Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Die Bruderrache: Ein Siegauenkrimi
Die Bruderrache: Ein Siegauenkrimi
Die Bruderrache: Ein Siegauenkrimi
eBook180 Seiten2 Stunden

Die Bruderrache: Ein Siegauenkrimi

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Warum begann er seine Rache ausgerechnet am Tag des Fischer-Gedings?
Köbes atmete schwer und sein Kopf fiel nach vorne. "Leeve Herrjott, loss mich enschloofe und eenfach nix is passiert."
Aber die Wahrheit verschwand nicht. War es Rache an der Fischereibruderschaft?
Wieder ermittelt Hauptkommissar Kaspar Heimberg und sein Team der Mordkommission, sowie Lissy von Berg vom Dezernat für Kunstraub.
Unsere rheinische Lebensart 'Dat Häz op dem rechte Fleck' kommt natürlich nicht zu kurz.
Ein spannender Roman über Mord, Geschichte und Raub mitten in der Siegaue.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum30. Mai 2022
ISBN9783961361496
Die Bruderrache: Ein Siegauenkrimi

Mehr von Maria Reinartz lesen

Ähnlich wie Die Bruderrache

Ähnliche E-Books

Mord für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Die Bruderrache

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Die Bruderrache - Maria Reinartz

    „Die Gewalt lebt davon, dass sie von anständigen Menschen nicht für möglich gehalten wird."

    - Jean Paul Sartre

    „Rache birgt immer ein Element der Verzweiflung,"

    - Thomas Mann

    Prolog

    Es war der 24. Juni. Die heiße Luft flimmerte an diesem Johannistag, sie trieb im Rheinland die Temperaturen auf 35 Grad. Tropische Nächte werden folgen. Heute war Johannes-Geding der Fischereibruderschaft.

    Wie in alten Zeiten fand auch an Johannes Baptist, dem 24. Juni die Fischerversammlung, das Geding statt. Manchmal brachte Vater Fischerbrötchen mit, die er wie die Männer der Bruderschaft, mit Salz und Pfeffer zu Hause essen durfte.

    Die Fischerfamilien in Bergheim waren schon seit dem Jahr 987 im Besitz der Fischereirechte im Mündungsbereich der Sieg in den Rhein.

    Aus der Gemeinschaft wurde eine zunftartige Vereinigung, die sich seit dem Spätmittelalter Bruderschaft nannte. Die Gedinge sind eine Versammlung der Fischerbrüder.

    1

    Die festliche, gelb-weiße Fahne war vor dem Hauptportal der St.-Lambertus-Kirche am Fahnenmast befestigt. Er nickte bestätigend, alles passte zu seiner Planung. Die letzten Nächte bestärkten ihn zu handeln, um der Region das Ausmaß seiner Stärke zu zeigen. Hier hatte er einst zitternd vor der Treppe gestanden. Er hatte diesen Vernichtungsdrang viel zu lange unterdrückt. Jetzt war die Zeit reif. In diesem Augenblick gab es nur eine Entscheidung. Niemand konnte sich vorstellen, was geschehen würde.

    Die Vorbereitungen hatte er abgeschlossen.

    Einen Moment beobachtete er seine Umgebung, aber ihm fiel nichts auf, was sein Vorhaben ändern könnte. Der Vollstrecker war nun beschäftigt, den Ohnmächtigen so zu platzieren, dass die Fischereibruderschaft geschockt sein würde. Der schwarze Beichtstuhl, der geschützt gleich hinter dem rechten Eingang im Vorraum aufgebaut war, wirkte gewaltig, finster und verlassen. Unerbittlich drückte er den schweren bewusstlosen Körper gegen die Wand neben dem Beichtstuhl. Seine Augen brannten. In seinem Gehirn tobten die vielen Demütigungen in seinem Leben. Und dann noch die lästigen Menschen, die immer wieder sein eigenständiges Planen und Handeln störten. Gewaltige Bilder trieben ihn an.

