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Augenfreunde
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eBook217 Seiten2 Stunden

Augenfreunde

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Über dieses E-Book

Stephan Henderson ist schon während seines Studiums ein erfolgreicher Erfinder. Aus kleinsten Anfängen gründet er seine Pumpenfabrik.

Sein Freund aus Kindertagen und neuer Gesellschafter drängt ihn eiskalt aus der Firma.

Kurz darauf wird die Sekretärin Viviana Nelle erstochen.

Es folgen weitere Morde, die scheinbar bis in die Kreise zweier verfeindeter Banden in Hamburg reichen.

Die Ermittler Ried und Schuhmacher stehen nicht nur vor einem, sondern gleich mehreren Rätseln.

Der Mörder verfolgt offenbar einen perfiden Plan.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum5. Juli 2018
ISBN9783746925462
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    Buchvorschau

    Augenfreunde - Fred M. Sorge

    Kapitel 1

    Es war einer jener Tage, nach denen der Altweibersommer benannt ist – ein Herbstmorgen an der lettischen Ostseeküste.

    Stephan Henderson öffnete die Dachluke seines Wohnmobils, das er nur wenige Meter vom Strand entfernt in den Dünen abgestellt hatte, klappte das Fenster im Küchenbereich auf und startete den Oldiesender des Internetradios mit den Swingmelodien.

    Nachdem er geduscht hatte, betrachtete er sich im Spiegel. Er konnte mit dem, was er darin sah, zufrieden sein. Mit fast 35 Jahren hatte er ein sehr ansprechendes und angenehmes Äußeres. Eins fünfundachtzig groß, muskulös, gut proportioniert. Sein dunkelbraunes Haar harmonierte gut mit den graublauen Augen.

    Man merkte seiner Statur an, dass er seit seiner Jugend intensiven Sport getrieben hatte. Als Ruderer in der Universitätsmannschaft hatte er es sogar zu Ruhm und Ehre gebracht, wenn auch nur in bescheidenem Maße.

    Sein Gesicht strahlte Charme und Heiterkeit aus. Oval geschnitten, klassisch, fast aristokratisch. Der Aufbau und die Linien der Augenbrauen, der Nase, Wangen und Lippen wirkten sehr harmonisch.

    Nachdem er in Jogginghose, T-Shirt und Badelatschen geschlüpft war, bereitete er sich einen Kaffee zu.

    Mit dem köstlich duftenden Kaffeepott in der Hand öffnete er die Tür des Wohnmobils und trat über die ausgeklappte Treppe ins Freie.

    Mit der linken Hand angelte er nach dem Stuhl, der seit dem Vorabend neben der Tür am Wohn-mobil lehnte, klappte ihn einhändig auf und ließ sich darauf nieder. Dann schlürfte er den ersten Schluck Kaffee.

    Das Essen am Vorabend war exzellent gewesen. Er war am Strand spazieren gegangen und hatte nur wenige hundert Meter weiter westlich ein Strandlokal gefunden; mit einer sehr freundlichen Bedienung und einem, dem Essen nach, sehr guten Koch.

    Sein Blick wanderte zu dem kleinen Birkenwäldchen, das sich östlich seines Standplatzes ausbreitete. Die herbstlich gefärbten Blätter sahen aus, als seien sie in pures Gold getaucht. Dahinter ging gerade die Sonne auf und schien alles, was ihre Strahlen erreichte, in der klaren Luft in ein Meer überwältigender Farben zu verwandeln.

    Stephan überlegte, ob er seinen Stuhl drehen solle, damit er über die spiegelglatte Ostsee schauen konnte. Die See war heute ausgesprochen ruhig. Nur sehr leise schwappten in regelmäßigen Abständen kleine Wellen an den Strand.

    Stephan schaute zufrieden lächelnd auf die Möwen, die hier und da geschäftig im feuchten Sand umhertippelten und suchend pickten, um Muscheln und kleine Tiere zu sammeln.

    Es war das erste Mal seit einem viertel Jahr, dass er zufrieden lächeln konnte. Das erste Mal, seit ihn sein Geschäftspartner mit diesem miesen Trick aus seiner Firma gedrängt hatte. Er dachte daran, wie alles gekommen war …

    Kapitel 2

    Stephan hatte seinen Jugendfreund Thomas M. Bergmann nach etlichen Jahren auf einem Klassentreffen wiedergetroffen. Er hatte ihn zunächst gar nicht erkannt. Das war nicht mehr der drahtige Typ, den Stephan in Erinnerung hatte.

