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Schwedischer Hering und Türkischer Mokka: Die wahre Geschichte eines unglaublichen Lebens
Schwedischer Hering und Türkischer Mokka: Die wahre Geschichte eines unglaublichen Lebens
Schwedischer Hering und Türkischer Mokka: Die wahre Geschichte eines unglaublichen Lebens
eBook920 Seiten13 Stunden

Schwedischer Hering und Türkischer Mokka: Die wahre Geschichte eines unglaublichen Lebens

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Über dieses E-Book

Nach achtzehn Jahren voller Abenteuer rund um die Welt kehrt Fethi mit leeren Händen nach Istanbul zurück. In der Heimat erwarten ihn Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit und Hunger. Dem Alkohol und anderen Süchten seit Jahrzehnten total verfallen, beschließt er in seiner Hoffnungslosigkeit sich an den Strand zu legen, um dort zu sterben.
Da geschieht das Wunder.
Durch die Begegnung mit einem heiligen 'Baba' und später mit einer schwedischen Touristin aus Deutschland, verändert sich sein Leben grundlegend. Aus einem gewalttäigen 'Großmaul' wird zunehmend ein demütiger, weiser Mann. Eine unglaubliche Geschichte verbindet die drei ungleichen Personen auf schicksalhafter Art und als Ergebnis ist dieses Buch entstanden.
Spannend, lehrreich, ergreifend und einmalig!
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum3. März 2017
ISBN9783734583209
Schwedischer Hering und Türkischer Mokka: Die wahre Geschichte eines unglaublichen Lebens

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    Buchvorschau

    Schwedischer Hering und Türkischer Mokka - Fethi Pınar

    Heimkehr

    Achtzehn Jahre später und nach einer zwölfstündigen Flugreise kam ich am Flughafen Atatürk an: Nach all diesen Jahren betrat ich wieder meine türkische Heimat. Am liebsten hätte ich den Boden geküsst, aber ich schämte mich zu sehr. Ich war erfüllt von einer bittersüßen Aufregung. Es war, als ob meine Füße den Boden nicht berührten, als ob alles nur eine Halluzination und ich ein Geist wäre. Ein Mitreisender, den ich im Flugzeug kennengelernt hatte und der von seinem Bruder abgeholt werden sollte, bot mir an, mich zu Hause abzusetzen. Er lebte ebenfalls in dem Istanbuler Stadtteil Kadiköy, in dem ich aufgewachsen war.

    Der Flughafen war ziemlich modern. Bei meiner Abreise war er sehr viel kleiner gewesen und noch recht unansehnlich. Ich schaute mir die Leute an, ihr Erscheinungsbild hatte sich kaum verändert. Als wir bei der Passkontrolle ankamen, sah sich eine junge Frau meinen Pass an und geriet ins Grübeln. Sie wandte sich zu dem Beamten neben ihr und sagte etwas unschlüssig: „Der ist achtzehn Jahre lang nicht mehr hier gewesen. Dieser antwortete: „Macht nichts, lass ihn einreisen. Das arme junge Ding, immer noch überrascht, stempelte meinen Pass ab und überreichte ihn mir. Das Datum war der 03.03.2003, das Ende eines achtzehnjährigen Abenteuers.

    Mit welchen Träumen war ich damals weggegangen und wie kehrte ich jetzt zurück? Was erwartete mich hier wohl?

    Bevor ich nun anfange, meine eigene Geschichte zum Besten zu geben, möchte ich zuerst ein Gleichnis erzählen:

    Der Mensch strebt fortwährend nach seinem Glück. Er weiß aber nicht, wie viel ihm davon zusteht und strebt nach immer mehr und mehr. Er lässt sich von Berg und Tal, von Meer und See nicht aufhalten und irrt auf der Suche nach diesem unermüdlich umher. Einer dieser Menschen ist ein einfacher Mann, der kurz nach seiner Heirat in die Fremde zieht, um sein Brot zu verdienen. Um genügend Geld für Haus, Hof und ein Unternehmen zusammenzusparen, verbringt er ganze achtzehn Jahre in der Fremde, immer in Gedanken an seine junge Frau, die er zurückgelassen hat. So spart er in dieser Zeit dreitausend Silbermünzen an. Als er meint, genug gespart zu haben, beginnt er mit den Vorbereitungen für seine Rückkehr. Nachdem er die nötigen Geschenke besorgt hat, schließt er sich einer Karawane an, die in Richtung seines Dorfes unterwegs ist.

    Nach einigen Tagen macht die Karawane in einem Städtchen Rast. Wenn ein Mensch sich seinem ersehnten Ziel nähert, hat er dabei manchmal das Gefühl, dass der Weg nicht enden will und die Zeit stillsteht, während sich die Vorfreude in ihm breitmacht. Während der Mann nun, um sich die Zeit zu vertreiben und das Warten erträglicher zu machen, neugierig in dem Städtchen umherschlendert, erregt plötzlich eine Stimme seine Aufmerksamkeit:

    „Ein Spruuuuuch für tausend Silbermünzen! Ein Spruuuuuch für tausend Silbermünzen!"

    Die Stimme wiederholt immer wieder denselben Satz, während der Mann sich verwundert fragt, ob er sich wohl verhört habe. Obwohl er voller Neugierde ist, zu erfahren, wer wohl tausend Silbermünzen für einen Spruch zahlen würde, macht er sich auf den Weg zurück zur Karawane, kann aber den Satz selbst nicht mehr vergessen.

    Was mag das wohl für ein Spruch sein? Es muss wohl ein sehr kostbarer Spruch sein, wenn der Mann dafür tausend Silbermünzen verlangt. Auch wenn unser Mann versucht sich einzureden, dass er sechs Jahre gebraucht hat, um tausend Silbermünzen zu verdienen und dieser Spruch so viel nicht wert sein kann, da ja eigentlich jedes Wort nur ein Wort ist, so kann er es doch nicht lassen. Mit dem Gedanken, dass zweitausend Silbermünzen auch für Haus und Hof reichen würden, kehrt er zurück in die Stadt, ruft den Mann zu sich, überreicht ihm die verlangten tausend Silbermünzen und sagt: „Ich kaufe den Spruch." Der Verkäufer beugt sich zu dem Mann vor und flüstert ihm ins Ohr:

    „Es kommt wie es kommt, man kann dem Schicksal nicht entgehen."

    Als der Mann diesen Spruch hört, erblasst er und denkt: „Das wusste ich doch schon!" Verärgert verstaut er den Spruch bei seinen restlichen zweitausend Silbermünzen und macht sich zerknirscht auf den Weg zurück zur Karawane. Er denkt, dass er einen Fehler gemacht hat. Gerade als er den Bazar verlassen will, hört er abermals jemanden rufen:

    „Ein Spruuuuuch für tausend Silbermünzen! Ein Spruuuuuch für tausend Silbermünzen!"

    Während er es sehr bereut, überhaupt auf den Markt gegangen zu sein und sich über sich selbst ärgert, verdrehen ihm der herbe Verlust und der Wunsch nach Gewinn erneut den Kopf. „Vielleicht lohnt es sich diesmal? Tausend Silbermünzen habe ich schon verloren, dann kaufe ich eben kein Haus, auf dem Dorf werden uns tausend Silbermünzen schon reichen, solche Gedanken schwirren in seinem Kopf umher, während er dem Mann die verlangten tausend Münzen überreicht und sagt: „Nun sprich, wie lautet dein Spruch? Der Mann, der das Geld entgegennimmt, mustert die Umgebung, beugt sich zu dem Mann vor und flüstert, nachdem er sich sicher ist, dass niemand zuhört:

    „Mein Herr, das Herz begehrt, was es begehrt. Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters."

    Der Mann denkt: „Auch diese Redewendung kannte ich doch schon." Er ist wütend über sich selbst und seine große Dummheit. Während die Trauer um das verlorene Geld in seiner Brust wie ein Feuer lichterloh brennt, hört er erneut jemanden rufen:

    „Ein Spruuuuuch für tausend Silbermünzen! Ein Spruuuuuch für tausend Silbermünzen!"

    Mit neuer Hoffnung übergibt er dem Rufer sein restliches Geld und sagt: „Nun sprich, wie lautet dieser wertvolle Spruch?" Der Ausrufer schaut sich vorsichtig um, beugt sich zu ihm vor und sagt:

    „Am Ende der Geduld wartet der Segen!"

    Nachdem unser Mann die Ersparnisse von achtzehn Jahren für drei Sprüche ausgegeben hat, sinniert er darüber, was er jetzt machen soll: Wie kann er mit leeren Händen zum Dorf zurückkehren und was soll er den Leuten wohl erzählen? Da fällt ihm eine Menschenmenge auf, die sich um einen Brunnen geschart hat. Beim Näherkommen hört er den Ausrufer schreien: „Ihr Leute, hört her! Bis heute hat es keiner geschafft, hinabzusteigen und lebendig aus diesem Brunnen wieder herauszukommen. Wer dies schafft, dem verspricht der Sultan, sein Gewicht in Gold aufzuwiegen." Von der Menschenmenge erfährt er, dass dieser Brunnen die einzige Wasserquelle des Volkes ist und dass ein Ungeheuer das Wasser nicht freigibt und diejenigen tötet, die in den Brunnen hinabsteigen. In diesem Moment muss er an den ersten Spruch denken, den er gekauft hat:

    „Man kann dem Schicksal nicht entgehen!"

