Heliosphere 2265 - Band 48: Die Flotte der Freiheit
Von Andreas Suchanek und Nicole Böhm
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Über dieses E-Book
Die große Abschlusstrilogie für den Diktatur-Zyklus (Bände 1-50)
Dies ist der 48. Roman aus der Reihe "Heliosphere 2265".
Andreas Suchanek
1982 in Landau in der Pfalz geboren, studierte Andreas Suchanek Informatik, doch sein Herz schlug schon immer für Bücher. Also begann er zu schreiben. Seine Bücher wurden unter anderem mit dem Deutschen Phantasik Preis und dem LovelyBooks Leserpreis ausgezeichnet. "Flüsterwald" ist seine erste Reihe für Kinder.
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Buchvorschau
Heliosphere 2265 - Band 48 - Andreas Suchanek
Table of Contents
»Die Flotte der Freiheit«
Was bisher geschah
Prolog
Der Anfang …
1. Das sind ja schöne Aussichten
2. Ein Pfeil ins Herz
3. Nicht totzukriegen
4. Planetensterben
5. Ein Hagel aus Pfeilen
6. Von Alpha zu Alpha
7. Ohne Gnade
8. Der letzte Pfeil
9. Die Ruhe nach dem Sturm
10. Die Schatten der Zukunft
11. Gemeinsam oder allein
12. Im Namen der Freiheit
13. Was hat das zu bedeuten?
14. Kommandanten unter sich
15. Machen Sie sich bereit
16. Eine sterbende Welt
17. Eine Hölle namens Mars
18. Der Abschied
19. Der Aufbruch
20. Das fremde Gesicht im Spiegel
… vom Ende
21. Ins Verderben
22. Ein Blick nach vorn, ein Blick zurück
23. Mit einem Lächeln auf den Lippen
24. Die Messlatte
25. Ideen sind gefragt
26. Das erste Glied der Kette
27. Kein Zurück mehr
28. Alles oder nichts
29. Angriff
30. Kampf um Alpha Centauri
31. Das Ultimatum
32. Eine letzte Chance
33. Keine Gnade
34. Was ist ein Leben wert?
35. Neuntausend Seelen
36. Sieg oder Niederlage?
37. Ein Schwarm Moskitos
38. Der letzte Schuss
39. Wenn man es am wenigsten erwartet
Vorschau
Seriennews
Die Charaktere
Impressum
Heliosphere 2265
Band 48
»Die Flotte der Freiheit«
von Andreas Suchanek
Was bisher geschah
Anfang des Jahres 2270 haben sich die Fronten der galaktischen Machtblöcke verhärtet. Das bisher übermächtige Imperium unter Björn Sjöberg musste zahlreiche Rückschläge hinnehmen. Der Mars ist unter der Kontrolle von Rebellen, Randwelten wurden aufgegeben. Trotzdem herrscht die Inner Security Police mit eiserner Hand.
Die Interstellare Allianz konnte sich stabilisieren und den Großangriff der Ash’Gul’Kon zurückschlagen. Menschen, Rentalianer, Kybernetiker, Aaril und Parliden bilden eine immer stärker werdende Gemeinschaft. Eine Verteidigungsflotte wurde errichtet, die Infrastruktur ausgebaut.
Kirby, Sienna McCain und Ian McAllister erreichen nach einer abenteuerlichen Reise den Mars. Mit Entsetzen erkennen sie, dass niemand anders als Juri Michalew der Rote Vater ist und damit der Anführer des marsianischen Widerstands.
Commodore Cross und die Crew der HYPERION werden unterdessen der Flotte der Freiheit zugeteilt: Der Sturm auf das Imperium soll beginnen.
Niemand ahnt, dass Sjöbergs Projekt Arrows in vollem Gang ist und dem Imperator kein Zug der Allianz verborgen bleibt.
Auf Hope erkennt Yuna Ishida, dass der Fixpunkt gekommen ist und sich das Schicksal der Galaxis entscheiden wird.
