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Die Totenbändiger - Band 24: Wintersonnenwende: Das große Finale der Serie
Die Totenbändiger - Band 24: Wintersonnenwende: Das große Finale der Serie
Die Totenbändiger - Band 24: Wintersonnenwende: Das große Finale der Serie
eBook313 Seiten4 Stunden

Die Totenbändiger - Band 24: Wintersonnenwende: Das große Finale der Serie

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Über dieses E-Book

Die Wintersonnenwende steht kurz bevor und mit ihr die alles entscheidende vierte Unheilige Nacht. Werden die Hunts Carltons Pläne vereiteln und Cams Leben retten können?

Das große Finale der Reihe, "Die Totenbändiger", von Nadine Erdmann (Cyberworld, Die Lichtstein-Saga).
SpracheDeutsch
HerausgeberGreenlight Press
Erscheinungsdatum14. Juli 2022
ISBN9783958344815
Die Totenbändiger - Band 24: Wintersonnenwende: Das große Finale der Serie

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    Buchvorschau

    Die Totenbändiger - Band 24 - Nadine Erdmann

    Table of Contents

    Wintersonnenwende

    Was bisher geschah

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Kapitel 6

    Kapitel 7

    Kapitel 8

    Kapitel 9

    Kapitel 10

    Kapitel 11

    Kapitel 12

    Kapitel 13

    Kapitel 14

    Kapitel 15

    Kapitel 16

    Kapitel 17

    Kapitel 18

    Kapitel 19

    Kapitel 20

    Kapitel 21

    Kapitel 22

    Kapitel 23

    Kapitel 24

    Kapitel 25

    Kapitel 26

    Kapitel 27

    Kapitel 28

    Kapitel 29

    Kapitel 30

    Kapitel 31

    Kapitel 32

    Epilog

    Nachwort und ein dickes Danke

    Impressum

    Die Totenbändiger

    Band 24

    Wintersonnenwende

    von Nadine Erdmann

    Verlagslogo

    Was bisher geschah

    Traumfänger

    Das im Old English Gentlemen’s Club sichergestellte Tagebuch offenbart den Hunts, was nach dem vierten Ritual passieren wird: Ähnlich einem Wiedergänger erhält der Geminus nach dem Bändigen der dreizehn Geister einen Körper, den er damit festigt, dass er seinen Träger tötet und dessen Innereien frisst. Nach dem Schock über diese Enthüllung entwickeln die Hunts mehrere Pläne, um das Ritual zu verhindern oder zumindest dafür zu sorgen, dass Cam nicht stirbt, sollte Carlton ihn kidnappen und zur Durchführung des Rituals zwingen. Während eines Trainings versuchen sie deshalb, die Schwächen des Zwillings sowie mögliche Angriffspunkte herauszufinden. Cams Misstrauen gegen den Geminus wächst dabei immer mehr, da das Wesen Dinge vor ihm verbirgt. Als er einen flüchtigen Blick in die Gedanken des Zwillings erhascht, bekommt er die Gewissheit: Der Zwilling hat ihm seine Freundlichkeit nur vorgespielt und sich aus Eigennutz kooperativ gezeigt, weil er durch das Training stärker werden wollte. Nach dieser Erkenntnis brechen die Hunts das Training ab und Cam beschließt, den Zwilling kein weiteres Mal zu rufen.

    Da die Hunts und ihre Verbündeten durch die Ermordung von Garrett Singer die Chance verloren haben, ihn als Kronzeugen gegen Carlton zu gewinnen, konzentrieren sich ihre Bemühungen nun komplett auf Plan B, der die Entführung Cams durch Carlton, eine schnelle Befreiung durch eine Sondereinsatztruppe sowie die Festnahme Carltons und seiner Männer beinhaltet. Um Carlton keine Gelegenheit zu geben, sich neben Cam auch Leo und Toby für die Ritualnacht zurückzuholen, verlassen Sky, Edna und Ella mit Jade und den beiden London. Ein Teil der Rifkins begleitet sie ebenfalls nach Schottland.

