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Unlimited - Unendlich
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eBook325 Seiten4 Stunden

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Über dieses E-Book

Als Blake, der ausgebrannte FBI-Undercoveragent, auf dem Weg zum O’Byrnes, dem Pub seiner Freunde Noah und Max, einen Angriff auf den jungen Elliot mitbekommt, greift er als Einziger ein. Er ahnt in diesem Augenblick nicht, dass es dieser junge Mann sein wird, der sein Schicksal wendet.
Nach vielen Albträumen und harten Jahren am Rand der Menschlichkeit, die ihm die Abgründe der menschlichen Seele zeigten, lernt er, wirklich zu lieben und zu verstehen, wer er ist.
Als sich ein Schatten aus seiner Vergangenheit erhebt und nach ihm und der Sonne seines Lebens greift, weiß Blake, dass dieser Mann alles vernichten will, was ihm lieb und teuer geworden ist.
Doch dieser Mann rechnet weder mit der Kraft Blakes noch mit der Intelligenz Elliots.
SpracheDeutsch
HerausgeberXinXii
Erscheinungsdatum30. Juni 2023
ISBN9783959496476
Unlimited - Unendlich

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    Buchvorschau

    Unlimited - Unendlich - MK Wilde

    MK Wilde

    Unlimited

    Unendlich

    E-Book, erschienen 2023

    ISBN: 978-3-95949-647-6

    1. Auflage

    Copyright © 2023 MAIN Verlag,

    im Förderkreis Literatur e.V.

    vertreten durch die Verlagsleitung: Wolfram Alster

    Sitz des Vereins: Frankfurt/Main

    www.main-verlag.de

    www.facebook.com/MAIN.Verlag

    order@main-verlag.de

    Text © MK Wilde

    Umschlaggestaltung: © Marta Jakubowska, MAIN Verlag

    Umschlagmotiv: © shutterstock 1252887262 / 1640916217 / 1934619614

    Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

    http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    Die Handlung, die handelnden Personen, Orte und Begebenheiten

    dieses Buchs sind frei erfunden.

    Jede Ähnlichkeit mit toten oder lebenden Personen oder Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, ebenso wie ihre Handlungen sind rein fiktiv,

    nicht beabsichtigt und wären rein zufällig.

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    Mit anderen Worten: Verlag und/oder Autor erlauben Ihnen, den Text gegen eine Gebühr auf einen E-Book-Reader zu laden und dort zu lesen. Das Nutzungsrecht lässt sich durch Verkaufen, Tauschen oder Verschenken nicht an Dritte übertragen.

    E-Book Distribution: XinXii

    www.xinxii.com

    logo_xinxii
    Das Buch

    Als Blake, der ausgebrannte FBI-Undercoveragent, auf dem Weg zum O’Byrnes, dem Pub seiner Freunde Noah und Max, einen Angriff auf den jungen Elliot mitbekommt, greift er als Einziger ein. Er ahnt in diesem Augenblick nicht, dass es dieser junge Mann sein wird, der sein Schicksal wendet.

    Nach vielen Albträumen und harten Jahren am Rand der Menschlichkeit, die ihm die Abgründe der menschlichen Seele zeigten, lernt er, wirklich zu lieben und zu verstehen, wer er ist: Ein Daddy-Dom.

    Als sich ein Schatten aus seiner Vergangenheit erhebt und nach ihm und der Sonne seines Lebens greift, weiß Blake, dass dieser Mann alles vernichten will, was ihm lieb und teuer geworden ist.

    Doch dieser Mann rechnet weder mit der Kraft Blakes noch mit der Intelligenz Elliots.

    Inhalt

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Kapitel 6

    Kapitel 7

    Kapitel 8

    Kapitel 9

    Kapitel 10

    Kapitel 11

    Kapitel 12

    Kapitel 13

    Kapitel 14

    Kapitel 15

    Kapitel 16

    Kapitel 17

    Kapitel 18

    Kapitel 19

    Kapitel 20

    Kapitel 21

    Kapitel 22

    Kapitel 23

    Kapitel 24

    Kapitel 25

    Epilog

    Danksagung

    Kapitel 1

    Grelles Licht erhellte die Lagerhalle südlich von Tampa. Stühle waren rings um eine Bühne herum aufgebaut, die meisten Plätze bereits besetzt. Männer in Anzügen saßen darauf und blätterten in einem Katalog, in dem jeder einzelne Junge aufgelistet war, der heute Abend Teil der Auktion war. Leises Gemurmel erfüllte den Raum und ein Blick auf seine Uhr verriet, dass der Beginn kurz bevorstand.