    So ruft er: „Ich steige hinab!, und wird mit einem Seil um seine Hüfte in den Brunnen hinabgelassen. Als der Mann unten ankommt, sieht er Menschenknochen unter sich, einen riesigen Drachen vor sich, eine wunderhübsche Prinzessin auf seiner rechten und einen äußerst hässlichen Frosch auf seiner linken Seite. Während der Mann vor Angst zittert, faucht der Drache ihn an: „Mensch! Sag du, wer ist schöner? Die Prinzessin oder der Frosch? Gerade als der Mann sagen will, dass natürlich die Frau schöner sei, fällt ihm der zweite Spruch ein:

    „Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters!"

    Mit dieser Antwort ist der Drache so zufrieden, dass er das Wasser freigibt und verspricht, niemanden mehr zu töten. Weil der Drache sich in die Augen des Frosches verliebt hatte, konnte er es nicht ertragen, zu hören, dass die Frau schöner sei und tötete deshalb die Menschen, die dies behauptet hatten und verweigerte ihnen das Wasser.

    Dem Mann wird vom Sultan nun sein Gewicht in Gold ausbezahlt. Als reicher Mann setzt er seinen Weg nach Hause fort. Die Wege werden kürzer, Berg und Tal ebnen sich. Mit tausend Gedanken und voller Vorfreude erreicht er endlich sein Haus. Bevor er aber anklopft, späht er erst durch das Fenster hinein. Doch was sieht er da? Seine Frau sitzt in vertrauter Zweisamkeit neben einem jungen Burschen! Der Mann verliert fast den Verstand, er rast vor Eifersucht. Er zieht seinen Dolch und will beide auf der Stelle erstechen. Gerade als er hineinstürmen will, fällt ihm der dritte Spruch ein:

    „Am Ende der Geduld wartet der Segen!"

    Er steckt seinen Dolch zurück in die Scheide, tritt ein und fragt: „Meine liebe Gattin, wer ist dieser junge Mann? Noch bevor die Frau den Mund aufmachen kann, kommt der junge Mann mit den Worten: „Willkommen zu Hause, Vater! auf ihn zu und küsst ihm die Hand.

    Für mich gab es keine Frau, die auf mich wartete. Aber auch ich hatte einen 17-jährigen Sohn, von dem ich mich getrennt hatte, als er fünfeinhalb Monate alt war, und den ich jetzt wiedersehen würde. In meiner Generation haben wir jungen Leute uns immer so verhalten, als ob uns Sprüche und Weisheiten nichts angingen. Wenn man uns gefragt hätte, hätten wir wohl behauptet, die Frau sei hübscher als der Frosch oder es gäbe kein Schicksal, es läge alles in unserer eigenen Hand und Geduld - möge Allah sie uns geben - hatten wir nie.

    Wir haben uns solche Ratschläge nie zu Herzen genommen, haben sie nie beachtet, haben sie als Märchen abgetan. Zum einen Ohr kamen sie herein und zum anderen wieder hinaus. Dabei wurden sie uns noch nicht einmal teuer verkauft, sie waren umsonst! Wir haben sie nicht gewürdigt, obwohl solche Worte doch eigentlich der größte Schatz sind. Stattdessen haben wir es vorgezogen, selber nach unserem Glück zu suchen. Auf diese Art und Weise haben wir häufig unser kostbarstes Kapital, nämlich unser Leben, aufs Spiel gesetzt oder uns an den Rand des Bankrotts gebracht.

    Auch ich habe schließlich einen Schatz gefunden, damals, gerade in dem Moment, als ich angesichts der erdrückenden Last meines Bankrotts überlegte, meinem Leben ein Ende zu setzen.

    Und was für einen Schatz: Gold in meinem Eigengewicht ist nichts dagegen.

    Nun war ich aber nach einem 18-jährigen Abenteuer wieder von der Fremde, in der ich mein ganzes Leben als Erwachsener verbracht hatte, in die Heimat zurückgekehrt. Völlig mittellos und ohne zu wissen, wie ich in der Türkei überleben sollte, gab es nur einen ersten Rettungsanker - meine Eltern.

    Noch vom Flughafen aus rief ich zu Hause an, um mitzuteilen, dass ich angekommen sei und in einer Stunde zu Hause sein würde. Nach so vielen Jahren wollte ich nicht so plötzlich mit der Tür ins Haus fallen. „Vielleicht fällt meine Mutter vor Freude in Ohnmacht, wenn sie mich so plötzlich vor sich sieht", dachte ich. Der Freund aus Kadiköy, den ich im Flieger kennengelernt hatte, brachte mich bis vor die Haustür. Ich dankte ihm und seinem Bruder und wir trennten uns. Ich hörte den Türsummer. Meine Mutter sah aus dem Fenster. Ich öffnete die Tür und begann, die Treppen hinaufzulaufen.

    Anfang und Ende

    Die Tür stand offen, mein Sohn und mein Vater erwarteten mich. Soydan hieß mich willkommen und half mir mit der großen Tasche. Obwohl ich nicht viele Sachen eingepackt hatte, war sie sehr schwer. Bevor ich auf die Reise ging, hatte ich meine Sachen gewaschen und es nicht mehr geschafft, sie zu trocknen.

    Ich zog mir die Schuhe aus und küsste meinem Vater zur Begrüßung die Hand. Mein Vater umarmte mich und weinte, er schluchzte wie ein Kind. Meine Mutter sagte nur ganz formal: „Hoş geldin!" (Willkommen!) Ich küsste auch ihre Hand; sie aber hat mich weder umarmt noch irgendetwas gesagt. Ich konnte mir nicht erklären, warum sie sich so distanziert verhielt. Eigentlich hatte ich erwartet, dass sie sich noch mehr freuen würde als mein Vater: Ihr Sohn, den sie seit achtzehn Jahren nicht gesehen hatte, war zurückgekehrt! Ich hatte zuvor angerufen, denn es hätte ja sein können, dass ein Mutterherz eine so plötzliche Überraschung nicht ausgehalten hätte!

    Mein Vater fragte, wie es mir ginge und ich fragte meinen Sohn: „Wie geht es dir, mein Sohn? Als er erwiderte: „Mir geht es gut. Wie geht es dir?, sah ich ihn mir genauer an: Er war ein Mann geworden. Ich hatte ihn aus den USA in die Türkei geschickt, als er fünfeinhalb Monate alt war. Jetzt stand er kurz vor dem Abitur.

    Als meine Mutter in die Küche ging, folgte ich ihr. Ich wollte herausfinden, wieso sie so griesgrämig schaute. „Wie geht es dir, Mutter?, fragte ich. „Es geht mir gut, sagte sie und sah mich dabei nicht einmal an, und gleich danach: „Gib mir zweitausend Dollar! „Ich habe keine zweitausend Dollar! Wozu brauchst du denn zweitausend Dollar?, fragte ich. In diesem Moment bemerkte ich, wie sich ihr Gesichtsausdruck veränderte. „Ich will eine neue Waschmaschine kaufen", antwortete sie. Zweitausend Dollar waren damals annähernd vier Milliarden Lira und die teuerste Waschmaschine kostete um die fünfhundert Millionen Lira. Da begann ich zu ahnen, welche Hintergedanken meine Mutter hatte. Ich schwieg jedoch und kehrte zu den anderen zurück ins Zimmer. Es war Abend geworden und ich fragte meine Mutter nach meinem Bruder. „Wir wissen nicht, wo er ist. In Istanbul ist er nicht, er soll irgendwo in der Nähe von Edirne leben." Ihre Antwort war genauso ausweichend wie in all den Jahren, wenn ich mit ihr telefoniert und nach meinen Geschwistern gefragt hatte.

    Aus irgendeinem Grund fand ich nicht die Familiengemeinschaft vor, nach der ich mich so gesehnt hatte. Was war das nur für ein Mutterherz, das sich nicht freuen konnte, obwohl ihr Sohn, der seit Jahren in der Fremde gelebt hatte, zurückgekommen war? Was war das für Vater, der bis auf ein paar Tränen, als er mit mir sprach, keine weiteren Anzeichen von Freude über mein Kommen erkennen ließ? Andere Eltern hätten ihre erwachsenen Kinder wohl angefleht, endlich nach Hause zu kommen, um einander in dieser irdischen Welt noch einmal sehen zu können. Spontan fragte ich mich, ob ich wohl ein Adoptivkind sei?

    Diese Mutter, die am Telefon für mein Wohlergehen gebetet hatte, diese Eltern, die ich obwohl sie mich so schlecht behandelt hatten - immer verehrt hatte, die ich jahrelang mit Geld versorgt hatte, deren Leben mir kostbarer gewesen war als mein eigenes, deren Verhalten ich aus naiver Ehrfurcht nie in Frage gestellt hatte - nie hätte ich es mir erlaubt, Gefühle des Hasses gegen sie zu hegen! - diese Eltern waren nicht nur nicht erfreut über mein Kommen! Nein, sie ließen mich deutlich spüren, wie unzufrieden sie darüber waren, dass ich überhaupt zurückgekehrt sei. Ich stand ja nun da ohne Ersparnisse, ohne Einkommen und ohne Arbeit.

    Vielleicht betrachteten sie mich ja lediglich als Geldquelle, die nun versiegt war?

