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TinaRainford: Wenn Sterne fallen
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eBook224 Seiten2 Stunden

TinaRainford: Wenn Sterne fallen

Von epubli

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Über dieses E-Book

Schon frühzeitig konnte die "Kleene mit der großen Stimme" Zuhörer und Produzenten begeistern. Ihre Berufung Musik wurde auch bald zu ihrem Beruf. 1976 bot ihr Drafi Deutscher, ein Freund aus Jugendtagen, an, den Titel "Silverbird" einzusingen.
1977 wurde ihr die Ehre zuteil, die vor und nach ihr kein deutscher Interpret aufweisen kann - sie erhielt in Nashville den COUNTRY MUSIC AWARD.
Ihr "Silverbird" flog um den ganzen Erdball und wäre auch heutzutage mit rund drei Millionen verkaufter Schallplatten ein absoluter Welt-Hit.
Gemeinsam mit ihrem Produzenten JÜRGEN WESTPHAL hat TINA RAINFORD die Geschichte ihres rasanten Erfolges und auch ihren tiefen Fall aufgearbeitet.
Jürgen Westphal, geboren am 17.01.1955, in Fröndenberg, absolvierte eine kaufmännische Ausbildung. Bei seinen Auslandsaufenthalten in London und Genf sammelte er wichtige Erfahrungen. Seit 1977 ist Jürgen Westphal in der Musikbranche als Sänger, Produzent, Autor und Verleger tätig. Die Zahl seiner Veröffentlichungen geht in die Hunderte. Zu seinen bekanntesten Acts gehören neben Tina Rainford Schlagerstars wie Siw Malmkvist, Nina Lizell, Nina und Mike, Lys Assia, Anne Karin oder Graham Bonney. Seit vielen Jahren ist er sehr eng mit Tina Rainford befreundet.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum4. Juli 2014
ISBN9783737500173
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    Buchvorschau

    TinaRainford - epubli

    12. Mai 1987 - Berlin

    Der Himmel hat es gut gemeint. Der sprichwörtliche Frühling liegt in der Luft, und der Tag zeigt sich von seiner sonnigsten Seite.

    Das hätte ich als gutes Omen annehmen können, aber die Nachtfahrt von Frankfurt nach Berlin nimmt mich ziemlich mit. Die Grenzkontrollen ziehen sich trotz der Nachtzeit endlos in die Länge, und meine Nervosität und innere Anspannung kann ich nur noch mit einer weiteren Valium bekämpfen. Ich bin daran gewöhnt, Tabletten ohne Wasser zu schlucken, die beruhigende Wirkung setzt dann schneller ein. Zumindest ist das bei mir der Fall.

    Ein kritischer Blick aus unfreundlich dreinblickenden Augen auf meinen britischen Pass -RAINFORD, CHRISTA- und endlich geht es weiter. Na ja, denke ich, irgendwie macht der Mann auch nur seinen Dienst und muss die Nacht mit der Kontrolle seiner Klassenfeinde verbringen. Wahrscheinlich läge er lieber bei seiner Freundin in Rostock, Weimar oder sonstwo gemütlich im Bett. Vielleicht hat er sich den Job aber auch ausgesucht - gefragt habe ich ihn nicht.

    Höchste Konzentration. Nachtfahrten waren noch nie mein Ding. Zu allem Überfluss funktionieren die Bremsen nicht mehr richtig. Wäre ich doch nur noch in Frankfurt zur Werkstatt gefahren. Egal, es ist nicht mehr zu ändern. Den Stress mit der Wohnungsauflösung hatte ich hinter mich gebracht, und bis Berlin wird der Wagen schon noch aushalten. Im Nachtprogramm höre ich den SFB und denke: Heimatsender. Ich freue mich langsam auf meine Stadt.