    Blake setzte sich auf seinen zugewiesenen Platz, nahm seine Bieternummer und blätterte durch den Katalog. Er kannte all die Bilder darin, all die Namen und all die Geschichten zu den jeweiligen Jungen.

    Alle waren zwischen sechzehn und zwanzig Jahre alt, aus den verschiedensten Teilen des Landes, mit den unterschiedlichsten Lebensläufen. Und sie alle waren nicht freiwillig hier. Keiner von ihnen. Alle waren Teil eines kranken Netzwerks von Männern, die sich daran ergötzten, junge Männer zu brechen und als Sklaven zu halten.

    Aufmerksam musterte Blake die anwesenden Personen und versuchte, sich jeden einzelnen Namen in Erinnerung zu rufen. Er kannte jeden Einzelnen von ihnen, wusste, wer sie waren, worauf sie standen und wie lange sie schon Teil dieses Netzwerks waren.

    Die Vorermittlungen für seinen Undercovereinsatz waren gründlich gewesen, die Vorarbeit umfangreich und intensiv, dennoch hatte er einen Großteil in den letzten zwei Jahren allein machen müssen. Zwei verdammt lange Jahre. Blake atmete tief durch und versuchte, sich wieder zu konzentrieren, aber seine Gedanken schweiften für einen Moment ab.

    »Ich kann nicht mehr, Will.« Blake blies den Rauch seiner Zigarette aus und sah über das Wasser. Wie immer trafen sie sich auf einem stillgelegten Dock, aber dieses Mal war etwas anders. Blake war nervös und bei jedem Geräusch zuckte seine Hand zu seiner Hüfte. »Ich bin seit zwei Jahren da drin und wir machen keinen Schritt vorwärts.«

    »Wir machen Fortschritte, Blake. Uns fehlen nur noch zwei Namen, bevor wir zugreifen können.«

    »Scheiß auf die zwei Namen!« Fluchend schnippte Blake seine Zigarette auf den Boden, wandte sich um und sah seinen Vorgesetzten an. »Ich kann nicht mehr, Will. Ich bin durch.«

    »Ich weiß. Aber wenn wir jetzt abbrechen, war alles umsonst.«

    »Wir haben die Mitglieder, wir haben die Namen der Kerle, die die Jungs ranschaffen, wir wissen, wer die Sicherheitsleute sind.«

    »Und was ist mit den beiden, die das Netzwerk leiten? Wenn wir zugreifen, bevor wir die Namen haben, waren die letzten beiden Jahre völlig vergebens. Wir zerschlagen das Netzwerk, aber die beiden werden sich ein neues aufbauen.«

    »Verdammte Scheiße!« Blake schlug mit der flachen Hand gegen das Geländer, stützte seine Arme auf und seufzte. Will hatte recht. Sie konnten jetzt nicht aufhören. Nicht so kurz vor einem Durchbruch. Als einer der Sicherheitsleute erwähnt hatte, dass eine große Auktion stattfinden würde, war Blake sofort dran gewesen. Und vor ein paar Tagen, als ihm Ort und Datum mitgeteilt worden waren, hatte er erwähnt, dass die Bosse auch anwesend sein würden. Nur noch eine einzige Veranstaltung. »Ich bin so müde, Will.«

    »Rede mit mir, Blake«, erwiderte Will Earnshaw leise und lehnte seine Arme ebenfalls auf das Geländer. »Wir treffen uns nicht nur, damit du mich informieren kannst, das weißt du. Also sprich mit mir.«

    »Ich kann nicht mehr schlafen. Ich … habe Albträume.« Blake schloss die Augen und rieb sich mit zitternden Fingern darüber. Es war nicht sein erster Undercovereinsatz, aber es war bei Weitem der schlimmste und Blake war am Ende. Körperlich und psychisch, trotz seiner jahrelangen Ausbildung. »Sie haben mir wieder einen Jungen geschickt. Er kam rein, ging sofort in die Knie und ich … ich wurde hart, Will.«

