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Ilwas: Flucht vor den Orks
Ilwas: Flucht vor den Orks
Ilwas: Flucht vor den Orks
eBook390 Seiten6 Stunden

Ilwas: Flucht vor den Orks

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Über dieses E-Book

Die Orks sind zurück. Dreihundert Jahre herrschte Frieden, doch jetzt sind sie wieder da. Sie sind auf der Jagd. Auf der Jagd nach Elben, Menschen und Zwergen, um sich an ihnen satt zu fressen und die Herrschaft über die Welt zu erringen. Ilwas verlor durch den Angriff der Orks, oder Blutbefleckten, wie sie jetzt genannt werden, fast ihre ganze Familie. Voller Hass auf die Orks, muss sie einen Auftrag erfüllen, der für die elbische Rasse entscheidend ist.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum1. Feb. 2018
ISBN9783745091526
Ilwas: Flucht vor den Orks
Autor

Roman Matthias Kautenburger

1967 im Saarland geboren erlangte der Autor zunächst seinen Schulabschluss an der Höheren Handelsschule in Merzig. Er erlangte 2007 sein Diplom als Verwaltungswirt. 2017 begann er seiner Leidenschaft fürs Schreiben nachzugehen und fing an, selbst Geschichten und einfache Reime zu Papier zu bringen. Hierbei wurde er inspiert von namhaften Künstlern wie Tolkien, Hohlbein, Pratchett oder Rowling.

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    Buchvorschau

    Ilwas - Roman Matthias Kautenburger

    Fotolia_139747224_X-epub-konvertiert

    Ilwas

    Flucht vor den Orks

    von

    R. M. Kautenburger 

    2018

    Titelbild erworben mit Lizenz bei Fotolia.com.

    Fotografen u. Künstler bei Fotolia: 

    captblack76

    Vorwort des Autors

    Als begeisterter Tolkien Leser, war es mir immer eine Freude, seine Werke genießen zu können. Die Fantasie, die Spannung und die Begeisterung, die Tolkien in seinen Werken ausdrückt waren für mich inspirierend.  Daher war es wohl nur eine Frage der Zeit, wann auch ich es wagen würde, mich diesem Genre hinzugeben und meine erste Fantasygeschichte zu Papier zu bringen. Der kundige Leser wird leider erkennen, dass ich viele der altbekannten Namen aus Tolkiens Werken abändern musste. Dies war aus rechtlichen Gründen leider notwendig. Niemand bedauert dies mehr als ich! Wollte ich doch eine eigenständige Geschichte schreiben, die sich dreihundert Jahre nach dem letzten großen Krieg abspielt. Ich hoffe, dass man es mir daher verzeihen kann, wenn ich den einen oder anderen Begriff in seiner Schreibweise geringfügig verändern musste. 

    1. Der Sturz

    Sie war in die Klamm gestürzt. Mehrere Meter tief in die Schlucht neben dem engen Bergpfad. Wie durch ein Wunder hatte sie nur Prellungen und Schrammen erlitten und das eisige Wasser des Bergbachs kühlten diese Verletzungen, so dass sie sie gar nicht richtig spürte. An Felsüberhängen war sie abgeglitten, hatte sich verzweifelt bemüht, ihren Sturz aufzuhalten, war gegen die gegenüberliegende Seite der Klamm geprallt, bis sie schließlich in das eisige Wasser gefallen war. Glücklicherweise war der Bergbach hier nicht so reißend wie weiter oben im Tal, so konnte sie sich schon nach wenigen Metern, in denen der Bach sie mit sich zog, wieder aufrichten und festen Boden unter ihren Füßen spüren. Die Klamm war dunkel, nur wenig Sternenlicht erhellte den Grund der Klamm. Düster und bedrohlich wirkten die Steinüberhänge, formten Gesichter und Fratzen, die an urzeitliche Monster erinnerten mit gigantischen Beinen, bereit, jeden zu zermalmen, der in die Klamm fiel. Das Glitzern im Moos, das an den Steinen haftete, erschien ihr als ob tausend Augen sie fixierten, darauf wartend, das sie einen Moment weg schauen würde und die dunklen Gestalten ihrer Einbildung über sie herfallen könnten.

    Sie schüttelte sich. ‚Weg mit diesen Bildern‘, sagte sie sich. ‚Ein Stein ist ein Stein, Moos ist Moos und Tau nur Tau. Nichts vor dem man sich fürchtet. Spielereien der Natur, deren Teil ich bin. Wichtig ist nur die Frage, wie ich aus der Klamm entkommen kann? ‘ 

    Ihr Vater hatte sie vom Pferd gestoßen, so dass sie hinabstürzte. Er hatte es nicht getan, um sie zu verletzen. Er hatte die Ausweglosigkeit ihrer Situation erkannt und hatte die für ihn einzig richtige Entscheidung getroffen, um seiner Tochter, die an seiner Seite ritt, eine kleine Überlebenschance zu geben.

