Unkrautgenuss & Wildpflanzenküche: 100 Rezepte voller Geschmack
Von Irmi Kaiser und Jacqueline Flasch
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Über dieses E-Book
Dass das sogenannte Unkraut auch ganz hervorragend schmeckt, zeigt uns Irmi Kaiser auf eindrucksvolle Weise – zum Beispiel, wenn sie damit die herrlichsten Festmenüs für jede Jahreszeit auf den Tisch zaubert. So ganz nebenbei verrät sie uns, was in den Pflanzen und Kräutern alles drinnensteckt, wie wir diese am besten pflücken und verarbeiten und wie wir damit gesund bleiben und uns wohlfühlen.
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Buchvorschau
Unkrautgenuss & Wildpflanzenküche - Irmi Kaiser
Wie es zu diesem Buch kam
Alchemie der Wildkräuter
Pflücken und Sammeln
Bevor es losgeht
Inhaltsstoffe
FRÜHLING
SOMMER
HERBST
WINTER
Bücher zum Weiterlesen
Kräuterverzeichnis
Rezeptregister
Hinweis
Legende Verwendete Pflanzenteile
VORWORT
Wie es zu diesem Buch kam
Alles begann auf einem Bauernhof im Bayerischen Wald. Im Haus gab es weder Wasser noch Strom, dafür aber eine Quelle davor und einen zauberhaften See in unmittelbarer Nähe. Rundherum Wälder und Wiesen mit Naturschätzen, die ich mehr und mehr entdecken durfte.
In den Jahren an diesem wundervollen Ort war mir die Natur Lehrmeisterin, die Pflanzen wertvolle Begleiterinnen und Mutter Erde somit das größte Geschenk für mich und mein weiteres Leben.
Neben der Liebe zur Natur entdeckte ich in mir eine Gabe, die es mir ermöglichte, mit den einfachsten Pflanzen, die sozusagen vor meiner Haustüre wuchsen, wunderbar nährendes Essen auf den Tisch zu bringen. Eine Vielfalt von Pflanzen im Jahreskreis, die ich allmählich kennen- und schätzen lernte, ermöglichte es mir, meiner Intuition freien Lauf zu lassen und immer neue Speisen und Genüsse zu kreieren. Es gab für mich so viel Neues zu entdecken: Welche Teile der Pflanzen haben welche Wirkung? Wann ist die beste Ernte- oder Sammelzeit? Welche Inhaltsstoffe birgt die Pflanze in sich? Und vieles mehr.
Jede Jahreszeit bietet einen unglaublichen Schatz an Wildkräutern, somit sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.
Aus diesem ganzen Erfahrungs- und Wissensschatz ist dieses Buch entstanden.
In und mit der Natur zu leben, sie wertzuschätzen und ihre Geschenke in Demut und Dankbarkeit anzunehmen haben mein Leben und Denken verändert.
Öffnen Sie Ihr Herz für unsere Pflanzenwelt und sehen Sie selbst, welch wunderbare Kreationen daraus erwachsen. Genießen Sie das Ausprobieren und Schmökern! Ich lade Sie dazu ein, den Jahreskreislauf der Natur zu entdecken, heilende Un-Kräuter vor Ihrer Haustüre kennenzulernen und wertvolle Tipps zum „G’sund bleiben und wohlfühlen" umzusetzen.
Ihre Irmi Kaiser
Die Rezeptfotos in diesem Buch stammen von der Meisterfotografin Jacqueline Schmidsberger, die für jedes Bild Kräuter gesammelt, Gerichte zubereitet, arrangiert und fotografiert hat. Ihre Liebe zur Natur ist in jedem einzelnen Bild zu sehen.
EINFÜHRUNG IN DIE
Alchemie der Wildkräuter
Jede Pflanze enthält 100 bis 1 000 bioaktive Stoffe und Verbindungen. Diese bioaktiven Inhaltsstoffe können Krankheiten vorbeugen und Heilungsprozesse unterstützen. Ihre Vielfalt ist mit etwa 200 000 unterschiedlichen Stoffen enorm. Die essbaren Wildpflanzen um uns herum strotzen nur so von ihnen, während sie in gängigem Obst und Gemüse nur noch in bescheidener Menge enthalten sind. Wildpflanzen sind keine Medikamente, die immer auch Nebenwirkungen haben können. Sie sind in erster Linie Nahrung. Ihre Nährstoffdichte ist wesentlich höher als die von Kulturgemüse.