    Er war zurück in seinem Geburtsdorf und wusste, was er wollte. Manipulieren und Menschen für sich gefügig zu machen, fühlte sich für ihn gut an.

    Seine Augen funkelten über dem spöttischen Grinsen, „Ha, alle werden büßen", streckte er seine Hand aus und zog sein Messer aus der tiefen Manteltasche. Jetzt noch zu überlegen, ob ihm das gelang, war ein absurder Gedanke.

    „Das ist Dein Hinrichtungsplatz und mit Dir beginne ich und werde die ganze Luft aus dir herauspressen", flüsterte er dem Ohnmächtigen ins Ohr. Er wählte seine Worte mit Absicht. Gezielt und gnadenlos stieß er das Messer direkt ins Herz. Es gab ein dumpfes Geräusch. Der Mann sackte zusammen. Er brauchte nur den Bruchteil einer Sekunde, um die Situation in sich aufzunehmen. Ihm wurde heiß, als er jetzt spürte, ‚ich habe es getan‘.

    Tatsächlich überlegte er, ob er die Wehrlosigkeit seines Opfers ausgenutzt hatte? Wie würde die Reaktion in der Öffentlichkeit sein: „Ein tragischer Mord an einem ungewöhnlichen Ort, wer schafft so eine Tat? Oder: „Die Tat eines irren Fischerbruders?, hörte er sich sagen.

    „Das ist meine Antwort", hauchte er.

    „Abschied!"

    Meine Überraschung zum Geding, sozusagen handgemacht", höhnte er.

    Die blutverschmierten Handschuhe wanderten gleich in einen Müllbeutel. Mit einem Lächeln zog er seine guten Lederhandschuhe über. In seine Manteltasche greifend holte er eine Hand voll Mohnblumenblüten hervor. Wie ein Ritual verstreute er die Blüten und betrachtete zufrieden sein Werk. Ein Bedürfnis zur inneren Ruhe überkam ihn. Nachsichtig mit sich selbst ging er in den Kirchenraum und setzte sich in die letzte Seitenbank. Das tat ihm gut. Männerstimmen drangen an sein Ohr, er sah, dass der Fahnenträger der Bruderschaft bereits durch das Hauptportal den Kirchenraum betrat.

    Es wurde Zeit die Kirche zu verlassen. Er glättete seinen sandfarbenen Trenchcoat.

    Die Lambertus-Glocke setzte sich in Bewegung und begann zu läuten. Langsam, schwebend, dihing, dong, dihing dong, um 13:45 Uhr, am 24. Juni zur Andacht des Johannes-Gedings der Fischereibruderschaft Bergheim. Die Andacht in diesem Jahr als Ausnahme an diesem Tag. Ansonsten gibt es die Andacht in der heutigen Zeit nur zum Dreikönigsgeding. Als er diese Information gelesen hatte, wurde die Gelegenheit der Beginn seiner Rache. Nach der Andacht trafen sich die Fischerbrüder in alter Tradition zur jährlichen Versammlung, dem Geding, inzwischen im Museum. Die massive Tür des Hauptportals der Kirche war nun weit geöffnet. Die Straßen des Dorfes führten zur Kirche. Kerzengeruch, der nach draußen drang, erinnerte manchen an fromme Zeiten.

    Von allen Seiten strömten die Fischerbrüder durch den Haupteingang in die neugotische Kirche. Die Sonne brannte vom Himmel und erleuchtete das nördliche Seitenfenster.

    Wie grelle Regenbogenfarben funkelte die Darstellung des Fischerhandwerks im Bleiglasfenster. Die Männer gruppierten sich und suchten sich eine Kirchenbank aus.

    „Wo ist der Franz?", fragte Josef seinen Nachbarn Hein.

    „Dä han ich den janzen Daach noch nit jesenn", meinte er.

    Und lauthals posaunte er:

    „Do luur de Köbes, der hät wedder zuvell Schnaps im Kopp, vellech weeß er, wo singe Broder ös."

