Waffen für Schindellegi: Wirtschafts-Krimi mit politischem Hintergrund
Von Gérard Schwyn
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Über dieses E-Book
Die Personen in der Story berühren sich in verschiedenen Situationen und geraten dadurch in Schwierigkeiten. Sofia Marburg vertreibt von Schindellegi aus ihr Mittel und steht bald einmal mit einer Toten vor einem Problem. Wassermann wird beim Verkauf seines Zielgeräts von den Chinesen bedrängt. In der Kanzlei stösst Miriam Spengler auf Dokumente, die zeigen, dass eine italienische Finanzorganisation hinter der Kanzlei agiert. Richard Sommer und Wassermann werden in Mosambik in Geschäfte gegen die Chinesen verwickelt. Miriam Spengler gerät unter Druck der Mafia und Marburgs Beruhigungsmittel sorgt für Spannung.
Gérard Schwyn
Wurde in Paris geboren und wuchs in Schaffhausen auf. Nach einer technischen und kaufmännischen Ausbildung folgten Bildungsaufenthalte in London und Paris. Berufliche Tätigkeiten führten nach Südamerika, später nach Zürich, wo er als selbständiger Werbe- und Marketingberater sowie als Fachjournalist arbeitete. Er lebt heute als freier Schriftsteller.
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Buchvorschau
Waffen für Schindellegi - Gérard Schwyn
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 69
Kapitel 70
Kapitel 71
Kapitel 72
Kapitel 73
Kapitel 74
Kapitel 75
Kapitel 76
Kapitel 77
Kapitel 78
Kapitel 79
Kapitel 80
Kapitel 81
Kapitel 82
Kapitel 83
Kapitel 84
Kapitel 85
Kapitel 86
Kapitel 87
Kapitel 88
Kapitel 89
Kapitel 90
Kapitel 91
Kapitel 92
Kapitel 93
Kapitel 94
Kapitel 95
Kapitel 96
Kapitel 97
Kapitel 1
«Hätte ich mich bei weiteren Firmen bewerben sollen» dachte Miriam Spengler, als sie nach mehreren Jahren im Ausland eine Stelle in der bekannten Anwaltskanzlei Steinemann + Bauer in Zürich antrat? Nach dem Vorstellungsgespräch war sie unsicher, sagte dann aber zu. Ihr zukünftiger Chef, Dr. Rudolf Märki, hingegen war überzeugt, er habe mit Miriam Spengler die beste Bewerberin mit guter Ausbildung, ausgewählt. In der Kanzlei würde sie in sein Team integriert. Er hatte eine vertrauenswürdige Person mit guten Sprachkenntnissen, mit Bank- und Sekretariatserfahrung gesucht. Nach weiteren Gesprächen überzeugte ihn ihre Intelligenz und Erfahrung. Er war sicher, sie würde eine zuverlässige Arbeitskraft.
Obwohl Miriam Spengler eine ausgezeichnete Ausbildung genossen hatte, war sie keine Anwältin. Trotz mangelndem Titel gratulierte sich Dr. Märki schon nach wenigen Arbeitstagen. Er hatte eine gute Mitarbeiterin eingestellt. Miriam Spengler kehrte kurz zuvor nach einem längeren Aufenthalt in Lateinamerika nach Zürich zurück. Als sie vier Jahre zuvor aus der Schweiz privat nach Südamerika zog, arbeitete sie in bevorzugter Stellung bei Banken in Paris, in London sowie in einer Kanzlei in Zürich. Jetzt suchte sie eine interessante Anstellung in einer seriösen Firma, in der sie während Jahren bleiben und ihren Lebensunterhalt verdienen konnte. Unredlichkeiten und Unstimmigkeiten hatte sie zur Genüge in Lateinamerika erlebt. In der Schweiz wollte sie gutbürgerlich mit möglichst wenigen Problemen leben.
