Atme richtig: Der Schlüssel zu Gesundheit und Ausgeglichenheit
Von Hiltrud Lodes
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Über dieses E-Book
Ein korrektes Atemtraining stellt das physische / emotionale Gleichgewicht wieder her und ist ein erfolgreiches Mittel zur Verbesserung zahlreicher Beschwerden zur gleichen Zeit, z.B. die Atmungsorgane, das kardiovaskuläre System, das gastrointestinale System sowie Sprachstörungen.
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Buchvorschau
Atme richtig - Hiltrud Lodes
Atmen ist Leben, Nicht-Atmen ist Tod
»Gemeinsamkeit aller Lebewesen ist der Atem«
Chinesisches Sprichwort
Wussten Sie schon, dass der Atem unser wichtigstes Lebens- und Kommunikationsmittel ist? Wir atmen ein, von dem, was um uns ist, und wir geben ab, von dem, was in uns ist. Die Atmung stellt somit die Verbindung zwischen uns und unserer Umwelt her.
Atmen ist Geben und Nehmen, ist lebensnotwendiger Austausch zwischen Innen und Außen. Wenn dieses Wechselverhältnis gestört wird, gerät auch der Mensch aus seinem Gleichgewicht. Das irdische Leben beginnt mit dem ersten Atemzug des Neugeborenen und endet mit dem letzten Atemzug des Sterbenden. In dem Zeitraum dazwischen ist die Atmung ein Spiegel aller körperlichen wie seelischen Eindrücke, außen wie innen, was Tiefe, Regelmäßigkeit, Ruhe oder Bewegtheit betrifft. Dabei geht es für unseren Körper um den Sauerstoff. Unser Leben ist vom Sauerstoff-Austausch absolut abhängig: Ohne Sauerstoff gibt es keine Stoffwechselvorgänge, kein Leben: wir müssten schon nach 5-15 Minuten sterben. Unsere Gehirnzellen reagieren dabei noch sensibler als unser übriger Körper: sie sterben nach ungefähr drei Minuten ab. Dagegen lässt es sich ohne Wasser und Flüssigkeit zumindest fünf Tage, ohne Nahrung vierzehn Tage und länger, ohne Schlaf, wie Dr. H. Lindemann bei seiner Ozeanüberquerung per Einbaum mit Hilfe des Autogenen Trainings bewies, 65 Tage und länger überleben. Von den erstaunlichen Leistungen der Hungerkünstler hören wir immer wieder, und das nicht nur in Kafkas gleichnamiger Novelle. Im Bereich des Atmens hören wir viel weniger von solchen Dauerleistungcn: Ein Yogi ließ sich für die Dauer von 40 Tagen lebendig begraben und überlebte. Ein Rekordtaucher legte eine Strecke von 90 Metern zurück, ohne einmal Atem holen zu müssen. Im Gegensatz zu den Fischen, die ihren Sauerstoff über die Kiemen dem Wasser entnehmen, sind wir, wenn wir im Wasser nicht rechtzeitig Atem holen können, dem Erstickungstod ausgesetzt.
Auf Sauerstoffmangel reagieren wir empfindlich: wir werden müde, unlustig und krank. Segelflieger, Bergsteiger und Taucher, die höhere oder tiefere Regionen erreichen wollen, sind auf Sauerstoffversorgung durch Sauerstoffflaschen o. ä. angewiesen. Wer in vergifteter Atmosphäre lebt, gerät in Atemnot und droht gar zu ersticken. Im Zweiten Weltkrieg dienten Gasmasken der Abwehr schädlicher Giftstoffe der Luft, heute gibt es in den Millionen-Städten »Smog-Alarm«, um die Bevölkerung rechtzeitig vor Vergiftung zu warnen. Dagegen herrscht im Wald oder Gebirge eine »erfrischende Atmosphäre«, dort können wir frei atmen. Die Pflanzen, die im Gegensatz zum Menschen Kohlendioxid aufnehmen und Sauerstoff abgeben, ergänzen uns somit in idealer Weise. Deshalb ist es ja auch so wichtig, mit Pflanzen in einer Art Symbiose zu leben und in Großstädten zur Verbesserung der Luft Grünstreifen oder Parks zu pflegen oder anzulegen. Aber nicht nur die sauerstoffarme Luft, sondern auch die Atmosphäre im übertragenen Sinn kann bewirken, dass uns »der Atem stockt« und uns »die Luft ausgeht«, da der körperliche Atemvorgang mit unserem seelisch-geistigen Leben verbunden ist. Wer ruhig atmet und »den langen Atem hat«, wer seinen »Dampf ablassen« kann, der ist zweifellos in einer besseren Lage und Verfassung als der, der hastig unregelmäßig und kurzatmig nach »Atem« und Fassung »ringt« und dabei unwillkürlich den Atem staut. »Die Atmung ist mehr als nur ein Austausch von Gasen«, schrieb der Psychologe Ernst Kretschmer schon vor 50 Jahren. Dass richtiges Atmen uns auch seelisch ausgleicht, unsere Gehirnzellen besser durchblutet und unser Bewusstsein erweitern hilft, ist eine Weisheit alter Atemkulturen.