»Nehmen Sie Platz, Captain Cross.«
(Admiral Sjöberg, 01. November 2265, SOL-22)
Prolog
»Laser auf Streuung.«
»Aye, Commodore«, bestätigte Lieutenant Commander Tess Kensington, während ihre Finger bereits über die Touch-Oberfläche Waffenkonsole glitten. »Erste Salve erreicht Bandit I in zwei Minuten, Mirage-Gondeln sind aktiv.«
»Lasermuster?«
»Abgleich erfolgreich, PRISMA ist aktiv.«
Beeindruckt nahm Jayden die Wirkung zur Kenntnis. Der neueste Prototyp aus der Schmiede von Alzir-12 erwies sich als genau das, was ihnen bisher gefehlt hatte. Laser waren eine Möglichkeit, schnell zu feuern, doch ihre Wirkung lag weit hinter jenen von Torpedos. PRISMA war eine leichte und relativ billig herzustellende Komponente, die aus speziellen Verstärkerprismen bestand. Eingehende Laser wurden in ihrer Stärke potenziert. Falls mehrere Schiffe ihre Laser in das Prisma leiteten, konnten ganze Lasergitter erzeugt werden, die zwischen den Komponenten gespannt wurden. Bewegten diese sich im nächsten Schritt auf ein Ziel zu, kollabierten die Schutzschilde von Schiffen innerhalb von Sekunden. Leider waren die Gondeln leicht zu zerstören.
»Die APOLLO und die IONE KARTESS leiten ihre Laser zu«, verkündete Commander Jane Winton. Die achtzigjährige Sensorspezialistin saß wie immer elegant und mit dem Hauch eines Lächelns hinter ihrer Konsole. »Das Gitter steht.«
»Erhöhtes Kommunikationsaufkommen bei feindlichem Verband«, meldete Lieutenant Michael Larik. Der Marsianer lauschte in sein Headset und nahm immer wieder Einstellungen an den Kommunikationsströmen vor. »Reaktion steht kurz bevor.«
»Gondeln losschicken«, befahl Jayden.
Während die HYPERION an der Spitze der gebildeten Linie unter die Systemekliptik tauchte, schossen die PRISMA-Gondeln auf den gegnerischen Verband zu. Das Lasergitter wanderte über die Schilde von Bandit 1-3 und erzeugte aufblitzende Entladungen.
»Torpedos erreichen ihr Ziel«, meldete Kensington. »Die Schilde unserer Gegner sind kollabiert.«
Damit stand den Torpedos außer der Hüllenpanzerung nichts mehr entgegen. Die Laserlafettengefechtsköpfe brannten sich in die ungeschützten Seiten der Leichten Kreuzer und des Dreadnoughts. Röntgen- und Gammastrahlen zerstörten, zerfetzten und vernichteten. Flechette-Partikel radierten die Nahbereichsabwehr aus.
»Einheiten zerstört«, meldete Kensington.
»Gute Arbeit«, lobte Commander Noriko Ishida. Die Kommandantin der HYPERION saß neben Jayden, hatte die Schlacht auf ihrer Kommandokonsole verfolgt und hier und da eingegriffen.
Jayden wollte etwas sagen, doch ein lauter Warnton riss ihm die Worte von den Lippen.
»Energiesignaturen werden aktiv«, meldete Winton und blickte mit gerunzelter Stirn auf ihre Sensoranzeige.
Im Zentrum des Kreises aus Konsolen und des Kommandopodestes aktualisierte sich die Taktiksphäre. Vierzehn neue Icons leuchteten auf und zeugten von den Raumschiffen, die ihre Systeme soeben aktiviert hatten. Die Holosphäre mit dem visuellen Datenstrom der Kameras enthüllte das Äußere gewaltiger Raumschiffe der Imperiumsklasse.
»Verband wenden!«, brüllte Jayden.
Lieutenant Commander Task hatte bereits gehandelt und das Kommando eingegeben. Synchron wurde es über das Gefechtsnetz an die übrigen Schiffe des Verbands übermittelt. Wie ein Fischschwarm veränderten die Raumer gleichzeitig ihren Kurs.
»Vier weitere Verbände geortet«, meldete Winton.
»Sie stoßen vom Systemrand zu uns vor«, erklärte Kensington. »Die drei Raumer waren ein Honeypot. Wir sollten angelockt und gebunden werden.«
»Alle Fluchtvektoren sind geschlossen«, führte Task die negativen Punkte weiter aus. »Fluchtkurs unmöglich. Konfliktpunkt wird in zwei Minuten und sechsunddreißig Sekunden erreicht.«
Nach außen hin gab Jayden sich gelassen, doch innerlich kochte er. Sie hatten eine vollständige Systemaufklärung mit Kieseln und ÜL-Plattformen betrieben. Die APOLLO hatte zudem JETs mit neuen Sensorwellengeneratoren ausgeschickt. Alles vergeblich.
»Wie konnten die das bewerkstelligen?« Ishida wirkte nicht minder verblüfft.
