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As stardust: Wie Sternenstaub
As stardust: Wie Sternenstaub
As stardust: Wie Sternenstaub
eBook569 Seiten8 Stunden

As stardust: Wie Sternenstaub

Von El Be

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Über dieses E-Book

Ihr begleitet meine Akteurin, Barbara Valentine, durch Höhen und Tiefen, eines Lebensabschnitts von ihr. Sie ^findet^ durch einen Zufall einen Mann, während ihres Aufenthalts an einem Filmset, bei dem sie dort zu dem Zeitpunkt, als `Prop assistant` arbeitet.
Diese Begegnung stellt ihr vorheriges Leben völlig auf den Kopf.
Ein Kampf um sein Leben beginnt, gleichfalls ihr Kampf für eine Liebe, die ihr ganzes späteres Leben beeinflussen wird.
Die Entwicklung der Geschichte ist nicht einsehbar und immer wieder überrascht oder verunsichert sie den Leser. Der gute Nerven und ein starkes Gemüt demonstrieren muss, um bis zum Schluss oder den `Anfang?` durchzuhalten.
Durch Sprünge die mit einem einschneidenden -----CUT------ herausgehoben sind, pendelt man von der Zukunft, zu der Vergangenheit und wieder zurück in die Gegenwart.
Empfohlenes Lesealter: ab 16 Jahren
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum13. Mai 2013
ISBN9783847637745
As stardust: Wie Sternenstaub

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    Buchvorschau

    As stardust - El Be

    Gedanken zum Titel

    As stardust -

    Wie Sternenstaub

    Durch Sternenstaub werden unsere Sehnsüchte geweckt,

    den Herzenswunsch erfüllt zu bekommen.

    Doch manchmal erfüllt er sich auch nur,

    wie der Sternenstaub,

    für wenige Augenblicke des Seins.

    El Be

    Prolog

    Was tut man, wenn man die Liebe seines Lebens kennenlernen durfte?

    Sie aber loslassen muss, weil es besser für ihn ist,

    weil sie genau wissen, wenn sie bei ihm bleiben würden,

    dann wäre das sein Ende, von Allem –

    seines Traumes – seiner Karriere –seines Rufes –

    Alles würde zerstört werden.

    Und weil sie das wissen, müssen Sie ihn fortschicken

    und ihm vorheucheln, ihn nicht zu lieben,

    es als Zufall abzuwiegeln, als einträgliche Gelegenheit,

    ihn glauben zu lassen, als lukrativer Eintrag in ihrem Blog,

    die berühmte Eroberung zu sein.

    Sie hatte nie geahnt,

    dass Lügen so tiefe, unheilbare Wunden hinterlassen können.

    Dass sich ihr Leben

    von einer Sekunde zur anderen ändern würde.

    So sehr,

    dass sie den 7.Himmel und die entsetzlichste Hölle

    gleichsam durchleben würde.

    Was würdet ihr tun?

    Kurze Anmerkung

    "Bevor ihr in meine Geschichte eintaucht, will ich euch noch kurz etwas erklären.

    Es kommen immer wieder solche gekennzeichneten

    ------------CUT------------

    Einlagen.

    Diese beschreiben einen Zeitsprung, den ihr mit meinen Akteuren in der Geschichte macht.

    Manchmal in die Vergangenheit, aber auch in die Zukunft oder wieder in die Gegenwart.

    Ich hoffe ihr könnt dennoch dem Verlauf gut folgen.

    So und nun wünsche ich euch spannenden und emotionsgeladenen Lesegenuss"

    El Be

    …….. oder das Ende?

    Sein Körper versteifte sich, um eine Sekunde später in einem noch heftigeren Krampfanfall alle Gliedmaßen unter großen Schmerzen wieder an seinen Torso zu pressen. Der Anfall war schlimmer als an den vorherigen Tagen.  Die Dauer der Abstände zwischen Anspannung und Krümmung wurden immer kürzer. Sein Atem ging stoßweise.

    Verzweifelt versuchte er mehr Luft in seine Lungen zu befördern, was jedoch scheiterte, da die Intervalle des Anfalls Schlag auf Schlag folgten.

    Sie versuchte mit allen Kräften seinen Körper einigermaßen von hinten zu stützen, was ihr jedoch nicht mehr gelang. Zitternd wiederholte sie ihre Worte, immer und immer wieder „Der Doc kommt gleich, schsch…, es wird gleich wieder besser, schsch…, gleich. Er hilft dir gleich. Es dauert nicht mehr lang. Er wird gleich hier sein...schsch….gleich ist es vorbei" sein verzweifelter Kampf seine Lungen mit Sauerstoff zu füllen, wurde immer stärker.

    Eine neue Attacke krümmte seinen Körper aufs Neue. Sein ganzer Leib zitterte unter der enormen Anstrengung.  Sie fühlte seinen Schmerz. Ihr Mantra immer wieder wiederholend, versuchte sie ihn in ihren Armen zu wiegen, streichelte ihm geistesabwesend immer wieder über seine Arme, sein Gesicht. Die verkrampfte Haltung löste sich nicht.

    Unruhig umarmte sie ihn fester. Drückte ihn fester an sich. Flüsterte ihm immer wieder die beruhigenden Worte in sein Ohr. Hoffend auf Hilfe. Sein Körper hielt den Krampfzustand, ihr schien als würde sich sein Körper immer mehr verkrampfen. Sie hörte nur heftig aufeinanderfolgende Einatemgeräusche. Immer und immer wieder atmete er ein. Sein Körper bebte unter der Qual.

    Sich selbst gar nicht mehr wahrnehmend, versuchte sie ihn zu beruhigen „Ruhig, ganz ruhig… schsch…ganz ruhig"und dann, von einer Sekunde zur anderen, löste sich die Verkrampfung. Seine Muskeln entspannten sich völlig. Schwer lag sein Oberkörper nun auf ihr. Behutsam und erleichtert strich sie ihm zärtlich mit einer Hand die Wangen hinab

    „Ist ja schon gut. Es ist vorbei, schsch…." flüsterte sie aufatmend. Sein Kopf lag drückend auf ihrer Brust und bei dem Versuch ihn vorsichtig ihrem Gesicht zuzudrehen, wurde ihrem Unterbewusstsein seine Teilnahmslosigkeit bewusst. Schlaff lagen seine Arme neben seinem Körper.

    Sie hielt ihren Atem an. Da stimmte doch irgendetwas nicht.  Ihr menschlicher Instinkt reagierte auf die fehlenden Reize, die fehlenden Reaktionen seines Körpers.

    Mit ihren Armen abstützend ließ sie ihn langsam auf die Decke zurückgleiten, nachdem sie sich unter ihm vorgezwängt hatte. Sie kniete neben ihm und beugte sich über ihn, um ihn genauer zu betrachten. Ihr erster Gedanke war, dass er vor lauter Anstrengung eingeschlafen sein musste, da sein Gesichtsausdruck, seine ganze Haltung darauf schließen ließ. Ganz friedlich und entspannt lag er vor ihr. Ihre Augen verweilten abwartend einige Sekunden auf seinem Gesicht.