Der zwei Jahre über die 60 gehende Rudolf Märki hätte lieber einem Mann mit Anwaltspatent angestellt. Er nahm die Kandidatin Miriam Spengler, weil sie den besten Eindruck machte, intelligent redete und er sie als vertrauenswürdig empfand. Bereits nach kurzer Zeit in seinen Diensten, war er von seiner Auswahl überzeugt. Miriam Spengler beherrschte Sprachen besser als er, begriff die Arbeiten und verblüffte durch umfangreiche Kenntnisse im Bankwesen. Nach kaum einem Jahr avancierte sie in seinem Team von sechs Personen zu seiner Stellvertreterin. Die anderen Mitarbeitenden, die einerseits dankbar für jemanden mit viel Sprach- und Bankerfahrung waren, nahmen sie anfänglich als Eindringling wahr, akzeptierten sie dann bald einmal. Besonders der etwa 56-jährige Anwalt Peter Camenisch, den Dr. Märki bis zum Eintritt von Miriam Spengler als Stellvertreter betrachtete, zeigte wenig Freude an der viel jüngeren Frau mit Temperament und vielen Kenntnissen. Ihr gutes Verhältnis zum langjährigen Vorgesetzten Rudolf Märki ärgere ihn. Miriam Spengler kam sehr rasch mit allem 34 Personen der mittelgrossen Kanzlei gut aus, da sie freundlich sowie distanziert blieb und sich mit niemandem privat einliess.
Der leichte Vorhang, der sich zwischen sie und Peter Camenisch geschoben hatte, bedrückte sie nur anfänglich. Als Frau mit Ausland-Erfahrung wusste sie, dass in der Regel Ungerades nach einiger Zeit wieder normal wurde. Nach relativ kurzer Zeit fühlte sie sich im Büro akzeptiert. Die leichte Unstimmigkeit zwischen ihr und Peter Camenisch störte nicht. Von Ihrem Arbeitsplatz aus blicke sie auf den Zürichsee bis ans andere Ufer. Beneidete er sie vielleicht wegen ihrem Arbeitsplatz mit bevorzugter Aussicht? Wahrscheinlich hätten auch andere ihren Arbeitstisch in der Kanzlei gerne gehabt. Sie sah die Schiffe und Boote auf dem See und fragte sich oft, wer wohl in den Häusern auf der gegenüberliegenden Seeseite wohne und wer auf den Schiffen einen Ausflug mache? Das Wasser in wechselnden Farben und in Bewegung sowie die Bäume und die grünen Flecken auf der anderen Seeseite werteten ihren Arbeitstag auf.
Als sie mit ihrem Vorgesetzten auf Peter Camenisch zu sprechen kam, meinte dieser, leider laufe der Weg im Leben nicht immer gerade aus. Die verschiedenen Wegstrecken seien auch ein Grund dafür, dass Anwälte ständig mit Arbeit versorgt würden. Sie hätten Differenzen zu bearbeiten und müssten sie auch lösen. Sie solle keine Gedanken über den Junggesellen Camenisch verlieren. Er sei ein guter Mitarbeiter, sehr belesen und gehöre zu einem Zweig von Herrn Steinemanns Familie, dem obersten Inhaber der Kanzlei. Dann fuhr er fort: «Herr Steinemann, unser Boss, ist liiert mit einer finanzstarken, international agierenden Organisation. Ihr gehört ein Teil seines Besitztums in der Toskana, aus diesem Grund ist die Finanzorganisation leicht mit unserer Kanzlei verbunden, die wir aber selbständig führen. Wir dienen höchstens dann und wann als Relaisstation, wenn es um Finanzen geht»
Dr. Märki fuhr weiter: «Peter Camenisch hat sich in den letzten Jahren leicht verändert. Sehr oft ist nicht ersichtlich, ob er Mann oder Frau oder beides zusammen ist. Er ist gebildet, vor allem belesen, oft ein Schöngeist und befasst sich seit mehr als einem Jahrzehnt mit den alten Griechen, vor allem mit Pythagoras. Pythagoras war auch der Grund, warum er ein Sabbatical in Kalabrien verbrachte und sich seither mit der dortigen Gegend abgibt. Ebenfalls seit seiner Rückkehr aus dem südlichsten Teil Italiens arbeitet er nur noch zu 80% in der Kanzlei und beschäftigt sich nebenbei privat. Er macht seine Arbeit gut, lebt ein eigenes Leben, verkehrt nur mit wenigen Freunden und Bekannten».
