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Zwei Thomas West Krimis: Amoklauf für Laura/Der Rennbahn-Erpresser: Cassiopeiapress Thriller
Zwei Thomas West Krimis: Amoklauf für Laura/Der Rennbahn-Erpresser: Cassiopeiapress Thriller
Zwei Thomas West Krimis: Amoklauf für Laura/Der Rennbahn-Erpresser: Cassiopeiapress Thriller
eBook278 Seiten3 Stunden

Zwei Thomas West Krimis: Amoklauf für Laura/Der Rennbahn-Erpresser: Cassiopeiapress Thriller

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Über dieses E-Book

 Everett ist einer der brillantesten und erfolgreichsten Anwälte Manhattans - was seine Tochter Laura nicht davor bewahrte, trotz der elterlichen Fürsorge und guten Ausbildung, in den Drogensumpf abzurutschen. Seither wütet in Everett ein abgrundtiefer Hass auf die Klavierlehrerin Camilla Cane und ihre Drogenpartys, und auf den bekannten Bauunternehmer Benson Rainshadow, der in Drogengeschäfte verwickelt ist, dem das Gericht bisher nur noch nichts nachweisen konnte, aber am meisten hasst eGeorger Mike Winter, der Laura abhängig gemacht hat. Und obwohl das FBI seit Monaten alles daransetzt, an die Drahtzieher der Drogenmafia von Lower Manhattan heranzukommen, gelingt ihnen kein Zugriff. Da wird Laura mit einer Überdosis tot aufgefunden – und alle, die mit Laura und den Drogen zu tun hatten, werden einer nach dem anderen ermordet ...

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum7. Juli 2019
ISBN9783743821514
Zwei Thomas West Krimis: Amoklauf für Laura/Der Rennbahn-Erpresser: Cassiopeiapress Thriller

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    Buchvorschau

    Zwei Thomas West Krimis - Thomas West

    Amoklauf für Laura

    Krimi von Thomas West

    Der Umfang dieses Buchs entspricht 117 Taschenbuchseiten.

     Everett ist einer der brillantesten und erfolgreichsten Anwälte Manhattans - was seine Tochter Laura nicht davor bewahrte, trotz der elterlichen Fürsorge und guten Ausbildung, in den Drogensumpf abzurutschen. Seither wütet in Everett ein abgrundtiefer Hass auf die Klavierlehrerin Camilla Cane und ihre Drogenpartys, und auf den bekannten Bauunternehmer Benson Rainshadow, der in Drogengeschäfte verwickelt ist, dem das Gericht bisher nur noch nichts nachweisen konnte, aber am meisten hasst eGeorger Mike Winter, der Laura abhängig gemacht hat. Und obwohl das FBI seit Monaten alles daransetzt, an die Drahtzieher der Drogenmafia von Lower Manhattan heranzukommen, gelingt ihnen kein Zugriff. Da wird Laura mit einer Überdosis tot aufgefunden – und alle, die mit Laura und den Drogen zu tun hatten, werden einer nach dem anderen ermordet ...

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker.

    © by Author

    © dieser Ausgabe 2017 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    1

    Das Säulenportal des abendlichen New York County Court House erschien auf der Mattscheibe. >Bauunternehmer Benson Rainshadow freigesprochen< verkündete der Schriftzug unter dem Bild.

    Der Mann vor dem TV-Gerät schloss die Augen und ließ seinen Kopf nach hinten gegen die Lehne seines schweren Ledersessels fallen. Geräuschvoll sog er die Luft durch die Nase ein. Als hätte ihn ein plötzlicher Schmerz überfallen.

    Der Reporter von CBS wurde eingeblendet. Mit dem Mikro in der Hand stand er zwischen den korinthischen Säulen des Eingangsportals. Das Bezirksgericht Manhattan konnte dem bekannten Bauunternehmer Benson Rainshadow nicht nachweisen, in Drogengeschäfte einer kriminellen Organisation verwickelt zu sein ...