    Irgendetwas war falsch. Es breitete sich plötzlich ein unheimliches Gefühl in ihrem Inneren aus. Eine Vorahnung. Irgendetwas stimmte nicht.

    Zögernd näherte sie ihre Hand seinem Gesicht. Ihre Finger berührten seine Wange. Automatisch glitten sie zitternd seinen Hals hinab. Er lag so ruhig. Ängstlich legte sie ihre Hand auf die Stelle.

    Nichts.

    Sie spürte nichts. Kein Zucken…..kein Pulsieren ……..nichts.

    Erschrocken zog sie die Hand zurück. Sie beobachtete sein Gesicht, wartete verzweifelt auf ein Zucken seiner Lider, irgendeine Regung. Ihr Blick glitt hinunter zu seinem Oberkörper. Luftanhaltend wartete sie auf ein Heben und Senken seiner Brust.

    Nichts.

    Ihr Verstand konnte und wollte das Geschehene nicht verarbeiten. Jeden Millimeter seines Gesichtes absuchend nach einer Bewegung, so winzig klein sie auch sein mag, huschten ihre Augen hin und her. Sie weiteten sich unheilvoll. Ihr Verstand meldete ihr ein schlüssiges Ergebnis ihrer Wahrnehmung. Jedoch weigerte sie sich, diesen Gedanken aufzugreifen, geschweige denn auszusprechen.

    Sie wartete und wartete. Ihr kam es vor wie Stunden, waren doch in Wirklichkeit nur Sekunden vergangen, seit seinem letzten Atemzug.

    Er atmete nicht mehr. Kein Heben, kein Senken seiner Brust.

    Nichts. Nur Stille.

    Sie wollte nicht begreifen, was geschehen war. Was geschehen ist. Bebend öffneten sich ihre Lippen und ein leises Wispern formte sich zu einem Wort

    „Nein.…."langsam schüttelte sie ihren Kopf. Ihr Wispern wurde lauter

    „Nein!" ihr Körper zitterte und bebte als sich ein Schrei ihrer Kehle entriss

    „NEIN!!!! Nein, nein, nein…… Das ist nicht wahr. Das kann nicht sein.

    Nein. Oh Gott.

    Nein. TOBIAS? Nein"

    entwichen gedämpft, durch ihre vor den Mund gehaltene Hand, diese zerschmetternden Worte. Wie durch eine dicke Watteschicht bekam sie die Ereignisse, die sich in den nächsten Minuten, Stunden um ihr herum abspielten, mit.

    Seine Mutter Mary, die in der Tür stand, mit einem verwirrten Gesichtsausdruck „Daniel ist jetzt hier, er ist so schnell es ging gekommen" Dr. Daniel Winterburn durchschritt zügig das Zimmer, stellte seinen Koffer auf den Boden und kniete sich vor das Bett. Die ganze Situation in sich aufnehmend und gleichzeitig der Griff an Tobias Handgelenk war eins. Mit seiner anderen Hand holte er schon sein Stethoskop aus seiner Tasche.

    Was sie ganz bewusst wahrnahm, dass ihre beiden Hände Tobias Hand fest umschloss. Und so kniete sie noch Stunden später neben ihm.

    Zeitweise versuchten sie, sie von ihm wegzuziehen. Mary, ganz aufgelöst, auf sie einredete „Liebes, du kannst nichts mehr tun. Liebes, hörst du mich? Du musst ihn loslassen" die letzten Worte drangen nur noch undeutlich an ihr Ohr, da sie schon abdriftete, in ihre eigene Welt.

    In die Welt, indem ER noch ER war.

    Sie sah ihn, wie er sie anlächelte. Die Grübchen, die sich dabei vertieften, machten sein Lächeln einzigartig. Sie hörte seine samtene Stimme. Er redete mit ihr, aber sie vernahm keinen Ton. Verwirrt schüttelte sie ihren Kopf „Warum? Warum höre ich dich nicht?"  wie aus weiter Ferne vernahm sie eine Berührung. Irgendjemand umarmte sie. Irgendjemand sprach leise auf sie ein „Liebes, bitte… du musst ihn loslassen, Barbara hörst du mich? sie wusste nicht, was sie meinte. Sie wusste nicht, was sie von ihr wollte „Barbara, bitte. Daniel muss ihn genauer untersuchen wiederholte sie ihre Bitte nochmals

    „Warum will er ihn untersuchen?Ihm geht es doch wieder besser. Der Anfall ist vorüber. Er schläft" grübelte sie nachdenklich. Doch kein Ton kam über ihre Lippen. Sie konnte die Augen nicht von seinem Gesicht abwenden.

    Friedlich lag er vor ihr. Die Augen geschlossen. Schön wie ein Engel.

    Durch die Wattemauer drangen neue, andere Stimmen. So viele Stimmen. Ein einziges Stimmengewirr. Einige hektisch, andere bestürzt. Dazwischen hörte sie lautes Schluchzen „Wer weint denn da?" der Gedanke drang durch ihre dicke Ummantelung. Sie hörte immer wieder seinen Namen „Seid doch nicht so laut. Ihr seht doch, dass er schläft" wollte sie den Stimmen mitteilen, aber wieder kam kein Laut aus ihrem Mund. Ein lauter Bariton durchbrach das Gewirr an unterschiedlichen Stimmen

    „Tobias?! Was ist geschehen? Mein Gott! TOBIAS! der ratlose Blick seines Vaters  ruckte von einem zum anderen. Bestürzt kniete er sich neben seinem Sohn vor das Bett „Was….wie……? stammelte er vor sich her, derweil er zärtlich Tobias Gesicht in seine Hände nahm. Seine Frau kniete sich neben ihn und umschlang hilfesuchend ihren Mann, vergrub ihr Gesicht in seiner Halsbeuge. Ihr Körper bebte unter ihrem lauten Schluchzen. Sie verfolgte das Ganze wie einen Ausschnitt eines dramatischen Films.

    Besorgte Gedanken wirbelten in ihrem Kopf herum „Die Arme. Es ist bestimmt schwer, den eigenen Sohn zu verlieren" wieder eine Stimme an ihrem Ohr lenkte sie von der traurigen Szene ab „Barbara, sie müssen ihn loslassen. Ich will ihn nur gründlich untersuchen, dann können sie sich wieder zu ihm setzen. Versprochen. Barbara, bitte sie bemühte sich, ihre Augen auf den Sprechenden zu wenden.  Langsam verarbeitete ihr Gehirn, was ihre Augen sahen. Dr. Winterburn lächelte ihr milde ins Gesicht „So ist es gut, Barbara. Geben sie mir ihre Hander streckte ihr vertrauensvoll seine, vom Alter faltig gewordene Hand entgegen „Bitte Barbara" sprach er sie mit seiner warmen Stimme an.

