Wein? Keller!: Weitere 101 Fragen aus der Welt der edlen Tropfen beantwortet von Peter Keller
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Buchvorschau
Wein? Keller! - Keller
WEIN?
KELLER!
Weitere 101 Fragen aus der Welt der edlen Tropfen
beantwortet von
Peter Keller
Illustriert von Philipp Luder
Verlag Neue Zürcher Zeitung
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© 2015 Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich
Der Text des E-Books folgt der gedruckten 1. Auflage 2015 (ISBN 978-3-03810-100-1).
Lektorat: Jens Stahlkopf, Berlin | www.lektoratum.com
Titelgestaltung: unfolded, Zürich
Datenkonvertierung: CPI books GmbH, Leck
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts.
ISBN E-Book 978-3-03810-121-5
www.nzz-libro.ch
NZZ Libro ist ein Imprint der Neuen Zürcher Zeitung
INHALT
Titelei
Vorwort von Anna Barbara von der Crone
Vorwort von Frank Baumann
Einleitung
Weinberg
Weinkeller
Weingenuss
Wein-Knigge
Wein-Diversikum
Schaum- und Süßweine
Weiterführende Literatur
Autor und Illustrator
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VORWORT
Wein ist nicht gleich Wein. Schliesslich gibt es weltweit über 1500 verschiedene Rebsorten, aber auch aus der gleichen Sorte können ganz verschiedene Weine gekeltert werden. Der Weg von der Jungpflanze über die ersten Trauben bis zum reifen Wein ist sehr weit und lässt viel Spielraum für unterschiedliche Arbeitsmethoden, Stile und Philosophien. Und selbst der abgefüllte Wein verändert sich ständig, er lebt und ist immer wieder anders.
Genuss ist subjektiv, es spielen Stimmungen, Erinnerungen und Emotionen mit. Um Wein zu trinken, zu geniessen, braucht man eigentlich nichts davon zu verstehen. Aber je mehr man darüber weiss, umso weiter eröffnet sich einem diese spannende Welt. So ist das vorliegende Buch von Peter Keller mit vielen Antworten zu Fragen rund um den Wein ein Schlüssel dazu. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Entdecken!
Anna Barbara von der Crone, Winzerin und Mitinhaberin der Cantina Kopp von der Crone Visini
Barbengo TI, im Mai 2015
WEIN
Es geht auch ohne Sex. Es geht ohne Literatur und ohne klassische Musik. Es geht ohne Kunst, Kultur und ohne Relativitätstheorie. Und es geht auch ohne Weinkeller. Aber es ist doch irgendwie spannender mit. Den besten Roten aller Zeiten kredenzte ich vor einigen Jahren an Pfingsten, im Kreise meiner Freunde der Pfingstmission. Pfingstmission? Ja, so ähnlich.
1993 stellte ich eine autonome Männergruppe auf die Beine, die sich jeweils über Pfingsten zum Zelten traf. Mit Kindern. Aber ohne Frauen. «No woman, no cry», war das Motto. Die Schar war ziemlich bunt gemischt: vom Gärtner über den Berufsboxer bis hin zum Fernsehintendanten. Ums Lagerfeuer sassen Chirurgen, Schreiner, Chefredaktoren, Banker, Architekten, Künstler, Werber und ein professioneller Stripteasetänzer. Die beiden zentralen Bedingungen für die Teilnahme an unserer Mission waren: 1. Bordeaux (älter als Jahrgang 1990) und 2. kubanische Zigarren. Im Schnitt waren wir zwischen dreissig und vierzig Väter und ein entsprechendes Vielfaches an Kindern. Okay, zugegeben, das mit dem Stripper, das war frei erfunden (kleiner Scherz). Anyway: In einer grossen Paella-Pfanne wurde über dem offenen Feuer am ersten Tag Risotto mit Morcheln gekocht und am zweiten Penne all’arrabbiata. Und die Weine, die wir dazu entkorkten, hatten es wirklich in sich.
