Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Bier vor Ort: Reisen in Europas Bierwelt
Bier vor Ort: Reisen in Europas Bierwelt
Bier vor Ort: Reisen in Europas Bierwelt
eBook306 Seiten2 Stunden

Bier vor Ort: Reisen in Europas Bierwelt

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Reisen durch Europas Bierwelt
Viele tausend verschiedene Biere gibt es in Deutschland zu verkosten - und noch viele tausend weitere in der ganzen Welt. Eine breite Palette faszinierender Geschmackserlebnisse - Geschmackserlebnisse, die Volker R. Quante auf die Bierpirsch gehen lassen. Seine Erfahrungen sammelt er seit Jahren in einem Blog, Highlights seiner Bierreisen legt er nun erstmals in einem Buch vor. Volker R. Quante, der selbsternannte "Chief Beer Officer", testet für sein Leben gerne Bier und hilft mit qualifiziertem Urteil dem deutschen Bierliebhaber, Entscheidungshilfen im Dschungel der Biersorten zu erhalten. Und mit diesem "Bierreiseführer" kann der Leser auch selbst auf die Pirsch nach Kleinstbrauereien, Craftbierläden und anderen Orten gehen, wo interessante Biere zu entdecken sind.
SpracheDeutsch
HerausgeberOktober Verlag
Erscheinungsdatum2. Mai 2016
ISBN9783944369631
Bier vor Ort: Reisen in Europas Bierwelt

Ähnlich wie Bier vor Ort

Ähnliche E-Books

Getränke für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Bier vor Ort

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Bier vor Ort - Volker R. Quante

    Lemberg

    Vorbemerkung

    Vor rund zwanzig Jahren stand ich in einer norddeutschen Millionenstadt in einem Erlebnis-Getränkemarkt und bestaunte eine Auswahl an unterschiedlichen Bieren, die ich so bis dato noch nicht gesehen hatte. Und auf diese Art präsentiert schon gleich gar nicht. Eingebettet in ein buntes Sammelsurium von Ausstellungsstücken, deren Vielfalt es unmöglich macht, einen geeigneten Sammelbegriff dafür zu finden, sondern sich erstreckt von einer lebensgroßen Marilyn-Monroe-Puppe über einen auf Knopfdruck jodelnden, lederbehosten Teddybär bis zum absonderliche Geräusche von sich gebenden Pickup-Truck, standen und stehen bis heute Bierkisten, -kästen und -kartons und eine erkleckliche Anzahl von Einzelflaschen und -dosen in den Regalen. Neben den bekannten deutschen Fernsehbiermarken und vereinzelten Weißbierbeutestücken aus den südlichen Provinzen unserer Republik auch Flaschen aus aller Herren Länder. Bunte Etiketten und exotische Namen, die – wie ich später erfahren sollte – oft nur den enttäuschenden Inhalt attraktiv machen sollten oder die direkt, wie beim Rubbel Sexy Pils, auf die niederen Instinkte des Otto-Normal-Biertrinkers abzielten.

    Hier, in diesem Erlebnis-Getränkemarkt, fasste ich den Entschluss, mich dem Thema Bier in Zukunft etwas systematischer zu widmen, Qualität vor Quantität zu stellen, studentischen Bräuchen und Trinksitten endgültig abzuschwören – und langsam, geradezu bedächtig, als hätte ich schon eine Ahnung, was daraus erwachsen könnte, begann ich, den Einkaufswagen zu beladen. Ob ich diese Ahnung wirklich schon hatte, oder ob ich nur eine Ahnung dieser Ahnung hatte, kann ich heute nicht mehr sagen, aber meine holde Ehefrau hatte diese Ahnung definitiv nicht, andernfalls sie mich nämlich am Oberarm gegriffen und nachdrücklich, notwendigenfalls auch laut zeternd aus dem besagten Erlebnis-Getränkemarkt gezogen oder geschoben hätte.

    Ich lud also ein. Flasche um Flasche füllte den Einkaufswagen und der erste Schritt in die Systematik bestand darin, sorgfältig darauf zu achten, keine Flasche versehentlich doppelt einzuladen, der zweite hingegen darin, die Flaschen so zu verstauen, dass die angesichts der Größe der Auswahl doch begrenzte Fassungskapazität des Einkaufswagens bestmöglich genutzt wurde und kein unnötiger Totraum zwischen Flaschen unterschiedlicher Farbe, Form und Größe entstand. Wobei, dies sei zugegeben, die Farbe nur verhältnismäßig nachrangigen Einfluss auf diesen Totraum hatte.