    Sie wendete den Blick wieder dem Mittelpunkt ihres Lebens zu. Leise kam es über ihre Lippen

    „Ich….ich kann nicht" sie konnte ihn nicht loslassen. Ihr war klar, wenn sie ihn jetzt loslassen würde, dann würden sie ihn ihr wegnehmen. Sie würde ihn nicht mehr sehen.

    NIE MEHR.

    Ihre Hände drückten seine fester. Liebevoll schweifte ihr Blick zu seinen geschlossenen Augen

    „Schlaf ruhig. Ich bin da, ich verlass dich nicht………

    ………..NIE MEHR"

    Kapitel 5

    Die Erinnerung an diesen einen Tag, durchbrach ihren Kokon,der sich um ihr Gehirn gebildet hatte.

    Erst waren es vereinzelte Bilder, Frames, Geräusche.

    Ein lauter Aufschrei, ein Gepolter von Kisten.Direkt vor ihrem Trailer.

    Sie hatte sich gerade ihre Haare gewaschen und war dabei sie in ein Handtuch zu wickeln, als sie erschrocken, auf die plötzlich auftretenden Geräusche reagierte. Sie huschte schnell an ihr Fenster um nachzusehen, was die Ursache für dieses nächtliche Spektakel war. Vorsichtig lugte sie hinter ihren Vorhang durch die Scheibe. Der Vorplatz war nicht beleuchtet, daher sah sie im ersten Moment nur noch einen schmalen Schatten, der sich rasch entfernte.

    Der erste Gedanke, der ihr durch den Kopf ging „Schon wieder so ein ^Star^, der zu viel intus hatte und über die leeren Holzkisten der heutigen Dekoration des Sets gestolpert ist. Die sollten wirklich einmal ein Anti-Drogen-Konzept für Schauspieler rausbringen. Das wäre doch eine Marktlücke, die Produktionsfirmen würden sich darum reißen. Denn die Ausfälle durch anfällige ^kranke^ Akteure waren immens" verbittert schweiften ihre Gedanken an kurze Situationen, Aufeinandertreffen mit solchen Sternchen.

    Sie wollte sich schon wieder abwenden, als sie ein nicht einzuordnendes Geräusch vernahm. Leise lauschte sie gespannt, denn es war als wenn die Quelle der Laute direkt unter ihrem Fenster wäre.

    Wieder vernahm sie diesen Ton. Es hörte sich an, als wenn ein Tier sich verletzt hätte. Doch nun folgte ein lauteres Stöhnen.

    Das war definitiv kein Tier.

    Als diese kleine Szene sich in ihren Gedanken vor ihren Augen abspielte, löste das eine Kettenreaktion in ihrem Gedächtnis aus. Sie durchlebte sie noch einmal, so präzise und detailgetreu, als stände sie gerade jetzt, kurzatmig hinter ihrem Vorhang.

    Ihre Geschichte. Den Abschnitt ihres Lebens. Mit ihm.

    Hätte sie in diesem Moment genauso gehandelt, hätte sie gewusst was auf sie zukommt?

    Ja. Sicher. Sie würde sich immer wieder so verhalten.

    Denn das war sie, hilfsbereit, kämpferisch, ohne Gedanken an die gefährlichen Folgen.

    Egal welche Hautfarbe, welchen Geschlechtes, welcher Religion.

    Diese Einstellung ihren Mitmenschen helfen zu können, egal warum er in diese Misere geschlittert war, egal mit welchen Konsequenzen, das prägte ihr Wesen. Und genau diese Wesensart rettete IHM das Leben.

    Zögernd öffnete sie die Tür ihres Trailers. Blieb aber doch im Türrahmen stehen und überlegte aufmerksam. Der menschliche Instinkt warnte sie zur Vorsicht „Sollte sie sich doch vorsichtshalber eine ^Waffe^ mitnehmen?" sie wiegte gerade die Auswahl ab, die sich in ihrer Reichweite befanden und beschloss es doch ohne zu wagen. Mit dem Lichtkegel ihrer geöffneten Tür konnte sie nun doch ein bisschen mehr absuchen.

     Ein gequältes Husten, Stöhnen schreckte sie aus ihrer Konzentration. Mit dem Auftreten dieses Lauts drehte sich ihr Kopf automatisch in die Richtung. Sie näherte sich langsam dem Umriss, der Ursache des Ganzen. Nach drei Schritten erkannte sie geschockt, dass da vor ihrem Trailer zwischen den Kisten ein Mensch lag. Zusammengekrümmt kauerte er seitlich auf dem matschigen Boden. Ohne zu überlegen überwand sie schnell noch den fehlenden Abstand und kniete neben der Person nieder. Ihre Hand berührte sachte den Arm, doch auf die Reaktion war sie nicht gefasst.

     Ein Schrei, ein Wimmern, das Wegrutschen von ihr war eins. Erschrocken hatte sie ihre Hand zurückgezogen. Das dumpfe Stöhnen, die Reaktion auf seine Bewegung, hegte den Verdacht dass er, denn es handelte sich definitiv um einen Mann, Schmerzen haben musste.

    Sie begann ganz ruhig auf ihn einzureden.

    Um ihm helfen zu können, musste sie ihn dazu bringen, unter ihrem Trailer hervor zukommen. Denn in der Zwischenzeit rutschte er immer weiter, begleitet mit leisem Stöhnen, unter das Fahrzeug

    „Hallo? Du brauchst vor mir keine Angst haben. Ich tu dir nichts. Ich möchte dir gerne helfen……mein Name ist Barbara stellte sie sich vor „ich höre, dass du verletzt sein musst. Willst du nicht vorkommen, ich helf dir. Ich fahr dich ins Krankenhaus, zu einem Arzt?!

    „NO….not a doctor" kam es gepresst über seine Lippen.

    Er sprach englisch, also vermutete sie, dass er vielleicht zu der Crew gehören könnte. Alle Mitglieder hatte sie noch nicht kennengelernt. Sie war erst vor drei Tagen an diesem Standort des Sets angekommen

    „Oder, wenn du möchtest, kann ich auch einen Blick darauf werfen schlug sie ihm, in einem Versuch so perfekt wie möglich ihre Englischkenntnisse anzuwenden, vor „Willst du mir deinen Arm reichen? Ich helf dir vor minutenlang hörte sie nur ein röchelndes Atmen.

    Daraufhin, wieder begleitet durch ein Stöhnen, folgte eine Bewegung aus der Dunkelheit. Sie nahm eine Hand wahr. Eine sehr feingliedrige Hand, die sich ihr zitternd entgegenstreckte. Sie fasste vorsichtig mit einer Hand zu, mit der anderen Hand umgriff sie seinen ausgestreckten Arm. Instinktiv wollte sie ihre Hand sofort wieder zurückziehen, verwirrt durch ihre körperliche Reaktion dieser banalen Berührung. Mahnte sich aber schnell zur Vernunft und konzentrierte sich wieder auf den verletzten Mann.