»Ein neues Stealth-System, nehme ich an.« Jayden verzog abschätzig die Lippen. »Admiral North meinte es wohl ernst, als sie sagte, dass wir auf alles vorbereitet sein müssen. Selbst das Unmögliche kann geschehen.«
»Also das ist doch unfair«, blaffte Sarah McCall. Die Zeitreisende und Sondereinsatzoffizierin, die seit Kurzem wieder eine Uniform tragen durfte, hatte bisher im hinteren Bereich der Kommandobrücke beim Kampf assistiert. Durch ihre körperlichen Erweiterungen konnte sie Analysen doppelt so schnell auswerten wie Offiziere ohne Inserts. Genau wie Jayden, der dies zur taktischen Unterstützung von Tess Kensington genutzt hatte.
»Miss McCall«, sagte Ishida seufzend.
»Ist doch wahr.« Sie verschränkte die Arme wie ein trotziges Kind. »Da, schauen sie nur hin, gleich sind wir tot.«
Die gesamte Taktiksphäre war von Lichtpunkten ausgefüllt, die sich auf den Verband zubewegten. Sekunden später verschwanden die Darstellungen der fünf Verbandsraumer aus der Taktiksphäre.
»Die Einheiten der Interstellaren Allianz wurden vollständig zerstört«, verkündete CARA. »Und ich finde es ebenfalls unfair. Ich würde natürlich überleben, weil ich vor jedem Kampf ein Back-up meiner Selbst an die KSI übermittle. Ihr alle wärt jedoch tot. Zerfetzte Körper, die traurig im All dahintreiben und eines Tages in den Ausläufern eines Sterns lodernd ihr Ende finden.«
Jayden barg das Gesicht in den Händen. »Du hast wieder diese Buchreihe gelesen.«
Ishida blickte angelegentlich auf ihre Finger. Sie war ebenfalls ein Fan von Sternengeflüster. Die Space Soap war eine der ersten Reihen gewesen, die ein Autor auf Hope geschrieben hatte. Unter den Offizieren war sie sehr populär, vermengte sie doch spannende Sci-Fi-Elemente mit Charakterentwicklungen und einem Hauch Soap Opera. Er selbst konnte damit gar nichts anfangen und verfluchte Cliffhanger sowieso, die an jedem Romanende auftauchten.
»Aber natürlich«, verkündete CARA. »Das Finale steht schließlich kurz bevor. Und ich möchte wissen, ob Chavalette und Ivan ein Happy End bekommen oder einer von beiden stirbt.«
»Nun, wenn die beiden sich am Ende so anstellen, wie wir gerade eben, werden sie eines jämmerlichen Todes sterben«, blaffte Jayden.
Ein Schluchzen drang aus den Lautsprechern.
»Das ist doch nicht wahr«, grummelte Jayden.
»Also ehrlich gesagt, macht die Reihe durchaus Spaß«, begann Peter Task, verstummte jedoch sofort, als Jayden ihm einen giftigen Blick zuwarf.
»Eingehender Phasenfunkspruch von Admiralin Jansen«, verkündete Lieutenant Commander Larik.
»Wunderbar.« Jayden seufzte.
»Sagen Sie ihr gefälligst, dass es unfair war«, rief McCall. »Simulationen sollen schließlich das taktische Zusammenspiel des Verbands stärken und uns nicht ständig demoralisieren.«
Womit sie recht hatte. Trotzdem verzichtete Jayden darauf, ihr das zu sagen, denn generell war es keine gute Idee, McCall zu bestätigen. Das verschlimmerte deren Auftreten nur noch mehr.
»Stellen Sie die Admiralin durch«, befahl Jayden. »Und beenden Sie den Simulationsmodus.«
I
Der Anfang …
1. Das sind ja schöne Aussichten
IL HYPERION, HIDEAWAY-System, 01. September 2270, 09:00 Uhr
Der Raum war kreisrund und angefüllt von schlechter Laune.
Die gesamte Führungscrew war anwesend, ebenso Doktor Petrova, L.I. Lorencia, Sicherheitschef Alpha 365 und Bordpsychologe Janis Tauser.
Noriko saß direkt neben Commodore Cross und streckte ihre geistigen Fühler aus. Die Fähigkeit, Emotionen anderer aufnehmen zu können, war Segen und Fluch zugleich. Allzu oft geschah es, dass sie den Gefühlszustand anderer, wenn er geballt und ungefiltert zu ihr herüberdrang, zu ihrem eigenen machte. Im aktuellen Fall hätte das ihrer Laune nicht gutgetan.
Admiralin Jansen hatte deutlich gemacht, dass ihr das aktuelle Abschneiden der Verbände nicht gefiel.
»Wenn diese dämlichen Programmierer nicht ständig eine Überraschung einbauen würden, sähe das anders aus«, merkte McCall an.