    Zu viele Dinge gleichzeitig schießen wie Blitze durch meinen Kopf, die Valium hat ihre Wirkung auch längst verloren. Bruder anrufen ... Werkstatt finden... Pünktlich in der Klinik sein. Am Mittag steht das Treffen mit meiner Freundin Marlis Roever an, die alles für mich organisiert hat. Marlis hat mich wochenlang beredet, und schließlich habe ich eingewilligt, einen stationären Entzug im Jüdischen Krankenhaus zu machen. Dazu ist allerdings ein intensives Vorgespräch mit dem Arzt notwendig. Dieses Vorgespräch soll heute Nachmittag stattfinden.

    Mein Bruder Lothar ... Nach dem Tod meiner Eltern sind wir beide die Familie und halten zusammen. Streit hat es zwischen uns nie gegeben, auch als wir Kinder waren nicht. Lothar war noch ein echtes Kriegskind. Ich glaube, wir müssen beide Wunschkinder gewesen sein, denn die allgemeine Lage 1946, direkt nach dem Kriegsende in Berlin, war alles andere als ermutigend. Papa war aus der Kriegsgefangenschaft zurück, und ganz sicher stand ein zweites Kind nicht ganz oben auf der Wunschliste, doch Mama hatte immer erzählt, wie glücklich sie war, als sie merkte, dass sie schwanger war. An einer Abtreibung habe sie niemals gedacht, unter den damaligen Umständen wäre das auch bestimmt mit einem hohen Risiko behaftet gewesen.

    Mein errechneter Geburtstermin war ausgerechnet Weihnachten 1946, und da ich wohl schon immer die Pünktlichkeit als preußisches Relikt gepachtet hatte, setzten bei Mama auch exakt am ersten Weihnachtstag nach dem Frühstück die Wehen ein. Ganze vier Pfund habe ich bei der Geburt gewogen - aber, wie Mama immer sagte: Klein, aber oho. Getauft haben sie mich dann, da ich ja ein Christkind war, auf den Namen Christa. Gerufen hat mich allerdings nie jemand so, für alle war ich immer die Kleene oder Tina.

    Berlin war fast vollkommen ausgebombt, trotzdem war meine Familie wie durch ein Wunder heil durch die miesen Zeiten gekommen. Alle hatten überlebt, und das war das Wichtigste. Wahrscheinlich hat die Nähe zu Gott uns auch in den Kriegswirren behütet (Unsere ganze Familie war in der Heilsarmee.). Man glaubt jedenfalls ganz fest daran.

    Wir wohnten in einer kleinen, aber schönen 2-Zimmer-Wohnung mit heißem Wasser aus der Wand. Damals der pure Luxus. Dazu besaßen wir ein rosa Sofa. Das war die absolute Sensation. Wer konnte schließlich ein rosa Sofa sein eigen nennen? Papa hatte es von einem Amerikaner geschenkt bekommen, und es war der Stolz der kleinen Familie. Mama und Papa schliefen im Wohn-Schlafzimmer, und Lothar und ich teilten uns das andere. Und noch etwas war ein absolutes Kleinod - ein eigener Plattenspieler. Im Winter kamen alle unsere Schulfreunde in unsere Wohnung, um die alten Platten zu hören. Mama machte belegte Brote und Brause. So liefen oft zehn Kinder durch die zwei Zimmer, und Mama blieb immer freundlich und lieb. Woher sie oftmals die Nerven genommen hatte, ist mir ein Rätsel. Aber nicht nur das. Sie wusste, dass der größte Spaß bei Kindergeburtstagen Schokoladeschneiden war. Schokolade gab es selten und war heißbegehrt. Alle Kinder saßen um einen Tisch mit einem Würfel. Wer eine Sechs würfelte, musste Mütze aufsetzen, Schal umbinden und Handschuhe anziehen und dann versuchen, mit Messer und Gabel ein Stück Schokolade abzuschneiden. Meinte es das Glück gut, dann konnte man genüsslich Schokolade verzehren, bis der nächste eine Sechs gewürfelt hatte. Hatte man Pech, dann kam man über das Handschuhanziehen nicht hinaus. Da ging es hoch her - ein Riesenvergnügen. Und Mama hat es immer irgendwie geschafft, Schokolade zu organisieren.

