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Heliosphere 2278: Der Anschlag: Der Auftakt zur neuen Heliosphere-Trilogie
Heliosphere 2278: Der Anschlag: Der Auftakt zur neuen Heliosphere-Trilogie
Heliosphere 2278: Der Anschlag: Der Auftakt zur neuen Heliosphere-Trilogie
eBook388 Seiten4 Stunden

Heliosphere 2278: Der Anschlag: Der Auftakt zur neuen Heliosphere-Trilogie

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Über dieses E-Book

Der Kampf um die Zukunft der Menschheit beginnt zwischen den Sternen: »Heliosphere 2278 – Der Anschlag« ist der Auftakt zur neuen Trilogie von Science-Fiction-Bestseller-Autor Andreas Suchanek.
Acht Jahre sind seit dem Krieg gegen das Imperium und die Ash'Gul'Kon vergangen. Eine Zeit, in der die Interstellare Allianz wachsen konnte. Als eine alte Freundin im Verlauf eines Forschungsprojektes verschwindet, begibt sich Admiral Jayden Cross mit dem HYPERION-Verband zum Ort des Geschehens. Die Suche führt ihn zu einem Vermächtnis des Krieges und setzt eine katastrophale Kette aus Ereignissen in Gang. Jayden muss feststellen, dass es Gefahren gibt, vor denen sich niemand schützen kann.
Eine Military-SciFi Space Opera für alle Freunde von Peter F. Hamilton und David Webber. 
SpracheDeutsch
HerausgeberGreenlight Press
Erscheinungsdatum2. Juni 2022
ISBN9783958344631
Heliosphere 2278: Der Anschlag: Der Auftakt zur neuen Heliosphere-Trilogie
Autor

Andreas Suchanek

1982 in Landau in der Pfalz geboren, studierte Andreas Suchanek Informatik, doch sein Herz schlug schon immer für Bücher. Also begann er zu schreiben. Seine Bücher wurden unter anderem mit dem Deutschen Phantasik Preis und dem LovelyBooks Leserpreis ausgezeichnet. "Flüsterwald" ist seine erste Reihe für Kinder.

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    Buchvorschau

    Heliosphere 2278 - Andreas Suchanek

    Table of Contents

    Der Anschlag

    Prolog

    Vorboten

    1. Kapitel

    2. Kapitel

    3. Kapitel

    4. Kapitel

    5. Kapitel

    6. Kapitel

    7. Kapitel

    8. Kapitel

    9. Kapitel

    10. Kapitel

    11. Kapitel

    Die 1. Welle

    12. Kapitel

    13. Kapitel

    14. Kapitel

    15. Kapitel

    16. Kapitel

    17. Kapitel

    18. Kapitel

    19. Kapitel

    20. Kapitel

    21. Kapitel

    22. Kapitel

    23. Kapitel

    24. Kapitel

    Das Planeten-Netzwerk

    25. Kapitel

    26. Kapitel

    27. Kapitel

    28. Kapitel

    29. Kapitel

    30. Kapitel

    31. Kapitel

    32. Kapitel

    33. Kapitel

    34. Kapitel

    35. Kapitel

    Seriennews

    Impressum

    Heliopshere 2278

    »Der Anschlag«

    Andreas Suchanek

    Verlagslogo

    Prolog

    »Du klingst schon wie Noriko«, erklang die Stimme von Commander Giulia Lorencia über den ComLink.

    »Weil sie recht hat.« Mark prüfte das Feedback der Vermessungsdrohnen auf seinen Linsen. »Du kannst nicht einfach hier herunter translozieren und irgendein gefährliches Experiment starten, das dir der Captain verboten hat.«

    »Du siehst doch, dass ich es kann.« Ihre Stimme war unterlegt vom Feedbackgeräusch berührter Icons und dem Schaben von Geräten, die auf dem Steinboden neu positioniert wurden. »Ich bin die wichtigste Spezialistin im Team, er kann mich kaum ersetzen.«

    Mark fluchte lautlos. Diese Frau war wie ein Block Duspanit. Die Argumente kamen gar nicht bei ihr an. Er könnte jetzt entspannt mit seinem Ehemann im Quartier sitzen, eine Flasche Wein köpfen und eine Holovid ansehen. Stattdessen stapfte er durch das endlose Höhlensystem auf diesem Drecksbrocken.