    »Blake, du bist ein erfahrener FBI-Agent und seit Jahren undercover. Du unterrichtest sogar an der Academy. Du weißt, dass das völlig normal ist, wenn du vierundzwanzig Stunden am Tag eine Rolle spielst. Außerdem …«

    »Ja, ich weiß, ich bin schwul und es gibt genügend FBI-Agenten, die mit Frauen schlafen, um ihre Rolle zu wahren.« Blake hob den Kopf und sah seinen Vorgesetzten an. »Es geht nicht um meinen Steifen, Will. Ich wollte es. Gott, ich wollte ihn benutzen.«

    »Du verlierst dich in deiner Rolle«, erwiderte Will leise seufzend und Blake nickte. Als er den Blick erneut abwandte, streckte Will seine Hand aus und legte sie ihm auf die Schulter. »Ich verspreche dir, dass du jede Hilfe bekommst, die du brauchen wirst. Aber bitte, halte noch durch. Nur noch diese eine Veranstaltung und dann bist du raus aus der Nummer. Wir brauchen die Hintermänner, Blake.«

    »Nein.« Blake atmete tief durch und schüttelte den Kopf, bevor er das aussprach, was ihm schon seit Tagen durch den Kopf ging. »Wenn das hier vorbei ist, höre ich auf.«

    »Blake …«

    »Ich meine es ernst. Ich bin am Ende. Es ist nicht nur, was mit dem Jungen passiert ist. Es ist alles, Will. Ich kann nicht mehr schlafen, ich habe Albträume, ich bin ständig nervös und angespannt und habe Probleme mit dem Magen. Ich kann das nicht noch mal. Ich kann nicht zurück nach DC gehen, mich therapieren lassen und dann in den nächsten Einsatz gehen. Nicht noch einmal.«

    Himmel, er war zweiundvierzig und machte diesen Job seit fast fünfzehn Jahren. Blake schluckte, richtete sich auf und zündete sich eine weitere Zigarette an. Fünfzehn verdammte Jahre seines Lebens war er undercover gewesen, in verschiedenen Rollen, immer eine andere Person. Aber nie er selbst. Bereits der letzte Einsatz vor diesem hatte an seinen Nerven gezehrt.

    Die anschließende Therapie hatte zwar geholfen, aber trotzdem war er nicht mehr derselbe. Er verlor sich mehr und mehr und er hatte Angst vor dem Tag, an dem nichts mehr von Blake Nichols übrig war, sondern nur noch eine Hülle, die mit Rollen gefüllt wurde.

    »Bringen wir diesen Einsatz zu Ende und dann reden wir noch einmal darüber.«

    »Ich bringe es zu Ende, aber ansonsten gibt es nichts mehr zu reden.«

    Eine Bewegung am anderen Ende des Raumes riss Blake aus seinen Gedanken und sofort beschleunigte sich sein Puls. Zwei Männer, die er nicht kannte, in Begleitung von zwei Männern in schwarzen Anzügen. Einen davon erkannte Blake als den Sicherheitsmann, der ihn über dieser Veranstaltung informiert hatte und darüber, dass die bislang unbekannten Hintermänner daran teilhaben würden.

    Die Art, wie sie den Raum einnahmen und manche der Anwesenden auf sie reagierten, war eindeutig. Das waren die Bastarde, auf die sie gewartet hatten! Adrenalin schoss durch seine Venen, wie immer, vor einem Zugriff und Gott, endlich waren sie kurz davor. Zwei verdammte Jahre und endlich war es so weit.

    Blake wartete, bis die beiden sich setzten, und beobachtete den Raum. Die beiden Sicherheitsmänner platzierten sich genau hinter ihnen, blockierten jedoch nicht den Eingang. Stundenlang hatte Will mit dem Sondereinsatzkommando den Zugriff geplant, nachdem Blake ihnen alle Informationen geliefert hatte.