    Gabriel will sich bei der gemeinsamen Säuberungsaktion des Cloverfield Shopping Centres in Carltons Truppe einschleusen. Dies gelingt zwar, doch Jack wird während des Einsatzes angeschossen.

    Wie vermutet, nutzt Carlton den Tag der Säuberung dazu, Cam zu entführen. Leider durchschauen ihre Gegner allerdings, dass man Cam einen Peilsender eingesetzt hat und entfernen diesen.

    Kapitel 1

    Kapitellogo - Rabe

    Freitag, 20. Dezember

    05:23 Uhr

    London Memorial Hospital

    Im Krankenzimmer herrschte schummriges Licht und das monotone Piepen der Überwachungsgerätschaften hatte etwas Einschläferndes. Evan kämpfte damit, die Augen offen zu halten. Schon zweimal war er kurz eingenickt, obwohl seine Sitzposition hier an der Wand alles andere als bequem war. Doch das Zimmer, in das man Jack nach der OP gebracht hatte, war nicht gerade riesig, und es war schon schwierig genug gewesen, drei Stühle für Eddie, Lorna und Hank hier unterzubringen. Evan war daher dankbar, dass man ihn überhaupt hier sein ließ. Lorna und Eddie hatten ihn jedoch völlig selbstverständlich mitgenommen, als Nells Anruf sie am Abend zuvor alle geschockt hatte.

    Jack war beim Säuberungseinsatz im Cloverfield Shopping Centre während eines Kampfs gegen einen Wiedergänger angeschossen worden. Es konnte zwar niemand beweisen, aber der Verdacht lag mehr als nahe, dass die Männer aus Carltons Truppe den Wiedergänger absichtlich verfehlt und den Angriff der Bestie dafür genutzt hatten, auf die Spuks und Reapers zu schießen, um die Reihen ihrer Gegner auszudünnen. Morgen Abend stand die vierte Unheilige Nacht an und mit ihr das letzte Geminusritual. Während der Säuberung dafür zu sorgen, dass der ein oder andere ihrer Gegner außer Gefecht gesetzt wurde, damit sie Carlton beim Ritual nicht in die Quere kommen konnten, war zu erwarten gewesen.

    Bei Jack war dieser Plan leider ziemlich gut aufgegangen. Er würde beim Einsatz morgen ganz sicher nicht dabei sein. Eine Kugel hatte ihn in den linken Oberschenkel getroffen. Evan hatte nicht viel von dem medizinischen Kauderwelsch der Ärztin verstanden, aber anscheinend gab es im Oberschenkel einiges, was wahnsinnig viel bluten konnte. Ein bisschen was davon hatte die Kugel getroffen, aber zum Glück nicht die Hauptarterie, sonst hätte es um Jack sehr schlecht gestanden. Außerdem hatte er gleich doppelt Glück gehabt, weil Nell und Matt ihn so schnell und gut erstversorgt hatten. Jacks Blutverlust war trotzdem ziemlich hoch gewesen und natürlich hatte man die Kugel aus seinem Bein herausoperieren müssen. Die Ärztin hatte ihnen aber versichert, dass alles gut gelaufen war und sie Jack bloß über Nacht sediert hatten, damit sein Körper sich besser von den Strapazen erholen konnte. Sie hatte die Rifkins nach Hause schicken wollen mit dem Angebot, sie anrufen zu lassen, sobald Jack aufwachte. Darauf war jedoch keiner von ihnen eingegangen. Im Gegenteil. Sie hatten darauf bestanden, alle zu Jack gelassen zu werden und über Nacht bei ihm zu bleiben.

    Nicht nur, weil sie ihrem Sohn und Bruder nah sein wollten.

    Carlton sollte auch keine Chance bekommen, jemanden herzuschicken, um Jack etwas anzutun. Nur einen seiner Gegner im Cloverfield ausgeschaltet zu haben, reichte ihm womöglich nicht. Vor allem, weil Jack nicht gestorben war. Dafür nachträglich noch zu sorgen und so seine Gegner durch Verlust und Trauer zusätzlich zu schwächen, war definitiv etwas, das jeder hier Carlton zutraute – und keiner von ihnen wollte das riskieren.