    Die Haltung meiner Eltern hatte mich zutiefst verstört, nun wollte ich die Sehnsucht nach meinem Sohn stillen. „Lass uns ein wenig spazieren gehen", sagte ich zu ihm und wir liefen in Richtung Bağlarbaşi. Ich tat mich schwer, die Gegend wiederzuerkennen, in der ich aufgewachsen war, in der ich meine Kindheit und Jugend verbracht hatte. Sie kam mir so fremd vor. Ich sah weit und breit kein einziges vertrautes Gesicht. So gingen wir in eine Kneipe, ich bestellte etwas zu essen und einen Raki, mein Sohn bestellte sich eine Cola. Wir aßen und unterhielten uns; ich stellte ihm Fragen über meine Eltern und darüber, wie sie ihn behandelten. Er meinte, es sei schon okay; dabei schaute er weg. Von den alten Nachbarn, unseren Verwandten und Freunden berichtete mein Sohn, dass fast alle inzwischen weggezogen seien; nur das vertraute Teehaus von Halis stünde noch an seinem Platz. Endlich erkannte ich in der Kneipe einige Kumpel aus meiner Zeit wieder; auch sie hatten mich inzwischen wiedererkannt.

    Nach dem Essen kehrten wir nach Hause zurück. Mein Vater weinte immer noch ununterbrochen, während er mit mir sprach. Er war zwar sehr gealtert, wirkte aber noch rüstig. Meine Mutter war geradezu geschrumpft und hatte den Glanz in ihren Augen verloren. Ihre Gesichtszüge waren finster, als ob ein böser Fluch aus ihnen herausfloss; nur Schimpfwörter und Flüche ergossen sich aus ihrem Mund. Mein Leben lang hatte ich es nicht erlebt, dass diese Frau ein freundliches Wort gesprochen hätte! Sie störte sich an meiner Heimkehr. Laut schreiend verfluchte sie mich und auch meinen Sohn. Die Situation blieb auch am nächsten Morgen unverändert. Während ich frühstückte, stellte sich mein Vater vor mir auf und fragte, was ich denn jetzt vorhätte; ich müsste bald eine Arbeit finden, denn es ginge ihnen nicht so rosig, und schließlich sei da ja auch noch das Kind zu versorgen! „Bei uns kannst du nicht länger bleiben", sagte er abschließend, und obgleich er dabei weinte, war er doch zu einer Marionette meiner Mutter geworden. Beide hatten gemeinsam diese Entscheidung getroffen. Ich begriff, dass sie mir den täglichen Teller Suppe nicht gönnten. Ich legte den Löffel weg und überlegte ernsthaft, ob ich wirklich deren Kind sei.

    Meine Verzweiflung war groß. Ich war völlig ratlos, ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich war inzwischen fremd hier, kannte niemanden und konnte auch niemanden um Hilfe bitten. Die Arbeitslosigkeit in der Türkei war hoch und ohne Beziehungen war man verloren. So trieb mich die Ausweglosigkeit bald weiter in den Alkohol, dem ich seit meiner Schulzeit verfallen war. Von Tag zu Tag trank ich mehr. Am Verhalten meiner Eltern änderte sich nichts. Jeden Tag steigerten sie die Dosis ihrer Abneigung mir gegenüber, wohl um mich dazu zu bringen, das Haus zu verlassen. So sehr hätte ich mir gewünscht, dass sie mich trösteten und sagten: „Sohn, vertraue auf Gott! Dem Menschen können auch mal schlimme Dinge geschehen, aber das geht vorbei. Wir haben ja schließlich ein Dach über dem Kopf und genug zu essen. Gott möge uns vor Schlimmerem bewahren." Stattdessen trieben sie mich aus dem Haus, obwohl sie wussten, dass ich nirgendwo anders hingehen konnte.

    Ich wollte meinem Sohn etwas schenken. Zusammen gingen wir nach Üsküdar in ein Schuhgeschäft. Der Besitzer würdigte uns jedoch keines Blickes. Verwundert und verärgert über dieses seltsame Verkaufsverhalten verließen wir den Laden unverrichteter Dinge. Ich wechselte dann meine letzten fünfhundert Dollar und gab meinem Sohn ein bisschen Taschengeld; meinem Vater gab ich dreihundert Millionen Lira.

    An diesem Abend ging ich aus und suchte das Teehaus von Halis auf. Dort saß nicht eine einzige mir bekannte Gestalt. Ich fragte die jungen Leute an der Teetheke: „Ist Halis nicht da? Einer der jungen Männer antwortete: „Nein, er wird erst morgen früh hier sein. Was gibt es denn? „Nichts Wichtiges, ich wollte ihn nur sehen, entgegnete ich und drehte mich zur Tür, als derselbe junge Mann fragte: „Bist du nicht Fethi? Als ich mich zu ihm umdrehte, sagte er: „Ich bin Murat, Halis Sohn." Murat war bei meinem Weggang ein kleines Kind gewesen, nun stand ein erwachsener Mann vor mir. Ich setzte mich wieder und wir unterhielten uns ein wenig. Ich erkundigte mich nach den Freunden aus der Gegend. Manche waren eingebuchtet worden und hatten nach der Entlassung aus dem Gefängnis die Gegend verlassen, andere waren einfach weggezogen.

    Allmählich wurde mir klar, dass ich in der Türkei nicht würde überleben können. Ich spielte mit dem Gedanken, wieder in die USA zurückzugehen. Aber wie sollte ich das bewerkstelligen? Ich brauchte einen anderen Namen und einen neuen Pass!

    In Amerika hatte ich einen Teppichhändler aus Antalya kennengelernt, der ursprünglich aus derselben Provinz stammte wie ich. Sein Teppichladen lag unterhalb der Yivli-Minare-Moschee in Antalya. Er hatte mir damals erzählt, sein Sohn, den ich damals auch kennengelernt hatte, sei in Antalya in Mafiageschäfte verwickelt. Obwohl inzwischen viele Jahre vergangen waren, entschloss ich mich nun, nach Antalya zu fahren, denn ich hatte sonst niemanden, den ich um Hilfe hätte bitten können. Ich teilte meinem Vater meinen Entschluss mit. Wie immer skeptisch und argwöhnisch, sagte mein Vater dazu: „Was willst du denn da? Wer weiß, ob es den Laden noch gibt! Vielleicht sind sie umgezogen? Hast du denn keine Telefonnummer, die du anrufen kannst, sonst fährst du vielleicht vollkommen umsonst? Seine Art, so zu reden, hatte mich schon immer aufgeregt, und auch diesmal regte ich mich auf: „Vater, für wie blöd hältst du mich eigentlich? Meinst du, ich würde hinfahren, um es zu erfahren, wenn ich eine Telefonnummer hätte?! Wie soll ich das denn sonst erfahren? Ich muss da schon selber hin, Vater!, antwortete ich mit lauter Stimme und verließ die Wohnung in Richtung Halis Teehaus.

    Ich spielte gerade Tavla (Backgammon) mit Murat, als die Rede auf meinen großen Bruder Şadi kam. Als ich erwähnte, dass er wohl nicht mehr in der Gegend sei, entgegnete Murat: „Doch, doch, Şadi ist hier in der Gegend, er war erst letzte Woche bei uns. Wie kommst du denn drauf, dass er nicht mehr hier wäre?" Ich erklärte ihm, dass meine Eltern mir dies so gesagt hätten. Murat rief daraufhin sofort meinen Bruder an und gab mir den Hörer. Şadi sagte mir, ich solle dort warten, er würde gleich kommen. Weniger als eine Viertelstunde später war mein Bruder schon im Teehaus. Zusammen mit Murats Bruder Kadir und dessen Cousin Yalçin gingen wir in die nächste Kneipe, um unser Wiedersehen zu feiern. Wir becherten ganz ordentlich und beschlossen in dieser Stimmung, gemeinsam unsere Schwester Kevser zu besuchen.

    Ich hatte meine Geschwister vermisst, wir hatten ja seit Jahren nichts mehr voneinander gehört. Meine Mutter hatte sich in der Vergangenheit geweigert, unsere Telefonnummern weiterzugeben, weil sie verhindern wollte, dass mich meine Geschwister um Geld anbetteln könnten. Mit einem Taxi fuhren wir nach Sultan Çiftliği. Mein Bruder war so betrunken, dass er das Haus meiner Schwester nicht fand. Zu mir sagte er: „Dieser Taxifahrer fährt uns absichtlich kreuz und quer herum, um den Weg zu verlängern, gib ihm kein Geld. Dabei war er derjenige, der den Fahrer den Weg dirigierte! Schließlich stiegen wir irgendwo aus und gingen zu Fuß weiter. Obwohl wir ganz in der Nähe ihres Hauses sein mussten, hatte mein Bruder die Orientierung völlig verloren, und so riefen wir unsere Schwester an und baten sie, uns den Weg zu beschreiben. Während wir noch überlegten, ob es diese oder jene Straße sei, in der meine Schwester wohnte, sagte mein Bruder plötzlich: „Da, dort ist Kevser! „Wo, wo?", fragte ich. Eine Frau kam uns entgegen - natürlich erkannte ich sie im Dunkeln nicht. Das war sie, meine Schwester, aber sie hatte sich sehr verändert. Sogar, als sie schon ganz nah war, habe ich sie kaum wiedererkannt.