    Hein grinste schelmisch, als sich die anderen Männer umdrehten und vereinzelt den Kopf schüttelten.

    „Köbes wo ös de Franz?", fasste ihn Hein am Ärmel.

    „Dat weiß ich net", blies Köbes ihn mit einer widerlichen Alkoholfahne an.

    „Also ich habe einen Schnaps zu viel, darum setze ich mich jetzt hinten neben den Beichtstuhl, wecke mich, wenn die Andacht zu Ende ist."

    „Oh Jott, der Köbes spricht Hochdeutsch, dann hätt der bestimp en Alkoholvergiftung", flüsterte Hein dem Josef ins Ohr.

    Hein und Josef nickten und waren froh, dass sie in der letzten Seitenbank saßen. Mit offenem Mund sahen sie verwundert, wie Köbes sich zuerst auf die Bank kniete, dann wie in Zeitlupe sein Oberkörper zur Erde sank. Er robbte verstohlen in Richtung Glastür und Beichtstuhl. Leise schnaubend war Köbes kriechend angekommen. Schwankend und hundemüde wollte er sich an die Wand hocken. Die Gittertür des Beichtstuhls flößte ihm großen Respekt ein, sie erschien ihm dunkel, dunkler als gewöhnlich und riesengroß. Er wusste schon um den heiligen Ort, aber er sehnte sich ja nur nach einem kleinen ungestörten Nickerchen. Die Türen bewegten sich vor seinen Augen wie ein Karussell. Er hielt sogar den Atem an. Seine Hände waren eiskalt. Mit einem tiefen Atemzug setzte er sich auf die kalten Fliesen des Bodens.

    Verblüfft rieb Köbes sich die Augen: „Franz, Du hier?"

    Unter Köbes Nase sammelte sich Wasser, sein grauer Schnauzbart tropfte. Mit verkniffenen Augen stierte er, wie in Zeitlupe. Dieser Geruch, der selbst seine Alkoholfahne übertrumpfte, zog endlich in seine Nase. Blut! In gleicher Sekunde sprang Köbes auf und gleichzeitig sackte Franz nach vorne vor Köbes nieder. Köbes taumelte noch einen Schritt zurück und stolperte nun rücklings über Franz. Hinter ihm sah er kurz einen Fetzen eines sandfarbenen Stoffes und hörte ein leises Schließen der Seitentür. Es dauerte einige Sekunden, ehe er begriff, dass Franz seitwärts neben ihm lag. Er war in Blut getränkt. Unwillkürlich wälzte Köbes sich zur Seite und keuchte: „Wat is loss, Franz?"

    Ein gurgelndes Geräusch ließ ihn zurückschrecken, der letzte Atemzug von Franz? Es kam Köbes unendlich lange vor, bis er begriff, dass es sein eigener Schrei war. Totenstille in der Kirche. Schlagartig drehten sich alle Köpfe nach hinten in Richtung Beichtstuhl. Köbes sah wie aus einer Nebelwand Hein und Josef auf sich zukommen. Verzerrte Stimmen, hohl und weit weg. Aber die Schritte kamen näher und näher. Die Orgel spielte leise. Hastig schob ihn sein alter Hausarzt zur Seite. Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als der Doktor sagte: „Franz ist tot. Zu Köbes gewandt fragte er, „was zum Teufel ist passiert?

    Panik und Übelkeit stieg in ihm hoch. Gedrängt und erschreckt standen Fischerbrüder da und flüsterten sich das Schauderhafte zu. Der Brudermeister, Günter Engels, rief die Polizei und bat energisch alle in den Kirchenraum zurück. Nun half er Köbes auf, so dass er sich an die Wand lehnen konnte. Er atmete schwer und zitterte am ganzen Körper, als ein heftiger Weinkrampf ihn überkam. Der Brudermeister wechselte mit dem Arzt ein paar Worte. Daraufhin fragte er Köbes: „Woröm bess Du net mit dem Franz zusamme in die Kirch jejange?"