    Ein Körper klatschte neben ihr ins Wasser. Schnell versuchte sie, ihn zu erreichen, bevor die Strömung ihn mit sich riss. Sie griff nach dem Körper, bekam eine Tunika zu greifen. Die Tunika ihres Volkes. Ein Mitglied ihrer Familie war hier abgestürzt. Der Körper rührte sich nicht. War der Mensch, den sie hier festhielt bewusstlos, oder gar tot? Sie brauchte Gewissheit und suchte verzweifelt eine Stelle in der Klamm, die durch ein wenig Sternenlicht erhellt wurde und fand ihn schließlich einige Meter aufwärts. Sie zog den Körper mit sich, gegen den Strom, mit all ihren Kräften. Sie rutschte auf den glitschigen Steinen aus, fiel ins Wasser, wurde vom Wasser mitgezogen und verlor dass, was sie gerade an Weg zurückgelegt hatte, aber sie ließ nicht los. Sie würde dieses Mitglied ihres Volkes festhalten, komme was wolle. Wenn nur der Funke einer Hoffnung bestand, der Person zu helfen, die sie festklammerte, dann würde sie nichts unversucht lassen. Also rammte sie ihre Beine ins Bett des Baches und kämpfte sich wieder zurück, hin zu der Stelle, die ein wenig heller war, wo ein wenig Sternenlicht auf sie wartete. Meter um Meter, Schritt um Schritt kämpfte sie gegen das bitterkalte Wasser und zog den schweren Körper mit sich, der sich immer noch nicht rührte. Ihre Finger, die weiterhin die Tunika festhielten, in sie verkrallt waren, schmerzten höllisch. Das eiskalte Wasser wollte ihren Muskeln die Kraft rauben, aber sie kämpfte weiter und mit jedem Schritt, jedem Zentimeter wurde das Licht vor ihr heller. Sie würde diesen hellen Fleck in der Klamm erreichen und wenn all ihre Sehnen im Arm zerreißen würden. Den Körper, den ihr Arm mit sich zog, würde sie nicht loslassen und endlich, als sie kaum noch Kraft in ihren Beinen hatte, wurde die Strömung geringer und dann war sie angekommen. 

    Sie stand im Licht des Mondes, der ihren Körper durchflutete und mit ihr die Person, um die sie so gekämpft hatte.

    Und jetzt erkannte sie den Körper. 

    Eine Person, die ihr so nahe stand wie kein anderer, deren strahlendes Lächeln ihr wie ein Sonnenstrahl in dunkelster Nacht war. Ihre Güte, ihr Verständnis und ihre Geduld hatten sie geformt und zu dem Menschen gemacht, der sie nun war. Eine Berührung durch diese Person konnte ihre Wunden und Schrammen heilen, die sie sich beim Spielen zugezogen hatte. Eine Person, die sie jetzt nie mehr anlächeln würde können. Die Person war ihre Mutter und ihre Augen waren gebrochen. Der Glanz und das Feuer ihres Lebens erloschen, unwiederbringbar verloren. Das Wissen und die Erfahrung von unendlichen Jahren für immer hinfort. Sie konnte es nicht fassen. Sie stand im eisigen Wasser, ihr ganzer Körper zitterte, aber die Kälte spürte sie nicht, nur unendliche Trauer fühlte sie. Sie wollte schreien, aber kein Laut kam aus ihrer Kehle. Als ob ihr Körper in einen Abgrund der Finsternis und des Schreckens fallen würde. Nie mehr, glaubt sie in diesem Moment, nie mehr würde sie lachen können. Und aus diesem unendlich tiefen Abgrund der Finsternis stieg ein neues Gefühl in ihr empor. Ein kraftvolles Gefühl, ungebändigt, gewaltvoll, brutal. 

    Hass. 