    Es gestaltete sich als fast aussichtslose Aktion, da er immer wenn sie vorsichtig an seinem Arm zog, mit zusammengepressten Kiefern aufstöhnte. Nach, immer wieder eingelegten Verschnaufpausen für ihn, gelang es ihr dann doch, ihm vor zu helfen.

    Doch als sie versuchte ihm aufzuhelfen, damit er sich auf seine Beine stellen konnte, kam das vorläufige Ende ihrer Rettungsaktion. Er versuchte sich aufzurichten, mit zitternden, bebenden Gliedern versuchte er es. Sie stützte ihn, wollte ihn hochziehen.

    Der Schrei ging ihr durch Mark und Bein. Er sackte sofort wieder zusammen, krümmte sich schmerzvoll und rollte sich in der Fötusstellung im Morast zusammen.

    Sie versuchte fieberhaft eine Lösung zu finden. Sie musste Hilfe holen. Sie konnte ihn nicht heben. Er war bestimmt einen halben Meter größer als sie, schlank ja, aber doch wahrscheinlich von ihr, nicht zu bewältigen, da er nicht oder nur wenig mithelfen konnte. Sie suchte die Umgebung ab, doch es war niemand zu sehen. Was nicht verwunderlich war, da es schon sehr spät war und der morgige Dreh für 4.00 Uhr früh angesetzt war.

    Sie strich ihm zur Beruhigung sachte über seinen Arm. Er ließ sie gar nicht den Satz vollenden, als sie ansetzte

    Ich muss Hilfe holen, den Arzt vom Set ho……

    „NOOO!!! stieß er hervor „Please….not kam es flehend von ihm.

    Ihr Verstand arbeitete wie wild. Was sollte sie jetzt machen? Er war offensichtlich schwerer verletzt als sie annahm. Seine ganze Erscheinung gab nicht viel preis. Und das wenige Licht half noch dazu, dass sie ihn und seine Person nicht einschätzen konnte. Was sie sah, war eine vermummte Gestalt, mit Sonnenbrille!

    Er hätte auch ein Einbrecher sein können, der Kleidung nach zu urteilen. Strickmütze, Sweater mit aufgezogener Kapuze, alles dunkle Farben. Was eigentümlicher weise nicht einschüchternd auf sie wirkte. Das Gegenteil war eher der Fall. Sie fühlte sofort, nur nach wenigen Minuten, ein vertrautes Gefühl, ihm gegenüber.

    Sie atmete hörbar laut auf und hatte somit einen Entschluss gefasst. Sie würde es alleine machen müssen. Aber sie würde ihm helfen, egal was sie dafür machen müsste. Sie würde ihn nicht im Stich lassen.

    ------------CUT------------

    Eine feste Umarmung störte das Erinnerungsbild, das sich eben in ihrem Kopf abspielte. Feste, laute Töne verhalfen ihr dabei, das Gesprochene einigermaßen aufzunehmen und verarbeiten zu können

    „Barbara…………..Herrgott nochmal! Lass endlich seine Hand los!" fuhr er sie an.

    „Er ist tot!

    Verstehst du?

    Er ist tot!" die drei Worte fraßen sich wie Säure in ihr Gehirn.

    ER.  IST.  TOT.

    Sie wollte den Sinn dieser Worte nicht verstehen.

    ER.IST.TOT.

    ER?

    Das konnte nicht sein. Er hat so gekämpft, die letzten Wochen, Monate. Es ging ihm so schlecht. Er war ganz unten. Psychisch, wie auch physisch. Dennoch schaffte er es. Er kämpfte sich wieder nach oben.

    Mit ihrer Hilfe, nur mit ihrer Hilfe, seiner Aussage nach. Was sie jedoch immer wieder abstritt. Und sie wie zwei kleine Kinder sich, im Schneidersitz gegenüber saßen und ein ganz intellektueller Meinungsaustausch stattfand

    „Nur durch deine Hilfe"

    „Nein, sicher nicht. Du bist selbst stark genug. Es waren deine Reserven, die du mobilisiert hast" widersprach sie ihm lautstark

    „Reserven? Was für Reserven? Du hast mich gefunden. Du weißt wie ich beisammen war" stellte er ernüchtert fest 

    „Nein.Ja. Aber …." sie stockte.

    Er zog eine Augenbraue hoch „Gewonnen?" verschmitzt breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus.

    Zärtlich blickte sie ihn lange in seine strahlenden Augen.

    „Okay, sagen wir unentschieden!?"

    Schmerz durchzuckte ihre Gedankengänge.

    Was? verwirrt versuchte sie klarer zu sehen, den Erinnerungsmantel zu durchschauen, der sich wie ein Schleier vor ihre Augen schmiegte. Verschwommen erkannte sie ein Gesicht

    „Kevin, du tust mir weh? kam es zaghaft über ihre Lippen. Erschrocken ließ er ihre Schulter los „Es…..es tut mir leid murmelte er mit nach unten geneigten Kopf „Warum tust du mir weh? hauchte sie ihm verblüfft entgegen „Ich…….. er stammelte

    „WIR WISSEN NICHT MEHR WAS WIR MIT DIR MACHEN SOLLEN" schrie er sie plötzlich an

    „MÜSSEN WIR DIR DIE FINGER BRECHEN, damit du ihn endlich loslässt?"

    mit weit aufgerissenen Augen starrte sie ihn an. Versuchte zu verstehen. Erst tat er ihr weh, dann schrie er sie an, ja er brüllte sie an. Warum? Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie verstand ihn nicht. Er war doch ihr Freund, ihr Kumpel. Tobias Freund wurde die letzten Monate auch zu ihrem Freund. Bei ihrem ersten Aufeinandertreffen fand sie ihn gleich sympathisch. Sein offene Art, sein direkter Versuch, sie anzubaggern und das im Beisein seines besten Freundes. Was hatten sie gemeinsam gelacht! Sie hatte das eine Mal sogar Muskelkater im Bauch, vor lauter lachen. Und jetzt kniete er vor ihr, sah sie zornig, mit tränennassen Augen an.

    „Bitte er flehte sie an. „Bitte, Bab

    „Nenn mich nicht so!

    Nur TOBIAS darf das" widersprach sie ihm leise.

    Es war fast nur noch ein Flüstern. Wäre es in dem Moment nicht gerade totenstill im Raum gewesen, hätte man sie wahrscheinlich gar nicht verstanden.

    Totenstill.

    Die Gänsehaut breitete sich über ihre ganzen Hautpartien aus. Die Kälte, die sie empfand, bei diesen Worten, ummantelte ihren Geist.

    Nahm sie mit sich. Zog sie in die Tiefe.

    Sie sollte eigentlich Angst empfinden, das wäre ein natürliches Verhalten gewesen, doch sie …….sie lächelte.

    Gleich würde sie IHRE Geschichte weiterleben können. Gleich würde sie IHN wiedersehen.

    Und wenn sie nicht mehr den Weg zurück finden würde? Was dann?