    Der Eigner des Erlebnis-Getränkemarkts war ein pfiffiger Mann. So hatte er nicht nur die Idee, überhaupt einen solchen zu eröffnen, sondern diesen auch schon damals – wir sprechen immerhin von den längst verflossenen, frühen Neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts, ach was, Jahrtausends – mit einer bargeldlosen Kasse auszustatten, auf dass der Biereinkauf aber auch wirklich niemals daran scheitern möge, dass der allerletzte Hunni, wie man die damals gebräuchlichen, blassblauen Deutschmark-Scheine in ihrer beliebtesten Stückelung geradezu zärtlich zu nennen pflegte, Minuten zuvor schon von oben erwähnter holder Ehefrau für vordergründig unnötige Dinge wie Obst, Gemüse und Brot ausgegeben worden war.

    Die Euroscheck-Karte, wie sie seinerzeit noch hieß, rutschte also durch das Kartenlesegerät und stolz schob ich meinen Einkaufswagen in Richtung Heimat, setzte mich vor meinen Computer, einen blitzschnellen 486er mit Windows 3.1 und einem Arbeitsspeicher von immerhin 4 Mbyte, und begann, meine neu erworbene Sammlung schriftlich zu erfassen. Einschließlich des dazugehörigen Geschmacks, wie sich von selbst erklärt, denn ein Bier, das nicht getrunken wird, sondern lediglich im Regal eines Sammlers sein Dasein fristen muss, hat seinen Beruf verfehlt.

    Die Erfassung des Geschmacks setzte dem ehrgeizigen Treiben des ersten Abends rasch eine natürliche Grenze, aber dem ersten Abend folgten viele weitere und bald schon war der Erlebnis-Getränkemarkt kein Erlebnis mehr, sondern begann, trotz seiner zunächst unendlich erscheinenden Auswahl, durch Wiederholung zu langweilen. Und so wurde der Radius um das traute Heim, in dem die Bierdatenbank nur darauf wartete, mit immer neuen Bieren gefüttert zu werden, nach und nach immer größer und größer. Weitere Getränkemärkte kamen hinzu, Brauereien, Biergärten und Bierbars.

    Mittlerweile schreiben wir das Jahr 2016, und um in einem akzeptablen Rahmen zu bleiben und nicht wie die Brockhaus-Redaktion auf den Kunstgriff von 20 Bänden zu je etwa 2000 großformatigen und kleinbedruckten Seiten zurückgreifen zu müssen, ist ein Zeitsprung vonnöten. »Fasse Dich kurz!«, hieß es doch, die Zukunft dieses Buches schon vorausahnend, bereits in der Reklame der Deutschen Bundespost in den siebziger Jahren für ihre Telefondienste. Die, wie ich meine, einzige Reklame, die den Kunden bat, weniger statt mehr zu konsumieren, und die offensichtlich auch aus diesem Grunde in Kreisen der Werbestrategen – und jetzt bediene ich mich derer neudeutschen Sprache – nur ungerne erinnert wird.

    Zeitsprung also. Aus dem systematischen Erfassen der Biere wurde ein nahezu ebenso systematisches Besuchen von Brauereien, Biergärten, Bierbars, Biergeschäften und damit verbunden die Dokumentation dabei erfahrener Erlebnisse.

    Ob aus Mitteilungsdrang oder Selbstdarstellungstrieb – ich begann jedenfalls, diese Erlebnisse in einem Blog zu veröffentlichen. Zunächst für mich und meinen Freundeskreis, zumeist Bierliebhaber und -kenner, wenn auch der eher unsystematischen, oftmals dafür aber standfesteren und durchhaltefähigeren Sorte, später dann auch für eine nach dem Schneeballprinzip wachsende Leserschaft. Und irgendwann offensichtlich auch für den Verleger dieses Buches, der mich mit dem Geschick eines Staubsaugervertreters schließlich davon überzeugte, mich nun endlich, in Vervollständigung des systematischen Ansatzes, auch des klassischen Mediums Buch zu bedienen. Zur Not auch mit seiner Hilfe.

