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Himbeertage: Geschichten vom Leben, Lieben, Träumen
Himbeertage: Geschichten vom Leben, Lieben, Träumen
Himbeertage: Geschichten vom Leben, Lieben, Träumen
eBook116 Seiten1 Stunde

Himbeertage: Geschichten vom Leben, Lieben, Träumen

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Über dieses E-Book

Die Geschichten in HIMBEERTAGE erzählen von Begegnungen mit außergewöhnlichen Menschen, von Sehnsüchten, Liebesstunden und Verlusten. Die Erinnerung an unvergessliche Tage, an bemerkenswerte Ereignisse und Lebensabschnitte wird immer wieder überraschend aufgelöst.
Der ironische Blick auf die handelnden Personen vermittelt zugleich einen guten Anteil Humor, und relativiert die hin und wieder tragischen Ereignisse auf subtile Weise.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum8. Juni 2016
ISBN9783741818998
Himbeertage: Geschichten vom Leben, Lieben, Träumen
Autor

Adi Hübel

Adi Hübel ist im Allgäu geboren und aufgewachsen. Sie studierte auf dem 2. Bildungsweg, arbeitete kurzzeitig als Pädagogin und leitete in Ulm, nach ihrem zweiten Studium an der LMU in München, ein kleines Theater. Sie schrieb Theaterstücke für Erwachsene und Kinder, Artikel, Essays, Rezensionen und Kurzgeschichten. Sie leitete 4 Jahre den Verein Ulmer Autoren 81 e.V., organisierte Werkstattgespräche, Lesungen und Workshops. Seit 2006 erschienen von ihr drei Gedichtbände, einige Anthologien mit ihren Gedichten und Kurzgeschichten, ein Erzählung und zwei Kriminalromane. Ihre Gedichte sind auf einer CD zu hören und auch ins Serbische übersetzt. Neu erschienen ist ihr Kriminalroman Tod in Ulm nun als Krimi-Hörbuch. Es ist im Buchhandel oder bei Adi Hübel direkt zu beziehen.

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    Buchvorschau

    Himbeertage - Adi Hübel

    cover_himbeertage

    Adi Hübel

    Himbeertage

    Geschichten vom Leben, Lieben, Träumen

    Inhalt

    Auch Schmetterlinge weinen

    Arthur und ich

    Winternacht

    Oh weh!

    Aprikosenlicht

    Himbeertage

    Unerwartete Begegnung

    Blonder Engel

    Verschenkte Träume

    Danksagung

    Impressum

    Auch Schmetterlinge weinen

    Franziska

    Ihr Gesicht spiegelte sich verschwommen im Glas. Ein aggressives Karmesinrot strömte ihr in kräftigen Pinselstrichen entgegen. Sie bewegte den Kopf leicht nach allen Seiten. Eigentlich schade, dachte sie. Diese schimmernde Fläche brachte eine Distanz zu dem Gemalten, die sie nicht mochte. Aber Cosima, ihre Galeristin, hatte darauf bestanden. Gerade die Distanz zwischen Gemälde und Betrachter sei es, die dem Bild den letzten Kick gebe, und von Spiegelung könne bei diesem neuen Material gar nicht die Rede sein.

    Undeutlich konnte Franzi ihre Augen erkennen. Mein Gesicht schwimmt in meiner Arbeit, wie schön, stellte sie trotz des leichten Unbehagens fest. Zufrieden schaute sie um sich und betrachtete nacheinander Bild für Bild. Am Ziel ihrer Wünsche! So viele Jahre hatte sie darauf hingearbeitet. Hatte sich immer wieder vorgestellt, wie es sein würde. Hatte sich danach gesehnt wie nach einem Geliebten. Jetzt war es so weit. Ich stehe inmitten meiner ersten eigenen Ausstellung!

    Immer wieder waren es Gemeinschaftsprojekte gewesen, an denen sie teilgenommen hatte. Ein paarmal hatte sie dabei sogar einen Preis eingeheimst. Aber eine Einzelausstellung, das war schon etwas ganz Großes.

