Tom kommt
Von Harry Scheffer
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Über dieses E-Book
Zwei Generationen, beide Vertreter beseelt von der Passion für Frauen, Sex, der Kunst der Verführung und grenzenloser Lust, treffen aufeinander. Dank intensiver Gespräche und aufregender gemeinsamer Erfahrungen findet nach und nach ein Sinneswandel bei den beiden Erotomanen statt und eine tiefe Freundschaft nimmt ihren Lauf …
Michi ist Ende 40, erfolgreicher Chef einer Marketingagentur und in der Damenwelt als Frauenversteher und –verehrer berühmt-berüchtigt. Er handelt nach den Gesetzen der „Old School“, somit dem analogen Flirt-Verständnis, lernt die Objekte der Begierde dank seines umwerfenden Charmes gern in Lokalen oder bei gesellschaftlichen Anlässen kennen.
Tom ist Anfang 20, befindet sich am Beginn seiner Karriere als Jung-Web-Designer und verbringt viel Zeit im Internet auf amourösen Kontaktbörsen und Sexseiten. Er sucht seine Liebesabenteuer unter den Regeln der „New School“, sprich: in der digitalen Welt des Internets. Der belendend aussehende Tom will mit Frauen lediglich seine erotischen Bedürfnisse befriedigen und sucht geeignete Gespielinnen dafür ausschließlich im Netz.
Michi wie Tom bedienen sich demnach ganz unterschiedlicher Mittel, um ans Ziel ihrer erotischen Träumen zu gelangen. Es kommt zum intensiven Austausch der verschiedenen Denkweisen im Bezug auf Verführung, Liebe, Sex – von analogem und digitalem Flirt-Verständnis.Tom kommt ist so modern wie einzigartig in der Betrachtungsweise der beiden Protagonisten zum ewigen Thema Nummer Eins.
Das Buch schildert realistisch, augenzwinkernd und deftig den heutigen Stand im Bezug auf Romantik, Sex und am Ende gar feste Partnerschaft und Familie.
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Buchvorschau
Tom kommt - Harry Scheffer
Harry Scheffer
Tom kommt
Roman
Impressum
© 2018, hansanord Verlag
Alle Rechte für diese Ausgabe vorbehalten
Das gilt vor allem für Vervielfältigung, Übersetzungen, Mikrofilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen - nur nach Absprache und Freigabe durch den Herausgeber.
ISBN: 978-3-947145-15-7
Dieses Buch entstand unter Mitarbeit von Michael Fuchs-Gamböck.
Für Fragen und Anregungen: info@hansanord-verlag.de
hansanord Verlag
Johann-Biersack-Str. 9
D 82340 Feldafing
Tel.: +49 (0) 8157 9266 280
FAX: +49 (0) 8157 9266 282
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www.hansanord-verlag.de
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Tom kommt
Tom kommt
Gestatten, mein Name ist Michael. Obwohl: Eigentlich nennen mich alle nur Michi, schon mein Leben lang. Und einige Vertraute, vor allem Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts, nennen mich „Steher". Das alles ergibt unbedingt seinen Sinn, wenn man sich mein Leben anschaut.
Dieser Insider-Name sagt nichts über meine charakterlichen Eigenschaften aus, dass ich irgendwie eine besonders treue Seele wäre, die alles durch„steht" oder Ähnliches.
Es sagt aber so ziemlich alles über ein spezielles „Werkzeug", das seit Jahr und Tag zu meinem Körper gehört. Es ist ein ziemlich kräftiges, massives Werkzeug, mein bester Freund, der mir bis jetzt viel Freude eingebracht hat. Aber auch nicht wenig Ärger. Und gelegentlich ist mein intimster Freund, dieses merkwürdige Teil, das zwischen meinen Beinen baumelt, reichlich lästig. Ich weiß, wovon ich rede, glaub mir.
Bewusst wahr genommen habe ich das Kerlchen als Freudenspender mit zehn Jahren. Eines Nachts hatte ich einen ungewöhnlichen Traum, sehr intensiv, in dem die zwei Jahre ältere Nachbarstochter Susi eine nicht unwesentliche Rolle spielte. Ihr wulstiger Mund näherte sich rasant in Großaufnahme meinen eher schmalen Lippen. Angst machte sich panikartig in mir breit. Gleichzeitig konnte es mir aber auch gar nicht schnell genug gehen, dass diese verlockende Öffnung mich rettungslos verschlang.
