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Der Chauffeur: Ein Pharma-Fall
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Der Chauffeur: Ein Pharma-Fall
eBook184 Seiten2 Stunden

Der Chauffeur: Ein Pharma-Fall

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Über dieses E-Book

Ein Chauffeur auf der Suche nach sich, eine unheilbar erkrankte Freundin, skrupellose Pharmabosse, Prominente und Volksvertreter. Und eine Uniclique, die sich neu entdeckt. Das gesprochene Wort in der Luxuslimousine bleibt nicht geheim ...
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum29. Apr. 2013
ISBN9783847636762
Der Chauffeur: Ein Pharma-Fall

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    Buchvorschau

    Der Chauffeur - Michael Tycher

    Michael Tycher

    Der Chauffeur

    Ein Pharma-Fall

    Dieses eBook wurde erstellt bei

    Verlagslogo

    Inhaltsverzeichnis

    Titel

    Der Chauffeur

    Impressum

    Der Chauffeur

    Donnerstag

    Berlin

    „Was ist da schief gelaufen? Es ging so gut mit der Frau an, Fotos ausgetauscht, die Interessen passten, das erste Treffen stand quasi vor der Tür und jetzt das." Lars schluckt das Aspirin, spült lauwarmes Wasser nach und studiert die Mail noch einmal.

    „Du Scheißkerl, das hätte ich nie von dir gedacht, du verdorbener Hurenbock! Unser Kontakt ist beendet. Maren." Lars scrollt die Nachricht weiter nach unten.

    „Ja zum Teufel, ich habe ihr heute Nacht geschrieben. Kurz nach zwei. Und das nach dem Besäufnis beim Fahrertreffen." Mit offenem Mund liest er seine Botschaft an Maren.

    „Eine Beziehung hat auch eine sexuelle Dimension. Für mich nimmt der Sex in der Beziehung die wichtigste Rolle ein. Dabei stehe ich besonders auf folgende Praktiken …"

    Lars drückt die Mail weg, er spart sich den Abstieg in die Verwirrungen seiner erotischen Phantasie. Das war es, da ist nichts mehr zu retten. Was sagt Kumpel Ralf? Schreibe nie im angesoffenen Zustand Mails. Recht hat der alte Säufer.

    Das Handy brummt. „Very first class Limo zeigt das Display. „Bin ich überhaupt schon fahrtüchtig? Egal, ich brauche jetzt Ablenkung, beschließt Lars.

    „Lars Maibach!"

    „Guten Tag Herr Maibach. Wunderlich vom Limoservice. Falls Sie heute noch nicht anderweitig ausgebucht sein sollten, könnten wir Ihnen einen frischen Auftrag anbieten. Wie sieht es aus Herr Maibach?"

    „Wann geht es los? Und wie lange dauert der Auftrag?", es sind immer die gleichen Fragen. Frau Wunderlich macht doch den Job auch schon ein paar Jahre. Warum kommt sie denn nicht gleich mit den Fakten?

    „Heute Nachmittag um 17.00 Uhr, Maschine aus Frankfurt, Herr Dr. Arnold Harnischfeger von einer Firma, warten Sie, … Epigon Pharma. Können Sie mir den Auftrag abnehmen?"

    „Gerne Frau Wunderlich, aber wie lange haben uns die Pillendreher gebucht?", Lars lässt sich seine Ungeduld nicht anmerken.

    „Ach ja, es ist ein Stand-by-Auftrag, aber er reist morgen früh wieder ab, damit wären sie komplett zuständig für den Doktor."

    „Okay, ich mache den Job!" Lars hätte ihn sowieso übernommen. Zum einen droht ein finanzieller Engpass in der Haushaltskasse, die er ungern mit seinen Rücklagen auffangen möchte. Zum anderen wäre noch die peinliche Sache mit der Mail an Maren zu verdrängen.

    Wenn er ihre Adresse hätte, würde er ihr Blumen oder so ein Zeug schicken. Aber die Kommunikation per Mail ist gnadenlos. Da bleibt nichts übrig von einem Menschen. Als wäre er nie dagewesen, nur eine kurze digitale Erscheinung.

    „Herr Maibach, sind Sie noch am Telefon?"