    Diese Nacht verbrachten wir bei ihr. In der Frühe gingen wir gemeinsam auf den Markt, kauften ein und kehrten dann in ihre Wohnung zurück. Derweil trank ich immer weiter. Ich blieb noch einige Tage bei meiner Schwester und genoss das Wiedersehen mit ihr. Auch ihre Kinder kamen alle vorbei und unterhielten sich mit mir. Sie waren noch kleine Kinder gewesen, als ich sie zum letzten Mal gesehen hatte, und nun hatten sie alle selbst Kinder. Eines Abends kam eine junge Frau, die Tochter einer Nachbarin, zu Besuch. Sie umarmte und küsste mich und hieß mich willkommen. Ich wunderte mich über die Herzlichkeit dieser Nachbarstochter, als alle anfingen zu lachen. Ich blickte ratlos in ihre Gesichter und versuchte den Grund ihres Gelächters herauszufinden. Da sagte die Frau meines Neffen: „Onkel, weiß du denn nicht, wer das ist? Das ist Emine. „Welche Emine?, fragte ich. „Die Tochter von Onkel Şadi." Ich hatte nicht einmal die Tochter meines Bruders erkannt! Er lebte getrennt von seiner Frau.

    Während dieser Zeit rief meine Mutter immer wieder bei meiner Schwester an, um sich zu beschweren: „Fethi hat euch all sein gutes Geld gegeben, nicht wahr?" Alles, woran diese Frau zu denken schien, war mein Geld.

    Einige Tage darauf begaben sich mein Bruder und ich nach Bayrampaşa. Mein Bruder setzte mich an einer Kneipe ab und sagte: „Warte du hier und trink ein bisschen, ich hole dich später wieder ab und dann kaufen wir dir dein Busticket nach Antalya." Ich tat, was er sagte und begann zu trinken. Mein Bruder verspätete sich, und aus der einen Flasche wurden bald zwei und ich wurde immer betrunkener. Als mein Bruder endlich wiederkam, gingen wir zusammen zum Busbahnhof, wo er mir ein Ticket kaufte und ich in den Bus stieg. In Mecidiyeköy warf man mich wieder hinaus: Ich hatte zu laut herumgeflucht. Zwar bekam ich mein Geld für das Ticket zurückerstattet, aber es war bereits zwei Uhr nachts und es war schier unmöglich, ein öffentliches Verkehrsmittel nach Üsküdar zu finden. So verbrachte ich die Nacht hier und dort. Gegen Morgen war ich wieder zu Hause und legte mich schlafen.

    Am Abend kaufte ich erneut ein Ticket vom Busbahnhof Harem, und am nächsten Morgen war ich bereits in Antalya.

    Antalya

    Als erstes suchte ich die Yivli-Minare-Moschee auf. Das Mittelmeer breitete sich in seiner ganzen Schönheit vor mir aus. Ich liebte das Meer. Ich fühlte mich frei, wenn ich das Meer sah. Obwohl es schon fast neun Uhr war, war niemand zu sehen. Die Läden waren geschlossen. Ein Schmuckverkäufer öffnete eben erst seinen Stand. Ich ging zu ihm und fragte nach dem Teppichladen, den ich suchte. Er war ganz in der Nähe. Ich fand ihn, aber er hatte noch nicht geöffnet. Deshalb lief ich weiter die Straße hinunter, sie führte mich zum Yachthafen. Dort setzte ich mich in ein Café und begann, Bier zu trinken. Antalya gefiel mir. Ich befand mich im berühmtesten Touristenviertel, ‚ Kaleici‘. Man nennt diese Gegend auch Antike Stadt; sie schien ein ruhiger Ort zu sein. Die Atmosphäre war genau das, was ich gesucht hatte.

    Nach einigen Flaschen Bier war ich angenehm angetrunken. Ich ging davon aus, dass der Laden inzwischen geöffnet hätte und ging die Straße wieder hinauf. Ein sonnengebräunter Jugendlicher trat gerade durch die Ladentür heraus und ich fragte ihn: „Ist das der Laden von Onkel Ismail? „Das ist er, sagte er und fügte hinzu: „Aber er kommt heute nicht. Er geht zur Dialyse und danach nach Hause. „Kommt sein Sohn Fikret?, fragte ich. „Nein, er kommt auch nicht. Er ist in seinem eigenen Büro. „Wo ist sein Büro?, fragte ich und er beschrieb mir den Weg dorthin. Es war leicht zu finden. Als Fikret mich sah, umarmte er mich mit dem Ausruf: „Fethi! Wie schön, dich zu sehen! Wir tranken Tee und unterhielten uns. Drei Tage lang war ich sein Gast in einer Pension. Am zweiten Tag kam sein Vater und zeigte mir die Stadt. Die nächsten Tage verbrachte ich bei Fikret. Ich erzählte ihm von der Sache, die mir in den USA passiert war und bat ihn um Hilfe. Er hatte ein breites Netzwerk an Bekanntschaften. „Wir erledigen das, Fethi!, versprach er. Nach drei Tagen verließ ich die Pension, um in Fikrets Teppichladen zu übernachten, wie auch schon etwa zehn andere Menschen.

    Ich trank extrem viel und suchte nach einer Lösung für meine finanzielle Situation: Wenn mein restliches Geld aufgebraucht sei, hatte ich niemanden, den ich um Geld bitten könnte. Außerdem war es mir grundsätzlich unangenehm, jemandem um auch nur einen Cent zu bitten. Und mit diesen Menschen hier war ich noch nicht vertraut genug.

    Eines Morgens, als ich mit einer üblen Fahne in Fikrets Büro hineintorkelte, schlug er mir vor: „Fethi, lass uns zu einem Heiligen, einem Baba fahren. Er wird dir helfen, von deiner Alkoholsucht loszukommen! „Ja, ja, murmelte ich ohne Interesse. „Schau, das ist der Baba, fuhr er fort und zeigte mir das Bild eines bärtigen Mannes mit Turban. „Er sieht imposant aus, entgegnete ich ziemlich lahm. Denn ich war mit den Gedanken ganz woanders. Inzwischen kreisten sie ständig darum, wie ich wohl meine Eltern umbringen könnte, über deren Undankbarkeit ich fassungslos und wütend war. Wie konnten sich nur eine Mutter und ein Vater dem eigenen Kind gegenüber auf diese Weise verhalten? In meiner Fantasie warf ich die eine aus dem Fenster, den anderen stieß ich die Treppe hinunter.

    Eines Morgens begaben wir uns zu Fikrets Garten. Unterwegs kaufte er Fleisch und Huhn vom Metzger und holte Brot vom Kiosk nebenan. Ich öffnete derweil die Kühltheke und begann, einige Bierflaschen herauszuholen, als Fikret zu mir sagte: „Fehti, lass das doch bitte! Ich hatte das Gefühl, als ob er mir ein Messer ins Herz gebohrt hätte, versuchte aber, mir nichts anmerken zu lassen. „Gut, ich stelle die Bierflaschen zurück, sagte ich betreten. Wir stiegen ins Auto und fuhren weiter zum Garten. Ein paar Freunde gesellten sich auch dazu. Nach kurzer Zeit wurde mir langweilig. Fikret bemerkte das wohl; er schlug mir vor, doch ein bisschen spazieren zu gehen. Es war, als ob Fikret meine Gedanken lesen könnte. Die Gegend dort war ziemlich eintönig; außer Bergen und Nadelbäumen gab es nichts zu sehen. Ich verließ den Garten und begann, die Straße entlang zu gehen.

    Etwas weiter vorn befanden sich eine kleine Moschee und ein Haus. Auf der anderen Straßenseite verlief ein kleiner Bach. Ich trat an sein Ufer und lauschte dem Plätschern des Wassers. Auf einmal war es, als wären alle meine Gedanken wie weggeschwemmt, und ich begann, mich wie ein leeres Gefäß zu fühlen. In diesem Moment überkam mich der Wunsch zu beten, und ich betete am Rande dieses Baches zwei Gebetseinheiten zu Allah und wünschte mir, vom Alkohol loszukommen. Sobald ich zu Ende gebetet hatte, spürte ich eine Veränderung in mir. Meine Sorgen waren auf einmal wie weggeblasen und eine große Ruhe breitete sich in mir aus. Zum Garten zurückgekehrt, fragte ich Fikret: „Wann können wir zu diesem Baba fahren? „Gedulde dich ein bisschen. Lass uns einen Kleinbus mieten und am Wochenende gemeinsam zu ihm fahren, antwortete er mir.

    Ich konnte nicht begreifen, was mir soeben geschehen war.

    Ich hatte plötzlich kein Verlangen mehr nach Alkohol, nur noch danach, unbedingt diesen Baba zu sehen. Ich wollte mich so schnell wie möglich auf den Weg machen und bedrängte Fikret deswegen. An einem der folgenden Tage nach dem Freitagsgebet schlug ich ihm vor: „Chef, du hast zu viel zu tun. Du kannst ja gar nicht mitkommen. Gib mir diesen Freund Ümit mit, von dem du mir erzählt hast, und ich fahre mit ihm. „Gut, dann fahrt morgen, sagte er. Ümit war früher schon dorthin gefahren und kannte den Weg.