    Das Resultat liegt vor Ihnen. Ein Sammelsurium von Biererlebnissen. Meistens nahe der Quelle, in der Brauerei oder ihrem Ausschank, manchmal aber auch weiter entfernt, immer aber »vor Ort«, dort wo das Bier gebraut, ausgeschenkt, verkauft, verkostet oder ihm auf andere Art die angemessene Aufmerksamkeit zuteil wird. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder Gerechtigkeit, sondern so, wie es sich ergeben hat. Möge es Anregung sein, die eine oder andere Bierreise selbst zu unternehmen und eigene, unvergleichliche Biererlebnisse zu haben.

    Viel Vergnügen und sehr zum Wohle!

    Volker R. Quante

    BADEN-WÜRTTEMBERG

    Andreasbräu, Eggenstein-Leopoldshafen

    Ein bisschen nördlich von Karlsruhe liegt die Gemeinde EggensteinLeopoldshafen, einer von den Orten, die nach irgendeiner Gebiets-, Verwaltungs- oder Sonstwas-Reform mit einem unaussprechlichen Doppelnamen gesegnet sind, der Behördengänge zur Qual macht. »Wo kommen Sie her?« – »Engschteinleppolshafn!« – »Wie bitte? Buchstabieren Sie doch mal!«

    ... und schon ist der halbe Vormittag rum.

    Wie schön, dass der Name der hier gelegenen Gasthausbrauerei einfach und einprägsam ist: Andreasbräu. Benannt nach dem Inhaber Andreas Philipp, der gleichzeitig auch Braumeister ist und das Andreasbräu im Jahr 1996 gegründet hat.

    Die Adresse Donauring klingt etwas seltsam, liegt Eggenstein-Leopoldshafen doch mitnichten an der Donau, sondern am Rhein, aber das kann man der Brauerei ja nicht zum Vorwurf machen.

    Ein kleines Einkaufszentrum so ungefähr in der Mitte zwischen den Ortsteilen Eggenstein und Leopoldshafen, mit ein paar Geschäften, einem Reisebüro und der Brauerei. Von außen dadurch nicht gerade ein Kleinod mitteleuropäischer Baukunst, sondern eher ein Zweckbau. Drinnen dafür aber gemütlich. Viel Holz, in der Mitte des Raumes die Schanktheke, um die herum man es sich direkt an der Bar gemütlich machen kann, und ansonsten viele Tische und Stühle im kleinteilig gegliederten Schankraum. Das in der Farbe von dunklem Kupfer glänzende Zwei-Geräte-Sudwerk steht ein wenig in die Ecke gezwängt – ein Zugeständnis wohl daran, dass das Andreasbräu stark frequentiert ist und jeder Quadratmeter für Sitzgelegenheiten genutzt werden muss.

    An einem ganz normalen Wochentag ist das Andreasbräu am frühen Abend rappelvoll und nur mit Mühe kann ich mich noch an die Theke quetschen. Zwei Biere sind im Ausschank, das Pils (als Standardbier) und – noch vom Jahreswechsel – das Neujahrs-Altbier, mit 5,7 % etwas stärker eingebraut und etwas dunkler als das Pils. Gleichmäßig trüb und mit einem kremigen Schaum wird es serviert, sieht appetitlich aus. Ein wenig zu vollmundig, mastig schon fast – noch gut trinkbar, aber doch recht sättigend. Ich persönlich bin nicht so richtig zufrieden, vermisse ein wenig Originalität und bin der Meinung, dass ein wenig längere, kalte Lagerung dem Bier sicherlich gut getan hätte. Mit Altbier hat das nicht so wirklich viel zu tun, schmeckt eher wie ein ungefiltertes Märzen oder Festbier.

    Die Bedienungen sind fix, sehr fleißig und ausgesprochen freundlich; die Küche bietet große Portionen und das Essen, das an mir vorbeigetragen wird, sieht sehr appetitlich aus.

    Das Publikum ist gemischt über alle Alters- und Statusgruppen hinweg, Studenten, ältere Damen und Herren, der Arbeiter, der nach einem langen Tag noch schnell seinen Durst stillt. Die typische Mischung, wie man sie im Südwesten der Republik häufiger antrifft; ein Umfeld, das auf der Homepage der Brauerei nett beschrieben ist: Hier im Südwesten Deutschlands, wo die selige Pfalz aufs liebliche Baden trifft, der Hardtwald eine fleißig forschende, elitäre Technologieregion begrünt und der Rhein sich zum Baden breit macht. Hier in Eggenstein-Leopoldshafen, wo der Inhaber Andreas Philipp ein echter Braumeister ist und noch selbst für seine Gäste braut.