    Blakes Blick glitt über die schwarz gekleideten Männer, die als Security dienten und zählte fünf. Nicht mehr als sonst auch. Drei der anwesenden Kunden hatten jeweils einen Bodyguard dabei. Insgesamt zählte Blake zehn, dazu die etwa zwanzig anwesenden Männer. Im hinteren Bereich waren dann noch die Jungs und die Aufpasser.

    Allerdings bestand das Sondereinsatzkommando, das den Zugriff durchführen würde, aus fast zweihundert Beamten. Sie waren den Anwesenden bei Weitem überlegen. Dennoch konnte einiges schiefgehen und für einen kurzen Moment schloss Blake seine Augen und betete. Dann drückte er auf den Manschettenknopf in seinem rechten Ärmel und machte sich bereit.

    Es dauerte keine zwei Minuten, bis die Hölle losbrach. Wie abgesprochen, ließ Blake sich auf den Boden fallen und brachte sich so aus der Schusslinie. Polizisten und FBI-Agenten stürmten das Gebäude und der Lärmpegel war enorm. Blakes Herz schlug ihm bis zum Hals und er musste sich zwingen, nicht aufzuspringen und einzugreifen. Gott, am liebsten wäre er direkt auf die Bastarde losgegangen, die hinter den ganzen Auktionen steckten, aber er hielt sich zurück. Er war kein FBI-Agent, er war ein Kunde und er würde genauso verhaftet werden, wie alle anderen auch.

    Ein Wimmern zu seiner Linken zog seine Aufmerksamkeit auf sich und als Blake den Kopf drehte, entdeckte er einen der Jungs, die die Bieter mit Champagner versorgt hatten. Er lag auf der anderen Seite von Blakes Stuhl, hatte sich zusammengerollt und zitterte unkontrolliert. Innerlich fluchend robbte Blake langsam zu ihm und berührte ihn an der Schulter. »Hey, ganz ruhig. Bleib ganz ruhig liegen und alles wird gut.«

    »Bitte … bitte, Sir …«

    »Nimm die Hände über den Kopf und …« Oh, Scheiße, dachte Blake, als er sah, wie sich eine Pfütze zwischen den Beinen des Jungen bildete. Dieser konnte gerade einmal fünfzehn oder sechzehn sein und starrte ihn aus großen, angstgeweiteten Augen an. Um sie herum stürmten immer noch Beamte in den Raum und noch immer war niemand bei ihnen. Kurzentschlossen streckte Blake seine Hand aus und zog den Jungen zu sich. »Komm her.«

    »Ich … kann nicht … Sir, bitte …«

    »Komm her und ich verspreche dir, alles wird gut.« Blake zog ihn in seine Arme und hielt ihn fest. Der Junge zitterte wie Espenlaub und begann sofort hemmungslos zu weinen. Weitere Minuten vergingen, bevor zwei Beamte zu ihnen traten. Erleichtert erkannte Blake Will, der ihm zunickte und drückte den Jungen für einen Moment enger an sich, dann flüsterte er ihm leise zu, »Geh mit dem Polizisten mit. Du bist in Sicherheit, okay? Niemand wird dir je wieder etwas antun.«

    »Aber … Sir …«

    »Tu es einfach.« Nur langsam löste der Junge sich von ihm, stand auf und ließ sich von einem Polizisten helfen. Erst, als er außer Sicht war, drehte Blake sich auf den Bauch und zuckte zusammen, als Will die Handschellen um seine Handgelenke schloss. Es war vorbei. »Sag mir, dass wir alle haben«, flüsterte Blake, als Will ihm auf die Füße half und ihn aus dem Raum führte, wie die anderen.

    »Wir haben sie. Alle. Inklusive der Hintermänner.« Will brachte ihn nach draußen, ging jedoch mit ihm zu einem der Streifenwagen, die am weitesten vom Hauptgeschehen weg waren. Er löste zwar nicht die Handschellen, stieß ihn aber auch nicht gegen den Wagen, so wie es den anderen Männern geschah. »Bist du in Ordnung?«

    »Ja. Ja, ich denke schon.«

    »Es ist vorbei, Blake.«

    »Das ist es.« Noch nie hatte Blake sich so erleichtert gefühlt, wenn ein Job vorbei war. Er fühlte sich … frei. »Wenn ich meine Marke dabei hätte, würde ich sie dir jetzt geben.«

    »Blake …«

    »Es tut mir leid, Will, aber das war es für mich.«

    »Ich kann dich nicht umstimmen, oder?« Will sah sich um, aber niemand achtete auf sie, deshalb löste er die Handschellen und öffnete die Tür des Streifenwagens. Blake stieg sofort ein und ließ sich seufzend auf die Rückbank sinken.