    Der Mann stand aus seinem schweren Sessel auf. Mit müden Schritten ging er ins Nebenzimmer. Dort stand zwischen zwei Bücherschränken eine schmale Glasvitrine. Ein Waffenschrank. Der Mann zog die Glastür auf und nahm ein Jagdgewehr heraus.

    Rainshadows Anwälte haben eine Verleumdungsklage angekündigt ..., tönte es aus dem Fernsehzimmer. Der Mann betrachtete das Gewehr. … sie sehen in der Rufmordkampagne gegen ihren Klienten den kriminellen Versuch, den Bauunternehmer aus dem hart umkämpften Baugeschäft in New York City zu drängen ...

    Ins Holz des dunkelbraunen Gewehrkolbens war ein Name eingraviert: George Everett. Der Mann legte das Jagdgewehr an und drehte sich um. Über dem barocken Tischchen auf der anderen Seite des Raums hing ein runder Spiegel. Oberkörper und Kopf des Mannes rückten ins Fadenkreuz des Zielfernrohrs. George Everetts Spiegelbild.

    Er ließ das Fadenkreuz über die schwarze Anzugweste, das weiße Hemd und den silbergrauen Schlips wandern. Eine Augenblick stand es über seiner Herzgegend still. Dann wanderte es über den Krawattenknoten hinauf in sein kantiges, blasses Gesicht. Zwischen den blonden Brauen über den zusammengekniffenen Augen stand es abermals still.

    Nebenan, aus dem TV-Gerät, verkündete eine helle Frauenstimme das Wetter des nächsten Tages. Schneeregen, und Temperaturen nahe des Gefrierpunktes. Schritte näherten sich.

    George! Eine erschrockene Frauenstimme. George Everett nahm das Gewehr von der Schulter. Im Türrahmen die zierliche Gestalt seiner Frau. Was machst du da, George?! Jane Everetts große braune Augen hingen erstaunt an dem Gewehr. Sie trug einen dunkelroten Morgenmantel. Ein paar Strähnen ihres schulterlangen, schwarzen Haares hingen aus dem Handtuch heraus, das sie sich um den Kopf gewickelt hatte.

    Nichts, sagte Everett. Gar nichts. Er drehte sich um und hängte das Jagdgewehr zurück in die Vitrine. Die Jungs vom Golfclub haben vorgeschlagen am nächsten Wochenende in den Catskill Park zu fahren und Rotwild zu jagen.

    Bei dem Wetter ...? Zwischen den schmalen, schwarzen Bögen von Jane Everetts Augenbrauen erschien eine Falte.

    George drehte sich um und sah sie an. Er liebte ihre großen Augen. Die gleichen dunklen Augen, die ihre gemeinsame Tochter hatte. Er wollte nicht, dass Angst in diesen Augen flackern musste. Warum nicht? Ein gequältes Lächeln huschte über sein kantiges Gesicht. Der Winterwald, das Kaminfeuer nach der Jagd, ein heißer Grog - hat seine Reize. Er nahm Jane in die Arme und wollte sie küssen.

    Sie hielt ihm das schnurlose Telefon entgegen. Richter Hastings will dich sprechen, Darling.

    George nahm ihr den Apparat aus der Hand, presste ihn ans Ohr und steckte die Linke in die Hosentasche. Everett? Er ging langsam zum Fenster, während er dem Richter zuhörte.

    Es ging um einen Mordfall. Der Angeklagte war ein stadtbekannter Basketballspieler, ein Lokalmatador. Er hatte einen jungen Burschen umgebracht. Die Presse machte eine Menge Wirbel um den Fall. Hastings bat George Everett die Verteidigung des Mannes zu übernehmen. George sagte zu.

    Er reichte seiner Frau das Telefon. Ich soll Louis Borgward verteidigen.

    Jane schien gar nicht zuzuhören. Sie nickte langsam und blickte ihn an, als hätte sie sein Gesicht gerade zum ersten Mal gesehen.