    Gestern Abend war sie noch einmal durch die drei Räume gegangen, die sie hell und weit umfingen. Alles war so still gewesen und ein Gefühl hatte sie ergriffen, als wäre sie alleine auf der Welt. Es gab nur sie und Farben, leuchtende Farben. Kritisch hatte sie die gehängten Bilder betrachtet. Eines nach dem anderen. Doch, hatte sie zufrieden gedacht, die Auswahl ist uns gelungen.

    Natürlich war sie nicht mit jedem der Gemälde gleich einverstanden. Wäre ja auch komisch, wenn ich sie nach all den Jahren noch alle gleich gut fände. Einige waren ihr so vertraut, als wären es ihre Kinder, andere wieder hatte sie unter Herzschmerz entlassen und es gab ein paar, die hatte sie erleichtert von sich fortgeschoben, schon vor langer Zeit. Sie erkannte sie kaum wieder. Es waren diejenigen, die zu ganz bestimmten Anlässen entstanden waren oder die gefühlsbetont ihre damaligen Befindlichkeiten zum Thema hatten.

    Mit einigen wenigen der ausgestellten Bilder war sie heute überhaupt nicht mehr einverstanden. Das soll ich gemalt haben, hatte sie verwundert gedacht, oje! Aber auch einige von denen, die nur damals stimmig gewesen waren, mussten hier ihren Platz finden. Darauf hatte die Galeristin bestanden. Schließlich war es eine Ausstellung, die ihre Entwicklung zur ganz großen Künstlerin dokumentieren sollte.

    Ja, das hatte sie so gesagt bei der Auswahl der Gemälde: ganz große Künstlerin. Diese Auszeichnung, die Cosima ihr damit verlieh, verursachte ihr ein wunderbares und warmes Gefühl, das ihren ganzen Körper durchströmte. Cosima Blume war eine weithin anerkannte Galeristin, die ihre Künstlerinnen und Künstler sorgfältig aussuchte. Schon diese Ausstellung bei ihr war etwas Besonderes, Franzi war sich dessen sehr wohl bewusst.

    Noch während die Freude sie wärmte, hatte Franzi, wie immer, wenn sie ihre Werke zeigte, an sich zu zweifeln begonnen. War sie wirklich gut genug? Waren ihre Gemälde tatsächlich etwas Besonderes. Waren sie nicht ebenso gut oder bedeutungslos, wie viele andere auch? Hatte sie nicht doch die falschen ausgewählt? Waren die, die sie vor Jahren gemalt hatte, nicht schon veraltet?

    Nein, hatte sie in der letzten, fast schlaflosen Nacht beschlossen, ich will jetzt die ganz große Künstlerin sein. Ich habe etwas zu zeigen, ich habe etwas zu sagen.

    Weshalb sie nicht früher in diese Kategorie aufgestiegen war, hatte sicher mit ihrem bisherigen Leben zu tun. Das Studium war noch anregend und aufregend gewesen. Die Exkursionen, die vielfältigen Maltechniken, die Professoren mit ihren Korrekturwünschen. Wenn sie zurückdachte, fielen ihr zudem die unendlich langen Nachmittage und Abende ein, die sie in ihrem damals noch winzigen Atelier verbracht hatte.

    Wie unglaublich kreativ ich doch damals war. Sie musste lächeln, wenn sie an diese frühen Jahre dachte. Auch wenn sich eine Reihe von Bildern auf vergangene Liebschaften und einige stürmische Affären bezog, nie war ihr einer ihrer Partner wichtiger gewesen als die Malerei. Sie hatte Vorrang vor allem anderen gehabt. Wie oft hatte ihre Schwester Luisa ihr vorgeworfen, sich immer mehr zu vergraben. Aber das war es doch, was sie wollte! Alleine sein mit ihrer Arbeit, mit ihrer Kunst und malen, malen, malen.

    Sicher waren deshalb ihre Freundschaften oft leidenschaftlich und intensiv, doch wenig dauerhaft gewesen. Wer wollte schon mit einer Frau zusammen sein, die ihre Tage und oft auch die Abende lieber im Malerkittel zubrachte als im kleinen Schwarzen oder im Segellook.