    Dem Pflegepersonal hatten sie nichts von diesen Befürchtungen erzählt, weil niemand riskieren wollte, dass Jack womöglich so kurz nach seiner OP genauso aus dem Krankenhaus verwiesen wurde, wie man es bei Jules nach seinem Milzriss getan hatte. Der war zwar in einer anderen Klinik operiert worden, aber Vorstandsräte handelten mit Sicherheit alle ziemlich ähnlich. Da Lorna jedoch als stellvertretende Stadträtin für die Gilde der Totenbändiger recht bekannt war und Hank mit seinen stämmigen zwei Metern sehr eindrucksvoll wirken konnte, wenn er wollte, hatten sie das Personal schnell davon überzeugen können, dass die Familie bei Jack bleiben würde. Eddie, Lorna und Hank hatten sich neben ihren Sohn ans Bett gesetzt, während Willa, Matt und Nell sich mit Evan an einer der Wände auf den Boden gesetzt hatten.

    Evan blickte zu den drei hinüber. Willa und Nell schienen eingenickt zu sein. Nell lehnte gegen Matt, der seinen Arm um sie gelegt hatte. Beide trugen graue Trainingsoutfits der Londoner Metro Police, die Dash und Leslie ihnen mitgebracht hatten, als sie nach dem Ende der Säuberungsaktion hergekommen waren, um nach Jack zu sehen. Jetzt saßen die beiden gemeinsam mit Flint im Besucherraum der Station, warteten darauf, dass Jack aufwachte, und hielten gleichzeitig Wache.

    Ein leises Seufzen ließ Evan zum Bett hinübersehen.

    Jacks Hand zuckte.

    Sofort nahm seine Mum sie in ihre und drückte sacht seine Finger. »Hey mein Schatz«, sagte sie leise und strich über Jacks Stirn. »Hast du ausgeschlafen?«, fragte sie liebevoll und schenkte ihrem Sohn ein Lächeln, als dieser mit einem weiteren Seufzen seine Augen aufmühte.

    Jack musste ein paar Mal blinzeln, bis er klarer sah und brauchte einen Moment, um sich zu orientieren, weil er dieses Zimmer noch nie gesehen hatte.

    »Weißt du noch, was passiert ist?« Eddie saß auf der anderen Bettseite und hatte seine Hand auf Jacks Arm gelegt. Obwohl keinerlei Zweifel daran bestanden hatte, dass Jack aufwachen würde, war Eddie anzusehen, wie erleichtert er war, dass sein Sohn die Augen aufgeschlagen hatte.

    »Ja«, brachte er krächzend hervor und sein Blick fiel auf einen Becher, der auf seinem Nachttisch stand. »W-Wasser?«

    Eddie nahm den Becher und gab seinem Sohn den Strohhalm in den Mund. »Langsam und nur kleine Schlucke. Das hat uns der Pfleger eingebläut.«

    Jack tat, wie ihm geheißen, und sah wie Willa, Matt und Nell neben Big Daddy am Fußende seines Betts auftauchten. Allen vier war anzusehen, dass sie eine ziemlich ätzende Nacht hinter sich hatten, wirkten gleichzeitig aber froh und erleichtert, dass er wach war. Jack schloss kurz die Augen und trank noch einen kleinen Schluck, ließ es dann aber, weil das Wasser zwar die Trockenheit in Mund und Kehle vertrieb, ihm gleichzeitig aber auch Halsschmerzen bescherte.

    »Hast du Schmerzen?«, hörte er Big Daddy mit seiner tiefen Stimme fragen, und er mühte seine Augen wieder auf.

    »Nein, es geht«, antwortete er matt. Sprechen war unglaublich anstrengend. »Ist mein Bein okay?«

    Lorna drückte seine Hand. »Ja, mach dir keine Sorgen. Die Chirurgin hat die Kugel ohne Komplikationen entfernen können und uns versichert, dass alles gut heilen wird. In ein paar Wochen wirst du nichts mehr davon merken. Und dass du dich gerade so schlapp fühlst, liegt vor allem daran, dass du so viel Blut verloren hast. Aber auch davon wirst du dich wieder erholen.« Sie schenkte ihm ein zuversichtliches Lächeln.