In heller Aufregung und mit rasendem Herzschlag wachte ich mitten in der Nacht auf, was mir eigentlich nie passierte, mein Schlaf ist so süß und unschuldig wie der eines Engels. Doch in diesem Moment war ich hellwach, während von meinen Eltern und meiner kleinen Schwester kein Mucks in der Wohnung zu hören war. Der Mond schien voll und bleich und irgendwie beruhigend in mein kleines Zimmer.
Beunruhigt war ich trotzdem – irgendwas hatte sich in meiner Pyjama-Hose verändert seit ich erwacht war. Eine merkwürdig feuchte, warme, klebrige Flüssigkeit hatte sich darin ausgebreitet, wie von Zauberhand und aus dem Nichts. Ein Geheimnis! Vor allem ein Geheimnis, das es für mich, als seit jeher neugierigem Jungen, unbedingt zu lüften galt. Denn nebulös war mir klar, dass die Sache mit Susi und ihrem riesengroßen Mund zu tun hatte.
Zwei Tage später war Wochenende und wir Kinder aus der Nachbarschaft, etwa ein Dutzend Jungs wie Mädchen, genossen draußen in den Schrebergärten einen herrlich sonnigen Nachmittag. Unsere Eltern säten aus, sie jäteten Unkraut oder sie zischten das eine oder andere Bier zusammen, wozu sie sich auf den wackligen Holzbänken vor ihren kleinen Häuschen niederließen. Jeder kannte jeden, jeder besuchte jeden, wenn er sich ein Päuschen genehmigen wollte. Und irgendwann am Abend hockten schließlich, nach mehr oder weniger getaner Arbeit, alle zusammen, klönten fröhlich und am Ende gab es keinen einzigen nüchternen Erwachsenen mehr. Es waren herrliche Wochenenden!
Wir Kinder hatten an diesen Samstagen und Sonntagen völlig freie Bahn, konnten anstellen, was wir wollten, solange wir uns im Gelände aufhielten – „aber wehe, ihr prügelt euch oder einer fällt vom Baum oder sonst was Schlimmes passiert. Dann gibt es Sänge, die ihr euer Leben lang nicht vergessen werdet, gaben uns die Eltern einheitlich und jedes Mal aufs Neue mit auf den Weg. „Und dann ist Schluss mit eurer Freiheit. Dann gibt es Hausarrest, egal wie schön die Sonne draußen scheint.
Natürlich ist in all den Schrebergarten-Sommern meiner Kindheit und Jugend jede Menge „Schlimmes" passiert. Aber unsere Eltern haben nie etwas davon mitbekommen. Weil nicht einer von uns je auf die Idee gekommen wäre, einen anderen zu verpetzen.
Doch zurück zu jenem Samstagnachmittag, der für mich zur persönlichen Legende werden sollte. Wir Knirpse spielten Verstecken. Und Verstecke gab es genug in dieser verwinkelten Gartenanlage.
Ich wollte mir dieses Spiel zunutze machen, hatte einen Plan ausgeheckt. Dieser Plan hatte ausschließlich mit Susi zu tun. Susi, in einem kessen weißen Sommerkleidchen. Susi, unter deren Kleidchen sich schon winzig ein kleiner Busen abzeichnete. Das alles wollte ich mir näher anschauen, befeuert von meinem mysteriösen Traum zwei Nächte zuvor.
Susi war nicht die Hellste, sie suchte sich meist dasselbe Versteck, weshalb sie häufig als Erste gefunden wurde. So auch dieses Mal: Schnurstracks steuerte sie wie so oft auf einen geschichteten Stapel zu, mannshoch, Brennholz für den Winter. Susi war auch nicht die Erfindungsreichste. Sie machte sich daher kaum Gedanken über neue Verstecke. Da musste wohl ich, Gentleman-Steppke der alten Schule, intervenieren.
„Susi, flüsterte ich, als ich sie fast eingeholt hatte. Ich flüsterte zum einen, damit die übrigen Kinder uns nicht hören konnten. Zum anderen deshalb, weil Jungen und Mädchen zwar gemeinsam spielten, aber nicht alleine miteinander redeten. Ein Junge und ein Mädchen zusammen, ohne den Rest der Gruppe – wurde man dabei erwischt, gab das Feueralarm und Anlass zu höchstem Gekicher und Getratsche, dem man sich zumindest zwei Wochen lang stellen musste. Bis zum nächsten „skandalösen
Ereignis dieser Art in der Regel
Mir war die Vorstellung eines solchen Spießrutenlaufs aktuell vollkommen egal. Ich war der wagemutige Ritter, unterwegs im Auftrag von Susis verlockendem Mund aus meinem Traum und auf gefährlich-heikler Mission.