»Fairerweise muss man sagen, dass in der Vergangenheit immer wieder genau solche Überraschungen für Verluste sorgten«, wandte Kensington ein. »Als Taktische Offizierin ist es an mir, alle potenziellen Variablen zu erkennen.«
Commodore Cross schüttelte den Kopf. »Nicht in diesem Fall. Das Szenario ist wohl dazu gedacht, allzu euphorische und von sich selbst überzeugte Crews auf den Boden der Tatsachen zu holen. Man kann es nicht gewinnen.«
»Toll, noch ein Eriin-7«, warf Lorencia ein. Wie stets zeigte sich kein Staubkorn auf der Uniform der Chefingenieurin, dafür war ihre Laune das Gegenteil von Glänzend. »Nur weil wir eine herausragende Crew sind, die regelmäßig Unmögliches zuwege bringt, muss man doch nicht solche Torpedos auffahren.«
»Auch wir haben Gefühle«, warf Alpha 365 ein, nur um sich kurz darauf seiner Worte bewusst zu werden. »Entschuldigung, Commodore. Das war ein … bedauerlicher emotionaler Ausbruch.« Das Haar des Sicherheitschefs lag wie immer akkurat zurückgelegt an.
Während er normalerweise über keine Emotionen verfügen sollte, tat er dies mittlerweile durchaus – auch wenn er es absolut nicht mochte. Hinzu kam, dass der Alpha genau wie Jayden, Kirby, Tess Kensington und Peter Task zu den relativ Unsterblichen gehörte; ihr Alterungsprozess war angehalten worden.
»Ich habe mein Bedauern über dieses unschöne Szenario der Admiralin mitgeteilt«, erklärte Jayden. »Die nächsten Übungen werden wieder realistischer.«
»Übungen, Übungen, Übungen«, warf Larik ein. »Wann geht es endlich los? Seit gut einem Monat sind wir Teil dieser Flotte und unser Verband arbeitet ausgezeichnet zusammen. Immer wieder gibt es Gerüchte, dass es endlich losgeht. Worauf warten wir?« Der Marsianer verschränkte die Arme.
»Eine berechtigte Frage«, meldete sich Alpha 365 zu Wort. »Wir haben alle Grundlagen gelegt, um losschlagen zu können. Die Flotte hier im System ist beeindruckend, die genetischen Soldaten Sjöbergs verenden und mit TEMPUS liegt ein Mittel gegen die Nanokiller vor.«
Argumente, die Noriko nahezu jede Nacht mit Giulia im Bett diskutierte.
Der Geheimdienst hatte zweifelsfrei festgestellt, dass die genetischen Soldaten des Imperators starben. Auf allen Welten und Schiffen. Mittlerweile musste selbst der dümmste I.S.P.ler kapiert haben, dass dies der Infiltration eines Republik-Teams geschuldet war.
Trotz zahlreicher Rückschläge war zudem ein Mittel gefunden und weiterentwickelt worden, um das Problem mit den Nanokillern anzugehen. TEMPUS war ein Atto-Virus das sich in besagte Nanokiller schalten und sie verzögern konnte. Gab Sjöberg also den Auslösebefehl oder kam das Reset-Signal nicht an, verzögerte TEMPUS die Auslösung der Killorder. Damato und sein Team aus Wissenschaftlern hatten die Zeit mittlerweile auf ein Jahr erhöht. Bis dahin mussten die Nanokiller aus dem Körper des Betroffenen entfernt worden sein.
»Die Admiralität weiht mich nicht in ihre Pläne ein«, erklärte Commodore Cross. »Wir halten uns bereit und warten. Ich habe Admiralin Jansen zu bedenken gegeben, dass Sjöberg vermutlich längst neue genetische Soldaten produzieren lässt. Ich gehe davon aus, dass der Einsatz in Kürze beginnt.«
»Das Opal-Team hat mir einen Bericht zugeschickt«, warf Larik ein. »Sie hoffen darauf, die Kommunikationseinrichtung zu knacken. Möglicherweise wartet die Admiralität daher ab. Wenn das gelingt, könnten wir die Nanokiller abschalten.«
»Und vergessen wir nicht das eigentliche Problem«, gab Kensington zu bedenken. »Wir besitzen mit TEMPUS zwar eine Zeitverzögerung gegen die Killorder, aber das Mittel muss erst einmal zu den Menschen gelangen. Es gibt hunderte von Welten im Imperium, von den Raumern ganz zu schweigen. Wie soll es verteilt werden?«
Eine weitere Diskussion, die Noriko schon