    George Everett hatte sich verändert in den letzten drei Monaten. Seit Laura, ihre gemeinsame Tochter, ausgezogen war. Dunkle Ringe lagen unter seinen Augen. Die Falten, die sich von seinen Nasenflügeln zu den Mundwinkeln herabzogen, waren tiefer geworden. Er sprach nur noch das Nötigste.

    Laura hat angerufen, sagte sie leise.

    So? Er wandte sich ab und steckte beide Hände in die Hosentaschen. Und wie geht's ihr? Seine Stimme klang zynisch.

    Sie braucht Geld.

    Er stieß ein bitteres Lachen aus. Geld ... finanziert ihr der Musiker das Heroin nicht mehr?

    Bitte, George ... Jane lief ihm hinterher und stellte sich von ihn. Sie braucht Geld für ihr Musikstudium.

    Natürlich. Wieder der zynische Unterton in seiner Stimme. George Everett neigte dazu, Trauer und Verzweiflung durch Zynismus zu kaschieren. Und du glaubst das. Bitterkeit lag in seinem Blick. Sie soll zurück nach Hause kommen und ihr Jurastudium wieder aufnehmen, dann bekommt sie Geld.

    Bitte, George ...! Jane legte ihre Hände auf seine Schultern. Ich bin genauso ratlos wie du! Aber wir müssen alles tun, um Laura zu zeigen, dass sie noch ein zu Hause hat - sonst rutscht sie immer tiefer in diesen Sumpf ...

    Das liebliche Gesicht seiner Tochter erschien auf Everetts innerer Bühne. Sie hatten nur dieses eine Kind. Und sie hatten ihm alles gegeben, was ein amerikanisches Paar auf der Sonnenseite des Lebens einem Kind geben kann: Eine behütete Kindheit in der saubersten Gegend von Queens, Liebe und Zuwendung, und die beste Schulbildung. Laura hatte eine Bilderbuchzukunft vor sich gehabt. Und dann plötzlich diese zwielichtigen Gestalten ... immer öfter waren sie ins Haus gekommen ...

    Das ist es ja, Jane. George machte sich von seiner Frau los. Ich habe Leute vor Gericht verteidigt, die an der Nadel hingen. Leute wie diesen weichlichen Musiker. Glaub mir, Jane - solche Leute suchen erst Hilfe, wenn sie so tief im Sumpf stecken, dass sie keine Luft mehr kriegen ...

    Janes Augen füllten sich mit Tränen. Sie wandte sich ab und verließ das Zimmer.

    Später hockte Everett mit einem Glas Cognac in seinem Fernsehsessel. Eine Comedy-Serie flimmerte über die Mattscheibe. Das Gelächter aus dem Off schnitt ihm ins Herz. Seine Gedanken schweiften ab. Er dachte an Benson Rainshadow, den Bauunternehmer mit der richterlich gereinigten Weste. Er dachte an die Leute, die seine Tochter in den Sumpf gezogen hatten - an den labilen Musiker vor allem, und an Lauras Klavierlehrerin. Und er dachte an die Gewehre in seinem Waffenschrank ...

    2

    Es war schon dunkel. Schneeregen und ein starker Westwind jagte die Passanten mit hochgeschlagenen Kragen und Regenschirmen über den Bürgersteig. Die vorbeirollenden Fahrzeuge spritzten ihnen Wasserfontänen vor die Füße und an die Hosenbeine. Ein Wetter zum Davonlaufen.

    Der Wagen kam von der Williamsburg Bridge und hielt auf der Delancey Street, Ecke Clinton Street. Ein alter Chevrolet, schwarz und mit New Yorker Kennzeichen. Die rechte Hintertür öffnete sich. Ein Mann stieg aus. Ein Afroamerikaner in einem dunklen Trenchcoat. Er schlug die Tür zu und sah dem anrollenden Wagen hinterher, bis der sich wieder in den Verkehr auf Delancey Street eingefädelt hatte.