Die Heilwirkung ist sozusagen inklusive! Wildkräuter schmecken außerdem meist deutlich aromatischer und würziger als Kultursalate. Das liegt daran, dass sie neben einem sehr viel höheren Vitalstoff- und Mineralstoffgehalt auch sehr viel mehr bioaktive Pflanzenstoffe enthalten.
VITAMINE, MINERALSTOFFE UND SPURENELEMENTE
Vitamine und Spurenelemente sind für unseren Organismus essenziell. Sie sind lebensnotwendig, damit unser Stoffwechsel funktioniert. Wir brauchen sie, um unsere Zellen aufzubauen und zu versorgen. Ein Mangel an Vitaminen und Spurenelementen beschert uns z. B. die klassische Frühjahrsmüdigkeit.
Wildkräuter punkten mit einem sehr hohen Mineralstoff- und Vitalstoffgehalt. Schon allein das Gänseblümchen weist annähernd den dreifachen Kaliumgehalt des Kulturkopfsalats auf. Aber auch in puncto Proteine, ätherische Öle und Bitterstoffe sind die Wildkräuter dem Kulturgemüse überlegen.
Wildkräuter-Smoothie (S. 35)
MEIN KLEINES EINMALEINS ZUM
Pflücken und Sammeln
Im Garten ernte ich alles – nichts bleibt in der Erde zurück. Ich habe es selbst angepflanzt und hole es mir auch wieder. Anders als beim Ernten im Garten darf ich beim Sammeln in der Natur achtsamer sein. Hier ist weniger mehr! Beim Sammeln und Ernten ist es wichtig, sich ausreichend Zeit zu nehmen und dazu auch Lust und Muße zu haben.
DIE BESTEN SAMMELPLÄTZE SIND
•Streuobstwiesen
•Erdaushubdeponien
•Waldränder
•Wiesenränder von Biobetrieben
ICH SAMMLE LIEBER NICHT
•an viel befahrenen Straßen und staubigen Wegrändern
•auf Wiesen, die konventionell landwirtschaftlich genutzt werden
•an Spazierwegen, wo viele Hunde ausgeführt werden
ICH SAMMLE SO, DASS
•die Pflanzen nicht unnötig verletzt werden und weiterwachsen können
•der Natur genug bleibt, um weiterzuwachsen
•ich nicht mehr nehme, als ich wirklich brauche
•ich keine Spuren hinterlasse
•gefährdete und geschützte Pflanzen nicht zu Schaden kommen
IRMIS TIPP
Sammeln Sie nur Kräuter und Pflanzen, die Sie wirklich kennen!
Hasel (S. 158)
DER RICHTIGE ZEITPUNKT
Wir wissen, wann es an der Zeit ist, Salat, Tomaten oder Äpfel zu ernten. Aber wann ist der richtige Zeitpunkt, um Kräuter zu sammeln? Eine allgemeingültige Antwort kann hier leider nicht gegeben werden, denn das hängt immer damit zusammen, welche Wirkstoffe man nutzen möchte und welche Teile der Pflanze verarbeitet werden. Wir Menschen brauchen die wertvollen Inhaltsstoffe der Pflanzen, um gesund zu bleiben oder wieder ins Lot zu kommen. Die Pflanze nutzt diese Inhaltsstoffe, um Krankheiten und Schädlinge abzuwehren, um sich gegen pflanzliche Konkurrenten durchzusetzen, um einen Schutz gegen Verdunstung, Wärme, Kälte und UV-Licht zu haben und um Insekten anzulocken, damit die Bestäubung gut gelingen kann.
Ich weise bei jeder Pflanze, die ich in diesem Buch vorstelle, zu Beginn darauf hin, wann für mich der beste Zeitpunkt gekommen ist, die jeweiligen Pflanzenteile zu sammeln. Natürlich kann es je nach Wetter oder regionalen Bedingungen zu Abweichungen kommen.
Taubnesselwein (S. 45)
Ein Geheimnis aus meiner Hexenküche
Ich sammle immer 13 Stängel und binde sie zum Trocknen zusammen. Für jeden Monat ein Stängel – den 13. Stängel füge ich für die gute Fee hinzu. So habe ich immer die Menge, die gut duftet und bekömmlich ist.
SAMMELN UND VERARBEITEN
Schonende Ernte und Verarbeitung sind wichtig, um die Wirkstoffe zu erhalten und die Farben und Düfte möglichst zu konservieren. Folgende Tipps sollen helfen, zum Gelingen der Rezepte und Zubereitungen beizutragen.