Dazu erklärte Dr. Märki weiter: „Peter Camenisch betreut seit mehreren Jahren die Kunden Marburg, mit der ihnen gehörenden Entzugsklinik in Hinterzarten im Schwarzwald. Seit einiger Zeit lebt Frau Sofia Marburg im schwyzerischen Schindellegi. Peter Camenisch steht vor allem mit ihr in Verbindung. Kürzlich erhielt ich von den Marburgs eine neue Aufgabe. Damit möchte ich Peter nicht belasten, denn ihm fehlen sprachliche- und tiefere Kenntnisse im Finanzwesen. Es geht im neusten Auftrag um die Panama-Papers. Dazu sind Englisch und Spanisch erforderlich. Aus diesem Grund sind sie gefordert Frau Spengler".
Er schilderte den Marburg-Fall mit den Panama Papers und erklärte: «Herr Marburg ist ehemaliger Slowake und medizinisch ausgebildet. Er führt seine Entzugsklinik für Alkohol-, Drogen-, Nikotin- und Arbeitsgeschädigte. Seine Frau, Sofia Marburg, ist Russin mit deutscher Mutter. Sie ist intelligent, selbstbewusst bis rechthaberisch. Sie wohnt seit geraumer Zeit in einer Villa in Schindellegi und wird von Peter Camenisch betreut. Er kommt mit Sofia Marburg und ihrem Mann bestens aus. Ich selbst bin glücklich, wenn jemand wie er selbständig arbeitet. In einigen Jahren werde ich pensioniert, dann übernimmt er den Karren ».
Dr. Märki fuhr weiter: „Ich denke, der jetzige Fall ist für Peter Camenisch nicht geeignet, da es um Geldverschiebungen geht, mit denen vor allem Jakub Marburg zu tun hat. Er teilte uns mehrfach mit, seine Frau und er hätten Dollarbeträge in mehreren Steueroasen wie Panama, auf den Bahamas und den Cayman-Inseln parkiert. Als er von den Panama-Papers in den Medien hörte, bat er mich, sämtliche Nachrichten zu sammeln und diskret zu behandeln. Zurzeit wissen wir noch wenig. Es ist Aufgabe der Kanzlei, ihre Kunden zu schützen sowie mögliche Anklagen von ihnen abzuweisen. Peter Camenisch steht, wie ich sagte, mit Frau Sofia Marburg regelmässig in Kontakt. Sie residiert und arbeitet in Schindellegi und verkauft ein eigenes Heilmittel, das nicht ganz bewilligungskonform ist. Mir scheint, Peter Camenisch betreut sie gut, denn sie überträgt ihm immer wieder neue Aufgaben, die wir verrechnen können».
Er trank seinen Kaffee aus und erklärte weiter: «Zu dem, was ich jetzt sage, ist Vorsicht am Platz. Wie gesagt, Frau Marburg lebt allein in der Schweiz, ihr Mann in Hinterzarten im Schwarzwald. Sie kontaktiert Ärzte und Kliniken, die Patienten in die Klinik schicken. Daneben verkauft sie zusätzlich ihren besonderen Wirkstoff an kleine Pharmahersteller, Labors, Spitäler Apotheken und auch an Ärzte. Es handelt sich um ein pulverförmiges Beruhigungsmittel mit dem Namen «Calmdown». Sie beliefert Kunden in Europa und nur einige in Übersee. Als Verkäuferin ist sie sehr tüchtig. In ihrer Tätigkeit gibt es ein Problem. Bei Kontrollen heisst es da und dort, ihr als handelsüblich deklariertes Pulver enthalte so etwas wie Amphetamin und sei in letzter Konsequenz nicht drogenfrei. Unsere Kundin stellt sich auf den Standpunkt, sie verkaufe nur handelsüblichen Wirkstoff, keine Drogen. Wenn ihre Kunden im Labor das Pulver veränderten, so habe sie damit nichts zu tun. Ich weiss nicht, wie weit sie sich damit aus dem Fenster lehnt».
