Reiten lernen für Kinder und Anfänger: Grundausbildung und Pferdewissen zum Reiten für Anfänger und Kinder
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Über dieses E-Book
Ratgeber zum Thema reiten lernen und Kinderreitunterricht gibt es viele! Aber dieser ist besonders. Er ist gleichermaßen für Eltern, Kinder und Reitlehrer. Eltern bekommen Tipps, was eine gute Reitschule ausmacht, wann sie ihr Kind zum Reiten schicken können und welche positiven Effekte dieses Hobby für den Nachwuchs hat. Außerdem können sie gemeinsam mit ihrem Kind alles Wissenswerte rund ums Pferd kennenlernen.
Kinder erfahren, wie sie mit einem Pferd umgehen, wie sie es putzen, satteln, trensen – und natürlich auch reiten! So sind sie bestens vorbereitet, wenn sie endlich die erste Reitstunde haben. Auf kindgerechte, eingängige Art und Weise lernen sie nicht nur, was einen guten Reiter ausmacht, sondern ebenfalls alles über den korrekten Sitz, die Pflege, der Umgang, Bahnfiguren und vieles mehr. Manches vorher zu wissen oder schon mal gelesen haben, ist super. Und der Reitlehrer wird sich freuen!
Der Inhalt des Buchs lautet nämlich:
Die Geschichte und das Wesen des Pferds
Reiten lernen
Kosten und Ausrüstung
Die Reitschule
Die Stallarbeit
Unterricht für Kind und Pferd
Die ersten Reitstunden
Erste Übungen und Spiele
und vieles mehr!
Für Reitlehrer ist dieses Buch ein kleiner Leitfaden, welche Erwartungen Eltern und Kinder an Sie haben, wie Sie Reitstunden für Kinder aller Altersklassen optimal aufbauen, was auf dem Lehrplan stehen sollte und welcher Umgang mit dem Pony gelehrt werden sollte.
Als besonderes Extra erhalten Sie zahlreiche Impulse und Ideen für kreativen Kinderreitunterricht, der Spaß macht und motiviert. Auf über 140 Seiten und einigen Abbildungen bekommen Sie einen ersten guten Einstieg.
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Buchvorschau
Reiten lernen für Kinder und Anfänger - Edwin Van Der Vaag
Einführung für Kinder
Liebst du Pferde einfach über alles? Hast du in deinem ganzen Kinderzimmer überall Pferdeposter hängen und schaust du im Fernsehen jede Sendung und jeden Film, wo Pferde auftauchen? Musst du jedes Pferd streicheln, das dir begegnet? Und träumst du insgeheim davon, jede freie Minute im Stall zu verbringen, und du willst unbedingt reiten lernen? Dann ist dieses Buch genau richtig für dich! Dieses Buch ist gedacht für kleine Pferdefans, für die es nichts Schöneres als diese wunderbaren Tiere gibt und die endlich Stallluft schnuppern und richtig reiten lernen wollen. Mit diesem Ratgeber lernst du alles, was ein echter Reiter wissen muss. Du erfährst nicht nur, wie Pferde entstanden sind und wie sie sich verhalten, sondern ebenso auch alles über die unterschiedlichen Rassen und Fellfarben.
Außerdem lernst du natürlich auch, wie man Pferde und Ponys richtig führt, sie putzt und sattelt. Und dann kommt das Tollste: die ersten richtigen Reitstunden! Lies in diesem Buch nach, wie du in allen Gangarten am besten sitzen musst und wie du es schaffst, das Pferd problemlos zu lenken. Mit jeder Menge tollen Spielen wirst du kinderleicht ein sicherer Reiter und hast dabei noch richtig viel Spaß. Doch damit nicht genug, denn darüber hinaus liest du in diesem Buch, wie es dann weitergehen kann. Freue dich auf Infos zu Geländeritten, den ersten Reitabzeichen und vielleicht sogar deinem allerersten Turnier.
Dieses Buch darfst du übrigens genauso lesen, wie du willst. Vielleicht möchtest du erst einmal mehr über Pferde lernen, dann lies es am besten der Reihe nach. Vielleicht steht deine erste Reitstunde schon direkt bevor und du möchtest natürlich mehr darüber erfahren. Dann kannst du mit den Abschnitten starten und die anderen einfach später nachholen. Einige Kapitel findest du möglicherweise auch gar nicht so wichtig – das ist völlig okay. Sie sind für deine Eltern aber sehr interessant, um dich beim Reiten lernen gut unterstützen zu können.