    Ein erbarmungsloser Hass, ein gnadenloser Hass, ein Hass so kalt wie das Eiswasser in dem sie stand. Ein Hass, der sie vergessen ließ, wo sie war, wer sie war und wie sie aus der Klamm entkommen konnte. Alles war unwichtig geworden in diesem Moment des Hasses. Sie wollte Rache. Eine Rache angetrieben von brutalstem Hass auf die, die sie überfallen hatten und ihr einen geliebten Menschen genommen hatten. Sie wollte ihren Hass hinausschreien, rang nach Luft, doch die Trauer raubte ihr den Atem. Nur ein tiefes Röcheln drang schließlich aus ihrer Kehle und dieses Geräusch holte sie in die Gegenwart zurück. Jetzt war nicht nur ihr Körper kalt, der noch immer im eisigen Nass stand. Auch ihr Herz, ihre Seele waren erfroren. Noch einmal schaute sie in die gebrochenen Augen ihrer Mutter. Sie schienen Überraschung auszudrücken, Schmerz, aber keine Angst. Auch in ihrem Tod war ihre Mutter aufrecht geblieben. Die Brutalität des Kampfes oben auf dem Bergpfad hatte sie nicht gebrochen oder beirren lassen. Sie hatte sich den Angreifern gestellt und sicherlich hatte ihre Mutter viele von ihnen niedergestreckt, bevor sie der Übermacht erlegen war. Denn wenn sie auch die liebevollste und gütigste Person war, so würde sie doch kämpfen wie ein wütender Feuerteufel, um ihre Familie zu beschützen. Sie gab ihrer toten Mutter einen letzten Kuss auf die Wange. Dann streife sie ihrer Mutter einen Anhänger vom Hals und legte ihn sich selbst um. Es war ein Anhänger in Form eines leuchtenden Sterns. Ein Stern, der das Symbol ihrer Familie war. Das Mondlicht ließ ihn glitzern, erstrahlen und für einen kurzen Moment war die Klamm um sie herum hell und klar erleuchtet, verloren die dunklen Felsen ihre Bedrohlichkeit, glitzerten die Wasserspritzer auf den Steinen wie silberne Diamanten und kleine, blassblaue Blumen waren im Moos auf den Felsen zu erkennen. So schnell wie dieser Moment gekommen war, so schnell war er wieder vorbei und die Klamm war wieder so dunkel wie zuvor, nur beschienen durch das blasse Mondlicht, in dem sie stand und noch immer ihre tote Mutter festhielt. Sie begann nach Gegenständen zu suchen, die ihre Mutter bei sich getragen hatte. Sie fand einen Beutel mit Edelsteinen, gedacht für die geplante, lange Reise übers Meer und den Dolch, den ihre Mutter an der rechten Hüfte trug. Das Schwert ihrer Mutter fand sie jedoch nicht. Es musste ihr im Kampf abhandengekommen sein und so zu ihrer Niederlage geführt haben. Als sie weitersuchte, bemerkte sie die vielen Verletzungen an ihrem Körper. Oberarme, Beine und Rumpf wiesen zahlreiche Schnitte und Stiche auf. Ein Pfeil in ihrem Rücken musste jedoch ihr Herz durchdrungen haben und so zu ihrem Tod geführt haben. Es war ein schwarzer Pfeil. Sie kannte diese Pfeile. Vollkommen schwarz wie Pech, und dick wie der Daumen eines alten Mannes. Nicht so schlank und grazil wie die Pfeile ihres Volkes. 

    Dieser schwarze Pfeil wurde nur von einer Rasse verwendet. Sie nannten sie nur die Blutbefleckten, weil sie ihre Opfer fraßen, ihnen in die Kehlen bissen und das Blut aussaugten oder sie ihnen einfach aufrissen, um sich in der Blutfontäne ihrer Opfer zu baden, zu ergötzen und zu berauschen. Es gab kein verabscheuungswürdigeres Volk als die Blutbefleckten. Sie feilten sich vor dem Kampf die Zähne spitz und messerscharf. Es macht ihnen Freude andere Lebewesen grundlos zu quälen und ihren Schmerz zu verlängern. Es hieß, sie würden ihren Sklaven und Gefangenen einen Finger nach dem anderen abschneiden. Nach jedem abgehackten Finger pflegten Sie ihr Opfer wieder gesund, nur um ihm wieder einen Finger grundlos abzutrennen, und dies taten sie so lange, bis sie ihr Opfer in den Wahnsinn getrieben hatten und es um den Tod bettelte, welchen die Blutbefleckten ihnen aber nicht selten verwehrten, sondern sie weiter quälten. Zu töten alleine befriedigt die Mordlust der Blutbefleckten nicht. Nein, sie wollen quälen und so schnitten sie ihren Opfern weitere Körperteile ab, bis nur noch Kopf und Rumpf vorhanden waren. Erst dann vollführen sie an dem armen Geschöpf den Gnadenakt des Todes. Aber selbst dieser ist ein Fanal der Grausamkeit, indem sie das Opfer erst lebendig über dem Feuer braten und sich an ihren Schreien ergötzen. Doch sie lassen es nicht über dem Feuer sterben. Kurz davor wird das Opfer wieder vom Feuer genommen, dann erst stürzen sich die Blutbefleckten auf es und zerfleischen es mit ihren spitzen, geschärften Zähnen.

    Nachdem sie den schwarzen Pfeil gesehen hatte, drehte sie ihre Mutter wieder um, so dass das Gesicht ihrer Mutter vom Mondschein angeleuchtet wurde. Sie war froh, dass ihrer Mutter die Grausamkeiten der Blutbefleckten erspart geblieben waren. Noch einmal küsste sie ihre Mutter und sprach zu sich selbst: 

    „Ich werde nicht hier in dieser Kälte stehen bleiben, wenn mein Volk in größter Not ist und meine Familie grausam gequält wird. Ich muss dich ziehen lassen, doch ich lasse nur deinen Körper ziehen. Du gehst mir voraus hin zu unserem Stern, wo wir alle vereint sind und das Leben seinen Ursprung hat. Ich folge Dir, wenn meine Zeit gekommen ist."