→Ideale Erntebedingungen können sein: ein leicht bewölkter Himmel, mittlere Temperaturen, vorausgehende Schönwetterperiode und trockenes Wetter (Regenwetter minimiert die Wirkstoffe und nasses Erntegut beeinträchtigt die Trocknung; zu große Hitze beeinflusst die Qualität des ätherischen Öls).
→Achtsam sammeln und zerkleinern: Blätter und Blüten werden unzerkleinert in ein Körbchen (kein Plastik!) geerntet und getrocknet. Besonders schonend ist die Ernte durch Handarbeit. Wird die getrocknete Pflanze zerkleinert, gehen sofort wertvolle Wirkstoffe verloren; in der ganzen Pflanze werden sie hingegen bestens konserviert. Die Pflanze wird erst dann zerkleinert, wenn man sie verwendet. Unzerkleinerter Tee enthält daher mehr Wirkstoffe und mehr Aromen als der handelsübliche Grobschnitt in den Teebeuteln.
→Natürlich trocknen: bei niedrigen Temperaturen, kurzen Trockenzeiten, in möglichst dunklen und gut durchlüfteten Räumen. Dafür die Kräuter locker ausbreiten oder gebündelt aufhängen. Sie erkennen, ob richtig getrocknet wurde, wenn der Blattstiel bei Berührung nicht mehr elastisch ist, sondern bricht.
→Richtige Lagerung: In kühlen, trockenen Räumen können die getrockneten Pflanzen in dunklen, dicht verschlossenen Gläsern 2–3 Jahre aufbewahrt werden.
GUT ZU WISSEN
Bevor es losgeht
Ich verwende für meine Rezepte so weit wie möglich saisonale und regionale Produkte, die aus biologischen Landwirtschaften stammen. Bei Angaben zu Produkten wie Topfen, Milch, Käse sind mir frische Produkte ab Hof am liebsten. Wenn ich meinen Speisen Gewürze, Öle oder Kräuter beifüge, die ich nicht selbst herstellen kann, besorge ich sie im Bioladen. Ich verwende für meine Rezepte immer feines Dinkelmehl und regionalen Rübenzucker. Wenn nicht anders vermerkt, handelt es sich dabei um Kristallzucker. Weil durch das Waschen wertvolle Inhaltsstoffe wie z. B. Vitamin B 12 verloren gehen, ist es wichtig, die Kräuter an sauberen Orten zu sammeln (S. 7).
Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, welche Arten von Wildkräutern am besten zu meinen Rezepten passen und welche die größte Wirksamkeit haben – und diese auch angegeben. Natürlich ist das nicht in Stein gemeißelt und je nach Geschmack oder Verfügbarkeit gerne anzupassen.
Jede Jahreszeit des Jahreskreises hat ihre Besonderheiten. Nicht nur das Wetter, auch die Atmosphäre und die Stimmungen spiegeln dies wider. Für die Pflanzen bedeutet das Wachstum oder Rückzug in die Erde, Fülle oder Kargheit. Ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter, unsere Pflanzen bieten uns immer Essenzen oder Inhaltsstoffe an, die wir uns zunutze machen dürfen. Deshalb habe ich mich entschieden, dieses Kochbuch nach unseren Jahreszeiten aufzubauen. Sie finden zusätzlich bei jeder Pflanze einen Hinweis, wann welche Teile am besten zu sammeln sind.
IRMIS TIPP
Beim Dekorieren sind Ihrer Fantasie keine Grenzen gesetzt. Die Rezeptfotos können dafür erste Ideen liefern.
Die Rezepte in diesem Buch sind,
wenn nicht anders angegeben, für 4 Personen gedacht.
Beifußzubereitung (S. 60), Holunder-Mandel-Aufstrich (S. 57)
Proteinlieferanten Wildkräuter
In puncto Proteine sind die Wildkräuter dem Kulturgemüse weit überlegen. Während der durchschnittliche Reineiweißgehalt pro 100 g Gemüse bei den Kulturgemüsen 1,3 g beträgt, wobei Grünkohl mit 3 g die Liste anführt, gefolgt von Feldsalat, Lauch und Salaten, enthalten Wildkräuter durchschnittlich die 3,5-fache Proteinmenge. Unter den Spitzenreitern ist hier die Malve (7,2 g) und das landläufig ungeliebte, aber äußerst wohlschmeckende Unkraut namens Giersch (6,7 g).
BIOAKTIVE PFLANZENSTOFFE
Sie werden auch sekundäre Pflanzenstoffe genannt, finden