    Baba

    So kauften wir am nächsten Abend unsere Bustickets und machten uns auf den Weg. Zuerst wollten wir in Mersin bei einem Bekannten Ümits vorbeischauen. Der Mann war ein Sayyid [wie hier alle Nachkommen Mohammeds genannt werden]. Nachdem wir in Mersin am Busbahnhof ausgestiegen waren, nahmen wir ein Dolmuş (Sammeltaxi/Minibus) und ich fragte Ümit: „Wohin fahren wir? „Zur PKK, war seine knappe Antwort. Ja, man konnte wirklich an Allem erkennen, dass wir in einem kurdischen Viertel angekommen waren. Es unterschied sich äußerlich kaum von den Elendsvierteln der Schwarzen, die ich in Amerika kennengelernt hatte. Die Hauswände waren voller Graffitis mit politischen Parolen wie; ‚APO [der inhaftierte Kurdenführer] ist der Größte‘ oder ‚Freiheit den Kurden‘ Insgeheim dachte ich unentwegt: „Hier kommen wir nicht mehr lebendig heraus."

    Schließlich gelangten wir in eine enge Gasse. Ümit klopfte an die Tür eines typisch anatolischen Holz-Lehm-Hauses, ein gut gekleideter Mann mittleren Alters öffnete und bat uns herein. Unser Gastgeber hieß uns willkommen, wir sollten uns wie zu Hause fühlen. Ümit wirkte sehr vertraut mit ihm. In scherzhaftem Ton fragte er: „Ich habe Hunger. Gibt es denn bei Ihnen nichts zu essen? Der Mann rief sein Kind und trug ihm auf: „Sag deiner Mutter, sie soll Frühstück bereiten. Ümit zeigte dann auf mich mit den Worten: „Bitteschön, ich übergebe ihn jetzt Ihnen, Sie haben jetzt die Verantwortung für ihn. Ich verstand gar nichts. Der Mann sah mich an und fragte nach meinem Namen. „Fethi, antwortete ich. Er setzte sich neben mich, legte seine Hände auf meine Schultern, schaute mir in die Augen und sprach:

    „Du wirst eines Tages noch Karriere machen, du wirst ein Stellvertreter von Baba werden und eines Tages als Märtyrer sterben."

    Ümit erzählte, dass ich lange Jahre in den USA und anderswo gewesen und eben erst zurückgekehrt sei. Der Sayyid sagte zu mir: „Wenn du dort in Babas Dorf angekommen bist, sage, dass du eine Woche bleiben willst. Die zwanzig Jahre müssen wiedergutgemacht werden." Er schenkte mir eine Gebetskette und eine Gebetsmütze. Inzwischen war der Tisch gedeckt und wir frühstückten gemeinsam. Danach verabschiedeten wir uns, kauften unsere Tickets und machten uns wieder auf den Weg.

    Innerlich bereitete ich mich darauf vor, einen Evliya (Heiligen) zu treffen, ihn um viele Dinge zu bitten und seinen Segen zu empfangen. In meinem Herzen komponierte ich Verse und überlegte, wie ich mit ihm wohl sprechen würde. Ich stellte mir vor, wie er von Licht erfüllt sein würde, wie schön er sprechen würde, wie der Ort, an dem er lebte, dem Paradies gleichen würde, und reihte so gedanklich meine Herzenswünsche aneinander. So sehnte ich mich zum Beispiel danach, dass die Kinder mich sehr lieben, die Ungerechten dagegen fürchten sollten.

    Es war März, und als wir in den frühen Morgenstunden im Dorf Menzil ankamen, war es kalt und regnerisch und die Straßen versanken regelrecht im Schlamm. In Antalya hingegen war es bereits sommerlich warm gewesen. Das Dorf lag mitten in der Einöde, hoch oben im Gebirge, und hatte ein aus kleinen Läden bestehendes, bescheidenes Dorfzentrum.

    Mich beschlich ein unbehagliches Gefühl, das kaum auszuhalten war. Wir gingen ins Teehaus und bestellten uns Tee; andere Leute setzten sich mit an unseren Tisch. Ich fühlte mich hundemüde. Auf dem Weg hierher war ich auf unerklärlicher Weise so aufgeregt gewesen, dass ich nicht einmal die Augen hatte schließen, geschweige denn hatte schlafen können.

    Im Teehaus lärmten und lachten Jugendliche aus dem Dorf. Sie kamen mir verwöhnt und ungehobelt vor. Ich verurteilte sie, obwohl ich sie gar nicht kannte. Ümit wusste über diese Menschen besser Bescheid, er war ja zuvor schon ein paarmal hier gewesen. Aber er hatte mir bisher noch nichts erzählt oder erzählen wollen. Wir erhielten unseren Tee und alle sprachen sich gegenseitig als Kurban [Opfer für die Sache Gottes] oder Sufi an. Ich wusste nichts über das Sufiwesen. Die Umgebung, in der ich mich hier befand, unterschied sich sehr von der Umgebung, in der ich sonst lebte. Mit diesen Gedanken wäre ich beinahe in dem Korbsessel eingeschlafen; ich schreckte auf, als ich gerade dabei war, auf den Boden zu fallen. Ich taumelte, fing mich dann aber, sagte zu Ümit: „Ich gehe kurz spazieren ", und verließ das Teehaus.

    Es regnete immer noch. Ich trug einen Anzug. Linkerhand sah ich ein anderes Dorf liegen. Ich ging auf dem schlammigen Weg in Richtung dieses Dorfes. Inzwischen hatte sich das unbehagliche Gefühl bis ins Unermessliche gesteigert. Der Regen war mir egal, ich lief immer weiter. Als ich ganz in der Nähe des Dorfes war, beschloss ich, wieder umzukehren. Bei jedem Schritt wiederholte ich die Worte: „Vergib mir Gott! Vergib mir Gott! Vergib mir Gott! Vergib mir Gott!", und auf diese Weise kehrte ich wieder zum Teehaus zurück. Äußerlich war ich klitschnass und eiskalt geworden, innerlich dagegen kochte ich vor Wut, weil sich mir dieser Ort so anders präsentierte, als ich ihn mir vorgestellt hatte.

    Gerade trat auch Ümit vor die Tür. Ein Mann mit Brille ging vor dem Teehaus umher. Einige der Sufis versuchten dessen Hand zu küssen, er aber schlug nach ihnen und schickte sie weg. Die Verscheuchten versuchten weiterhin hartnäckig seine Hand zu küssen; er verjagte sie immer wieder und schlug manche sogar ins Gesicht. Das mit anzusehen, versetzte mich endgültig in Rage. Ich konnte es nicht fassen: Dies hier geschah an der Heimstätte eines Heiligen! Im Geiste hatte ich mir diesen Ort paradiesähnlich vorgestellt und gedacht, dass Baba, der Freund Gottes, die Menschen zu sich rufen würde mit den Worten „Komm her, mein Sohn, und ihnen dann liebevolle Ratschläge geben würde. Voller Groll fragte ich Ümit: „Mann, wer ist dieser Kerl? „Das ist Sayyid Ahmet, sagte er. „Wieso schlägt er die Menschen? „Er ist ein bisschen zornig, das macht er manchmal, antwortete er. „Was soll das denn, man kann doch am Heimatort eines Heiligen keine Menschen schlagen. Das gibt‟s doch nicht!, rief ich lauthals. Die anderen Leute standen in ehrfurchtsvoller, aufrechter Haltung um den Sayyid herum. Ich war so wütend, ich hätte Ümit auf der Stelle umbringen können. Ich schrie ihn an: „Seid ihr denn alle verrückt geworden? Ihr kommt hierher an diesen Ort, um einen Heiligen zu sehen! Das hier sind doch Betrüger, sie haben mitten im Nirgendwo ihr Zelt aufgeschlagen, locken die Leute hierher mit der Aussicht auf einen Heiligen, dann schröpfen sie sie gehörig und schicken sie wieder weg. Schande über euch!, schrie ich. „Bitte sprich nicht so!, flehte mich Ümit an. Ich ließ mich aber nicht aufhalten und brüllte weiter: „Halt die Klappe, ich habe mich auf eure Ankündigung eines heiligen Mannes verlassen! Diesen seltsamen Heiligen hier werde ich jedenfalls nicht als Vorbeter akzeptieren!" Ümit senkte verzweifelt und betroffen den Kopf und schwieg.

    Als wir wieder die Teestube aufsuchten, betrat gerade ein bärtiger, junger Mann mit einem Blatt Papier in der Hand den Raum. Auf dem Papier stand: 'Zu Dienen ist ein Segen'. „Was macht der da?, fragte ich Ümit. „Er sucht Männer, die dienen wollen. In diesem Moment überkam mich ein ganz neues Gefühl: Obwohl ich mich darüber ärgerte, hierhergekommen zu sein, wollte ich doch auch an diesem Ort eines Heiligen nichts ohne eine Gegenleistung entgegennehmen. Ich hob die Hand und wusste dabei selbst nicht, was ich tat. Der Sufi lief in der Teestube umher und suchte weitere Freiwillige. Es meldeten sich noch einige andere. Wir folgten ihm gemeinsam in das Untergeschoss eines Gebäudes, in dem wir arbeiten sollten. Sie ließen uns Gewürze eintüten, von großen Säcken in kleine Plastiktüten. Ich war immer noch so aufgebracht, ich hätte platzen können! Trotz der Arbeit ließ die Wut nicht nach.