     Sie streifte ihr den Ring vom Ringfinger der linken Hand ab und zog ihn sich selbst über. Damit ließ sie den toten Körper ihrer Mutter los und sah zu wie er, erst leicht von der Strömung erfasst wurde, dann in die Mitte des Bergbachs geriet, wo er mitgerissen wurde, fort durch die enge Schlucht. Vielleicht würde der Körper ihrer Mutter irgendwo anlanden, und gefunden werden, wo er von einem schweren Kampf zwischen den Blutbefleckten und den Ewigen erzählen würde. Ilwas Aufgabe war das jedoch nicht. Geschichten sollten andere erzählen. Sie musste nach oben. Die Klamm hinaufsteigen und den Platz des Überfalls suchen. Vielleicht würden sich dort Hinweise ergeben, wo die Blutbefleckten zu finden sind. An Überlebende des Angriffs glaubte sie nicht mehr. Sie war die Einzige ihrer Familie, die dem Massaker entkommen war. Darüber war sie sich fast sicher. Ihre Brüder, Schwestern, ihr Vater und dessen Brüder und Schwestern sie waren sicherlich alle tot und wenn nicht, so würden die Blutbefleckten sie mit ihren grausamen Foltermethoden in den Tod treiben. Hoffnung gab es für niemanden mehr. Das einst so starke und einflussreiche Volk der Ewigen, die tausend Jahre lebten, ohne, dass man ihnen das Alter ansah, dieses Volk war in dieser Welt dem Untergang geweiht. Zu wenige konnten sich vor den immer wiederkehrenden Horden der Blutbefleckten und ihrer Verbündeten erfolgreich schützen und dieser seid Äonen andauernde Kampf ermüdete nur die Ewigen, während die Blutbefleckten immer mehr wurden. Ilwas Vater hatte dies schließlich erkannt und wollte seine Familie über das große Meer in Sicherheit bringen, weit weg von dieser, dem Untergang geweihten Welt hin zu einer neuen, wo neue Kraft geschöpft werden könnte und das Volk der Ewigen zu neuer Blüte aufsteigen würde. Doch seine Entscheidung war zu spät gekommen. Die Blutbefleckten waren stärker, als er gedacht hatte. Heimlich müssen sie bereits die Wege zum Meer unter ihre Kontrolle gebracht haben und somit wurde den Ewigen die Flucht unmöglich. Wie viele Familien waren den Fallen der Blutbefleckten wohl schon zum Opfer geworden? Hatte überhaupt jemand das Meer erreicht? War der Gedanke, die Hoffnung auf Freunde in einer weit entfernten friedlichen Welt nur ein Traum, eine Fantasie, eine Seifenblase, die gerade zerplatzt war? Ilwas schauderte, nicht wegen des eisigen Wassers, in dem sie stand, das spürte sie nicht mehr, vielmehr war es der Gedanke alleine zu sein. Vielleicht die Letzte ihres Volkes zu sein. Sie schüttelte den Gedanken ab. Es musste noch andere geben. Andere Familien, Gruppen, die sich zusammengeschlossen hatten, um den Blutbefleckten Widerstand zu leisten. Außerdem gab es noch andere Rassen, die ebenfalls gegen die Blutbefleckten kämpften. Die kurzlebigen Menschen, die langbärtigen Zwerge mit ihren gewaltigen Äxten und manche Tiere, die um die Gefahr der Blutbefleckten wussten und schon instinktiv gegen sie kämpften. Nein, sie würde nicht alleine bleiben. Sie würde andere finden, die sich an ihrer Rache beteiligen würden und dann würden die Blutbefleckten ihre Wut erfahren.   

