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Cowboys, Sheriffs, heiße Ladies: 10 Western
Cowboys, Sheriffs, heiße Ladies: 10 Western
Cowboys, Sheriffs, heiße Ladies: 10 Western
eBook1.128 Seiten16 Stunden

Cowboys, Sheriffs, heiße Ladies: 10 Western

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Über dieses E-Book

Dieser Band enthält folgende Western

von Thomas West:

Wer tötete den Marshal?

Jagd auf den Ladykiller

Keine Gefangenen

Der Rächer von Carson City

Warrington - Ein Mann aus Granit

Verraten für 10 000 Dollar

Tötet Shannon

Weidekrieg

Tod auf dem Missisippi

Die Indianerin

Damals war Jackson keine ganz junge Stadt mehr. Viele Steinfassaden auf der Mainstreet, eine Menge städtisches Volk, und natürlich die verdammten Blauröcke. Der Krieg war erst seit zwei Jahren vorbei, und die Unionssoldaten begegneten einem auf Schritt und Tritt. An jenem Abend ritt eine ganze Kavallerie-Schwadron durch die Stadt. Ein paar Offiziere stiegen vor dem Saloon aus dem Sattel. Das war Scottys Glück.
SpracheDeutsch
HerausgeberAlfredbooks
Erscheinungsdatum6. Okt. 2021
ISBN9783745219517
Cowboys, Sheriffs, heiße Ladies: 10 Western

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    Buchvorschau

    Cowboys, Sheriffs, heiße Ladies - Thomas West

    Cowboys, Sheriffs, heiße Ladies: 10 Western

    Thomas West

    Dieser Band enthält folgende Western

    von Thomas West:

    Wer tötete den Marshal?

    Jagd auf den Ladykiller

    Keine Gefangenen

    Der Rächer von Carson City

    Warrington - Ein Mann aus Granit

    Verraten für 10 000 Dollar

    Tötet Shannon

    Weidekrieg

    Tod auf dem Missisippi

    Die Indianerin

    Damals war Jackson keine ganz junge Stadt mehr. Viele Steinfassaden auf der Mainstreet, eine Menge städtisches Volk, und natürlich die verdammten Blauröcke. Der Krieg war erst seit zwei Jahren vorbei, und die Unionssoldaten begegneten einem auf Schritt und Tritt. An jenem Abend ritt eine ganze Kavallerie-Schwadron durch die Stadt. Ein paar Offiziere stiegen vor dem Saloon aus dem Sattel. Das war Scottys Glück.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author / COVER WERNER ÖCKL

    © dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

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    Alles rund um Belletristik!

    Wer tötete den Marshal?

    Western von Thomas West

    Ein CassiopeiaPress E-Book

    © by Author

    © der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    Teil 1

    Grasland, soweit das Auge blickte. Ein warmer Ostwind strich über die sanften Hügel. Das kniehohe Gras bog sich unter der Abendbrise, und Timothy Baxter hatte das Gefühl über die Wogen eines grünen Meeres zu blicken. Er stützte sich auf den Sattelknauf und gab sich dem Eindruck der Landschaft hin. Etwas wie Frieden lag in der Luft, etwas wie Glück. Schweigend genoss er die seltene Empfindung.

    Samuel Cocker trieb seinen Schimmel neben Timmys Rotfuchs. In zwei Stunden isses dunkel. Er zog sich die Melone von den schwarzen Locken. Mit dem Handrücken wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Spätestens. Er spähte nach Westen, wo die Sonne dem Horizont entgegensank.

    Sam hatte keinen Blick für den Zauber der Landschaft. Er war ein Pragmatiker. Wie alle Männer, die ein Ziel haben.

    Ja. Timmy hörte nur mit halbem Ohr zu. In zwei Stunden isses dunkel. Ein Vogelschwarm flog zwischen zwei Hügelkuppen auf. Wahrscheinlich Krähen. Timmy war sich nicht sicher. Zu weit weg. Sein Blick folgte den schwarzen Punkten. Er sah eine Rauchsäule unter ihnen aus dem Grasland steigen.

    Nach Dogde City sinds noch fast vier Stunden, seufzte Sam. Sieht so aus, als müssten wir wieder unter freiem Himmel schlafen. Er zog seine Wasserflasche aus der Mochila und schraubte sie auf.

    Der Vogelschwarm näherte sich. Und ließ die Rauchsäule allein zurück. Wird sich kaum vermeiden lassen. Timmy kniff die Augen zusammen. Er glaubte dunkle Flecken zu sehen. Dort, wo der Rauch aufstieg. Gebäude. Eine Farm. Timmy fragte sich, wer an einem solch warmen Abend ein derart großes Feuer in einem Haus schürte.

    Der Wind wehte ein Geräusch über die Hügel, das nicht in die friedliche Landschaft passen wollte. Hast du das gehört? Sam berührte die Schulter seines Freundes.

    Timmy stieß sich vom Sattelknauf ab. Kerzengerade saß er plötzlich auf seinem Rotfuchs. Und lauschte in die Ferne. Ein Schuss. Sehr weit weg. Und noch einer. Aus der Richtung der Rauchsäule. Aus der Richtung der Farm.

    Schüsse! Sams Stimme klang plötzlich heiser. Seh ich recht, oder brennt da hinten ein Haus?! Er deutete zu der weit entfernten Rauchsäule. Timmy hieb seinem Rotfuchs die Sporen in die Flanken. Der Gaul galoppierte den Hügel hinunter. Sein langes Haar flatterte im Wind. Ho!, rief Sam. Er drückte sich die Melone auf den Kopf und jagte seinem blonden Gefährten hinterher.

    Bald hatte er ihn eingeholt. Sieht nach Ärger aus! In gestrecktem Galopp jagte er neben Timmy her. Viele Schüsse waren jetzt zu hören. Hört sich nicht gut an. Er griff nach dem Silberkreuz, das an einer Kette zwischen den Kragenaufschlägen seiner schwarzen Jacke baumelte. Gott schütze uns!, rief er. Flüchtig drückte er das Kreuz an seine Lippen.

    Immer deutlicher schälten sich die Konturen von Gebäuden und Dächern aus dem grünen Teppich der Hügellandschaft. Einzelne Punkte lösten sich aus ihrer unmittelbaren Umgebung. Tiere und Reiter.

    Timmy trieb sein Pferd an. Tief über die Mähne seines Fuchses gebeugt stand er in den Steigbügeln. Pferd und Reiter pflügten durch das hohe Gras. Er verschwendete keinen Gedanken an Gott. Auch nicht daran, dass es eventuell ungesund war, sich in eine Schießerei einzumischen. Er sah ein brennendes Anwesen, er hörte Schüsse - also war jemand in Gefahr. Also ritt er los. Er wäre nicht Timothy Baxter gewesen, wenn er auch nur einen Moment gezögert hätte.

    Sam zog an ihm vorbei. Der Reverend war einfach der bessere Reiter. Vorwärts, Timmy! Auch seine Schießküste hatten es in sich. Unten in Santa Fe, wo sie gemeinsam überwintert hatten, nannte man ihn nach vier Wochen nur noch Reverend Colt. Timmy hatte immer geglaubt, Gottesmänner könnten nur beten und predigen. Darin allerdings war Samuel Cocker auch nicht schlecht.

    Die Ranch bestand aus einem Haupthaus und drei Nebengebäuden. Mit Holzzäunen eingefriedete Koppeln zogen sich um sie herum weit ins Grasland hinein. Schwarze Rauchwolken quollen aus dem Dach des Haupthauses. Deutlich sahen Timmy und Sam die Flammen aus den Fenstern schlagen.

    Die Schüsse verstummten. Man hörte das Trommeln von Hufschlägen. Sam, der jetzt fast eine Pferdelänge vor Timmy galoppierte, drehte sich nach seinem Gefährten um und deutete in die weiten Koppeln hinter der Ranch. Sie zog sich einen sanft ansteigenden Hügel hinauf. Eine kleine Pferdeherde jagte dort durch das Gras. Reiter flankierten sie, vier oder fünf - auf die Entfernung war das nicht genau auszumachen.

    Pferdediebe!, brüllte Timmy. Die Reiter trieben die Pferdeherde durch eine Lücke im Zaun. Schnell erreichten sie die Hügelkuppe. Und verschwanden dahinter.

    Sams Schimmel setzte über ein Gatter in den Ranchhof hinein. Timmy hinterher. Deutlich hörten sie jetzt das Prasseln des Brandes. Auf der Vortreppe des brennenden Hauses lag ein lebloser Körper. Hitze schlug ihnen ins Gesicht. Sam hielt sein Pferd in der Mitte des Hofes an. Weiter!, rief Timmy. Wir hängen uns an sie! Er deutete am Haus vorbei auf die Hügelkuppe.

    Blödsinn! Sam sprang aus dem Sattel. Sie waren mindestens zu viert! Und es wird bald dunkel! Hier werden wir jetzt gebraucht, hier! Er rannte zur Vortreppe des brennenden Hauses, packte den Mann, der dort lag, und schleifte ihn aus dem Bereich von Flammen und Hitze.

    Es gab niemanden mehr auf der Ranch, der sie brauchte. Der Mann von der Vortreppe war tot. Vier Kugeln steckten in seiner Brust. Hinter der Tür der Stallung fanden sie einen weiteren Mann erschossen neben seinem Gewehr liegen. Und im Geräteschuppen einen Halbwüchsigen unter einem zerbrochenen Fenster. Kopfschuss. Er hielt noch einen alten Remington-Revolver in der Hand.

    Wie viele Menschen im Haus verbrannten, wussten sie nicht. Rauch und Flammen ließen die beiden Männer nicht hinein.