    »Dir ist schon klar, dass ich ebenfalls Ärger bekomme«, erklärte er. »Ich hätte dich melden müssen.«

    Ein Stöhnen drang durch den ComLink. »Das Zeug ist verdammt schwer.«

    »Weil es normalerweise von einem Team platziert wird.« Auf seinen Linsen etablierte sich ein grünes Symbol über den stilisierten Linien des Höhlensystems.

    Giulia befand sich an Punkt Beta-9. Eine der Sackgassen, in der die Reststrahlung sich am längst gehalten hatte. Seit acht Jahren untersuchten sie diesen Ort, diesen Planeten. Während der Rest der Galaxis nach dem großen Krieg noch immer instabil war, die Folgen bis in die Gegenwart nachhallten, hatten sie hier in dieser Enklave nicht nur eine Forschungsstation errichtet. Sie hatten Fortschritte gemacht, zumindest anfangs. Das Team verfügte über die besten Spezialisten der Space Navy.

    Mark eilte durch die Gänge. »Ich werde es Irina sagen.«

    Ein Fluch drang aus dem ComLink. »Du bist so eine Petze.«

    »Sie wird dir so was von den Kopf waschen.«

    »Ich kann dein Grinsen durch die Leitung hören.« Giulia klang mürrisch. »Aber das ändert nichts. Wir treten seit zwei Jahren auf der Stelle. Und der Captain lässt uns den nächsten notwendigen Schritt nicht tun.«

    »Weil er gefährlich ist«, sagte Mark.

    »Ich bin natürlich vorbereitet.«

    »Den Satz hast du Admiral Cross doch sicher auch ständig gesagt, bevor die HYPERION dann in die nächste Katastrophe gerasselt ist.«

    »Ich war nicht das Problem«, stellte sie klar, »sondern die Lösung.«

    Mark erreichte ein Loch im Boden, das mit einem eingepassten Ring ausgekleidet war. Er visierte diesen an. Seine Okularlinsen verarbeiteten das Signal und sein Companion sandte es über den Nanosender in seinen Knochen. Die Antigravfunktion wurde aktiviert. Langsam schwebte er hinab.

    Via ComLink erklang ein Mehrfachsignal, das ihn das Schlimmste erahnen ließ. Kurz darauf erschien eine Wellenlinie auf seinen Linsen. Giulia hatte ihre Geräte erstmals außerhalb des Labors aktiviert.

    Mark erreichte den Boden und rannte. Die Gänge flogen an ihm vorbei, schrundige Felsen, Geröll. Die Basiserweiterungen in seinem Körper garantierten seine Ausdauer, Muskelkraft und Schnelligkeit. Es gab kaum noch einen Menschen innerhalb der Solaren Republik, der keine Inserts besaß.

    Manchmal reichte das jedoch nicht aus.

    Mark erreichte den Gang. »Giulia.«

    Keine Antwort.

    Commander Giulia Lorencia war ein Genie im Maschinenraum. Sie erfasste technische Probleme, dachte sich innerhalb kürzester Zeit hinein, fand eine Lösung und entwickelte dabei nicht selten neue Geräte, die ganze Wissenschaftszweige revolutionierten. Sie war die Spezialistin für den Interlink-Antrieb, hatte sich in die Interphasentechnologie eingearbeitet und in den letzten Jahren dank der Technik der Interstellaren Allianz das Fachgebiet der Quantenverschränkung im Kontext von Sivor-Strahlung vertieft. Jayden, Marks bester Freund, hatte nur ungern auf seine Chefingenieurin verzichtet. Doch am Ende war dieses Projekt zu wichtig gewesen.

    Giulia Lorencia und auch der Rest der Crew der HYPERION I waren zu Helden des großen Krieges geworden. Sie hatten ihn beendet.

    Rührte daher Giulias gefühlte Unbesiegbarkeit? Irgendwann würde sie sich einmal zu viel in Gefahr begeben. War dieser Tag heute?

    Es gab einen letzten Signalton, dann erloschen die Geräte im Gang. Er war zu spät.

    »Das wird Jayden gar nicht gefallen.«

    Giulia Lorencia war verschwunden. Und es war an Mark, den berühmtesten Admiral der Interstellaren Allianz davon zu unterrichten.