    »Nein.«

    Nichts in der Welt konnte ihn dazu überreden, wieder dorthin zurückzugehen. Nicht nur in die Lagerhalle, sondern zurück in dieses Leben. Er konnte es nicht, und er wollte es auch nicht mehr.

    Blake sah an Will vorbei auf die Streifenwagen, sah die Männer, die verhaftet wurden und sah die Sanitäter, die sich um die Jungs kümmerten. Für einen kurzen Moment dachte er an eine andere, ähnliche Situation zurück, als das FBI vor mehr als zwanzig Jahren das Umerziehungscamp gestürmt hatte, das für drei Jahre sein Zuhause gewesen war. Dann sah er Will wieder an. Will, der seit seinem ersten Undercovereinsatz sein Vorgesetzter gewesen war, aber auch sein Mentor und Freund.

    »Es ist vorbei, Will.«

    »Was wirst du jetzt tun?«

    »Ich weiß es nicht. Für eine Weile ich selbst sein, denke ich. Nach New York gehen und Max besuchen.«

    »Du wirst mir fehlen, Blake.«

    »Leb wohl, Will«, erwiderte Blake leise, nickte ihm zu und tippte dem Streifenbeamten auf die Schulter, damit er losfuhr. Seufzend lehnte Blake seinen Kopf zurück und schloss seine Augen. Es war vorbei. Ein für alle Mal.

    ~ * ~

    Das O’Byrnes platzte aus allen Nähten, als Elliot hereinstürmte, viel zu spät für seine Schicht. Er hatte in der Uni Bibliothek gearbeitet und dabei völlig die Zeit vergessen. Als er endlich einen Blick auf seine Uhr warf, hatte er festgestellt, dass er bereits eine halbe Stunde zu spät war. Ausgerechnet an einem Abend wie diesem, an dem das O’Byrnes brechend voll war. Innerlich fluchend stolperte Elliot hinter die Theke, warf seinen Rucksack auf den Boden und griff nach einem Geschirrtuch, noch bevor Logan bei ihm war.

    »Es tut mir leid. Es tut mir leid, Logan.«

    »Wo warst du?«

    »Ich hatte Vorlesungen und war dann noch in der Bibliothek. Ich muss am Montag eine Hausarbeit abgeben und ich musste dafür noch einiges recherchieren und dabei habe ich die Zeit vergessen. Ich wollte eigentlich nur kurz in die Bücher sehen und dann …«

    »Wow! Hol erst mal Luft, Elliot.«

    »Noah!« Elliot fuhr herum und starrte seinen Chef an. Scheiße, sollte er nicht eigentlich in Maine sein? »Was … was machst du hier? Ich dachte … du bist in Maine und schreibst?«

    »Notfall.« Noah Byrnes trat hinter die Theke, nahm sich ein Glas und füllte es mit Wasser, bevor er Elliot aufmerksam ansah. »Alles okay bei dir? Du siehst müde aus.«

    »Ja. Es ist nur …« Elliot seufzte und zuckte mit den Schultern. Er brauchte einen Job, damit er studieren konnte, aber die Arbeitszeiten im Pub kollidierten in letzter Zeit immer öfter mit seinen Schlafenszeiten. Vor allem, wenn er am Morgen Vorlesungen hatte. Noah bezahlte ihn gut und mit den Trinkgeldern konnte er sich sogar eine halbwegs akzeptable Wohnung leisten. Schlimm genug, dass er zu spät gekommen war, aber er wollte Noah nicht noch einen Grund geben, ihm gegenüber misstrauisch zu sein. »Es ist nichts.«

    »Elliot«, warnte Noah leise und Elliot seufzte erneut.