    Samuel Cocker holte seine Bibel aus der Satteltasche. Neben den Toten kniete er nieder. Für jeden las er einen Psalm und sprach ein Gebet. Timmy stand im Hof und starrte in die Flammen. Leise fluchte er vor sich hin. Stück für Stück brach das Haus zusammen.

    Was will der HERR uns damit sagen? Sam stellte sich neben ihn. Noch immer hielt er die schwarze, zerfledderte Bibel in der Hand.

    Womit?

    Dass er uns diese armen Menschen und dieses brennende Haus in den Weg stellte. Er drückte die Bibel mit beiden Armen gegen seine schwarze Weste. Auch seine lange Jacke war schwarz. Hosen und Stiefel ebenfalls. Nur das Hemd, das er unter der Weste trug, war weiß. Ein dünner Oberlippenbart verlieh seinem schmalen Gesicht etwas Weltmännisches.

    Gar nichts will er uns sagen, knurrte Timmy. Reiner Zufall. Außerdem stand die Ranch wahrscheinlich schon hier, als wir noch in den Windeln lagen. Das stimmte vermutlich nicht. Denn dreiunddreißig Jahre zuvor, als Timmy in den Windeln lag, jagten noch Prärieindianer zwischen diesen Hügeln nach Büffeln.

    Alles ist vorherbestimmt, mein Freund... Timmy wandte sich ab. Er mochte es nicht, wenn Sam zu predigen anfing. Sein blondes Haar hing ihm weit über die Schultern. Er trug sandfarbene Hosen und eine schwarze Bärenlederweste über einem verschwitzen, grauen Unterhemd. Er ging zu dem Toten, der mitten auf dem Hof lag.

    Vielleicht wollte der HERR uns aufhalten. Sam dachte laut. Auch so eine Marotte von ihm. Vielleicht sollen wir einen Bogen um Dogde City machen. Vielleicht braucht er mich ganz dringend in Oregon... Samuel Cocker war unterwegs nach Oregon. Seine Kirche hatte ihn dorthin berufen. Als Seelenhirte der neu eingewanderten Siedler. Timmy begleitete ihn. Weil er ihn mochte. Und weil er sonst kein Ziel hatte.

    'Vielleicht', 'vielleicht'..., knurrte der Blonde. Komm wieder auf den Teppich, Sam! Wir müssen nach Dogde City. Wir müssen dem Marshal diesen Überfall melden, damit er die verfluchten Hunde jagen kann. Er packte die Handgelenke des Toten und schleifte ihn über den Hof.

    Wollen wir sie beerdigen? Sam packte mit an.

    Nein. Der Marshal muss die Leichen sehen.

    Sie bahrten die Toten im Werkzeugschuppen auf, damit Geier und Schakale sie nicht fressen konnten...

    *

    Ihre Mutter war bei ihrer Geburt gestorben. Ihr Vater gleich im ersten Jahr des Bürgerkriegs gefallen. Acht Jahre war das her. Seitdem musste Judith Gabriel allein zurechtkommen. Und sie kam besser zurecht, als viele andere, die ihr Glück Ende der Sechzigerjahre in Dogde City versuchten.

    Die Schneiderei, die sie von ihrem Vater übernommen hatte, lief prächtig, ohne Zweifel. Und das wunderte niemanden in Dogde City - jeder wusste, wie hart Jude arbeitete. Jeder wusste, dass ein Stück Stoff unter ihren fleißigen Händen mit großer Sicherheit zu einem tadellosen Kleid oder Frack oder sonst was geriet.

    Kaum siebenundzwanzig Jahre alt, war die rothaarige Frau mit den grünen Augen eine geachtete Bürgerin in Dogde City. Geachteter als einst ihr Vater Gregor. Der lettische Einwanderer galt zwar auch schon als guter Schneider, hatte aber den Ruf ein jähzorniger Raufbold zu sein.

    Ihr Haus lag an der Mainstreet von Dogde City. Schräg gegenüber des Marshal-Offices und vier Häuser nach dem 'Arkansas Billard Room', wenn man von Garden City aus in die Stadt ritt.

    Der Tag, an dem das Erdbeben sich ankündigte, das Judes Leben erschüttern sollte, fing schon mit Schwierigkeiten an. Sie hatte sich eben an ihren großen, mit Stoffen, Garnrollen und zu flickenden Kleidern überhäuften Arbeitstisch gesetzt, als sie laute Männerstimmen von der Mainstreet her hörte.

    Jude stand auf und trat ans offene Fenster. Vor dem Office des Marshals standen zwei Männer auf dem Bürgersteig. Sie stritten lautstark miteinander. Besonders der jüngere der beiden, ein großer, schwarzhaariger Bursche, gestikulierte wild und baute sich mit drohender Gebärde vor dem anderen auf.

    Judes Herz stolperte - sie kannte die Männer. O bitte nicht schon wieder..., seufzte sie. Sie riss ihre Haustür auf. Mit hastigen Schritten lief sie schräg über die Straße zu den beiden Streithähnen.

    Die beiden Männer vor dem Office waren in etwa von gleicher Größe und Statur. Nur hatte derjenige, der mit dem Rücken zum Office stand, graues, glattes Haar, einen buschigen Schnurrbart und war gut zehn Jahre älter als der andere. Er hieß Hank Davids. Der Stern des Town-Marshals glänzte an seiner dunklen Weste.

    Schwarzes, struppiges Haar wucherte auf dem großen Schädel des jüngeren. Sein braungebranntes Gesicht wirkte zornig. Er schüttelte die Fäuste, als wollte er auf den Marshal losgehen. Breitbeinig stand er da und schrie Davids an. Patrick McIan galt in Dogde City nicht als leuchtendes Beispiel von Besonnenheit und kühlem Kopf. Ganz und gar nicht.

    Judes Problem war: Sie liebte McIan. Ganz Dogde City wusste das. Und ihr zweites Problem: Auch der Town-Marshal hatte ein Auge auf sie geworfen. Mehr als nur ein Auge sogar. Und entsprechend schlecht war er auf McIan zu sprechen. In letzter Zeit gerieten die beiden fast täglich aneinander.

    Was ist passiert? Jude baute sich neben den Männern auf. Eine steile Falte stand drohend zwischen ihren Brauen. Sie konnte unglaublich streng werden.

    Den Stern hat er mir weggenommen! McIan stampfte wütend auf. Seine Rechte schwebte gefährlich nah über dem elfenbeinbeschlagenen Kolben seines .32er Smith&Wesson Armeerevolvers. Rausgeschmissen hat er mich, der Hund!

    Vorsicht, McIan... Hank Davids Stimme klirrte vor Kälte.

    Jude fuhr herum und blitzte den Town-Marshal an. Warum?!

    Hast du's nicht gehört, Jude? Aus schmalen Augen fixierte Davids die Frau. Er war mal wieder zu voreilig mit dem Schießeisen. Gestern Abend hat er gegen randalierende Texaner gezogen. Im >Eden<. Ein Unbeteiligter kam bei der Schießerei ums Leben.

    Das >Eden< war das teuerste Hotel in Dogde City. Ist das wahr, Pat? Jude wandte sich wieder an McIan.

    Verdammt noch mal!, brüllte der. Was soll ich denn machen, wenn diese Scheißkerle ihre Bleispritzen nicht abliefern...!? Seit einem halben Jahr arbeitete er als Assistent des Marshals. Ein Fulltime-Job in den Wochen, wenn die texanischen Cowboys ihre Herden an der Verladestation der Union-Pacific-Railway ablieferten.

    Ich werd mich beim Bürgermeister beschweren!, tobte McIan. Der hat mich eingestellt! Du kannst mich nicht einfach abservieren, Davids!

    Tu das, sagte der Town-Marshals ruhig. Aber vergiss den Stern. Und wenn du noch einmal Ärger machst, werde ich dir verbieten in dieser Stadt eine Waffe zu tragen.

    Pat McIan machte Anstalten sich auf Davids zu stürzen. Jude trat zwischen die Männer. Sie stemmt ihre Hände gegen Pats Brust und drückte ihn vom Bürgersteig auf die Straße hinunter. Hufschlag donnerte heran.

    Zwei Reiter hielten ihre Pferde vor dem Office an und schwangen sich aus den Sätteln. Blond und langhaarig der eine, schwarzlockig und schwarzgekleidet der andere. Ich bin Timothy Baxter und das ist Reverend Samuel Cocker, hörte Jude den Blonden sagen, während sie den schimpfenden Pat über die Straße schob. Wir bringen schlechte Nachrichten...

    Jude drehte sich um. Drei Stunden von hier ist eine Farm überfallen worden. Der Schwarzgekleidete sprach jetzt mit Hank Davids. Mindestens drei Tote... Der Blonde sah ihr nach. Für einen Moment begegneten sich ihre Blicke. Er hatte hellblaue Augen und ein jungenhaftes Gesicht. Verwegen sah er aus mit seinem langen, verschwitzen Haar und in seinen nachlässigen Klamotten.

    Rasch wandte Jude sich ab. Du kommst jetzt zu mir, sagte sie zu Pat. "Ich mach dir ein Frühstück. Sie zog den Heißsporn in ihr Haus. Während sie Wasser für den Kaffee heiß machte, hockte Pat am Tisch und ließ Dampf ab. Schimpfte auf Gott und die Welt im allgemeinen und auf die Texaner und den Town-Marshal im Besonderen. Jude hörte geduldig zu.