    I

    Vorboten

    HYPERION

    1. Kapitel

    Jayden Cross

    Alzir-System, Hope, 4. Januar 2278, 09:12 Uhr Allianzstandardzeit

    Die Sonne ging auf und tauchte das Grün in satte Farbschattierungen. Jayden stand vor dem Bett und betrachtete seine schlafende Tochter. Sie drückte ihre Plüschfigur fest an sich und wirkte dabei so friedlich. Jeden Morgen vollzog er dieses Ritual, sah versonnen auf das kleine Wunder und fühlte das Glück in seiner Brust kribbeln.

    »Avena«, sagte er leise, beugte sich hinunter und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.

    Die zahlreichen Einsätze hatten ihn viel zu oft weggeführt von seiner Heimat Hope, der zentralen Welt des Alzir-Systems. Die Keimzelle der Republik.

    Er sah auf, als in seinem Gesichtsfeld ein Icon erschien. Das Transmittertor war aktiviert worden. Ein letzter Blick auf Avena, dann verließ er den Raum. Die Tür schloss sich ohne das pneumatische Zischen, dem Kindermodus sei Dank. Als er die Eingangshalle der weitläufigen Wohnung erreichte, deaktivierte sich gerade die Quantenverschränkung. Das Tor erlosch.

    »Hey.« Sanft zog er Kirby in seine Arme.

    Sie wirkte müde, lächelte aber. »Hey.«

    Der Kuss war so innig wie am ersten Tag. Jaydens Dankbarkeit für das Glück und den Frieden der letzten acht Jahre hielt an. »Wie schlimm?«

    Kirby schnaubte. »Ich hätte diese Verwendung ablehnen sollen.«

    »Dass Admiräle mehr Entscheidungsfreiheit haben, ist ein Gerücht«, erklärte er. »Frag mich mal. Was war wieder los?«

    Nach dem Krieg hatte Präsidentin Jessica Shaw keine Zeit verloren und das Wiederaufbauprogramm in Gang gesetzt. Gleichzeitig galt es, bereit zu sein, um auf äußere Bedrohungen jederzeit reagieren zu können. Kirby war zur zuständigen Admiralin für die Schutzflotte der Interstellaren Allianz ernannt worden. Auf diese Art konnte sie weiter mit den Völkern zusammenarbeiten, die geholfen hatten, den Krieg gegen die Diktatur auf der Erde und die Ash’Gul’Kon zu beenden.

    »Alle wollen eine Schutzflotte, aber kaum jemand ist bereit, die notwendigen Einheiten abzustellen«, sagte sie. »Und ich kann es ihnen nicht mal verdenken. Das Gebiet der Allianz wirkt zwar durch die neuen Phasenraum-Tore, als befänden wir uns in unmittelbarer Nachbarschaft, aber in Wahrheit liegen viele Lichtjahre zwischen uns. Und so ziemlich jede Sternennation grenzt an ein instabiles Gebiet. Ehemalige Welten der Solaren Union, einzelne Systembündnisse, aggressive Machtblöcke. Die wollen ihre Verteidigung für zu Hause behalten.«

    Gemeinsam gingen sie in die Küche und Jayden forderte zwei Kaffees der Jansen-Röstung an. Die Haus-KI fertigte alles, und kurz darauf erschienen die Tassen in einem Regen aus rotgoldenen Funken. Translokationen verliefen mittlerweile deutlich schneller.

    Kirby griff dankbar nach ihrer Tasse, schloss genießerisch die Augen und nippte an dem frisch aufgebrühten Getränk. »Danke dir. Hast du irgendwelche guten Nachrichten aus dem Shenowin-Raum?«

    Jayden stöhnte genervt auf. »Frag nicht. Am Anfang hatte ich da noch Hoffnung, aber es ist einfach zu viel. Die Menschen realisieren nicht, was ein Krieg bedeutet. Unsere Industrie boomt, es gibt hier in der Republik schlicht niemand mehr, der Mangel leidet. Jeder Zivilist kann in einen Shuttletrain steigen, fliegt durch einen Phasenstromtunnel und ist in einer Stunde im Sol-System. Eine Translokation später schlendert er auf Terra durch London, Paris oder Berlin. Uns geht es gut. Doch die Kolonien, die von den Satelliten Sjöbergs beschossen wurden …« Er schüttelte den Kopf. »Um uns herum gibt es fast nur noch Ruinen, kaputte Volkswirtschaften und sterbende Systeme. Wir können gar nicht schnell genug Hilfslieferungen schicken.«

    Fünf Jahre lang hatte Jayden Hilfsflotten in Sonnensysteme geschickt, Verbände koordiniert, Lazarettschiffe zugeteilt. Der Krieg hatte Narben hinterlassen, die noch in fünfzig Jahren sichtbar sein würden.