Kapitel 2
Arthur Wassermann legte sein Telefon zur Seite, schmunzelte und nahm einen Schluck Whisky aus dem Glas, das er bereits vor dem Anruf neben sich gestellt hatte. Das Gespräch verlief positiv, sehr positiv sogar. Er telefonierte mit einem Gewährsmann in Montenegro, der versprach, ihn in einer Woche mit einem Türken zu besuchen, es gehe um die Vorbesprechung eines delikaten Geschäfts. Arthur Wassermann plante seit längerer Zeit einen eigenen Deal, führte Gespräche und klärte ab, wer als Partner für Neues in Frage kommen könnte. Seine Bemühungen würden jetzt durch das an ihn unverhofft herangetragene Zwischengeschäft nur unterbrochen, aber nicht ausgeschlossen. Beim Anruf suchte ein hoher Beamter Montenegros, zusammen mit der CIA, die ihn vermutlich kontrollierte, jemanden mit Kenntnissen im Waffenhandel, eine Person, die bereit war, sich finanziell zu engagieren. In der Branche hiess es, Wassermann eigne sich für solche Geschäfte. Arthur Wassermann war clever genug das delikate Zusatzgeschäft anzunehmen. Als Profi wusste er wie man mit Situationen diese Art umging. Seinem eigenen Vorhaben schadete ein Zwischenhandel nicht. Die Anfrage aus Montenegro tönte interessant, bei Zusage musste er lediglich die vorgesehene Reise nach Thailand verschieben. Aus diesem Grund teilte er seinem Bekannten, Jakub Marburg mit, dem Inhaber einer Entzugsklinik im Schwarzwald, die Reise nach Thailand werde für kurze Zeit verschoben. Er traf Jakub Marburg früher einmal auf bei einem Aufenthalt nach Hongkong und versprach, ihn nach Thailand zu begleiten. Die Marburgs besassen nur unweit von seinem Haus in Schindellegi ebenfalls eine von Frau Sofia bewohnte Villa. Sie durfte vom Vorhaben der Männer nichts erfahren.
Der Ingenieur Arthur Wassermann, 49jährig, gebürtig aus Aarau, einmal kurz verheiratet, dann geschieden, lebte als Einzelgänger in einem feudalen Haus im schwyzerischen Schindellegi. Er genoss die Aussicht auf den Zürichsee durch die Panoramascheiben und dachte, bei sonnigem Wetter könnte er an keinem anderen Ort schöner wohnen. Sein Haus hatte er zu einem beachtlich hohen Preis einer Erbengemeinschaft abgekauft. Die hohe Kaufsumme von drei Millionen Franken betrachtete er als hoch, doch sein finanzieller Hintergrund in der Grössenordnung von 30 Millionen Franken, liess das zu. Auch betrachtete er sein Vermögen als hoch genug, um sich einiges leisten zu können und um zurückgezogen das nächste Geschäft zu planen, das ihm seit einiger Zeit keine Ruhe liess. Er war ins steuergünstige Schindellegi gezogen, um nach turbulenten Jahren in Afrika, sich Zeit für Neues zu gönnen. Er lebte so quasi in einer angenehmen Warteposition, denn das Vorhaben, das ihm vorschwebte, würde ihn aktiv beschäftigen und sein Vermögen erhöhen.
Für ihn war das Zwischengeschäft in Montenegro mit zweifelhaftem Hintergrund keine moralische Frage. Nach langen Jahren in Afrika begeisterte ihn eine Anfrage dieser Art. Sein eigenes Vorhaben konnte ruhig für einen Monat zuwarten, Zeit stand genügend zur Verfügung. Während einer ersten Besprechung erfuhr er, in Montenegro lägen 60 Kisten mit Kalaschnikow-Munition. Auf Druck der CIA drängte die Regierung des Kleinstaates, die Fracht loszuwerden. Wassermann erfuhr nicht, ob die Kisten irgendwo gestohlen oder illegal von einer Russen-Lieferung abgezweigt wurden. Es hiess, legal verkaufen könne man sie nicht, ohne dass die Medien davon erführen. Da niemand bereit war, sich die Finger mit Waffen zu verbrennen, landete die Anfrage bei Arthur Wassermann, dem man zutraute, den Fall lösen zu können. Er überlegte, telefonierte und sondierte bis ein Plan und die Teilnehmer vorlagen, die er einsetzen konnte.