    Sie kannten sich seit etwas mehr als einem Jahr. Patrick McIan war mit einem Viehtreck aus der Gegend von Austin nach Dogde City gekommen und hatte sich von der Union-Pacific-Railway als Begleitschutz engagieren lassen. Im Bürgerkrieg hatte Pat auf Seiten der Südstaaten gekämpft. Als hochdekorierten Kavallerie-Offzier war er nach Kriegsende in einem Gefangenenlager der Yankees gelandet. Fast zwei Jahre lang hatte er am Potomac gehungert und gefroren.

    Neben dem Job bei der Union-Pacific verdingte er sich hin und wieder als bewaffneter Begleitschutz für die Wells-Fargo. Er liebte es unterwegs zu sein, er liebte die Gefahr und das Abenteuer. Sehr zu Judes Kummer. Sie wollte von ihm geheiratet werden, sie wollte einen Stall voll Kinder, sie wollte ein bürgerliches Leben in Dogde City führen. Weiter nichts.

    Doch wenn sie ihm davon anfing, floh er regelmäßig aus der Stadt. Manchmal gleich für zwei Wochen und länger. Aber genauso regelmäßig kehrte zurück. Und klopfte reumütig an ihrer Tür. Patrick McIan konnte ohne Jude nicht leben. Das war sein Problem.

    Jeder in Dogde City wusste, dass sie eine Art wilde Ehe führten. McIan war gewissermaßen der dunkle Fleck auf Judes weißer Weste.

    Jude wäre nicht die Frau gewesen, die sie war, wenn sie die Hoffnung auf eine geordnete Beziehung mit dem wilden Abenteurer aufgegeben hätte. Nein - hartnäckig kämpfte sie dafür. Den Job als Hilfsmarshal hatte er durch ihre guten Beziehungen zum Bürgermeister bekommen. Der alte Jack Lindsay war ein guter Freund ihres Vaters gewesen. Ihre Rechnung schien monatelang aufzugehen: Seit Pat den Stern trug, verließ er Dogde City kaum noch. Und jetzt war er ihn los.

    Verflucht - es tut mir Leid, Jude. Sie stellte ihm einen Teller mit gebratenen Eiern und Speck auf den Tisch. Ich hab Mist gebaut, ich gebs zu... Pat raufte sich die Haare. O Bullshit...

    Es war immer das gleiche mit ihm. Erst ging ihm der Gaul durch, und danach, wenn er wieder klar denken konnte, war er zerknirscht. Ich hätte mich von den beschissenen Texanern nicht provozieren lassen sollen. Ich verdammter Idiot, ich...

    Schon gut, Pat. Sie schenkte ihm Kaffee ein. Iss jetzt. Ich geh nachher zum Bürgermeister und sprech mit ihm...

    *

    Sie fanden drei verkohlte Leichen in den rauchenden Trümmern des Hauses. Ellen Brundfield und ihre beiden Kinder. Der Town-Marshal trat aus der Ruine auf den Hof hinaus. Dort warteten Sam und Timmy. Die Drei im Stall sind ihr Mann und seine Brüder. Davids schmale Augen, das vorgeschobene Kinn und seine pulsierende Kiefermuskulatur verrieten seine Gefühle: Abscheu und Fassungslosigkeit zerwühlten seine Brust.

    Diese Schweine..., zischte Timmy.

    Wer tut so etwas, Marshal? Sam schüttelte den Kopf.

    Der Town-Marshal zuckte mit den Schultern. Die Brundfields haben die Ranch vor anderthalb Jahren gekauft. George Brunfield und seine Brüder hatten Gold in den Black Hills gefunden. Sie wollten eine Pferdezucht hier aufbauen.

    Wir sahen vier oder fünf Männer mit einer Pferdeherde hinter dem Hügel verschwinden, sagte Sam.

    Pferdediebe... Wie einen Bissen verdorbenen Fleisches spuckte Davids das Wort aus.

    Wer bringt wegen ein paar Pferden eine ganze Familie um? Sam hob beschwörend beide Arme. Er hat die Welt nicht begriffen, die er bekehren will, dachte Timmy.

    Gewissenlose Strauchdiebe. Der Marshal knotete die Zügel seines Pferdes vom Zaun los. Oder Indianer. Oder jemand, dem Brunfield mit seiner Zucht im Wege stand. Er stieg in den Sattel.

    Ein Konkurrent also? Timmy zog seinen Tabaksbeutel aus der Westentasche und begann sich eine Zigarette zu drehen.

    Schon möglich. Hank Davids blickte auf die rauchenden Ruinen des Hauses. Was meinen Sie, Reverend, kann Gott das gutheißen, dass Leute, die sowas anrichten, frei 'rumlaufen und sich ihres Lebens freuen?

    Nein. Sam griff nach dem Kreuz auf seiner Brust. Nein. 'Der Tod ist der Sünde Lohn', sagt der Apostel Paulus im Römerbrief.

    Guter Spruch, sagte der Marshal. Ich krieg sie. Ich schwörs, ich krieg sie...

    *

    Am frühen Abend ging Jude in den 'Arkansas Billard Room'. Sie wusste, dass Jack Lindsay, der Bürgermeister, um diese Zeit dort zu essen pflegte.

    Sie hatte Pat mit Arbeit zugeschüttet, damit er auf keine dummen Gedanken kam - Messer schärfen, Dach ausbessern, den Zaun im Hinterhof reparieren, und so weiter. Er sprach schon davon, wieder bei der Wells Fargo anzuheuern. Nur das nicht, dachte Jude. Als Postkutschenbegleitschutz würde er wieder wochenlang unterwegs sein. Sie wollte ihn unter allen Umständen an Dogde City binden. Und an ein sesshaftes Leben gewöhnen. An ein Leben mit ihr. Also musste sie mit dem Bürgermeister sprechen.

    Drei kräftige Wallache standen vor dem 'Arkansas Billard Room'. Armeepferde. Ein ungutes Gefühl beschlich Jude. Sie betrat den Saloon.

    Eine Menge Leute belagerten Tische und Theke. Mehr als sonst um diese Tageszeit. Männer steckten die Köpfe zusammen als würden sie eine Verschwörung ausbrüten. Manche gestikulierten heftig. Erregte Stimmen schwirrten durch den Raum. Niemand lachte. Etwas stimmte nicht.

    Von der Theke her winkte Kathrin Rowling, Judes beste Freundin. Sie war ein bisschen kleiner und zierlicher als Jude. Ihr langes, blondes Haar trug sie zu zwei Zöpfen geflochten, was ihrer Erscheinung etwas Mädchenhaftes verlieh. Dabei war sie nicht wesentlich jünger als Jude.

    An den vollbesetzten Tischen vorbei lief sie zur Theke. Aus den Augenwinkeln sah sie Jack Lindsay an einem Fensterplatz sitzen. Bei ihm am Tisch der Rancher Keaton Rowling, Kathys Vater, und Hank Davids, der Town-Marshal. Ihre ernsten, fast finsteren Mienen erschreckten Jude.

    Ist was passiert, Kathy? Der 'Arkansas Billard Room' gehörte Kathys Onkel Carl Rowling. In den Sommer- und Herbstmonaten half sie hinter der Theke und in der Küche aus.

    Hast du es noch nicht gehört, Jude? Kathy beugte sich über die Theke und senkte die Stimme. Die Brundfields sind tot, jemand hat ihre Ranch überfallen und angezündet und die Pferde gestohlen.

    Jude schlug die Hände vor den Mund. O Gott...

    Mit einer Kopfbewegung deutete Kathy hinter sich. Die beiden Fremden haben sie gefunden. Jude erkannte die beiden Männer, die sie am frühen Morgen vor dem Office gesehen hatte. Die blauen Augen des Blonden ruhten auf ihr. Jude wich seinem Blick aus. Und entdeckte neben ihm die Soldaten an der Theke. Drei Blauröcke. Sie sprachen mit Carl Rowling, dem Wirt.

    Der Marshal stellt einen Gruppe von Männern zusammen, erzählte Kathy. Sie wollen sich an die Fährte der Mörder hängen...

    Jude hörte nur noch mit halbem Ohr zu. Sie sah, wie Carl Rowling auf sie deutete. Die Blicke der Soldaten richteten sich auf sie. Am besten fragen Sie Miss Gabriel, die weiß immer wo er steckt, hörte sie den Wirt sagen.

    Einer der drei Soldaten, ein Captain, stieß sich von der Theke ab. An den Rücken der Männer auf den Barhockern vorbei kam er zu Jude. Verzeihen Sie, Miss - ich bin Captain Amoz Woolster von der sechsten US-Kavallerie. Ich suche Captain Patrick McIan.

    Judes Herzschlag beschleunigte sich. Instinktiv ahnte sie, was das Auftauchen der Soldaten zu bedeuten hatte. Er ist nicht in der Stadt, sagte sie rasch. Er ist nach Garden City geritten. Gut möglich, dass er ein paar Wochen unterwegs bleibt.

    Der Offizier wollte wissen, wo man Pat in Garden City finden könnte. Jude tischte ihm eine Geschichte auf. Pat sei auf der Suche nach einem Job, und vermutlich würde er deswegen sogar bis nach Kansas City reiten. Schade, sagte Captain Woolster.

    Was wollen Sie von Pat? Jude fröstelte, weil sie die Antwort kannte.

    Die Army braucht ihn. Der Captain grüßte und wandte sich ab. Fluchtartig verließ Jude den Saloon. Es gab jetzt Wichtigeres als mit dem Bürgermeister zu sprechen. Pat durfte auf keinen Fall das Haus verlassen. Wenn er im Saloon auftauchte und die Soldaten ihn sahen, würde sie ihn los sein. Für Monate oder Jahre. Vielleicht für immer. Jude zweifelte nicht daran, dass Pat keinen Augenblick zögern würde dem Ruf der Army zu folgen. Ich muss ihn ans Haus binden, bis die Soldaten die Stadt verlassen haben. Den ganzen Abend... besser die ganze Nacht...