    Tönnes, wie sein Spitzname immer noch lautete, war polternd und großspurig aufgetreten. Bei der Vorstellungsrunde hielt er eine Rede, in der er sich mit seinen Reisen und seiner wichtigen Position in einem Pharmakonzern brüstete.

    Schon während ihrer Schulzeit hatten sie sich gegenseitig unterstützt, gemeinsam gelernt und voneinander abgeschrieben. Sie hatten sich gemeinsam gewehrt, waren füreinander eingestanden, hatten Dummheiten zusammen ausgeheckt und gemeinsam die Strafen dafür kassiert.

    Dann verloren sie sich aus den Augen. Stephan studierte Maschinenbau, Tönnes wurde Diplom-Kaufmann.

    Schon als Student hatte Stephan eine, nach Aussage seines Professors bahnbrechende Idee für eine Vakuum-Pumpe, die er sich in einem längeren Verfahren patentieren ließ.

    Es war jedoch unmöglich, Unternehmen zu finden, die das Patent nutzen wollten. Niemand erkannte Chancen und Vorteile der Entdeckung.

    Er machte sich also selbstständig. Sein Firmensitz war die Garage seines Vaters. Dort baute er Pumpen und war sein eigener Arbeiter, Ingenieur und Verkäufer. Und er kassierte hunderte Absagen, lernte jede Menge Desinteresse, Ausreden und Rausschmisse kennen.

    Dann bekam er eine einzige Chance, bei einem Wasserversorger zwei Pumpen einzubauen. Das waren der Beginn des Erfolgs und der Durchbruch.

    Die ersten Mitarbeiter wurden eingestellt. Die Garage wurde schließlich zu klein. Sie bauten Vakuum-Pumpen nur auf Bestellung, und nur so viele, wie Geld für Material vorhanden war.

    Es lief hervorragend. Fast schon nebenbei schrieb Stephan seine Diplomarbeit und hatte einen hervorragenden Abschluss in der Tasche.

    Der Kundenkreis erweiterte sich rasant. Schon bald musste er die Firma wieder erweitern. Es war Zeit, die Rechtsform seines Unternehmens zu ändern. Er gründete die Henderson-Vacu-TEC GmbH.

    *

    Ja, Tönnes war noch immer an seinen Gesten und der unverwechselbaren Mimik zu erkennen. Aber sein übertriebenes, aufgeblasenes Gehabe war geradezu unangenehm. In der Jugend war Stephan wohl sehr viel weniger kritisch gewesen.

    Nach dem Abendessen zogen sich die alten Cliquen zum Austausch in kleinere Kreise zurück.

    Stephan und Tönnes lachten, tranken und erinnerten sich an gemeinsame Streiche, Feten und Freunde. Der Alkohol floss reichlich, und schließlich war es so, als hätten sie sich nie aus den Augen verloren. Dann sprach Stephan von seinen Patenten, seinen Produkten und der Firma. Auch, dass er expandieren müsse.

    Tönnes berichtete, dass er im Controlling arbeite und zukünftig weltweit unterwegs sei.

    Er verdiene blendend. Geld sei kein Problem. Eher beiläufig erwähnt er, dass er sich an einer Firma für Naturkosmetik beteiligt habe. Man habe Geld für die Sanierung benötigt. Die sei zwar nicht erfolgreich gewesen, er habe aber einen dicken Gewinn mitgenommen. Den wolle er nun investieren.

    Sie vereinbarten, in Kontakt zu bleiben.

    Bereits zwei Wochen nach dem Klassentreffen erhielt Stephan eine Mail. Tönnes schrieb, er habe schon mal Erkundigungen über Stephans Firma eingeholt und könne sich sehr gut vorstellen, als Teilhaber einzusteigen.

    Sie trafen sich kurz zwischen zwei Auslandseinsätzen von Tönnes am Flughafen. Erstaunlicherweise brachte der schon sehr klare Vorschläge mit.

    Die Bewertung der Firma schien sachlich und fair. Die Beteiligung sollte bei fünfzig Prozent drei Millionen betragen. Die einzige Forderung war, dass die persönlichen Patente von Stephan auf die neue Firma übertragen werden müssten.

    Nach zwei weiteren Gesprächen vereinbarten sie einen Notartermin und gründeten die gemeinsame Gesellschaft. Stephan brachte seine komplette Firma und persönlich seine Patente ein. Der neue Teilhaber Tönnes zahlte die vereinbarte Finanzeinlage und wurde zweiter Geschäftsführer.

