Erinnerungen aus meinem Leben: Auf Sardinien und in Deutschland
Von Salvatore Braccu
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Über dieses E-Book
Dann erinnere ich mich an meine Kindheit und Jugendzeit, die mit vielen Entbehrungen und Pflichten ausgefüllt waren.
In seiner Biografie nimmt Salvatore Braccu den Leser an die Hand und führt diesen zunächst in die einfache Welt eines sardischen Jungen. Mehrmals musste er seine Grundschulausbildung unterbrechen, um bei besser gestellten Verwandten als Tierhüter auszuhelfen. Und damit das Zubrot für seine Familie zu verdienen. Ängste und Einsamkeit musste er besiegen lernen.
Auch sein späteres Leben in der Fremde war eine große Herausforderung ...
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Buchvorschau
Erinnerungen aus meinem Leben - Salvatore Braccu
Einleitung
Salvatore Braccu
geboren 1944 in San. Teodoro auf der Insel Sardinien, erzählt seine Geschichte.
Aufgewachsen ist Salvatore in einer ärmlichen, neunköpfigen Familie in einem kleinen Dorf namens Terrapadedda.
Mit 20 Jahren realisierte er die erste Reise nach Deutschland. Dort suchte er eine Arbeitsstelle und konnte dadurch seine Familie in der Heimat finanziell besser unterstützen.
In Braunschweig fand er seine erste Anstellung und seine Frau fürs Leben. Er gründete eine Familie und lebt mit Frau und Sohn noch immer in dieser Stadt, die ihm eine zweite Heimat geworden ist.
In diesem Buch erzählt Salvatore Braccu spannend aus seiner Kindheit und Jugendzeit.
Hinweis für den Leser. Einige Namen der Personen in diesem Buch wurden aus Datenschutzgründen mit Abkürzungen versehen. Zum Beispiel: Pa., Do., Gav. … o. ä.
Meine Kindheit
Als drittes Kind und erster Sohn einer sechsköpfigen Familie wurde ich in der kleinen Ortschaft San Teodoro auf der Insel Sardinien geboren.
Gleich nach meiner Geburt sind meine Eltern mit uns von San Teodoro nach Terrapadedda gezogen. Ein Dorf, sechs Kilometer von San Teodoro entfernt.
Dort bezogen meine Eltern ein kleines Haus mit Grundstück, welches Eigentum meines Vaters Lorenzo und meiner Mutter Caterina war. Zwei Jahre später kam mein Bruder zur Welt. Da es in Terrapadedda schwierig zu leben war, zogen wir kurz nach der Geburt des zweiten Sohnes Pa. zu einem Großbauern, zehn Kilometer weiter, in ein Dorf namens Maiorca, wo mein Vater arbeiten konnte. Er glaubte, dort besser leben zu können.
Obwohl ich noch klein war, bin ich manchmal mit meiner älteren Schwester mitgegangen, um auf die Schafe, die mein Vater von einem Großbauern gepachtet hatte, aufzupassen. Ich erinnere mich, als ich eines Tages als Fünfjähriger allein auf die Schafe aufpassen musste. Es war in der Nähe eines Friedhofes. Ich saß auf einem Felshügel und sah eine Menschengruppe, die einen Sarg zum Friedhof begleitete und dazwischen jemanden, der hinkte, also behindert war. Als kleiner Junge von fünf Jahren wusste ich nicht, was eine Behinderung ist.
Trotzdem war ich neugierig und habe beobachtet, wie nach einer Weile die vielen Menschen aus dem Friedhof herauskamen und nach Hause gingen. Aber mir fiel auf, dass die behinderte Person nicht dabei war.
Also dachte ich, dass der Mann begraben wurde. Später, wie ich nach Hause kam, erzählte ich meiner Mutter, dass ich eine Beerdigung gesehen habe, bei der eine behinderte Person begraben wurde. Meine Mutter versuchte, mir zu erklären, was eine Beerdigung ist und dass nur Tote begraben werden. Keine lebenden Menschen. Aber ich war zu klein, um das richtig verstehen zu können.