    Leise schloss sie die Tür hinter sich ab, nachdem sie ihr Haus betreten hatte. Sie zog die Vorhänge der Fester zur Straße zu. Durch eines der hinteren Fenster blickte sie auf den Hof hinaus. Barfuß, mit hochgekrempelten Hosen und nacktem Oberkörper kniete Pat im Staub und machte sich am Gartenzaun zu schaffen.

    Jude huschte in die Küche und holte eine Flasche Whisky aus dem Regal. Den besten, den sie im Haus hatte. Sie stellte die Flasche auf den Tisch. Dazu zwei Gläser. Dann lief sie in ihr kleines Schlafzimmer. Sie raffte ihr Kleid hoch und zog sich ihr Höschen aus. Während sie zur Hintertür lief, löste sie das Band am Kragen ihres Kleides und lockerte die Verschnürung des Dekolletés.

    Pat! Sie zog die Tür zum Hof auf. Pat, komm ganz schnell!

    Er sah auf. Seine braungebrannte Stirn legte sich in Falten. Was ist los?

    Komm. Wie winkte ihn zu sich. Er ließ Hammer und Latte fallen, stand auf und kam zu ihr. Jude zog ihn ins Haus und schloss die Hintertür ab. Die furchtbare Nachricht vom Tod der Brundfields drängte sich in ihr Bewusstsein und auf ihre Zunge. Sie schüttelte die Beklemmung ab. Nichts davon jetzt... nichts, was ihn aus dem Haus treiben könnte...

    Sag schon - was ist passiert? Jude merkte, wie sein Blick über ihren Hals hinunter auf das geöffnete Dekolleté glitt. Sie legte ihre Hände auf seine Brust. Warm und feucht fühlte sich seine Haut an. Ihre Fingerspitzen wanderten über seine feste Brustmuskulatur hoch zu seinen breiten Schultern und dann hinunter auf seine kräftigen Oberarme. Er roch nach Schweiß. Eine Mischung aus feuchten Waldboden und Leder. Jude liebte diesen Geruch. Hey, Lady - Pat grinste. Dazu hast du mich von der Arbeit weggerufen?

    Es war nicht so, dass Jude ihn besonders kurz hielt. Allerdings saß sie oft bis spät in die Nacht an ihrem Schneidertisch, und meistens musste Pat sich schon etwas einfallen lassen, um sie ins Bett zu locken. Er war es also nicht gewohnt von ihr verführt zu werden. Aber Jude lief offene Türen ein. Womit habe ich mir denn diese Sonderration verdient... Er schloss sie in die Arme und küsste sie.

    Gar nichts hast du dir verdient, flüsterte sie. Ich hab Hunger... Hunger nach dir... so einfach ist das...

    Sie machte sich von ihm los, fasste seine Hand und zog ihn hinter sich her in die Küche. Lass uns anstoßen. Sie füllte Whisky in die Gläser. Seines mehr als halbvoll.

    Worauf? Er machte eine begriffsstutzige Miene.

    Auf unsere Liebe. Sie tranken. Jude nur wenig, Pat einen kräftigen Schluck.

    Ist der gut...!, seufzte er. Wieder setzte er das Glas an. Jude streichelte seinen Rücken, seine Taille, seinen Bauch. Ich bin vollkommen verschwitzt, sagte Pat. Wie wärs, wenn ich mich erst einmal wasche?

    Ich liebe es, wenn du verschwitzt bist. Ihre Hand schob sich über seinen Gürtel in seinen Schritt. Durch den Hosenstoff fühlte sie seinen Schwanz. Er war noch weich, aber er schwoll schon an und pulsierte. Das macht mich scharf.

    Pat knallte das Glas auf den Tisch. Schon lagen seine Hände auf ihren Brüsten. Nimm mich, Pat, hauchte sie. Ganz fest und ganz lang... Er küsste ihren Hals und öffnete die Verschnürung des Dekolletés. Hörst du, Pat?, hauchte sie. Ganz lang will ich dich heute haben... ich hab solchen Hunger...

    Pat streifte ihr das Kleid von den Schultern. Was bin ich für ein Glückspilz heute. Seine Stimme klang rau und kehlig. Er hob ihre Brüste hoch wie zwei zerbrechliche Porzellanvasen. Sein Atem flog, während er sie bewunderte. Der Tag hat so beschissen angefangen...

    Judes Haut war schneeweiß - weißer noch als ihr sommersprossiges Gesicht. Auch über ihre schlanken, elfenbeinfarbenen Schultern zogen sich Sommersprossen. Pats Lippen wanderten über ihre Schultern und Oberarme. ...wenn das kein gutes Zeichen ist... Er drückte Judes Brüste gegen seine klebrigen Oberkörper.

    Sie drängte sich an ihn und stöhnte. Sie sind wie zwei gierige Tiere, raunte sie. Sie wollen gestreichelt werden, Pat, sie wollen, dass du an ihnen saugst...

    Pat beugte sich zu den beiden gierigen, weißen Tieren hinunter. Ihre rötlichen Stummelschwänze ragten steif aus den blassen Kuppen ihrer angeschwollenen Körper. Pat leckte zart mit seiner Zunge darüber. Jude seufzte. Sie nahm die Hände von seinen Hüften, drückte die weiße Pracht zusammen und hielt sie an seinen Mund. Nimm sie, Pat... saug sie,verschling sie...

    Pat saugte die harten Schwänzchen in seinen großen Mund. Erst das rechte, dann das linke. Er wühlte seinen Kopf gegen Judes Pracht, knetete sie durch und saugte und küsste. Mmh, machte sie, o ja, Pat, o ja... Gleichzeitig tastete ihre Hand nach der Whiskyflasche auf dem Tisch. Es war kein Zufall, dass sie nicht verschlossen war. Sie drückte seinen Kopf an ihre Brüste, schielte an ihm vorbei und goss die bernsteinfarbene Flüssigkeit in sein Glas.

    Pat knurrte behaglich, wie ein zufriedener Berglöwe. Er liebte es in Judes köstlichen Brüsten zu schwelgen. Er liebte ihr Seufzen, ihr frivoles Geflüster, die aufreizende Haltung, in der sie ihren Rücken zurückbog und ihr Becken gegen ihn stieß. Er wollte ihr das Kleid von den Ärmeln streifen. Sie hielt ihm sein Glas vors Gesicht. Trink, du wildes Tier, trink, flüsterte sie.

    Er leerte das Glas in einem Zug. Dann erst schlüpfte sie willig aus den Ärmeln ihres Kleides. Bis zur Taille hinunter zog er es. Er merkte kaum, wie Jude das Glas erneut füllte. Seine Hände schoben sich zwischen Stoff und Haut bis zu ihrem Steißbein. Er füllte das Muskelspiel ihres Hinters. Sein Blut siedete, sein Schwanz pochte heiß in seiner Hose.

    Er schob sie am Tisch entlang bis zu einem der Stühle. Sie sank auf den Stuhl und er kniete zwischen ihren gespreizten Beinen auf den Boden. Ihre Brüste waren rot von der Reibung seiner Bartstoppeln. Als wollte er sie verschlingen, kaute sein Mund die straffe Haut ihrer Bauches, wanderte bis zu ihrem Bauchnabel hinunter und bohrte seine Zunge hinein.

    Jude kicherte, warf den Hals in den Nacken und bog ihren Körper zurück. Das kitzelt, kicherte sie, das kitzelt... Ihre Linke wühlte sich in seine schwarzen, verschwitzten Locken und presste seinen Kopf gegen ihren Leib. Friss mich, Tier, friss mich... Mit der Rechten griff sie nach dem Glas auf dem Tisch.

    Pats Hände kreisten auf ihren Knien, wühlten sich unter ihr Kleid, kreisten über ihre warmen, weichen Oberschenkel. O Gott, wie er sie liebte diese weichen Oberschenkel, wie oft er von ihnen träumte...! Er rieb sie und knetete sie durch, und genoss es, als Jude sie gegen seine Hüften presste.

    Jetzt erreichten seine Hände ihre nackten Hüften. Du hast keinen Schlüpfer an...! Ein Feuerstrom schien durch seinen Körper zu zuckten, als unverhofft nackte Haut statt Stoff tastete. Du gieriges Weib hast keinen Schlüpfer an...

    Seine Hände warfen die Zügel seines Willens ab. Seine Linke fuhr nach hinten und umfasste ihr Gesäß, seine Rechte glitt zwischen ihre Schenkel. Er spürte ihre kurzes, drahtiges Haar, er spürte die Feuchtigkeit ihrer heißen Spalte.

    O ja, Pat, stöhnte sie. Streichel mich da, reib mich da... Sie rutschte bis an den Stuhlrand und öffnete die Schenkel weit, wie ein hungriger junger Vogel seinen Schnabel aufreißt.

    Plötzlich tauchte wieder ein Glas vor Pats Gesicht auf. Aber erst trinkst du noch was. Willenlos nahm er ihr das Whiskyglas aus der Hand. Du willst mich abfüllen, stöhnte er. Bin ich besser, wenn ich voll bin...? Er trank.

    Nein, flüsterte sie und tastete nach dem harten Stab in seiner Hose. O nein - du bist immer gut. Besoffen oder nüchtern, du bist immer gut für mich... Sie nahm ihm das leere Glas ab und stellte es zurück auf den Tisch. Während seine Finger von hinten in ihre Gesäßkerbe fuhren und von vorn ihre geschwollenen Schamlippen rieben, füllte sie es erneut.