Und jetzt ganz viel Spaß beim Lesen und Stöbern!
Einführung für Eltern
Dein Kind spricht über nichts anderes mehr als über Pferde? Sein ganzes Zimmer ist volltapeziert mit allen möglichen Bildern von Pferden? Und sein allergrößter Wunsch ist es nun, endlich reiten zu lernen? Dann ist Dein Kind mit dem Pferdefieber infiziert.
Besonders für Eltern, die selber bislang noch nichts mit Pferden zu tun hatten, stellen sich in dieser Situation viele Fragen – und dieser Ratgeber beantwortet sie Dir alle. Leicht verständlich, umfassend und auch für Laien problemlos nachvollziehbar, sodass Du schnell zum Experten in Sachen Pferde wirst.
Dabei bekommst du auch die nötigen Informationen an die Hand, um entscheiden zu können, ob eine Reitausbildung für Deinen Nachwuchs generell infrage kommt oder ab welchem Alter sie sinnvoll ist. Des Weiteren erfährst Du alles darüber, wie nützlich der Umgang mit Pferden und das Reiten in Bezug auf die kindliche Entwicklung ist – sowohl körperlich, psychisch und im Hinblick auf die Sozialkompetenz.
Ist die Entscheidung für eine Reitausbildung gefallen, so tauchen schnell weitere Fragen auf: Welche Ausrüstung benötigt mein Kind? Wo finde ich eine geeignete Reitschule? Und wie funktioniert das eigentlich mit dem Reiten genau? In diesem Buch erwarten Dich nicht nur Antworten auf diese brennenden Fragen, sondern Du erhältst zudem jede Menge weitere Informationen rund ums Pferd. Dadurch fällt es dir besonders leicht zu entscheiden, welche Pferderassen sich besonders für Reitanfänger wie Dein Kind eignen. Dank vieler Tipps kannst Du bestens beurteilen, was sonst noch so in Sachen Reiten lernen wichtig ist und wie speziell Kinder optimal gefördert werden können.
Dabei ist das Buch so konzipiert, dass Du keinerlei Vorerfahrung mit Pferden haben musst. Du lernst gemeinsam mit Deinem pferdebegeisterten Kind, wie Pferde ticken
und wie man mit ihnen umgeht, und kannst es so optimal beim Reitenlernen unterstützen.
Einige Kapitel sind so angelegt, dass sie sich vor allem an die Eltern richten, so etwa die Abschnitte rund um die Auswahl einer guten Reitschule, die kindgerechten Unterricht und geeignete Ponys anbietet. Dies gilt ebenfalls für die Kapitel rund um die Vorteile des Pferdesports für die kindliche Entwicklung. Die anderen Abschnitte sind derart konzipiert, dass Dein Kind alleine oder aber mit dir zusammen darin schmökern kann. Denn gemeinsam macht eben auch Reiten lernen gleich viel mehr Spaß.
Einführung für Reitlehrer
Wenn es um das Reitenlernen und den Umgang mit Pferden geht, hast du natürlich eine Schlüsselrolle inne. Nicht nur, dass du jede Menge Verantwortung für das Wohl der Tiere hast, du bist außerdem die Person, die den Kindern sowohl die für das Reiten nötigen Fertigkeiten vermittelt als auch alle anderen Dinge, die man in Sachen Pferde wissen muss. Immerhin ist das Reiten ein Sport, der auf dem Rücken von Lebewesen ausgeübt wird. Insofern ist bei allem Spaß, der natürlich gerade in der Reitausbildung von Kindern eine zentrale Rolle spielt, stets auch für das Wohlergehen der Pferde Sorge zu tragen.
Dabei stellt kindgerechter Reitunterricht eine echte Herausforderung dar – besonders in Zeiten, wohl die Kids zunehmend mehr Zeit vor dem Fernseher, dem Computer oder der Playstation verbringen. Sie kennen Pferde und Ponys in der Regel vor allem aus Filmen und von Bildern, hinzu kommt weiter, dass ihnen teilweise durch mangelnde Bewegung sensorische und motorische Fähigkeiten erst einmal vermittelt werden müssen, die von entscheidender Bedeutung für das Reiten sind. Dies gilt häufig auch für soziale Kompetenzen.