Atemkulturen und Atemschulung – einst und heute
Atemübungen und Atemtherapie kannte man bereits im Altertum in Ägypten, China, Tibet, Japan, Indien und anderen Ländern. Die Lehre vom Atem galt als Geheimlehre und durfte nur von Eingeweihten persönlich weitergegeben werden. Atemübungen von Asketen, Zauberern und Heilkundigen wurden nicht nur zur religiösen Übung, etwa zur Vertiefung der Kontemplation, sondern auch für philosophische Betrachtung und zu heilkundlichen Zwecken überliefert.
Verschiedenartige Methoden der Atemgymnastik, der Atemtherapie, der bewussten und unbewussten Atemschulung, meist in Verbindung mit Meditationspraktiken, so z. B. Tai Chi Chuan in China, Yoga in Indien, die Zen-Meditation in Japan, waren bei diesen Kulturen weit verbreitet.
Im heutigen China (z. B. in Tangschan und Schanghai), in Russland (auf der Krim), in der Schweiz (etwa bei Dr. Keller am Luganer See), in Deutschland (Institut der AFA mit Internat in Bad Ems unter der Leitung von Dr. E. Haybrock-Sciff und Sanatorium für Atmungsorthopädie Lehnert-Schroth in Sobern-heim / Nahe) gibt es Atemsanatorien, wo Atemgestörte, Lungen-, Herz-, Magenkranke, Patienten mit vegetativer Dystonie und Neurasthenie sowie Rückgratschäden sich in intensive atemtherapeutische Behandlung begeben können, um mit entsprechend guten Ergebnissen wieder entlassen zu werden.
Atemtherapie kann als tiefgreifende und unterstützende Maßnahme kränklichen oder kranken Menschen Hilfe bringen.
Atemschulung dagegen kann als vorbeugende Medizin und Lebenshilfe vielen zur Erhaltung der Gesundheit und Ausgeglichenheit verhelfen. Das allein schon begründet ihre Notwendigkeit, auch wenn wir berücksichtigen müssen, dass nicht jeder auf dieselbe Methode anspricht. Wir wollen uns hier nur mit Atemschulung befassen.
Atem- und Stimmschulung wie auch Sprecherziehung sind eng miteinander verknüpft. Wer den Atem schult, verbessert auch seine Stimmqualitäten, und wer die Stimme schult, reguliert und regeneriert auch seine Atmung. Zuwenig wird in Sprechberufen noch mit der Kraft der gesunden Atmung gearbeitet. Gerade für Pädagogen, insbesondere für Musik- und Leibeserzieher, wäre Atem- und Stimmschulung wesentlich für Ausbildung und Unterricht, da sie mit Stimme und Atmung ständig umgehen und sie außergewöhnlich stark beanspruchen. Fehlgeleitetes unökonomisches Atmen und Sprechen belastet nicht nur den Pädagogen selber in Form von Verhauchen, Angestrengtsein, Heiserkeit, Nicht-ankommen- und Sich-nicht-durchsetzen-können, sondern auch die Schüler, die mit »Aufnahmeschwierigkeiten« zu kämpfen haben. Umgekehrt können Schüler wie Lehrer wegen nuschelnder, zu leiser und undeutlicher Aussprache häufig nicht ihr Wissen »anbringen«. Atem- und Stimmschulung sollte daher Grundlage jeder pädagogischen Ausbildung und Leibeserziehung sein.
Richtig atmen – aber wie?
»Der Atem ist der beste Freund des Menschen«
Ludwig Schmitt
Über die spezifische Art und Weise der Atemschulung gibt es in Fachkreisen vielfältige, auch gegensätzliche Meinungen.
Die einen sind der Ansicht, man dürfe zwar mit dem Atem umgehen und ihn schulen, ihn aber nicht nennen oder ins Bewusstsein rücken, weil er dadurch sogleich beeinflusst und verändert werde. Andere wieder halten einen gewissen Grad an Bewusstheit bei der Arbeit am Atem für unumgänglich.
Ich schließe mich denjenigen Atempädagogen an, die versuchen, bei der Regulierung und Wiederherstellung der natürlichen Atmung zunächst möglichst indirekt zu arbeiten, also über Entspannung und Lösung, atemanregende und lockernde Bewegung, über Nasenatmung und natürliche Atemimpulse, über Kontakte mit Partner, Gruppe und Behandler.