    O ja, Pat... Sie schloss die Augen. Fast entglitt ihr die Flasche. O ja, Pat, gut so, gut so... Ihr Bewusstsein rutschte in ihren Unterleib, in die brennende Sehnsucht zwischen ihren Schenkeln, in ihre Haut unter seinen Fingern. O ja, Pat, o ja...

    Die Bilder des Tages verblassten - Pats Streit mit Hank Davids, der blonde Fremde, die erregte Atmosphäre im 'Arkansas Billard Room', der Schock über den Tod der Brundfields und sogar die drei Blauröcke. Das Feuer brannte unter seinen Händen, weit öffnete sie die Schenkel, ganz weit. Weit öffnete sie den Mund, bog den Kopf in den Nacken und stöhnte laut: O ja, Pat, o ja, o ja... Sie stützte sich mit den Händen auf der Stuhlfläche ab und schob ihm ihr Becken entgegen.

    Pat nutzte die Gelegenheit ihr das Kleid unter dem Gesäß hindurch zu streifen. Er wühlte sein Gesicht zwischen ihre warmen Schenkel und leckte die Feuchtigkeit ihrer Schamlippen. Immer lauter stöhnte sie, immer fordernder stieß sie seiner Zunge ihr Becken entgegen. Ihre Gesäß tanzte schwebend auf dem Stuhl. Der knarrte und quietschte.

    Die Zeit endete. Gemeinsam stürzten sie in die Fuge zwischen den Minuten und Stunden, in denen Ewigkeit regierte. Wo es keine Sorgen gab, keine Wünsche, keine Pläne, keine Welt - nur noch zwei Liebende. Zwei Liebende, die mehr und mehr miteinander verschmolzen.

    Jude ließ sich wieder auf den Stuhl sinken. Ich halts nicht mehr aus, ich halts nicht mehr aus... Sie zog seinen Gurt aus der Schnalle und öffnete seine Hose. Ich will deine Härte, ich will deine Stöße...

    Pat richtete sich auf und presste ihre Brüste zusammen, während sie ihm die Hose über die Hüften streifte. Er sprang auf, zog die Hosen aus, schüttelte sie von seinem Fuß.

    Sie verschlang seinen nackten, sehnigen Körper mit den Augen und lachte. Ich will dich, seufzte er. Ich will dich...

    Die Soldaten schälten sich aus dem roten Nebel in ihrem Kopf. Dieser Captain Woolster... Die Army braucht ihn... Sie griff nach dem Glas und streckte es ihm entgegen. Trink es aus, hauchte sie, und dann trink mich aus...

    Er leerte das Glas. Es zerklirrte am Boden, als er versuchte, es auf den Tisch zu stellen. Jude fasste sein nacktes Gesäß, er ging vor ihr in die Knie. Komm, o Gott, komm, Pat..., rief sie.

    Sein glühender Schwanz fand den Weg wie von selbst. Den Weg in ihre feuchte, heiße Sehnsucht. Sanft drang er zwischen ihre Lippen, langsam schob er sich in sie hinein. Sie biss in seinen Hals und stöhnte. Stoß mich, Pat, stoß mich... Er bewegte sein Becken hin und her, langsam erst, und dann immer schneller und härter.

    Sie saugte sich in der Haut seines Halses fest. Sie schmeckte salzig. Sie klammerte sich an ihm fest, stieß ihm ihr Becken entgegen und rutschte schließlich vom Stuhl.

    Pat sank auf seine Fersen. Seine Finger bohrten sich ins Fleisch ihres Gesäßes. Er riss ihren Unterleib hin und her. Schob ihn über seinen Schwanz, drückte sie von sich, riss sie wieder zu sich. Er atmete keuchend, und sie rief laut seinen Namen. So tanzten sie den Tanz der Liebe...

    *

    Es war still geworden im Schankraum. Nur noch wenige Männer hockten bei Timmy und Sam an der Theke. Die meisten standen um den Tisch des Bürgermeisters herum. Rauchschwaden hingen unter den Lampen. Vor den Fenstern des 'Arkansas Billard Room' ging der Tag zu Ende. Niemand im Saloon nahm Notiz davon.

    Ich will nicht länger Bürgermeister dieser Stadt sein, wenn dieses Verbrechen ungesühnt bleibt. Der alte Jack Lindsay nuckelte an seinem Zigarillo, als würde er mit dem Teufel um die Wette rauchen. Dreißig oder vierzig Männer hatten sich um den Tisch versammelt, an dem er, der Town-Marshal und Keaton Rowling saßen. Darunter auch die drei Soldaten. Nimm dir soviel Männer, wie du brauchst, Hank - und dann jagt diese Schweinehunde.

    Hank Davids machte ein grimmiges Gesicht. Er nickte und blickte den Rancher an. Rowling saß gegenüber von ihm neben dem Bürgermeister. Wie viele Leute kannst du entbehren, Keaton? Mit Zeigefinger und Daumen strich er sich über seinen prächtigen Schnauzbart. Das tat er immer, wenn er konzentriert nachdachte.

    Rowling, ein massiger Mann von vielleicht fünfundvierzig Jahren, zuckte mit den Schultern. Sein graues Haar war eher schütter. Er trug eine teure schwarze Wildlederjacke und ein gestärktes weißes Hemd mit rotem Binder darunter. Auch das Band um seinen schwarzen Stetson war rot.

    Rowlings Vater hatte der Wildnis und den Indianern eine Menge Land abgetrotzt. Und niemand in Dogde City konnte Keaton Rowling vorwerfen sein Erbe verschleudert zu haben. Seine Pferdezucht war über die Grenzen von Kansas hinaus bekannt.

    Sechs, schätz ich, knurrte er. Er nahm seine Pfeife aus dem Mund und drehte sich zu einem hageren Mann mit schwarzem Zopf um, der direkt hinter ihm stand. Was meinst du, Joey?

    Joey Plymouth war Rowlings Vorarbeiter. Das schmale, lange Gesicht, die große, leicht gekrümmte Nase und seine schlitzigen Augen hatten ihm in Dogde City den Spitznamen 'Habicht' eingetragen. Er trug speckige Lederchaps um seine Hosenbeine, eine ehemals schwarze Samtweste und ein rotes Baumwollhemd darunter. Sieben oder acht Reiter können wir schon abstellen. Wie meistens kaute er auf einem Stück Kautabak herum.

    Gut. Der Town-Marshal nickte zufrieden. Schick sie zum Office. Morgen früh nach Sonnenaufgang.

    Nimm so viele Männer, wie du finden kannst, Hank, sagte der Bürgermeister. Wenn ihr diese Teufel findet, zahle ich jedem zwanzig Dollar aus der Stadtkasse. Kein Ton um ihn herum, doch die Männer hinter ihm warfen sich verstohlene Blicke zu.

    Hank Davids stand auf. Wer reitet mit? Sein Blick wanderte über die Gesichter um ihn herum. Fast ein Dutzend Männer meldete sich.

    Wo zum Teufel steckt eigentlich McIan? Jack Lindsay sah sich unter den Männer um.

    Bei Jude, sagte der Town-Marshal. Ich hab ihm heute morgen den Stern abgenommen. Seitdem hat er sich bei ihr im Haus verkrochen. Er erzählte von dem Zwischenfall im >Eden< am Abend zuvor.

    Ausgeschlossen! Der Bürgermeister schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Gib ihm den Stern zurück, Hank! Wir brauchen jeden Mann!

    *

    Timmy sah die drei Soldaten den Saloon verlassen, bevor die Versammlung sich auflöste. Sie schienen es plötzlich eilig zu haben.

    Heute Nacht brauchen wir nicht unter freiem Himmel schlafen, sagte Sam Cocker. Er löffelte eine Bohnensuppe, die ihm die zierliche Frau hinter der Theke hingestellt hatte. 'Kathy' nannte man sie hier im Saloon.

    Sieht nicht so aus. Wieder fielen Timmy die Blicke auf, die zwischen seinem Gefährten und der jungen Frau mit den blonden Zöpfen hin und herflogen. Sie saßen noch immer an der Theke. Das Essen war überraschend gut im 'Arkansas Billard Room'. Und ein Zimmer hatten sie hier auch bekommen.

    Sie kommen von weit her?, fragte die Frau namens Kathy. Sie wandte sich an Sam, nicht etwa an Timmy.

    Aus Austin, antwortete Sam. Ganz gegen seine Art beschränkte er sich auf zwei Worte. Als hätte die Nähe der süßen, kleinen Frau ihm die Sprache verschlagen.

    Sam war Prediger in Austin, half Timmy nach. Aber die texanischen Cowboys kamen nicht in die Kirche, weil sie Angst vor seiner schnellen Hand hatten...

    Lass doch, Timmy... Aus den Augenwinkeln nahm Timmy die leichte Röte auf Sams Gesicht wahr.

    Sie sind ein Reverend?, fragte Kathy erstaunt.

    Glauben Sie mir, Ma'am, Timmy beugte sich über die Theke. "Sam kann reden wie ein Erzengel beim Jüngsten Gericht. Und er kann schießen wie der Teufel.

    Glauben Sie ihm kein Wort, Ma'am... Sam winkte ab. Die junge Frau machte große Augen.

    Ich schwör's Ihnen - und reiten kann er besser als ich. Im Grasland zwischen San Angelo und Odessa haben mich acht Komanchen-Krieger in die Mangel genommen. Ich hatte einen Siedler-Treck über die Rockys nach Kalifornien geführt und wollte zurück nach Kansas City. Wie aus dem Nichts tauchten sie auf, die Komanchen, jagten mich durch die Prärie und kreisten mich ein. Ich dachte, meine Stunde wäre gekommen. Aber dann - ebenfalls wie aus dem Nichts - tauchte Sam auf. Preschte heran und traf drei dieser Halunken noch aus dem Sattel. Gemeinsam haben wir sie dann in die Flucht geschlagen!