    Jack erwiderte ihren Händedruck und schloss erneut kurz die Augen. Dann blickte er zu Matt und Nell.

    »Danke«, flüsterte er. »Wenn ihr nicht …« Er brach ab, weil er plötzlich einen dicken Kloß im Hals hatte.

    Die Erinnerung an die furchtbaren Schmerzen, als die Kugel ihn getroffen hatte, schoss ihm durch den Kopf. Der Schock, weil die Wunde wie verrückt geblutet hatte. Die Panik, als er gemerkt hatte, wie ihm die Sinne schwinden wollten.

    Nell war die ganze Zeit an seiner Seite gewesen, hatte versucht, die Blutung mit ihren Händen zu verlangsamen, hatte mit ihm geredet, ihn wachgehalten und seinem Körper mit Silberenergie geholfen, während Matt ihm einen Druckverband angelegt und ihn dann aus dem Einkaufszentrum getragen hatte.

    »Hey.« Nell schob sich an ihrer Mum vorbei und umarmte ihren Bruder so gut es ging, während der im Bett lag. »Sehr, sehr gern geschehen. Obwohl du das definitiv nicht wiederholen musst, klar?« Sie ließ ihn wieder los und bohrte ihren Blick in ihn.

    Jack verzog das Gesicht. »Hab ich nicht vor.« Dann sah er zu seinem großen Bruder. »Ich schätze, die Leute hier kriegen mich nicht so schnell wieder hin, dass ich morgen helfen kann?«

    Matt schnaubte ironisch und schüttelte den Kopf. »Kleiner, du kannst froh sein, wenn wir dich morgen nach Hause holen, falls die Ärztin dafür grünes Licht gibt und das Pflegepersonal bis dahin genug davon hat, dass eine Horde von Leuten dein Zimmer bevölkert.«

    Wieder verzog Jack das Gesicht. »Ihr müsst nicht hierbleiben. Geht nach Hause und schlaft. Gerade du und Nell habt es nötig. Der Tag gestern war auch ohne das Drama mit mir schon anstrengend genug. Und ihr müsst für morgen fit sein. Mir geht es gut und ich will nicht, dass euch was passiert, weil ihr wegen mir total übermüdet seid.«

    »Da hat er nicht ganz unrecht«, brummte Hank in Richtung Nell und Matt. »Ihr solltet wirklich zusehen, dass ihr Schlaf bekommt. Geht und sagt Flint, Leslie und Dash Bescheid, dass Jack aufgewacht ist und es ihm gut geht. Dann nehmt Leslie und Dash mit und fahrt nach Hause. Flint kann ein paar der Evils zum Wachehalten herbestellen.«

    Willa nickte sofort. »Das ist eine gute Idee.« Sie wandte sich an ihre drei Eltern. »Allerdings solltet ihr das auch machen. Fahrt heim und schlaft ein paar Stunden. Dann könnt ihr heute Mittag wieder herkommen und Evan und mich ablösen. Solange halten wir hier die Stellung, einverstanden?«

    Sie blickte zu Evan, der noch immer auf dem Boden hockte, weil er sich bei dem Familienmoment nicht dazwischen drängeln wollte. Jetzt blickte er Willa überrumpelt an und fühlte sich plötzlich wie unter einem Flutscheinwerfer, als sich alle Augen auf ihn richteten.

    »J-ja. Einverstanden«, stammelte er hastig.

    »Perfekt.« Willa machte eine ermutigende Handbewegung. »Dann steh endlich auf und geh zu Jack. Das tut euch beiden gut. Ich ziehe los und organisiere uns Kaffee, der besser schmeckt als das furchtbare Gebräu aus diesem Automaten im Warteraum.« Damit verschwand sie aus dem Zimmer.