    Zu den Gebetszeiten wurde die Arbeit unterbrochen und die Teestube geschlossen, und alle gingen in die Moschee. Ich aber weigerte mich. Stattdessen wartete ich im Regen darauf, dass die Leute wieder aus der Moschee herauskämen. Ich war so sauer auf Ümit, ich konnte es nicht in Worte fassen. Es wurde Abend und meine Wut war nicht mehr im Zaum zu halten. Auch zum letzten Tagesgebet ging ich nicht in die Moschee. Stattdessen beschloss ich, so schnell wie möglich zu verschwinden. Allerdings gab es so spät abends keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr vom Dorf zur Stadt. Ich lief an die Straße, um per Anhalter weiterzureisen. Aber es fuhr kein einziges Auto vorbei. Ich wartete eine Weile und musste dann gezwungenermaßen zurückkehren. Derweil sah ich ein leeres Taxi stehen. Ein Kind half mir, den Fahrer aufzutreiben und ich fragte ihn: „Was kostet mich die Fahrt bis nach Urfa? „Achtzig Millionen, sagte er. „Das ist zu viel, sagte ich. Für mich allein hätte das Geld gereicht, aber ich musste auch für die Fahrtkosten von Ümit aufkommen. „Was willst du denn in Urfa?, fragte der Fahrer. „Ich will nach Hause. „Bis du dort bist, haben die Reisebüros geschlossen, sagte er. „Schließen sie dann auch in Adiyaman so früh?, wollte ich wissen. „Diese Orte hier sind alle sehr klein, du wirst hier um diese Zeit keinen Bus mehr finden, klärte mich der Fahrer auf. Ich hatte keine Möglichkeit, wegzukommen. Da war nichts mehr zu machen.

    In diesem Moment löste sich die Menschentraube auf, die aus der Moschee herausgekommen war. Ümit kam zu mir, ich blickte finster drein. Er traute sich kaum, mich anzusprechen. „Lass uns ein bisschen spazieren gehen, sagte er, und nachdem wir im kleinen Dorfzentrum ein wenig umhergelaufen waren, führte er mich in einen Laden und begrüßte den Inhaber. Ihren Gesprächen entnahm ich, dass auch dieser ein Sayyid war. Ümit erzählte von meiner Situation. Der Sayyid drehte sich zu mir um und fragte: „Wie heißt du? „Fethi, sagte ich. „Fethullah, sei heute unser Gast, du kannst doch morgen auch noch fahren. Die beiden nahmen in der Nähe der Tür hinter der Kasse Platz, und ich setzte mich voller Trotz in die hinterste Ecke. Unser Gastgeber gab mir eine selbstgedrehte Zigarette und ein Glas Tee. Ich fühlte mich ein wenig erleichtert. Nachdem ich den Tee ausgetrunken hatte, sagte ich zu Ümit: „Lass uns schlafen gehen!", denn dies war der dritte Tag in Folge, an dem ich nicht geschlafen hatte.

    Als wir unterhalb der Moschee den Schlafraum betraten, warteten schon alle auf denjenigen, der dafür zuständig war, die Wolldecken und Kopfkissen für die Nacht zu verteilen, aber der tauchte nicht auf. Vor Müdigkeit und Zorn fluchte ich, was das Zeug hielt. Ümit schämte sich meiner und brachte kein Wort heraus. „Er wird schon gleich kommen", versuchte er mich zu beschwichtigen. Aber ich hatte keine Kraft mehr, zu warten. Ich legte mich direkt auf den Boden, und kaum, dass ich lag, habe ich auch schon tief und fest geschlafen.

    In dieser Nacht träumte ich etwas sehr Schönes. Ich schlief in einem Bett an der Stelle, an der ich mich hingelegt hatte. Das Bett war ringsherum mit Blumen geschmückt. Die unterschiedlichsten Blumensorten waren in Sträußen um mein Bett herum aufgestellt.

    Als ich aufwachte, war es noch sehr früh. Der ganze Ärger, mit dem ich mich schlafen gelegt hatte, war spurlos verschwunden! Ich stand auf, ging nach draußen und nahm dann die rituelle Waschung vor. Danach betrat ich die Moschee und wartete auf den Scheich. Die Menschen standen eng gedrängt ab der Eingangstür und bildeten einen Korridor. Sie warteten ganz geduldig. Ein wenig später ging eine Tür auf und ER erschien. Als ich ihn erblickte, schoss mir der Gedanke durch den Kopf: „Gibt es in dieser Zeit tatsächlich noch einen Menschen wie diesen?" Er ähnelte einem osmanischen Sultan. Mit einem Turban auf dem Kopf, seinem schwarz-weißen Bart und seiner schwarzen Robe lief er Richtung Minbar (Freitagskanzel), und der Anblick seiner Kalifen erinnerte an die Minister und Wesire des Sultans, als sie ihm, ebenfalls mit Turbanen auf dem Kopf, mit bedächtigen Schritten folgten. Es war ein prächtiger Anblick. Aufgrund seiner äußerlichen Erscheinung war sofort und ohne jeden Zweifel klar, dass dieser Mann ein Mann Gottes war. Er betrat die Minbar, drehte sich zur Gemeinde und betrachtete diese. In diesem Moment zog ein unbeschreiblich wohlriechender Duft durch das Innere der Moschee. Dieser süße Duft breitete sich wellenartig aus und verteilte sich im Raum.

    Nach der Sunna des Morgengebetes [Mohammeds Worte und Handlungen] rief der Muezzin zum gemeinsamen Gebet, und der gesegnete Freund Gottes begann, das Morgengebet vorzubeten. Er rief so demütig und schön ‚Allahu Ekbar‘, dass nicht nur jedermann in diesem Dorf, sondern auch jedermann auf der Welt dies gehört haben muss. Aus meinem Herzen verschwand alles Unbehagliche und stattdessen wurde ich von einer inneren Ruhe erfüllt, von der ich nicht genug bekommen konnte.

    Nachdem der Baba dieses Gebet mit einer großen Demut beendet hatte, begann er, den Anwesenden das Tuvba [Bereuen der Sünden und das Versprechen, Baba als sprituellen Lehrer anzuerkennen] abzunehmen. Man konnte dazu nach vorne gehen und sich vor ihm hinknien. Auch ich kniete mich zusammen mit fünf, sechs anderen Personen vor ihm nieder. Er umfasste unsere Hände, führte sie senkrecht Seite an Seite aneinander, legte seine rechte Hand darüber und berührte sie dabei, während er sprach:

    Wiederholt leise, was ich euch sage: ‚Vergib mir, mein Gott, ich bereue all meine Sünden. Ich wünschte, ich hätte sie nicht begangen. So Gott will, werde ich sie nicht wiederholen. Ich verspreche dies feierlich. Ich habe seine Hoheit Gavs-i Sani als meinen Scheich akzeptiert.‘"

    Nun ließ er unsere Hände wieder los und hieß uns seinen Instruktionen lauschen. So erklärte er uns das Waschritual, durch welches wir in seine Gemeinschaft aufgenommen werden sollten. Alles, was mit mir geschah, geschah ohne mein Zutun. Wir hörten den Instruktionen zu, ohne dass ich ahnte, dass diese Worte mein Leben verändern würden.

    Währenddessen bildete sich zur Rechten dieses Gottesfreundes eine Menschenschlange. Ich fragte Ümit, was die Menschen da täten. „Das sind diejenigen, die Sorgen haben. Sie erzählen sie und bitten um Gebete, antwortete er. „Soll ich auch vorsprechen?, fragte ich. Ümit sagte: „Stell dich ruhig an. „Wie soll ich ihn anreden? „Sag: ‚Mein Sultan‘", antwortete mir Ümit, und ich stellte mich an. Alle beugten sich nach und nach zu ihm nieder und flüsterten ihm etwas ins Ohr. Niemand konnte den anderen hören.

    Nun war ich an der Reihe. Ich war nicht geübt in Schicklichkeit und Anstand, ich wusste nichts über diese Dinge und nicht, was sich gehörte. So beugte ich mich nieder, küsste seine Robe über der rechten Schulter und flüsterte: „Mein Sultan, ich war lange Jahre im Ausland und bin erst vor kurzem zurückgekehrt."

    Der Heilige wandte sich mir vollständig zu, schaute mir in die Augen und sagte:

    „Herzlich Willkommen."

    Dieses ‚Willkommen‘ klang so angenehm und war Labsal für meine Seele. Seine Stimme hat meinen gesamten Geist regelrecht reingewaschen, denn sie klang, als ob sie direkt aus dem tiefsten Inneren des Paradieses zu mir dringen würde. Das alles hat mich tief beeindruckt, ja förmlich umgehauen. Ich bat den Heiligen: „Um Gottes Wohlgefallen Willen bitte ich dich inständig um ein Segensgebet."

    Er antwortete: „Das werden wir dir erteilen, so Gott will."

    Ich schwebte vor Glück. Mein Gott, was war das für eine Stimme! Man mochte sie immer und immer wieder hören. Ich brauchte seinen Segen ganz dringend. Vor gut einer Woche war ich gerade erst aus den USA geflohen. Noch vor wenigen Tagen hatte ich daran gedacht, meine Eltern umzubringen! Ich fühlte mich so hilflos. Ich hatte niemanden. Ich hatte kein Geld. Ich war fünfundvierzig Jahre alt und hatte keine Arbeit. Seit meinem siebzehnten Lebensjahr hatte ich mich in der Fremde umhergetrieben. Von jedem Abenteuer war ich mit leeren Händen zurückgekehrt. Ich hatte mein Geld für Alkohol und Drogen ausgegeben. Auch aus den USA war ich mit nichts zurückgekehrt, obwohl ich dort lange Jahre gelebt und gearbeitet hatte. Es gab keinen Strohhalm mehr, an dem ich mich festhalten konnte.