Zusammen mit einem hohen Beamten und einem türkischen Händler fädelte er einen fiktiven Export der Kisten von Montenegro nach Mosambik ein. Die CIA plus ein hoher Beamter Montenegros erteilten die Bewilligung für den Export der Fracht. Um sie aus dem Depot zu nehmen und wegzubringen, wurden Dokumente gefälscht und umdatiert. Für die Beteiligten lag Mosambik weit weg und nur wenige wussten etwas über die dort von Kriegshandlungen verwüsteten Verhältnisse. Da Mosambik in der Vergangenheit Waffen in Russland gekauft hatte, passte der CIA die Destination. Auf diese Weise nahm man an, die Munition gehe zur Armee in Maputo, vielleicht auch zu den Rebellen oder verschwinde irgendwo in Afrika. Für Montenegros Regierung musste das Zeug so oder so aus dem Land. Der türkische Händler, den Wassermann einspannte, lud mit seinen Gehilfen, unter den Augen von Montenegros Administration, die Kalaschnikow-Munition im albanischen Durres auf ein Schiff mit Destination Mosambik. Arthur Wassermann und der Türke fälschten abermals Dokumente und fuhren mit Hilfsgütern Richtung Türkei. Der Spediteur brachte die Ladung bei Nacht und Nebel in der Nähe von Dalarman an der türkischen Mittelmeerküste an Land und schleuste sie als Hilfsgüter auf dem Landweg in verschiedene nahöstliche Kriegsgebiete. Der türkische Händler bezahlte zwar schleppend, erledigte die Ausstände aber nach Ablieferung der Munition an die Abnehmer. Er arbeitete gut und verwischte gleichzeitig die meisten Spuren. Die Dokumente für Montenegro, die Frachtbriefe in Durres, sowie die weiteren Fracht- und Bankunterlagen verschwanden kurze Zeit später und waren nicht mehr auffindbar. Für Arthur Wassermann lief das Geschäft gut und zeigte, dass er bei Waffengeschäften nach wie vor mithalten konnte. Dass abgelaufene Geschäft signalisierte Erfolg für das vorgesehene neue Business.
Kapitel 3
Miriam Spengler parkte ihren Mini in der Tiefgarage des Mehrfamilienhauses, in dem sie eine 3,5 Zimmer-Wohnung bewohnte. Sie und eine Bekannte warteten auf den Lift, der vor ihnen von anderen Bewohnern des Hauses benützt worden war. Die 35jährige Miriam Spengler hatte mit einer Bekannten ein Konzert besucht und war noch erfüllt vom Klang des Symphonie-Orchesters und der stupenden Technik des Pianisten. Aufgewühlt und begierig darüber zu sprechen, lud sie ihre Bekannte zu einem Kaffee in ihre Wohnung ein. Diese hatte ihren Wagen auf einem der Kundenparkplätze abgestellt.
Im Korridor öffnete Miriam Spengler die Wohnungstüre, hiess ihre Begleiterin eintreten und sagte: «Leider vergass ich meinen Briefkasten zu leeren. Warte im Wohnzimmer, ich komme sofort nach». Sie fuhr ins Erdgeschoss zurück, kurz darauf wieder hinauf und bemerkte beim Verlassen des Aufzugs ihre offene Wohnungstüre. Sie schloss sie doch! Gleichzeitig hörte sie, wie jemand hastig das Treppenhaus hinab eilte. Im Wohnzimmer lag ihre Bekannte mit blutendem Kopf am Boden. Miriam bückte sich, bemerkte, dass sie atmete und stammelte. Sie legte sie in Seitenlage, schob ein Kissen unter den Kopf und telefonierte der Polizei.