    „Ja natürlich. Ich komme nachher ins Büro. Was für ein Fahrzeug wurde gebucht?"

    „S-Klasse, der Wagen steht für Sie bereit!"

    Firmenkrawatte, schwarzer Anzug, weißes Hemd und geputzte Schnürschuhe. Die Grundausrüstung eines Chauffeurs. Lars macht den Job jetzt fünf Jahre. Ein halbes Jurastudium, mehrere Arbeitsversuche als Knecht in Vertrieben unterschiedlicher Unternehmen und ein lächerlicher Versuch als Journalist.

    Irgendwann muss man zu dem stehen, was man kann. Sicher die Fahrerei macht nicht reich, aber man ist frei in der Art wie die Arbeit zu erledigen ist, muss nicht in einem Büro rumkauern und ständig enge soziale Kontakte pflegen, um bloß nicht gemobbt zu werden.

    Und wer kann schon sagen, er wäre mit berühmten US-Schauspielern einen trinken gewesen, hat besoffenen Talkmasterinnen den Rücken gekrault oder durfte einen Blick in Privatjets der allerreichsten Erdbewohner werfen?

    Georg von der Fahrzeugausgabe bei „Very first class Limo" ist ein 120-Kilo-Koloss. Die fehlenden Zentimeter bis zu einer Größe, die ihn nicht dick aussehen ließen, scheinen ein unüberwindbares Manko zu sein.

    Jedenfalls fehlen ihm auch ein paar Anteile aktiver Gehirnmasse, denn er glaubt, die 150000-Euro-Schlitten gehören ihm persönlich.

    „Lars, das letzte Mal lagen wieder alte Zeitungen im Kofferraum! Kannst du das nicht mal abstellen? Immer muss ich dir hinterher räumen. Denkt denn keiner hier mal an meine Arbeit?"

    „Georg, ich denke während meiner ganzen Arbeitszeit nur an dein Wohlergehen. Deshalb lasse ich die Zeitungen extra für dich im Wagen. Da gibt es so viele frische Sudokus!" Lars grinst und muss laut loslachen. Georg trägt es mit gespielter Fassung. Den Humor versteht er sicherlich nicht.

    Es ist eine andere Welt. Lars genießt den Augenblick, er kennt ihn schon. Aber immer wieder ist er verzückt. Kaum ist die Tür der Luxuskarosse geschlossen, muss er tief durchatmen. Alles ist vom Feinsten. Ledersitze, modernste Elektronik und intelligente Hilfen. Beim Starten des Aggregats brummen die acht Zylinder sanft los.

    Die 430 PS sieht man dem Fahrzeug nicht an. Wenn er möchte, kann das KFZ zum wilden Tier werden. Aber man hat es nicht nötig. Der Fahrgast ist König, ihm soll es gut gehen, er soll die Beförderung in angenehmer Erinnerung behalten. Ähnlich wie bei einem entspannten Flug. Das ist die Philosophie, nach der die besten Chauffeure der Welt arbeiten. Lars ist für verschiedene Unternehmen als Freiberufler in der Hauptstadt tätig.

    Im Laufe der Jahre ist er mit nahezu jeder Limousine gefahren. Ob BMW, Mercedes oder Audi, jeweils ausschließlich mit den Spitzenmodellen. Wünscht der Kunde einen Exoten, dann kann es auch mal ein Bentley, Maybach oder Maserati Quattroporte sein.

    Die Maschine aus Frankfurt kommt pünktlich. Lars steht mit dem Abholschild bereit. In großen Buchstaben steht dort drauf „Epigon Pharma, Dr. Arnold Harnischfeger." Die ersten Fluggäste strömen aus der Kontrolle.

    Mehrere Abholer stehen neben Lars bereit, teilweise auch mit Schildern, teilweise kennen sie ihre Fahrgäste persönlich und können auf die Schilder verzichten.

    Ein hagerer Mann im dunkelblauen Anzug und langweiliger grauer Krawatte kommt direkt auf Lars zu und zeigt dezent mit dem Finger auf das Schild. Damit ist klar, dass ist Dr. Harnischfeger.

    „Herzlich willkommen in Berlin, Very first class Limo, Sie sind mein Fahrgast, Lars Maibach mein Name, aber wir nehmen einen Mercedes, die S-Klasse." Meist löst die Anspielung auf den Maybach eine erste Unsicherheit, doch Harnischfeger geht gar nicht darauf ein.