    Timmy setzte das Glas an und nahm einen Schluck Whisky. Ich schwör's Ihnen, Ma'am, so war es. Er hatte sich in Begeisterung geredet. Und im letzten Winter, in Santa Fe, nannten sie ihn Reverend Colt. Diesen Mann hier. Er klopfte dem verlegenem Sam neben sich auf die Schulter. Meinen Freund Samuel Cocker!

    Er übertreibt maßlos, Ma'am. Sam lächelte wie ein kleiner Junge.

    Und wohin sind Sie unterwegs? Die Kleine lehnte sich auf die Theke. Ihre großen, blauen Augen hingen bewundernd an dem schwarzen Lockenkopf mit der Melone.

    Nach Oregon. Ich werde dort eine Gemeinde unter den neuen Siedlern gründen...

    Das Gespräch zwischen den beiden kam in Gang. Timmy wandte sich von der Theke ab und grinste. Mehr hatte er nicht gewollt.

    Im Saloon hatte sich die Versammlung um den Tisch des Bürgermeisters aufgelöst. Die meisten Männer waren an ihre Tische zurückgekehrt oder kamen zur Theke.

    Auch der Rancher, von dem man Timmy erzählt hatte, er sei einer der mächtigsten Männer in Dogde City. Keaton Rowling beugte sich weit über die Theke. Kathy, auf der anderen Seite, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste den bulligen Mann auf die Wange. Gute Nacht, Darling, sagte Rowling. Und schön brav bleiben.

    Timmy merkte, wie ein Reißverschluss durch Sams Gesicht ging. Ganz steif saß er plötzlich da.

    Keaton Rowling grüßte nach allen Seiten. An der Spitze seiner Leute verließ er den Saloon. Neben dem Rancher sah Timmy den Mann, den sie Habicht nannten. Kauend schlenderte er zum Eingang und hielt seinem Boss die Schwingtür auf.

    Ihr Bruder oder ihr Mann? Timmy drehte sich nach der Blonden um.

    Nichts von beidem, kicherte sie. Mein Dad. Sam entspannte sich.

    Der Town-Marshal kam an die Theke. Wie ist es, Baxter? Kann ich mit euch rechnen morgen?

    Ich hab nichts weiter vor, sagte Timmy. Aber der Reverend hat es ziemlich eilig. Er will nach Oregon und noch vor dem Herbst die Rockys überqueren. Ihn müssen Sie fragen.

    Hank Davids blickte zu Sam. Und, Reverend? Helfen Sie uns morgen? Es kann sich auch ein paar Tage hinziehen.

    Ehrensache, Marshal, sagte Sam mit dem Brustton der Überzeugung und einem Seitenblick auf das süße Mädchen. Er war gerade im Begriff sich zu verlieben. Und ahnte nicht, dass er soeben die wichtigste Entscheidung seines Lebens getroffen hatte...

    *

    Sie saßen in Judes Küche. Pat verdrückte ein Steak, dass Jude ihm in die Pfanne gehauen hatte. Er war wieder in seine Hosen geschlüpft. Sein Oberkörper glänzte noch immer von Schweiß. Die Whiskyflasche neben dem Teller mit dem dampfenden Fleisch war nur noch halbvoll.

    Du bist ein Zuckerstück, Jude. Pats Zunge war schwer. Und er sprach mit vollem Mund. Eine Traumfrau bist..., lallte er. Jawoll, eine Traumlady... Er spülte den Bissen mit purem Whisky herunter.

    Ihren nackten Körper in eine Decke gehüllt hockte Jude ihm gegenüber. Zufrieden lächelte sie ihn an. Du kannst es immer so gut haben, Pat. Jeden Tag Sex, jeden Tag warmes Essen. Es steht dir frei, Pat, greif zu...

    Ich muss blöd sein, dass ich ein Weib wie dich so oft allein lasse... Pat schaufelte das Steak in sich hinein. Es wird anders, Jude, ich versprechs dir...

    Jude kannte das. Früher hatte sie sich von solchen Reden beeindrucken lassen. Inzwischen war sie klüger: Wenn sie gevögelt hatten, neigte Pat öfter mal dazu, ihr das Blaue vom Himmel herunter zu versprechen. Oder wenn er hinreichend blau war.

    Ich glaubs erst, wenn du mich geheiratet hast. Ein gewagter Satz, sie wusste es. Aber die Stimmung schien ihr günstig.

    Pats Hand, mit der Gabel auf dem Weg vom Teller zum Mund, erstarrte. Über das dampfende Fleischstück hinweg blickte er Jude an. In seinen Augen lag etwas Gleichmütiges, fast Müdes. Aber das täuschte. Patrick McIan war ein Vulkan - niemals sah man ihm den bevorstehenden Ausbruch an. Jude atmete tief durch.

    Pat legte die Gabel in seinen Teller und griff zum Glas. Nachdenklich starrte er in den Whisky. Warum nicht... Er goss ihn hinunter. Warum eigentlich nicht... Judes Herz machte einen Satz. Lass mich darüber nachdenken, Jude, in Ruhe nachdenken...

    Nach dem Essen trug Jude das Geschirr ab. Er zog sie zu sich auf den Schoß. Und jetzt der Nachtisch... Seine Hände glitten unter die Decke und fassten ihre warmen Brüste.

    Schritte näherten sich auf dem Bürgersteig. Es klopfte. Wer ist da?!, rief Pat.

    Captain Amoz Woolster!, kam es von draußen. Wir suchen Patrick McIan. Captain Patrick McIan...

    Jude fühlte, wie seine Hände ihre Brüste losließen. Auch wie sein Körper sich plötzlich anspannte, spürte sie. Merkwürdig: Schon in dem Augenblick wusste sie, dass sie verloren hatte.

    'Woolster'?! Amoz Woolster?! Pat schob sie von seinem Schoß. Amy, du Satansbraten, höre ich Recht?!

    Das tust du!, kam es von der Tür. Bei Old Pap Price' Seele, du hörst Recht! Mach auf, du verdammter Dragoner!

    Pat wankte zu Tür. Vergessen Jude, vergessen die Liebe, der Sex und das Steak. Jude zog sich hastig ins Schlafzimmer zurück. Enttäuschung brannte in ihr. Angst schnürte ihr die Kehle zu. Angst Pat zu verlieren. Sie lauschte, während sie sich anzog.

    Eine gewisse Miss Gabriel behauptete, du seist in Garden City, oder gar in Kansas City, und eben im Saloon hören wir, du seist da...! Schritte schwerer Stiefel polterten in die Küche. Raues Gelächter, Stühlerücken, Gläserklirren, und dann der Satz, den sie heute schon gehört hatte: Die Army braucht dich, Pat - es geht bald gegen die Cheyenne...

    Jude schnürte ihr Kleid zu. Nebenan in der Küche ging es um militärische Neuigkeiten. Der Kongress hatte angeblich im Vorjahr die Aufstellung von vier neuen Kavallerieregimentern genehmigt. Eines davon, das Siebente, sollte in Fort Riley, in Kansas stationiert werden. Von einem Offizier namens Custer war die Rede, und von einer geplanten Expedition gegen die Cheyenne im kommenden Jahr...

    Jude band sich die Schnürstiefel zu. Beeil dich, Judith Gabriel... du hast ihn schon viel zu lange mit ihnen alleingelassen... Ihre Intuition raunte: Zu spät, doch Jude dachte noch lange nicht an aufgeben. Sie lief aus dem Schlafzimmer in die Küche.

    Die Blauröcke saßen an ihrem Tisch und tranken ihren Whisky. Ein Captain, ein Sergeant und ein Corporal. Sie machten überraschte Gesichter, als die rothaarige Frau die Küche betrat. Nacheinander standen sie auf, um Jude zu begrüßen.

    Das ist Amoz Woolster, Jude! Pat strahlte. Er sprach verwaschen und undeutlich. Aber er strahlte wie ein kleiner Junge. Wir haben zusammen in General Price' Regiment gegen die Yankees gekämpft...

    Und verloren, sagte Jude kühl. Und dann, an den Captain gewandt. Verlassen Sie bitte mein Haus.

    Totenstille plötzlich. Das glatte Gesicht des Captains verwandelte sich in weißen Marmor. Dann knallte Pat sein Glas auf den Tisch und räusperte sich. Bitte, Jude, so geht das nicht... Schwerfällig stand er auf.

    So geht das. Jude blieb eiskalt. Verlassen Sie bitte mein Haus.

    Der Captain blickte nach links und rechts zu seinen Begleitern. Dann wandte er sich an Pat. Wann hast du deine Sachen gepackt, Pat?

    Pat stützte sich auf den Tisch. Sein hilfloser Blick flog zwischen Jude und Woolster hin und her. Sorry, Amoz, sie ist... ich meine, das Haus gehört wirklich ihr... ich kann...

    Wo sollen wir auf Sie warten, Captain McIan?, schnarrte der Blaurock.

    Jude fixierte ihren Geliebten. Du hast keine Chance, er wird gehen und nie wieder kommen...

    Hör zu, Amoz. Pat richtete sich auf. Er schwankte. Ich brauch Bedenkzeit... bin grad ziemlich breit... morgen denk ich in Ruhe nach, ja?

    Alles klar, Pat. Der Captain griff nach seinem Hut und seinem Glas. Seine Gefährten folgten seinem Beispiel. Wir nehmen uns ein Zimmer hier in Dogde City und warten auf dich. Übermorgen nach Sonnenaufgang reiten wir los. Alle drei leerten ihre Gläser. Ich bin sicher, wir werden zu viert reiten.