    Sie zuckte nur mit der Schulter

    „Auch gut"

    Kapitel 6

    Es war, als hätte sie nur mal kurz die Pausetaste gedrückt, ihr Kino ging von der Stelle weiter, von da ab sie gestört wurde

    „Hör mir jetzt genau zu. Du musst dich jetzt vollkommen konzentrieren. Verstehst du mich? Verstehst du mein Englisch gut genug, dass du weißt was ich von dir will?" blickte sie ihn fragend mit großen Augen an. Sie konnte leider die Reaktion seiner Augen nicht sehen, da er ja immer noch die Sonnenbrille trug.

    Sein Nicken bestätigte ihre Frage jedoch „Ich kann dich nicht alleine tragen. Ich bin zwar stark, aber ich denke nicht stark genug. Du musst deine Zähne zusammenbeißen. Es wird wehtun. Du darfst dich nicht auf deine Schmerzen konzentrieren" bestimmend sah sie ihm fest ins Gesicht, suchend nach einer Reaktion von ihm.

    Sein kurzes Nicken erfolgte nach wenigen Sekunden„Siehst du? Das ist mein Trailer. Da müssen wir rein sie zeigte auf die offene Tür „Okay, erst einmal musst du aufstehen. Ich weiß, es wird wehtun, aber du musst das durchstehen beschwor sie ihn mit, wie sie meinte, zuversichtlicher Stimme.

    Sie hörte ihn angestrengt ein- und ausatmen. Sie kniete sich nun hinter ihn, schubste dabei einige Kisten beiseite und griff ihm mit beiden Armen unter seine Achselhöhlen „Bereit?" fragte sie kurz. Ihr grauste vor seinen Schreien, die unwiderruflich folgen würden, bei dieser Bewegung. Sie spürte das aufgeregte Zittern seines Körpers. Er nickte kurz

    „Auf drei, okay?"

    „Eins……….zwei……….DREI"

    bei drei zog sie ihn so kräftig sie konnte in die Höhe. Sie spürte, dass er verzweifelt versuchte ihr zu helfen, doch auf halben Weg, zitterten seine Beine so stark, dass er keine Hilfe mehr war. Sie hatte auf einmal sein ganzes Gewicht in ihrem Armen. Biss sich auf die Lippe, während ein greller Schrei seiner Kehle entwich. Ihr wurde so übel, allein von diesem Laut, dass sie sich am liebsten, hier neben seiner Gestalt, übergeben wollte. Sie schluckte schwer. Schob ihn die letzten Zentimeter mit einem lauten Stöhnen auf seine Beine. Oder besser gesagt in eine senkrechte Position. Denn seine Beine gaben immer wieder nach, bei dem Versuch sie zu belasten

    „Ohhhh, Scheiße! entfuhr es ihr „Warte, warte. Du kippst sie drehte sich schnell um die eigene Achse, machte ihren Rücken ein wenig krumm und fing ihn sozusagen ^auf^. Da er wesentlich größer war als sie, lag nun sein ganzes Körpergewicht auf ihren Rücken „Ich werde langsam versuchen, dich weiterzuziehen. Wenn du es schaffst, versuch mitzuhelfen" keuchte sie gepresst hervor.

    Es waren eigentlich nur zwei bis drei Meter, die sie zurücklegen mussten, aber diese Meter waren eine der anstrengendsten ihres Daseins. Er war nicht einmal die schwere Last, die sie sogar Monate später schaudern ließ. Nein, es waren die Schreie. Sie hatte bis jetzt noch nicht gewusst, obwohl sie sich nun schon jahrelang auf Filmsets aufhielt, in wie vielen schaurigen Variationen, ein Mensch in der Lage ist, seinen Schmerz herauszuschreien, zu stöhnen, auf irgendwelcher Art zu artikulieren.Hätte sie gekonnt wäre sie schreiend davongelaufen.

    Aber da das unmöglich war, ließ sie ihre Tränen ihre Wangen hinabfließen. Für ihn. Um ihn beizustehen. Seinen Schmerz mitzutragen, nicht nur auf ihrer Schulter, sondern in ihrem Herzen.

    Diese Teile verschwammen vor ihren Augen, denn auch zu dieser Zeit, konnte sie sich fast nicht erinnern, WIE oder WANN sie es geschafft hatten. Ihre Beine bebten so stark, dass sie nicht einmal mehr in der Lage war sich hinzusetzen. Sie ließ ihn, so vorsichtig, wie es ging, auf ihr Bett rutschen. Total am Ende seiner Kräfte lag er auf dem Laken. Er bewegte sich keinen Millimeter. Sie sah nur, als sie auf ihn hinab sah, dass sich seine Brust heftig auf und ab bewegte. Unschlüssig stand sie nun vor ihrem Bett und beschloss, auch am Ende IHRER Kräfte, sich einfach neben ihn fallen zu lassen. Sie war nicht einmal in der Verfassung die Decke soweit zu ziehen, dass auch sie davon einen Teil davon hatte. Ihr letzter Gedanke vor ihrem Knock-Out war nur noch„Hauptsache, er ist zugedeckt. Ihn muss ich warmhalten "weit weg vernahm sie noch sein Stöhnen, dass er von sich gab, bei jedem Atemzug.

    Als ganz langsam ihr Bewusstsein sich an die Oberfläche kämpfte, meinte sie ein Gefühl zu haben, als wäre eine Dampfwalze über sie gerollt. Sie wollte ihren Kopf drehen, brach aber ihr Vorhaben sofort ab, als ein stechender Schmerz sich von ihrem Halswirbel bis ins Gehirn bohrte.

    Sie versucht ihre Gedanken zu ordnen. Was war geschehen? Warum lag sie, wie eine bandagierte Mumie, ziemlich steifbeinig auf ihrem Bett? Sie öffnete ihre Augen. Erinnerungsstücke blitzten vor ihrem Auge auf.

    Der verletzte Mann! Ganz unbewusst, ohne an den kommenden Schmerz zu denken, drehte sie ihren Kopf zur Seite. Sie zuckte zusammen, vom Schmerz kalt erwischt. Ihre Augen weiteten sich, als sie ihn neben sich liegen sah. Erst dachte sie, er schläft, als sie aber seine Tränen sah, die sich ihre Bahn unter seinem Brillenrand suchten um dann tropfenweise vom Laken aufgesaugt zu werden, widerrief sie ihre Annahme sogleich.