Das Wunderbare an Pferde ist, dass sie gerade Kindern gegenüber vielfach unglaublich feinfühlig reagieren und somit großartige Lehrmeister sind. Sie machen schüchterne Kinder mutig, lehren freche das nötige Feingefühl und vermitteln zudem so wichtige Eigenschaften wie Selbstdisziplin, Sozialkompetenz und Verantwortung. Darüber hinaus helfen sie ebenso, motorische Fähigkeiten zu verbessern – bei Einsatz entsprechender, kindgerechter Übungen und Aufgaben.
Dieses Buch ist für dich gedacht als Fundgrube für Spielideen und motivierende Übungen am und auf dem Pferd, damit das Lernen Spaß macht und zugleich kindgerecht abläuft. Darüber hinaus erfährst du ebenfalls, mit welchen Erwartungen Eltern und Kinder zu dir kommen, sodass du dich besser darauf einstellen kannst. Und auch grundlegende Anmerkungen zum Lernverhalten von Kindern erwarten dich, die du sofort in deinem Arbeitsalltag im Stall integrieren kannst.
Ich hoffe, dass du zahlreiche neue Impulse mitnehmen kannst, und wünsche dir viel Spaß mit deinen jungen Reitschülern!
TEIL I: Das Pferd
Um sicher mit dem Pferd umgehen zu können, ist es von entscheidender Bedeutung, dieses Lebewesen zunächst besser kennenzulernen. So vorbereitet ist das erste Treffen deutlich entspannter und schöner, denn du kannst die Reaktionen des Tieres direkt deutlich besser einschätzen. Denn während die meisten Menschen wissen, dass zurückgelegte Ohren beim Pferd Unwillen signalisieren können, ist wenigen bekannt, dass es hier durchaus Abstufungen gibt. So können leicht zurückgelegte Ohren auch auf Unsicherheit des Pferdes hinweisen, von Aggression ist dann keine Rede.
Des Weiteren zeigen Pferde gewisse typische Reaktionen, die für uns Menschen manchmal nicht ganz leicht einzuschätzen sind. Wir alle haben vielleicht schon davon gehört, dass Pferde oft sehr scheu sind und unversehens aufschrecken und flüchten können. Vielleicht träumt man als Kind davon, ein Pony im ungenutzten Gartenschuppen zu halten. Dann hat es den ganzen Garten auch für sich … Die typischen Verhaltensweisen des Pferdes können wir jedoch nur wirklich verstehen, wenn wir seine Herkunft und seine Lebensweise kennen und verstehen. Oftmals werden Pferde z.B. als Flucht- oder Herdentiere bezeichnet – was das genau bedeutet, soll in diesem Kapitel vermittelt werden.
Darüber hinaus erfährst du, welche Pferderassen und -fellfarben es gibt, wie die Körperteile heißen und noch vieles mehr. Mit diesem Basiswissen bist du schon bald ein echter Pferdeexperte.
Kapitel 1: Geschichte und Wesen des Pferdes
1. 1 Entstehung unseres Reitpferdes
Das Pferd, wie man es heute kennt, hat sich über Jahrmillionen Jahre allmählich entwickelt. Die Urahnen unserer heutigen Pferde sahen ganz anders aus und auf ihnen reiten hätte man auch noch nicht können. Der erste bekannte Vorfahre des heutigen Pferdes lebte vor ca. 50 Millionen Jahren und wird als Eohippus bezeichnet – oder auch als Urpferdchen.