    Das hatte sie allerdings auch besessen, ein kleines Schwarzes, besaß es noch und trug es sogar heute Abend. Erfreut hatte sie festgestellt, dass es ihr immer noch passte. Als sie es aus der Hülle befreite, hatte sie zunächst daran gedacht, sich ein neues, ein moderneres Kleid anzuschaffen, es dann jedoch wieder verworfen. Wie oft brauche ich so etwas, das kann ich mir doch sparen, hatte sie überlegt und den Einkaufsbummel, zu dem ihre Schwester sie drängte, abgesagt.

    Am Eingang tat sich etwas. Cosima empfing die ersten Gäste. Selbst aus der Entfernung bemerkte Franzi, wie chic und elegant die beiden Frauen gekleidet waren. Nervös strich sie sich den kurzen Rock glatt. Die Spaghettiträger rutschten ihr auch schon wieder über die Schultern. Gott sei Dank hatte sie Luisas Rat, noch zum Friseur zu gehen, befolgt. Vorsichtig griff sie in die ungewohnte Fülle, die ihren Kopf umgab. Irgendwie kam sie sich fremd vor, hier zu stehen mit diesen gelockten Haaren. Andererseits fühlte sie sich durch die aufgelegte Schminke und das dezente Augen-Make-up irgendwie gut aussehend. Sie brauchte sicherlich den Vergleich mit all den herausgeputzten Besucherinnen, die sich heute Abend hoffentlich einstellen würden, nicht zu scheuen, versuchte sie sich beim Anblick dieser ersten Besucherinnen trotzig einzureden.

    Die Glastüren öffneten und schlossen sich jetzt im Sekundentakt. Das strömt ja nur so, dachte sie erfreut. Da kam auch schon die Galeristin auf sie zu und stellte sie einer Gruppe von Journalisten vor, die sofort die Kameras auf sie richteten. Sie fühlte sich peinlich berührt und überwältigt zugleich, als Cosima Blume sie in den höchsten Tönen lobte. Sie musste aufhören, ständig die Hände hinter dem Rücken zu halten. Während sie lächelte und in die Kameras blickte, kam ihr ein Gedanke, der sie überraschte. Sie sprach ihn nicht aus, dachte aber selbstbewusst, ich brauche kein Lob, meine Bilder sprechen für mich.

    Anscheinend musste das jedoch sein, dieses Verklären der Künstlerin, und auch das Erklären der Gemälde. Das sollte wohl sie selbst übernehmen. Ich will das nicht, aber ich muss es tun, Cosima erwartet es von mir.

    Dabei fiel es ihr schwer, über ihre eigenen Werke zu sprechen. Wie sollte sie ihre Stimmungen und Absichten erklären, die sie zu diesem oder jenem Gemälde inspiriert, ja geradezu getrieben hatten? Wie sollte sie die Trauer und Begeisterung, die Leidenschaft und Todessehnsucht, die in ihren Bildern steckte, heute wieder mit Worten hervorholen? Mit Farben und Formen wollte sie sichtbar machen, was sie bewegte. Sie war keine große Rednerin, was sie sagen wollte, tauchte sie in Farbe.

    So hielt sie sich bei ihren Erklärungen an Äußerlichkeiten: an Rahmen, die Auswahl, die Hängung, die Farben, den Gesamteindruck. Sie beantwortete auch Fragen zu den einzelnen Gemälden, war aber dankbar, als eine Journalistin sich sehr interessiert nach ihrem Werdegang erkundigte. Dieser sogenannte Werdegang war nun nicht schwer zu erklären. Steht doch alles im Katalog! Diese Bemerkung, die ihr spontan in den Sinn kam, konnte sie gerade noch für sich behalten.

    Es fiel ihr leicht, die Frage zu beantworten, weil sie sich schon intensiv mit den Daten ihrer Vita für den Katalog beschäftigt hatte. Und wann ihr Maltalent sich das erste Mal

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