Dort hiess es, man komme sofort. Im Wohnzimmer standen alle Schubladen offen. Auf und neben dem Schreibtisch lagen Papiere, Büromaterial und weitere Gegenstände durcheinander. Schon stand auch ein Ehepaar aus einer Nachbarswohnung im Korridor des Hauses. Es klingelte und trat in die Wohnung. Der Mann sagte, er habe Lärm im Treppenhaus gehört und die offene Türe gesehen. Ob etwas passiert sei?
Die Polizei war relativ rasch zu Stelle, avisierte den Notfall, kümmerte sich um die Verletzte und begann zu fragen. Miriam Spengler schilderte kurz den Hergang des seltsamen Überfalls und zeigte auf die offenen Schubladen und die herumliegenden Dokumente im Wohnzimmer. Mit dem Öffnen der Wohnungstüre musste sie einen Einbrecher überrascht aber nicht bemerkt haben, denn sie fuhr mit dem Aufzug ins Erdgeschoss zurück und leerte den Briefkasten. Offenbar überfiel in dieser Zeit jemand ihre Bekannte und verletzte sie am Kopf. Sie blutete. Schrecklich! Was hatte der Dieb gesucht? Bald war ihr klar, worum es ging. Sie nahm zwei Tage zuvor Dokumente in spanischer Sprache aus dem Büro mit nach Hause, um sie am Abend zu lesen. Der Chef meinte, vielleicht enthielten die Papiere Zusätzliches zur gemachten Übersetzung. Denn seit einigen Tagen bearbeitete sie mit ihrem Chef die Panama Papers. Dr. Märki erklärte, Miriam Spengler solle zu Hause in Ruhe die Übersetzung mit dem Spanischen und Englischen vergleichen. Beim Anblick der Unordnung dachte Miriam: «Jemand war hinter den Panama-Dokumenten her. Wurde meine Bekannte, an Stelle von mir von einem Einbrecher attackiert»?
Die Polizisten schrieben auf was sie hörten, zweifelten zuerst an der Geschichte vom Gang zum Briefkasten. Als die Nachbarn bestätigten, sie hätten Lärm im Treppenhaus gehört, fotografierten sie den Tatort mit der Unordnung und notierten ihre Aussagen. Der Rettungswagen kam in Kürze und nahm die Überfallene mit ins Spital. Die Helfer erklärten, die Wunde am Kopf sei nicht schlimm, man behalte die Frau für einen oder zwei Tage, um sie zu untersuchen. Als die Polizisten abzogen, begann Miriam Spengler aufzuräumen. Die Polizisten baten sie, sich morgen auf dem Polizeiposten zu melden, man werde auch ihre Begleiterin einvernehmen.
Miriam Spengler räumte auf und prüfte, was fehlte. Die wenigen Banknoten in einer Schublade, die persönlichen Dokumenten in einer Hängemappe sowie ihre eigenen Verträge in einem Dokumentenordner wurden nicht angetastet. Beim Allgemeinen fehlte kaum etwas. Die Unterlagen, die sie tags zuvor aus dem Büro mit nach Hause genommen hatte, lagen versteckt zwischen zwei leeren Kuchenblechen im Backofen, den sie nie benützte. Der Boss sagte tags zuvor, vielleicht finde sie zwischen den verschiedenen Übersetzungen Zusätzliches für eine Abklärung. Sie las die Dokumente tags zuvor, fand aber wenig. Jetzt studierte sie die halbe Nacht den Papieren nach und bedauerte ihre verletzte Bekannte. Sie nahm sich vor, am Morgen im Geschäft mit ihrem Chef zu sprechen und noch vor Mittag einen Besuch im Spital zu machen. Auch mit dem Schloss der Wohnungstüre musste sie sich befassen. Es wurde ohne Aufbruch geöffnet, also musste es ausgetauscht werden.