    Sie betrachtete lange die dunklen Wände der Klamm. Steil waren sie und rutschig. Ilwas konnte kaum Spalten oder Vorsprünge bemerken, an denen Sie sich festklammern oder nach oben ziehen konnte. Und die Leichtfüßigkeit der erfahrenen Krieger ihres Volkes war ihr in ihren jungen Jahren noch nicht gegeben. Fantastisches hatte man ihr über diese alten Krieger erzählt. Sie konnten sogar auf den fallenden Steinen einer Mauer nach oben laufen und so der Anziehungskraft trotzen. Für Ilwas war das noch unvorstellbar. Ihr fehlte die Erfahrung für solche Kunststücke. Wieder schaute sie sich die Wände an, versuchte, sich ihren Weg einzuprägen, um so zügig die Steilwand emporklettern zu können. Dann trat sie an die Wand und suchte mit ihren Fingerspitzen einen ersten Spalt. Glatt war er, vom Wasser blank poliert und schmierig vom Moos, das unter ihren Fingerspitzen zerrieben wurde. Sie wusch sich nochmals die Hände im kalten Wasser des Bergbachs und dann zog sie sich an dem Spalt hoch. Ihre Füße suchten einen neuen Haltepunkt und fanden ihn noch im Wasser. Der Anfang war getan. Auch wenn es nur ein halber Meter war. Es war der Beginn ihres neuen Lebens, das von Kampf, Hass und Widerstand  geprägt sein würde. Die andere Hand suchte schon weiter oben nach einem neuen Vorsprung und sie konnte sich nochmals etwas hochziehen. Jetzt war sie ganz aus dem Wasser. Ihre Füße krallten sich in den Spalt, an dem sie ihren ersten Griff gesetzt hatte und so kämpfte sie sich mühsam die Steilwand empor. Nach wenigen Metern hatte sie das Gefühl beobachtet zu werden. Sie vertraute ihren Gefühlen. Hatte schon immer auf sie gehört und sie hatten sie nie getäuscht. Daher war sie sich auch sicher, dass da jemand oder etwas war. An der Wand hängend sah sie sich um. Über ihr war alles Dunkel. Rechts und links an der Wand konnte sie nur blanken Fels erkennen. Als sie jedoch einen Blick über ihre linke Schulter warf, konnte sie ein Loch in der gegenüberliegenden Felswand ausmachen. Es war fast kreisrund und Ilwas war sich sicher, dass dort, in der Dunkelheit des Loches etwas lauerte. Sie fragte sich noch, was für ein Lebewesen eine fast kreisrunde Höhle in den Stein graben konnte, als sich aus dem Loch eine mit langen, messerscharfen, spitzzulaufenden Krallen besetzte Tatze herausschob. Diese Tatze war nicht einmal sehr groß. Noch nicht halb so groß wie ihre eigene Hand aber die langen Krallen daran ließen die Tatze viel größer wirken. Die Haut, die sich an die Krallen anschloss, war grün-grau beschuppt und oberhalb der Tatze, noch im Halbdunkel der Höhle kamen nun kleine, listig schauende, blassgrüne Augen zum Vorschein. Die Iris war länglich, wie die einer Schlange aber das hier konnte keine Schlange sein. Es konnte sich nur um eine andere Reptilienart handeln. Ilwas rätselte darüber, was das für ein Tier war. Die Augen einer Schlange, Tatzen in der Form eines Bergaffen aber beschuppt wie bei einer Echse. Dazu Krallen, wie sie sie noch bei keinem Tier zuvor gesehen hatte. Ihr war klar, dass diese Kreatur ihr bestimmt nicht helfen würde die Steilwand emporzuklettern. Vielmehr würde das Wesen in Ilwas eine lohnenswerte Beute sehen, die sie wahrscheinlich über Wochen satt machen könnte. Ilwas tastete mit ihrer freien Hand nach dem Dolch ihrer Mutter. Langsam, um das Tier nicht zu einem spontanen Angriff zu verleiten, führte sie den Dolch von ihrer Hüfte zum Mund und hielt die scharfe Klinge dort mit ihren Zähnen fest. Sie musste beide Hände frei haben, um die Wand weiter bergauf zu klettern, wollte aber auch schnell zur Waffe greifen können. Ihre linke Hand tastete nach oben, während sich ihre rechte um den Vorsprung klammerte. Ihre Füße zitterten vor Anspannung. Ihre Muskeln waren es nicht gewohnt die Zehen so lange in schmale Felsspalten zu pressen. Ihre Linke fand den nächsten Vorsprung, doch da war etwas Glitschiges, Schmieriges. Sie wischte es mit der Hand fort und die Reste einer großen Schnecke fielen an ihr vorbei nach unten ins Wasser. Auf der gegenüberliegenden Felswand konnte Ilwas eine ruckhafte Bewegung in der Höhlung bemerken. Eine lange, schmale, mit grün-gelben Schuppen behaftete Schnauze war aus der Höhe hervor gezuckt und die Zähne, die die Schnauze zeigte waren Spitz, wie aufgereihte Silbernadeln. Ideal, um Schnecken und anderes Kleingetier zu zerbeißen. Aber jetzt sah das Tier sich wohl um seine Mahlzeit betrogen. Böse funkelten die Augen des Tiers Ilwas an. Eine zweite Kralle schob sich aus dem Loch nach vorne und umklammerte den Rand. Die schlanke Schnauze wanderte ein Stück zurück, es machte sich zum Sprung bereit und kam aus dem Loch geschossen wie von einem Katapult nach vorne geschleudert. Es überwand die knapp 2 Meter zur Wand, an der Ilwas noch immer hing und die scharfen Krallen des Tiers bohrten sich in Ilwas linke Schulter und Hüfte. Ilwas schüttelte sich, wollte das Tier von sich loswerden. Ihre freie Hand nahm das Messer aus dem Mund und wollte nach hinten Stechen, in der Hoffnung, das bösartige Wesen niederzustrecken, doch da prasselte etwas von oben herab. Dumpfe leichte Schläge gegen die Felswand. Sollte etwa noch ein Steinschlag auf sie niedergehen? Konnte noch mehr Unglück über sie kommen? Sie wurde von etwas an der rechten Schulter getroffen, es war kein Stein. Es war zu weich dafür. Das Tier an ihrem Rücken schnappte danach und stieß sich von ihr wieder ab, eine neue Beute im Maul. Es verschwand so schnell in dem Loch in der gegenüberliegenden Wand, als ob es niemals existiert hätte. Noch immer fielen Sachen von oben herab. Etwas landete auf ihrem Kopf, rutschte ihr langsam nach vorne in die Stirn. Es konnte kein Stein sein, was war das, was sich langsam vor ihre Augen schob? Dann erkannte sie es. Es war eine Hand. Eine schlanke, blasse, mit Blut verschmierte Hand, mit grazilen Fingern, wie nur die Ewigen sie haben. Ilwas unterdrückte einen Schrei. Über ihr, keine zwanzig Meter entfernt waren also noch immer die Blutbefleckten am Werk. Hatten sie mit ihren Foltermethoden bereits hier auf dem Bergpfad begonnen? Warum hackten sie die Hände ihrer Opfer ab und warfen sie in den Bergbach? Wo lag der Sinn in dieser Handlung? War es ein Ritual? Wollten sie den Bach vergiften? Unsinn sagte sich Ilwas. Um das Wasser zu vergiften müssten sie nur ihre eigenen Toten in die Klamm werfen. Die Menschen, die talabwärts lebten, würden über Monate das Wasser nicht mehr trinken können, ohne krank zu werden. Warum also die Hände? Dann wurde es ihr klar. Sie wollten Angst verbreiten. Die Hände würden gefunden werden. Die Menschen talabwärts würden sie finden und erkennen, dass die Ewigen einen Kampf ausgefochten hatten und den Kampf verloren hatten. Die kurzlebigen Menschen sollten erkennen, dass auch die Ewigen ihnen nicht mehr im Kampf gegen die Blutbefleckten beistehen würden. Das sie alleine waren. Alleine gegen einen übermächtigen, brutalen Gegner, der keine Gnade kannte und von Mordlust angetrieben wurde. Diese Angst würde sie schwach machen. Sie würde in jedes ihrer Häuser einziehen. Die Menschen würden nachts ihre Unterkünfte verbarrikadieren, sich im hintersten Winkel ihrer armseligen Hütten zusammenkriechen und doch wissen, dass ihnen das nicht helfen würde. Einem Angriff der Blutbefleckten hatten sie nichts entgegenzustellen. Diese Angst war der größte Verbündete der Blutbefleckten. Die Angst würde viele Menschen davonjagen und die verbliebenen, die zu alt oder zu schwach für eine Flucht waren, würden eine leichte Beute werden. Futter, das die Blutbefleckten stärker und die Menschen immer schwächer machen würde.