Das Urpferd war kaum größer als ein Fuchs. Es lebte im Wald, fraß dort Laub und hatte mehrere Zehen an seinen Füßen. Im Laufe der Zeit musste es sich an seine verändernde Umwelt anpassen. Das Urpferd wurde allmählich immer größer, weil es auch andere Nahrung aufnahm, veränderte sein Gebiss und auch die Zehen bildeten sich zurück. Ein harter Huf war in seinem neuen Lebensraum, der Steppe, von Vorteil. Beim Huf handelt es sich, vereinfacht gesprochen, um den ehemaligen Mittelfinger, der nun von einer Hornkapsel umgeben war. Die restlichen Fingerglieder waren im Laufe der Entwicklung verkümmert, allerdings kann man sie auch heute noch teilweise sehen. Die sogenannte Kastanie (eine Hornwulst innen am Pferdebein) ist ein Überbleibsel der Zehen, ebenso das Griffelbein (ein kleiner Knochen außen am Pferdebein, der unter der Haut liegt). Der Huf hatte den Vorteil, dass das Pferd damit gut und schnell auf dem Steppenboden laufen konnte, wo es nun lebte. Das Gebiss war nun dafür da, trockene Gräser zu zupfen, und richtete sich zusehends auf diese neue Aufgabe ein. Und Größe beeindruckt nicht nur so manches Raubtier, sondern in Kombination mit einem langen Hals war das Pferd in der Lage, anschleichende Fressfeinde schon von Weitem zu erkennen. Diese neue Situation als eher harmloses Beutetier war auch der Grund für zahlreiche weitere Spezialisierungen des Pferdes. Aus dem Einzelgänger Eohippus wurde nun ein Herdentier, da in der Steppe kein Schutz mehr durch Bäume bestand und eine Gruppe sich besser gegenseitig beschützen kann. Wenn ein Pferd gerade abgelenkt ist, weil es vielleicht schläft oder frisst, achten andere auf die Umgebung und warnen die Herdenmitglieder durch ihr Verhalten rechtzeitig, wenn es brenzlig wird. Dann wird es als harmloser Pflanzenfresser erst einmal die Flucht ergreifen, ehe es darüber nachdenkt, ob es wirklich nötig war. Das ist sein einziger Schutz gegen Raubtiere gewesen, mit Zähnen und Hufen haben meist nur die Stuten im schlimmsten Fall ihre Fohlen verteidigt. Allein zu leben, ist für ein Pferd insofern keine schöne Situation; Pferdegesellschaft ist für sein Wohlergehen ganz entscheidend. Wer einmal die Chance hatte, zu sehen, wie Pferdekumpels miteinander spielen und sich hingebungsvoll das Fell kraulen mit den Zähnen, weiß sofort, warum. Darüber hinaus hört das Pferd mit seinen Ohren außergewöhnlich gut, auch Geräusche, die wir Menschen schon gar nicht mehr wahrnehmen können. Und auch sein Sehsinn ist erstaunlich leistungsfähig, denn ein Pferd nimmt kleinste Bewegungen wahr, die uns verborgen bleiben. Diese feinen Sinne sind oft genug der Auslöser für vermeintlich unerklärliche Reaktionen. Scheut es und rennt unvermittelt davon, so kann es sein, dass das Pferd etwas Unheimliches gesehen oder gehört hat.
Nach und nach entwickelten sich aus den ersten steppenbewohnenden Pferden die ersten Wildpferderassen. Das Przewalskipferd ist die bekannteste heute noch lebende Wildpferderasse. Es lebt in der Mongolei, hat eine Stehmähne, Streifen an den Beinen wie ein Zebra, gräulich-braunes Fell und einen schwarzen Strich, der die Wirbelsäule entlang über den Rücken führt (Aalstrich). Aus diesen Wildpferden sollen auch unsere heutigen Hauspferde, also die Pferde, auf denen wir nun reiten, entstanden sein, indem man sie eingefangen und gebändigt hat (das nennt sich domestizieren). Möglicherweise hat man sie anfangs vor allem deshalb als Nahrungsquelle gehalten.
Zuerst waren Pferde auch keine Reittiere, sondern vor allem Nutztiere. Sie haben schwere Lasten getragen oder gezogen. Das haben sie auch noch, bis schließlich im 20. Jahrhundert Trecker und Autos aufkamen. Darüber hinaus wurden die Pferde anfangs genutzt, um mit ihnen in den Krieg zu ziehen. Allerdings spannte man sie damals zunächst vor einen Streitwagen. Aus der Zeit um 1500 v. Chr. stammt das erste überlieferte Buch eines Pferdetrainers, des Hethiters Kikkuli. Er beschreibt darin, wie man ein Streitwagenpferd pflegt und trainiert. Schon damals machte man sich große Gedanken um die richtige Versorgung dieser Tiere. Der Mensch hat das Pferd ebenfalls das erste Mal geritten, um in den Krieg zu ziehen – einige Hundert Jahre vor Christus. So war man dann schneller unterwegs, war beim Kampf viel wendiger und konnte sich die Stärke des Pferdes zunutze machen – auch wenn zunächst noch ohne Steigbügel geritten wurde. Einige der damals schon entwickelten Lektionen, um seine Feinde auf Abstand zu halten, werden auch heute noch manchmal geritten. Bei Vorführungen der Spanischen Hofreitschule in Wien sind auch heute noch so schwierige Übungen wie Courbetten, Kapriolen und Levaden zu sehen.
Der Anspruch an unser Hauspferd hat sich über die Jahrhunderte immer wieder verändert. Mal war es Kriegsbegleiter, dann sollte es schön aussehen und Könige tragen