    Leise lag er da. Leise weinte er. Sein Atem ging stoßweise und es war die einzige Bewegung, die seinen Körper bewegte. Sie wollte ihn ansprechen, doch seine nicht versiegende Tränenspur hielt sie davon ab

    „Weinte er, der Schmerzen wegen? Also, ich meine der körperlichen? Oder……Was hatte er erlebt? Gestern? Was war vorgefallen?"die Fragen türmten sich in ihrem Kopf, als sie plötzlich seine Stimme vernahm. Leise zwar, aber trotzdem klang sie sehr schön weich. Eindeutig mit britischen Akzent „Wo bin ich?"sie räusperte sich, um wenigstens einen halbwegs normalen Ton herauszubekommen

    „Chrrmm…bei mir. In meinem Trailer. Ich bin Barbara. Ich arbeite hier als Propmaster-Assistent am Set. Arbeitest du auch hier? Oder bist du einer von den Schauspielern?" langsam drehte auch er seinen Kopf, um sie anzusehen. Sie betrachtete sein Gesicht. Nun das, was davon zusehen war. Sein schmales Gesicht, die Hälfte seiner Gesichtsfläche verdeckte ein Bart, der wild vor sich hin wuchs. Er wirkte auf sie, als wenn es ihm schon länger nicht sehr gut gehen würde. Seine Hautfarbe war aschfahl, seine Wangen eingefallen. Sein Gesicht zeigte schon Spuren, seiner durchlebten Pein. Trotz allem konnte man seine ebenen Züge sehen, fast schon aristokratisch wirkend, zeichneten sich seine Gesichtszüge, selbst durch seinen langen Bart ab.

    Der Wunsch, seine Augen sehen zu dürfen, wurde immer stärker. Es war ein eigenartiges Gefühl, mit jemanden zu reden und nicht in seine Augen sehen zu können. Denn sie fand schon immer, dass die Augen, die Fenster zur Seele waren. Nirgendwo anders konnte man die wahren Gefühle eines Menschen deuten und lesen, als in seinen Augen. Sie war fast überzeugt von der Annahme, sie könne einen ^schlechten^ Menschen an seinen Augen erkennen. Warum verbarg der Fremde seine? Nicht nur vor ihr, vor allen anderen, denn wer würde nachts seine Sonnenbrille tragen, wenn er nichts zu verbergen hätte?

    „Was verbirgt er vor mir?" dachte sie grüblerisch, während immer noch sein Kopf in ihre Richtung zeigte. Sie wusste zwar nicht, ob er überhaupt die Augen offen hatte, denn die Gläser waren pechschwarz und man konnte nur erahnen was da drunter vor sich ging. Da er ihr auf keine ihrer Fragen eine Antwort gab, nahm sie an, er wäre wieder eingeschlafen

    „Okay, jetzt versuchen wir mal aufzustehen" mit diesen Gedanken spornte sie ihren Körper an, die gewünschten Bewegungen auch auszuführen. Sie war sich nicht sicher, dass er darauf eingehen würde. Nach etlichen mühsamen Minuten stand sie nun endlich vor ihrem Bett. Er hatte sich die ganze Zeit, bei ihrem  Versuch in der sie, wie ein Käfer der auf seinem Rücken gelandet war, wieder auf die Beine zukommen, nicht bewegt. Er schlief. Sein Brustkorb hob und senkte sich regelmäßig. Auf jeden Fall schlief er schon ruhiger, als letzte Nacht. Denn im Halbschlaf wurde sie immer wieder von seiner Stimme ermahnt

    ES NICHT ZU TUN………… Was auch immer er meinte, es war nichts Gutes, denn jedes Mal hinter der Aussage, stöhnte er laut und schmerzhaft auf. Als wenn ihn jemand immer und immer wieder weh tun würde.

    Sie schauderte bei diesem Gedanken und wischte ihn schnell zur Seite „Barbara, du liest eindeutig zu viel Gruselromane" das war einer ihrer Ticks – Selbstgespräche – nicht solche, die die anderen hören – nein – sie unterhielt sich im Geiste mit sich selber. Manchmal, nein nicht nur manchmal, hatte sie den starken Verdacht schizophren zu sein. Aber das war eben der Nebeneffekt, wenn man durch den ausgeübten Job, nie lange an einem Ort blieb. Man brauchte Freunde. Aber woher nehmen, wenn nicht stehlen. Denn wenn man in einem Jahr, oft bis zu zehn verschiedene Orte besuchte, entwickelten sich Freundschaften nur wenige. Daher der Notgriff zu den Selbstgesprächen

    „Schon komisch, was einem immer im Kopf herumgeht, wenn man mal Muße hat und zum Denken kommt"sie stand immer noch unschlüssig vor ihrem Bett. Auf der einen Seite wollte sie sich bewegen, auf der anderen Seite, tja,…..Ihn so liegen und in seinem Gesicht zu lesen, was die Hintergründe, seines Zustandes waren, genügte doch im Moment auch.

    Sie wollte sich zwar nur darum drücken irgendwelche Tätigkeiten zu verrichten, weil sie genau wusste oder schon ahnte, dass das nicht schmerzfrei über die Bühne gehen würde „Okay, du Memme. Nehmen wir uns Obama zum Vorbild ^Yes, we can^"

    Au…au……au….das war ja noch schlimmer als sie annahm. Verfluchter Mist aber auch, warum musste Muskelkater immer so weh tun?" entsetzt hielt sie in ihrer Bewegung inne „Barbara, was bist du nur für eine Heulsuse. Dreh dich mal, wenn du von Schmerzen sprechen und lamentieren willst" denn genau in diesem Moment bewegte er sich. Griff nach irgendetwas, es schien als wolle er etwas abhalten.  Etwas dass ihm immer näher kam, denn inzwischen  rutschte er fahrig unter Stöhnen immer weiter nach oben. Hastig vor sich hin schlagende Bewegungen, die sich seinem qualvollen Monolog anpassten

    „NEIN! TU ES NICHT! BITTE…….. bitte……….ich flehe dich an" immer wieder wiederholte er die verzweifelten Sätze. Was darauf folgte, als er das Bettende erreichte, trieben ihr die Tränen in die Augen. Ein gellender Schrei breitete sich schmerzhaft in ihren Gehörgang aus. Wie Säure fraß sich der Laut in alle Windungen ihres Ohrs. Völlig in seinen Traum gefangen griff er sich in den Schritt, schrie abermals auf. Sein ganzer Körper bäumte sich, wie unter starken Schmerzen, auf. Vergebens schien es, wie Don Quijote seine Windmühlen, versuchte er irgendetwas oder irgendjemand davon abhalten zu wollen, ihn nochmals weh tun zu können. Und wieder ein Zucken, erst der Hände, darauf folgend sein Unterleib, begleitet von einer nur noch zu einem Röcheln fähigen, Reaktion. Sekundenlang stand sie wie angewurzelt in der Mitte des Durchganges. Sie musste sich losreißen, musste ihm helfen, zureden, ihn beruhigen „Was zur Hölle träumt er da?" das war eindeutig keine Fiktion, das spielte sich genau vor ihren Augen ab.