    Doch die Stimmung kippte.

    Die Menschen der Republik, die längst von dem Technologietransfer der Mitgliedsvölker profitierten, wandten sich mehr ihrem eigenen Leben zu, den eigenen Bedürfnissen. Die Präsidentin geriet zunehmend unter Druck, die Hilfssendungen zu minimieren. Das Leid der anderen war fern.

    »Die Shenowin haben uns vor drei Jahren den Einflug in ihren Systemverbund untersagt«, erklärte er. »Und das an einem Punkt, an dem ihre Wirtschaft gerade wieder im Aufschwung begriffen war. Seitdem dringt kein Bit an Informationen mehr heraus. Sie waren schon vorher sehr aggressiv, niemand weiß, wie es jetzt aussieht. Lass mich raten, die Rentalianer haben das als Grund genutzt, ihre Einheiten zurückzuhalten?«

    »Treffer, versenkt«, bestätigte Kirby.

    »Das lässt meine Einsätze im Rückblick deutlich erfüllender erscheinen.«

    »Und das, obwohl du nichts kaputt machen durftest«, sagte sie neckend.

    »Da findet sich früher oder später immer etwas«, gab er zurück.

    Er blickte sie lächelnd an; ihre leuchtenden Sommersprossen, das zu einem Pferdeschwanz gebundene Haar. Manchmal erwachte er am Morgen und hatte für eine Sekunde vergessen, dass der Krieg vorbei war. Dass sie es beide geschafft hatten. Glücklicherweise griff sein Companion sofort ein und aktivierte die Ausschüttung von stabilisierenden Hormonen.

    »Dass dir noch nicht langweilig geworden ist.« Kirby trank den Rest ihres Kaffees.

    »Ich genieße es, wieder mehr Zeit hier verbringen zu können«, sagte Jayden. »Allerdings ist später ein weiterer Test geplant.« Bei dem Gedanken spürte er das Prickeln der Vorfreude. »Sie ist fast fertiggestellt.«

    »Und soweit ich in die Unterlagen linsen konnte, hat die Admiralität alle möglichen Vorgaben gebeugt und gestreckt, damit dein Vorschlag angenommen werden konnte. Du …«

    Sie erstarrten beide.

    Jaydens Companion hatte ein Überrangsignal empfangen. Kirbys ebenso. Sie hatten einen SharedSpace eingerichtet, über den sie Daten ständig synchronisierten.

    Mit einem kurzen Blickbefehl auf das notwendige Icon gab Jayden den Holoprojektor frei. In einem Regen aus Photonen entstand das Abbild einer vertrauten Person.

    »Mark«, sagte Kirby freudig, wurde aber sofort ernst, als sie wie Jayson das Gesicht des Freundes sah. »Was ist passiert?«

    »Es geht um Giulia.«

    Jayden verdrehte die Augen. »Was hat sie jetzt wieder angestellt? Ich schwöre, wenn sie noch einmal einfach einen der mobilen Fusionsreaktoren anfordert, hole ich sie zurück und sperre sie in einem Maschinenraum.«

    Er brachte Giulia Lorencia reine Hochachtung entgegen. Ja, er schätzte es sogar, dass sie ihre Meinung ohne Wenn und Aber kundtat. Auch wenn das durchaus mal auf einem Galaempfang mit der Präsidentin geschah. Wirklich, das war total in Ordnung. Und was er sich danach anhören durfte, nahm er natürlich in Kauf, aber es gab Grenzen. Diese Grenze war eindeutig ein Fusionsreaktor.

    »Sie hat die Maschine aktiviert«, sagte Mark.