    Lorna war aufgestanden und gab Jack einen Kuss auf die Stirn. »Wir kommen heute Mittag wieder her.«

    Jack lächelte gerührt und sah von ihr zu seinen beiden Dads. »Das ist lieb, aber dann müsstet ihr das Evil heute schließen und das ist nicht nötig. Wegen der Nebeltage war der Pub ohnehin schon so oft in letzter Zeit geschlossen. Ich komme hier klar. Und ja, ich weiß, es geht auch darum, dass jemand hier sein soll, um auf mich aufzupassen. Aber wenn Onkel Flint ein paar der Evils hier Wache halten lässt, reicht das völlig.«

    Eddie strich seinem Sohn über den Arm und gab ihm dann ebenfalls einen Kuss auf die Stirn. »Wir schauen mal, okay?« Dann machte er Platz für Hank, damit er sich ebenfalls von seinem Sohn verabschieden konnte.

    Evan hielt sich weiter im Hintergrund und wartete, bis alle aus dem Zimmer verschwunden waren, bevor er ans Bett trat.

    »Hey«, sagte er leise. Er setzte sich auf den Stuhl, den Lorna freigemacht hatte, und nahm Jacks Hand. Jack war schrecklich blass und seine Finger waren so kalt, dass Evan beide seiner Hände um Jacks legte, um dessen Finger zu wärmen.

    »Hey«, antwortete Jack mit einem matten Lächeln.

    Evan erwiderte es bemüht. »Du siehst ziemlich fertig aus. Hast du doch Schmerzen? Soll ich die Schwester holen?«

    Jack schloss kurz die Augen. »Nein.« Dann deutete er mit dem Kopf zu seiner anderen Hand. Eine Klammer steckte dort auf seinem Finger und vom Handrücken führte ein Schlauch zu einem Infusionsbeutel, der an einem Ständer neben dem Bett hing. »Keine Ahnung, was die mir hier geben, aber es ist gutes Zeug.« Wieder schenkte er Evan ein kleines Lächeln. »Und die Schwester kommt gleich sicher von ganz allein.« Er drehte erneut den Kopf und blickte zum Überwachungsmonitor, auf dem Zahlen und Kurven leuchteten, die Jack nichts sagten. »Irgendeiner dieser Werte verrät der Überwachungszentrale bestimmt, dass ich aufgewacht bin.«

    Evan schnaubte. »Dann lassen sie sich aber ganz schön Zeit, um nach dir zu sehen.«

    »Sie müssen sich damit ja keinen Stress machen. Die Werte verraten ihnen sicher auch, dass es mir gut geht.« Versichernd drückte Jack Evans Finger. »Klar?« Er suchte den Blick seines Freundes. »Es geht mir gut.«

    Evan schluckte hart. Jack wach zu sehen und mit ihm zu reden, tat unglaublich gut. Gleichzeitig waren all die Schläuche und Kabel aber nur schwer zu ertragen. Die Infusion im Handrücken und die Klammer am Finger waren schließlich nicht das Einzige. Unter dem blauen OP-Hemd ragten die Kabel der EKG-Elektroden heraus, um Jacks linken Arm lag eine Blutdruckmanschette und neben seinem verletzten Bein verlief ein Schlauch aus dem Bett heraus in einen Beutel, der eine blutige Flüssigkeit auffing. Evan verstand, dass all diese Dinge der Überwachung dienten oder Jack Medikamente gaben, die ihm gegen Schmerzen und die Auswirkungen des Blutverlustes halfen. Trotzdem war der Anblick beunruhigend.

    Er spürte, wie Jack erneut seine Finger drückte.

    »Es tut mir leid.«

    Verwirrt runzelte Evan die Stirn. »Was?«

    »Dass du dir Sorgen um mich machen musstest«, antwortete Jack mitfühlend.

