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Wie ich berühmt wurde
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eBook116 Seiten1 Stunde

Wie ich berühmt wurde

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Über dieses E-Book

Sascha Wittmann erzählt, wie aus den Kindern der 68er-Generation die Spießbürger von morgen werden.

Der Maler Stephan Nemec führt lange Zeit ein unstetes Künstlerleben, bis ihn seine erste Einzelausstellung schlagartig bekannt macht. Allerdings weniger der Bilder wegen, sondern weil sich die Gäste der Vernissage eine Schlägerei liefern.
In einer Rückblende reihen sich die Lebensgeschichten der Figuren vor ihrem Auftritt auf der Ausstellungseröffnung aneinander. Zehn Personen, fünf Paare. Wie bei Schnitzlers "Reigen" wird in jeder Szene ein Partner ausgetauscht – bis alle aufeinandertreffen und es zum Eklat kommt.
SpracheDeutsch
HerausgeberHollitzer Verlag
Erscheinungsdatum16. Feb. 2017
ISBN9783990123638
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    Buchvorschau

    Wie ich berühmt wurde - Sascha Wittmann

    Wie ich berühmt wurde

    SASCHA WITTMANN

    WIE ICH BERÜHMT WURDE

    Ein Roman in zehn Bildern

    Literaturgruppe Textmotor

    Lektorat: Teresa Profanter

    Umschlagbild: Nikola Stevanović

    Satz: Daniela Seiler

    Hergestellt in der EU

    Sascha Wittmann: Wie ich berühmt wurde

    Literaturgruppe Textmotor

    Gedruckt mit freundlicher Unterstützung von:

    MA 7 – Kulturabteilung der Stadt Wien

    Alle Rechte vorbehalten

    © HOLLITZER Verlag, Wien 2017

    www.hollitzer.at

    eBook ISBN 978-3-99012-363-8

    INHALT

    Prolog

    Flüssiger Trost

    „Wegen Todesfalls vorübergehend geschlossen"

    Das richtige Leben

    Dienst nach Vorschrift

    Der Plan

    Ist es wirklich so banal?

    Familie über alles

    Manche Abenteuer bleiben besser im Kopf

    Wie ein normales Paar

    Experiment

    Wie ich berühmt wurde – Das Finale

    PROLOG

    Kein Mensch geht wegen der Bilder zu einer Vernissage. Mit diesem Satz wollte ich schon immer einen Vortrag beginnen. Danke, Leo, für die Einladung und die schmeichelhafte Vorstellung.

    Nun, meine Damen und Herrn, Sie besuchen den Lehrgang „Künstlerisches Gestalten bei meinem lieben Freund Leo Hawlitschek, wollen Künstler werden, vielleicht sogar einmal von Ihrer Kunst leben können. Meine Aufgabe heute soll sein, Ihnen vom sogenannten „Kunstbetrieb zu erzählen, davon, wie man es erreicht, dass die eigenen Werke ausgestellt werden. Ich habe lange hin und her überlegt, wie ich die Sache angehen soll und bin dann zu dem Schluss gekommen, dass ich Ihnen einfach meine Geschichte erzählen werde. Meine Laufbahn kann man sicher nicht verallgemeinern und auf die jeweils eigene Situation übertragen. Sie soll eher ein Beispiel dafür sein, wie es auch funktionieren kann. Ich bin kein Kulturmanager, kann Ihnen also kein theoretisches Rüstzeug mitgeben – ein paar Tipps, nicht mehr.

    Doch bevor ich Ihnen von meinem persönlichen Einstieg in die Kunstwelt erzähle, noch ein paar – vielleicht desillusionierende – Vorbemerkungen:

    Eine Einzelausstellung ist der Traum jedes jungen – oder sagen wir besser: aufstrebenden – Künstlers. Aber wie ich eingangs schon angemerkt habe: Kein Mensch geht wegen der Bilder zu einer Vernissage. Das Wort Bild können Sie durch Skulptur, Objekt, was auch immer ersetzen. Man geht zur Eröffnung einer Ausstellung, um gesehen zu werden, um sich den Anschein von Bildung zu geben, um andere Menschen zu treffen. Manche kommen auch einfach wegen des Buffets, was natürlich keiner zugibt. Menschen, die sich wirklich für Kunst interessieren, besuchen die Ausstellung, wenn es ruhiger geworden ist, wenn genügend Platz ist, um die Bilder oder Objekte auf sich wirken zu lassen. Zur Vernissage können hundert Gäste kommen, schon am nächsten Tag sind höchstens drei Besucher in der Ausstellung.

    Warum tut man sich das Ganze dann überhaupt an? Man muss bei dem Spiel mitmachen, wenn man jemals ein Bild, eine Skulptur oder was auch immer verkaufen will.

    Eine Vernissage ist ein Erfolg, wenn die Gäste zufrieden sind. Wenn überhaupt jemand von der Presse zur Ausstellung zu erscheinen geruht, dann zur Vernissage. Die Hoffnung, dass ein Fernseh-Team auftaucht, begraben Sie am besten gleich. Besprechungen fallen eher positiv aus, wenn alle sich wohl fühlen. Deshalb nie beim Wein sparen!

    Jede Galerie hat ihr Stammpublikum, das bei praktisch allen Vernissagen auftaucht. Diese Menschen sind hier, weil sie den Galeristen oder die Galeristin kennen und weil sie wissen, dass das Programm der Galerie ihrem Geschmack entspricht. Natürlich ist dieses Stammpublikum keine fixe Größe. Manchmal bleibt jemand weg, weil er neue Interessen hat oder weil sie umgezogen ist. Dafür kommen andere Personen dazu. Diese werden meistens von einem Stammgast mitgebracht: die neue Freundin, ein Kollege, mit dem man sich gut versteht.