    Etwas holpriger allerdings ist das Gedicht, das auf einer geschnitzten Tafel am Sudwerk angebracht ist:

    Mit Gottes Segen brauen hier

    Zwei Andreasbrauer

    Ihr uriges Bier

    Unfiltriert fein

    Natürlich und rein,

    Versuchs mal, es mundet auch Dir!

    In der Summe kann man es hier gut aushalten und einen gemütlichen Abend genießen.

    Nachtrag: Kaum habe ich im Internet über meine Eindrücke berichtet, kommt auch schon eine Reaktion vom Betriebsleiter: »Jetzt warst Du endlich mal vor Ort und ich hatte ausgerechnet an diesem Tag frei …!«

    Nun, dieser Beschwerde kann abgeholfen werden, und so bin ich erneut zu Besuch im Andreasbräu, bekomme einen deutlich detaillierteren Einblick in die Brauerei. Neben dem Kucken in alle Kessel und Pfannen gibt es auch ein neues Saisonbier zu verkosten, ein Rauchmärzen, das das Neujahrs-Alt abgelöst hat. Nur dezent rauchig, angenehm sämig und trotzdem frisch – ein sehr schönes Bier. Und was das nur zurückhaltende Raucharoma anbelangt, so erzählt der Betriebsleiter, dass man natürlich ein wenig auf die eher vorsichtigzurückhaltende Kundschaft Rücksicht nehmen müsse. Etwas Neues ausprobieren, ja gerne, aber zu radikal darf es nicht sein, sonst tränken es nur noch die wenigen Hardcore-Bierfans, die aber nicht für ausreichend Umsatz sorgen würden.

    Bei einer Sudlänge von 10 hl verständlich – 10001 eines allzu exotischen Bieres verkaufen sich dann wohl in der Tat zu langsam.

    Wir runden den heutigen Besuch mit einem Rundgang durch den Gär- und Lagerkeller sowie mit einem asiatischen Glasnudelsalat ab – eine schöne Kombination: Leckeres Bier und asiatische Küche. Etwas, das ich hier gar nicht vermutet hätte, was meiner persönlichen Präferenz aber sehr entspricht. Prima!

    Das Andreasbräu ist täglich ab 10:00 Uhr durchgehend geöffnet. Zu erreichen ist es problemlos mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, die Haltestelle der Stadtbahn ist direkt nebenan; aber auch mit dem Auto ist es kein Problem, da das Einkaufzentrum einen großen Parkplatz bietet.

    Andreasbräu

    Gasthausbrauerei, Likör- & Wurstmanufaktur

    Donauring 71a

    76 344 Eggenstein-Leopoldshafen

    Baden-Württemberg

    Deutschland

    +49 7247 963 200

    Brauhaus »Zum Sternen«, Hambrücken

    »Rindvieh!«

    »Was? Ich habe doch gar nichts gemacht!«

    »Nein, nicht Du! Da, auf dem Bürgersteig!«

    Und in der Tat: Mitten auf dem Bürgersteig an der Hauptstraße in Hambrücken steht ein Rindvieh. Schwarz und aus Plastik. Ein richtiger Stier sogar, mit bedrohlich spitzen Hörnern. Auf der Flanke groß die Aufschrift »Hambrücker Wurst- und Brauhaus« und daneben das schmucke Wappen des Brauhaus »Zum Sternen«.

    Nix wie hinein.

    Statt der unterbewusst erwarteten typischen Gasthausbrauereiatmosphäre (glänzende Kupferkessel, Bier-Memorabilia allerorten) empfängt mich eine urgemütliche kleine Gastwirtschaft, die so aussieht, als würde es sie schon immer geben. Ein wenig altmodisch, das Motto verkörpernd: »Wenn was geändert werden müsste, dann täten wir das ja schon, aber es ist doch gut so, wie es ist!« Eine kleine Theke mit vier Zapfhähnen, eine Reihe von Holztischen mit Stühlen rundherum, ein Nebenraum. Die Eckkneipe nebenan.

    Brauerei? Auf den ersten Blick: Fehlanzeige. Auf den zweiten: Ja, in der Karte ist die Rede von Sternenbräu. Und an der Theke hängt eine Kreidetafel: Sternenbräu Festbier. Weihnachten ist schon eine Weile vorbei, also schnell das Festbier bestellt, bevor es vielleicht bald alle ist. Hellbernsteinfarben mit einem kräftigen Schaum steht es vor mir im hübschen Glaskrug. Das gleiche Wappen wie draußen auf dem Rindvieh leuchtet mich an.