    Sie teilten sich die Geschäftsführung gleichberechtigt. Die Zuständigkeiten waren getrennt. Tönnes war für Verwaltung und den Verkauf zuständig, Stephan Entwicklung und Produktion.

    Es war beiden klar, dass unterschiedliche Meinungen bei der vereinbarten Anteilsverteilung von je 50% die Firma durchaus lähmen könnten.

    Um dem vorzubeugen, hatten sie eine entsprechend sichere Regelung im Gesellschaftervertrag getroffen.

    Derjenige von ihnen, der einen für den Fortbestand der Firma wichtigen Antrag einbrachte, sollte bei einer Ablehnung ein Sonderkündigungsrecht haben.

    Das konnte wahlweise das eigene Ausscheiden aus dem Unternehmen mit einer Abfindung oder das Angebot einer Abfindung für den anderen Gesellschafter bedeuten.

    Als Tönnes in die Firma eintrat, kam er jedoch nicht allein. Er brachte seine Sekretärin Viviana Nelle und einen gewissen Manuel Karlowski als persönlichen Assistenten mit.

    Im weiteren Verlauf ihrer geschäftlichen Verbindung ergänzten sich Stephan und Tönnes hervorragend. Nur die Sekretärin und dieser Assistent störten. Viviana Nelle war Ihrem Chef ergeben und hielt ihm mit allen Mitteln den Rücken frei, log sogar für ihn.

    Stephan blieb keineswegs verborgen, dass Tönnes und Viviana ein Verhältnis hatten. Sie bemühten sich zwar, es geheim zu halten, was ihnen aber immer weniger gelang.

    Wenn Tönnes Viviana versehentlich duzte, entschuldigte er sich verdächtig schnell.

    Der Nutzen der Sekretärin für die Firma war für Stephan ja noch nachzuvollziehen.

    Karlowski hingegen war der Chauffeur und eher das Faktotum seines Chefs, dazu der Mann fürs Grobe. Er war Tönnes’ Schatten, fuhr ihn zu Auswärtsterminen und kassierte regelmäßig die Punkte, wenn dieser wieder einmal zu schnell gefahren war. Darüber hinaus betätigte er sich als Hausmeister in Tönnes Haus.

    Stephan gefiel nicht, dass Karlowski auf der Lohnliste der Firma stand. Da aber sonst alles glatt lief, schwieg er. Er sah in Tönnes seinen Freund und akzeptierte dessen Entscheidung.

    Die internationalen Erfahrungen von Tönnes brachten neue Kontakte, große Kunden und optimale Abschlüsse. Stephan konnte sich auf die Entwicklung neuer Produkte konzentrieren. Die Verwaltung war sowieso nicht sein Ding. Das alles machte Tönnes viel besser. Stephan vertraute ihm blind.

    Aufgrund ihrer verschiedenen Zuständigkeitsbereiche sahen sie sich manchmal tagelang nicht. Deshalb trafen sie sich zum regelmäßigen Austausch dienstags und freitags zur Happy Hour, um alles Wichtige zu besprechen. Regelmäßig fuhr Karlowski seinen Chef zu diesen Treffen, setzte sich aber stets an einen anderen Tisch.

    Aus diesen geschäftlichen Treffen außerhalb der Firma ergaben sich schließlich noch mehr gemeinsame Aktivitäten während ihrer Freizeit.

    Eines Tages schlug Tönnes vor, dass Stephan mit ihm die Jägerprüfung machen solle. Wichtige Entscheidungsträger potenzieller Kunden würden sich in einem exklusiven Jägerkreis treffen. Um mitreden zu können, sei es wichtig, selbst zu jagen. Sonst sei man als Jagdgast in die Riege der Treiber degradiert und könne nicht mitreden.

    Das leuchtete Stephan ein, auch wenn es nicht sein Ding war, zu jagen und zu schießen. Sie bereiteten sich auf die theoretische und praktische Prüfung vor und legten sie gemeinsam ab.

    Bei den Jagden, zu denen Tönnes ihn schleppte, war Stephan jedoch meistens der Pechvogel. Er bekam kaum Wild vor die Flinte und wenn er einmal schoss, traf er nicht.

    Die nächste Aktivität, die Tönnes für unverzichtbar hielt, war ein Golfkurs. Zu Beginn trafen sie sich jedes Wochenende. Schließlich hatte Stephan keine Lust mehr, Karlowski als dauerndes Anhängsel und als Tönnes´ Caddy zu ertragen.

    Ihm wurden diese Hobbys mehr und mehr zuwider und er reduzierte sie auf ein Minimum.