    Mit einem knappen Nicken verabschiedete er sich von Jude. Danach stach er aus dem Haus in die abendliche Stadt...

    *

    Seit über einer Woche hatte es nicht geregnet. Der Grasboden war trocken und stellenweise hart. Nicht einfach die Spuren der Pferdediebe und der gestohlenen Herde zu erkennen.

    Timothy Baxter hatte den Job des Fährtenlesers übernommen. Er war der einzige unter den siebzehn Reitern, der auf diesem Boden die Spur eines Pferdes von der Fährte eines Büffels zu unterscheiden wusste. Seine Erfahrungen als Scout und Armeespäher waren jetzt gefragt.

    Er hockte am Fuß eines der unzähligen Hügel im hohen Gras, untersuchte abgeknickte Grashalme und kaum sichtbare Unebenheiten des Bodens. Pferdedung fand er im Gras. Er betastete ihn und fühlte seine Temperatur. Langsam richtete er sich auf.

    Sie sind zum Arkansas geritten, rief er den Reitern auf der Hügelkuppe zu und deutete nach Norden. Länger als zwei Tage her. Hank Davids' Rappe stand an der Spitze der Reitergruppe. Der Town-Marshal gab seinem Pferd die Sporen und winkte die anderen hinter sich her.

    Es war früher Nachmittag. Der Wind jagte dunkle Wolken über den Himmel. Ein Unwetter braute sich zusammen. Der Regen würde die kaum lesbaren Spuren endgültig verwischen.

    Zwei Stunden später erreichten sie den Arkansas River. Erste dicke Tropfen klatschen auf die Pferderücken und die Hutkrempen der Reiter. Die Männer blickte besorgt in den schwarzen Himmel.

    Timmy stieg wieder aus dem Sattel und sah sich in der Uferböschung um. Andere Reiter folgten ihm. Sam, Carl Rowling und Joey Plymouth, Keaton Rowlings Vorarbeiter. Im feuchten Uferboden fanden sie jede Menge Spuren. Mindestens fünfunddreißig Pferde, knurrte Carl Rowling.

    Timmy stapfte in den Schlamm und bückte sich. An fünf Stellen fand er Hufabdrücke, die tiefer als die anderen waren. Fünf Reiter. Er richtete sich auf und sah ans andere Ufer des Flusses. Regentropfen schlugen auf der Wasseroberfläche auf. Überall kleine, kreisförmige Wellenbewegungen, die sich rasch in den Wogen verloren.

    Hier haben sie also den Fluss überquert, sagte Joey Plymouth. Schmatzend kaute er auf seinem Kautabak herum. Timmy sah, dass seine weit auseinanderstehenden Schneidezähne bräunlich waren. Er versuchte sich eine Frau vorzustellen, die einen solchen Mann küsste. Es gelang ihm nicht.

    Reiten wir rüber, schlug Plymouth vor. Vielleicht finden wir noch raus, welche Richtung sie genommen haben, bevor es richtig anfängt zu pissen.

    Tun wir das. Timmy stieg die Uferböschung hinauf und ging zu seinem Pferd zurück. Die meisten Männer warteten in den Sätteln. Einige schlugen die Kragen ihrer Jacken hoch. Lauter missmutige Gesichter, die ständig zum Himmel spähten. Wind kam auf, der Regen wurde stärker. Timmy schwang sich in den Sattel.

    Etwas abseits sah er den Town-Marshals sich aus dem hohen Gras aufrichten. Er hielt etwas in der Hand und betrachtete es. Etwas sehr kleines, Timmy konnte es nicht sehen auf die Entfernung. Was gefunden?, rief er. Davids schüttelte den Kopf. Timmy sah aber, dass er etwas in der Westentasche verschwinden ließ.

    Er trieb sein Pferd in den Arkansas. Noch bevor sie die Flussmitte erreichten, brach ein Platzregen los. Von einem Augenblick auf den nächsten. So dicht fiel er, dass Timmy kaum noch das andere Ufer erkennen konnte. Es war, als würden sich ganze Sturzbäche aus den schwarzen Wolken ergießen.

    Mit vollkommen durchnässten Reitern auf den Rücken kletterten die Pferde ans Nordufer. Timmy rutschte aus dem Sattel und versuchte Spuren zu entdecken. Vergeblich. Der Platzregen verwandelte den Uferbereich in eine abschüssige Schlammbahn. Selbst Timmys Stiefelabdrücke hielten sich nur Sekunden.

    Wir geben auf!, rief Hank Davids. Zurück nach Dogde City...

    *

    An diesem Tag fiel ihr die Arbeit schwer. Schweigend saß Jude vor ihrem Schneidertisch. Immer wieder blickte sie von Stoff und Nadel auf und lauschte den Hammerschlägen auf dem Hof hinter dem Haus. Pat reparierte den Zaun. Als er fertig war, stieg er aufs Dach und wechselte ein paar Bretter aus. Und als es anfing zu regnen, kam er hinunter in die Küche. Stumm saß er neben dem Fenster und rauchte.

    Die halbe Nacht hatte Jude ihn bearbeitet. Hatte geweint, gebettelt, gedroht. Und sich von ihm lieben lassen. Ich schick sie weg, hatte Pat versprochen, ich bleib bei dir. Doch seine grüblerische Miene schon während des Frühstücks sprach eine andere Sprache. Es arbeitete in ihm. Jude spürte es genau.

    Der Regen prasselte aufs Dach und gegen die Fenster. Du willst zur Army, hab ich Recht? Sie drehte sich zu ihm um. Sein müder Blick hielt ihrem stand. Aber er antwortete nichts.

    Judes Hände zitterten, während sie versuchte weiterzuarbeiten. Irgendwann, als der Regen aufgehört hatte, stand Pat auf. Jude hörte wie er die Tür aufzog. Was wirst du ihnen sagen, Pat? Keine Antwort. Auch keine Schritte mehr. Pat stand unter der Tür und blickte auf die schlammige Mainstreet hinaus.

    Jude drehte sich nicht nach ihm um. Wenn du gehst, geh für immer, sagte sie leise.

    Warte auf mich. Rau und heiser klang seine Stimme. Die Army nimmt mich mit offenen Armen auf. Da hab ich eine Zukunft. In einem Jahr oder so komm ich zurück, und wir heiraten. Warte auf mich.

    Jude schloss die Augen. Sie hatte ein paar Berichte von Frauen gelesen, die mit Soldaten verheiratet waren. Kein Leben, von dem Jude träumte. In einem Jahr ist es zu spät. Ich werde verheiratet sein, wenn du kommst. Mit Hank Davids.

    Sie hörte ihn atmen. Sekundenlang verharrte er unter der Tür. Dann schloss er sie. Seine Schritte entfernten sich auf den Holzbohlen des Bürgersteigs. Judes Stirn sank auf den Tisch. Sie weinte...

    *

    Timmy und Sam trugen viel zu weite Hosen und Hemden an diesem Abend. Kathy hatte ihnen die Kleider aus der Garderobe ihres Onkels Carl Rowling besorgt, damit sie ihre nassen Klamotten zum Trocknen in der Waschküche aufhängen konnten.

    Carl Rowling, der Wirt des 'Arkansas Billard Rooms' war einen halben Kopf größer als Sam und Timmy. Und er wog etwa fünfzehn Pfund mehr als der Reverend und bestimmt fünfundzwanzig Pfund mehr als der hagere Timothy Baxter.

    Du siehst aus, als hättest du einen Job als Vogelscheuche in Rowlings Maisfeldern angenommen, stichelte Sam, als er Timmy an der Theke traf. Wie ein Sack hing die fremde Hose an ihm. Rowling hatte ihm ein paar Hosenträger geliehen. Nicht mal den Gurt mit seinen .45er Remingtons trug er.

    Und du wie ein Clown aus einem Varieté-Theater, sagte Timmy trocken. Sam hatte die schwarzen Hosenbeine umgekrempelt. Sein Waffengurt hielt sie an seinem Körper fest. Der Perlmuttgriff seines .45er Colts ragte aus dem Halfter. Sam sah einfach lächerlich aus. Genau wie Timmy. Beide trugen ehemals weiße Hemden mit steifen Kragen.

    Was gibts zu essen heute Abend, Kathy? Sam schwang sich neben seinen Freund auf den Barhocker. Er war unglaublich locker in der Gegenwart der blonden Frau. Kein Vergleich zum Vorabend, fand Timmy. Die blauen Augen der Rowling-Tochter leuchteten, als sich ihr Blick mit dem des Reverends traf.

    Ich kann dir einen Gemüseeintopf mit kräftiger Fleischeinlage anbieten, sagte sie. Oder ein großes Steak mit Speckbohnen und Bratkartoffeln.

    Sam entschied sich für den Eintopf, Timmy nahm das Steak. Er lebte praktisch ausschließlich von Steaks, Tabak und Wasser. Und von Whisky natürlich. Schon zum Frühstück konnte er ein ganzes Steak verdrücken. Was Sam regelmäßig einen Brechreiz verursachte.

    Jude verschwand in der Küche. Ihr kleines, rundes Gesäß schwang hin und her. Sam saß wie gefroren und blickte ihr nach. Feuer gefangen, Sammy?, raunte Timmy.

    Wieso..., was meinst du...? Samuel Cocker mimte den Unschuldsknaben.

    Ob du dich verguckt hast, verdammt, ist das so schwer zu verstehen?