    »Ich bin bald fertig und muss eine Hausarbeit schreiben, sonst kann ich nicht an den Prüfungen teilnehmen. Aber ich komme klar.«

    »Warum genau erfahre ich das erst jetzt?«, fragte Logan und verschränkte die Arme vor der Brust. »Dein Studium ist wichtig, Elliot. Das war von Anfang an klar. Wenn du mehr Zeit zum Lernen brauchst, solltest du es mir sagen und wir kürzen deine Schichten.«

    »Ich weiß. Es geht schon … Ich kriege das hin.«

    Oh verdammt. Warum mussten beide Männer ihn jetzt so ansehen? Elliot nahm ein Glas und begann es zu polieren, während er über eine Antwort nachdachte, die ihn nicht in Schwierigkeiten bringen würde. Er wollte den beiden nicht erzählen, dass er jede Schicht brauchte, um sein Studium zu finanzieren und seine Wohnung zu bezahlen. Denn dann würde er erklären müssen, wie er über die Runden kam. Bevor er sich jedoch eine Ausrede überlegt hatte, kam Max Stone ihm zu Hilfe.

    »Wenn ihr zwei damit fertig seid, euch wie Höhlenmenschen zu benehmen, warum geht ihr nicht und macht euch wo anders nützlich und Elliot und ich trinken einen Kaffee zusammen.«

    »Wenn wir zurück in Maine sind, zeige ich dir, was für ein Höhlenmensch ich sein kann.«

    »Er meint das nicht so, oder?«, fragte Elliot und starrte Noah nach, der sich mit einem verwegenen Grinsen tatsächlich zu Logan gesellte.

    »Oh, ich hoffe doch«, erwiderte Max grinsend, wurde dann jedoch wieder ernst und wandte seine Aufmerksamkeit Elliot zu. »Sollen wir in Noahs Büro gehen?«

    »Uh, ich sollte wirklich an die Arbeit gehen, nachdem ich schon zu spät gekommen bin.«

    »Also gut. Dann eben hier«, erwiderte Max ungerührt. »Du brauchst die Schichten, um dein Studium zu finanzieren und …«

    »Shhhhh!« Entsetzt schlug Elliot mit dem Geschirrtuch nach Max Oberarm und sah sich hastig um. Weder Logan noch Noah achteten auf sie, beide waren damit beschäftigt, Gäste zu bedienen. Als er sich wieder zu Max umdrehte, hatte dieser eine Augenbraue gehoben und nun ebenfalls die Arme vor der Brust verschränkt. Seufzend warf Elliot das Geschirrtuch auf die Spüle. »Also gut. Fein. Kaffee.«

    Elliot folgte Max in Noahs Büro und schluckte nervös, als Max auf das kleine Sofa deutete und die Tür hinter ihnen schloss. Max Stone war der Lebensgefährte seines Chefs und Elliot war sich sicher, dass Noah davon erfuhr, sobald er Max davon erzählte. Andererseits hatte er keine Wahl, richtig? Weder Max noch Noah oder Logan würden das Thema fallen lassen. Nervös biss Elliot sich auf die Unterlippe und beobachtete Max dabei, wie er sich einen Stuhl heranzog und sich ihm gegenübersetzte.

    »Also gut. Du musst also eine Hausarbeit schreiben, damit du zu den Prüfungen zugelassen wirst. Wann musst du sie abgeben?«

    »Mittwoch.«

    »Und dann bist du fertig?«

    »Ja. Nein. Ich muss noch die Prüfungen ablegen, aber dann bin ich fertig, ja.«

    Endlich. Er würde zwar noch eine Weile an seinem Studienkredit abbezahlen, aber mit seinem Job hier im Pub und einem richtigen Job würde er das hinbekommen. Irgendwie. Deshalb war er nach New York gekommen. Um zu studieren und einen guten Job zu finden. Das und noch etwas anderes, etwas, dass er in Idaho nicht finden konnte. Aber bislang war er weder mit dem Studium fertig, noch hatte er einen Job und von einem Liebesleben konnte auch keine Rede sein. Als Max ihn leise ansprach, riss er ihn aus seinen Gedanken und Elliot hob den Blick.