    Bei diesen Worten befahl Jayden seinem Companion bereits, alle Termine der nächsten Wochen aus dem Kalender zu streichen und die Abfolge der kommenden Anrufe festzulegen. »Was ist passiert?«

    »Sie ist weg«, sagte Mark. »Einfach verschwunden. Die Spezialisten prüfen bereits die Speicher und Konfigurationen, aber das ist das Problem … Jay, die Speichercluster sind leer. Als hätte ein EMP das gesamte Konstrukt erledigt. Schrottwert.«

    »Niemand verschwindet einfach so«, sagte er. »Wir wissen, dass sie mit Quantenverschränkung gearbeitet hat, verdammt. Wir benutzen die Dinger täglich, schicken sogar Schiffe durch Wurmlöcher. Das muss doch nachvollziehbar sein.«

    »Sie hatte in ihrem Labor einen Versuchsaufbau angefertigt, bei dem sie die Strahlung auf der Oberfläche mit einbezogen hat«, erklärte Mark. »Irina hat bestätigt, dass diese auf organische Materie nicht schädlich wirkt. Es gab Probleme mit dem Verschränkungsmechanismus, doch sie hat in den letzten Jahren die Quantenknoten auf der Oberfläche erhöht. Das muss irgendeinen Effekt gehabt haben.«

    »Sag mir bitte, dass sie Protokoll geführt hat«, sagte Kirby.

    Mark blickte betreten zu Boden.

    »Verdammt.« Jayden wusste, dass die nächste Frage das Schlimmste implizierte, doch er musste sie stellen. »Wie alt ist ihr MindSave?«

    »Zwei Wochen«, erwiderte Mark. »Wir haben kein Todessignal erhalten, also gehen wir erst einmal nicht vom Körpertod aus. Ich habe zur Sicherheit dennoch eine Anfrage an das Illinger-Habitat gestellt. Sie ist vollständig gesichert und ihre DNA eingelagert.«

    Zwei Jahre nach dem Krieg hatte das erste Habitat seine Speichercluster für MindSaves geöffnet. Da jene internen Körpererweiterungen, die Kirby und Jayden schon länger zur Verfügung gestanden hatten – inklusive BioTat –, nun für alle Menschen verfügbar waren, konnten auch neurale Abbilder gesichert werden. Auf diese Art konnte jede Person einen MindSave einspielen und im Falle seines oder ihres Körpertodes mit eingelagerter DNA relifed werden. Etwa ein Jahr später war es Doktor Siu Damato endlich gelungen, das Aetas-Serum nachzubilden. Der Alterungsprozess jedes Menschen konnte mittlerweile auf ein Zehntel reduziert werden, ein Privileg, das Jayden und Kirby in stärkerer Form schon lange genossen. In Ihnen befand sich ein Aetas-Serum, das die Alterung sogar vollständig stoppte. Ein Geschenk.

    Ein Speicherchip aus CX-Duspanit, der – wie viele andere Erweiterungen – eingesetzt wurde, ermöglichte es sogar, die Erinnerungen bis zum Zeitpunkt des Todes zu speichern und das MindSave vor dem relife zu aktualisieren.

    Die Folgen für die Gesellschaft, die unterschiedlichen Strömungen und neuen Religionen, die dadurch aus dem Boden geschossen waren, die Politik und Wirtschaft waren ein Beben. Nahezu jeder Sektor hatte durch einen Quantensprung in der Technologie eine vollkommene Disruption erlebt und erfand sich seit einigen Jahren neu.

    »Dann hoffen wir, dass wir darauf nicht zugreifen müssen. Ich wollte sowieso in Kürze nach HIDEAWAY aufbrechen. Dort bespreche ich das persönlich mit Jansen.«

    »Bist du sicher, dass du das nicht lieber via Holo machen willst?«, fragte Kirby. »Ihr Blick wird dadurch irgendwie gedämpft.«

    Er schmunzelte. »Komm schon, wir sprechen von Isa. Sie weiß, dass wir nichts dafürkönnen, wenn Giulia Mist baut.«

    »Ich erinnere dich daran«, sagte Kirby.

    »Wir bekommen hier also Hilfe?«, fragte Mark.