    Zwei Telefonzellen standen an der Straßenecke. Der Mann betrat eine von ihnen. Eine schwarze Wollmütze, wie sie zurzeit in Hip-Hop-Kreisen beliebt ist, saß auf seinem kahlen Schädel. In jedem Ohrläppchen hing ein kleiner, goldener Ring. Der Mann nahm den Hörer ab und drückte eine Handynummer in die Tastatur des Kartenautomaten.

    Linus hier, sagte er, kannst du reden? ... Macht nichts, sie sind jetzt unterwegs, mehr wollt ich nicht sagen ... Er sah sich nach allen Seiten um. Die Rushhour löste sich langsam auf. Trotzdem rollten die Autos Stoßstange an Stoßstange über die Delancey Street. Gut, sagte er in die Sprechmuschel. Die Sache läuft ... und es gibt keinen Weg zurück mehr ...

    Sein Gesprächspartner schien ganz seiner Meinung zu sein. Der Mann namens Linus nickte und hängte dann den Hörer ein. Er verließ die Telefonzelle und winkte einem Cabby ...

    3

    Schneeregen klatschte an das große Fenster. Passanten mit hochgeklappten Jacken- und Mantelkrägen und eingezogenen Schultern wälzten sich auf der abendlichen Delancey Street vorbei. Manche klammerten sich mit beiden Händen an den Griffen ihrer Regenschirme fest. Ein starker Ostwind heulte durch die Straßen, zerrte an den Schirmen und ließ Mäntel und Schals flattern.

    Die meisten Tische des Bistros warteten noch auf die Nachtschwärmer. An der Theke hingen sieben, acht Gestalten, tranken Bier, schlürfen Cola oder, wie ich, Tee mit Rum. Latinos, Afroamerikaner und Asiaten - nur einen Weißen außer mir hatte ich ausgemacht.

    Er bestellte ein Bier nach dem anderen und rauchte Kette. Ein frustrierter Familienvater, schätzte ich. In den Kneipen der Lower East Side traf man sie häufig, diese traurigen Männer. Ohne einen ungesund hohen Alkoholpegel im Blut waren sie am Ende einer Woche einfach nicht in der Lage, die beiden freien Tage mit Weib und Kind anzutreten.

    Ich lehnte gegen einen Stehtisch vor dem Fenster und blickte hinaus. Die Bar gegenüber interessierte mich. >Nighthole< hieß sie. Ein schlichter Name. Und ein ehrlicher. Er stand in Neonlettern über ihrem Eingang. Aber nur noch die zweite Hälfte der Buchstaben war erleuchtet, das >hole<.

    In dem roten Backsteingebäude neben der Bar hatte man in uralten Zeiten Textilien produziert. Während meiner ersten Jahre beim FBI war das Gebäude von einer Hippie-Kommune besetzt gewesen. Auch schon wieder ein paar Jährchen her. Zwischendurch hatte eine Gruppe Latinos mit einer Sambaschule ihr Glück in den Gemäuern versucht, wenn ich mich recht erinnere. Und seit Anfang der achtziger Jahre gab es dort eine ziemlich große Armenküche der Heilsarmee. Nicht nur wir Menschen verändern uns.

    Zwischen den beiden Gebäuden führte eine Durchfahrt zu einem Parkplatz hinter der Häuserzeile. Diese Durchfahrt interessierte mich fast noch mehr als die Bar. Ich registrierte jedes Auto, das von der Delancey Street in sie hinein abbog.

    Seit fast einer Stunde stand ich schon in dem Bistro gegenüber des >Nighthole<. Mein Rumtee war längst kalt. Die Rosen neben dem Teeglas wirkten nicht mehr ganz frisch. Ich schwitzte unter der Pelzkappe, die ich mir über den Kopf gestülpt hatte. Meine Haut unter dem falschen Schnurrbart juckte.