    Ilwas war entsetzt. Immer wieder offenbarten die Blutbefleckten neue Facetten ihrer unglaublichen Grausamkeit. Dieses Volk hätte aus der Welt getilgt werden müssen, als noch die Chance darauf bestand. Jetzt war es zu spät dafür. Wenn kein Wunder geschah, würden die Blutbefleckten diese Welt beherrschen und unterjochen Sie würden alles friedliche Leben darauf vernichten, vollends ausradieren. Erst, wenn sie nichts mehr zum Fressen finden konnten und selbst die Bäume keine grünen Blätter mehr tragen würden, dann würden sie schließlich über sich selbst herfallen, sich gegenseitig zerfleischen und im Kannibalismus ihre eigenen Leute verschlingen.

    Die Felsen trugen das Echo krächzender Stimmen zu ihr. Die Blutbefleckten unterhielten sich. 

    „Was war das?", fragte einer. Eine andere Stimme antwortete. 

    „Bestimmt ein Bergolm, hat sich sein Frühstück für den nächsten Tag geschnappt. Es wird noch genug im nächsten Dorf ankommen. Die Menschen werden sich vor Angst bepinkeln bis sie stinken. Dann können wir sie noch leichter an ihrem Geruch finden." Er lachte. Ein grausames Lachen ohne Humor erfüllt von reiner Mordlust. 

    „Los, lass uns den anderen Folgen. Die fressen uns sonst die besten Stücke weg." Wieder lachte er und das Lachen und die Stimmen wurden leiser. 