    »Versprochen.« Jayden nickte. »Ihr dreht mir jeden Stein dort unten um, jeder Datencluster wird geprüft. Und befragt Irina. Die beiden haben doch garantiert jeden Abend zusammengesessen und sich unterhalten.«

    Mark schürzte die Lippen. »Und nicht allein. Meist war mein Göttergatte mit dabei.«

    »Brett?«, fragte Kirby. »Dann fängst du am besten mit ihm an. Vielleicht weiß er etwas.«

    »Der Captain ist nicht gut drauf«, sagte Mark. »Irgendwie erinnert er mich an einen Chondrit-Quader kurz vor dem Abschuss.«

    Jayden winkte ab. »Sobald er hört, dass wir auf dem Weg sind, wird er sich beruhigen.«

    Mark zwinkerte ihm zu. »Der große Admiral Jayden Cross hat diesen Effekt auf viele. Und seit es diese Holovidserie über die Abenteuer der HYPERION während des Krieges gibt, ist es nicht besser geworden.«

    »Ach, hör mir bloß damit auf.« Jayden gelang es gerade noch, ein Knurren zu unterdrücken. »Das Ding ist auf fünf Staffeln angelegt, und schon nach der ersten hatte ich darin Affären mit zwei Crewmitgliedern.«

    »Aber die Sache mit der ständigen Zerstörung haben sie ganz gut getroffen«, warf Kirby ein.

    »Auch du, Brutus?«

    Sie zwickte ihm in die Seite. »Es kann nur besser werden.«

    Mark seufzte auf. »Ich bekomme gerade ein Signal vom Captain. Dann stelle ich mich mal dem Schwurgericht. Und du bewegst dich, so schnell du kannst, hierher. Bis dann.«

    Das Hologramm erlosch.

    »Es gab mal eine Zeit, da wurde mein Rang als Vorgesetzter respektiert«, sagte Jayden dramatisch. »Und jetzt sagt ein Captain zu mir: ›Und du bewegst dich, so schnell du kannst, hierher‹. Wo ist der Respekt geblieben?«

    »Armer Schatz.« Kirby kraulte ihm den Nacken. »Sieh es doch mal positiv, du darfst wieder hinausfliegen und auf irgendetwas schießen. Auch wenn es am Ende hoffentlich nur Simulationen für den Ernstfall sind.«

    Ein Kichern erklang.

    Beide sahen sich schmunzelnd an.

    »Hast du das auch gehört?«, fragte Kirby.

    »Ich? Nein, das musst du dir eingebildet haben.«

    Ein weiteres Kichern folgte.

    »Oder halt«, sagte Jayden. »Ist das etwa ein Rentalianer, der sich versteckt?«

    Kirby machte große Augen. »Dann sollten wir den aber mal ganz schnell fangen.«

    Beide rannten gleichzeitig los. Avena drückte den Plüsch-Rentalianer an sich und flitzte lachend in ihr Zimmer. Was folgte, war eine Kitzelschlacht, die für kostbare Minuten alles aussperrte, was dort draußen möglicherweise wartete.

    Jayden hatte seinen Companion längst angewiesen, Isa Jansen um einen Termin zu bitten. Er ließ eine Nachricht an Ishida abschicken, dass sie vermutlich früher in den Einsatz gehen mussten. Und so positiv der neue Chefingenieur sich auch gab, es war möglich, dass sie mit ein paar Kinderkrankheiten an Bord aufbrechen würden.

    Der Verband mochte bereit sein, die HYPERION II war es eigentlich noch nicht.

    Als sich die Zahl in seinem Gesichtsfeld beständig mit jeder eingehenden Nachricht erhöhte, wusste er, dass die Zeit abgelaufen war.

    Er wechselte einen kurzen Blick mit Kirby und wandte sich dann Avena zu.

    »Ich muss langsam los, mein Schatz.«

    »Nein.« Kurzerhand klammerte sie sich an sein Bein. »Du bleibst hier. Noch viel länger.«

    Er strich ihr über das Haar und zog sie in seine Arme. »Eine gute Freundin deines Daddys benötigt Hilfe, mein Schatz.«

    »Dann soll das Tante Noriko machen«, verlangte sie. »Oder Oma Isa.«

    Jayden räusperte sich. »Wir haben doch darüber gesprochen. Wir nennen Isa nicht Oma. Das hat ihr beim letzten Mal gar nicht gefallen.«

    Genau genommen war das Gesicht von Admiralin Jansen entgleist und die Schmunzler im Raum waren sofort mit Räuspern und Husten überspielt worden.

    »Aber sie ist doch noch älter als du und Mama. Also superalt.«

    »Nur innerlich, mein Schatz«, sagte Jayden.

    »Also ist sie innerlich eine Oma.« Womit die Kausalkette geschlossen war und er verloren hatte.

    »Isa ist ja glücklicherweise in einem anderen Sonnensystem«, sagte Kirby. »Da besteht erst mal keine Gefahr.« Sie nahm Avena von ihm entgegen.