    Ich trug einen abgewetzten Lodenmantel und schwarze Cordhosen. Klamotten, wie man sie gegenüber bei der Heilsarmee kriegen konnte, wenn man auf der Straße lebte und nicht einmal mehr sozialhilfeberechtigt war.

    Ich sah aus wie ein Flüchtling aus dem Balkan, der im Begriff war, den jämmerlichen Rest seiner Existenz im Big Apple in den Sand zu setzen. Frozzel, unser Maskenbildner hatte mal wieder gute Arbeit geleistet.

    Er kommt. Clive Caravaggios Stimme aus dem Kopfhörer unter der Ohrklappe meiner Pelzmütze. Clive hockte ein paar Häuser weiter auf der Straße, spielte Mundharmonika und sammelte Kleingeld in einem alten Hut. Kennzeichen, Typ und Farbe wie beschrieben.

    Wir wussten nur, welchen Wagentyp wir erwarteten. Den Mann, der den Wagen steuern würde, kannte auch unser Undercover-Agent noch nicht.

    Ich griff nach meiner Teetasse und spähte zur Einfahrt hinüber. Das Scheinwerferpaar eines schwarzen Fahrzeugs schob sich heran und blinkte nach rechts. Mehr als zwei Schatten konnte ich hinter der Windschutzscheibe nicht erkennen.

    Der Wagen bog in die Durchfahrt. Ein Chevrolet aus den frühen Neunzigern, das New Yorker Kennzeichen stimmte mit den Informationen unseres verdeckten Ermittlers überein. Und wenn alles so laufen würde, wie unser Mann es angekündigt hatte, dann verschwanden mit dem schwarzen Chevrolet gerade zehn Kilo Heroin auf dem Parkplatz der alten Textilfabrik.

    Ich rieb mir mit dem Handrücken über die Nase, um die billige Digitaluhr in die Nähe meiner Lippen zu bringen. Sie war mit einem Mikro verwanzt. An Milo und Jennifer, flüsterte ich, sie sind zu zweit.

    Mein Partner und Kollegin Jennifer Johnson hockten in einem grauen Mercury auf dem Parkplatz vor dem Hinterausgang der Bar. Natürlich spielten sie dort nicht Karten. Anders als Clive und mich hatte Frozzel sie nicht großartig stylen müssen. Sie mimten das Liebespaar.

    Ich legte eine Münze neben das Teeglas, schnappte meine Rosen und verließ das Bistro. Die Kälte schlug mir ins Gesicht wie ein nasses Tuch.

    Drei Männer steigen aus dem Chevrolet. Diesmal Milos Stimme im Knopf meiner rechten Ohrenklappe. Sie gehen zum Hintereingang. Ich barg meine armen Rosen unter dem Lodenmantel. Wir wussten nicht, wie viele Männer an dem Deal beteiligt sein würden. Wir wussten nur, dass er stattfinden sollte und dass der Stoff sich in dem Chevrolet befand. Ein Schwarzer und zwei Weiße. Der Schwarze trägt einen braunen Ledermantel, die Weißen Felljacken. Jetzt betreten sie die Bar. Wieder Milos Stimme.

    Ein Ambulanzwagen rollte vorbei - ich grüßte die beiden Sanitäter hinter der Windschutzscheibe nicht. Dabei kannte ich sie bestens. Und sie mich. Es waren Jay Kronburg und Leslie Morell.

    Ich überquerte die Straße und schlenderte dem Eingang des >Nighthole< entgegen. Mit ein bisschen Glück würden wir heute die Früchte von drei Monaten Arbeit ernten. Solange war es her, dass wir unseren Undercover-Mann in den Dunstkreis der Drogenmafia von Lower Manhattan platzieren konnten. Ich stieg die Vortreppe zur Bar hinauf und öffnete die Tür.

    Hier war das Nachtleben der Lower East Side schon weiter fortgeschritten als drüben in dem drögen Bistro. Schätzungsweise dreißig, vierzig Leute drängten sich um Tische und Theke. Die tief gehängten Lampen über den runden Tischen erhellten den Schankraum nur mäßig. Rauchschwaden hingen über den Köpfen der Männer und Frauen wie der herbstliche Morgendunst über dem Hudson. Ich ging auf den nächstbesten Tisch zu und bot meine mickrigen Rosen an.