    Sie stieg aufs Bett, kniete in einiger Entfernung, neben ihm nieder. In diesem Moment spürte sie sogar nichts mehr von ihrem Muskelkater. Was wahrscheinlich durch das, immer noch einströmende Adrenalin, unterbunden wurde. Sie begann mit reden, sie hoffte, ihre Stimme würde zu ihm durchdringen. Durch diese Schicht aus Qualen und Nachtmahren „He du…..beruhige dich. Es ist niemand hier, der dir wehtun könnte. Schsch…. sie Schschte, sowie es auch schon immer ihre Mutter bei ihr getan hatte, um sie zu beruhigen „Schsch…… Es ist alles gut. Du bist in Sicherheit sie wartete auf eine Reaktion seinerseits, die sich langsam, aber fortschreitend zeigte.

    Seine Arme legte er seitlich seines Körpers auf die Matratze. Seine Brust hob sich zwar immer noch heftig im Takt, aber der Monolog verstummte. Sie hörte nicht auf mit ihrer beruhigenden Salvenreihe, durchbrochen durch dieses gewisse ^Schsch^. Sein Atem wurde immer ruhiger. Behutsam hüllte sie ihn in die Decke ein und strich ihm gedankenverloren über seine Wange.

    Sie spürte dieses Kribbeln in ihren Fingern, das sich anfühlte als ob tausende von kleinen Bakterien Autoscooter in ihrer Hand fahren würden. Selbst verwirrt über dieses Gefühl hielt sie in der Bewegung inne und beließ es beim Betrachten seines Gesichtes, das nun glänzend von Schweiß, ausgelöst durch den heftigen fiktiven Kampf gegen das Unbekannte, vor ihr auf dem Kissen lag.

    Aufgeschreckt durch das laute Klopfen an ihrer Tür wirbelte sie herum

    „Miss Valentine. Hallo? Sind sie da drin? es fiel ihr wie Schuppen von den Haaren, sie hatte nach diesem Erlebnis doch glatt ihren Arbeitsbeginn verpennt. Hastig krabbelte sie ans Bettende, hüpfte aber dann schnell von der Bettkante. Worauf sie schmerzvoll aufstöhnte „Gleich. Ich komme gleich schon hatte sie, kaum dass sie die Worte aussprach, den Türknauf in der Hand und öffnete vorsichtig einen Spalt ihre Tür

    „Ach, du bist es! Viktor! Warum musst du mich so erschrecken?" sie knuffte den besagten auf den Oberarm, worauf er sich theatralisch nach hinten fallen ließ 

    „Aaaahh….. diese Schmerzen „Idiot war ihre knappe Antwort auf dieses Schauspiel, das er ihr gerade geboten hatte „Jetzt weiß ich auch, warum du der Assistent vom Assistenten bist und kein Schauspieler. Du bist grottenschlecht, als Märtyrer setzte sie noch einen drauf. Finster blickte sie ihr Assistent daraufhin an „Hach, du bist doch nur ein Banause und verstehst nichts von wahrer Kunst „Hmmm, schon möglich. Aber du kannst mir dann sagen, wenn du mal auf die ^wahre Kunst^ triffst „Ach komm, du bist heut aber wieder mal so richtig fies drauf. Wollste ne Ratte verspeisen und die ist entwischt? bestürzt glitten ihre Gedanken zu ihrem ^Untermieter^.

    Sie konnte ihn unmöglich heute allein lassen. Überrascht über das seltsame Verhalten von ihr stupste er sie mit dem Finger an die Nase. Sie fokussierte ihren Blick auf den vernachlässigten Störenfried „Ach so…….ja ihre Wangen verfärbten sich zu einem dunkelrot. Beschämt schlug sie die Augen nieder um zu verhindern, dass er die Lüge, die sie jetzt von sich gab, nicht sofort erkannte. Sie konnte einfach nicht lügen „Ähem… ich kann heute nicht, ich.. versuchte sie es erneut „Was kannst du heute nicht? hakte er nach „Zur Arbeit erscheinen…..ich hab ….einen so derben…….Muskelkater bei diesen Worten blickte sie in seine dunkelbraunen fragenden Augen „Muskelkater?" fragte er argwöhnisch nach. Er versuchte neben ihrem Arm einen Blick auf ihr Bett zu erhaschen, was sie jedoch sofort vereitelte, indem sie ihre Tür weiter zudrückte. Verschmitzt grinste er über das Gesicht. Zwinkerte ihr auffällig zu und sagte laut

    „Ach so…..M u s k e l k a t e r er betonte jeden Buchstaben deutlich und langsam „OKAY, KLAR die Worte in Richtung Bett richtend „Sag deinem Muskelkater einen schönen Gruß. Dieses übertriebene Spielchen soll er demnächst auf deine Freizeit beschränken leiser setzte er hinzu „Ich lass mir was einfallen. Versprochen. Ich vergönne dir ja den Muskelkater, hattest du überhaupt schon einmal einen? bei diesen frechen Worten schubste sie ihn die Treppe ihres Trailers runter „Du….du bist unmöglich"

    „Ich weiß erwiderte er, sich nach vorne verneigend. „I`m impossible and too handsome. Grrrrrr pfeifend und singend lief er vorbei an den umstehenden Trailern bis er vollends verschwand

    „Du bist wirklich „impossible" grinste sie vor sich hin. Viktor war einer ihrer wenigen, wahren wirklichen Freunde. Er würde für sie alles auf die Beine stellen, solange es männliche wären. Sie konnte sich darauf verlassen, dass er ihr ein felsenfestes Alibi bescheinigen würde.

    Beschämt, über ihre gerade so gute Laune, schloss sie die Tür und drehte sich wieder zu ihm hin. Irgendwann musste sie ihm seine Verletzungen versorgen, die er eindeutig hatte und irgendwie musste sie ihn jetzt nur dazu bringen sich vor ihr auszuziehen. Minutenlang stand sie nun schon vor dem schlafenden Mann

    „Soll ich? Soll ich nicht? Soll ich ……..nicht?" unwillig setzte sie sich auf die Bettkante. Verbandsachen, Tape, Schere, Desinfektionsmittel. Alles hatte sie schon bereitgelegt

    „Na dann. Versuch es wenigstens. Er wird einsehen, dass das nötig ist" mit zustimmenden Bewegungen unterstrich sie ihr Vorhaben nun auch mit der Gestik eines Wackeldackels. Sie streckte ihren Arm nach seiner Mütze aus. Doch noch bevor sie überhaupt irgendein Kleidungsstück von ihm zu fassen bekam, klammerte sich seine Hand plötzlich um ihr Handgelenk und hielt es eisern fest.