    Sie waren fort, folgten ihrer Horde, um ihren Anteil an der Beute zu bekommen und ihren Anteil am Fressen. Das bedeutete, dass nicht alle ihrer Familie tot waren. Sicherlich waren alle verwundet. Niemand würde sich einfach so den Blutbefleckten ergeben, ohne mit ihnen, um sein Leben gekämpft zu haben. Aber es gab Überlebende. Ilwas musste ihre Spur aufnehmen, musste diese Steilwand endlich bezwingen und ihren Freunden zu Hilfe kommen. Auch wenn sie jetzt noch nicht wusste, wie sie das alles zuwege bringen sollte. Erst wollte sie diese Wand erklettern, dann würde sie weitersehen. Der nächste Vorsprung an der Wand war weiter entfernt, als ihre Arme reichten. Sie würde springen müssen, um ihn zu erreichen. Ihre Muskeln waren aber müde von der permanenten Anspannung und ihre Zehen fanden kaum genug Halt in der Felsspalte. Dennoch wollte sie es wagen. Sie fing an, mit den Beinen zu wippen und Schwung aufzunehmen, dann legte Ilwas all ihre Kraft in die Beinmuskulatur und sprang. Ihre Kleidung war immer noch nass und machte sie schwerer, als sie gedacht hatte, zudem schmerzten die nadelfeinen aber tiefen Wunden, die der Bergolm ihr in Hüfte und Schulter geschlagen hatte. Dennoch konnte Ilwas den Vorsprung erreichen und sich mit ihrer rechten Hand gerade so festklammern. Sie spürte, wie nass und rutschig der Stein auch noch in dieser Höhe war und wusste, dass sie sich nicht werde lange halten können. Schnell griff sie mit der linken Hand nach und suchte mit ihren Füßen einen neuen Halt an der Wand. Sie musste ihre Beine weit nach oben ziehen, bis sie einen kleinen schmalen Vorsprung zu fassen bekamen, aber er reichte und sie konnte ihre Arme entlasten. Schnell suchte sie den nächsten Vorsprung für ihre Hände und sie fand eine neue Stelle zum Greifen. Hier schien es, dass die Wand nun rauer und die Steine nicht mehr so glattpoliert waren, wie weiter unten am Wasser. Sie fand jetzt mehr Spalten und Vorsprünge und kam endlich zügiger voran. Nach wenigen Minuten konnte sie letztlich den Rand der Wand ertasten. Noch einmal suchten ihre Füße nach einem Stein oder Vorsprung, an dem sie sich weiter nach oben drücken konnte und schließlich lag Ilwas oben auf dem Bergpfad. Ihr Atem ging stoßweise. Gesicht und Kleidung vollständig verschmutzt von zerriebenem Moos und Dreck, der an der Felswand klebte. Ihre Hände schmerzten unendlich und das Zittern in ihren Knien wollte schier kein Ende nehmen. Sie drehte sich auf den Rücken. Ihre Beine baumelten noch über den Rand des Bergpfads. Sie konnte ihren Atem in der kalten Nacht sehen und die Sterne am Himmel, die gelegentlich von einer zerfaserten, schnell ziehenden Wolke verdeckt wurden. Der Mond war weitergezogen und würde bald untergehen, doch wenn er am Firmament untertauchte, würde an anderer Stelle die Sonne aufgehen und sie würde die Blutbefleckten nicht mehr fürchten müssen. Nicht mehr, bis die nächste Nacht hereinbrechen würde. Bis dahin sollte sie den Weg der Blutbefleckten ausgekundschaftet und den Eingang zu ihrer Höhle gefunden haben. Denn die Blutbefleckten liebten die Dunkelheit. Sie setzen sich nur ungern dem hellen Tageslicht der Sonne aus. Es schmerzt sie und daher wohnten sie in dunklen, stinkigen Erdhöhlen.  Ihre blutigen Festmähler hielten sie jedoch im Freien, in der Dunkelheit ab, damit die Schreie ihrer Opfer gut für all ihre Feinde zu hören waren und so Furcht und Schrecken verbreiten können. 

