
Sommer 1989:
Schon bevor am 9. November 1989 die Berliner Mauer fiel, flohen viele Menschen aus der DDR in den Westen. Die SED-Führung leugnete die Massenauswanderung lange - bis allein im Juli und August 1989 mehr als 50.000 Menschen die DDR verließen. Und wir gehörten dazu.
Wir verließen gemeinsam am 28. September 1989, wenige Wochen vor dem Mauerfall, die DDR. Wir ließen alles zurück, auch unseren geliebten Trabi.
Unser Weg führte uns von Dresden aus über Ungarn, dann nach Österreich und dann in die Bundesrepublik Deutschland.
Auf der deutschen Botschaft sprach uns ein älterer Herr an und sagte uns, wir sollten in den Ruhrpott ziehen, dort gäbe es genug Arbeit für uns.
Und so entschieden wir uns für das Ruhrgebiet.
Eigentlich hatten wir nach Bayern gewollt, da meine Schwester mit ihrer Familie in Thüringen lebte und wir näher zu meiner Schwester gewesen wären. Wir waren drei Tage unterwegs. Es war ein sehr aufregendes Abendteuer für uns alle, das wir wahrscheinlich nie vergessen werden.
Natürlich hatte ich Angst, bei den ständigen Kontrollen. Wir hatten ja nur ein Visum für einen Aufenthalt nach Ungarn.
Im Ruhrpott angekommen, kamen wir in ein Auffanglager in der Nähe von Holland. Von dort nahm uns eine ganz nette Familie Holle mit zu sich nach Hause. Sie unterstützte uns bei der Jobund bei der Wohnungssuche. Familie Holle hatte eine Tochter, die gerade mal zwei Jahre älter war als Sofie, und so bekamen wir ganz viel Kleidung für Sofie, worüber ich sehr glücklich und dankbar war.
Holger und ich bekamen sofort einen Job, denn wir hatten beide einen Beruf gelernt. Holger war Baufacharbeiter und ich gelernte Hotelfachfrau. Für Sofie bekam ich ganz in der Nähe einen Kindergartenplatz. Schnell fanden wir auch eine bezahlbare Wohnung.
Wir waren so glücklich und voller Hoffnung - endlich angekommen, endlich im Westen!
Es lief alles prima, wir