    Dann gibt es Besucher, die nur hin und wieder vorbeischauen. Sie haben irgendwo eine Einladung bekommen oder in der Zeitung von der Vernissage gelesen und sind neugierig geworden. Diese Menschen halten sich aber meistens abseits und kommen selten ein zweites Mal. Es ist schwierig, in den Kreis der Stammgäste aufgenommen zu werden, wenn man nicht von jemandem eingeführt wird.

    Von den Zufallsgästen kauft kaum einmal einer ein Bild. Auch die Stammgäste sind keine wirklichen Kunstkäufer, aber ab und zu leisten sie sich doch ein Werk zu einem besonderen Anlass. Der eine oder die andere arbeitet möglicherweise in einer Firma, die gelegentlich in Kunst investiert, wenn die Büros neu eingerichtet werden oder ein Abschreibeposten gebraucht wird.

    Die meisten Verkäufe werden vom Galeristen abseits der Ausstellungen organisiert. Große Banken, Versicherungen und staatsnahe Konzerne haben in der Regel ein gewisses Budget für Kunst und Kultur. Investitionen in diesen Bereich sind gut für das Image. Diese Unternehmen kaufen natürlich nur, wenn der Künstler wenigstens in einschlägigen Kreisen schon bekannt ist. Und auch dafür benötigt man die Aufmerksamkeit, die durch eine Vernissage erzeugt werden kann.

    Das alles habe ich gewusst, bevor meine erste Einzelausstellung eröffnet wurde. Meine Galeristin hat mich auf Wesen und Funktion einer Vernissage genau vorbereitet. Trotzdem war ich damals sehr nervös.

    So, nun zu meiner Geschichte. Ich hoffe, ich habe Sie mit meinen bisherigen Ausführungen nicht zu sehr gelangweilt. Ich verspreche, ab jetzt wird es lustiger.

    Wie Sie wissen, bin ich freischaffender Künstler. Ich glaube, ich kann sagen, dass ich mittlerweile sehr bekannt bin. Natürlich nicht so wie beispielsweise der Christian Ludwig Attersee. Jedenfalls kann ich ganz gut von meiner Arbeit leben. Wie es dazu gekommen ist, entbehrt nicht einer gewissen Absurdität. Um Ihnen das zu vermitteln, muss ich allerdings etwas weiter ausholen:

    Ich wollte eigentlich schon immer Maler werden. Meine Lehrer in der Schule attestierten mir auch durchaus Talent. Vor allem aber wollte ich ein Künstlerleben führen. Frei, ungebunden, nur meiner Arbeit verpflichtet. Das ist natürlich eine sehr romantische Vorstellung, aber bedenken Sie, ich war damals noch sehr jung.

    Nach der Matura hatte ich das Glück, an der Akademie in Wien aufgenommen zu werden. Ich bin mit dem Studium allerdings nicht sehr weit gekommen. Ich hatte eine Abneigung dagegen, mich wieder an einen Stundenplan halten zu müssen. Zwischen den Kollegen und Kolleginnen, die sich und ihre Werke so tierisch ernst nahmen, fühlte ich mich fehl am Platz. Noch heute wird mir schlecht, wenn ich das Wort „Diskurs" nur höre. Der Gerechtigkeit halber muss ich jetzt zugeben, dass ich wohl einfach faul und enttäuscht war. Die Akademie hatte viel mit Lernen, Fleiß und Disziplin zu tun, dafür wenig mit dem Künstlerleben, das ich mir vorgestellt hatte. Ich wollte malen und ein wildes Leben, nicht arbeiten. Also schmiss ich das Studium hin.

    Als Alibi für den Studienabbruch leistete ich meinen Zivildienst ab. Monatelang Schulkinder beim Überqueren der Fahrbahn zu schützen, hat keine weiteren Spuren in mir hinterlassen.

    Sobald das erledigt war, reiste ich, war mit Freunden unterwegs. Natürlich malte ich auch. Um finanziell über die Runden zu kommen, hatte ich die verschiedensten Jobs: Hilfsarbeiter bei der Post, stundenweise Vertretung in einem Copyshop, meistens servieren. Nichts Festes.

    Auch meine Beziehungen hielten in dieser Zeit nie lange. Ich lernte so viele neue, interessante Menschen kennen, dass ich mich nicht festlegen konnte. Damals redete ich mir ein, dass es mir darum ginge, mich nicht einengen zu lassen, dass ich die Abwechslung für meine Inspiration bräuchte.

    In regelmäßigen Abständen hielten mir meine Eltern Vorträge, dass ich endlich Verantwortung übernehmen müsse, an die Zukunft denken, ein ordentliches Leben beginnen. Das interessierte mich überhaupt nicht. Ich hatte genug zum Auskommen, und ich konnte malen.

    Meine Bilder zeigte ich damals hauptsächlich Freunden und Bekannten. Manchmal durfte ich in dem Lokal, in dem ich gerade kellnerte, ein Bild aufhängen. Einmal hat sogar ein Gast eines gekauft. Das bestärkte mich natürlich darin, dass mein Leben, so wie ich es führte, in Ordnung war.

    Doch mit der Zeit kamen Veränderungen. Von den Freunden, die mit mir durch die Lokale gezogen waren, verabschiedete sich einer nach dem anderen in ein „normales Leben". Fixe Beziehungen, ordentlicher Beruf, oft schon das erste Kind. Für sie war diese Zeit nur eine Phase gewesen, jetzt wurden sie erwachsen. Auch mit den Servierjobs wurde es schwieriger. Die Lokalbesitzer wollten junge Kellner für ihr junges Publikum. Das steigert den Umsatz.

    Ich hatte eine Krise:

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