Kapitel 4
Richard Sommer weilte für einige Tage in seiner Heimatstadt Zürich. Gewöhnlich lebte er als NATO-Funktionär in Brüssel, reiste zu Sitzungen in die Hauptstädte Europas, besuchte Regierungsstellen, kontaktierte Militärs und Funktionäre in Staaten auf der halben Welt. Erstaunt vernahm er, seine Cousine Beatrice sei von einem Einbrecher attackiert worden und liege für einige Tage im Spital. Als Junggeselle mit nur wenigen Familienangehörigen nahm er sich vor, sie zu besuchen. Er liess sich zum Spital chauffieren und traf Cousine Beatrice mit einem Kopfverband im Bett. Sie lächelte und sagte, sie habe nur wenig Schmerzen, obwohl sie einen Schlag auf den Kopf erhalten habe. Offenbar hatte sie nichts Schlimmes abbekommen, denn sie sprach und erzählte lückenlos. Sie schildere den Hergang des Vorfalls und erklärte, die Ärzte meinten, sie habe Glück gehabt.
Im Spital traf Richard Sommer auch Miriam Spengler die Beatrice gleichzeitig aufsuchte. Sie und Beatrice hatten gemeinsam das Konzert besucht. Miriam schlug vor, bei ihr zu Hause noch Kaffee zu trinken.
Das Gespräch am Krankenbett tröpfelte dahin, bis Richard Sommer bemerkte: „Ich sehe, im Spital wird das Essen verteilt. Ich gehe ebenfalls zum Mittagessen, darf ich sie, Frau Spengler, dazu einladen"? Sie war einverstanden und sie setzten sich in der Nähe in ein Restaurant. Nach einigen allgemeinen Fragen und Antworten floss das Gespräch und sie unterhielten sich glänzend. Mit Erstaunen vernahm er einiges aus ihrem Leben und erzähle auch dass er als Doppelbürger für die NATO arbeite und viele Orte kenne, die sie ebenfalls erwähnte. Ebenfalls wollte er wissen, wie der Einbruch ablief, warum sie zum Briefkasten ging, und was gestohlen wurde. Als sie erklärte, es gehe um Dokumente aus Panama, deren Übersetzung und Inhalt sie prüfen müsse, meinte Richard Sommer er denke, beim Namen Panama handle es sich um Steuerhinterziehung, Schmuggel oder Geldwäsche, vielleicht auch um Industriespionage. In jedem Fall sei das Geld schwarz, das in der Karibik liege, wahrscheinlich nicht ehrlich erworben, auf alle Fälle nicht versteuert. Erstaunt zeigte er sich, dass der Täter über ihre Abwesenheit informiert war und so spät am Abend die Wohnungstüre öffnete. Der müsse informiert gewesen sein. Möglicherweise wusste der Einbrecher, er nehme an es sei ein Mann gewesen, dass niemand zu Hause war. Bei ihrer Anwesenheit hätte er sie bedroht, vielleicht sogar attackiert, um die Dokumente auf diese Weise zu stehlen. Sie solle auf jeden Fall eine Türsicherung anbringen, denn heute sässe bei vielen Halunken ein Messer locker in der Scheide. Er meinte auch, daran hatte Miriam ebenfalls gedacht, der Täter wusste, dass sie Dokumente mit nach Hause nahm. Arbeitete der Einbrecher in der Kanzlei oder bekam er von einem dort Anwesenden einen Hinweis. Standen vielleicht der Chef oder Peter Camenisch dahinter?
Richard Sommer fand Miriam sei eine interessante Frau, charmant, viel wissend, mit erstaunlichem Background. Mit ihr hatte er sich bei Essen gut unterhalten. Da er sich nur während einigen Tagen in Zürich aufhielt, lud er sie zu einem Nachtessen ein. Sie lächelte, sagte zu und meinte, er solle sie abholen, damit ihr Mini in der Garage bleibe. Zu Hause befasste sie sich nochmals mit der Türverriegelung. Da die Verwaltung nichts unternommen hatte, bemühte sie sich selbst um einen Schlosser. Sie wollte keinesfalls einem Einbrecher nochmals Gelegenheit geben, ihre Wohnungstüre zu knacken. Auch nahm sie sich vor, zukünftig keine geschäftlichen Dokumente