    Wir verließen die Moschee und beteten an den Gräbern des verstorbenen Vaters und Bruders des Babas, die auch Heilige gewesen waren, für deren Seelen. Als wir danach zu dem Kleinbus liefen, um die Rückreise anzutreten, begegnete uns Sayyid Ahmet, der tags zuvor die Leute geohrfeigt hatte. „Lass uns versuchen, seine Hand zu küssen., sagte ich zu Ümit. Ich war neugierig, ob er sich auch uns gegenüber auf diese Weise verhalten würde. Als wir ihm gegenüberstanden sagte ich: „Mein Sayyid, lass mich deine gesegnete Hand küssen. Er streckte sofort seine Hand aus und betete für uns: „Möge Gott euch wohlgefällig sein." Also wusste er genau, wem er seine Hand geben sollte und wem nicht!

    Als wir dann wieder im Dolmuş Richtung Stadt saßen, fing ich plötzlich an zu weinen. Das waren wohl die schönsten Tränen meines Lebens. Es war ein so beglückendes Weinen, dass ich mich über mich selbst wunderte. Kann ein Mensch das Weinen genießen? Ja, das kann er. Zum ersten Mal in meinem Leben genoss ich es, zu weinen, wie ich niemals zuvor etwas genossen hatte. Es war wie eine große Befreiung. Ich drehte mich zu Ümit: „Wieso weine ich?" Er sagte nur:

    „Sie schaffen es, dich zum Weinen zu bringen."

    Ich wusste nicht, ob ich weinte oder lachte. Die Tränen flossen mir in Strömen über das Gesicht, und ich ließ es zu. Wir waren im Stadtzentrum angekommen. Ich fühlte mich wie betrunken, ich nahm nichts richtig wahr. Wir stiegen am Busbahnhof aus, kauften unsere Tickets für den Überlandbus und warteten auf die Abfahrt.

    Am Busbahnhof trieben sich viele Kinder herum. Alle waren sie Schuhputzer. Sie scharten sich um uns beide, wichen uns nicht einen Augenblick von der Seite und hegten uns gegenüber unglaublich viel Zuneigung. Sie kümmerten sich nur um uns, als ob wir die einzigen auf dem Bahnhof wären. Der Bus kam, die Kinder trugen unser Gepäck hinein, als wären wir ihre Gäste und taten alles Menschenmögliche, um uns zufriedenzustellen. Wir suchten unsere Sitzplätze auf, während die Kinder draußen nicht von ihren Plätzen wichen und uns fortwährend anlächelten. Der Bus fuhr los und die Kinder winkten uns hinterher. Wir winkten zurück. Der Bus hatte den Bahnhof schon fast verlassen, aber die Kinder winkten immer weiter! Ich konnte mir zuerst nicht erklären, wieso diese Kinder sich ausgerechnet für uns interessiert hatten. Später verstand ich es; meine Gebete waren erhört worden! Ich hatte mir doch so sehr gewünscht, dass mich die Kinder liebten.

    So begann mein zweites Leben, ohne dass ich mir damals darüber im Klaren war. Jahrelang hatte ich einfach so gelebt, ohne mir bewusst Gedanken darüber gemacht zu haben, wie ich eigentlich lebte.

    Mit einer neu gewonnenen inneren Ruhe begleitete ich Ümit nach Konya. Von dort wollten wir weiter nach Istanbul. Als wir in Konya ankamen, wollten wir Rumis Grabstätte [berühmter Mystiker, Dichter und Sufi-Lehrer 1207-1273, auch Mevlana genannt] besuchen, aber es war schon kurz vor fünf und die Tore wurden gerade geschlossen. So beteten wir nur vor dem Tor die Fatiha-Sure und brachen dann nach Ereğli auf, wo Ümit herstammte. Dort kamen wir gegen Abend an und gingen zu Ümits Haus. Seine Mutter war eine sehr verehrenswerte Person. Seine zwei Schwestern bereiteten uns etwas zu Essen vor. Danach kamen einige Nachbarn und wir begannen, uns über unsere Religion zu unterhalten. Plötzlich bemerkte ich, dass alle mir zuhörten. Was erzählte ich diesen Menschen, ich hatte doch keine Ahnung von religiösen Themen!? Als ich das merkte, schwieg ich und Ümit sagte: „Siehst du, wie sie dir die Zunge gelöst haben."

    Ja, das war nicht ich, der da sprach. Es gab jemanden, der durch mich sprach. Ich hatte seit meiner frühesten Kindheit nicht einmal mehr den Koran aufgeschlagen, geschweige denn darin gelesen. Ich kannte keine andere Sure als die Fatiha. Eine der Frauen, die zu Besuch waren, sagte: „Bruder, möge Gott mit dir zufrieden sein. Das Kind in mir war gestorben, aber nachdem ich dir zugehört habe, ist es wieder zum Leben erwacht. Was empfiehlst du mir, welche Suren soll ich lesen? Ich beugte meinen Kopf für einen Augenblick nach vorne und sagte: „Lies die Sure Ali Imran. Danach überlegte ich, ob es wohl eine solche Sure überhaupt gäbe, schämte mich und fragte mich, ob ich wohl etwas Richtiges gesagt hatte.

    Diese Frau und die anderen Gäste baten mich um Fürsprache zur Lösung ihrer Probleme! In der Nacht, als ich aufstand, um das Nachtgebet zu verrichten, betete ich für sie alle. Was hatten diese Menschen in mir gesehen, dass sie mich um Fürsprache baten?

    Ümit hatte einen etwa drei oder vier Jahre alten Neffen, der sehr krank war. Er hatte eine schwere Grippe. Obwohl sie ihm seit zehn Tagen Antibiotika verabreicht hatten, ging es ihm nicht besser. Ich betete wieder zwei Rakat (Gebetseinheiten) und bat Gott um Genesung für den kleinen Jungen. Als wir in der Frühe aufwachten, spielte das Kind vergnügt im Haus und ich sah, dass all meine Gebete erhört worden waren. Wir beschlossen, einen Tag länger dort zu bleiben.

    Es waren gerade die Aschura-Tage. Die Nachbarn brachten Aschura [eine Süßspeise aus Weizen und Früchten, deren symbolischer Ursprung mit dem Geschehen auf der Arche Noah zu tun hat], und besuchten sich gegenseitig. Ümit und ich gingen in die Stadt und betraten einen Supermarkt, dessen Besitzer Ümit kannte. Der Besitzer hieß uns willkommen und bot uns einen Platz neben der Kasse an. Nach nicht einmal einer Minute füllte sich der Supermarkt wie ein Bienenstock. Wir tranken unseren Tee aus und wollten gehen, aber der Besitzer des Supermarkts ließ uns nicht: „Bitte bleibt doch noch, ihr habt uns Glück gebracht." Er rief zu Hause an und verlangte, dass uns Aschura gebracht werde. Es war bereits nach zwölf Uhr. Die Aschura wurde uns gebracht, wir aßen sie und gingen wieder nach Hause.

    Inzwischen betete ich fünfmal am Tag, ohne auch nur eine einzige Gebetszeit auszulassen. Dabei hatte ich das Gefühl, als ob mein Scheich kommen, mich in sich aufnehmen und wir gemeinsam beten würden. Ich war voller Freude und Demut. In dieser Nacht kamen noch weitere Besucher. Alle wollten, dass ich redete, alle wollten mir ihre Probleme erzählen und Gebete von mir. Ich schlug keinem etwas ab und betete für sie alle.

    Wir hatten kein Geld mehr, um nach Istanbul zu fahren. Ich fragte Ümit, was wir tun sollten. Er sagte nur: „Gott wird es schon irgendwie schicken."

    Am nächsten Morgen wollten wir aufbrechen. Ümit hatte jahrelang mit Mafiakreisen zu tun gehabt und kannte sehr viele Leute in Konya. Ich dachte, er würde wohl diese Freunde um Geld für die Reise bitten. In dieser Nacht, als alle anderen Gäste sich gerade verabschiedet hatten, kam eine Frau auf Ümit zu. Nachdem die beiden Einiges beredet hatten, hörte ich, wie sie sagte: „Ich erstatte euch dafür die Reisekosten, und sah, wie sie Ümit eine Menge Geld in die Hand drückte. Nachdem die Frau gegangen war, sagte Ümit: „Gott, du bist allmächtig. Habe ich dir nicht gesagt, dass Gott uns das Geld schon irgendwie schicken wird? Er sah mich an und brachte sein Erstaunen zum Ausdruck. Seine Mutter und seine Schwestern hatten uns so gut behandelt, dass ich mir innerlich wünschte, auch eine solche Mutter zu haben. Obwohl sie sehr arm waren, deckten die Frauen den Tisch mit den schönsten Leckereien und bewirteten uns vorzüglich. Bevor wir uns auf den Weg machten, öffneten wir unsere Hände und beteten für die Bewohner des Hauses zu Gott und nahmen auch ihren Segen entgegen.

    In Konya besuchten wir anschließend noch einige recht zwielichtige Freunde von Ümit. Auch diese empfingen uns gut, nahmen uns ehrenvoll auf und bewirteten uns reichlich. Manche von ihnen waren Barbesitzer, andere Geschäftsleute. Nachdem wir den ganzen Tag bei ihnen verbracht hatten, kauften wir unsere Tickets und machten uns auf den Weg nach Istanbul.