Als kleiner Junge habe ich oft mit meinen Nachbarskindern gespielt. Und wie Kinder so sind, machen sie auch Dummheiten. Eines Tages bin ich mit meinem Freund auf die Idee gekommen, in einen Hühnerstall, der sich in der Nähe unseres Hauses befand, zu gehen und mit den Eiern zu spielen. Also gingen wir in den Stall und schmissen alle Eier kaputt. Der Besitzer hörte, wie die Hühner laut gackerten und kam, um zu sehen, was los war. Er fand uns beide und die kaputten Eier. Er schimpfte, zerrte uns aus dem Stall und erzählte unseren Eltern, was wir angestellt hatten. Daraufhin haben uns unsere Mütter den Hintern versohlt. Seitdem sind wir nie wieder auf solche Ideen gekommen.
Inzwischen hatte meine Mutter eine Tochter geboren. Somit waren wir in unserer Familie schon acht Personen. Kurze Zeit nach der Geburt meiner Schwester Ant., und weil es in Maiorca nicht so gut lief, haben meine Eltern die Entscheidung getroffen, zurück nach Terrapadedda zu ziehen. Für unsere Eltern war die Situation bestimmt nicht einfach mit der ganzen Familie von einem Dorf in ein anderes zu ziehen, um besser leben zu können. Für mich war es sehr schön. In Terrapadedda waren meine Cousins und die anderen Kinder, mit denen ich spielen konnte.
Terrapadedda
Als wir erst kurze Zeit in Terrapadedda wohnten, sahen meine beiden älteren Schwestern und ich, wie meine Mutter und meine Oma mütterlicherseits, weinten und mein Vater sehr traurig war. Meine Schwestern und ich haben nicht verstanden, warum. Später haben uns unsere Eltern versucht zu erklären, was in der Zeit, als wir in Maiorca bei dem Großbauern gelebt haben, passiert ist. Mein Vater hatte sich von ihm Geld geliehen, um die Familie zu ernähren. Es wurde ein Vertrag aufgesetzt, den mein Vater unterzeichnete, ohne zu wissen, was in dem Vertrag stand. Denn er konnte nicht lesen. Er war Analphabet. Der Bauer hatte meinen Vater verklagt! Er wollte sein Geld zurück. Und weil mein Vater kein Geld hatte, musste er schweren Herzens circa 15 Hektar Land für billiges Geld verkaufen, um die Schulden an den Bauern zurückzahlen zu können.
Mein Vater hatte für den Familienbedarf eine kleine Schafherde angeschafft. Auf die Schafe haben meine Schwester Anu. und ich aufgepasst. Im Alter von sechs Jahren konnte ich, soweit es mir möglich war, meine Hilfe anbieten. Ich habe zum Beispiel für das Kaminfeuer Holz gesammelt und nach Hause gebracht.
Wenn unser Vater auf unserem Acker gearbeitet hat, haben ihm meine beiden Schwestern und ich, soweit wir konnten, geholfen.
Mit sieben Jahren bin ich in die Grundschule gekommen.
Unser Schulgebäude war ein kleiner, alter Schuppen mit Lehmboden. Das Dach war undicht. Bei Regenwetter tropfte es in den Schulraum hinein, so viel, das sich auf dem Boden Wasserpfützen bildeten. In der Winterzeit haben wir gefroren, weil es weder Heizung noch Kaminfeuer gab.
Jeden Tag musste einer von uns Schülern abwechselnd von Terrapadedda circa sechs Kilometer zu Fuß zum Bäcker nach San Teodoro gehen, um für uns ein Brötchen mit Marmelade, dass wir von der Gemeinde gespendet bekamen, abzuholen. Für uns Kinder war das sehr schön, denn so hatten wir in der Schulzeit etwas zu essen.
Zu dieser Zeit brachte meine Mutter noch einen Sohn zu Welt. Sein Name ist Gi. Somit ist unsere Familie auf neun Personen angewachsen. Als neunköpfige Familie haben wir in einem Haus mit zwei Zimmern gelebt. Mutter, Oma, Vater, sechs Kinder, davon drei Mädchen und drei Jungs. Innerhalb dieser Räume wurde gekocht und zu neunt geschlafen.
Der Krieg war erst seit wenigen Jahren vorbei und die Zeiten waren schwierig. Nicht immer fand mein Vater Arbeit, die ihm erlaubte, genug Geld zu verdienen, um die Familie zu ernähren.
Im Sommer dagegen ging es uns etwas besser. Wir hatten einen Garten, wo wir