    Der Geschmack? Kräftig, herb, süffig. Nicht glatt und gefällig, sondern knackig. Ordentlich herb, leicht malzaromatisch. Tolles Bier.

    »Und das ist hier gebraut? Ich seh ja gar nix von einer Brauerei?«, flachse ich die freundliche Bedienung an. »Doch, doch! Kommen Sie mal mit. Die ist ganz winzig, hier, im Nebenraum!« Eine Aufschrift auf der Holztür im Treppenhaus verspricht: Sudhaus. Die Dame öffnet die Tür zu einer winzigen Kammer, und da steht sie, die Brauerei. Eingezwängt in ein kleines, gefliestes Räumchen. Eine simple Konstruktion aus Stahl, auf Zweckmäßigkeit getrimmt, schmucklos. Kein Aushängeschild, das man sich mitten in die Gaststube stellt, sondern ein Arbeitsgerät.

    Zwei Fragen schießen mir sofort durch den Kopf. Erstens: Wie kann der Brauer sich in diesem winzigen Raum überhaupt bewegen?, und zweitens: Wozu braucht es eigentlich andernorts all die auf Hochglanz polierten Luxus-Sudwerke, wenn doch hier, auf dieser einfachen Anlage, so ein wunderbares Bier entsteht?

    Mit dem festen Vorsatz, hier möglichst bald wieder einzukehren, um auch die anderen Biersorten zu verkosten, steige ich wieder ins Auto und fahre in die neblige Nacht. Aber meine Gedanken bleiben noch eine Weile in dieser kleinen und idyllischen Gastwirtschaft, in der die Welt einfach noch in Ordnung zu sein scheint.

    Das Wirtshaus ist im Jahr 1904 gebaut worden und befindet sich seit 1907 bis heute im Besitz der Familie Grub. Die winzige Brauerei wurde 2006 installiert, und seitdem gibt es vier Biersorten im Angebot. Helles, Schwarzes und Hefeweizen als Standardbiere und dazu ein regelmäßig wechselndes Saisonbier – zum Zeitpunkt meines Besuchs eben das Festbier. Neben dem Brauereibetrieb wird hier auch noch selbst geschlachtet; die in der Speisekarte aufgeführten Fleisch- und Wurstgerichte sind aus eigener Herstellung.

    Das Brauhaus »Zum Sternen« ist dienstags, mittwochs und sonntags ab 12:00 Uhr geöffnet, donnerstags und freitags ab 15:30 Uhr und sonnabends ab 16:30 Uhr. Montags ist Ruhetag. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist Hambrücken nicht so einfach zu erreichen – die nächste Bahnstation ist gut zwei, drei Kilometer entfernt. Aber mit dem Wagen ist es problemlos, und entlang der Hauptstraße kann man gut parken.

    Brauhaus »Zum Sternen«

    Hauptstraße 160

    76 707 Hambrücken

    Baden-Württemberg

    Deutschland

    +49 7255 5198

    BAYERN

    Berghof Babel, Wald

    Es gibt Orte und Momente, in denen präsentiert sich das Allgäu so überirdisch perfekt, dass es nur noch kitschig ist, gar nicht mehr anders als kitschig sein kann.

    Leicht wellen sich die Hügel des Voralpenlands, die Straße schlängelt sich in gleichmäßigen, ruhigen Windungen hinauf und hinab. Am Horizont grüßen die schneebedeckten Gipfel der Alpen. Nach den Regenfällen der vergangenen Tage steht das frische Gras leuchtend grün und saftig; noch saftiger und noch satter leuchten die buttergelben Köpfe des Löwenzahns.

    Allgäuer Frühling.

    Vor uns auf dem Hügel taucht ein großes, sehr gepflegtes Gehöft auf – der Berghof Babel. Die Häusergruppe liegt etwas außerhalb des Örtchens Wald. Der Kies knirscht leise unter den Reifen, als wir auf den Parkplatz rollen. »Walder Käskuche« steht an der Hauswand, und darunter »Schaukäserei, Brauerei«.

    »Mutig, mutig!«, denke ich, Käsebakterien und Bierhefe traut vereint unter einem Dach, das wird wohl eine echte Herausforderung an die Betriebshygiene und die Qualitätskontrolle sein.

    Das Erdgeschoss des Gebäudes ist nicht nur groß, sondern auch

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1