    2. Das Gemetzel

    Reiß dich zusammen, dachte Ilwas. Du musst aufstehen, du musst nach den anderen suchen. Und so zog sie ihre Beine endlich vom Rand und rollte sich vollends auf den Bergpfad. Sie atmete schwer. Das Klettern hatte sie mehr angestrengt, als sie erwartet hatte. Noch einmal schimpfte sie mit sich selbst. ‚Nein, du wirst hier nicht liegen bleiben Ilwas. Steh endlich auf! ‘, gab sie sich selbst den Befehl. Sie spannte ihre Muskeln an, sie hatte zunächst das Gefühl, das all ihre Knochen zerschlagen worden seien. Dann drückte sie sich hoch und kam zunächst wankend auf die Beine. Nach zwei weiteren tiefen Atemzügen machte sie sich auf den Weg, den Bergpfad nach oben. Schon nach wenigen Schritten sah sie eine größere Blutlache. Hier wurden die abgehackten Hände in die Klamm geworfen. Sie ging weiter und fand den ersten aus ihrer Familie niedergestreckt auf dem Boden liegen, ohne Hände, mit einer tiefen Wunde im Gesicht, die vom Ohr bis zum Mund reichte. Die klaffende Verletzung hatte Kieferknochen und Zähne freigelegt, sowie das Ohr zerteilt. Seine Tunika war dunkelrot. Ein Hinweis darauf, dass er noch schwerere Verletzungen am Körper hatte, die zu seinem Tod geführt hatten. Sie erkannte den toten Körper, es war ihr Onkel gewesen. Bruder ihres Vaters, der ihr das Bogenschießen beigebracht hatte. Er hatte ihr gezeigt, wie man seinen Geist völlig frei von irritierenden Gedanken macht, damit der Pfeil, im richtigen Moment von der Sehne getrieben, sein Ziel unfehlbar finden konnte. Er hatte sie gelehrt den Wind oder ein Blatt in die Flugbahn des Pfeiles mit einzubeziehen, um auch noch durch eine dichte Hecke das Ziel nicht zu verfehlen. Nun lag er hier in seinem Blut, ohne Hände. Den Blick starr in den Himmel gerichtet. Ilwas musste sich von dem Anblick abwenden. Sie konnte ihn nur schwer ertragen und die Erinnerung würde sie ein Leben lang verfolgen. Einige Meter weiter nach oben ging sie. Einen zerbrochenen Bogen und einige Pfeile in einem beschädigten Köcher fand sie am Wegesrand liegen. Sie nahm die Pfeile und den Köcher an sich und ging weiter. Die Opfer der Blutbefleckten häuften sich jetzt. Mehr und mehr Leichen fand Ilwas. Sie waren grausam zerstückelt worden, als ob jemand noch an den Toten seine Wut ausgelassen hätte. Noch weiter folgte Ilwas dem Bergpfad. Hier waren weniger Opfer zu finden. Anscheinend hatte sich ihre Familie in einem Rückzugsgefecht befunden. Verfolgt von den nachdrängenden Blutbefleckten, die rechts und links des Bergpfads zu Haufe lagen, waren die letzten Kämpfer ihrer Familie immer weiter zurückgewichen, bis sie hinter einer Biegung zu einem kleinen Wäldchen gekommen waren. Einige Kiefern und Tannen standen hier in einer lockeren Gruppe umher und mitten unter ihnen sah sie den Rest ihrer Familie. Als ob sie zusammengetrieben worden wären. Wie Vieh, das die Menschen in einer Koppel zusammentreiben, um ihnen ihr heißes Brandeisen aufs Fell zu drücken. Nur dass ihre Familie kein Brandeisen zu spüren bekommen hatte, sondern die schartigen, rostigen Schwerter der Blutbefleckten sowie ihre fingerdicken Bolzenpfeile, die nicht selten noch vergiftet waren. Ilwas zögerte, näher zu gehen. Sie wollte sich den Anblick ersparen, wollte nicht noch mehr Grausamkeiten sehen. Hatte Angst ein weiteres bekanntes, geliebtes Gesicht ihrer Familie unter den Toten zu finden. Bislang hatte sie unter den vielen Opfern weder ihren Vater Alonir noch ihre zwei älteren Brüder Falonir und Tolenir gefunden. Würde sie sie hier finden? Zerhackt und geschändet? Ilwas musste sich Gewissheit verschaffen. Sie tat den ersten Schritt hin zu den Bäumen. Auch hier lagen überall verstreut die Leichen der Blutbefleckten. Sie hatten sich ihren Sieg teuer erkämpft. Einer hielt noch etwas in seiner Hand, es glitzerte und Ilwas begann es unter dem stinkenden, blutbeschmierten Körper des Angreifers hervorzuziehen. Sie konnte schon erkennen, dass es ein weißer Bogen ihrer Familie war.  Der Blutbefleckte hatte ihn sich wohl als Trophäe ausgedacht, als ihn doch noch, eine Klinge in die Verdammnis geschickt hatte. Der Bogen hatte sich unter dem toten Körper verklemmt. Sie würde den Toten umdrehen müssen und Ilwas hoffte, dass sich diese ekelhafte Mühe lohnen würde und der Bogen nicht zerbrochen war. Sie ging auf die Knie und fasste den schmierigen, kalten Körper an. Sie hob ihn etwas an und ein ekelerregender Geruch von Exkrementen, Blut und Erbrochenem schlug ihr entgegen. Sie ließ den Körper los, drehte sich um, lief ein paar Schritte, wo sie selbst mit dem schlimmsten Brechreiz kämpfte, den sie je erlebt hatte. Schließlich überwand sie sich und kehrte zu der Gestalt zurück. Erneut kniete sie nieder und griff nach dem Blutbefleckten. Jetzt war sie auf den Geruch vorbereitet und begann den schweren Körper herumzurollen. Aber das was sie dann sah, darauf war sie in keinster Weise vorbereitet. Der Körper war vorne von einer Klinge getroffen und regelrecht aufgeschnitten worden. Die Gedärme quollen beim Anheben des Körpers heraus und fielen auf den darunterliegenden Bogen. Das alleine war schon schlimm genug, aber noch ekelhafter war die unglaubliche Anzahl von Würmern und Maden, die sich aus den aufgeschlitzten Gedärmen des Blutbefleckten hinausbewegten. Würmer von 30cm Länge kräuselten sich in dem, was einmal der Darm gewesen war und Maden, so Dick und weiß wie der Griff eines Tafelmessers krochen hervor, glotzten sie mit ihren dunklen Knopfaugen an und bewegten sich langsam auf Ilwas zu, als würden sie einen neuen Wirt suchen. Jetzt konnte sie sich nicht mehr beherrschen. Ilwas riss den Bogen unter dem Gedärm hervor, lief 5 Schritte und übergab sich, bis sich nichts mehr in ihrem Magen befand. Danach musste sie tief durchatmen. Sie sah über ihre Schulter zurück zu dem grausamen Ort und konnte sehen,

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