    Aus Erzählungen von Onkeln und Tanten weiß ich, dass man allseits erstaunt war, dass ich mit zwei Jahren nicht nur sprechen, sondern auch wunderschön singen konnte. Singen, Tanzen, Modenschau war mein Liebstes, vor allem, wenn ich das nötige Publikum hatte. Trotzdem war ich wahrscheinlich nicht eitler und geltungsbedürftiger als alle anderen Mädchen in meinem Alter. Wer hat nicht einmal davon geträumt, irgendwann ein Superstar zu werden?

    Aber ich hatte nicht nur zu Hause ein freundliches Publikum. Dafür sorgte meine Tante Ruth. Ihr amerikanischer Freund Curtis, der bei der Armee war, nahm mich manchmal mit in den Club. Dort stellte man die kleene Göre auf einen Stuhl. Onkel Fritz spielte Gitarre, und ich sang. Natürlich stiegen den meisten der Jungs Tränen in die Augen, hatten sie doch überwiegend selbst Familie und Heimweh nach USA. Sie trugen mich im wahrsten Sinne des Wortes auf Händen, und alle wollten mir was Gutes tun. Also gab es Fresstüten, Eiscreme im Winter, Jeans usw. Die Fresstüten waren der absolute Hammer. Mein Bruder war damals kränklich und bekam so die ersten Orangen und Bananen seines Lebens. Mit Onkel Curtis hatte ich auch Weihnachtslieder auf englisch geübt - ich kann sie übrigens heute noch auswendig. Das war mein größter Erfolg. Sentimentalität pur.

    Der Zusammenhalt wurde in unserer Familie immer groß geschrieben, und an den Geburtstagen und sonstigen Feierlichkeiten wurde kräftig musiziert. Zwei alte Tanten waren verbriefte Jungfrauen, meine Onkel Max und Otto, die außerhalb Berlins in der sogenannten Ostzone wohnten, waren auch stets dabei. Die alten Tanten brachten immer ihre Gitarren mit, und nach einem guten Essen wurde gesungen, was das Zeug hielt. Die Männer hatten auch Instrumente, mussten sich aber immer zurückhalten, denn für Trompete, Horn und Tuba war die Wohnung wirklich nicht geeignet. Alkohol war selbstverständlich bei der Heilsarmee verteufelt und verpönt, aber es kam auch ohne ihn immer eine tolle Stimmung auf.

    1949 wurde der zweite deutsche Staat, die DDR, gegründet, und meine halbe Verwandtschaft war nun Bürger der DDR. Wohl dem, der einen Ami in der Familie hatte, so war fürs leibliche Wohl immer gesorgt. Und mein Opa Heinrich, der Große Opa genannt, zog immer eine Salami aus der Tasche und lieferte Eier. Er hatte ein kleines Häuschen mit Garten und Hühnern. Ob die Salami allerdings auch aus Hühnerfleisch war, das weiß ich nicht mehr. Opa war fast blind, und ich liebte ihn sehr. Er hat mir viele menschliche Werte vermittelt.

    Verdammt, ich muss mich konzentrieren. Nur nichts falsch machen, nicht zu schnell fahren, überall lauern gut getarnte Radarfallen zu allen Tag- und Nachtzeiten auf der Transitstrecke. In der DDR war die Überwachung des Tempolimits perfekt organisiert - eine gute Devisenquelle. Trotzdem kann ich es nicht verhindern, dass meine Gedanken immer wieder in die Vergangenheit zurückwandern.

    An meinen ersten Schultag kann ich mich beispielsweise noch genau erinnern, als ob es gestern gewesen wäre. Ausgerechnet ich war in einer Versuchsklasse für Ganzheitsmethode gelandet. Ich bekam natürlich eine riesige Schultüte mit süßen Sachen, und im Gegensatz zu heute waren mein Haare raspelkurz. Ich hatte mich erfolgreich gegen das ständige Durchkämmen gewehrt und eine Kurzhaarfrisur durchgesetzt. Da Anfang der 50er Jahre noch Ostern eingeschult wurde, bestand unsere erste Aufgabe darin, Ostereier in ein Heft zu malen. Am nächsten Tag wurde es noch langweiliger, da musste man die drei Seiten Ostereier bunt gestalten. Das hat mir die Sache mit dem Malen wahrscheinlich fürs ganze Leben verleidet. Beim Lesen hielt man mich zunächst für ein Wunderkind, so gut klappte das. Mein Geheimnis bestand allerdings darin, dass ich sehr schnell alles auswendig konnte und genau wusste, was da geschrieben stand. Natürlich blieb das meiner Lehrerin nicht lange verborgen, und dann gab es kein Entrinnen mehr.