    Ach so... Sam rutschte unruhig auf seinem Barhocker hin und her. Er sah nach rechts und nach links und hinter sich. Nur wenige Männer hingen an der Theke. Und die Tische waren noch nicht einmal halb besetzt. Draußen, auf der Mainstreet lag ein heller Schimmer über den Dächern der gegenüberliegenden Häuser. Die Wolkendecke war aufgerissen und die Abendsonne versprühte ihr letztes Licht.

    Nun ja... Sam senkte die Stimme und rutschte ein Stück an Timmy heran. Sie gefällt mir, ehrlich gesagt, sie ist nett, und...

    Du bist also scharf auf sie. Timmy wusste, dass er gemein war - aber es machte ihm Spaß.

    Ich muss doch sehr bitten, Mr. Baxter! Sam setzte eine Miene ehrlicher Entrüstung auf. Jetzt ist aber gut!

    Also - sie gefällt dir. Timmy zog die blonden Brauen hoch. Wie ein geduldiger Schulmeister wirkte er. Dann nimm sie doch mit nach Oregon.

    Du bist ja vollkommen übergeschnappt, zischte Sam. Er wurde rot, und Timmy feixte. Ich kenn sie ja nicht mal...!

    Dann lerne sie kennen. Timmy sprach jetzt eindringlich, fast beschwörend. Sprich mit ihr, lad sie zu einem Abendspaziergang ein, locke sie auf dein Zimmer, lies ihr aus der Bibel vor, erzähl einen Schwank aus deinem Leben, küsse sie, vögle sie, dann lernst du sie...

    Sam zuckte zusammen. Schluss jetzt!, fauchte er. Er schien wirklich böse zu sein plötzlich. Du weißt genau, wie ich denke! Du weißt genau, dass ich als Gottesmann... als Christ... ich meine... dass wir in der Kirche niemals... also - Geschlechtsverkehr vor der Ehe vollziehen...

    'Geschlechtsverkehr'... Timmy lachte wiehernd. 'Geschlechtsverkehr vollziehen'... Er schlug sich auf die Knie. Wie ulkig du dich ausdrücken kannst... Sams Ellenbogen traf ihn in die Rippen. Kathy huschte aus der Küche. Sie brachte Kaffee und Whisky. Kaffee für Sam, Whisky für Timmy. Timmy bemühte sich um ein ernstes Gesicht.

    Ein paar Minuten später Hufschlag auf der Mainstreet. Pferde schnaubten, Männerstimmen riefen, kurz darauf Schritte auf dem Bürgersteig. Die Schwingtür flog auseinander. Eine Schar lärmender Cowboys strömte in den 'Arkansas Billard Room'. Mindestens dreizehn Männer, schätzte Timmy. Einige schwankten gewaltig. Der Schankraum füllte sich mit dem Gestank nach Schweiß und Rindern.

    Sam und Timmy sahen sich nach den Texanern um. Struppige Burschen in blauen Nietenhosen und hellen Baumwollhemden. Einige trugen Lederchaps, fast alle abgegriffene, breitkrempige Stetsons. Zwei Mexikaner waren dabei. Ihre schwarzen Bärte und Augen fielen auf. Und ihre Strohhüte. Glotz nicht so, Gringo!, brüllte der eine quer durch den Raum. Timmy sah, dass er zwei Revolver im Gurt trug.

    Schon okay, Sir, sagte er und wandte sich wieder seinem Whisky zu.

    Der erste Viehtreck dieses Jahr, flüsterte Carl Rowling, der Wirt. Sind früh dran. Kommen aus der Gegend von Fort Griffin. Unruhige Wochen stehen uns bevor.

    Ein gutes Geschäft steht euch bevor, schätz ich. Timmy zog den ledernen Tabaksbeutel aus dem weiten Hemd und drehte sich eine Zigarette.

    Klar, das auch, knurrte Carl.

    Die Texaner drängten sich an die Theke. Carl teilte Gläser aus und fischte eine Whiskyflasche aus dem Regal. Kathrin brachte den Eintopf für Sam und Timmys Steak. Einer der Mexikaner starrte sie an wie einer Erscheinung. Kathy warf Sam einen flüchtigen Blick zu und wurde merkwürdig hektisch. Ihre helle Gesichtshaut verfärbte sich rötlich.

    Timmy musterte den Texaner. Dessen schwarze Augen glühten und wanderten hemmungslos über Kathys zierliche Gestalt. Ohne Zweifel - er zog sie in Gedanken aus. Glotz nicht so, Sir!, blaffte Timmy...

    *

    Hank Davids entzündete die Petroleumlampe und drehte den Docht hoch. Der Lichtschein fiel auf die Wände des kleinen Office. Auf das Waffenregal, die Garderobe, die Wandhaken mit den Handschellen, den Schrank mit Aktenordnern und Büromaterial, und auf die geschlossene Tür zum Zellentrakt.

    Die sechs Zellen waren leer. Das kam nicht allzuoft vor in Dogde City. Und würde sich bald ändern. Am späten Nachmittag war der erste Viehtreck aus Texas eingetroffen. Weitere würden nicht lange auf sich warten lassen. Cowboys, die wochenlang sechzehn Stunden am Tag im Sattel gesessen hatten, würden über die Stadt herfallen. Falschspieler und Huren würden ihnen folgen.

    Eine Menge Arbeit war angesagt. Die ersten Tage nach Eintreffen eines Viehtrecks waren immer die Schlimmsten. Davids rechnete schon in dieser Nacht mit den ersten Verhaftungen.

    Der Town-Marshal kramte einen Fetzen Papier aus seiner Westentasche. Er legte ihn neben die Lampe und betrachtete ihn. Ein zerknautschtes, rotes Stück Papier. Ziemlich festes Papier. Daumenlang war es und nur wenig breiter. Das eine Ende war ausgefranst. Sechs schwarze Buchstaben konnte Davids deutlich entziffern - 'a b a c c o"

    Schon als er den Fetzen aus dem Gras am Arkansas geholt und zwischen den Fingern geglättet hatte, war ihm klar gewesen, was dieses Stück Papier einst verhüllt hatte. Die Farbe kannte er, den Schriftzug, und das Wort, zu dem sich die sechs Buchstaben unschwer ergänzen ließen ebenfalls.

    Hank Davids war ein abgebrühter Mann. Und ein Mann von glasklarem Verstand. Nicht ohne Grund hatte man ihn zum Marshal von Dogde City berufen. Trotzdem brauchte er seine Zeit, um die Wahrheit zu akzeptieren. Oder das, was er für die Wahrheit hielt.

    Er nahm den Papierfetzen zwischen Zeigefinger und Daumen und schnupperte daran. Der schwache Geruch von Kautabak war unverkennbar.

    Seufzend stand er auf. Er trat vor die Tür seines Office auf den Bürgersteig. Es war inzwischen dunkel geworden. Der Regen hatte die drückende Hitze aus der Luft gespült. Ein milder Wind wehte durch die Häuser.

    Davids stieg auf die Straße hinunter. Er vermisste seine gewohnte Ruhe und Gelassenheit, als er den 'Arkansas Billard Room' ansteuerte.

    Der Saloon war schon ziemlich voll. Eine Menge Fremde. Die Texaner, die heute ihr Vieh abgeliefert hatten. An der Theke erkannte er Timothy Baxter und Samuel Cocker. Sie lieferten sich ein lautstarkes Wortgefecht mit einem Mexikaner.

    Der Town-Marshal kümmerte sich nicht um sie. Er hatte die große Gestalt Keaton Rowlings entdeckt. Der Rancher lehnte an der Schmalseite der Theke in Höhe der Küchentür und sprach mit seiner Tochter. Kathy machte einen verstörten Eindruck.

    Davids ging zu den beiden. Sie sahen auf. Er legte den Papierschnipsel vor Rowling auf die Theke. Rowling zog die grauen Brauen zusammen. Komm einen Augenblick vor die Tür, Keaton. Ich muss dringend mit dir reden. Mit einer Kopfbewegung deutete er auf den roten Papierfetzen. Deswegen.

    Der Rancher folgte ihm quer durch den Saloon. Weißt du, wo ich das gefunden hab?, fragte Davids ihn draußen auf dem Bürgersteig. Rowling schüttelte stumm den Kopf. Am Arkansas. An der Stelle, wo wir die Fährte der Pferdediebe verloren haben. Wo ist Joey Plymouth?

    Du meinst...? Rowling deutete auf den Fetzen. Hör zu, Hank - Joey ist nicht der einzige, der auf dem Dreckzeug rumkaut.

    Wo steckt er?

    Im Eden.

    Der Town-Marshal schob sich an dem Rancher vorbei. Sprechen wir mit ihm.

    Rowling hielt ihn fest. Warte, Hank. Vielleicht ist es besser, ich rede zuerst allein mit ihm. Du weißt, wie leicht ihm die Nerven durchgehen. Ich bring ihn dann zu dir ins Office.

    Der Town-Marshal nickte. Keaton Rowling hatte seine Männer im Griff. Sie fürchteten ihn. Und vielleicht war es besser, Plymouth nicht vor seinen Kumpanen auf den Verdacht anzusprechen. Leute wie er konnten unberechenbar sein, wenn sie glaubten, ihre sogenannte Ehre stünde auf dem Spiel.

    Einverstanden, Keaton. Rede mit ihm und dann bring ihn ins Office. Die Männer trennten sich.

    Zurück in seinem Office legte Hank Davids den Fetzen der Kautabakverpackung neben die Lampe. Er nahm ein paar Handschellen von der Wand und hing sie über die Armlehne seines Stuhles. Auch den Hahn seines Peacemakers spannte er. Danach zündete er sich einen Zigarillo an und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Und wartete...

    *

    Ich wusste es! Amoz Woolster hob sein volles Glas. "Ich wusste, dass du mit uns reitest! Auf Captain Patrick

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