    Nach dem ersten Schock öffnete Köbes die Augen.

    „Ich han doch däm Franz nix jedonn", schluchzte er.

    Der Brudermeister klopfte ihm auf die Schulter und erklärte, dass gleich die Polizei kommen würde und er sagen muss, was passiert ist. Das karierte Hemd von Franz war dunkel und blutgetränkt.

    „Köbes wat häs Du jemaat, wat häs Du mit dem Franz jemaat? Best Du beklopp jewudde!", schrie ihn Hein an.

    Josef lärmte: „Die Polizei moss her, der Köbes hät singe Broder umjebraat."

    2

    Das makellose Blau des Himmels rundete bereits den sonnenreichen Mittag ab.

    „Ja, meine Vera, ich freue mich auf unser gemeinsames Essen", turtelte Kaspar. Seine blauen Augen leuchteten mit dem Himmelsblau um die Wette. Vera von Rheinfeld tat seinem Junggesellensein gut. Das erneute Klingeln des Telefons konnte seinem Hochgefühl nichts anhaben.

    „Guten Morgen", sagte er in einem so fröhlichen Ton, dass Frank sich einen blöden Spruch verkneifen musste. Aber die Zeit brannte.

    „Wir haben einen Toten, Chef, in der St.-Lambertus-Kirche liegt eine Leiche vor dem Beichtstuhl."

    „Was, schon wieder in Bergheim?", entfuhr es Kaspar, der die hastige Stimme von Frank im Nu richtig einordnete.

    „Unverzüglich müssen wir los, der Mörder wäre angeblich noch vor Ort, die Kollegen von der Schutzpolizei sind unterwegs und müssten gleich am Tatort sein!"

    „Frank wir fahren mit zwei Autos, ich informiere die Rechtsmedizin, Du bitte die Spurensicherung."

    Kaspar nahm mit Schwung seine alte Lederjacke von der Stuhllehne, obwohl sie für diesen heißen Tag die falsche Kleidung war.

    „Der eene hät Freud, der andere Leid, dat wor at immer so", sagte er laut in dem großen hellen Flur des Kommissariats auf dem Weg zur Garage des Fuhrparks. Der Dienstwagen der Kollegen Frank und Guido fuhr bereits mit Vollgas und Blaulicht auf die Poststraße in Richtung Bergheim.

    „Leiche am Beichtstuhl, und das im schönen Fischerort", schüttelte Kaspar den Kopf. Per Funk erhielt er die Information, dass der Tatort bereits abgesperrt war und um die 80 Fischerbrüder, in Angst und Schrecken, im Innenraum der Kirche warteten. Er näherte sich nach der Abfahrt Rheinstraße in die Straße Zum Kalkofen dem Bergheimer Wahrzeichen, dem gotischen Turm der Kirche. Die neugotische Kirche überragte den Ort. Der monumentale Turm aus roten Ziegeln wirkte von allen Seiten als Blickfang.

    Die Ortschaften Sieglar, Eschmar, Müllekoven und Bergheim um das einzigartige Naturschutzgebiet der unteren Siegaue, waren ihm sehr vertraut. Auch der schöne Anblick der Kirche verhinderte nicht seine plötzlich trüben Erinnerungen. Der Mord an seinem besten Freund Heinrich von Berg war wieder präsent, trotz der bereits zwei vergangenen Jahre. Die wunderbare und auch mystische Siegauenlandschaft mit den uralten Pappeln hatte schon manch böses Geheimnis offenbart. Er war froh, dass Heinrichs Tochter, Lissy von Berg, als neue Leiterin für Kunstraub Bonn/Rhein-Sieg, sich mit guten Erfolgen im Kommissariat eingelebt hatte. Es tat ihm gut, sie immer noch ein bisschen unter seine Fittiche nehmen zu können. Ein Streifenwagen überholte ihn und bremste quietschend vor dem Hauptportal. Otto Knopp mit seiner Mannschaft der Spurensicherung blockierte

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1