    Mit offenem Mund, erschrocken über diese Reaktion, wagte sie nicht einmal mehr zu atmen. Seine Hand fing zu zittern an. Sein Atem verließ stoßweise seine, eh schon angeschlagene Lunge. Was sie nicht sehen konnte, er beobachtete sie schon die ganze Zeit durch seine abgedunkelten Gläser. Und dieses ^Anfassen^ wollte er nicht kampflos über sich ergehen lassen. Je länger diese skurrile Situation andauerte, desto mehr zitterte seine Hand. Er presste ein „NO" zwischen seinen hektischen Atemversuchen durch seine zusammengepressten Lippen und ließ seine Hand sinken

    „Okay, das könnte sich doch schwieriger gestalten, als sie vermutet hatte" gab sie sich im Moment geschlagen. Sie atmete hörbar ein paarmal tief ein und aus. Etwas ruhiger fing sie zu reden an „Es sind eindeutige zwingende Gründe vorhanden, dass ich das, sie machte wedelnde Bewegungen in seine Richtung, „nicht umgehen kann. Ich weiß, dass sie verletzt sind. Und ich lass sie sicher nicht leiden, wie ein angeschossenes Tier. Das steht fest. Und wenn sie nicht wollen, dass ich sie berühre…….dann muss ich sie doch noch zu einem Arzt bringen hastig schüttelte er seinen Kopf und es kam wieder ein flehendes

    „No…please" hervor. Alleine diese Überzeugung hinter diesen bittenden Worten, ließ ihr die Gänsehaut auflaufen. Der Verdacht, dass es sich bei ihm, um einen Kriminellen handeln musste, verhärtete sich immer mehr. Warum sonst wollte er keine Aufmerksamkeit seiner Verletzung auf sich ziehen? Einfach. Er versteckte sich vor irgendjemanden. Ja! Der ihn vermutlich verletzt hatte. Vielleicht hatte er sogar eine Schusswunde unter seiner Kleidung

    „Jaaa, Barbara und gleich stürzt er sich mit dem Hackepeilmesser auf dich und zerteilt dich in tausend Stücke. Genug zum Aufteilen wäre ja vorhanden"ihr gedankliches Zwiegespräch blieb nicht unbeobachtet. Er musterte ihre Mimik und schüttelte fragend seinen Kopf „Geht es dir gut? setzte er fragend an „Ja, ähem…..ja schon…..irgendwie. Also was machen wir denn nun oder besser gesagt, WAS darf ich machen bei dir? Wie hast du dich entschieden? lenkte sie das Thema schnell auf ihn mit diesen Fragen „Ich sagte es schon war seine knappe Antwort „Ich denke, ich habe genügend Erfahrungen um einfache Verletzungen zu versorgen, da ich die Stuntleute auch immer verpflastern muss, weißt du?! hoffnungsvoll schaute sie ihm direkt auf die ……Brillengläser

    „Wo befindet sich denn ihre Verletzung?" sein Kopf neigte sich gen Boden, sodass sie nunmehr nur noch seine Kapuze sah. Nach einigen Augenblicken hob er zögernd seinen Kopf und legte sich wortlos auf das Bett. Natürlich mit weiteren gequälten Lauten. Langsam griffen seine Hände den Saum seines Sweaters und seines Shirts, dass er darunter trug und zog sie genauso langsam nach oben. Was er ihr da offenbarte, verschlug ihr die Sprache.

    Wie schaffte der Mann es immer wieder, das schreckliche noch zu übertrumpfen?!

    ------------CUT------------

    Das schreckliche Bild vor ihren Augen verschwamm zusehends. Sie wusste im ersten Moment nicht warum, bis sie ganz deutlich fühlte, wie sich zwei Arme mit festem Druck, um ihren Oberkörper schlangen. So fest, dass es ihr schwerfiel Luft zu holen

    Ich hab sie! Sie können jetzt loslegen, Doc teilte hinter ihr jemand mit tiefer Stimme mit. Sie überlegte noch, wie sich das anhörte. Wie der Startschuss für das große Derby oder so ähnlich. Sie wollte ihren Kopf drehen, um denjenigen sehen zu können, der dieses Startsignal gab, aber er hielt sie nun so fest umklammert, seinen Kopf in ihrem Rücken drückend, das dieser Versuch sich als unmöglich herausstellte. Wenn er noch stärker an ihr ziehen und zerren würde, würde sie IHM wehtun. SEINE Hand lag nach wie vor fest vergraben, wie in einem Schutzbunker, zwischen ihren Händen.

    Entsetzt blickte sie nun um sich, um ihre Umgebung wahrzunehmen. Doc Daniel, DoubleD, wie er sich immer scherzhaft selber vorstellte, kam langsam auf sie zugelaufen. In seiner Hand glitzerte eine Flüssigkeit in einer Ampulle, da sich das hereinfallende Sonnenlicht vom Fenster, darin brach. Immer wieder sah sie von seiner Hand zu seinem traurig aussehenden Gesicht. Mit gehetztem Blick, weil ihr klar wurde, dass dieses Vorhaben ihr galt, suchte sie den Raum nach einer Ausweichmöglichkeit ab „Was sollte sie jetzt tun?" diese Frage hallte in ihrem tauben Gehirn umher

    „Nein ganz leise und gepresst kam das erste Nein aus ihrem Mund „Barbara, ganz ruhig, sie brauchen keine Angst zu haben. Das wissen sie, nicht wahr? Sie kennen mich doch. Ich bin es doch, DoubleD. Sie können mir vertrauen, ich will ihnen nur helfen beschwichtigend mit erhobenen Händen kam er langsam,auf sie einredend, immer näher

    „Nun machen sie schon Doc" kam es von ihrem Rücken her und nun erkannte sie auch den Bariton. Kevin umklammerte sie nun noch fester, dass ihr fast unmöglich schien, nicht ohne Gefahr zu laufen, ihr einige Knochen zu verletzen. Verzweiflung machte sich in ihr breit, dieses hilflose Gefühl überwältigte sie gerade so stark, dass sie den Blick vom Doc abwandte und hilfesuchend in Tobias Gesicht sah

    Hilf mir doch" flehte sie in Gedanken „sie wollen mich von dir wegholen" als sie die Hand vom Doc an ihrem Arm spürte, war es als wenn sich gerade ein Schalter umgelegt hätte. Hörbar einrastend in ihren Gehirnzellen. Wie eine wild gewordene Furie brüllte sie los, schlug, kratzte, biss um sich

    „AAAAAAHHHHHHH!"

    von dieser plötzlichen Reaktion vollkommen überrascht, schaffte sie es sogar Kevin von sich abzuschütteln. Einen fast zwei Meter großen Kerl, ihn vom Bett zu stoßen, aufspringend, die Hände nun zu Fäusten geballt, bereit mit aller, ihr gegebenen Kraft, ihn und sich vor den Übergriff zu schützen

    „VERDAMMTE SCHEIßE DOC dröhnte Kevins Fluchtirade nun durch den Raum „Du Biest zu ihr gewandt „So klein und so trotzig begann er mit dunkler Stimme, seinen Angriff „Na warte völlig unerwartet ergriff er ihre Beine, zog sie mit einer schnellen Bewegung zu sich heran, woraufhin sie geräuschvoll aufs Bett krachte. Sie versuchte sich sofort frei zu kämpfen, da er blitzschnell die Umklammerung wieder aufnahm. Sich unter ihm hin und her windend, wie eine in der Schlinge steckende Anakonda, kreischte sie auf

    „AAAHHHH, LASS MICH LOS"

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