„Susi, flüsterte ich nochmals, etwas eindringlicher. „Michi
, sah sie mich fragend mit großen, etwas ungläubigen und strahlend-blauen Augen an, „was machst du denn hier?"
„Ich sehe ja, dass du schon wieder dasselbe Versteck nimmst, wo du immer gleich gefunden wirst. Das ist doch langweilig, findest du nicht? „Na ja
, sagte sie und zog sie einen Flunsch mit diesen einzigartigen wulstigen Lippen. Sie schien nachzudenken mit ihrem hübschen kleinen Köpfchen. Wobei man bei Susi nie genau wissen konnte, ob dieser Vorgang funktionierte.
Das war der Moment für mich, den edlen Ritter Don Michi Quixote de Köln, die Initialzündung zu geben. „Ich weiß ein viel besseres Versteck – da passen wir sogar zusammen rein, verkündete ich wagemutig. „Kommst du mit?
Wieder der Flunsch, wieder schien Susi zu überlegen. Ich hörte Betty, die uns finden musste, lauthals 95-96-97 rufen. Ich hatte noch drei Zahlen, um meinen Plan umsetzen zu können. Und plötzlich tat ich etwas, das ich mir bis dahin niemals zugetraut hätte: Ich schnappte mir Susis Hand mit aller Entschlossenheit und zog sie hinter mir her. Susi war dermaßen verdutzt, dass sie kein Wort hervorbrachte. Stattdessen ließ sie sich willenlos von mir führen.
Das Ziel meines Plans war eine uralte Hütte, dermaßen marode, dass sie seit Jahren keinen Besitzer mehr kannte. Irgendwann war diese Hütte, der Schandfleck dieser ansonsten äußerst gepflegten Anlage, schlicht vergessen worden. Nun – ich hatte sie nicht vergessen ...
Nach Luft schnappend standen wir schließlich vor dem verrotteten Bauwerk. „Hier?, fragte Susi und runzelte die Stirn. „Na logisch
, meinte ich nur und machte auf dicke Hose. „Hier werden uns die anderen garantiert nicht so schnell finden. Na, das wird ein Spaß!"
Jovial wie ein Gutsherr öffnete ich Susi den abbruchreifen Verschlag, der einen quietschenden Seufzer von sich gab. Ich kam mir vor wie ein Schlossherr, der seine frisch angetraute Prinzessin in ihr neues Domizil bittet. Und Prinzessin Susi trat wider Erwartens tatsächlich ein.
Es war dunkel und roch muffig in der Bruchbude. Aber irgendwie schien uns das beide im Moment nicht weiter zu stören. Susi machte sich noch nicht mal Gedanken, dass ihr weißes Kleid nicht mehr weiß sein würde, als sie sich auf eine dreckige Holzbank mit Lehne pflanzte.
Ich setzte mich sehr eng neben sie. Scheu und möglichst unauffällig legte ich meinen rechten Arm um meine Prinzessin. Susi merkte es natürlich trotzdem. „Spinnst du, fragte sie empört, machte aber keinerlei Anstalten, meinen Arm wegzunehmen. „Weißt du, Susi
, versuchte ich die heikle Situation etwas zu deeskalieren, „vor zwei Nächten habe ich von dir geträumt."
Das stellte ich tollkühn jetzt einfach mal so in den muffigen Raum. Ein paar Sekunden lang fiel kein Wort. Doch ich spürte intuitiv, dass Susi neugierig geworden war. Schließlich brach sie das Schweigen. „Und, stammelte sie, „worum ging es in deinem Traum?
Ich versuchte meine Stimme, die noch weit und breit keinen Stimmbruch erblickt hatte, um eine Oktave tiefer zu legen, ließ meine Hand in diesem Moment auch auf ihre rechte Schulter plumpsen, und raunte: „Dein Mund, er war ... so wunderschön. Und so riesengroß. Er kam ... auf meinen Mund zu, wurde immer gigantischer, ich ... hatte Angst vor ihm. Und nun ja ... zur selben Zeit wollte ich unbedingt, dass dieser Mund mich küsst. Ich wollte nichts anderes in diesem Moment."