    »Elliot. Ich möchte dir etwas vorschlagen, aber ich will, dass du mir erst zuhörst, bevor du etwas dazu sagst.«

    »Okay?«

    »Du brauchst die Stunden hier, um dein Studium zu finanzieren, richtig?« Max sah ihn abwartend an und sprach weiter, als Elliot nickte. »Aber du kannst nicht hier arbeiten und gleichzeitig deine Hausarbeit schreiben und für die Prüfungen lernen. Auch richtig?« Dieses Mal dauerte es einen Augenblick, bis Elliot zögerlich nickte. »Dein Studium ist wichtig, Elliot und ich möchte dir gerne helfen, es zu beenden. Wenn ich also deine Kosten übernehmen würde, dann könntest du dich ganz auf das Studium konzentrieren.«

    »Max …«

    »Hast du einen Studienkredit?«

    »Ja.«

    Elliot seufzte, stützte seine Ellbogen auf den Knien auf und dachte einen Moment nach. Als er nach New York gekommen war, war er ganz allein gewesen und kannte niemanden. Er hatte seine Kommilitonen, ja, aber so wirklich angefreundet hatte er sich mit niemandem. Für viele seiner Mitstudenten war er nur der Junge vom Land und das er keinen Hehl daraus machte, schwul zu sein, trug nicht gerade dazu bei, Freunde zu finden.

    Dabei war Elliot eigentlich davon ausgegangen, dass diese Dinge in New York anders wären. Lockerer, liberaler und toleranter. Aber da hatte er sich geirrt. Sicher, New York war weitaus aufgeschlossener als das kleine Nest in Idaho, aus dem er kam, aber Toleranz hatte offensichtlich Grenzen. Seit er jedoch hier im O’Byrnes arbeitete, fühlte er sich nicht mehr ganz so allein. Er verstand sich gut mit Noah und auch mit Max und er mochte Logan. Dann waren da noch Aidan und Eileen Byrnes, Noahs Eltern, die ihn quasi vom Fleck weg adoptiert hatten. Wenn er Freunde hatte, dann waren es die Männer im Pub. Max eingeschlossen.

    Deshalb seufzte er, sah Max wieder an und sprach weiter. »Aber der Kredit deckt nur die Studiengebühren ab. Ich muss selbst für meine Wohnung, Lebensmittel und Bücher bezahlen, und vermutlich zahle ich ihn für den Rest meines Lebens ab.«

    »Was ist mit deiner Familie? Unterstützen sie dich?«

    »Meine Eltern haben eine kleine Farm in der Nähe von Boise. Sie verdienen genug damit, aber nicht genug, um mir Geld zu schicken.«

    »Was hast du vor dem O’Byrnes gemacht?«

    »In einem Restaurant gekellnert. Aber sie mussten schließen«, erzählte Elliot. Dass er hier sofort anfangen konnte, war ein Glücksfall für ihn gewesen. Andernfalls hätte er seine Miete nicht bezahlen können.

    »Fassen wir zusammen«, erwiderte Max, hob eine Hand und begann an den Fingern abzuzählen. »Du brauchst also Geld für deine Miete, Lebensmittel, Bücher und was du sonst noch so brauchst.«

    »Ja, aber ich will wirklich nicht …«

    »Muss ich erst die Höhlenmenschen dazu holen, damit du mir endlich einmal zuhörst?«, fragte Max und entlockte Elliot damit ein entsetztes Keuchen und ein Lachen. »Ich übernehme deine Miete bis zu deinen Prüfungen und du halbierst deine Schichten hier. Wenn du Bücher oder sonst etwas brauchst, helfe ich dir.« Frustriert hob Max seine Hand, als Elliot sofort den Mund aufmachte. »Ich verstehe, dass es dir unangenehm ist und dass du es allein schaffen willst. Deshalb kannst du es mir zurückzahlen, wenn du einen festen Job hast, okay?«

    »Kann ich wenigstens darüber nachdenken?«

    »Du hast zehn Sekunden.«

    »Wow, doch solange«, erwiderte Elliot lachend, wurde dann jedoch wieder ernst und dachte nach.

    Max Angebot wäre wirklich eine große Hilfe. Er hätte Zeit, sich vollkommen auf seine Hausarbeit und seine Prüfungen zu

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