    Ich arbeitete mich von Tisch zu Tisch. Aus den Augenwinkeln suchte ich die Theke nach unserem Mann ab. Die meisten Leute hier konnten mit Rosen nichts anfangen. Die meisten winkten ab oder schüttelten den Kopf. Aber nicht nur das - verächtliche Blicke musterten mich, ein paar Nettigkeiten wurden mir an den Kopf geworfen - Verpiss dich!, Steck dir das Kraut in den Arsch! und Schlimmeres.

    Endlich entdeckte ich unseren Mann. Schwarze Lederjacke mit Pelzkragen, schwarzes Haar, dunkelbraune Wildlederhose. Auf dem Barhocker links neben ihm eine Frau. Schmales Gesicht, hochstehende Wangenknochen, blonder Zopf. Sie trug einen schwarzen, engen Pullover und einen grauen Minirock. Ihre schlanken Beine steckten in schwarzen Netzstrumpfhosen. Es leuchtete mir unmittelbar ein, dass unser Agent sich mit ihr angefreundet hatte.

    Aus seinen Berichten kannten wir ihren Namen und ein paar persönliche Daten: Camilla Cane, vierunddreißig Jahre alt, eingeborene Manhattie, Musiklehrerin. In ihrem Apartment in SoHo veranstaltete sie wöchentliche Feten, auf denen man sich nicht nur mit Alkohol berauschte. Natürlich mit Gästen, die es nicht nötig hatten, für einen Schuss oder einen Streifen einer Rentnerin die Handtasche zu klauen oder eine Apotheke zu überfallen.

    Unser Mann hielt Camilla Cane für eine wackere Drogenkonsumentin. Immerhin hatte sie ihm die Connection zu einer ganzen Reihe von Dealern ermöglicht. Über die kam er an die Zwischenhändler. Und über den Deal, der für diesen Abend geplant war, hofften wir einen der ganz fetten Fische des Drogenhandels an Land zu ziehen.

    Auf den Barhocker rechts neben ihn setzte sich eben ein Mann in einem langen, braunen Ledermantel. Ein Afroamerikaner. Einer der beiden Männer aus dem Chevrolet.

    Hinter der Theke arbeitete ein kakaobrauner Bursche. Zehnmillionen Rastalocken hingen ihm wie quastige Schafswolle von seinem Schädel ab. Seine Augen flogen ständig zwischen Zapfhähnen, Flaschen und Gläsern und den Leuten in seiner Kneipe hin und her. Einer dieser hellwachen Burschen, deren Lauerblicken nichts entging.

    Langsam arbeitete ich mich zur Theke vor. Lauerauge stellte dem Schwarzen im Ledermantel ungefragt einen Whisky hin. Ich sah, wie der Ledermanteltyp seinen Autoschlüssel direkt neben den unseres Undercover-Manns legte.

    Wir wär's, Mister? Ich bohrte meinen Rosenstrauß zwischen die Blonde und unseren Agenten. Schöne Blumen für eine schöne Frau - die Lady könnte sich dankbar erweisen. Ich sprach mit dem holprigen Akzent eines Menschen, der gerade einen Kurs >Amerikanisch für Fortgeschrittene< absolviert hatte.

    Quanta costa, Kumpel?

    Einen Dollar fünfzig Cents für drei dieser Prachtrosen. Damit wusste unser Mann, dass sie zu dritt gekommen waren.

    Okay, sagte er, und ich wusste, dass der Deal wie geplant stattfinden würde. Der Schwarze neben ihm stierte gelangweilt in sein Whiskyglas.

    Die Blonde sah mich nicht einmal an. Aber ich sie. Eine schöne Frau. Ich beneidete unseren Maulwurf. Er kramte zwei

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