    »Bis bald.« Er küsste seine Tochter auf die Stirn und Kirby auf die Lippen.

    »Halte mich auf dem Laufenden, was Giulia angeht.«

    »Versprochen.«

    Jayden eilte zum Ankleidezimmer. Noch trug er simple Jogginghosen und ein Shirt der Sorte, die man nur zum Schlafen überstreifte.

    Er aktivierte die Ankleidefunktion. Der Translokator wurde aktiv und ein Funkeln später trug er seine Uniform. Die Reinigung seines Körpers hatten die Nanodepots bereits übernommen sowie die Haare in Form gebracht.

    Danach ging er zum Transmittertor und richtete es auf die Zentrale für militärische Transportflüge aus. Ein kurzes Flimmern, dann sah er auf der anderen Seite des Rahmens die Halle mit den Shuttles. Es fühlte sich an, als trete er einfach in einen Raum nebenan, nicht auf eine Station im Orbit von Hope. Er trat hindurch.

    Ein letzter Blick zurück auf das Grün vor dem Fenster und Kirby, die mit Avena auf dem Arm zu ihm herüberblickte. Er deaktivierte das Transmittertor.

    2. Kapitel

    HIDEAWAY-System, CORTEX-Station, 4. Januar 2278, 10:44 Uhr Allianzstandardzeit

    Es mutete unwirklich an, dass Flüge zwischen Sonnensystemen, die früher Wochen gedauert hatten, jetzt innerhalb weniger Stunden möglich waren.

    Von der Transportstation hatte ein Shuttle Jayden durch den nächsten Phasenstromtunnel auf direktem Weg ins HIDEAWAY-System gebracht. Dieses war mittlerweile zum Zentrum der Flotte ausgebaut worden. Konstruktionswerften, Raumstationen, Habitate für Techniker und Offiziere gruppierten sich in einer Schale um das Gehirn – die CORTEX-Station. Nach dem Ende der NOVA-Station war der Neubau innerhalb kürzester Zeit geplant und umgesetzt worden. Seit 2275 war er in Betrieb.

    Als das Shuttle die diesseitige Porta verließ, leitete er die Translokation ein. Wie auch in allen anderen Sonnensystemen der Republik gab es hier Hunderte von kleinen Translokationsstationen, die es ermöglichten, an jeden Punkt des Systems zu gelangen. In einem rotgoldenen Flimmern bildete sich die Porta um Jayden herum. Bei den alten Translokatoren hatte nach der Aufnahme ein Gefühl des freien Falls eingesetzt, bevor ein weiteres Flimmern die Person wieder absetzte. Das war vorbei. Die Funken erschienen und verschwanden innerhalb von Sekunden, Jayden stand auf der Plattform der CORTEX-Station.

    Sein Companion übertrug bereits die ID-Schlüssel an den Software-Guardian des SmartCores. Das transparente Panzerschott, das die Empfangsplattform vom Rest des Raumes abtrennte, schob sich in die Wand.

    »Willkommen auf der CORTEX-Station, Admiral Jayden Cross«, erklang die androgyne Stimme des Hauptcomputers aus dem Interkom-System. »Admiralin Isa Jansen erwartet Sie bereits.«

    Der Rahmen des Ausgangs, der vor dem Schott in den Raum hineinragte, aktivierte sich. Das Büro von Isa Jansen wurde sichtbar.

    Jayden trat hindurch.

    »Admiral Cross.« Sie erhob sich von ihrem Tisch und kam mit einem Lächeln auf ihn zu. »Und ich dachte, wir sehen uns erst beim nächsten Dinner wieder.«

    »Es gibt eine wichtige Sache, die ich mit Ihnen besprechen muss.« Er schüttelte ebenfalls lächelnd ihre Hand.

    Äußerlich sah die Admiralin noch immer aus wie eine Frau in den Vierzigern, die sich sehr gut gehalten hatte. Das Haar trug sie in einer eleganten Kurzhaarfrisur, ihre Augen blitzten lebenslustig. Mittlerweile hatte sie ihre Aetas-Injektion erhalten, der Alterungsprozess war damit auf ein Zehntel der normalen Geschwindigkeit reduziert.

    »Setzen Sie sich.« Sie deutete auf den Konturensitz.