Danach halte ich es allerdings für durchaus sinnvoll, um ein Bewusstsein für die Notwendigkeit richtigen Atmens zu erwecken, durch sachliche Informationen die erforderlichen Voraussetzungen hierzu zu schaffen.
Normal- oder Fehlatmung kann der Fachkundige rasch unterscheiden. Fehlatmung lässt sich meist über körperlich-seelische Lockerung und Klärung richtigstellen. Bewusste Atemschulung, wie zum Beispiel bei Yoga-Pranayama (= Atemregulierung, Meisterung des Atems), ist erst angebracht, wenn die natürliche Vollatmung automatisch abläuft und sich immer wieder leicht einpendelt, nachdem sie einmal durch Belastungen seelischer und körperlicher Art verändert wurde.
Wer sich nicht selbst schaden will, sollte sich von Atemtherapeuten oder anderen Fachkundigen überprüfen lassen, bevor er durch fehlgeleitete bewusste Atemschulung bereits verspannte Regionen noch mehr verfestigt und verkrampft und damit eine Entwicklung zur Fehlatmung fördert oder gar eine bereits vorhandene verstärkt.
Atemschulung und Psychotherapie gehen häufig Hand in Hand oder unterstützen sich gegenseitig. Menschen mit Atemproblemen haben häufig auch seelische Störungen. Es wäre daher erfreulich, wenn noch mehr Ärzte und Therapeuten sich mit den spezifischen Möglichkeiten von Atemschulung und -therapie befassten und sich häufiger dieser umfassenden Methode bedienten.
Der Weg zum richtigen Atmen, ein Nacheinander und ein Miteinander
»Das Erste ist der Atem«
Buddha
»Zwar ist es leicht, doch ist das Leichte schwer«, sagte der Dichter und Philosoph Goethe. Vielen will es nicht recht in den Sinn, dass wir erst wieder lernen müssen, natürlich zu atmen. Das Wiedererlangen unserer natürlichen Atmung, bei der wir alle Atemräume in Brust-, Flanken- und Bauchbereich voll zur Entfaltung bringen, soll langsam, geduldig und stufenweise erfolgen. Was in den bisherigen Lebensjahren vernachlässigt oder gar verdorben wurde, lässt sich nicht in ein paar Stunden oder Tagen durch übertriebenes Schulen und übermäßiges Behandeln wiederherstellen.
Unser Programm wird daher folgendermaßen ablaufen: Zunächst wollen wir spüren und erfahren, wie sich Atmen in unserem Körper abspielt, um uns dann dem unwillkürlichen Atmen besser überlassen zu können.
Dann wollen wir über Ruhigwerden und Entspannen die Voraussetzungen schaffen für das Lösen der Atemmuskeln, Gelenke, Sehnen und Bänder, für das Empfinden der Atemräume.
Dabei ist die Nasenatmung unabdingbare Voraussetzung zum Training unseres Zwerchfells als Hauptatemmuskel, zu vertiefter Atmung.
Indem wir die natürlichen Atemimpulse wiedererwecken und unterstützen, wird sich unsere natürliche Atmung wieder einfinden und beleben. Aktive und passive Bewegungsformen sollen helfen, unsere Atmung zunächst einmal bewusst werden zu lassen, ferner unseren Körper durch Bewegung zu lockern und für die Atmung durchlässiger zu machen. Schließlich sollen sich über den Rhythmus unserer Bewegungen die gesamten Rhythmen in unserem Körper harmonisieren, damit wir in einen ausgeglichenen Atemrhythmus einschwingen können.
Auf dem Weg über Kontakte mit Partnern, über die Gruppe, ja sogar über den Raum, die Gegenstände und den Boden können wir unser Atemvermögen und die Kommunikationsfähigkeit beträchtlich erweitern, dadurch, dass wir das Gesetz vom Geben und Nehmen besser erfassen.
Behandlungen von Atemfehlformen sind dann gemeinsame Aufgaben des Atempädagogen und -therapeuten mit dem Psychotherapeuten und Arzt. Beim Atmen stehen körperliche, seelische und geistige Vorgänge in ständiger Wechselbeziehung zueinander:
Das betont auch Prof. Ilse Middendorff, Leiterin des Instituts für Atemtherapie und Atemunterricht / Berlin, eine führende Persönlichkeit auf dem Gebiet der Atempflege und -therapie: »Die Pflege der Atmung umfasst das Ganze des Menschen und wird innerhalb der Atemtherapie, der Atempädagogik … praktiziert. Die