Jetzt versagte mir doch die Stimme, mit einem Mal war nichts mehr mit dem Don aus Köln. Ich war einfach wieder Michi, der Zehnjährige aus Deutz.
Susi sah mich erstaunt an, als sie ihr Gesicht dem meinen zuwandte. Und mit einem Mal lachte sie glucksend. Und im nächsten Moment packte sie energisch meinen Kopf, zog diesen an ihren heran. Und gleich darauf wurde mein Traum zur siedend heißen Realität. In meinen Rachen bohrte sich eine geschmeidige, wunderbar weiche Zunge. Ich hatte keine Ahnung, wie mir geschah. Aber ich machte mit bei diesem grandiosen Spiel. Auf der Stelle hatte ich es gelernt.
Als Susi nach einer gefühlten Ewigkeit von mir abließ, war mein alter Wagemut zurück in meinen Körper gekehrt, schoss wie glühende Lava durch meine Adern. „Unmittelbar nach Ende des Traums bin ich mitten in der Nacht aufgewacht, und da ... da war irgendeine Flüssigkeit in meiner Schlafanzughose. „Ach, das ist Wichse
, meinte Susi lässig, als wäre es das Natürlichste von der Welt. Ratlos glotzte ich mein Gegenüber an. „Was soll das sein – Wichse? „Nun ja, wenn ihr Jungs mit einem Mädchen etwas Geiles erlebt oder auch nur an etwas Geiles mit einem Mädchen denkt, wird euer kleiner Freund steif und irgendwann haltet ihr es vor Geilheit nicht mehr aus und spritzt Saft ab. So einfach ist das.
„Das verstehe ich nicht", zuckte ich die Schultern. Ich verstand es wirklich nicht. Also, den tieferen Sinn dahinter.
Und plötzlich tat Susi etwas, was ich ihr nie vergessen werde und was sich bis heute unwiderruflich auf der Festplatte meiner erotischen Erinnerungen eingebrannt hat: Ohne zu zögern griff sie in meine kurze Adidas-Hose, fummelte meinen kleinen Freund hervor, der rasch zu ungewöhnlicher Größe in ihrer Rechten anschwoll. Gleich darauf rieb sie gleichmäßig daran – auf und ab, auf und ab. „Gefällt dir das? Ich glaubte, einen spöttischen Unterton in ihrer Frage zu erkennen. Das war mir im Moment allerdings vollkommen schnurz. „Oh, oh, oh
, meinte ich nur, mit geschlossenen Augen. Nicht die intelligenteste aller Antworten, ich weiß.
Doch was der Situation endgültig den Hauch von Ewigkeit verschaffte, war Susis nächste Handlung. Statt ihrer auf- und abgleitenden Hand spürte ich mit einem Mal etwas Weiches, Warmes um meinen fiebrigen Kolben. Ich riss schlagartig die Augen auf und blickte wie erstarrt nach unten, auf eine gewaltige blonde Haarpracht, die meinen kompletten Unterleib bedeckte. Jetzt hielt mich nichts mehr zurück – „oh oh oh" – und dann schoss mein ... wie hatte Susi es genannt? Wichse? ... feuriger Saft in den Mund meines Traums von vor zwei Nächten. In diesem Moment wäre ich selig und ohne Reue gestorben.
Jemand riss die Tür auf. Sonne drang viel zu grell in den ekligen Schuppen. Ich sah Betty vor mir. Sie wandte sich an die anderen in der Clique, die offensichtlich hinter ihr standen. „Ich habe Michi gefunden, jubilierte sie. „Jetzt müssen wir nur noch Susi finden.
Die richtete sich auf von meinem Schoß und grinste Betty kess an: „Ich bin schon da ..."
* * *
Siebenunddreißig Jahre später blicke ich aus dem mächtigen vollverglasten Fenster meines Büros auf die Kölner Innenstadt. Während die langsam untergehende Sonne mir die Nase kitzelt, rollt eine äußerst lebhafte Erinnerung auf mich zu. Sie gehört Susi. Susi und ihrem phänomenalen Mund, der sich um meinen jungenhaften Schaft wie ein Schraubstock stülpt. Sofort bekomme ich einen eisernen Harten.