    Evans Gesicht verfinsterte sich. Er hatte gerade seine Eltern verloren und dass er gestern Abend auf der Fahrt hierher panische Angst gehabt hatte, jetzt auch noch Jack zu verlieren, hatte ihn fast wahnsinnig gemacht. Es war eine riesige Erleichterung gewesen, als Matt und Nell Entwarnung gegeben hatten, dass Jack im OP war und keine akute Lebensgefahr bestand. In der Nacht war der Erleichterung dann nach und nach die Wut auf Carlton gefolgt. Erst hatte dieser Dreckskerl ihm seine Eltern genommen und jetzt auch noch fast Jack. Was Evan dafür am liebsten mit ihm gemacht hätte, erschreckte ihn selbst.

    »Es war nicht deine Schuld, dass ich mir um dich Sorgen machen musste, sondern Carltons«, fauchte er heftiger, als er gewollt hatte. »Tut mir leid.« Unwirsch fuhr er sich durch die Haare und fügte dann mit bemüht ruhigerer Stimme hinzu: »Ich glaube, ich bin gerade ziemlich dünnhäutig.«

    Jack nahm Evans Hand zurück in seine. »Wenn einer das Recht dazu hat, gerade dünnhäutig zu sein, dann du. Aber wenn alles glattgeht, bekommt Carlton morgen endlich, was er verdient. Auch wenn ich jetzt leider nicht dabei helfen kann«, seufzte er frustriert.

    Wieder musste Evan schlucken. »Ist es sehr egoistisch, wenn ich froh bin, dass du nicht dabei sein kannst?«, murmelte er nicht ohne schlechtes Gewissen.

    Jack schenkte ihm ein kleines Lächeln. »Nein. Ich bin schließlich auch froh, dass du nicht dabei sein wirst.«

    Evan erwiderte das Lächeln schmal.

    Jack merkte, wie die Müdigkeit ihn zurück in den Schlaf ziehen wollte, doch vorher musste er noch ein paar Dinge wissen. »Wie lief es mit Gabriel? Hat er es geschafft?«

    Evan nickte. »Er ist in Jensens Wohnung und steht mit Matt und Commander Pratt in Kontakt. Laut Meyers, diesem Anführer von Carltons Spezialtruppe, steht für heute keinerlei Training oder Besprechung mehr an. Das hat er gestern zu Gabriel gesagt, als der den Einsatz abbrechen musste, um sich umzuziehen. Er hat sich mit Auraglue beschmiert, um früher als der Rest seines Teams verschwinden zu können, damit er nicht auffliegt. Bisher läuft bei ihm also alles ganz gut.«

    Erleichtert schloss Jack kurz die Augen. Doch Gabriel war nur ein Teil ihres Plans.

    »Und was ist mit Cam?«

    Jack spürte sofort, wie Evans Hand nervös zuckte. Cam war einer seiner besten Freunde und es war offensichtlich, dass er sich Sorgen um ihn machte.

    »Er ist gestern nach dem Joggen nicht nach Hause gekommen.«

    Jack drückte Evans Finger. »Aber das ist doch gut. Das bedeutet ja, dass auch dieser Teil des Plans läuft.«

    Evan seufzte schwer und nickte. »Ja, ich weiß. Ich wäre nur echt froh, wenn dieser ganze Mist endlich erledigt wäre und zwar ohne dass noch jemandem etwas passiert.« Er spielte mit Jacks Fingern.

    »Es ist ja bald vorbei.« Jack merkte, dass er den Kampf gegen die Müdigkeit so langsam verlor. Das Sprechen wurde immer anstrengender und die Augen wollten ihm zufallen. »Und dann machen wir zwei irgendwas Schönes, okay?« Der Satz kam ihm nur noch ziemlich genuschelt über die Lippen. »Das – das haben wir uns verdient.«

    Liebevoll streichelte Evan ihm eine Haarsträhne aus der Stirn und gab ihm einen Kuss. »Du verdienst jetzt erst Mal noch ein paar Stunden Schlaf, verstanden? Also bleib nicht meinetwegen wach. Oder weil du wissen willst, wie es bei den anderen steht. Dein Job ist jetzt nur, wieder fit zu werden. Vielleicht darfst du dann morgen wirklich schon nach Hause.«

    Ein mattes Lächeln huschte über Jacks Gesicht und er versuchte, noch einmal die Augen zu öffnen, kapitulierte aber, weil die verflixten Lider einfach zu schwer waren. »Bleibst du?«, murmelte er und seine Finger in Evans zuckten.