    „Ja, guten Tag, ich habe es sehr eilig. Wie lange brauchen wir ins Hotel Adlon?"

    „Wir benötigen je nach Verkehrslage bis zu 30 Minuten, würden Sie mir bitte folgen, Ihr Fahrzeug steht gleich in der Nähe für Sie bereit. Haben Sie Gepäck dabei?"

    „Nein, ich reise nur mit Handgepäck und außerdem fliege ich morgen früh wieder nach Frankfurt zurück. Hat man Ihnen gesagt, dass ich heute das Fahrzeug bis in den späten Abend brauche und morgen früh auch?"

    „Doch ich bin informiert worden über den Stand-by-Auftrag. Ich stehe Ihnen komplett zur Verfügung."

    Diese Jobs sind im Gegensatz zu den einfachen Beförderungen von A nach B sehr lukrativ. Durch die große Anzahl von Stunden brummt es ordentlich in der Kasse. Wenn die Fahrgäste auch noch nett sind und ein dickes Trinkgeld hinterlassen, ist es ein angenehmes Arbeiten.

    Die Fahrt vom Flughafen in das Zentrum zieht sich endlos lange hin. Wieder sorgen Baustellen und Verkehrsunfälle für Staus und Stockungen auf den Straßen. Harnischfeger sitzt hinten rechts und hat gleich zu den dort angebotenen Getränken gegriffen. Sein nächster Griff geht zum Mobiltelefon.

    „Ja Roswitha, Arnold hier. Ich bin in Berlin angekommen. Mach mir bitte eine Presseerklärung und eine Ad-hoc-Meldung für die Börse fertig. Ich möchte sie Montag rausgeben. Durch den Abbau unserer Forschungs- und Entwicklungsabteilung können wir rund 500 Leute freisetzen. Das wird unsere Aktie beflügeln. Morgen bereiten wir eine weitere Topmeldung vor. Schicke sie mir auf mein Handy, okay?"

    Na hoppla, da werden wieder Arbeitsplätze vernichtet, denkt Lars. Es ist nicht das erste Mal, dass er Ohrenzeuge von Arbeitsplatzabbau oder gewaltigen Verlagerungen von Produktionsstätten in den Osten oder nach Asien geworden ist.

    Schweigen ist die erste Pflicht des Chauffeurs. Niemals hat er etwas mitgehört. Immer dumm stellen. Das Gespräch ist offenbar noch nicht beendet, Roswitha scheint etwas zu sagen.

    „Nein, mach dir da keine Sorgen. Ich habe das schon mit Personal-Schmidt besprochen. Die Kündigungen sind juristisch wasserdicht. Außerdem bieten wir einen Sozialplan an. Der Betriebsrat ist auch schon im Boot.

    Etwas Unruhe können wir nicht vermeiden. Doch wir befinden uns in einem sehr sensiblen Marktsegment und müssen der Konkurrenz voraus sein. Also bis später."

    Das Hotel Adlon liegt direkt am Brandenburger Tor und zählt zu den exklusivsten und teuersten Häusern in der Hauptstadt. Mit der schwarzen Limousine vorzufahren gleicht einem Ritual.

    Das Empfangskomitee muss von den Fahrern die Gelegenheit bekommen, ihre Show aufzuführen. Mit einem Anruf fünf Minuten vorher ist man auf der richtigen Seite. Wenn es klappt, stehen zwei Herren in Hoteluniform bereit, sprechen den Gast persönlich an und geben ihm das Gefühl, die heimische Villa zu betreten.

    Nachdem Lars seinen Fahrgast angemeldet hat und am Hotel vorfährt, wird der Doktor wieder gesprächig.

    „Ich bräuchte Sie gegen acht Uhr. Dann geht es ins Grill Royal zum Essen.", erklärt Harnischfeger.

    „Falls Sie mich vorher benötigen oder eine Änderung Ihrerseits erforderlich ist, rufen Sie mich bitte an, hier ist meine Karte, ich bin stets für Sie erreichbar und halte mich in unmittelbarer Nähe zum Hotel auf."