    Er sank hinein. »Ist Ihnen bekannt, was bei DARK CLOUD geschehen ist?«

    Jansen faltete die Hände ineinander und warf ihm einen tiefen Blick zu. »Glauben Sie mir, sobald mit einem Besatzungsmitglied der HYPERION etwas geschieht – selbst wenn es aktuell nicht mehr auf dem Schiff eingesetzt wird –, bin ich im Bilde. Die Suche nach Commander Giulia Lorencia läuft.«

    »Ich möchte tätig werden.«

    »Sie sehen mich überrascht«, sagte Jansen trocken. »Ihre Kommandantin kam ihnen zuvor.« Sie warf einen Blick auf das projizierte Chrono neben der SmartWall, in der ein Interlink-Kreuzer in einer Konstruktionswerft zu erkennen war. »Um exakt dreißig Minuten.«

    »Zu meiner Verteidigung: Sie ist bereits vor Ort, ich musste gut sechsundsiebzig Lichtjahre hinter mich bringen.«

    »Mit einen Phasenstromtunnel, das zählt nicht.« Jansen schmunzelte. »Normalerweise würde ich Ihnen die Bitte rundheraus abschlagen. Sie sind jetzt Admiral. Andererseits geht es hier um eine Welt, die aus dem Nichts aufgetaucht ist, als der größte Feind der Menschheit besiegt wurde. Und einige Jahre später kam ein Stern hinzu. Jetzt haben wir hier ein komplettes Planetensystem, das einfach so erschienen ist. Da werde ich ebenfalls unruhig.«

    »Es wird ein kurzes Rein-Raus.«

    »Heute beweisen Sie Humor«, sagte Jansen. »Wir wissen beide, dass, sobald Sie oder Belflair irgendwo auftauchen, sehr komplexe Dinge geschehen, die in einer Explosion enden. Doch zum einen würde es mich tatsächlich beruhigen, wenn Sie einen genaueren Blick auf diese Welt werfen, zum anderen wäre es ein perfekter Einstand für den neuen Sondereinsatzverband.«

    In der aktuellen, politisch sehr heiklen Lage war es Jayden gelungen, dass er nicht irgendeiner gewaltigen Flotte zugeteilt wurde. Stattdessen war aus vier Schiffen ein Verband geformt worden, der schnell und agil überall innerhalb und außerhalb der Republik eingesetzt werden konnte. Es war eine Menge Geld geflossen, um die Neubauten anzugleichen und mit dem neuen Antrieb auszustatten. Über eine ganz bestimmte Neuentwicklung verfügte jedoch nur die HYPERION II.

    »Ist das Schiff einsatzbereit?«, fragte er.

    »Die neuen Daten kamen heute herein.« Jansen berührte in schneller Folge ihren Touchscreen, worauf Jaydens Companion den Eingang eines Datensatzes in seinem persönlichen Speicher bestätigte. »Grundsätzlich ist der gesamte Verband bereit, die Crew und die Kommandanten an Bord. Was den experimentellen Prototyp angeht, konnten die Kinderkrankheiten leider nicht ganz beseitigt werden. Die Auswertung läuft, und sobald die HYPERION wieder hier ist, werden sich die Techniker damit befassen. Bis dahin sollte er nicht eingesetzt werden.«

    »Verstanden. Irgendwelche Vorgaben?«

    Jansen schmunzelte. »Sie sind jetzt Admiral, Jayden. Die Vorgaben, die Sie von mir als dienstälteste Admiralin und Leiterin der Space Navy noch bekommen, sind eher ratgebender Natur.« Ihr Gesicht wurde ernst. »Finden Sie Lorencia und kommen Sie gesund hierher zurück.«

    »Ich gebe mein Bestes.«

    »Und wenn wir hier schon einmal so nett zusammensitzen, ohne dass Leslie oder Michael sich über Budgetzuteilungen und das Dessert beschweren, möchte ich noch eine persönliche Sache ansprechen. Als Isa Jansen, die Mutter.«

    Jayden spürte einen dezenten Kloß im Hals. »Ich werde immer ein Auge auf ihn haben. Wie bei jedem anderen Offizier auf meinem Schiff.«

    »Ich habe wirklich nach irgendwelchen Vorschriften gesucht, die das stoppen. Sagen sie nichts, ich weiß, das ist mies. Aber er ist verdammt noch mal mein Sohn.«

    Nun war es Jayden, der die Finger ineinander verschränkte. »Joey

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