Als ich die Augen wieder öffne und erneut den Blick über das Zentrum meiner Heimatstadt schweifen lasse, fühle ich eine Woge von Stolz durch meine Adern pulsieren. Inzwischen habe ich es nämlich tatsächlich zu so etwas wie dem Ritter Don Michi Quixote de Köln gebracht. Bald nach dem erfolgreichen Ende meines Studiums zum Werbekaufmann und Web-Designer heuerte ich bei einigen Agenturen an, um Erfahrungen in meinem Metier zu sammeln. Ich war Mitte zwanzig und hungrig darauf, die im Studium erlernten Theorien in die Praxis umzusetzen. Das funktionierte hervorragend, ich machte mir rasch einen Namen in der Branche. Wesentlich weniger hervorragend war meine Honorierung.
Also beschlossen ein Studienkamerad und ich, wir strotzten nur so vor kühnen Ideen, dass wir am 11.11.1997 unsere eigene Agentur auf die Öffentlichkeit loslassen würden:
„Free Your Mind Design" war gegründet. Und was soll ich sagen – dank unserer wagemutigen Ideen und unserer flotten Sprüche hatten wir schon bald einen respektablen Kundenstamm um uns gesammelt, der unsere Außerordentlichkeit im Job sehr zu schätzen wusste.
Wir schrieben die Neunzigerjahre, jede Menge kreative Verrücktheit lag in der Luft, und jede Menge Geld von reichen Schnöseln, die bereit waren, dafür viel Geld locker zu machen. Rainer so der Name meines Kompagnons, und ich schwebten im siebten Kreativ-Himmel! Irgendwann verknallte Rainer sich rettungslos in eine unserer Kundinnen, eine etwas nuttig wirkende Adelige aus Berlin, die ihre Finger nicht von ihm lassen konnte. Neben ihres immensen Reichtums beeindruckte Rainer vor allem, dass eine so aparte Frau mit blauem Blut, die der jungen Romy Schneider nicht unähnlich sah, offensichtlich dauergeil auf ihn war. „Entweder bringt Maja mich eines Nachts um, weil sie mich zu Tode reitet oder sie beißt mir im Eifer des Gefechts mal noch mein bestes Stück ab, stöhnte er eines Morgens in der Agentur, während wir in der Küche in unseren Kaffeetassen rührten. „Beides sind keine sehr beglückenden Zukunftsaussichten. Und trotzdem kann ich ohne ihren fantastischen Arsch einfach nicht leben.
Was zur Folge hatte, dass Rainer bald nach diesem Gespräch in den mehr oder weniger heiligen Stand der Ehe und mit Maja auf deren kleines Schloss in Brandenburg entschwand. Wir trennten uns im Allerbesten, Rainer wollte von mir nicht mal ausbezahlt werden, „ab sofort schwimme ich ja im Geld", lachte er breit. Pech für ihn, dass Maja zwei Jahre nach der Hochzeit ihren Super-Rammler mit einer ihrer besten Freundinnen im Schloss-Bett erwischte. Die Scheidung ließ nicht lange auf sich warten, der geschlossene Ehevertrag war gleichzusetzen mit – kein Unterhalt. Heute arbeitet Rainer schlecht bezahlt in einer weitgehend unbekannten Design-Klitsche. Wir haben kaum noch Kontakt zueinander, weil er behauptet, es wäre mein Job als bester Freund und Frauenversteher gewesen, ihn von der Hochzeit mit dieser Irren abzuhalten. Nun ja – no risk,no fun,no Untergang.
Ich selbst hatte zwar auch zwei Ehen in den Sand gesetzt, meine Gattinnen aber während unserer gemeinsamen Zeit nicht betrogen. Oder wenn, dann höchstens so, dass sie es nicht mitbekamen. Und ich hatte die Weitsicht besessen, die Agentur in Eigenregie zu leiten. Kein gleichberechtigter Partner mehr an meiner Seite, stattdessen regelmäßig rotierende junge Kreative, die genauso brannten, wie ich es zwanzig Jahre zuvor fiebrig getan hatte.
Mein iPhone gibt Laut. „Papi, kannst Du am Wochenende einen Umzugswagen organisieren?", lese ich auf meinem Display. Leni, mein einziges und hoffentlich auch letztes Kind, gezeugt mit meiner ersten Gattin vor neunzehn Jahren. Die Kleine hat vor wenigen Wochen ihr Abitur hingelegt. Als Daddy (also ich) den Notenschnitt sah, war er dermaßen beeindruckt, dass er seiner Kleinen im Überschwang spontan