    Lars überreicht seine Visitenkarte, auf der seine Handynummer und die Festnetznummer des Limousinendienstes vermerkt sind.

    „Danke schön, dann bis später. Wie von Geisterhand geht die Autotür auf und ein Mann vom Hotel Adlon begrüßt mit seiner etwas albern aussehenden Uniform Harnischfeger. „Herzlich Willkommen in Berlin und im Hotel Adlon, darf ich Ihnen behilflich sein?

    Kaum ist der Doktor draußen, macht es plopp und die schwere Limousinentür ist verschlossen. Das Hotelpersonal umgarnt den neuen Gast. Letztendlich geht es nur um das Trinkgeld, von dem die Fahrer selten etwas abbekommen. Und hier im Adlon wird ordentlich gegeben, kein Klimpergeld, fast immer Scheine.

    Lars stellt den Mercedes am Seiteneingang des Adlons ab. Jetzt beginnt die Haupttätigkeit eines Chauffeurs: Das Warten. Sollte ich vielleicht noch mal Maren anmailen. Ich könnte ihr alles erklären.

    Ich war besoffen oder nein besser: Ein Kumpel hat bei mir übernachtet und wollte mich aus lauter Eifersucht reinlegen. Genau, diese miese Ratte muss der Schreiber gewesen sein, ich würde niemals so einen Dreck fabrizieren.

    Das Handy brummt, Lars wird aus seinen Gedanken gerissen. Es ist eine Handynummer, Lars kennt sie nicht. Deshalb meldet er sich ganz formell als Mitarbeiter eines Limousinen-Service.

    „Dr. Harnischfeger, Herr Maibach habe ich zufällig meine Brille im Auto gelassen. Können Sie so freundlich sein, mal hinten nachzuschauen?"

    „Sehr gerne Herr Doktor. Einen kleinen Moment bitte." Tatsächlich liegt auf dem Fußboden eine Lesebrille.

    „Ja, Herr Doktor, ich habe Ihre Brille gefunden!"

    „Sehr schön, ich schicke jemanden vom Hotel runter, der wird Ihnen das gute Stück abnehmen."

    So schnell haben wir die Telefonnummer des Doktors im Speicher. So mancher Paparazzi würde vor Neid erblassen, wenn er meine sehr erlesene Liste von Promi-Nummern sein eigen nennen könnte, denkt Lars.

    Zehn Minuten später schreitet ein steif dreinblickender Hotelbursche die Schlange der Limousinen ab. Das kleine Teufelchen in Lars lässt ihn eine Weile suchen.

    Doch dann hat Lars ein Herz für den Jungen und übergibt ihm die Brille von Dr. Harnischfeger.

    Zwanzig vor acht steht Dr. Harnischfeger vor der Hoteltür, viel zu früh und ohne vorwarnenden Anruf. Lars gerät in Hektik. Das TV-Programm abschalten und den Kaffee schnell entsorgen. Anzug und Krawatte zurechtrücken und schließlich die Abdunklungsrollos im Fond wieder schließen. Die wichtigen Fahrgäste wollen vom gewöhnlichen Fußvolk nicht erkannt werden.

    Dann rollt Lars den Schlitten vor. Der Türmann erkennt die Lage und geleitet den Gast zum Auto, öffnet die Tür und schon sitzt der Doktor wieder im Mercedes.

    „Was für ein schöner Abend, ich wollte noch etwas Berliner Frischluft einatmen. Fahren Sie mich bitte in das Restaurant Grill Royal."

    Die Fahrzeit beträgt keine fünf Minuten und schon ist Harnischfeger verschwunden. Zwei Stunden Wartezeit später kommt ein kurzer Anruf. „Würden Sie mich bitte in zehn Minuten wieder abholen?"

    Wieder zurück am Hotel wird die Abholzeit auf sieben Uhr morgens vereinbart. Auf der Heimfahrt – er nimmt die S-Klasse mit zu sich – geht Lars gedanklich seine Mail an Maren durch. Eine gute Geschichte muss her. Der Alkohol und hinterhältige Freunde sind für seine Entgleisung verantwortlich.

    Seinen Mitbewohner hat er auf die Straße gesetzt und Alkohol gibt es auch nicht mehr. Maren solle entscheiden, ob sie ihm noch eine Chance geben kann.

    Am heimischen

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