    Ein paar Monate, nachdem er sich mit Tönnes zusammengetan hatte, ergab sich für Stephan die Möglichkeit, als private Investition ein Gewerbegrundstück mit Bürogebäude, zehn Garagen und einer großen Kraftfahrzeughalle zu ersteigern.

    Das Bürogebäude und die Garagen standen leer. Es musste umgebaut werden. Die Halle aber war sofort nutzbar.

    Er vermietete sie an Erwin Lendel, einem wuseligen KFZ-Meister, der seine langjährige Berufspraxis noch in Sibirien erworben hatte.

    Sie trennten einen Teil der Halle ab, den Stephan selbst nutze. Mit Lendels Beratung bauten sie dort eine Hebebühne ein und statteten sie mit Werkzeug ausgestattet.

    Hier wollte Stephan seinen Traum von einem fachgerecht restaurierten Oldtimer verwirklichen.

    Nach einigem Suchen fand er sein Traumobjekt.

    Es war es Wert, restauriert zu werden: Einen der ersten Karman Ghia, der je gebaut worden war.

    Das Fahrzeug war zwar im Originalzustand, aber der Zahn der Zeit hatte massiv daran genagt. Die totale Zerlegung des Fahrzeuges war nötig. Der Neuaufbau der Karosserie würde die meiste Arbeit in Anspruch nehmen.

    Eine solche Komplettrestaurierung hätte sich Stephan ohne Lendels Unterstützung nie zugetraut und in Angriff genommen.

    Kapitel 3

    Tönnes hatte ein halbes Jahr vor seinem Einstieg in Stephans Firma im Rahmen einer internen Revision des Pharmakonzerns den Auftrag erhalten, die schwedische Tochterfirma zu prüfen.

    Damals hatte er die Absicht, im Konzern die Karriereleiter zu erklimmen. Entsprechend scharf führte er die Inspektion durch. Er stellte fest, dass der Jahresfinanzplan der Tochterfirma überschritten worden war. Die Umsatzzahlen sahen sehr gut aus. Der Gewinn war wesentlich höher als das Budget. Aber auch die Kosten waren höher, als in der Jahresplanung ausgewiesen.

    In den Vorjahren hätte Tönnes derartige Abweichungen positiv dargestellt, was sie letztendlich ja auch waren.

    Diesmal ging er anders vor. Er verwies darauf, dass es finanzielle Ungereimtheiten in der Firma geben würde, beschrieb aber nicht näher, welche das sein würden.

    Aufgrund seines gewählten Begriffes geriet der Geschäftsführer der schwedischen Tochter massiv unter Druck. Die Situation wurde zudem unabsichtlich durch Tönnes weiter verschärft.

    Als er nach Hause fliegen wollte, traf Tönnes am Flughafen in Stockholm zufällig einen bekannten Journalisten der Wirtschaftszeitung. Sie tauschten sich über das Woher und Wohin aus. Er sprach von der Prüfung in der Tochterfirma; und davon, dass nicht alles glatt gelaufen sei und es finanzielle Ungereimtheiten gäbe. Das erste Mal könne er wohl keinen positiven Bericht abgeben.

    Danach hatten sie sich generell über Etatüberziehungen und den damit einhergehenden möglichen finanziellen Problemen – im schlimmsten Fall bis zur Insolvenz – unterhalten und ausgetauscht.

    Der Journalist hatte wohl seine eigenen Schlüsse daraus gezogen. In der größten Handelszeitung war kurz darauf zu lesen:

    Wie aus vertraulichen Kreisen bekannt wurde, hat eine interne Revision festgestellt, dass es in der schwedischen Tochter des Pharmakonzerns wesentliche finanzielle Ungereimtheiten gibt. Vertraulichen Informationen nach, die uns vorliegen, wird der Geschäftsführer Wolfgang Mehnert ausgetauscht. Der Jahresetat in Höhe von ca. 40 Millionen wurde von ihm in einer Weise überzogen, dass mit einer Zwischenfinanzierung der laufenden Geschäfte durch die Muttergesellschaft zu rechnen ist.

    Tönnes Aussage wurde zwar sehr übertrieben wieder gegeben, aber durch den Zeitungsbericht war der Geschäftsführer der Tochtergesellschaft nicht mehr zu halten. Um seinen eigenen Kopf zu retten, schwieg Tönnes über seine Indiskretion.

    Aus der Konzernleitung sah sich niemand verpflichtet, eine Richtigstellung zu verlangen. Im Gegenteil, sie sahen sich gezwungen, sich

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