    Meine große Leidenschaft war jedoch das Singen. Da das Fernsehen noch in den Kinderschuhen steckte, spielte den ganzen Tag das Radio. Und wir übten uns in Hausmusik.

    Papa sang schon immer mit mir im Duett, er hatte eine wunderbare Stimme und wäre vielleicht ein großer Tenor geworden, wenn die Familie die nötigen finanziellen Mittel gehabt hätte. So blieb es beim Hausgebrauch. Manchmal sang auch meine Tante Mary mit uns, und so übte ich mich früh im dreistimmigen Gesang. Begleitet habe ich uns auf einer kleinen Gitarre, die in etwa die Größe einer Ukulele hatte. Diese Gitarre war speziell für meine Mama angefertigt worden, als sie noch ein kleines Mädchen war. Ich habe sie heute noch, mittlerweile ist sie über 80 Jahre alt.

    Papa war nicht nur ein toller Sänger, sondern auch ein Klasse-Sportler. Er hatte alle Sportabzeichen, die man sich denken konnte und den DLRG-Rettungsschwimmerschein. Da die Zeiten damals in Berlin vergleichsweise hart waren und wir auch nur Geld fürs Nötigste besaßen, war unser Sonntagsausflugsziel oft die Krumme Lanke. Papa und Lothar saßen auf dem Fahrrad und die kleine Tina auf dem Kindersitz vorne. Mama kam mit der S-Bahn nach.

    An der Krummen Lanke wurde ich an die Leine gebunden und musste richtig schwimmen lernen. Und so wurde im Sommer das Freibad das zweite Zuhause für Lothar und mich. Da man mir Kleenen wohl nicht zutraute, dass ich schon schwimmen konnte, wettete mein Bruder fleißig mit seinen Kumpels um Eis, dass seine kleine Schwester vom 5-Meter-Turm springt. So habe ich uns damals so manche Eistüte ersprungen.

    Für meine Lehrer war ich in der Schule nicht der absolute Knaller, und der Typ, der dem Lehrer die Schultasche trägt, war ich nie. Aber ich war beliebt bei meinen Mitschülern. Schließlich kannte ich alle neuen Schlager und konnte sie vorsingen, wobei ich mich dann mit meiner kleinen Gitarre begleitete.

    Rein musikalisch war jedoch damals in Berlin eine besondere Musik der absolute Schrei - Skiffle. Mit Lothar, Fritz, Detlef und Soni, der eigentlich Jürgen hieß, gründete ich also eine solche Skiffle-Band. In unserem Keller durften wir üben und rauchten heimlich dabei. Die Jungs waren keine unbedingten musikalischen Talente, und so kam es auch nie zu einem einzigen Konzert. Aber einen super Spaß hatten wir auf jeden Fall, besonders als Fritze und Detlef die Haare gefärbt haben wollten. Farbe wurde organisiert, schwarz musste es sein, und Fritze, der ein dunkler Typ war, sah mit seinem blauschwarzen Haar eigentlich nicht übel aus. Beim armen Detlef hingegen, von Natur aus weißblond mit Locken, war das Ergebnis grauenhaft. Er rannte sofort zu seinen Eltern und die schnell mit Sohn im Gepäck zum Friseur, der aber unter Aufbietung aller Künste nicht über ein Orange hinaus kam. Heute wäre das vielleicht cool gewesen, in den 50er Jahren schlicht eine Katastrophe. Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht sorgen, und wir machten alles noch schlimmer, indem wir sangen: ROTKOPF - DIE ECKE BRENNT - FEUERWEHR KOMMT

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