    Zärtlich strich der ihm noch einmal über die Stirn. »Solange du willst.«

    Kapitel 2

    Kapitellogo - Rabe

    07:02 Uhr

    In der Villa der Hunts

    Es war still im Haus, als Matt die Tür hinter sich zuzog, doch der Duft von Kaffee und Toast hing in der Luft und er hatte von draußen Licht in der Küche gesehen. Irgendjemand war also schon wach. Nach dem Einsatz gestern und einer durchwachten Nacht auf dem Krankenhausboden wollte er jetzt eigentlich bloß duschen und sich für ein paar Stunden hinlegen. Er hatte allerdings von Cams Verschwinden und wie es danach gelaufen war, bisher nur per Textnachrichten erfahren. Bevor er schlafen ging, wollte er dazu gern mehr Details wissen. Er trat in die Küche und sah Connor am Kühlschrank stehen.

    »Hey.«

    Connor wandte sich zu ihm um und musterte ihn kurz. »Hey. Ist mit Jack alles okay?«

    Müde ließ Matt sich auf einen Stuhl sinken. »Ja, er ist aufgewacht und es geht ihm soweit gut. Er ist bloß noch ziemlich erledigt, aber das ist wohl ganz normal. Ich fahre später wieder hin, um die Wache zu übernehmen.«

    »Das klingt gut.« Connor stellte Milch, Orangensaft und Käse auf den Tisch. »Ich kann auch eine Wache übernehmen. Bis es morgen Abend losgeht, wird die Zeit sich sicher noch mal schrecklich ziehen.«

    Matt stützte die Ellbogen auf den Tisch, vergrub sein Gesicht in den Händen und nickte seufzend. »Mit Sicherheit. Wie steht es hier?«, fragte er dann und tauchte wieder aus seinen Händen auf. »Schlafen die anderen noch?«

    »Ja. Sue und Phil waren ziemlich lange bei Betty auf dem Revier und wann Jules und Jaz endlich geschlafen haben, weiß ich nicht. Der Tag gestern war für keinen von uns leicht.«

    Wieder nickte Matt müde.

    »Willst du auch einen Toast?«, fragte Connor. »Ich schätze mal, im Krankenhaus hast du nichts gegessen, oder? Dann war das Frühstück gestern deine letzte Mahlzeit und du solltest was in den Magen bekommen, bevor du schlafen gehst.«

    Wirklich hungrig fühlte Matt sich nicht, doch ihm war klar, dass er über diesen Zustand gerade einfach nur drüber weg war und Connor recht hatte. »Ein Toast wäre gut. Und ein Tee.« Er wollte aufstehen, um den Wasserkocher zu füllen, aber Connor klopfte ihm auf die Schulter und ließ ihn sitzen bleiben.

    »Ich mach das schon. Gönn dir Ruhe. Du siehst völlig erledigt aus.«

    Matt schenkte ihm ein Lächeln und stemmte sich trotzdem vom Stuhl hoch. »Danke. Mach du den Toast und erzähl mir, wie genau es hier gelaufen ist. Um den Tee kümmere ich mich schon selbst. Ich kann nicht nur rumsitzen, egal wie erledigt ich bin.«

    Während Connor das Brot rösten ließ und Tomaten und Gurke kleinschnitt, berichtete er, was er von Sue und Phil über den gestrigen Tag gehört hatte. Cam war wie jeden Nachmittag in den letzten Wochen gegen fünfzehn Uhr zum Joggen aufgebrochen und als er nach einer guten Stunde bei Einbruch der Dämmerung nicht zurückgekehrt war, war klar gewesen, dass sie mit ihrer Vermutung richtiggelegen hatten. Carlton hatte den Tag der Säuberung des Cloverfield Shopping Centres dazu genutzt, um Cam für die Unheilige Nacht entführen zu lassen.

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