Anfänglich begnügten wir uns mit irgendwelchem Aktions-Bordeaux, doch von Jahr zu Jahr wurden immer noch spektakulärere Flaschen angeschleppt. Tropfen, die man zum Geburtstag geschenkt bekam. Die Châteaus reichten von Cheval Blanc über Pichon-Lalande und Cos d’Estournel bis hin zu Margaux, Haut-Brion, Latour oder Rothschild. Tja, und weil wir irgendwann keine Gläser mehr hatten, schwenkten wir die edlen Tropfen in den abgesäbelten Böden unserer PET-Flaschen. Wie bitte? Richtig. Ja, ist das nicht ein bisschen seltsam? Nein, es war ein Notfall. Und hat das nicht einen negativen Einfluss auf Nase und Gaumen? Peter Keller fragen.
Aber es kommt noch dicker: Einmal, zu vorgerückter Stunde, schenkte ich einen ganz besonderen Tropfen in die improvisierten «Schwenker». Blind-Degustation am Lagerfeuer. Nein, es war kein Bordeaux, das merkten alle sofort. Aber interessant war er. Und süffig. Die Experten suchten natürlich sofort nach Ländern und Lagen, nach Tanninen, Gewürzen und Fruchtnoten. Beim Jahrgang hingegen war man sich rasch einig, dass es sich um einen jungen Wein handeln musste. «Und niemand füllt neuen Wein in alte Schläuche – Bibel, Lukas 5!», schlaumeierte der Theologe in der Runde.
Die Regentropfen pickten an unseren Pelerinen und Zigarren, und die pitschnassen Kinder lieferten sich am Ufer der Sitter im Dunkeln eine gepflegte Schlammschlacht. Wir hatten alles im Griff. Fast alles. Vor allem der Spanier, Portugiese (oder war’s gar am Ende ein Österreicher) gab den Kollegen Rätsel auf. Wir schauten in die Glut und genossen den Moment. Und schliesslich war man sich einig, dass es eigentlich gar keine Rolle spielt, wie der Wein heisst, den man trinkt, solange die Gesellschaft stimmt. Und dass die Namen der Gäste wesentlich wichtiger seien als jene der Provenienz.
Beim edlen Gewächs handelte es sich übrigens um den gleichen Italiener, den meine Frau und ich damals auf unserer Piemont-Exkursion ergattern konnten. Kaum über der Grenze, kauften wir in einem winzigen Kaff hauchdünn geschnittenen Prosciutto, ofenfrisches Brot und, nach endloser Suche, schliesslich (notfallmässig) diesen bemerkenswerten Rotwein: einen Tavernello. Im Tetrapack. Der Moment war es, der ihn unvergesslich machte. Beide Male.
Ein prima Buch halten Sie da in den Händen, liebe Leserin, lieber Leser. Kurzweilig, heiter und lehrreich obendrein. Und von einem geschrieben, der kein grosses Tamtam um sein ausserordentliches Wissen macht, sondern ganz einfach Freude am Wein hat. Geniessen Sie diese inspirierende Lektüre. Am besten mit einem schönen Glas Roten auf dem Tisch. Zum Beispiel mit einem preiswerten «Landwein», einem Cheval Blanc 1947. Sehr zum Wohle!
Frank Baumann, Geschäftsführer des Wörterbergs, Kommunikationsfachmann, TV-Produzent, Direktor Humorfestival Arosa
EINLEITUNG
«Wer geniessen kann, trinkt keinen Wein mehr, sondern kostet Geheimnisse.» Das sagte einst der berühmte spanische Maler Salvador Dalí. Vielleicht sind Sie auch schon einem solch mystischen Wein begegnet, der Sie berührt hat. Es gibt sie, jene flüssigen Kleinode, die Emotionen auslösen und unvergessliche Erinnerungen hinterlassen. Sie geben vielleicht nicht jede Facette auf den ersten Schluck preis. Vielleicht behalten sie stets ein Geheimnis. Erst nach dem ersten oder zweiten Glas erschliesst sich einem die Grösse der Kostbarkeit. Zu diesen Legenden gehört der kürzlich kredenzte Château Gruaud-Larose 1928, den ich in geselliger Runde im Restaurant Farnsburg zu Ormalingen BL geniessen durfte. Ein perfekt gereifter Bordeaux, mit klarer Farbe, umwerfendem Bouquet, überraschender Frische und erhabener Würde. Ein Klassiker mit Geschichte, der für sich selber spricht und dem man mit irgendwelchen Punkten nicht gerecht