    Versöhnungsversuch

    Kaum hatte ich Babas Dorf hinter mich gelassen, kamen mir auch schon meine Eltern in den Sinn. Mich überkam der starke Wunsch, sie um ihren Segen zu bitten. An irdische Besitztümer verschwendete ich keinen Gedanken mehr. Ich sehnte mich danach, die Hände meiner Eltern zu küssen und die Familie wieder zu vereinen.

    Laut den Erzählungen meines Sohnes schaute niemals irgendjemand bei meinen Eltern vorbei - weder ein Onkel, noch ein Neffe, noch sonst ein Verwandter. Dies bekümmerte mich sehr. Wieso waren meine Eltern allen gegenüber so verletzend, so herabsetzend? Unsere Verwandten waren alle gute und freundliche Menschen! Ich vermutete, dass der Kern des Problems im Prinzip bei meiner Mutter lag. Auf dem Rückweg wollte ich meine Eltern gern besuchen, aber es war mir ziemlich klar, dass sie mich nicht anhören würden. Deshalb hielt ich es für klüger, wenn Ümit mitkäme und mit ihnen spräche. Gleichzeitig fürchtete ich mich aber ein wenig davor, mit Ümit dort aufzutauchen, denn meine Eltern mochten keinen Besuch in ihrem Haus.

    Kaum waren wir bei meinen Eltern zuhause angekommen und hatten uns hingesetzt, wurde ich so unruhig und aufgeregt, dass ich mich kaum beherrschen konnte. In diesem Moment kam meine Mutter herein. Ungeachtet meines guten Vorsatzes, mich zurückzuhalten und Ümit reden zu lassen, platzte ich voller Ungeduld und höchst ungeschickt mit der Frage, die mich schon die ganze Zeit beschäftigt hatte, heraus: „Mutter, kann es sein, dass du etwas mit schwarzer Magie zu tun hast? „Wenn das so wäre, dann wäre das allein meine Sache! Was ich tue, das tue ich und nehme dafür die Strafe (im Jenseits) in Kauf, antwortete sie mir mit fester Stimme. Es dauerte eine Weile, bis ich mich beruhigt hatte und ein Gespräch stattfinden konnte. Ümit erzählte und erzählte vom Baba und unseren Erlebnissen dort und danach, und meine Eltern hörten zu meiner großen Verwunderung mit ganzem Herzen zu! Das Haus war wie beseelt von einem spirituellen Geist. Alle waren jetzt ganz ruhig.

    Ich konnte nun die Hände meiner Eltern küssen und sie um ihren Segen bitten. Dann rief ich meinen Bruder und meine Schwester an und bat sie, zu kommen. Sie schlugen mir diese Bitte nicht aus und kamen gleich. In dieser spirituellen Stimmung küssten auch sie auf mein Betreiben hin die Hände unserer Eltern und baten sie um ihren Segen. Wir waren meinem höchsten Ziel, nämlich die Familie wieder zusammenzuführen, einen Schritt nähergekommen. Wir Geschwister baten dann unsere Eltern auch um Verzeihung. Meine Eltern baten allerdings niemanden um Verzeihung. Am nächsten Tag sprachen wir weiter miteinander.

    In der folgenden Nacht träumte ich wieder: Fünf, sechs Leute kamen auf mich zu und sagten: „Bring ihn schnell von hier weg, sonst töten wir ihn!"

    Mir war sofort klar, dass sie Ümit meinten. Irgendetwas Seltsames ging hier vor sich, aber ich verstand nicht, was es war. Auffällig war, dass mir alles, was ich zu Hause zu mir nahm, nicht bekam, egal was es war, sogar ein Glas Tee. Ich fühlte mich äußerst unwohl! Mein Bauch blähte sich auf, ja es wurde sogar so schlimm, dass ich gar nicht einschlafen konnte, ohne vorher das Gegessene und Getrunkene wieder zu erbrechen.

    Am nächsten Tag suchten Ümit und ich die Frau auf, die uns das Geld für die Fahrt gegeben hatte. Wir hatten ihr versprochen, ihr bei der Lösung eines Problems behilflich zu sein. Ein Mann schuldete dieser Frau seit langem zwei Milliarden Lira und gab sie ihr einfach nicht zurück. Dieses Geld wollten wir nun für sie eintreiben. Wir fanden den Schuldner in seinem kleinen Laden in Kadiköy, wo er zusammen mit seiner Frau hauste. Er führte ein elendes Leben, denn er hatte alles verloren, was er jemals besessen hatte. Ümit sprach mit ihm und übte etwas Druck auf ihn aus. In diesem Moment betrat ein Betrunkener mit einer Rakiflasche unter dem Arm den Laden. Er steckte 20 Millionen Lira [heute 20] in eine Box, die an der Wand hing, sagte noch: „Das ist alles, was ich dir heute in Gottes Namen geben kann", und verschwand. Wir bekamen großes Mitleid mit dem Schuldner und redeten sehr freundlich mit ihm und er versprach, innerhalb einer Woche seine Schulden zu bezahlen. Wir verließen ihn dann und beteten für ihn. Später hörten wir, dass er tatsächlich das Geld an die Frau zurückgezahlt hatte!

    Als wir nach Hause kamen, empfing uns meine Mutter wieder mit ihrem bösen Gesicht. Ümit bemerkte dies und sagte zu mir: „Ach, du mein Freund, ich gehe lieber freiwillig, bevor mich deine Eltern hinauswerfen!" So gab ich Ümit das Geld für die Rückfahrt nach Antalya, ich selber wollte noch ein bisschen bleiben und sehen, wie sich die Dinge entwickelten.

    Mein Befinden glich dem eines frisch operierten Patienten. Wenn ich beispielsweise zwei Stunden auf den Beinen gewesen war, überkam mich eine bleierne Müdigkeit. Ich musste mich dann hinlegen, konnte aber nie lange schlafen; nach ein, zwei Stunden stand ich wieder auf. Nachts blieb ich lange wach, um zu beten, und tagsüber fastete ich. Alkohol trank ich überhaupt nicht mehr. Ich hatte mich von Grund auf geändert. Egal wohin ich auch ging, die Menschen betrachteten mich und begegneten mir voller Bewunderung. Mir war rätselhaft, was die Leute wohl in mir sahen. Im Spiegel konnte ich keine Veränderung feststellen, so genau ich mich auch betrachtete!

    Auf der Suche nach einem speziellen Buch suchte ich alle mir bekannten Antiquariate auf. Welchen Laden ich auch betrat, ich wurde immer äußerst zuvorkommend behandelt. „Wie freundlich doch diese Kleinhändler sind!, ging es mir durch den Kopf. In manchen Moscheen kamen während der rituellen Waschung plötzlich ältere Männer auf mich zu, berührten meine Hand und küssten sie. Wenn ich mich umdrehte und fragte: „Was machst du denn da, Onkel?, erwiderten sie: „Woher kommst du, Onkel?" So viel Aufmerksamkeit mir gegenüber machte mich ganz konfus. Die Männer behandelten mich, als wäre ich älter als sie; sahen sie in mir etwa einen Baba, einen weisen alten Mann?

    Mein körperliches Unwohlsein hielt an, seit fünfzehn Tagen fühlte ich mich schon krank und konnte weder richtig schlafen noch das Essen bei mir behalten. Wenn ich bei meiner Schwester aß, passierte nichts dergleichen. Wenn ich auswärts aß, vertrug ich das Essen ebenfalls sehr gut. So kam es, dass ich meiner Schwester davon erzählte. Sie beschwichtigte mich und war davon überzeugt, dass unsere Eltern immer nur das Beste kochten und mein Unwohlsein sicher nicht am Essen liegen konnte.

    Wie ein Blitz traf mich einige Tage später die Erkenntnis. Mir wurde durch einen Traum schlagartig klar, dass die Ursache meines Unwohlseins damit zusammenhängen musste, dass meine Eltern für ihr angelegtes Geld Zinsen bekamen. Im Islam ist Zinswucher verboten! Mein Körper rebellierte gegen das Unerlaubte. Ja, meine Eltern hatten das Geld, das ich ihnen geschickt hatte, gewinnbringend angelegt, denn sie hatten immer Angst, zu verarmen. Von meinem Geld hatten sie eine zweite Wohnung gekauft und nahmen dafür Miete ein. Dennoch jammerten sie mir ständig vor: „Wir haben kein Geld, wir nagen am Hungertuch!" Dabei war der Kühlschrank zum Bersten voll. Meine Eltern klagten darüber, dass sie keine Rente oder sonst ein regelmäßiges Einkommen hätten; sie hatten offensichtlich ganz vergessen, wie viel Geld ich ihnen im Laufe der Jahre geschickt hatte.

    Aus dem Fenster unseres Hauses hat man eine herrliche Aussicht über den Bosporus. Meine Eltern hatten Rollläden vor den Fenstern anbringen lassen, öffneten diese aber niemals, was drinnen zu einer bedrückenden Atmosphäre führte. Man wurde richtig depressiv! So öffnete ich die Rollläden und schimpfte: „Wieso ist hier immer alles dunkel? So macht doch endlich die Rollläden auf, damit die Sonnenstrahlen hereinkommen können!" Diese Kleinigkeit versetzte meine Mutter in Rage. Sie verhielt sich so, als hätte ich die allergrößte Sünde begangen. Blind vor Zorn und ohne jede Rücksicht begann sie laut zu schreien: „Wir sind alle verflucht! Statt Euch zu ernähren, hätte ich euch nach der Geburt gleich ins Klo

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